Englische Literaturgeschichte

Transkript

1 Englische Literaturgeschichte Hans Ulrich Seeber (Hrsg.) 5. Auflage

2

3 Englische Literaturgeschichte unter Mitarbeit von Ingo Berensmeyer, Stephan Kohl, Eberhard Kreutzer, Annegret Maack, Martin Middeke, Manfred Pfister, Johann N. Schmidt, Hubert Zapf und Eva Zettelmann herausgegeben von Hans Ulrich Seeber 5., aktualisierte und erweiterte Auflage Mit 378 Abbildungen Verlag J.B. Metzler Stuttgart Weimar

4 IV Die einzelnen Kapitel bzw. Abschnitte wurden verfasst von: Seite 1 bis 50 Stephan Kohl Seite 51 bis 159 Manfred Pfister Seite 161 bis 230 Johann N. Schmidt Seite 231 bis 412 Hans Ulrich Seeber Seite 412 bis 421 Eva Zettelmann Seite 421 bis 463 Hubert Zapf und Martin Middeke Seite 463 bis 494 Annegret Maack Seite 494 bis 499 Ingo Berensmeyer Seite 501 bis 576 Eberhard Kreutzer Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < abrufbar. ISBN ISBN (ebook) DOI / Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbe sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart info@metzlerverlag.de

5 V Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Download-Materialien X Vorwort XI Zur dritten Auflage XIII Zur vierten Auflage XIII Zur fünften Auflage XIII Altenglische Literatur (Stephan Kohl) Entstehungsbedingungen 1 Von der Kultur der Mündlichkeit zur Schriftkultur 2 Kennzeichen der altenglischen Dichtung 4 Beowulf 5 Finnsburh 7 Geschichte und Heldendichtung 8 Stimmen des Leids 10 Christlicher Heroismus in der Dichtung 11 Heiligendichtung 14 Bibeldichtung 16 Altenglische Prosa 17 Mittelenglische Literatur (Stephan Kohl) Literatur nach der normannischen Eroberung 21 Vielstimmigkeit der mittelenglischen Literatur 22 Literatur und Frömmigkeit 25 Unterhaltungsliteratur 31 Literatur als Dialog und Debatte 40 Die frühe Neuzeit: Von Morus bis Milton (Manfred Pfister) Problematik der Periodisierung 51 Von der Reformation zur Revolution 54 Die Tudors: Mythos und Realpolitik 54 Zwei Nationen: Stuart und Commonwealth 59 Bestandsaufnahmen zur Lage der Nation 64

6 VI Inhaltsverzeichnis Mythen von Geschichte und Staat 67 Neue Orientierungen: Renaissance, Humanismus und Neue Wissenschaft 71 Humanistische Bildungsreformen 72 Utopische Entwürfe 77 Utopie und Neue Wissenschaft 80 Die Bilanzierung des Verlusts 84 Literatur als Institution und Medium 86 An der Schwelle zum literarischen Markt 86 Poetik: Von Normen und Formen 89 Realprosa und Weltaneignung 94 Die Vertextung der Neuen Welt 94 Der Essay und die politische Weltklugheit 99 Das beredte Ich: Poetische Rollenspiele 102 Zeitgenössische Konstruktionen der Dichtungsgeschichte 103 Der Dialog mit Petrarca 104 Metaphysical Poetry 113 Erzählte Welt: Geschichten, Geschichte und Mythos 117 Auf dem Weg zum Roman? 117 Elisabeths England als Feenreich 119 Die Anatomie des Wit 121 Aufruhr in Arkadien 123 Satyr und Picaro in England 127 Das getaufte Epos 130 Inszenierte Wirklichkeit: Weltenbühne und Bühnenwelten 134 Ein Welttheater made in England 134 Weltgeschichte im»wooden O«140 Tragische Fälle 144 Rachetragödien und tragische Rächer 148 Zwei Komödientraditionen 151 Tragical-comical-historical-pastoral 156 Von der Restauration zur Vorromantik (Johann N. Schmidt) Periodisierung 161 Entstehung von»literarischer Öffentlichkeit«166 Newton, die»neue Naturwissenschaft«und das philosophische Zeitalter 173 Versdichtung 177 Imitation und Parodie 177 Pastoraldichtung und Lehrgedicht 180 Vom Klassizismus zur Vorromantik 183 Robert Burns 187 Romanentwicklung 188 Daniel Defoe: Moralisches Exempel und die Abenteuergeschichte 192 Richardson und der Briefroman 195 Fieldings»comic epic poem in prose«199 Sterne und der»sentimentale Roman«202 Romanentwicklung Satire 208 Verssatiren von Butler bis Pope 211

