KULTURWISSENSCHAFTEN PHILOSOPHIE. Deutschland HANDBUCH

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1 B BA KULTURWISSENSCHAFTEN PHILOSOPHIE Deutschland HANDBUCH 14-1 Die klassische deutsche Philosophie nach Kant : Systeme der reinen Vernunft und ihre Kritik ; / Walter Jaeschke ; Andreas Arndt. - München : Beck, S. ; 23 cm. - ISBN : EUR [#2998] Diese großangelegte Monographie der beiden Autoren Jaeschke und Arndt hat das Zeug zum Standardwerk. Es handelt sich dabei um die ausführliche Version eines Textes, der in konzentrierter Form auch im Rahmen der mehrbändigen Geschichte der Philosophie von Wolfgang Röd im selben Verlag erschienen ist. 1 Jene Kurzfassung kann bedenkenlos demjenigen empfohlen werden, der sich solide über die wesentlichen Denkformen der klassischen deutschen Philosophie informieren will. Der vorliegende Band ist dagegen das Buch der Wahl für denjenigen, der sich umfassend und ausführlicher mit dem gesamten Komplex der klassischen deutschen Philosophie befassen möchte. Wer es knapper haben will, greife zu dem anderen erwähnten Band, der vermutlich für die meisten Bedürfnisse etwa von Studenten und Philosophielehrern genügen dürfte. Ein Vorteil der umfangreicheren Ausgabe liegt aber darin, daß er Fußnoten enthält, während der knappere Band die Anmerkungen im hinteren Teil des Buches aufgenommen hat, was für den Leser weniger komfortabel ist. Wer sich für einzelne Aspekte der klassischen deutschen Philosophie, wie z.b. ihre Geschichtsphilosophie interessiert, kann auf weitere einführende Texte zurückgreifen. 2 1 Die Philosophie der Neuzeit. - München : Beck cm. - (Geschichte der Philosophie ; ) [3161] Teil 2. Klassische deutsche Philosophie von Fichte bis Hegel / von Walter Jaeschke und Andreas Arndt S. - (... ; 9,2). - ISBN : EUR Rez.: IFB Z.B. Die Geschichtsphilosophie des deutschen Idealismus : Kant - Fichte - Schelling - Hegel / Dietmar Hübner. - Stuttgart : Kohlhammer, S. ; 23 cm. - ISBN : EUR [#2116]. - Rez.: IFB

2 Beide Autoren sind anerkannte Spezialisten ihres Fachgebiets, so etwa Jaeschke als Hegel-Kenner. 3 Dementsprechend solide und niveauvoll ist die Darstellung, die ein großartiges Panorama des deutschen Denkens nach Kant zeichnet. Nach Kant bedeutet hier nicht einfach, daß sich dieses Denken chronologisch nach Kant entfaltete, sondern auch sachlich gesehen schlicht den Umstand, daß es nach Kant nicht mehr möglich war, in den Bahnen der rationalistischen Metaphysik weiterzudenken es war also auch ein Denken, das nach dem Denken Kants darauf angewiesen blieb, sich mit Kant auseinanderzusetzen. 4 Selbst noch die Versuche der Zeit, eine Rückwendung zur Wiedergewinnung von Inhalten vorkritischer Metaphysik durchzuführen, konnten sich nicht von den Kantischen Bedingungen des Philosophierens freimachen. Die von Kant ausgelöste Revolution gehörte zu jenen Ereignissen der Philosophiegeschichte, die sich nicht mehr vergessen lassen. 5 Das vorliegende Buch stellt nun keine komplette Wirkungsgeschichte der Kantischen Denkanregungen in der nachkantischen Epoche dar. 6 Es geht vielmehr um diejenige Traditionslinie, die sich dem Aufbau und der Vollendung eines Systems der reinen Vernunft widmete. Sie ist vor allem mit den Namen Reinhold, Fichte, Schelling und Hegel verbunden, die hier ausführlich vorgestellt werden. Philosophiegeschichtlich ist dies eine außerordentlich fruchtbare Konstellation. 7 Dazu kommt der stark dialogische Charakter der Philosophie jener Zeit, insofern die Genese der jeweiligen Positionen sich dadurch abspielt, daß auf Herausforderungen reagiert wird. Denn auch die Zeit der klassischen deutschen Philosophie ist von Streitsachen geprägt, 3 Siehe vor allem das im Alleingang verfaßte Hegel-Handbuch : Leben - Werk - Schule / Walter Jaeschke. - 2., aktualisierte Aufl., Sonderausg. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, XIV, 583 S. ; 25 cm. - ISBN : EUR [#1197]. - Rez.: IFB Zum deutschen Idealismus siehe auch Handbuch deutscher Idealismus / in Zusammenarbeit mit Matteo d'alfonso hrsg. von Hans Jörg Sandkühler. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, X, 430 S. ; 25 cm : EUR Zu den Anfängen der Auseinandersetzung mit Kant siehe Topik der Kritik : die Auseinandersetzung um die Kantische Philosophie ( ) und ihre Metaphern / Lutz-Henning Pietsch. - Berlin [u.a.] : de Gruyter, VI, 351 S. ; 24 cm. - (Frühe Neuzeit ; 150). - Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., ISBN : EUR [#1927]. - Rez.: IFB Siehe dazu auch Kants Kritik der reinen Vernunft : die Grundlegung der modernen Philosophie / Otfried Höffe Aufl. in der Beck'schen Reihe. - München : Beck, S. : graph. Darst. ; 21 cm. - (Beck'sche Reihe ; 1972). - ISBN : EUR [#1812]. - Rez.: IFB Inhaltsverzeichnis: 7 Vgl. zum Konstellationskonzept auch Werke im Werden : über die Genesis philosophischer Einsichten / Dieter Henrich. - München : Beck, S. ; 21 cm. - ISBN : EUR [#1889]. - Rez.: IFB

