Glück empfangen und schenken

Transkript

1 Glück empfangen und schenken

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3 Lama Zopa Rinpoche Glück empfangen und schenken Herausgegeben von Josh Bartok und Ailsa Cameron Aus dem Englischen übersetzt von Jochen Lehner Lotos

4 Die englische Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel»How to be Happy«im Verlag Wisdom Publications, Boston, USA. Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100 Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier EOS liefert Salzer, St. Pölten. Lotos Verlag Lotos ist ein Verlag der Verlagsgruppe Random House GmbH. ISBN Erste Auflage 2009 Copyright 2008 by Lama Thubten Zopa Rinpoche Copyright der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Lotos Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Alle Rechte sind vorbehalten. Printed in Germany Redaktion: Ursula Richard Autorenfoto auf S. 7: 2008 by Roger Kunsang Zeichnung auf S. 147: Lama Zopa Rinpoche Einbandgestaltung: Christine Klell, Wien, unter Verwendung eines Mandala-Motivs von Mahesh Gesetzt aus der Goudy von Guter Punkt, München Andrea Barth Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck

5 Inhalt Glück 9 Meditation 15 Begehren 25 Einstellung 31 Frieden 41 Mitgefühl 45 Mitgefühl auch da, wo es schwerfällt 49 Das gute Herz 57 Erleuchtung 61 Dienst am Ego und Dienst an anderen 65 Geist 71 Arbeit 79 Liebe 83 Unwissenheit 89

6 Karma 95 Die Dinge benennen 107 Leere 113 Tod 123 Meditationen Nehmen und geben 129 Deinen Körper verschenken 135 Widmung des Verdiensts 143 Über den Autor 149

7 Lama Zopa Rinpoche

8 Glück

9 Glück Jeder von uns wünscht sich Glück, und nicht nur in jedem Augenblick unseres Alltags. Wir hätten gern ein unwandelbares, höchs tes Glück, in dem wir gern für immer verweilen würden. Und wir alle würden gern unseren Problemen ein Ende bereiten und Frieden finden. Wo wir auch leben mögen, welcher Rasse oder Kultur wir angehören, zu welcher Religion oder Philosophie wir uns bekennen und welche Sprache wir sprechen, wir alle möchten glücklich sein und keine Probleme haben. Ja, jedes Lebewesen hat dieses Grundverlangen, glücklich zu sein und nicht zu leiden. Aber unsere Suche nach Glück bringt uns oft nur noch mehr Unbehagen ein. 9

10 Deshalb müssen wir wissen, was unser Geist alles vermag, wir müssen verstehen, was liebende Güte für unser eigenes Glück und das Glück der Welt bedeutet. Wir müssen unsere tägliche Arbeit so zu verwandeln lernen, dass sie jetzt und künftig zum Glück beiträgt und nicht Probleme schafft. Und wir müssen lernen, wie jede einzelne Erfahrung Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut, Leben und Sterben in Glück umzumünzen ist. Es gibt kein besseres Werkzeug, dessen wir uns dazu bedienen können, als Meditation. Die Kraft der Meditation lässt uns dauerhaften Frieden und dauerhaftes Glück finden, und was noch wichtiger ist, sie befähigt uns, auch anderen Glück und Frieden zu bringen. Lass den Gedanken in dir wachsen, dass jeder, dem du unter welchen Umständen 10

11 auch immer begegnest, alle deine Wünsche erfüllt. Das ist die Pforte zum wahren Glück. Die Sonne des wahren Glücks erstrahlt in deinem Leben, wenn du anfängst, liebevoll für andere zu sorgen. Probleme und Problemlosigkeit kommen nicht von außen. Probleme und Problemlosigkeit, aber auch aller Frieden und alles Glück entspringen immer nur deinem eigenen Geist. Deinem Geist ist es gegeben, all die Schwierigkeiten zu beheben, die dein Geist selbst erzeugt hat. Allerdings sind der Geist, der die Schwierigkeiten behebt, und der Geist, der sie schafft, nicht genau derselbe Geist. Ein anderer Geist, ein anderes Denken, eine andere Haltung das ist es, was Schwierigkeiten behebt und sowohl Frieden als auch Glück schafft. 11

12 Der Geist des Buddha oder eines anderen Heiligen kann dir nicht eingepflanzt werden. Frieden, Glück und Zufriedenheit müssen aus dir selbst kommen. Solange wir glauben, dass Glück von außen kommen muss von anderen Menschen oder von äußeren Umständen, werden wir Probleme immer auf etwas Äußeres zu schieben versuchen. So glauben viele, ihre Probleme stammten von ihren Eltern. Sie sagen:»dass ich so bin, liegt an meiner Mutter und meinem Vater. Meine Eltern sind schuld.«die westliche Zivilisation erzieht die Kinder im Großen und Ganzen dazu, ihren Eltern an allen Schwierigkeiten die Schuld zu geben, und es wird wenig Augenmerk darauf gelegt, wie gütig Eltern eigentlich sind, wenn sie ihren Kindern das Leben schenken. Wahres Glück hat jedoch nichts mit der 12