7 Inhaltsverzeichnis VII Grub Street 212 Swifts Prosasatiren 214 Bild- und Verssatire nach Swift 216 Moralische Wochenschriften und Geschichtsschreibung 218 Das Restaurationsdrama 220 Das heroische Drama 220 Die Restaurationskomödie 223 Die Sentimentalisierung von Komödie und Tragödie 226 Romantik und viktorianische Zeit (Hans Ulrich Seeber) Modernisierung und Literatur im 19. Jahrhundert 231 Die Literatur der Romantik 238 Die Besonderheit der englischen Romantik 238 Wege zur Romantik 241 Antworten auf die Modernisierung. Poetischer Individualismus, Natur als Ersatzreligion, Imagination 243 Wordsworth und Coleridge 251 Keats, Shelley, Byron, Clare 258 Prosa 269 Der Roman des 19. Jahrhunderts 272 Roman und Gesellschaft 272 Der Schauerroman 279 Der historische Roman 283 Der Sozialroman 287 Charles Dickens und London 290 Realismus bei Thackeray, Trollope und Meredith 293 Romane von Frauen. Jane Austen, die Brontës, George Eliot 297 Fortschrittsglaube und Kulturkritik. Zur Prosa der Viktorianer 303 Die Lyrik der Viktorianer 310 Überblick 310 Melancholie und Energie. Frühviktorianische Versdichtung 312 Die Präraphaeliten 317 Englishness als Weg ins 20. Jahrhundert 322 Vormoderne und Moderne (Hans Ulrich Seeber) Die Krise des Liberalismus und der Modernisierung 327 Die Literatur der Übergangszeit um Literatur und Imperialismus 332 Ästhetizismus und Naturalismus in den Nineties 334 Pessimismus, Perspektivismus und der Beginn der modernen Romankunst (Hardy, Conrad, James) 338 Evolution, Utopie und Literatur 342 Keltische Renaissance und irische Literatur 344 Shaw und die Erneuerung des britischen Dramas 348

8 VIII Inhaltsverzeichnis Die modernistische Revolution um Reaktionen auf den Ästhetizismus oder der Schein des Lebens 354 Gebremste Modernität. Georgian Poetry, Kriegsdichtung, Imagismus 355 Ästhetischer Modernismus, Kulturkritik und Zivilisationskritik. Zur Lyrik von Ezra Pound, T.S. Eliot und D. H. Lawrence 359 Der experimentelle Roman 365 Tradition und Moderne im Roman 372 Wirtschaftskrise, politische Radikalisierung und Literatur in den dreißiger Jahren 378 Die Ausdifferenzierung des Lektüreangebots: Kinderliteratur und Kurzgeschichten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts 381 Kinderliteratur 381 Kurzgeschichte 383 Die Zeit nach 1945 (Hans Ulrich Seeber, Eva Zettelmann, Martin Middeke/Hubert Zapf, Annegret Maack, Ingo Berensmeyer) Großbritannien auf der Suche nach einer neuen Rolle 389 Die Lyrik nach Überblick 392 Das Movement der fünfziger Jahre 395 Reaktionen auf das Movement 398 Die achtziger und neunziger Jahre 403 Die britische Lyrik nach Das Drama nach Das englische Drama bis Die Angry Young Men und die Geburt des modernen englischen Dramas 422 Außeneinflüsse: Amerikanisches Drama, Episches Theater 423 Samuel Beckett und das absurde Theater 424 Das Neue Englische Drama und die Problemstruktur einer abstrakten Gesellschaft 426 Harold Pinter: Dramatischer Hyperrealismus 428 Tom Stoppard und Edward Bond. Spielästhetisches vs. politisches Drama 430 Die Second Wave des englischen Dramas seit Das englische Drama in den 80er Jahren 435 Das englische Drama seit den 90er Jahren 438 Das irische Drama seit den 1950er Jahren 455 Der Roman nach Nach dem Krieg: Die 50er Jahre 463 Nach den 50er Jahren: Ethik und Ästhetik im Roman von Golding, Lessing, Murdoch, Spark 466 Auf dem Weg zur Postmoderne 472 Historie und Erinnerung 479 Stimmen aus Irland und Schottland 483 Genre Fiction? Crime Fantasy Science Fiction 489 Literatur- und Kulturtheorie nach

