Solarkocherverbreitung mit Hilfe des Clean Development Mechanism ein Interview (Auszug)

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1 Dr.-Ing. Dieter Seifert 31. Jan Solarkocherverbreitung mit Hilfe des Clean Development Mechanism ein Interview (Auszug) Wie wurde CDM in Kyoto definiert und wann tritt es in Kraft? CDM ist im Kyoto-Protokoll (Artikel 12) definiert ist als Mechanismus für die Kooperation der industrialisierten Länder mit Entwicklungs- und Schwellenländern beim Klimaschutz. Es handelt sich um die Zusammenarbeit von industrialisierten Ländern die sich bei der Klimakonferenz in Kyoto zur Begrenzungen bzw. Reduzierungen bei der Emission von Treibhausgasen verpflichtet haben (sogenannte Annex-I-Länder gemäß dem Anhang I zum Kyoto-Protokoll) mit den sogenannten Non-Annex-I-Ländern. Im Artikel 12 wird als Zweck von CDM genannt, die Entwicklungs- und Schwellenländer dabei zu unterstützen, eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen und zum Ziel des Kyoto-Abkommens beizutragen, sowie die Annex-I-Länder dabei zu unterstützen, die Erfüllung ihrer quantifizierten Verpflichtungen zur Emissions-Begrenzung bzw. Reduktion zu erreichen. Industrieländer können durch CDM eine Gutschrift von Treibhausgas-Emissionen erhalten, wenn sie in Non-Annex-I-Ländern emissionsmindernde Projekte finanzieren. Diese Gutschrift die Certified Emission Reductions (CERs) werden auf ihre Verpflichtung angerechnet. Es wird mit Recht davon ausgegangen, dass in Ländern mit niedrigerem Technologie-Stand mit gleichem Einsatz mehr erreicht werden kann. Beim solaren Kochen lässt sich das besonders deutlich erkennen. CDM ist also ein neues Instrument zur nachhaltigen Entwicklung, das allen Beteiligten Vorteile bringt. Es kann bereits seit dem Jahr 2000 genutzt werden. CDM-Projekte haben definierte Kriterien und eine vorgeschriebene Prozedur zu erfüllen. Das kann im Internet auf der Homepage der United Nation Climate Change Convention, nachgelesen werden. Seit 2005 ist das Kyoto-Protokoll ratifiziert - allerdings ohne Teilnahme der USA (dafür dank der Unterschrift von Russland). Endlich. Denn die FAO schätzt, dass jährlich weltweit eine Milliarde Kubikmeter Brennholz nicht nachhaltig verheizt werden, verbunden mit so viel CO2-Emissionen, wie Deutschland in diesem Jahr verursacht. Wir sollten uns klar darüber sein, dass die Erfüllung der Kyoto-Vorgaben nur ein kleiner Schritt ist, dem große folgen müssen, um die vorhergesagten Folgen der Klimaveränderung abzuwenden. Gerade deshalb ist eine vorbildliche Kooperation von Industrieländern mit Entwicklungsländern beim Klimaschutz so wichtig. CDM ist eine exzellente Methode für diese großen Aufgaben, die vor uns liegen. Es ermöglicht Projekte, die ohne die Gutschrift auf die CO2-Minderung nicht zustande kommen würden. Es gibt Vorbehalte gegen CDM? CDM in Verbindung mit dem Emissionshandel ist eine große Chance, den Teufelskreis aus Armut, Hilflosigkeit und Umweltzerstörung in Entwicklungsländern zu durchbrechen. Aber es gibt wohlmeinende Menschen, die von einem Ablasshandel, von einem Freikauf von Verpflichtungen zur Treibhausgasreduzierung sprechen und nur eine Reduzierung im

