Gottesdienst am Ostermorgen

Transkript

1 Gottesdienst am Ostermorgen Vorspiel Begrüßung Lied Laudate omnes gentes Eingangswort Psalm 18 Lied Laudate omnes gentes Lesung Jona 2,1-11 Meditation Zwischenspiel Lesung: Matthäusevangelium 28, 1-8 Anzünden der Osterkerze Lied 99 Christ ist erstanden (stehend) Lesung: Psalm 118,14-24 Lied 106,1-5 Erschienen ist der herrlich Tag Predigt Johannesevangelium 5,24 Lied 109, 1-6 Heut triumphieret Gottes Sohn Abkündigung Vaterunser Segen Lied 100, 1-5 Wir wollen alle fröhlich sein Nachspiel 1

2 Begrüßung Früh am Morgen machen sich die Frauen auf zum Grab Jesu. Am Tag vor dem Sabbat starb Jesus am Kreuz. Der Sabbat war Ruhetag. Nun ist der erste Tag der Woche, der dann zum Tag des Herrn wird, zu unserem Sonntag. Früh am Morgen: Noch ist die Dunkelheit der Nacht nicht ganz gewichen. Aber schon leuchtet ein neues Licht auf. Der Tagesanbruch kann ein Symbol für den Glauben sein: Solange wir im irdischen Leben sind, werden wir die Dunkelheiten dieser Welt nie ganz los. Aber es leuchtet schon das Licht des kommenden Tages des Herrn herein. Auch an diesem Morgen, an dem wir uns versammelt haben im Namen Gottes, des.. Herr, unser Gott, hole uns heraus aus der Finsternis, die der Schatten des Todes über unser Leben wirft. Gib uns die Zuversicht, dass wir nicht untergehen, auch wenn die Wellen über uns zusammenschlagen. Gott, Vater, du hast uns das Leben gegeben, du gibst uns nicht nur unsere begrenzte Zeit auf Erden, sondern zugleich Anteil an deinem ewigen Leben- Gott, Christus, Sohn, du hast unser Leben angenommen, du gehst uns voran. um uns aus den Fesseln des Todes zu befreien. Gott, Heiliger Geist, du weckst uns auf, du machst unser Leben weit, du lässt die Zuversicht in uns wachsen und den Glauben zu einer fröhlichen Kraft werden. Gott, wir danken dir, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen Jonas, Jona 2,1-11 Jesus hat die Geschichte vom Propheten Jona, der von dem großen Fisch verschlungen wurde, ein Zeichen der Auferstehung genannt. 1 Der HERR ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte. 2 Und Jona betete zu dem HERRN, seinem Gott, im Leibe des Fisches 3 und sprach: Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir. Ich schrie aus dem Rachen des Todes, und du hörtest meine Stimme. 4 Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten mich umgaben. Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich, 5 dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen, ich würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen. 6 Wasser umgaben mich und gingen mir ans Leben, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt. 7 Ich sank hinunter zu der Berge Gründen, der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich. Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott! 8 Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein kam zu dir in deinen heiligen Tempel. 9 Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre Gnade. 10 Ich aber will mit Dank dir Opfer bringen. Meine Gelübde will ich erfüllen dem HERRN, der mir geholfen hat. 11 Und der HERR sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land. 2

