Christian Bährens DEUTSCHES REQUIEM. für Chor a cappella

Transkript

1 Christian Bährens DEUTSCHES REQUIEM für Chor a cappella

2 Vorwort Im Frühjahr 2016 starb mein Schwager Jan Zellmer unerwartet mit 42 Jahren. Nach der stimmungsvollen Trauerfeier entschloss ich mich, in seinem Gedenken ein Requiem zu komponieren. Ich wählte zunächst Texte, die auf der Feier gelesen oder gesungen worden waren (Bonhoeffer, Pasternak, Psalm 23 und Weisheit Salomo), ergänzte diese Sammlung dann mit Gedichten von Eichendorff, Gothe und Storm und machte mich an die Arbeit. Das Requiem entstand im Zeitraum April 2016 bis Herbst 2018, mit einer längeren Unterbrechung wegen anderer Kompositionsprojekte und im Wesentlichen in Ferienzeiten auf Hiddensee, in Masuren und in Schweden. In der persönlichen Textauswahl und der Zahl der einzelnen Teile fühle ich mich besonders Johannes Brahms verbunden, der wie Bach ein wesentlicher Impulsgeber für meine musikalische Laufbahn gewesen ist. Der Prolog, die Zwischenspiele und der Epilog sind als meditativer Rahmen für das Requiem gedacht; man kann sie auch im Sinne von Mussorgski als Promenade zwischen den durch die Texte vermittelten (Sinn-)Bilder verstehen. Beim Singen der Klangsilben soll das weiche d die Strukturierung der Vokalisen erleichtern aber behutsam und fast unhörbar artikuliert werden wie die Bogenwechsel in einem sanften Streichersatz. Dies gilt auch innerhalb der Motetten, die bei gegebenen Anlässen natürlich auch einzeln aufgeführt werden können. Mein herzlicher Dank gilt meinem Paten Jochen Gleditsch, der mir schon vor Jahren seine Melodie zum Bonhoeffer-Gedicht zur Verfügung gestellt hat, Matthias Knop, der mir mit technischen Rat und musikalischem Sachverstand motivierend zur Seite gestanden hat, meinem Verleger Matthias Becker, der meiner Musik den Weg in die Öffentlichkeit ermöglicht und besonders meiner Frau Antonia, ohne deren Unterstützung und manchen Verzicht auf gemeinsame Freizeit dieses Werk nicht entstanden wäre. Berlin, im November 2018, Christian Bährens Inhaltsverzeichnis Prolog Von guten Mächten (Dietrich Bonhoeffer)... 7 Interludium Wanderers Nachtlied (Johann Wolfgang von Goethe) Der Gerechten Seelen (Salomo) Interludium Der Herr ist mein Hirte (Psalm) Leben ist ein Augenblick (Boris Pasternak) Die Zeit ist hin (Theodor Storm) Interludium Komm, Trost der Welt (Joseph von Eichendorff) Epilog... 35

3 Texte Dietrich Bonhoeffer ( ) Von guten Mächten wunderbar geborgen (Strophe 3 und 4) Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen Und ganz gewiss an jedem neuen Tag Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all deiner Kinder hohen Lobgesang. Johann Wolfgang von Goethe ( ) Wanderers Nachtlied Über allen Wipfeln ist Ruh In allen Wipfeln spürest Du Kaum einen Hauch; Die Vöglein schweigen im Walde. Warte nur! Balde Ruhest du auch. Prediger Salomo Der Gerechten Seelen (Weisheit, Kapitel 3, Auszüge) Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand, und keine Qual rühret sie an. Denn sie sind im Frieden und werden leuchten und aufsteigen wie Funken überm Stoppelfeld. Psalm 23 (Verse 1-4) Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln; er weidet mich auf grüner Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele Und führet mich auf rechter Straße Um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte In der Finsternis des Todestales, fürchte ich weder Unglück noch Schrecken, denn Du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich.

4 Boris Pasternak ( ) Leben ist ein Augenblick Leben ist ein Augenblick, ein Hinüberwandern, dass es wie ein Gastgeschenk aufgeh in den andern. Theodor Storm ( ) Die Zeit ist hin (Strophe 1 und 3) Die Zeit ist hin, du löst dich unbewußt Und leise mehr und mehr von meiner Brust; Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen, Doch fühl ich wohl, ich muss dich gehen lassen. Hier steh ich nun und schaue bang zurück; Vorüber rinnt auch dieser Augenblick, Und wieviel Stunden dir und mir gegeben, Wir werden keine mehr zusammen leben. Joseph von Eichendorff ( ) Komm, Trost der Welt (Strophe 1 und 3) Komm, Trost der Welt, du stille Nacht! Wie steigst du von den Bergen sacht, Die Lüfte alle schlafen, Ein Schiffer nur noch, wandermüd, Singt übers Meer sein Abendlied Zu Gottes Lob im Hafen. O Trost der Welt, du stille Nacht! Der Tag hat mich so müd gemacht, Das weite Meer schon dunkelt, Laß ausruhn mich von Lust und Not, Bis daß das ewige Morgenrot Den stillen Wald durchfunkelt.

5 In Erinnerung an meinen Schwager Jan Zellmer ( )