Medailleur, Graveur, Bildhauer, Ziseleur und Modelleur

Transkript

1 Bearbeitungstiefe Name Lebensdaten Bürgerort Frei-Wenk, Hans * Basel, Riehen Basel, Zuzgen (AG) Staatszugehörigkeit CH Vitazeile Tätigkeitsbereiche Lexikonartikel Medailleur, Graveur, Bildhauer, Ziseleur und Modelleur Medaillen, Zeichnung, Skulptur, Aquarell Lehre als Graveur und Abendkurse in Zeichnen und Modellieren in Basel in München sowie Wien, wo er als Graveur arbeitet und die Goldschmiede- und Ziselierschule von Stefan Schwartz besucht. Stipendien für Genf (Ecole des Arts Industriels: Ziselieren und Modellieren bei Jean-Joseph Jerdellet, Bildhauerei bei Jean Jules Salmson; Ecole des Beaux-Arts) und für Paris (Ecole Nationale des Arts Décoratifs bei Hector Lemaire; Académie Julian, Bildhauerateliers Félix Charpentier und Denys Puech). Förderung durch Oscar Roty, den angesehensten Pariser Medailleur. Hersteller von Modellen für Bijouterie- und Goldwarenfabriken erste Medaillenaufträge aus Basel. Zahlreiche Ausstellungserfolge ab Ab 1899 in Basel aktiv als international gefragter Medailleur. Im In- und Ausland erscheinen ausführliche Berichte über ihn, seine neusten Werke werden in den Zeitschriften Die Schweiz, Schweizerische Numismatische Rundschau und Schweizerische Schützenzeitung vorgestellt Weiterbildungsreisen Vortrag in Brüssel mit leidenschaftlichem Bekenntnis zur Pflege der Kunstmedaille als eigenständiges Kunstwerk und zu den Vorzügen der Pariser Präge- und Gusstechniken. Von den Zeitgenossen wird Frei aber an den deutschen und österreichischen Medailleuren gemessen, welche die moderne französische Prägemedaille ablehnen und sich an das Vorbild der gegossenen Renaissancemedaille halten. Nach 34 Jahren in der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft wird Frei 1933 Ehrenmitglied. Seite 1/5,

2 Freis Œuvre umfasst über 450 Medaillen und Plaketten für Jubiläen, Anlässe und vor allem für Schützenfeste. Zum einen lässt er anhand grosser Gipsmodelle in der Pariser Münze, später auch durch die Firma Huguenin in Le Locle, Medaillen prägen. Für Gussmedaillen und - plaketten übergibt er zum anderen in Paraffin geformte Modelle in Paris den damals besten Giessern. Später zeichnet er die Motive direkt auf Stahl- oder Kupferblech, treibt und modelliert sie dann zu unmittelbar wirkenden Originalplaketten. Diese dienen auch für Güsse oder galvanoplastische Nachformungen. Nach 1905 entwickelt er ein eigenes Gussverfahren. Freis Gravierfertigkeit bezeugen Petschaften für amtliche wie private Siegel. Aus seiner Vorliebe für Treibarbeiten entstehen dem Jugendstil verpflichtete Schmuckreliefs (Armbänder und Manchettenknöpfe). Für die zahlreichen, besonders nach dem vierzigsten Lebensjahr hergestellten reliefierten Zinnobjekte verwendet er als Bildelemente oft Plaketten, Medaillen und Medaillons. Mit getriebenen Metallplatten erstellt er Blinddrucke (Neujahrskarten ). An vollplastischen Arbeiten sind nur eine Büste des Vaters (1896, Gips, bronziert) und eine Brunnenfigur für Riehen (1925) bekannt. 1899, und gestaltet er Metallreliefs für steinerne Grab- und Denkmäler die bekanntesten in Ins für Albert Anker (1912) und für den Conrad Ferdinand Meyer-Brunnen in Engelberg (1929). Freis Bildmotive sind meist Figuren (Porträts oder Allegorien), im Frühwerk gerne vor detailreichen Hintergründen. Als Vorlagen verwendet er zunächst Kunstwerke, bald auch Zeichnungen oder Fotografien, ferner eigene Entwürfe. Besonders eindrücklich gelingen ihm Kinderdarstellungen um 1900 ein Lieblingsthema in der Medaillenkunst. Die bei zweckgebundenen Aufträgen oft eingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten erschweren heute Freis künstlerische Beurteilung. Unverkennbar sind Einflüsse von Hodler, Böcklin und Sandreuter. Ein Naturalismus, von allgemein jugendstilhaften, gelegentlich an Hodler erinnernden Stilelementen durchsetzt, spricht aus seinen Werken. Sie zeichnen sich durch klares plastisches Gestalten und ein feines Zusammenspiel von Bildform, Figur, Schrift und Grund aus. Freis Aufstieg um 1900 fiel in die Zeit der besonders von Frankreich ausgehenden Wiederbelebung der Medaillen- und Plakettenkunst; er wurde zu einem führenden Vertreter seiner Kunst und erreichte in Seite 2/5,