3 Meditation über Jona 2 Wer von uns ist nicht schon auf die eine oder andere Weise, im Dunkeln versunken? Was im alten Testament im Büchlein des Propheten Jona geschildert wird, das kennen wir doch auch: wir nennen es heute depressive Stimmung. Jona geht unter, als er vor Gott davonläuft. Es ist ihm einfach zu viel, sein Leben als einen Auftrag von Gott anzunehmen. Er will Gott los sein. Und versinkt in der Tiefe des Meeres. Dann wird er auch noch von dem großen Fisch verschluckt. Eingesperrt in völliger Finsternis. Aber zugleich wir der dadurch bewahrt. Er ertrinkt nicht. Der Bauch des Fisches ist ein Ort der Umkehr. Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein kam zu dir. Und Gott holt ihn wieder heraus, er lässt ihn auferstehen. Wir kennen das Dunkel in unserem Leben. Und wir hoffen auf das Licht. Das Licht des Morgens ist sicher, schon bemerkbar. Aber wir suchen das Licht, das uns im Innern erleuchtet: die Zuversicht, aus der Finsternis des Todes auferweckt zu werden. Dieses Licht hat Jesus Christus gebracht. Jesus begann seinen Weg, damit erfüllt werde, was durch den Propheten Jesaja gesagt wurde: Das Volk, das in der Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Schatten des Todes saßen, ist ein Licht erschienen. ( Matthäus 4,16) Lesung: Matthäusevangelium 28, Als der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab Jesu zu sehen. 2 Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. 3 Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. 4 Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. 5 Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. 6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; 7 und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. 8 Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Predigt Johannesevangelium 5,24 Auferstehung, Auferweckung sind Worte, die von einem Bild ausgehen: Der Tod wird mit einem Schlaf verglichen, von dem wir aufgeweckt werden, aus dem wir aufstehen. Aufwecken, aufwachen benutzen wir auch noch in einem anderen Sinn: wenn ein Mensch endlich was erkennen soll. Wach doch auf, mach endlich die Augen auf, sieh doch endlich hin, erkenne die Wirklichkeit. Das möchte ich gerne mit meiner Predigt erreichen. Erkenne doch, was die Auferstehung mit der Wirklichkeit deines Lebens hier und jetzt zu tun hat. Vielen Menschen ist die Auferstehung etwas, was ihnen sehr fern liegt. Das ist bei Ihnen anders, sonst wären Sie nicht hier im Ostergottesdienst. Die Auferstehung berührt Sie, geht Ihnen nahe. Vielleicht kann ich Sie darin noch bestärken. Vielleicht helfen meine Überlegungen auch, wenn Sie mit anderen darüber sprechen. Was die Evangelien von der Auferstehung Jesu erzählen, bleibt vielen fern, weil sie darin nur eine alte Geschichte sehen. Da wird aus ferner Vergangenheit ein merkwürdiges Ereignis erzählt. Wer weiß, ob s wahr ist! Diesen Zweifel wird man nicht los. Schon das 3