13 Vergangenheit zu tun, mit der Geschichte unseres Lebens oder mit unserer Erziehung. Wahres Glück findet sich, wenn wir uns vom stets unzufriedenen Geist des Begehrens freimachen. Zufriedenheit stellt sich ein, wenn wir uns Freiheit vom ewig unglücklichen Geist des Begehrens gewähren. Leid ist der Besen, der schlechtes Karma auskehrt. Das Glück des materiellen Fortschritts ist künstlich, nicht mehr als ein flüchtiger Kitzel, ein Aufblitzen im Dunkel. Wahre Freude, dauerhafte Freude, kommt aus der Tiefe des Herzens. Verzichte auf das Glück, das Leid nach sich zieht. Lass dir das echte Glück lieb sein, das aus Leid hervorgehen kann. 13

14 Meditation

15 Meditation Wenn du deinen Körper geschmeidig machen willst, genügt es nicht, bloß daran zu denken. Du musst ihn trainieren; nur der Körper selbst macht den Körper geschmei dig. Und wie körperliche Geschmeidigkeit von deinem Körper erzeugt werden muss, so kann geistige Flexi - bi li tät ein anderer Ausdruck für Frieden und höchstes Glück nur von deinem Geist erzeugt werden, durch geistiges Training. Meditation ist geistiges Training. Meditation ist für die Psyche eine tief wirksame Technik, die falsche Vorstellungen unterbricht und ein richtiges Denken einleitet, das Frieden, Glück und Harmonie nach sich zieht.»medita- 15

16 tion«das mag nach Religion klingen, aber eigentlich handelt es sich um die denkbar tiefste psychologische Praxis. Meditation schützt unseren Geist und sorgt dafür, dass ihm die Realität gegenwärtig bleibt. Außerdem trainiert sie dein Bewusstsein, all der Freundlichkeiten gewahr zu sein, die du von anderen erfährst, und hält deinen Geist so im Zustand der liebevollen Güte. Sie lässt dich außerdem die Leiden anderer wahrnehmen und erlaubt dir, mitfühlend zu bleiben. Wie füllen wir die Leere in unserem Herzen? Durch Meditation. Ernsthaft eine spirituelle Praxis aufzunehmen und wirklich zu meditieren bedeutet, dass Leid in Glück verwandelt wird, und zwar durch einen tief greifenden Wandel deines Geistes und deiner Einstellung. 16

17 Es verlangt vollen Einsatz, deinen Geist von Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr weiterzuentwickeln. Es kann»ewigkeiten«dauern. Letzten Endes ist diese Art des geistigen Trainings eine Übung in Geduld. Manche Meditationsformen sind wie das Abtöten der Wurzeln von Giftpflanzen, die dann keine Samen mehr bilden und nicht mehr immer wieder aufs Neue wachsen und Schaden stiften können. Du tötest die Wurzel des Leid erzeugenden Karmas ab, sodass seine Saat nicht mehr sprießen und dich in Schwierigkeiten bringen kann. Ein Meditationslehrer ist wie jemand, der an einer groß angelegten Rettungsaktion teilnimmt, um Menschen zu helfen, die in Not und Gefahr unterzugehen drohen. Es hat etwas von einem 17

18 massiven Einsatz, bei dem Polizei, Sanitäter und Rettungskräfte in ganzen Fahrzeug kolonnen mit Blaulicht und Martinshorn anrücken, darüber in der Luft schwirrende Hub schrauber mit Suchscheinwerfern. Der Dharma ist wie eine Rettungsweste. Du selbst entscheidest jedoch, ob du diese Weste auf dem gefahrenreichen Meer des Leidens während deiner Überfahrt tragen willst: An dir ist es, den Dharma zu praktizieren. Meditation macht deinen Geist ruhig, klar und stetig. Sie vermindert die Neigung, Schaden anzurichten. Meditation ist auch der Weg zum Frieden und führt letztlich dazu, dass wir keine Probleme mehr schaffen. Es genügt allerdings nicht, wenn du nur für dich selbst inneren Frieden gewinnst. Das Wichtigste bei der Meditation 18

19 ist die Entwicklung des guten Herzens, Bodhichitta des Bestrebens, anderen nicht mehr zu schaden, sondern ihnen zu nützen. Wenn du deinen Geist noch nicht so weit entwickelt hast, dass du anderen gar nicht mehr schadest und nur noch ihr Wohl im Auge hast, dann sei darauf bedacht, Bodhichitta in dir heranzubilden. Sei stets auf weitere Verfeinerung und Verbesserung deines Geistes und deiner Haltung aus. Anstatt mit deiner Intelligenz und dem Reichtum deiner menschlichen Anlagen immer neue Probleme für dich und andere zu schaffen, sieh lieber zu, dass du ein gutes Herz oder Bodhichitta in dir heranbildest und Weisheit erlangst. Trainiere deinen Geist so, dass er immer weniger zu Ärger neigt und geduldi ger wird, dass er weniger eigennützig und dafür liebevoller wird, 19

