Ausbildung 54 Reiter Revue International 4/2013

Transkript

1 54 Reiter Revue International 4/2013

2 Der Weg zum Reiten auf Kandare Zünglein an der Waage Fotos: C. Höchstetter Uta Gräf, hier mit Damon Jerome, erzählt uns aus der Praxis vom Reiten auf Kandare. Es ist wie ein Ritterschlag, wenn der Reiter zum ersten Mal die Kandare anlegen darf. Fingerspitzengefühl ist angesagt, denn das Stangengebiss folgt eigenen Gesetzen. Uta Gräf und Martin Plewa zeigen den Weg zu einem pferdefreundlichen Reiten auf Kandare. Die Kultur des Kandaren-Reitens ist etwas verloren gegangen, bedauert Martin Plewa. Der Reitmeister und Leiter der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster erinnert: Der eigentliche Zweck der Verwendung der Kandare ist es, den fortgeschrittenen Ausbildungsstand von Reiter und Pferd zu überprüfen und zu dokumentieren. Denn wer mit Kandare reitet, muss meisterlich mit seinem Gefühl und seinen Händen umgehen und die Hilfen noch besser koordinieren und dosieren können. Die Einwirkung soll feiner werden, von außen eigentlich unsichtbar sein. Das ist das Ziel. Es gibt ein Aber, und das kommt von Martin Plewa: Tatsächlich hat man das Gefühl, dass manche Reiter sich der Wirkungsweise der Kandarenzäumung nicht bewusst zu sein scheinen. Auch, dass in manchen Fällen die Kandare ganz bewusst missbräuchlich zum falschen Beizäumen eingesetzt wird. Es ist also an der Zeit, es besser zu machen, im Sinne der Pferde. Wir haben Uta Gräf in Kirchheimbolanden besucht, sie nach ihren Erfahrungen gefragt, viele vermeintliche Kleinigkeiten vom Anpassen der Kandare bis zum Losreiten analysiert. Uta Gräf warnt generell vor dem Losreiten mit vier Zügeln: Wenn der Reiter sein Pferd auf Trense nicht vor sich hat, bekommt er auf Kandare erst recht Schwierigkeiten damit! Wenn Reiter Revue International 4/

3 Wenn die Pferde auf Kandare gehen, spricht nichts dagegen, zwei- oder dreimal pro Woche auf Kandare zu reiten. Oberstes Ziel ist jedoch: Das Pferd geht danach auf Trense noch besser! Uta Gräf Uta Gräf verschnallt den Riemen so, dass zwei Finger zwischen Nasenrücken und Reithalfter passen. Foto: C. Höchstetter das Pferd aber mit Kandare besser gehe als mit Trense, spricht doch nichts dagegen, zwei- bis dreimal in der Woche auf Kandare zu reiten. Aber danach muss das Reiten auf Trense besser funktionieren. Genau hier sieht Martin Plewa den Unterschied zwischen Anspruch und Realität: Es gibt Reiter bis in die oberen Klassen, die ihr Pferd nur noch auf Kandare reiten können. Das war dann wohl der falsche Weg. Für den richtigen Weg fordert Martin Plewa zunächst mal das Wissen um die Wirkung der Kandare. Er hält Vorträge für das Bildungswerk des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen (www. wrfs.de/bildungswerk.html) und zeigt sich optimistisch zur Entwicklung im Sport: In London bei den Olympischen Spielen habe ich am Abreiteplatz 50 Prozent der Dressurreiter gut mit den Pferden arbeiten sehen. Die waren dann auch fast alle vorne platziert. Allerdings glaube ich nicht, dass sich das bis zu allen Reitern in den Klassen L bis S schon herumgesprochen hat. Plewa zweifelt an, dass man in L-Dressuren die Kandare schon braucht. Und er fände es im Hinblick auf den zu beobachtenden Missbrauch sinnvoll, auch mal höhere Dressurprüfungen auf Trense auszuschreiben. Im Aufgabenheft 2012 gibt es eine S-Dressur für junge Pferde, bei der der Veranstalter wählen kann, ob er die Prüfung auf Kandare oder Trense ausschreibt. Uta Gräf findet das prima. Generell ist sie eine Freundin davon, das Pferd wählen zu lassen, mit welchem Gebiss es sich wohler fühlt. Damon Jerome reitet sie selten mit Kandare, ihr Grand-Prix-Pferd Le Noir häufiger. Was aber ist mit der Kandare im Pferdemaul anders? Während das Die Entwicklung der Kandare Die Kandare von Antoine de Pluvinel (u.) aus dem 16. Jahrhundert und die moderne französische Kandare (o.). Foto: dpa Foto: Uta Gräf wählt doppelt gebrochene Trensen mit kleiner Zungenfreiheit. Breite Nasenund Kinnriemen verteilen den Druck besser. Foto: C. Höchstetter Aus dem 16. Jahrhundert gibt es abschreckende Kandaren mit beweglichen Seitenteilen und hohen Zungenfreiheiten. Heute werden Kandaren im Dressursport in Kombination mit der Unterlegtrense und Kinnketten benutzt, die LPO regelt das im 70. Motto der Ausbildung: Die Trense wirkt vorherrschend, die Kandare liegt ausbalanciert auf dem Unterkiefer. Verändert hat sich die Gebiss-Stärke. Die früher üblichen 21 Millimeter sollten heute tabu sein. Der Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer beträgt beim Pferd 25 bis 45 Millimeter. Ein dickes Gebiss drückt so bereits ohne Zügelzug auf die Zunge. 14 Millimeter sind pferdefreundlich, meint Plewa. Uta Gräf rät: Ausprobieren am besten verschiedene Gebisse im Reitgeschäft oder im Freundeskreis vor dem Kauf ausleihen und beobachten, ob sich das Pferd damit wohlfühlt. Jedes Pferd ist anders. Dann erst kaufen. 56 Reiter Revue International 4/2013