3 mehreren Techniken eine hohe Ausdruckskraft. Werke: Basel, Historisches Museum, Münzkabinett [360 Prägeeisen]; Bern, Bernisches Historisches Museum; Zürich, Schweizerisches Landesmuseum; Leiden (NL), Koninklijk Penningkabinet; Paris, Cabinet des Médailles de la Bibliothèque Nationale; Albert Anker-Medaillon am Grabmal, 1912, Ins, Friedhof; weibliche Bronzefigur (für den Jubiläumsbrunnen anlässlich der 400jährigen Zugehörigkeit der Gemeinde Riehen zur Stadt Basel 1922), 1925, Riehen, Burgstrasse/Äussere Baselstrasse; Conrad Ferdinand Meyer-Brunnen, 1929, Engelberg. Beatrice Schärli / Philipp Gafner, 1998 Literaturauswahl - Peter Felder: Medaillenkunst des Jugendstils. Eine kunstgeschichtliche Einführung. Regenstauf: Gietl, Elisabeth Vaupel: «Ein unbekannter Entwurf für die Graebe-Plakette von Hans Frei». In: Schweizerische Numismatische Rundschau, 1987, 66. S Ines Augustin: Die Medaillen und Plaketten der grossen Weltausstellungen [Typoskript] Dissertation Universität Karlsruhe, Gustav Grunau, Balazs Kapossy: «Die Berner Reformationsmedaillen ». In: Schweizer Münzblätter, 1978, 28. S Guido Kisch: Die Schaumünzen der Universität Basel und Medaillen auf ihre Professoren. Sigmaringen, Hans Frei ( ). Gedächtnisausstellung. Gemeindehaus Riehen, Rudolf Henggeler: «Die offizielle Millenariums-Medaille des Stiftes Einsiedeln». In: Schweizerische Numismatische Rundschau, 1935, 26. S Hermann Aeppli: Der Schweizer Medailleur Hans Frei. Basel: Schwabe, Catalogue of the International Exhibition of Contemporary Medals. [Ed.:] American Numismatic Society. New York, Hans Frei: «Die schweizerische Medaille». In: Victor Tourneur, A. de Witte, eds.: Mémoires du congrès international de numismatique et d'art de la médaille. Fascicle II. Tirage provisoire. Bruxelles, S L[eonhard] Forrer: Biographical Dictionary of Medallists. Coin-, Gem-, and Seal-Engravers, Mint-Masters [...]. London: Spink, , Seite 3/5,

4 vol., 1 index Nachschlagewerke - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - The Dictionary of Art. Edited by Jane Turner. 34 volumes. London: Macmillan; New York: Grove, Künstlerlexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert, Hrsg.: Verein zur Herausgabe des schweizerischen Künstler-Lexikons; Redaktion: Eduard Plüss. Hans Christoph von Tavel, Frauenfeld: Huber, , 2 Bde. [unveränderter Neudruck 1983]. - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearbeitet, redigiert und herausgegeben von Hans Vollmer. 6 Bände. Leipzig: Seemann, [ ] [unveränderter Nachdruck: München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1992] - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes herausgegeben von Ulrich Thieme und Felix Becker. 37 Bände. Leipzig: Seemann, [Taschenbuchausgabe: München: DTV, 1992] - Schweizerisches Künstler-Lexikon, hrsg. vom Schweizerischen Kunstverein, redigiert unter Mitwirkung von Fachgenossen von Carl Brun, 4 Bde., Frauenfeld: Huber, [Reprint: Nendeln: Kraus, 1982]. Direktlink Normdaten GND Deutsche Biographie Letzte Änderung Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Seite 4/5,

5 Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet. Empfohlene Zitierweise AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, Zugriff vom Seite 5/5,