2 eigenen Land anerkennen wollen. Dabei wird nicht beachtet, dass damit den Entwicklungsländern, denen die Sonne die Rechnung für die hilfreiche Solartechnik bezahlen könnte, diese Chance genommen wird. Schon seit der UN-Konferenz in Rio de Janeiro im Jahr 1992 ist vorgesehen, dass die erforderlichen großen Verringerungen bei der Treibhausgas-Emission auf möglichst ökonomische Weise erfolgen sollen, um mit den verfügbaren Mitteln eine möglichst hohe Reduzierung zu erreichen. Dazu wurden im Kyoto-Protokoll die sogenannten flexiblen Mechanismen CDM und Emissionshandel ermöglicht. Für die Entwicklungsländer ist CDM in jeder Hinsicht positiv. Das im Artikel 12 des Kyoto- Protokolls definierte Ziel ist, Entwicklungsländern den Zugang zu modernster nachhaltiger Technik zu verschaffen, sie an der globalen Aufgabe zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen zu beteiligen, ohne ihnen quantifizierte Emissionsvorgaben geben und ohne ihnen Kosten aufzubürden. Unbegreiflich ist eher, warum es noch immer Entwicklungsländer gibt, die dieses Protokoll nicht ratifiziert haben. Aber auch die Industrieländer (die Annex-I-Länder des Kyoto Protokolls), die sich zu quantitativen Zielen zur Treibhausgasemission verpflichtet haben, sollen vom CDM profitieren. Denn durch die Zusammenarbeit mit den Nicht-Annex-I-Ländern und die dadurch erworbenen zertifizierten Emissionsreduzierungen haben sie die Chance, ihre Verpflichtungen mit geringerem Aufwand zu erfüllen, als bei Maßnahmen im eigenen Land. Es ist doch nahe liegend, dass sich in Ländern mit geringerem Technik-Standard eine Minderung der Treibhausgas-Emission mit geringeren Kosten pro eingesparter Tonne Treibhausgas verwirklichen lässt. Somit haben sowohl die Entwicklungs- und Schwellenländer, als auch die Industrieländer durch CDM Vorteile bei der Lösung der gemeinsamen Herausforderung beim Klimaschutz und es können durch Kooperation die nötigen hohen Reduzierungen der Treibhausgase finanziert werden, während dies bei Beschränkung auf das eigene Land kaum möglich wäre. Zudem lassen Umweltauflagen in den Industrieländern eine komplette Verlagerung von Umweltmaßnahmen in Länder des Südens und damit das gefürchtet Freikaufen von Verbesserungen im eigenen Land ohnehin nur bedingt zu. Selbst im schlechtesten Fall - bei der Errichtung weitere Fabriken im Industrieland (dank des eingesparten CO 2 ) müssen die Umweltauflagen des Landes berücksichtigt werden. Können wir uns den Clean Development Mechanism (CDM) an einem Beispiel verdeutlichen? Nehmen wir an, ein Land mit Brennholzkrisenregionen möchte ein großes Programm zur nachhaltigen Entwicklung verwirklichen: An den Schulen sollen die Jugendlichen lernen, Brennholz sparende Herde, Warmhaltebehälter und Solarkocher zu bauen und zu nutzen. Es wird erwartet, dass sich dadurch der Verbrauch an Brennholz auf ein Viertel des bisherigen Bedarfs verringert, so dass der Raubbau an den Bäumen beendet wird, der Wald sich erholt, auch weil Aufforstungsmaßnahmen erfolgreich werden. Um das Projekt an den Schulen umzusetzen, kann das Land zwar Pilotprojekte finanzieren, aber für eine umfassende Verbreitung des solaren Kochens sind zusätzliche Finanzierungsquellen nötig. Die Finanzierung der nötigen Solarkocher-Bausätze und die Verbreitung kann mit Hilfe eines CDM-Fonds oder durch weitere Möglichkeiten erfolgen. Empfehlungen geben vor allem die CDM-Fachstellen, insbesondere die Operational Entities. Die Verbreitung erfolgt vorteilhaft im Rahmen einer vorhandenen Struktur, weil dann die Verbreitungskosten gering sind und die dauerhafte Betreuung sichergestellt ist. In Frage kommen wohl vor allem das