4 einfach oder doppelt gebrochene Gebiss von oben und von der Seite auf Lefzen, Maulwinkel und Zunge wirkt, landet der Druck der Kandare teils im Genick, aber hauptsächlich auf der Zunge je nach Zungenfreiheit. Schon dieser Begriff sorgt für Missverständnisse von wegen Freiheit: Von großer Zungenfreiheit spricht man, je höher der Bogen in der Stange ist. Dreht sich das Gebiss beim Zügelzug um die eigene Achse, stellt sich die Zungenfreiheit auf und wirkt gegen den Gaumen. Es ist häufig so, dass die Zunge noch in die hohe Zungenfreiheit hineinrutscht und nicht mehr als Polster für den Unterkiefer dienen kann, erklärt Plewa. Und weil der Gaumen ein festes Gewebe ist, drückt es das Gebiss wieder zurück nach unten in den Zungenmuskel. Deshalb: Pferdefreundlicher sind flachere Zungenfreiheiten. Kandaren haben eine Hebelwirkung. Mit einem zehn Zentimeter langen Hebel wirkt die Kraft beim Stangengebiss drei- bis viermal so stark wie bei einer normal gebro- Gut angepasst ist fein geritten! Fingerspitzengefühl! Das Einlegen der Kette nach RILA : Von rechts Innen nach links Außen. Hier der Idealfall: ein nach vorne geöffneter Haken. Testgriff: Kette symmetrisch und ausgedreht? Wenn sie glatt anliegt und sich bei leichtem Zug an die Kinngrube anschmiegt, ist alles richtig. Risiken und Nebenwirkung Die Kandare ist eine feine Art, mit dem Pferd zu kommunizieren. Trotzdem kann viel passieren unbewusst oder missbräuchlich: Überzäumung: Missbrauch oder weil Schubkraft fehlt Widerstände gegen das Gebiss Verwerfen im Genick, weil das Pferd nicht gerade gerichtet ist Zungenfehler aller Arten bis hin zu Durchblutungsstörungen des Zungenmuskels Balanceverlust, weil Tragkraft fehlt oder die Reiterhand stört falscher Knick, weil die Kandare falsch verschnallt ist Ladendruck, weil die Zunge sich nach oben entzieht Festbeißen Uta Gräf und Martin Plewa warnen: Probleme auf Trense vervielfachen sich oft auf Kandare! Fotos: C. Höchstetter Druckgefahr: Die Kette ist verdreht und stört das Gleichgewicht. Gut: Die Gebisse liegen nahe beieinander. Genick- und Stirnband-Kontrolle: Pferde haben eine starke Ohrmuscheltätigkeit zur räumlichen Orientierung. Achten Sie von oben auf Kopffreiheit. Augenmaß: Zwei Finger zwischen Jochbein und Riemen sind oft zu viel. So reiben sich die Maulfalten am Leder wund. Nasenriemen höher schnallen! Reiter Revue International 4/