4 Matthäusevangelium musste sich mit dem Einwand plagen, dass die Geschichte vom leeren Grab nichts beweise, da die Gegner der Christen behaupteten, die Jünger hätten den Leichnam Jesu aus dem Grab weggebracht. Glauben kann man nicht auf ein einzelnes längst vergangenes Ereignis gründen. Der Grund muss fester und näher sein, er muss in der Wirklichkeit des eigenen Lebens liegen. Ich komme noch darauf zu sprechen. Zunächst möchte ich noch einen zweiten Gedanken erwähnen, mit dem Menschen die Frage der Auferstehung von sich wegschieben. Sie sagen: Darüber brauche ich mir jetzt nicht den Kopf zu zerbrechen. Niemand kann das wissen. Warten wir s doch ab. Wir werden es ja sehen, wenn wir gestorben sind. Entweder ist dann nichts, dann war es gut, dass ich keine Gedanken an eine solche falsche Idee verschwendet habe. Oder es kommt dann noch was, dann sehe ich es ja, wenn es so weit ist. Wozu soll ich mir jetzt darüber Gedanken machen? In dieser Haltung steckt auch etwas Richtiges, nämlich die Abwehr von Spekulationen über das Jenseits. Es bringt nichts, sich genau ausmalen zu wollen, wie es mit uns nach der Auferstehung sein wird. Schon Jesus wurde mit der spitzfindigen Frage belästigt, wie das denn bei einer Frau wäre, die mehrmals Witwe geworden ist und mehrmals wieder geheiratet hat; wessen Frau wäre sie dann in der Auferstehung? Jesus hat solche Spekulationen zurückgewiesen. Wir sollen uns nicht in solchen müßigern Fragen verlieren. Aber die Frage der Auferstehung aus dem Tod ist nicht etwas fern Liegendes, was wir jetzt von uns wegschieben könnten. Es geht dabei nicht bloß um eine Zukunft, sondern um unser Leben hier und jetzt. Ich halte mich an das Johannesevangelium. Dort ist mehrfach von der Gegenwart des ewigen Lebens die Rede. Etwa Johannes 3,36: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Also: Wer glaubt, dass Gott im Menschenleben ist, erschienen ist in Jesus Christus, der hat das ewige Leben. Nicht: Er wird es haben. Was bedeutet diese Aussage über die Gegenwart? Man kann es so verstehen: Der hat die Gewissheit, dass er in das ewige Leben kommen wird. Aber dann wäre das ewige Leben doch wieder nur etwas Zukünftiges. Ich denke, dieser Satz meint mehr, nämlich dass das ewige Leben wirklich auch etwas Gegenwärtiges ist. Das kann natürlich nicht bedeuten, dass wir um das Sterben herum kommen könnten. Wir können nicht aus dem zeitlichen Leben einfach heraus springen. Aber uns kann aufgehen, dass wir mit diesem zeitlichen und begrenzten Leben schon jetzt Anteil haben am Leben Gottes. Wir sind schon Teil dieses viel größeren Lebens. Vertraue ich darauf, dann kann ich mir sagen: Mein Leben ist nicht nur das, was ich selber habe und mache. Beschränke ich dagegen mein Leben auf das, was ich habe und mache, dann wird es eine zweifelhafte Angelegenheit. Habe ich denn genug? Brauche ich nicht noch viel mehr? Mache ich denn genug? Muss ich nicht viel mehr aus meinem Leben machen? Da gibt es doch keine Grenze, es wird immer zu wenig sein, was ich habe und mache. Dann kann mein Selbstvertrauen umschlagen in die Selbstzweifel, in die Depression, wofür Jona im Bauch des Fisches ein eindrückliches Bild ist. In der Tiefe findet Jona zu Gott und der Fisch lässt ihn wieder heraus. So sagt Jesus im Johannesevangelium: 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. (Johannes 5,24) Das Gericht findet statt, wenn wir uns nur an uns selber halten, nur an das Leben in der Zeit. Denn dann müssen wir über uns selbst das Urteil fällen: alles was du hast und machst, ist vergänglich und vergeblich. 4

5 Aber sieh, du kannst aus dem Gericht herauskommen. Mach die Augen auf, erkenne die Wirklichkeit: Dein Leben ist doch viel mehr, als das, was du selber machst. Das Wichtigste im Leben machst du gar nicht, sondern du empfängst es, es wird dir gegeben. Gott gibt es dir, und er gibt dir mit deinem zeitlichen Leben Anteil an Seinem ewigen Leben. Darum wird, was dir vergänglich und vergeblich erscheint, nicht verloren gehen, denn in Gott bleibt alles bewahrt. Worin du so oft keinen Sinn siehst, in Gott findet alles seinen Sinn. Sobald uns das aufgeht, wird unser Leben weit. Wie es in dem Psalm 18 heißt, den wir eingangs gehört haben: 17 Gott griff herab aus der Höhe, fasste mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern. 18 Er entriss mich meinem starken Feind, der mir zu mächtig war. 20 Er führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich, denn er hat Gefallen an mir. Wenn wir das erfahren, dann kommen wir heraus aus der Grabeshöhle. Dann fängt unsere Auferstehung schon jetzt an. Amen Ewiger Gott, du hast deinen Sohn gesandt, damit wir nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Mit Christus werden wir auferstehen aus dem Tod. Und wir stehen schon jetzt mit ihm auf zu dem Leben, das von dir kommt, das größer ist als alles, was wir selber haben und machen. Schon jetzt gibst du uns Anteil an deinem Leben, Herr. Am Ende wird gänzlich offenbar werden, worauf wir jetzt schon bauen; am Ende werden wir offenbar werden als deine Töchter und Söhne. Mit dieser Zuversicht beten wir zu dir als unserem Vater im Himmel 5