3 Schulsystem und Frauen-Hilfsorganisationen. Aber es gibt viele weitere Chancen, z. B. im Rahmen der Flüchtlingshilfe und durch kirchliche Hilfseinrichtungen. Wir sollten auch an die Möglichkeiten des Kleinkreditwesens und an Miet-Kaufmechanismen denken. Die Miete kann einen kleinen Teil der Kosten betragen, die vom Solarkocher eingespart werden. Es sind Vorkehrungen zu treffen, damit die Chancen nicht missbraucht werden. Wie kann man ermitteln, welche Reduzierung von Treibhausgasemission durch das solare Kochen bewirkt wird? Nehmen wir vereinfachend zwei Szenarien an: a) Entweder das Programm unterbleibt und der Raubbau geht weiter, der Baumbestand nimmt weiter ab, mit bedrückenden negativen Folgen für die Menschen und die Umwelt, wie wir wissen. Aus dem Brennholz entstehen CO2 und weitere Treibhausgase. Schließlich werden nur noch fossile Brennstoffe genutzt. Oder: b) Das Projekt wird im Rahmen von CDM in Kooperation (z.b. mit deutschen Partnern) verwirklicht. Dazu wird das CDM-Verfahren (s. einschließlich Anerkennung des Projekts durch das CDM- Executive Board befolgt. Die Bausätze werden durch CDM- Fonds finanziert. Die Schulprogramme werden durchgeführt und dauerhaft betreut. Der Brennholzbedarf nimmt drastisch ab, die Bäume wachsen und durch das begleitende Aufforstungsprogramm kommen weitere Bäume hinzu, bis zum nachhaltigen Zustand, bei dem nicht mehr verbraucht wird, als nachwächst. Verglichen mit der baseline in Szenario a) werden bei b) Treibhausgas-Emissionen eingespart. Die Treibhausgas-Einsparungen werden dokumentiert und von einer Operational Entity (OE) verifiziert und zertifiziert. Wie hoch ist die jährliche CO2-Einsparung durch Solarkochereinsatz? Den maximalen Wert kann man errechnen, wenn man die höchste mögliche jährliche Sonneneinstrahlung, die höchste Nutzungsdauer und einen ungünstigen Wirkungsgrad bei der Nutzung des ersetzten, nicht nachhaltig verbranntem Brennholzes annimmt. Beim 11. Internationalen Sonnenforum in Köln im Jahr 1998 habe ich im Anhang zu meinem Beitrag Vorschläge zur Finanzierung eines globalen Solarkocherprogrammes durch Joint Implementation zur Einhaltung der Zusagen zur CO2-Minderung und zur Überwindung der Brennholzkrise verschiedene Fälle dargestellt. Als Maximalwert bei einem Parabol- Solarkocher mit 1,4 m Reflektordurchmesser ergab sich eine Einsparung von ca. 20 Tonnen CO2 pro Jahr. Dieser Maximalwert wird natürlich kaum erreicht, aber in einer Gemeinschaftsküche mit einer Solarkocher-Nutzung an Sonnenstunden sind jährliche Einsparungen von 10 Tonnen CO2 möglich und für eine Durchschnittsfamilie ergab eine grobe Abschätzung eine jährliche Einsparung von 3,8 Tonnen CO2. Für ein Pilot- Solarkocherprojekt in Haiti, das von zwei deutsch-haitianischen Hilfsorganisationen gestartet wurde, ist für einen jährlichen Brennholzverbrauch pro Person von 440 kg eine Einsparung von 3,4 Tonnen CO2 pro Jahr errechnet worden. Dabei wurde zur Vereinfachung angenommen, die Hälfte des Brennholzbedarfs einer Familie nicht nachhaltig genutzt würde und dass dieser Anteil durch den Solarkochereinsatz eingespart wird. In einer UNFCCC-Veröffentlichung wurde für Nepal ein Richtwert von jährlich 3,6 Tonnen CO2 genannt, wenn durch den Solarkocher Brennholz eingespart wird, und 1,5 Tonnen CO2, wenn Petroleum eingespart wird. Die Einsparung beim Ersatz fossiler Brennstoffe ist

4 geringer, weil der Heizwert pro kg erzeugtem CO2 und der Wirkungsgrad der Verbrennung höher sind. Bei der Nutzung von Erdgas ist die CO2-Einsparung noch geringer. Die Substitution von fossilen Brennstoffen durch Solarkocher ist anderseits aus wirtschaftlichen Gründen besonders vorteilhaft. Beim Ersatz von Holzkohle ist zu beachten, dass die Holzkohlegewinnung mit hohen Treibhausgas-Emissionen und mit hohem Energieverlust verbunden ist. Die Verbrennung erfolgt zwar in der Regel mit höherem Wirkungsgrad als beim Brennholz, das kann aber die Nachteile nicht vollständig kompensieren, so dass beim Ersatz von Holzkohle durch Solarkocher