DAS ZEIT- ALTER DER SEGEL- SCHIFFE

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1 KAPITEL 3 DAS ZEIT- ALTER DER SEGEL- SCHIFFE Das 18. Jahrhundert war die Blütezeit des Segelschiffs, und es wurden immer größere und bessere Kriegsschiffe gebaut. Der Wettstreit der Flotten um die Vorherrschaft auf See, dessen Ausgang noch offen war, wurde am Ende des Jahrhunderts zugunsten von Großbritannien und der Royal Navy entschieden. IM AUGUST 1653 entbrannte vor der holländischen Küste bei Ter Heyde eine erbitterte Schlacht zwischen den Engländern und ihren gefährlichsten Feinden auf See, den Holländern. In diesem Gefecht fiel der holländische Admiral Maarten Tromp.

2 das zeitalter der segelschiffe Der Verlust der»großen Armada«im Jahre 1588 bedeutete für die spanische Seemacht nicht den Anfang vom Ende. Die Armada Real erlangte rasch wieder ihre frühere Stärke. Im Gegensatz zu seinen europäischen Widersachern benötigte das mit Portugal vereinigte Spanien eine starke Flotte, um seine riesigen, an Schätzen reichen, doch verwundbaren Hoheitsgebiete in Übersee zu schützen. Die gefährlichsten Gegner auf See waren dabei nicht etwa die Engländer, sondern die ehemaligen Untertanen des Königs in den Niederlanden. Dort kämpften die Vereinigten Provinzen des Nordens seit Jahrzehnten gegen Spanien. Nicht genug damit, dass die abtrünnigen Holländer auf Kosten der Spanier und Portugiesen durch ausgedehnten Handel zu Wohlstand gelangten sie setzten Spanien überdies in schweren Seegefechten zu. Die Spanier versuchten immer noch, feindliche Schiffe zu entern, als es längst vorrangig auf die Bestückung mit Kanonen ankam. Diese Fehleinschätzung rächte sich am 25. April 1607 zum wiederholten Male, als eine holländische Flotte von 26 Schiffen unter Admiral Jacob van Heemskerck eine spanische Flotte vor Gibraltar besiegte und viele Schiffe versenkte. Nach dieser Niederlage war Spanien bereit, einen zwölfjährigen Waffenstillstand ( ) mit Holland zu unterzeichnen. Das spanische Königreich gegen die Holländer, EINE GUSSEISERNE KANONE auf breiten Holzrädern, auf denen man das Geschütz über das Deck rollen konnte. Daneben abgebildet sind die Gerätschaften, die für den Gefechtseinsatz benötigt werden, darunter auch kleinere Werkzeuge, etwa zum Säubern der Zündlöcher. Bevor der Waffenstillstand ablief, mussten die Spanier einen Weg finden, um zu alter Stärke zurückzufinden und die Holländer zu schlagen. Don Gaspar de Guzmán, Herzog von Olivares, glaubte zu wissen, wie dies zu bewerkstelligen sei. Wie Frankreich war auch Spanien keine klassische Seemacht. Gefürchtet war vor allen Dingen das Heer und weniger die Flotte. Olivares glaubte, das Heer könne die Niederlande in Flandern isolieren und eine Blockade der Küste erreichen. Im Ärmelkanal könnten spanische Freibeuter die holländischen Handelswege abschneiden und so die Wirtschaft ruinieren. Dann erst sollte eine spanische Invasion an der holländischen Küste stattfinden. Spanien musste seine begrenzten Seestreitkräfte mit Bedacht über die Welt verteilen, um sein wachsendes Reich und extrem weite Seewege vor holländischen, französischen und englischen Angriffen zu schützen. Die spanische Hauptflotte war die Armada del Mar Océano, die Atlantikflotte, geschaffen zum Schutz der Seewege über den Atlantik, denen oberste Priorität galt. Ohne das Silber aus Neuspanien (Mexiko) drohte dem spanischen Finanzhaushalt und damit auch der Kriegskasse der Kollaps. Um 1620, nach dem verspäteten Beginn eines 1617 eingeleiteten Aufbauprogramms, zählte diese Flotte 46 Schiffe. Im größten Hafen lagen 23 Schiffe, weitere 18 Galeonen waren in Gibraltar stationiert. Die Spanier hatten 2,6 Millionen Dukaten in den Bau von 24 Galeonen investiert. Im Jahre 1638 schließlich war die spanische Seestreitmacht beeindruckender als je zuvor : Gliedergeschoss 2: Kettengeschoss 3 und 4: verbundene Stangengeschosse 5: Massivgeschoss mit sich öffnender Verbindung 6: Geschoss mit Messerklingen NEBEN MASSIVEN GESCHOSSEN oder Schrapnells, die ein Schiff versenken oder seine Besatzung töten sollten, wurden diese Kettengeschosse vorrangig dazu verwendet, Rahen und Masten zu zerstören und die Segel zu zerfetzen. 3 Waffenstillstand oder nicht, die Holländer hatten im Mai 1615 mit sechs Kriegsschiffen unter dem Kommando von Admiral Joris van Speilbergen Kap Horn (Tierra del Fuego) umrundet und die Südpazifikflotte (Armada del Mar Sur) von Admiral Rodrigo de Mendoza in die Flucht geschlagen, welcher dabei zwei seiner Schiffe verlor. Anschließend plünderten die Holländer große Abschnitte der spanisch-amerikanischen Pazifikküste. Um ähnliche Katastrophen im Atlantik zu vermeiden, verstärkten die Spanier ihre Geleitschutzflotte (Armada de la Guardia). Diese Maßnahme diente speziell zum Schutz ihrer Silberflotten (Flotas), die einmal jährlich mit Silber aus Mexiko von Vera Cruz über Havanna nach Cadiz segelten. Unter Admiral Fadrique de Toledo wurde die»flotte über dem Winde«(Armada de Barlovento) geschaffen, die je nach Bedarf entweder in Havanna oder in Cadiz stationiert war. Ihre Aufgabe war es, die Westindischen Inseln von Piraten zu säubern, welche diese Gewässer regelrecht verseuchten und die spanischen Verkehrswege bedrohten. Als 1635 jedoch ein neuer Krieg mit Frankreich ausbrach, mussten beide Seestreitkräfte reduziert werden, um den Anforderungen in der Heimat gerecht zu werden. All dies waren im Großen und Ganzen immer noch defensive Maßnahmen, so dass die Stärke Hollands, bedingt durch ein faktisches Handelsmonopol mit dem Baltikum, weiter zunahm. Ohne das Holz aus dieser Handelsbeziehung würden die holländischen Schiffe verrotten, ohne die Vorräte an Teer, Pech, Seilen und Hanf wäre die holländische Flotte bald manövrierunfähig, und ohne das Getreide aus Polen bräche unter der Bevölkerung des Landes eine Hungersnot aus. Im Jahre 1626 legte Olivares daher Pläne für den Aufbau einer gemeinsamen Flotte mit Polen vor, die entweder von Riga oder von Danzig aus auf Kaperfahrt gegen holländische Handelsschiffe gehen sollte. Bis 1630 dachte man noch an einen weiteren Stützpunkt in Stralsund oder Wismar, doch dann machte der Eintritt Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg diese Pläne zunichte. Olivares war ein kühner, global denkender Stratege, der bereit war, zur Erreichung seiner hochgesteckten Ziele auch Risiken einzugehen. Wenn es möglich wäre, die Westverbindung Hollands durch den Ärmel

