Vom Neckar an den Main. Unterwegs auf der Frankenbahn nach Würzburg. Von Korbinian Fleischer. Bahnstrecken. Als Frankenbahn wird die Bahnstrecke

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1 Der Götzenturm der Burg über Möckmühl spitzt aus der Landschaft. Foto: Rainer Fieselmann Vom Neckar an den Main Unterwegs auf der Frankenbahn nach Würzburg Von Korbinian Fleischer Als Frankenbahn wird die Bahnstrecke Stuttgart Heilbronn Lauda Würzburg bezeichnet. Sie ist eine der Hauptstrecken der Eisenbahn in Baden-Württemberg. Heute dient die landschaftlich reizvolle Strecke dem schnellen Regional- und Güterverkehr. Wir waren für Schönes Schwaben auf dem Teilabschnitt zwischen Heilbronn und Würzburg unterwegs. 9

2 Von Heilbronn bis Bad Friedrichshall-Jagstfeld folgen die Züge der Frankenbahn der Neckartalbahn. Ab Jagstfeld verläuft die Strecke im tief eingeschnittenen und windungsreichen Muschelkalktal der unteren Jagst, die meist in Sichtweite der Gleise fließt. Hier reihen sich die hohenlohischen Schlösser und Burgen wie an einer Perlenkette aneinander: Hinter dem ehemaligen Haltepunkt Duttenberg-Obergriesheim ragt auf der in Fahrtrichtung rechten Seite das Schloss Heuchlingen empor. Nach Untergriesheim und Herbolzheim (Jagst) lohnt links ein Blick über die Jagst auf den malerischen Anblick von Neudenau. Hinter Siglingen kommt kurz vor Züttlingen links über der Jagst Schloss Assumstadt ins Blickfeld. Schloss Domeneck folgt gleich nach dem Bahnhof links auf einem Bergvorsprung über der Jagst gelegen. Die Baureihe E 18 (118) ist inzwischen seit bald 30 Jahren Geschichte. Bis 1984 zog sie zahlreiche Eisenbahnfreunde über die Frankenbahn. Kurz danach überquert der Zug auf einer eingleisigen Brücke den Fluss. Nun erreicht er Möckmühl, einst Ausgangspunkt der schmalspurigen Jagsttalbahn. Trotz Denkmalschutz ließ die Stadt auf ihrer Gemarkung die Strecke schleifen. Möckmühl ist von der Burg überragt, die einst Wohnsitz des Götz von Berlichingen war. Heute gehört sie einem russischen Geschäftsmann. Ab hier begleitet die Seckach die Bahnstrecke, zwischen Roigheim und Sennfeld wechselt sie dabei das Ufer. Nach dem Bahnhof Sennfeld fällt rechts die dominante Dorfkirche ins Auge. Ab dem Haltepunkt Adelsheim-Ost geht die Strecke sanft ins Kirnautal über. Nun treffen kurz vor Osterburken auch schon von links die Gleise der Badischen Odenwaldbahn ein. Osterburken ist durch sein römisches Kastell bekannt. Nach Rosenberg (Baden) überquert man vor und hinter dem ehemaligen Bahnhof Hirschlanden das Bächlein Kirnau. Mit einer maximalen Steigung von 1:68 steigt die Bahn talaufwärts, um hinter Eubigheim im 270 Meter langen Eubigheimer Tunnel den Scheitelpunkt zu passieren. Mit gleicher Neigung geht es nun ins Umpfertal hinab. Vorbei an den aufgelassenen Bahnhöfen und Haltepunkten Uiffingen, Boxberg-Wölchingen, Schweigern (Baden), Unterschlüpf und Sachsenflur kommt vor Königshofen (Baden) rechts die Tauberbahn heran. Beide Strecken führen vereinigt durchs schöne Taubertal bis Lauda. Hinter Lauda schwenkt die Frankenbahn in einem großen Rechtsbogen über die Tauber ab und folgt zunächst dem Grünbachtal. Bei Gerlachsheim dominieren links die Reblagen guter Frankenweine, rechts bestimmt die Klosterkirche das Ortsbild. In Grünsfeld zeigt sich links das malerische Stadtbild. Weiter geht es entlang des Wittigbachs über Zimmern und durch einen kurzen Tunnel bei Wittighausen zum letzten Bahnhof auf badischem Gebiet, Gaubüttelbrunn. Der gleichnamige Ort liegt aber schon in Bayern, respektive Unterfranken. Die Magistrale steigt weiter an und erreicht über Kirchheim (Unterfranken) hinter Geroldshausen ihren Brechpunkt bei 318 Meter