mindestens mit der CO2-Einsparung bei direkter Verbrennung des Brennholzes zu rechnen ist. Andere Treibhausgase als CO2 werden in CO2 Äquivalente umgerechnet. Natürlich hängt die Emissions-Einsparung davon ab, welcher Solarkocher unter welchen Bedingungen zum Einsatz kommt. Ein wesentlicher Vorteil der Parabol-Solarkocher besteht darin, dass sie alle Sonnenstunden mit hohem Wirkungsgrad nutzen können, auch am Morgen und am Abend, weil der Reflektor zu jeder Tageszeit angenähert senkrecht zur Sonneneinstrahlung steht und dass sie keine Umstellungen bei den Essgewohnheiten verlangen. Oft wird nur an die Einsparung von Brennstoff für die Essenszubereitung gedacht, aber ein leistungsfähiger Solarkocher kann große Mengen an Wasser abkochen - eine wichtige Aufgabe in Entwicklungsländern - und er kann heißes Wasser für das Wäschewaschen bereiten und vieles mehr. Beim ECSCR- Test in Almería wurden mit dem von mir in weltweiter Zusammenarbeit entwickelten Parabol-Solarkocher mit 1,4m Durchmesser pro Tag 48 Liter Wasser abgekocht. Die große Kapazität dieser Kocher ermöglicht eine hohe CO2-Einsparung bei niedrigen Kosten. Die CO2-Reduzierungskosten sind so gering, dass die die CO2-Einsparung durch Solarkocher zu den weltweit vorteilhaftesten Möglichkeiten zählt. Was ist bei der Ermittlung der CO2-Einsparung zu beachten? Wenn man die Verbrennung fossiler Energieträger, also Kohle, Erdöl, Erdgas, durch Solarkocher vermeidet, dann ist die Einsparung an Treibhausgas-Emissionen leicht zu errechnen. Beim Brennholz sind mehrere Punkte zu beachten: Es ist die Emission aus nicht nachhaltig genutztem Brennholz zu betrachten. Man kann zwar leicht errechnen, dass bei vollständiger Verbrennung pro kg Brennholz ca. 1,83 kg CO2 entstehen, aber das Brennholzfeuer emittiert je nach der Qualität der Verbrennung zusätzlich hochwirksametreibhausgase, die man in CO2- Äquivalente umrechnen kann. Um einen Übergang zu einer dauerhaften Brennholzversorgung zu erreichen, sollte das solare Kochen nicht als isoliertes Programm verbreitet werden. Zur Frage, welches Brennholz aus nachhaltigen Quellen stammt: Wenn Bäume so geschädigt werden, dass sie absterben, dann wird zwar totes Holz verbrannt, aber nicht nachhaltig. In Nepal führt die Verbrennung der Bäume und Sträucher zu Steinlawinen, die viel totes Holz erzeugen. In Regionen, die von der Brennholzkrise betroffen sind, wird man vereinfachend annehmen können, dass das ganze vom solaren Kochen eingesparte Brennholz zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen beiträgt. Bezüglich der zusätzlichen Treibhausgasemissionen: In einer Veröffentlichung der Welt- Gesundheits- Organisation (Smith, K.R.: Biomass cookstoves in global perspectives: energy, health, and global warming. In: Indoor Air Pollution form Biomass Fuel. Genf, WHO_PEP_92.3B.pdf) wird je nach gewähltem Zeithorizont eine Erhöhung um 20% bis 110% angegeben, so dass der Faktor kg CO2 pro kg Brennholz nicht 1,83, sondern höher ist. Wenn wir die in der Veröffentlichung genannten Daten verwenden, dann werden pro Brennholz-Ofen ca. 5,5