9 Inhaltsverzeichnis IX Die neuen englischsprachigen Literaturen (Eberhard Kreutzer) Die weltweite Auffächerung englischsprachiger Literatur in nachkolonialer Zeit 501 Terminologische Abgrenzungen und Zuordnungsprobleme 503 Postkoloniale Theoriebildung 508 Kulturelle Determinanten und historischer Hintergrund 511 Literarhistorische Entwicklungstendenzen und Bedingungen des Literaturbetriebs 515 Aspekte der Sprachenwahl und varietätenspezifischen Stilisierung 519 Die Wiederbelebung autochthoner Traditionen in den Konzepten einer neuen»orature«524 Die Revision des Kanons englischer Klassiker 527 Die literarische»kartographie«unerschlossener Territorien 530 Literarischer Regionalismus in Kanada 533 Insularität und Wanderwege in der karibischen Literatur 536 Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte in der afrikanischen Literatur 539 Die Bloßstellung nachkolonialer Fehlentwicklungen in der Literatur der Dritten Welt 542 Literatur im Zeichen der Apartheid 549 Antipoden-Konzepte in der Literatur Australiens und Neuseelands 552 Angestammte und moderne Welt am Beispiel der Ost-West-Begegnung in der indischen Literatur 556 Ansätze und Schwerpunkte einer postkolonialen Frauenliteratur 559 Multikulturalität in den Literaturen Kanadas, Australiens und Neuseelands 563 Die ethnische Minoritätenliteratur Englands 567 Ansätze einer transkulturellen Fiktionalisierung in globaler Perspektive 573 Bibliographie 577 Personen- und Werkregister 593 Sachregister 615 Bildquellen 621

10 X Verzeichnis der Download-Materialien Dieses Buch bietet die Möglichkeit, Materialien auf dem Weg eines Downloads von der Website des Verlags zu erhalten. Den zum Abruf der Daten notwendigen Webcode finden Sie auf der ersten Seite des Buches. Folgende Inhalte stehen zur Verfügung: Englische Literaturgeschichte: Bibliographie Englische Literaturgeschichte: Personen- und Werkregister Englische Literaturgeschichte: Sachregister Amerikanische Literaturgeschichte: Personen- und Werkregister Amerikanische Literaturgeschichte: Sachregister Die angebotenen Downloads sind zum einen dem Anhang des Buches (S. 577 ff.) entnommen und mit diesem identisch. Zum anderen kommen als wichtige Ergänzungen zwei Register zur Amerikanischen Literaturgeschichte, hg. von Hubert Zapf, 3. Auflage 2010, hinzu. Das Personen- und Werkregister sowie Sachregister entspricht der dort S gedruckten Fassung.

