Nah an den Jungpflanzen entlang gehackt

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Nah an den Jungpflanzen entlang gehackt"

Babette Sofie Rothbauer
vor 5 Jahren
Abrufe

Start up in der Landtechnik Nah an den Jungpflanzen entlang gehackt Mit der Wildkrauthacke Abrah ist dem jungen Ingenieur André Dülks ein exakt einstellbares, kulturschonendes und effizient

1 Start up in der Landtechnik Nah an den Jungpflanzen entlang gehackt Mit der Wildkrauthacke Abrah ist dem jungen Ingenieur André Dülks ein exakt einstellbares, kulturschonendes und effizient arbeitendes Arbeitsgerät gelungen. A. Dülks Hier sind verschiedene Variationen der Abrah-Werkzeuge zu sehen: Die linke und die mittlere Variante brechen im Vorauflauf die Verschlemmungen auf, die linke ist geeignet für eine Arbeit tiefer als 2 cm, die mittlere für weniger als 2 cm tief abgelegtes Saatgut. Die rechte Unkrauthacke bearbeitet im Bild Möhren in Doppelreihe mit 5 cm Reihenabstand. Die Hacke ermöglicht es, junge Kulturpflanzen sehr nah an die Reihe heran und in Reihenabständen ab 5 cm zu hacken. So können z.b. Möhren zwischen der Doppelreihe oder Rucola mit üblichen 9 cm Reihenabstand gehackt werden. Aber auch in Zuckerrüben und Mais kann der erste Hackgang so sehr präzise und reihennah erfolgen. Die Hacke besteht aus zwei hintereinander laufenden rotierenden Werkzeugen, in der Form Zahnrädern ähnelnd. Die vorderen Krummzackenwalzen laufen entsprechend der Fahrgeschwindigkeit der Zugmaschine. Diese brechen die Bodenkruste. Erst durch Brechen der Kluten und Aufbrechen möglicher Verschlemmungen kann anschließend in nächster Nähe zu den empfindlichen Gemüsepflanzen gehackt werden, ohne die Gefahr die Keimlinge zu verletzen, zu verschütten oder Haarwurzeln zu zerreißen. Bei Möhren würde zum Beispiel ein Schieben der Krusten zu Schiefwuchs führen.

2 Das Wildkraut im Kopf In Witzenhausen studierte André Dülks Agrarwissenschaft mit Schwerpunkt Agrartechnik. Während seines Studiums arbeitete er am Institut für Agrartechnik in zwei Forschungsprojekten zur Unkrautbekämpfung mit. Die Frage nach der effizienten ökologisch vertretbaren Wildkrautbeseitigung im Gemüse begleitete André Dülks also auch durch das Studium. Nach erfolgreich abgeschlossenem Studium stieg er in den Vertrieb von Unkrauthackmaschinen ein. Die Idee zur selbstkonstruierten Hacke ließ André Dülks nicht los. Nach zwei Jahren gab er seine sichere Anstellung auf, um mit aller Konsequenz die eigene Vision zu verfolgen. Am Anfang war es nur die Idee von einer effizienteren Hacke die Konstruktion im Kopf. Nur war das jetzt eine Konstruktion aus der Sicht des Anwenders, so André Dülks: Das Gerät sollte exakt und technisch einwandfrei laufen, langlebig und einfach in der Wartung und Handhabung sein. Nicht zuletzt sollten sich die Produktionskosten des Gerätes und damit auch der Anschaffungspreis in einem tragbaren Rahmen bewegen. Professionelle Unterstützung suchte und fand André Dülks an der TH Köln, der renommierten Hochschule für Landtechnik. Prof. Dr. Wolfgang Kath-Petersen ließ sich als engagierter Mentor gewinnen. Zeitgleich suchte André Dülks einen erfahrenen Konstrukteur. Aus rein technischer Sicht ist die Konstruktion einer Hacke nicht die größte Herausforderung im Maschinenbau, meint Johan Labs, Konstrukteur im Dülks-Team lachend. Schwieriger wird es, wenn die Hacke unter den realistischen Bedingungen zum gewünschten Ergebnis führen soll. Johan Labs: Da haben wir einige Variationen getestet. Die Kulturpflanzen sollten den Hackvorgang unbeschadet überstehen und nicht durch Erdbewegungen beschädigt werden. André Dülks: Möhren sind da ausgesprochen sensibel. Experimentiert haben die beiden Ingenieure mit unterschiedlichen Zahnformen und Zahnabständen. Die erste Variante der Abrah hatte auf beiden Achsen die Krummzackenwalzen. Dies hat einen guten Effekt gegen Wildkräuter im Keimblattstadium. Wenn aber die Wildkräuter schon größer sind, reichen unter Umständen die Krummzackwalzen allein nicht aus. Die Überlegung kam, den Lockerungs- und den eigentlichen Hackvorgang aufzuteilen. Wenn der Oberboden gelockert ist, reißen keine Kluten oder Schollen. So kam es zur Kombination von Krummzackwalzen und Rotationsscharen. Die erste Version der Abrah ist ein optimaler Krustenbrecher bei verschlemmten Böden und beseitigt keimendes Wildkraut. Fazit Die von André Dülks entwickelte Hacke lockert die Böden vor dem eigentlichen Hackvorgang. Die Einstellung der Lockerungs- und Hack-Werkzeuge ist einfach und kann auf den jeweiligen Reihenabstand der Kulturpflanze abgestimmt werden. Die Hackaggregate, Lockerung und Hacken, können individuell an den jeweiligen Tragrahmen angepasst, bzw. können vorhandene Hacken umgerüstet werden. Auf der Agritechnica wird das von André Dülks gegründete Unternehmen Dulks ökologische Agrartechnologie die Abrah auf dem Bioland-Stand D16 in Halle 16 dem breiten Fachpublikum präsentieren. Sicherlich wird das erst der Anfang des kreativen Teams der Dulks ökologischen Agrartechnologie sein. Halle 16, Stand D16