5 Tonnen CO2 und CO2-Äquivalente emittiert. Die jährliche CO2-Einsparung pro Solarkocher liegt somit bei ca. 2 bis 4 Tonnen, wenn man berücksichtigt, dass ein Teil des Brennholzes aus nachhaltiger Quelle stammt und dass auch ein sehr leistungsfähiger Solarkocher nicht immer genutzt werden kann. Einen großen Teil des üblichen Brennholzverbrauchs kann man mit Warmhaltebehältern einsparen (z.b. Körbe mit Decken oder Baumwollkissen als Isolierung, in denen das Kochgut gart und viele Stunden lang warm gehalten werden kann). Diese Methode ist bei jeder Witterung und auch nachts anwendbar. Sie ist auch die Antwort auf die häufig gestellte Frage, wie denn mit Solarkochern für das Essen am Abend gekocht werden kann. Die Solarkocher-Verbreitung sollte also nicht als isolierte Maßnahme erfolgen? Die Warmhalte-Gartechnik ist ein Beispiel für den dringend nötigen Know-how-Transfer. Die Entwicklung und Verbreitung angepasster Technik (Appropriate Technology, Intermediate Technology), die der weltberühmte Ernst Friedrich Schumacher in seinem Buch Small ist beautiful 1973 forderte, ist aktueller als je zuvor. Auch für diese Aufgabe ist das Schulsystem besonders geeignet. Das Solarkocher-Programm ist nicht als einseitige Maßnahme durchzuführen, sondern es ist zu kombinieren mit weiteren Verfahren zur nachhaltigen Entwicklung und zur Armutsbekämpfung. Von großem Nutzen wäre ein Expertensystem für nachhaltige Technik, das allen zugänglich ist und das das Know-how bündelt und leicht zugänglich macht. Die Überwindung der Brennholzkrise ist eine so drängende und komplexe Aufgabe, dass wir alle Kräfte zusammennehmen müssen, um sie zu meistern. Es reicht nicht aus, Aufforstungsprogramme zu planen, die zum Scheitern verurteilt sind, weil schon kleine Bäumchen der Brennholznot zum Opfer fallen. Die Verbreitung Brennholz sparender Herde, vor allem solche, die die Rauchbelastung vermeiden, ist außerordentlich wichtig, aber sie sollten ebenfalls nicht als isoliertes Programm geplant werden. Eine Verbindung von Aufforstung mit der Verbreitung von Öfen, Warmhalte-Gar-Behältern und leistungsfähigen, dauerhaften Solarkochern und die nötige Sensibilisierung für die Aufgaben und Lösungen kann den von der Brennholzkrise Betroffenen dauerhaft helfen und den dramatischen Verlust an stoppen und die Wiederaufforstung ermöglichen. Zusammen mit weiteren dezentral nutzbaren Techniken, z. B. die Photovoltaik, wird das Leben auf dem Land so attraktiv werden, dass die Landflucht überwunden wird und die Menschen nicht in den Sog der Megastädte geraten. Welche Vorteile sind mit dem CDM-Projekt verbunden? Es zeigt sich, dass durch CDM nur Vorteile auf allen Seiten entstehen, nicht nur finanzielle, sondern die vielfältigen Vorteile durch die wirksame Armutsbekämpfung und die Kooperation bei der nachhaltigen Entwicklung. Das Entwicklungsland kann die Brennholzkrise überwinden, ohne dass unbezahlbare Kosten entstehen. Die Verbreitung der Solarkocher-Technik verhindert nicht nur die Treibhausgasemission, sondern ermöglicht den Übergang zu einer nachhaltigen Brennholzbewirtschaftung, die Wohltaten des Waldes werden erhalten und es entstehen viele Einkommensquellen durch die Nutzung der Solarenergie. Die Menschen, die bisher vom Raubbau an den Bäumen gelebt und ihre eigene Existenzgrundlage zerstört haben, verarmen nicht, sondern haben besseres und langfristiges Einkommen. Die Familien, die einen großen und wachsenden Anteil ihres Einkommens für Brennmaterial ausgeben mussten, ersparen den größten Teil des Brennmaterials, so dass sich das Projekt die Armut wirksam bekämpft. Das Executive