3 das zeitalter der geschütze Schlacht bei Lepanto 1571 Ein Teil des Mittelmeers nach dem anderen, eine Halbinsel nach der anderen fiel den Osmanen in die Hände. Nachdem die Türken Griechenland und die griechischen Inseln kontrollierten, war auch Italien bedroht. Der Papst und die Republik Venedig verbündeten sich mit Philipp II. von Spanien, der sehr genau wusste, was von dieser Schlacht abhing, die so entfernt von seinem Reich ausgefochten wurde. Die Türken waren immer herausragende Bogenschützen gewesen und waren zum Zeitpunkt der Schlacht auch sehr gute Seeleute auf schnellen Galeeren. Die venezianische Massenproduktion von Schiffen und Geschützen brachte eine mächtige Flotte hervor. Spanische Rüstungen und Arkebusiere glichen die traditionellen türkischen Stärken aus, und die Anwesenheit einer päpstlichen Flotte sowie der Ablass, den der Papst versprach, führten zu einem erbitterten Kampf für den Glauben. 2Ali Pascha brennt auf einen Kampf. Er sammelt seine Flotte um sein Flaggschiff und fährt direkt in den Halbmond ein. Als die Türken sich nähern, werden die sechs Galeassen vor den Rest des Halbmondes gezogen. 3Die türkische Flotte teilt sich, um die Galeassen zu passieren. Die Breitseiten der Giganten bringen den Türken schwere Schäden bei. Dann schieben sich die Galeassen langsam in den Rücken der gegnerischen Flotte. Heilige Liga Lepanto Griechen land Osmanisches Reich Mittelmeer Der Golf von Lepanto liegt westlich des Golfes von Korinth in der Nähe der griechischen Hafenstadt Patras, in einer langen Meerenge des Ionischen Meeres, die die Halbinsel Peloponnes vom griechischen Festland trennt. 1Don Juans Geschwader fahren in den Golf von Patras ein, auf den Ankerplatz der Türken zu, der durch Türme und Küstenartillerie geschützt ist. Die christlichen Schiffe formieren sich zu einem Halbmond, dessen Spitzen zum Gegner hin gebogen sind. 4In der Mitte wird besonders erbittert gekämpft, während sich an den Flanken allmählich die Christen durchsetzen und die Türken umfassen. 5Einigen türkischen Schiffen gelingt es, die christliche Flanke zu durchbrechen, aber die meisten sitzen in der Falle. Die Christen vernichten fast die gesamte türkische Flotte