11 XI Vorwort Ein Granitblock, der unterschiedlichen Betrachtern immer das gleiche Bild darböte, ist die historische Vergangenheit nicht. Eher gleicht sie dem Spiel des Wassers, dem wechselnde Lichtverhältnisse immer neue Farbtöne entlocken. Nicht nur fördert die Wissenschaft ständig neue Tatsachen und Einsichten zutage, auch die Seh- und Interpretationsweise verschiedener Generationen von Lesern ist erheblichen Wandlungen unterworfen. Die Einsicht in das dynamische Wechselverhältnis von Gegenwart und Vergangenheit stand am Anfang dieser Literaturgeschichte, die von der Überzeugung ausgeht, dass Geschichte immer wieder neu erarbeitet, erzählt, d. h. konstruiert werden muss. Was beispielsweise zum Kanon des Nachwirkenden, Gelungenen und Relevanten gehört, steht nicht ein für allemal fest. Die Autoren dieses Bandes nahmen sich die Freiheit, bei der Auswahl und Gewichtung von Gattungen, Autoren und Werken hier und dort eigene Akzente zu setzen, hielten es aber nicht für ratsam, die in einer langen Wirkungsgeschichte entstandene Über einkunft über bedeutende Vertreter und Texte der englischen Literatur zu übersehen. Es war ihre Absicht, den eindrucksvollen Reichtum und die Vielfalt einer Literatur sichtbar zu machen, die schon seit dem Mittelalter (Chaucer), der frühen Neuzeit (Shakespeare) und dem 18. Jahrhundert (De foe) die Vorstellung der englischen und nicht-englischen Leser von dem, was etwa Drama und Erzählung zu leisten vermögen, entscheidend geprägt hat. Indem Literatur den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel abbildend, deutend und kommentierend begleitet, gestaltet sie ihn auch mit. Eine allgemein verbindliche Theorie dieses Wandels gibt es freilich nicht. Man könnte sogar mit Thackeray die Auffassung vertreten, bei der Geschichte handele es sich lediglich um ein Theater, das mit wechselnden Besetzungen und Kostümen immer wieder dasselbe traurige Stück von Aufschwung und Fall, von utopischer Überschwenglichkeit und endlicher, vom Zufall be stimmter Wirklichkeit zur Aufführung bringt. Als Hypothese für eine Litera turgeschichte wäre eine solche Annahme aber wenig hilfreich. Ein Leitmotiv des Zusammenhangs, den die vorliegende Darstellung erzählend und argu mentierend zu stiften versucht, ist dagegen die Modernisierungstheorie. Es wird also zum Beispiel danach gefragt, was es für die englische Literatur bedeutet, dass sie vor allem seit der Renaissance im Zeichen rascher Moder nisierungsschübe Rationalisierung, Säkularisierung, Nationalstaatsbildung, industrielle Revolution, Demokratisierung, funktionale Ausdifferenzierung von Gesellschaft und Kultur, Individualisierung steht. Dabei erlaubt der Bezug auf den Begriff der Modernisierung eine Auflockerung der starren Gegenüberstellung Sozialgeschichte vs. Geistesgeschichte. Am komplexen Spiel der Wechselwirkungen und Diskurse, in dem