3 Agraringenieur André D Das Hackaggregat der A

4 Exakte Lockerung hilft d

5 Möhrenkeimlinge vor de

6 Möhrenkeimlinge nach d

7 Den Rotationsscharen h Die Krummzackenwalze

8 Mit der Abrah gehackter

9 Powered by TCPDF ( Dulks Start up in die Selbstständigkeit Von der Idee zum Prototypen und weiter zu einem serienreifen Modell ist ziemlich viel Engagement, Geduld, Ausdauer und Kapital notwendig. Diese Erfahrung haben auch die beiden Produktentwickler gemacht. Sicherlich, nicht jede Idee schafft es bis zum Prototypen oder in die Serienreife und manche Entwicklung scheitert am Markt. André Dülks ist überzeugt, dass seine Entwicklung der Abrah, der präzise arbeitenden Hacke, am Markt besteht und erst der Anfang weiterer Ideen ist. Durch die fachliche Begleitung an der TH Köln und dem Engagement ihres Mentors Prof. Dr. Kath-Petersen konnte der junge Ingenieur Anfang 2017 sein eigenes Unternehmen gründen, die Dulks ökologische Agrartechnologie. Das ist durch die Unterstützung des EXIST-Gründungsstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft möglich, kofinanziert durch den Europäischen Sozialfonds (EFS). Die nachlaufenden Zahnräder, die Rotationsschare, weisen kurze Klingen auf, die horizontal durch den Boden rotieren. Die Geschwindigkeit der Rotationsschare wird über eine Übersetzung von der Krummzackenwalze mit doppelter Fahrgeschwindigkeit angetrieben. So können besonders gut Unkräuter an die Erdoberfläche befördert werden. In den ersten Testläufen zeigte sich, dass selbst gut verwurzelter Knöterich, Disteln und Quecke dieser Behandlung nicht Stand halten. Der gewünschte Reihenabstand ist im Nu eingestellt, so André Dülks. Durch Spacer, so heißen die Abstandhalter, können die Abstände zwischen den Hackrädern entsprechend der Reihenabstände eingestellt werden. Die gesamte Konstruktion ist bestechend einfach aufgebaut. Das war unser Ziel, erklärt André Dülks. Auf dem elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb von André Dülks wurde immer auch Gemüse angebaut. Auf den Einsatz von Herbiziden hat schon sein Vater bewusst verzichtet. Das bedeutete für alle Hofbewohner: Mit der Hacke und dem Spaten ab in den Gemüsegarten. Das am besten, wenn die Sonne scheint. Irgendwann zieht es auch dem geübtesten Hacker in den Lenden. Da muss sich etwas ändern, beschloss Dülks Junior.

Ähnliche Dokumente

Wenn Digitalisierung auf Unkraut trifft

Hacktechnik Wenn Digitalisierung auf Unkraut trifft Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau testet modernste Hacktechnik Bereits bei der Bepflanzung werden Saatreihen per GPS-Daten erfasst Mechanische