5 chenen Wassertrense, erklärt Plewa. Bei gebrochenen Hebelgebissen erhöht sich die Kraftverstärkung noch mehr. Das ist bei gebrochenen Springkandaren oder Pelhams zu berücksichtigen. Mit Verbindungssteg sind letztere nämlich schon für Springen ab Klasse A erlaubt. Was die Länge der Anzüge angeht, gibt es weitere Missverständnisse. Es gibt die sogenannte Babykandare mit kürzeren Anzügen. Die ist aber den Scherriemen. Diese kleine Verschnallung wirkt so, dass das Kandarengebiss nun wie mit einem leicht angenommenen Zügel in korrektem 45-Grad-Winkel zum Unterkiefer steht. Eigentlich wäre es eine gute Hilfe für Kandarenanfänger, die Technik zu üben, ohne dass es fürs Pferd unangenehm wird, meint Plewa. Der Reiter sollte immer im Kopf haben, dass eine Kandare beizäumend wirkt und die Trense aufrichtet. Ein Es wäre sinnvoll, Dressurprüfungen auch in den höheren Klassen ab und zu auf Trense auszuschreiben. Martin Plewa Foto: Knackpunkt industriell gefertigte Passform: Das Backenstück der Kandare kommt je nach Kopfform dem Auge gefährlich nahe. Foto: C. Höchstetter keineswegs so harmlos wie sie klingt. Mit dem gleichen Kraftaufwand beim Zügelzug legt der lange Anzug einen weiteren Weg zurück ( langsame Kandare ) als der der Babykandare ( schnelle Kandare ). Bei der Babykandare kommt also viel eher der Druck auf der Zunge an. Wessen Hände nicht die Ruhe eines Buddhas haben, sollte wenn überhaupt eine Kandare längere Anzüge wählen, weil diese Kandare eher Fehler verzeiht, bis die Wirkung im Maul ankommt. An der Spanischen Hofreitschule oder im barocken Bereich sind die geschwungenen Seitenteile noch zu sehen, in S-Form biegt sich der Unterbaum. Einen Unterschied in der Wirkung macht das nicht, aber das Pferd kann nach diesen Anzügen nicht mit Lippe oder Zähnen schnappen und damit aus Langeweile spielen. Übrigens gibt es noch eine andere Methode, zu unterbinden, dass das Pferd mit den Anzügen spielt. Martin Plewa macht auf das kleine Löchlein am Unterbaum aufmerksam. Hier wird der sogenannte Scherriemen verschnallt, der dann zu dem mittleren Ring in der Kinnkette führt. Der Scherriemen verläuft durch diesen und endet am anderen Anzug im Löchlein für Stangengebiss erlaubt keine einseitige Zügelhilfe, erläutert Martin Plewa. Ziel beim Reiten auf Kandare ist, dass die Kandare ausbalanciert auf dem schmalen Unterkiefer liegt, am besten nur durch das Gewicht der Kandarenzügel, sagt Plewa. Das fällt dem Kandaren-Einsteiger spätestens bei der ersten Ecke sehr schwer. Denn jetzt darf nur noch die Trense einwirken. Uta Gräf warnt: In den Wendungen muss der äußere Kandarenzügel etwas länger gelassen werden, damit das Pferd Platz für Stellung und Biegung hat. Die gebrochene Unterlegtrense ist nötig, um die Wendungen zu reiten. Hier wirkt jede Gebisshälfte auf ihrer Seite auf das Pferd ein. Der Reiter muss so viel Gefühl und Geschick in den Händen und Fingern haben, dass er Kandarenzügel und Trensenzügel streng genommen unterschiedlich einsetzen kann. Leider ist diese Forderung nur wenigen Reitern bewusst, sagt Plewa. Um die Zügelpaare in den Händen besser unterscheiden zu können, empfiehlt es sich, den Kandarenzügel aus schmalem Leder zu wählen und den Trensenzügel etwas breiter und zur Orientierung auch mit Stegen auszusuchen. Je nach Geschick und Erfahrung empfehlen sich auch die 58 Reiter Revue International 4/2013