3 die zu den grundlegenden Fragen überhaupt führten. 8 Als begleitende Figur spielt deshalb Friedrich Heinrich Jacobi eine große Rolle in dem Band, der an entscheidenden Stellen in die philosophischen Diskussionen seiner Zeit eingegriffen hatte. 9 So bereits frühzeitig mit seinem Spinoza-Buch, das den Spinozismus Lessings zu einem umstrittenen Thema macht; so auch später im Rahmen des Atheismus-Streits, der in der nach-kantischen Zeit für Aufsehen sorgte, als es um das Verhältnis von Religion und Moral ging. Dieses Thema gehört in den ersten großen Teil des Bandes, der die Weiterbildung der Transzendentalphilosophie nach Kant in acht Kapiteln behandelt. Hier geht es vor allem um die Wissenschaftslehre und die damit zusammenhänge praktische Philosophie. Schließlich kommt aber auch die Naturphilosophie im Rahmen der Transzendentalphilosophie zur Sprache. Der zweite Teil stellt das frühromantische Symphilosophieren und seine Transformationen vor, mit den Stationen Novalis bzw. Friedrich von Hardenberg, Friedrich Schlegel und Schleiermacher. Dieser Teil ist von Andreas Arndt verfaßt worden, 10 während der Rest des umfangreichen Buches auf das Konto Walter Jaeschkes geht, auch wenn die beiden Autoren durch eine langjährige Zusammenarbeit zum Thema des Buches verbunden sind. Der dritte Teil konzentriert sich auf einen der wichtigsten Aspekte der Philosophie des deutschen Idealismus, die Identitätsphilosophie vor allem bei Hegel und Schelling. Bei Schelling kommt einerseits die Bruno-Rezeption, wieder durch Jacobi vermittelt, 11 andererseits die Kunstphilosophie in den Fokus der Aufmerksamkeit. Der vierte Teil behandelt Fichtes Spätphilosophie, mit einem Fokus auf die Wissenschaftslehre, aber auch die Wandlungen in der literarischen Form berücksichtigend. Im fünften Teil Von der Ver- 8 Philosophisch-theologische Streitsachen : Pantheismusstreit, Atheismusstreit, Theismusstreit / Georg Essen ; Christian Danz (Hrsg.). - Darmstadt : WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), [Abt. Verlag], VII, 285 S. ; 25 cm. - ISBN : EUR 59.90, EUR (für Mitgl.) [#2589]. - Rez.: IFB Zu Jacobi liegt eine reichhaltige Literatur vor. Siehe zuletzt z.b. Friedrich Heinrich Jacobi und die Philosophie als Schreibart / Cornelia Ortlieb. - Paderborn ; München : Fink, S. : Ill. ; 24 cm. - (Zur Genealogie des Schreibens ; 13). - Teilw. zugl.: Berlin, TU, Habil.-Schr., ISBN : EUR [1537]. - Rez.: IFB Arndt hat jüngst auch eine Monographie zum Thema vorgelegt, die vertiefend zu berücksichtigen ist: Friedrich Schleiermacher als Philosoph / Andreas Arndt. - Berlin [u.a.] : De Gruyter, X, 417 S. ; 23 cm. - ISBN : EUR Siehe auch Werke : Italienisch - Deutsch / Giordano Bruno. Mit der kritischen Edition von Giovanni Aquilecchia hrsg. von Thomas Leinkauf. - Hamburg : Meiner cm [#1389]. - Bd. 3. De la causa, principio et uno = Über die Ursache, das Prinzip und das Eine / übers., kommentiert und hrsg. von Thomas Leinkauf CXCII, 537 S. - ISBN : EUR Bd. 4. De l'infinito, universo et mondi = Über das Unendliche, das Universum und die Welten / übers., kommentiert und hrsg. von Angelika Bönker-Vallon CXLIII, 427 S. : graph. Darst. - ISBN : EUR Rez.: IFB