12 XII Vorwort sich geschichtliche Wirk lichkeit konstituiert, sind beide Dimensionen entscheidend beteiligt. Diese Anbindung an den»außerliterarischen«kontext der Umwandlung einer von Traditionen geprägten Gesellschaft in eine moderne will nun nicht besagen, dass sich für die Beiträger zu diesem Buch Literatur darin erschöpft, Zeugnis für etwas zu sein, was längst vergangen ist oder in vielfach vermittel ter und verwandelter Form weiterlebt. Die Art und Weise, wie Kunstwerke Erfahrungen und Wertvorstellungen ihrer jeweiligen Zeit gestalten, ermög licht es späteren Lesern in besonderem Maße, diese auf eigene Erfahrungen und Bedürfnisse zu beziehen. Der Titel»englische Literaturgeschichte«setzt eine Konvention der Literaturgeschichtsschreibung fort, für die es keine überzeugende Alternative gibt. Es muss aber ausdrücklich gesagt werden, dass die»englische«literatur ohne ihre zahlreichen Autoren irischer, schottischer, walisischer, amerikanischer, westindischer, indischer, afrikanischer etc. Herkunft sehr viel ärmer wäre. Tatsächlich sind seit geraumer Zeit Literatur und Kultur jene Bereiche, in denen sich der Selbständigkeitsanspruch etwa der keltischen Randgebiete besonders deutlich äußert. Die Wichtigkeit der englischsprachigen Common wealth-literatur und deren vielfältige Wechselwirkungen mit der literari schen Kultur der Insel sind so auffällig, dass ihr das abschließende Kapitel dieses Buches gewidmet wird. Der begrenzte Umfang dieses Buches ließ keine»flächendeckende«dar stellung zu, die mit zureichender Ausführlichkeit auf alle jene Werke und Autoren einginge, welche man in einer Literaturgeschichte herkömmlicher Art vielleicht erwarten würde. Die Absicht der Verfasser war es vielmehr, typische Entwicklungen, Gattungen, Wissensbereiche und Autoren beispiel haft herauszuarbeiten und das funktionale Verhältnis von Text und Kontext sichtbar zu machen. Dabei kam es nicht so sehr darauf an, für jede Epoche ein möglichst einheitliches Bild zu entwerfen, sondern gerade auch Konflikte und gegenläufige Strömungen aufzuzeigen. Der Zwang zur Beschränkung und die Erfahrung, dass viele frühe englische Texte nicht in gleicher Weise in einem lebendigen, auf die Gegenwart bezogenen Traditionszusammenhang stehen wie etwa die Werke von Shakespeare oder Morus, führte dazu, den Anteil der Literatur vor 1500 drastisch zu kürzen. Der methodische Ansatz dieses Buches und seine an der Gliederung ab lesbaren Einteilungen des zeitlichen Ablaufs wurden von den Beiträgern bewusst gewählt. Diese Literaturgeschichte kann und will nicht jene ge dankliche und stilistische Einheitlichkeit bieten, die nur ein einzelner Autor garantieren kann. Dies ist keineswegs nur ein Nachteil. Im Spiegel indivi dueller Temperamente kommen der Reichtum und die Vielfalt der englischen Literatur eher besser zur Geltung. Der Herausgeber dankt all jenen, die das Zustandekommen dieses Bandes ermöglichten. Bernd Lutz von dem die Anregung kam und Petra Wägen baur vom Metzler Verlag haben das Entstehen dieses Buches mit Sympathie, Geduld und großer Hilfsbereitschaft begleitet. Sehr dankbar bin ich den Ko-Autoren, die sich teilweise kurzfristig zur Mitarbeit entschlossen und mir meine Arbeit leicht machten. Ihre Loyalität und ihre Bereitschaft, neue Wege zu gehen, waren eine große Hilfe. Edmund Stegmaier danke ich für freund schaftlichen Rat und steten Zuspruch. Großes Lob haben schließlich Elisa beth Hartel, Dietmar Jaegle und vor allem Monika Lacher verdient, die unermüdlich halfen, einen druckreifen Text zu erstellen. Stuttgart, im Juni 1991 Hans Ulrich Seeber