6 Drei Zügelführungen, zwei Fehler und ein Gruß Empfehlung für Kandaren- Anfänger: Trense unten, Kandarenzügel zwischen Ring- und Mittelfinger, so liegt er stabil. Anspruchsvoll, aber sinnig für Seitengänge, weil der unten liegende Kandarenzügel schnell in der Länge zu verändern ist. Fillis-Führung für Könner. Vorteil: Kandare und Unterlegtrense können sehr präzise je nach Situation eingesetzt werden. Uta Gräfs Tipp: den Gruß mit den Zügeln in einer Hand oft üben! Der linke Zeigefinger greift nach dem rechten Zügelpaar, die rechte Hand sagt Hallo zu den Richtern. Während des Grußes liegt die linke Hand mit den vier Zügeln über der Mitte des Mähnenkamms, damit die Kandare im Maul nicht schief liegt. Fotos: C. Höchstetter Handfehler: Ein Verdrehen der Faust verhindert ein Federn im Handgelenk. Eine differenzierte Einwirkung auf das Trensengebiss ist nicht mehr möglich. Denk- und Lenkfehler: In Wendungen wandert die Außenhand über den Hals. Richtig wäre: Jede Hand auf ihrer Halsseite, in schmaler, tiefer Zügelführung. Reif für die Kandare? Pferd braucht Losgelassenheit, Anlehnung, Durchlässigkeit. mehr Schubkraft, sonst wird es eng im Hals und die Kandare klappert. mehr Tragkraft. Jetzt zeigt sich, wie das Pferd an die Hand zieht und sich gleichzeitig trägt. ein gutes Geraderichten. Reiter soll ausbalanciert und losgelassen sitzen. Hände korrekt halten, Zügel fein führen, federn im Handgelenk. über Wirkung der Kandare Bescheid wissen. ein besonderes Gefühl für Anlehnung und das Geraderichten haben. Reiter Revue International 4/

7 verschiedenen Zügelführungen, die mit den vier Zügeln möglich sind (siehe Seite 59). Das korrekte Verschnallen und Anlegen ist die Voraussetzung für die korrekte Anwendung. So soll das Kandarengebiss möglichst nahe an der Unterlegtrense liegen. Die Kandare darf fast exakt anliegen, mit etwas Überstand, denn ein zu langes Mundstück liegt schnell schief im Maul. Es darf aber nicht so knapp bemessen sein, dass das Gebiss klemmt. Die Kette soll bei angenommenem Kandarenzügel genau um die Kinngrube passen, der Kandarenbaum soll zum Unterkiefer einen 45-Grad-Winkel beschreiben. Ist die Kette zu stramm angelegt, steht der Unterbaum quasi parallel zum Maulwinkel man sagt, sie strotzt. Jetzt würde der Zug am Zügel unmittelbar über die Hebelkraft auch im Genick ankommen, das Gebiss wirkt scharf. Zudem Der Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer misst beim Pferd 25 bis 45 Millimeter. Da muss die Zunge noch ihren Platz finden. Ein 21-Millimeter-Gebiss wäre zu dick! Besser sind 14 Millimeter. drückt die Kette in der Kinngrube. Wenn die Kette zu locker und lang eingehängt ist, fällt die Kandare durch der Baum steht fast parallel zum Boden. Jetzt drückt die Zungenfreiheit in den Gaumen. Das führt häufig zum Aufsperren des Maules. Wer mit Kandare reiten möchte, muss dies alles wissen und seine Schwächen kennen. Genau wie die in der bisherigen Ausbildung seines Pferdes. Auf Kandare zeigen sich die Probleme, die schon beim Reiten auf Trense da sind, noch viel schlimmer, warnt Uta Gräf. Verwirft sich ein Pferd, wird es auf Kandare den Kopf Martin Plewa noch schiefer halten. Ist das Pferd in sich schief, tritt es nicht gleichmäßig ans Gebiss. Dann kann die Kandare nicht geleichmäßig im Maul liegen. Zungenfehler und andere Nebenwirkungen (siehe Seite 57) sind programmiert. Was tun? Beim Monopoly-Spielen würde es heißen: Zurück auf Start. Also Grundlagenarbeit. Übergänge reiten ist ein Allheilmittel. Die drei Grundgangarten in Losgelassenheit pflegen, Anlehnung, Schub- und Tragkraft wieder herstellen. Und dann ist die Kandare wieder an der Reihe! Cornelia Höchstetter Die ersten Übungen zum Nachreiten auf Kandare Bevor Sie die Kandare aus der Sattelkammer holen, denken Sie über drei Dinge nach: 1. Kein Kandaren-Beginn ohne Reitlehrer! 2. Sind Sie und Ihr Pferd fit im Reiten von Übergängen? Martin Plewas Tipp: Besonders wichtig ist beim Reiten mit Kandare, auf die Rahmenerweiterung beim Zulegen zu achten! Bester Test für die Kandarenreife: Klappt Überstreichen? 3. Mit Trense abreiten, bis das Pferd losgelassen geht. Uta Gräf: Dann umtrensen und nur zehn Minuten auf Kandare reiten aber voll konzentriert! 1. ÜBUNG doppelt gemoppelt: Die Vierspännerfahrer haben ein Fahrlehrgerät, um die Zügelführung und den Anzug auszuprobieren. Um sich an die vier Zügel zu gewöhnen, kann man die Kandarenzügel in den Trensenring einschnallen das ist wirkungslos fürs Pferd, aber eine tolle Möglichkeit der Gewöhnung für die Reiterhand, die vier Zügel richtig zu führen ÜBUNG Zügel aufnehmen und wieder verlängern: Das Pferd trägt nun die Kandare und geht am langen Zügel Schritt. In den ersten Runden kann der Reiter abwechselnd die Zügel aufnehmen und verlängern, um ein Gefühl für die Zügel zu bekommen. ACHTUNG: Beim Aufnehmen erst die Trensenzügel aufnehmen, dann die Kandarenzügel jeweils abwechselnd und zentimeterweise nachgreifen, dabei den Schritt mit den treibenden Hilfen erhalten. Beim Verlängern erst den Kandarenzügel durch die Finger rutschen lassen, dann den Trensenzügel. 3. ÜBUNG durch den Zirkel wechseln: Daran denken: Das Kandarengebiss ist eine Stange und nicht geeignet für einseitige Zügelhilfen. Damit die Stange ausbalanciert und gleichmäßig auf der Zunge liegt, muss der Reiter in Wendungen den äußeren Kandarenzügel etwas länger lassen. Gleichzeitig muss er das Pferd aber an Fotos: C. Höchstetter 60 Reiter Revue International 4/2013