6 Board erteilt dem Projekt ermittelten Certified Emission Reductions, die entsprechend den getroffenen Projekt-Vereinbarungen weitgehend dem finanzierenden Partner zukommen. Diese Mittel sollen erneut investiert werden, um die Projekte den Aufgaben entsprechend wachsen zu lassen. Wenn für die Einsparung einer Tonne CO2 ein Preis von 4 Euro bezahlt wird (was eher ein unterer Wert ist), dann erhält man bei einer jährlichen Einsparung von 3 Tonnen und einer Projektlaufzeit von 7 Jahren mit einer gesamten Gutschrift von: 3 Tonnen pro Jahr x 7 Jahre x 4 Euro pro Tonne = 84 Euro rechnen. Damit kann man nicht nur den kompletten Bausatz für die großen Solarkocher und deren Transport bezahlen, sondern auch die Verbreitung finanziell unterstützen. Bei Maßnahmen zur CO2-Reduzierung in Europa würde üblicherweise ein Vielfaches an Kosten entstehen. Das Industrieland hat somit den Vorteil, dass die Treibhausgas-Reduzierung mit geringen Kosten erfolgt. Welche Schritte sind bei der Durchführung des CDM-Verfahrens zu gehen? Es sind hauptsächlich folgende 7 Schritte 1. Nachweis über die Erfüllung der CDM-Kriterien 2. Erstellung der Projektbeschreibung (Project Design Document, PDD) 3. Vertrag der beteiligten Partner und Zustimmung durch das Gastgeberland 4. Beauftragung einer Operational Entity für die Validierung des Projekts 5. Beantragung und Registrierung beim Executive Board durch die Operational Entity 6. Projektimplementierung und Projektverfolgung ( Monitoring ) 7. Verifizierung und Zertifizierung durch die Operational Entity und Ausgabe der CO2- Gutschriften durch das Executive Board. Die zu erfüllenden Hauptkriterien sind: Zusätzlichkeit Technologietransfer Nachhaltigkeit Die Kriterien sollen sicherstellen, dass die Einsparung von Treibhausgasen im Entwicklungs- bzw. Schwellenland so erfolgt, dass in diesem Land zukunftssichernde Technik durch die Vorteile des CDM verbreitet wird, so dass die Emissionsgutschriften an den finanzierenden Partner im Industrieland zu Recht erteilt werden. Das Solarkocherprojekt kann die CDM-Kriterien in exzellenter Weise erfüllen. Denn es handelt sich um ein Projekt, das ohne die CDM-Kooperation nicht finanziert werden könnte (Zusätzlichkeit) und das durch Transfer moderner Technik zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt. Denn das Projekt hilft zweifellos bei zur Überwindung des Raubbaus an natürlichen Ressourcen, es leistet einen Beitrag zur Armutsbekämpfung und Verbesserung der Lebensbedingungen indem, dank CDM, eine neue, bisher im Entwicklungslang nicht angemessen verbreitete Technologie transferiert wird. Die offiziellen Informationen über CDM findet man im Internet unter auch Angaben über die Abläufe und die Formulare für Anträge. Vorteilhaft ist es, das Angebot des Deutschen Umweltministeriums (s. für einen Kurzcheck des geplanten Projekts anzunehmen. Die Operational Entities, beispielsweise der TÜV Süddeutschland ( geben umfassende Hilfe bei der Verwirklichung von CDM-Projekten.

7 Was ist das Project Design Document? Das Project Design Document enthält die Projektbeschreibung mit Angaben zur Baseline und zum Monitoring, d. h. den Plan zur laufenden Ermittlung der eingesparten Treibhausgas-Emission. Für das Project Design Document (PDD) ist das Formular aus der Internet-Homepage von UNFCCC ( herunterladbar. Das Formular für den Kurzcheck wird zusammen mit einem Leitfaden vom deutschen Umweltministerium im Internet ( unter dem Stichwort CDM angeboten. Die Baseline stellt die Größe der jährlichen Emission an CO2 (bzw. CO2-Äquivalenten bei anderen Treibhausgasen) dar, die ohne das Projekt zu erwarten ist. Wir müssen hierzu also Szenario a) betrachten. Wir haben von einer direkten Einsparung von ca. 3 Tonnen CO2 und CO2-Äquivalente pro Jahr durch einen leistungsfähigen Solarkocher gesprochen. Damit wird nur ein Teil des Vorteils berücksichtigt, weil die nicht verbrannten Bäume weiterwachsen würden und damit zusätzlich CO2 gebunden würde. Wenn wir Szenario a) und b) vergleichen, dann erfolgt durch das Projekt ja nicht nur eine vorübergehende Verminderung der CO2-Emission, sondern am Ende von a) ist der Wald