4 das 19. jahrhundert seinen eigenen Plan. Angeblich soll er sein Fernrohr an sein blindes Auge gehalten und gesagt haben:»ich sehe wirklich kein Signal.«Nelsons kühner Zug war am Ende erfolgreich. In einem dreistündigen Gefecht eroberte Nelson 17 dänische Schiffe, woraufhin der dänische König einem Waffenstillstand zustimmte. Die Schlacht kam die Briten jedoch teuer zu stehen. Über 2000 Mann starben bei dem Angriff, wobei die Verluste auf beiden Seiten etwa gleich hoch waren. Dänemark zog sich aus der Koalition zurück, doch verübelte man den Briten ihre Aggression bitter, und dänische Werften bauten weiterhin Schiffe für Frankreich. Obwohl Dänemark ein neutraler Staat war, segelte 1807 abermals eine britische Flotte nach Kopenhagen und bombardierte die Stadt so lange, bis sie kapitulierte. Die Briten verbrannten alle dänischen Schiffe, die sie nicht erbeuten konnten. Die erzürnten Dänen führten danach von 1807 bis 1814 einen Kaperkrieg gegen die Briten in der Ostsee. DIE SCHLACHT VON KOPENHAGEN. Am 2. April 1801 vernichtete ein britisches Geschwader unter dem Kommando von Admiral Horatio Nelson die dänische Flotte. GEGENÜBER: Porträt des Admirals Horatio Nelson ( ), Großbritanniens erfolgreichstem Seehelden in den Napoleonischen Kriegen. Trotz seiner privaten Affären erfreute er sich immenser Popularität. Die Schlacht von Trafalgar: Nelsons letzter Sieg Im Jahre 1805 bereitete Napoleon erneut eine Invasion in Großbritannien vor. Die spanischen und französischen Flotten lagen immer noch in ihren Häfen fest. Also wurde der französische Admiral Pierre-Charles Villeneuve mit der Aufgabe betraut, die britischen Blockadeschiffe so abzulenken, dass die Transporter der Invasionsflotte in See stechen konnten. Nelson wiederum hielt in einiger Entfernung seine Blockade aufrecht und hoffte, die Franzosen zum Kampf herauslocken zu können. Die französische Flotte lief am 30. März 1805 in Toulon aus und konnte Nelsons Blockadeflotte ausweichen. Nachdem die Franzosen in Cadiz ein spanisches Geschwader befreit hatte, brachen sie zu den Westindischen Inseln auf. Nelson war ihnen dicht auf den Fersen. Die alliierte Invasionsflotte stach jedoch

5 das 19. jahrhundert Die Schlacht von Trafalgar, 1805 Die vereinigte französisch-spanische Flotte mit 33 Linienschiffen bildete eine Schlachtlinie, um den Vorstoß der Briten mit vollen Breitseiten zu stoppen. Lord Horatio Nelson reagierte mit einem kühnen Plan: Er teilte seine Streitkräfte in zwei Kolonnen auf, die von ihm selbst und seinem Vizeadmiral Cuthbert Collingwood angeführt wurden, und durchbrach mit ihnen an zwei Stellen die feindlichen Linien. Das Ergebnis war ein großes Durcheinander, da sich nun britische und französische Schiffe einzeln Nahgefechte lieferten. Nach einer Weile jedoch gelang es weiteren britischen Schiffen, die Feindeslinie zu durchbrechen und sich leeseits zu formieren, so dass die Briten nun mehrere französische und spanische Schiffe von zwei Seiten gleichzeitig angreifen konnten. Dies erklärt auch, warum die Briten 22 feindliche Schiffe erobern oder versenken konnten, ohne selbst ein einziges Schiff zu verlieren. Elf französische und spanische Schiffe schafften es zurück nach Cadiz, doch als Seestreitmacht hatte die französische Flotte keine Bedeutung mehr. 2Nelson schickt der französisch-spanischen Vorhut mehrere seiner Schiffe entgegen, um mit dieser Finte von seinem eigentlichen Schlachtplan abzulenken. LUV- ODER WINDSEITIGE KOLONNE 3Die britische luvseitige Kolonne, angeführt von Admiral Nelson auf der HMS Victory, segelt in einem beinahe rechten Winkel auf die französisch-spanische Linie zu. Dadurch sollen Vorhut und Haupteinheit des Feindes voneinander getrennt werden. HMS Victory Redoutable 5Britische Artillerie und Taktik erweisen sich als überlegen. Die französischspanische Flotte wird nahezu vernichtet. Bucentaure HMS Royal Sovereign Santa Anna LEESEITIGE KOLONNE Atlantischer Ozean Spanien Trafalgar Cadiz Marokko Die Schlacht von Trafalgar wurde vor Kap Trafalgar im Südwesten Spaniens auf dem offenen Atlantik unweit der Hafenstadt Cadiz ausgetragen. 4Die britische leeseitige Kolonne unter dem Kommando von Cuthbert Collingwood auf der Royal Sovereign trennt die Nachhut der französisch-spanischen Flotte von der Hauptflotte ab. 1Die vereinigte französischspanische Flotte segelt in einer ungeordneten Linie nordwärts in der Hoffnung, der britischen Flotte zu entkommen