20 sodass er mehr auf Mitgefühl und das Glück anderer bedacht ist. Dafür musst du dich allerdings tatkräftig einsetzen, sonst bleibt dein Geist, wie er war, oder entwickelt sich sogar zum Schlechteren immer ärgerlicher, immer überheblicher, immer begehrlicher und immer unzufriedener. Alle Gewalttätigkeit kommt auf diesem Wege zustande. Weisheit ist einfach das Wahrnehmen der Wirklichkeit. In deinem Geist brodeln Aberglaube, Wahnvorstellungen und viele überflüssige und falsche Anschauungen wie kochendes Wasser. Sie schaden dir nur und bringen dir keinen Frieden. Wir lernen etwas, womit wir unsere aufwühlenden Gedanken und unseren siedenden Geist befrieden können, und das ist unsere Chance, 20

21 uns von dem zu befreien, was Probleme und Unglück hervorruft. Meditation ist der unfehlbare Weg der Befreiung von Problemen. Wenn sich eine der fünf Verblendungen zeigt Unwissenheit, Zorn, Anhaftung, Neid oder Geiz, betrachte sie als vollkommen reinen Weisheitsgeist. Wenn sich ein starkes Begehren regt, konzentriere dich einfach auf die Natur des Begehrens und sieh es als die transzendente unterscheidende Weisheit des reinen, heiligen Buddha-Geistes: von letztlich reinem Wesen. Wenn du das letztlich reine Wesen einer Verblendung im Blick hast, muss sie weichen. Kannst du so auch nur für einen Augenblick meditieren, verschwinden die fünf Verblendungen, und außerdem hinterlässt es eine positive Prägung 21

22 deines Bewusstseins, die zu transzendenter Weisheit heranreifen kann. Den eigenen Geist unter Kontrolle zu bringen, ist der Kern der Lehren des Buddha, und die Grundmethode dazu ist die Meditation. Nun können wir zwar alles Mögliche im Leben erreichen, aber es zeigt sich, dass es schwierig ist, den eigenen Geist zu entwickeln. Kommen Schwierigkeiten auf, reagiert unser Geist doch wieder so wie vor seiner Bekanntschaft mit der Meditation er ist aufgewühlt, und wir werden unzufrieden und ärgerlich. Dazu kommt es, weil wir die Praxis des Betrachtens nicht ernsthaft genug verfolgt und unseren Geist nicht entschlossen genug unter Kontrolle gebracht haben. Hätten wir die Bändigung des Geistes als unsere wichtigste Übung betrachtet, ganz gewiss hätte sich dann unser Geist Jahr für Jahr, 22

23 Monat für Monat, Woche für Woche und Tag für Tag entwickelt. Wenn die richtigen Anstöße und Bedingungen gegeben sind beharrliche Meditationspraxis und entschlossenes Training des Geistes, entwickelt sich der Geist unweigerlich. Überzeuge dich selbst davon! Warum nicht gleich jetzt die Chance ergreifen, dir ein erfreuliches Leben mit dem Dharma zu gönnen? Höchstes Ziel der Meditation oder Dharmapraxis ist es, allen Lebewesen jetzt und immer weiter in die Zukunft hinein Glück zu bescheren. Wir nehmen uns vor, allen Lebewesen Glück zukommen zu lassen, bis wir zusammen mit ihnen die Kreisläufe des Sterbens und der erneuten Geburt in weitere Leben der Nöte und Leiden beenden können. 23

24 UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Lama Thubten Zopa Rinpoche Glück empfangen und schenken Gebundenes Buch, Halbleinen, 152 Seiten, 12,5 x 18,7 cm ISBN: Lotos Erscheinungstermin: August 2009»Jeder Augenblick auf Erden ist kostbarer als ein Himmel voller Juwelen.«Lama Zopa Rinpoche Glück ist unser natürlicher Seinszustand. Eben jetzt in diesem Augenblick ist es greifbar nahe! Mit dieser inspirierenden Sammlung buddhistischer Weisheiten können wir Ängste und Sorgen loslassen, umfassende Zufriedenheit erlangen, unser Leben mit Sinn erfüllen. Warmherzig und gefühlvoll, dabei offen und ehrlich führt der berühmte tibetische Lehrer vor Augen, wie wir geistige Präsenz erlangen und das Herz befreien. Durch Meditation, Achtsamkeit und Güte lassen wir Frieden und Glück wachsen für uns selbst, aber auch für unsere Mitmenschen. Buddhistische Lebenshilfe nicht nur für praktizierende Buddhisten Für alle, die bewusst und harmonisch leben wollen Ein geschenkfähiges Buch mit liebevoller Ausstattung