verschwunden und am Ende von b) ist der Wald eine dauerhafte Energiequelle. Also wird nicht nur während der Zeit des Raubbaus die CO2-Emission erzeugt, sondern es wird auch später die Emission von CO2- eingespart, wenn auf fossile Brennstoffe übergegangen wird. Diese zusätzliche Bindung von CO2 bei der Vergrößerung des Waldbestandes ist also nicht eingerechnet bzw. sie soll den weiteren Maßnahmen gutgeschrieben werden. Könnte der Aufwand für das CDM-Procedere abschreckend groß sein? Durch aufwändige Maßnahmen bei der Vorbereitung und Abwicklung des CDM-Procedere können bei kleinen Projekten so große Verwaltungskosten entstehen, dass das Projekt zu teuer wird. Von UNFCCC wurde ein vereinfachtes Verfahren für kleinere Projekte ( Small Scale CDM Projects; SSC-projects) eingeführt, wobei die Grenze bei einer gesamten installierten Leistung von 15 MW angegeben wurde. Wenn wir einen Parabol-Solarkocher mit 600 W Nennleistung annehmen, dann könnten bis zu Solarkocher in einem SSC-Projekt zusammengefasst (gebündelt) werden. Die Vereinfachungen bei SSC-CDM-Projekten beziehen sich neben dieser Bündelung auf a) ein vereinfachtes Projekt Design Dokument b) vereinfachte Methoden zur Baseline-Bestimmung und zum Monitoring Plan c) die Zusammenfassung ( bundling ) von Projektschritten d) die Valuierung und Zertifizierung kann von der gleichen OE durchgeführt werden. Man kann sich leicht ausrechnen, dass kein großer Verwaltungsaufwand sinnvoll ist für einen Solarkocher, der im Jahr eine CO2-Gutschrift von 3 Tonnen mal 4 Euro pro Tonne, also 12 Euro als CO2-Gutschrift erhält. Daraus folgt auch, dass künftige CDM-Projekte eine Mindestgröße haben müssen. Wenn wir in unserem Beispiel von einer Mindestanzahl von Solarkochern ausgehen, dann liegt die jährliche CO2-Gutschrift bei Euro und es kann ein Verwaltungsaufwand von ca Euro vertreten werden. Bei Solarkochern würde dieser Aufwand die Gutschrift von 4 Euro/Tonne CO2 aufzehren.

8 Kleinere Pilot-Projekte sind aber sehr wichtig, um die Abläufe zu erproben und die Daten zu gewinnen. Wie geht man ganz konkret vor, wenn man ein CDM-Pilotprojekt verwirklichen will? Angenommen eine Hilfsorganisation will mit einer Schule oder einer Frauenorganisation in einem Entwicklungsland ein Solarkocherprojekt verwirklichen. Für die Finanzierung eines großen Projekts stehen zu wenig Mittel zur Verfügung, aber es kann ein Pilotprojekt verwirklicht werden. Das Pilotprojekt liefert die nötigen praktischen Erfahrungen mit dem solaren Kochen und den weiteren nachhaltigen Techniken (Warmhalte-Gar-Technik, Brennstoff sparende Herde), die Daten über die zu erwartende CO2-Einsparung, und es wird das Monitoring erprobt, also die laufende Überprüfung und Dokumentation der Solarkochernutzung. Im Rahmen des Pilotprojekts wird beispielhaft die erforderliche Dokumentation erstellt ( Projekt-Design-Document ) und die Informationen über CDM und Emissionshandel ( werden eingeholt. Mit den gewonnenen Daten und Erfahrungen können dann Finanzierungsquellen für größere Projekte erschlossen werden, beispielsweise internationale und nationale CDM-Fonds oder Unternehmen bzw. Organisationen, die diese exzellente Chance zur Kompensation ihrer Treibhausgas-Emissionen nutzen wollen. Gibt es bereits Erfahrungen mit CDM-Solarkocher-Projekten? Es wurden erste Schritte unternommen, um Pilotprojekte auf den Weg zu bringen. Die Nachrichten über die Folgen der Brennholzkrise, über die Folgen der traditionellen Kochmethoden in Entwicklungsländern, über die Folgen der Klimaveränderung müssten uns wachrütteln. Gemessen an den Chancen sind wir noch ganz am Anfang.