8 Der versteckte Zungenfehler Ein Zeichen für eine korrekte Anwendung ist der 45-Grad-Winkel zwischen Kandarenbaum und Unterkiefer. Aber ein aktives Hinterbein und ein zufriedener Gesichtsausdruck gehören ebenso dazu. Manchmal muss man genau hinschauen: Das Maul auf dem Röntgenbild ist geschlossen, der 45-Grad-Winkel ist zu sehen. Und dennoch muss das Pferd einen zu starken Druck spüren, es weicht mit der Zunge nach unten aus und steckt sie zwischen die Zähne. Dann kann es sein, dass sich das Pferd blutig beißt, obwohl ein Pferd mit dem Maul eine geniale Feinmotorik hat und das ohne Zwang nie passieren würde, sagt Plewa. Foto: P. Witzmann Erst auf den zweiten Blick entdeckt man die Zunge zwischen den Zähnen. den äußeren Trensenzügel deutlich führen auch wenn bei den ersten Übungseinheiten die Stellung beim Zirkel-Wechseln etwas verloren geht. 4. ÜBUNG Antraben und Aussitzen: Beim Aussitzen wird die Hand erfahrungsgemäß ruhiger geführt als beim Leichttraben. Deshalb Aussitzen und ein Gefühl für die Zügelführung erarbeiten während das Pferd aber schwungvoll an die Hand traben soll. 5. ÜBUNG Zügel aus der Hand kauen lassen: Uta Gräfs Geheimwaffe, um das Pferd an die Hand herantreten zu lassen und somit vor den Reiter zu bekommen. Zügel aus der Hand kauen lassen, aber nicht tiefer als die Maulwinkel auf Höhe des Buggelenks. Und nicht zu lange, sondern immer wieder abwechseln mit Zügel aufnehmen! Merke: Beim Verlängern erst den Kandarenzügel länger lassen, beim Aufnehmen den Trensenzügel. 6. ÜBUNG Handkontrolle, nah beieinander, tief führen: Martin Plewas Eselsbrücke: Bleiben Sie mit den kleinen Fingern nahe an der Mähne. Wenn man die Zügel schmal führt, liegt der Trensenzügel mehr am Hals und der Reiter spürt so den Unterschied zum Kandarenzügel besser. 5 Foto: C. Höchstetter 7. ÜBUNG schwierig: Mittelgalopp und Volte: Die Idee ist, die drei Grundgangarten auf einfachen Linien zu reiten, um das Gefühl zu bekommen, dass das Pferd an die Trense heranzieht, sagt Plewa. Klappt das, variieren Sie das Galopptempo an den langen Seiten mit dem Aufnehmen auf großen Volten an der kurzen Seite. Dabei immer wieder das Maß von Trensen- und Kandarenzügel variieren. Reiter Revue International 4/