4 nunftphilosophie zu den Mysterien der Philosophie wird das Ende der Aufklärung in der Entwicklung hin zu einer philosophischen Theologie thematisiert. Denn nicht zuletzt durch die realpolitische Lage nach der Französischen Revolution und dem mit ihr verbundenen Anschauungsunterricht in Sachen Herrschaft der Vernunft hatten sich Vorbehalte gegen sie entwikkelt, die an bereits früher geäußerte Kritik von Jacobi anknüpfen konnte (S. 475). Ein weiteres Konfliktpotential lag in dem auch von Kant nicht befriedigend gelösten Verhältnis von Vernunft und Glauben. 12 Daher hat hier auch der sogenannte Theismusstreit seinen Ort, in dem es nicht mehr, wie noch beim Pantheismusstreit um Lessing und beim Atheismusstreit um Fichte, um einen Angriff von seiten des Theismus ging, sondern der Theismus selbst zum Problem wurde, weil er in eine Rolle gedrängt wird, in der er sich selbst legitimieren muß (S. 511). Es zeigt sich aber, daß es nicht möglich ist, über die Rechtsansprüche der miteinander im Streit liegenden Formen des Theismus zu befinden, weil nicht klar ist, was eigentlich der wahre Theismus sein soll. Programmatisch folgt nun auf das Zeitalter der Kritik die Suche nach etwas Positivem, das nach Schelling der Menschheit durch den Verstand wiedergegeben werden kann: Dann werden auch die Weisen wieder an einen Gott glauben, wie der Gott unserer Väter war, was aufrichtiger Weise jetzt keiner vermag (S. 477). Der sechste Teil des Bandes ist dem System der Philosophie von Hegel gewidmet, das mit den Bereichen Logik, Metaphysik, Natur und Geist behandelt wird. Ein eigenes Kapitel ist der Phänomenologie des Geistes vorbehalten, ebenfalls gesondert wird die Wissenschaft der Logik dargestellt, die vermutlich zu den schwierigsten Teilen der Hegelschen Philosophie gehört. Schließlich wird das Bild durch die enzyklopädischen Vorlesungen abgerundet, eingeteilt in die Philosophie der Natur, die Philosophie des subjektiven Geistes, die Philosophie des objektiven Geistes sowie die Philosophie des absoluten Geistes. Der letzte und siebte Teil des Buches bietet noch einen auf Schelling konzentrierten Ausblick auf die Philosophie nach dem Ende der Klassischen Deutschen Philosophie, der konsequent zur Philosophie der Offenbarung und damit zu einem der eindrucksvollsten Beiträge zur philosophischen Theologie nicht nur des 19. Jahrhunderts führt. Man kann gegen das Buch als Ganzes keine nennenswerten Einwände erheben; es ist ein ausgesprochen gehaltvolles Werk auf hohem Niveau, das deutlich macht, welches geistige Potential in der nach Kant bedeutendsten Epoche des deutschen Denkens zur Entfaltung kam. Man kann es lediglich merkwürdig finden, daß ein Denker wie Schopenhauer in dem ganzen Buch nicht vorkommt. 13 Aber Schopenhauer ist dann schon wieder ein anderes Kapitel der Philosophie nach Kant! Siehe dazu Immanuel Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft / hrsg. von Otfried Höffe. - Berlin : Akademie-Verlag, 2011 (ersch. 2010). - IX, 294 S. ; 21 cm. - (Klassiker auslegen ; 41). - ISBN : EUR [#1660]. - Rez.: IFB Vgl. Arthur Schopenhauer : ein philosophischer Weltbürger / Robert Zimmer. München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, , [16] S. :

5 Till Kinzel QUELLE Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft Ill. ; 21 cm. - (dtv ; : Premium). - ISBN : EUR [#1213]. - Hier z.b. S Rez. In IFB Arthur Schopenhauer zur Einführung / Volker Spierling. - 3., verb. Aufl. - Hamburg : Junius, S. ; 17 cm. - (Zur Einführung ; 331). - ISBN : EUR [#1247]. - Rez.: IFB Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie : eine Biographie / Rüdiger Safranski. - München [u.a.] : Hanser, S. ; 21 cm. - ISBN : EUR [#1364] 14 Zu Schopenhauer siehe etwa Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie : eine Biographie / Rüdiger Safranski. - München [u.a.] : Hanser, S. ; 21 cm. - ISBN : EUR [#1364]. - Rez.: IFB Arthur Schopenhauer : ein philosophischer Weltbürger / Robert Zimmer. - München : Deutscher Taschenbuch- Verlag, , [16] S. : Ill. ; 21 cm. - (dtv ; : Premium). - ISBN : EUR [#1213]. - Rez.: IFB