13 Vorwort XIII Zur dritten Auflage Das letzte Kapitel (Die neuen englischsprachigen Literaturen) und die Bibliographie dieser dritten Auflage sind erheblich erweitert worden. In den an deren Kapiteln beschränken sich die Veränderungen auf kleinere Korrekturen und Verbesserungen. Marc Grünbaum und Jan-Arne Sohns danke ich für ihre Hilfe. Stuttgart, im Juni 1999 Hans Ulrich Seeber Zur vierten Auflage Schon seit einigen Jahren zeichnete sich die Notwendigkeit ab, insbesondere die Teile über die Gegenwartsliteratur zu aktualisieren. Diesem Desiderat sucht die jetzt vorliegende 4. Auflage gerecht zu werden. Aber auch die anderen Kapitel wurden überprüft, korrigiert und ergänzt. Den Ko-Autoren danke ich herzlich für die gezeigte Kooperationsbereitschaft. Elisabeth Har tel, Miriam Höß, Stefan Knödler, Sigrid Kreutzer und Alexandra Reiter haben mir bei der Herstellung eines druckreifen Textes sehr geholfen. Ihnen gebührt mein ganz besonderer Dank. Stuttgart, im Mai 2004 Hans Ulrich Seeber Zur fünften Auflage Diese Literaturgeschichte benutzt, wie schon im Vorwort zur ersten Auflage knapp erläutert, die umfassende sozialwissenschaftliche Theorie der Modernisierung für die Deutung des sozialen, kulturellen und literarischen Wandels. Der Einwand, dass damit Tradition und Vielfalt übersehen würden, ist irreführend. Wer Modernisierung sagt, hat immer auch gegenläufige Strömungen, modernisierungsresistente Kulturen und tendenziell überzeitliche, anthropologisch erklärbare Formen der Repräsentation und Kommunikation im Blick. Wie Hans van der Loo und Willem van Reijen in Modernisierung: Projekt und Paradox (1992) ausführen, erzeugen die konstitutiven Prinzipien der Modernisierung, nämlich Rationalisierung, Differenzierung (von Gesellschaft und Kultur), Individualisierung und Domestizierung (von Mensch und Natur) jeweils auch ihr Gegenteil (»Paradox«). In der Geschichte der Literatur wird dies besonders in der Romantik deutlich, wenn sie, gegen die Rationalisierung, Lyrik als Medium der Wiederverzauberung ansieht. Die Prinzipien der Differenzierung, der Individualisierung und der paradoxen Evolution bedeuten, dass Modernisierung nicht zuletzt Vielfalt erzeugt und rechtfertigt. Wir müssen in der Regel von einer komplexen Mischung aus Anpassung an im Blick auf die Rationalisierung besonders deutlich bei Krimi und Science Fiction und Protest gegen (z. B. Regionalroman, Idylle, Fantasy) die Modernisierung ausgehen. Indem er ein Individuum in den Mittelpunkt der Darstellung rückt, Empirismus praktiziert und die Kooperation eines individuellen Lesers einfordert, ist der realistische Roman seit dem 18. Jahrhundert entscheidend am Prozess der Individualisierung und der Säkularisierung betei-

14 XIV Vorwort ligt. Die innovativ-provokativen Sprachspiele, Gattungsparodien, Medienreflexionen und filmischen Techniken der ästhetischen Hochmoderne um 1920 ziehen, in Verbindung mit dem Metaphysik- und Sinnverlust, die Folgen aus den Reflexionsschüben und medialen Ausdifferenzierungen der Moderne. Anthropologisch und historisch-kulturell fundierte Gestaltungsweisen wie die mimetische Nachahmung und der Realismus bewahren gleichwohl, wie die Entwicklung der Postmoderne lehrt, ihre Nützlichkeit und Überredungskraft. Diese fünfte Auflage ist gegenüber der vierten erheblich erweitert und teilweise gründlich überarbeitet worden. Neu hinzugekommen ist auch ein Sachregister, das freilich ein Lexikon literarischer Fachbegriffe (z. B. Abrams, A Glossary of Literary Terms) oder eine Einführung in die anglistische Literaturwissenschaft nicht ersetzen kann. Wer ausführliche, vor allem auch biographische Informationen zu einzelnen Autoren sucht, findet im Metzler Lexikon englischsprachiger Autorinnen und Autoren (Hg. Eberhard Kreutzer und Ansgar Nünning) verlässliche Auskunft. Um die Aktualität und die Nützlichkeit des Buches zu verbessern, wurde insbesondere der Bereich der britischen und irischen Gegenwartsliteratur erheblich ausgeweitet. Neue Abschnitte und Kapitel wurden hinzugefügt, die u. a. Kurzgeschichte, Kinderliteratur, historischer Roman der Gegenwart, Regionalroman, Krimi, Fantasy, Science Fiction, irisches Drama, Gegenwartslyrik und Literaturtheorie in den Blick nehmen. Dies wurde nicht zuletzt durch die Mitwirkung jüngerer Autorinnen und Autoren (Ingo Berensmeyer, Gießen; Martin Middeke, Augsburg; Eva Zettelmann, Wien) möglich, die sich freundlicherweise zur Mitarbeit entschlossen, aber auch durch die bewährte Kooperationsbereitschaft des bisherigen Teams. Ihnen allen danke ich sehr, insbesondere auch Oliver Schütze vom Metzler-Verlag, für die angenehme Zusammenarbeit. Außerdem steht auf einer Website des Verlags ergänzendes Downloadmaterial bereit: Die Bibliographie, das Personen- und Werkregister sowie das Sachregister des vorliegenden Buches können Sie elektronisch nutzen, um auf diese Weise bequemer in den großen Datenmengen zu suchen. Darüber hinaus sind auch die entsprechenden Register der Amerikanischen Literaturgeschichte (3. Auflage 2010, hg. von H. Zapf) im Download zur vergleichenden Suche zur Verfügung gestellt. Sie bekommen Zugang zu den Daten mithilfe des auf der ersten Seite dieses Buches eingedruckten Webcodes. Stuttgart, im April 2012 Hans Ulrich Seeber

15 1 Altenglische Literatur Entstehungsbedingungen Die übergreifenden Merkmale der altenglischen Literatur sind auf die Bedingungen zurückzuführen, die Produktion und Aufzeichnung dieser Werke bestimmten. Seit Mitte des fünften Jahrhunderts lassen sich Westgermanen, die aus Jütland und Norddeutschland kommen, auf der englischen Insel nieder und drängen im Lauf der Zeit die dort einheimischen Kelten, die Briten, in die Randgebiete ab. Ungestört bleiben die neuen Herren Englands die sich auch untereinander zahlreiche Kämpfe liefern nicht: 787 beginnen skandinavische Bootsbesatzungen, Küstenstriche zu plündern, aus den Raubzügen werden kriegerische Landnahmen, und bis 867 haben sich die Wikinger den nördlichen Teil der Insel unterworfen. Die westgermanischen Bewohner des Königreichs Wessex und die Nordgermanen siedeln nun in unruhiger Nachbarschaft nebeneinander. Die Christianisierung der Angelsachsen dieser Terminus wird für alle germanischen Siedler im England des frühen Mittelalters verwendet ist etwa um 700 abgeschlossen. Die von Papst Gregor I. (ca ) angeordnete Missionierung beginnt 597 in Kent, während im Norden iro-schottische Mönche wirken. Trotz der unsicheren Zeiten bildet sich auf der Insel eine reiche Klosterkultur aus, wie die vielen seit dem frühen achten Jahrhundert in Latein verfassten Schriften belegen: Von Aldhelms ( 709) theologischen Arbeiten bis zu Bedas ( 735) nationaler Kirchengeschichte Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum (731) reicht hier die Spannweite. Aus dieser Tradition der Gelehrsamkeit entsteht in bemerkenswerter Breite von der Übersetzung philosophischer Texte und Werken der Geschichtsschreibung bis zu rhetorisch beeindruckenden Predigten eine lange Reihe volkssprachlicher Prosatexte. Den englischen Mönchen ist es zu verdanken, dass die altenglische Literatur von allen europäischen Literaturen des frühen Mittelalters den größten Umfang hat. In Schreibstuben von Klöstern oder Kathedralen findet man auch Muße, Werke der mündlich verbreiteten Volksliteratur schriftlich aufzuzeichnen. Dabei entwickeln die Schreiber eine einheitliche Literatursprache aus den zahlreichen germanischen Dialekten, die auf der Insel gesprochen werden; diese Schriftsprache wird als englisch bezeichnet. Briten, Angelsachsen und Wikinger Christianisierung und Klosterkultur Angelsächsische Kirche St. Laurence, Bradford on Avon