3 Fahrkarte nicht vergessen! Das NSU- und Zweiradmuseum in Neckarsulm ist in wenigen Minuten zu Fuß vom Bahnhof aus erreichbar. Höhe über dem Meeresspiegel. Mit einem Gefälle von 1:70 fällt die Trasse, vorbei an den ehemaligen Bahnhöfen Reichenberg (Unterfranken) und Würzburg-Heidigsfeld-West, ins Maintal hinunter. Nach Überquerung des Mains ist der Hauptbahnhof von Würzburg schon fast erreicht. Die Frankenbahn verläuft diagonal von West nach Ost durch unterschiedliche Regionen, die touristisch zwar wenig erschlossen, aber dennoch besuchenswert sind. Zuerst ist das Neckartal zwischen Heilbronn und Bad Friedrichshall-Jagstfeld noch stark industriell geprägt. Zwei Sehenswürdigkeiten lohnen jedoch auch hier schon einen Ausstieg. Zum einen ist dies das NSU- und Zweiradmuseum in Neckarsulm, nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt, zum anderen das ab 1. Mai 2012 wieder geöffnete Besucherbergwerk Bad Friedrichshall- Kochendorf, gegenüber dem gleichnamigen Bahnhof. Ein Geheimtipp ist der Ausstieg in Adelsheim-Ost: Die Stadt überrascht mit vielen historischen Gebäuden wie dem Oberund Unterschloss, dem alten Rathaus und dem ehemaligen Bezirksamt. Malerische Gassen, der Einzelhandel und die Gastronomie laden hier zum Bummeln und Verweilen ein. Adelsheim hat zwei Bahnhöfe. Wer möchte, kann bis zum Haltepunkt Adelsheim-Nord laufen. Dort bestehen (bessere) Anschlüsse nach Osterburken beziehungsweise Mosbach/Heidelberg. Der Fußweg beträgt von Haltepunkt zu Haltepunkt rund drei Kilometer. Osterburken ist besonders durch sein römisches Kastell bekannt, das sich in Sichtweite zum Bahnhof am Berghang befindet. Das Baden-Württemberg-Ticket ist das ideale Ausflugsticket für eine Gruppe mit bis zu fünf Personen. Im Dezember 2011 wurde die Preisstruktur allerdings geändert. Waren bisher pauschal fünf Personen pro Fahrschein möglich, so gibt es das Ticket nun für eine Person zu 21,- Euro. Jede weitere Person bezahlt vier Euro. Allerdings können immer nur vier Personen mitfahren. Letztlich führt das dazu, dass die 5er-Gruppe nun 37,- Euro bezahlt (acht Euro mehr als bisher), während es für zwei gemeinsam reisende Personen (25,- Euro) günstiger wird. Das Ticket ist an allen Fahrkartenautomaten und im Internet erhältlich. Gültig ist es Montag bis Freitag in allen Nahverkehrszügen, Bussen und Straßenbahnen in Baden-Württemberg ab 9 Uhr. Am Wochenende gilt das Baden-Württemberg-Ticket ohne Zeitbeschränkung. Die Tickets sind bis nach Würzburg Hbf gültig, jedoch nicht in der Straßenbahn in Würzburg. Wer nur zwischen Bad Friedrichshall-Jagstfeld und Würzburg unterwegs ist, kann mit den Tagestickets und Einzelfahrkarten des Verkehrsverbundes VRN nochmals Geld sparen. Montag bis Freitag ab 9 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen ganztägig können Fahrräder kostenlos mitgenommen werden. Ansonsten ist eine Fahrradkarte zu 4,50 Euro erforderlich. Die Jagstbrücke zwischen Züttlingen und Möckmühl kurz vor ihrer Fertigstellung 1869.

4 Hier verlässt eine Regionalbahn den Bahnhof Möckmühl. Foto: Korbinian Fleischer Würzburg aus der Vogelperspektive: Oben links der Hauptbahnhof, unten die Festung Marienberg, oben rechts das berühmte Barockschloss. Foto: Siegfried Geyer Die nächste Station Lauda ist vor allem bei Eisenbahnfreunden aufgrund der Dampflokeinsätze bis Mitte der 70er-Jahre überregional bekannt. Dabei muss sich Laudas Altstadt nicht verstecken. Die historische Altstadt punktet mit Fachwerkbauten, dem Oberen Tor von 1496, dem Pulverturm und Resten der Stadtmauer sowie den beiden Kirchen, der Stadtpfarrkirche St. Jakobus von 1698 und der Marienkirche von Ziel und Endbahnhof unserer Reise auf der Frankenbahn ist die Residenzstadt Würzburg, dessen Altstadt am und vor allem dessen Schloss Ziel zahlreicher Ausflügler ist. Die Residenz ist das Hauptwerk des süddeutschen Barock. Die UNESCO hat das Bauwerk einschließlich des Residenzplatzes und der Nebengebäude 1981 in den Rang eines Weltkulturerbes erhoben. Auch die Festung Marienberg liegt nur einen Steinwurf vom Stadtzentrum auf der linken Mainuferseite entfernt. Sie ist von Weinreben umsäumt und blickt hinab auf die alte Universitätsstadt mit ihren Kuppeln, Türmen und Brücken. Der längste Abschnitt der heutigen Frankenbahn ist eigentlich die Fortführung der Badischen Odenwaldbahn, nämlich die Strecke zwischen Osterburken und Lauda. Formal wurde die Weiterführung der Odenwaldbahn nach Würzburg durch den Staatsvertrag mit Bayern vom 27. Januar 1862 und dem Gesetz zum Bahnbau vom 24. Juli 1862 in die Wege geleitet. Am 1. November 1866 konnte der durchgehende Betrieb auf der Gesamtstrecke aufgenommen werden. Zwar war nun die Verbindung Baden Bayern fertiggestellt, die heutige Frankenbahn von Heilbronn/Bad Friedrichshall-Jagstfeld nach Osterburken gab es aber noch nicht. Wer von Württemberg nach Würzburg wollte, musste den Umweg über Mosbach in Kauf nehmen. Dies änderte sich erst mit dem Bau der unteren Jagstbahn, die ab 1869 den direkten Verkehr ermöglichte. Beide Strecken, von Mosbach wie auch von Heilbronn, konnten die in sie gesetzten Erwartungen als wichtige Transitstrecken nie ganz erfüllen. Nur in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gab es Ansätze, die Frankenbahn in eine leistungsfähige zweigleisige Transitverbindung Berlin Schweiz Italien zu integrieren. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren aber auch diese Bestrebungen Makulatur, so dass die Strecke für den überregionalen Verkehr ohne Bedeutung blieb. Daran hat sich trotz Elektrifizierung bis heute nichts geändert. Im Gegenteil: Die Strecke ist heute 12

5 Wir bewegen Baden-Württemberg. Unsere Fahrplanauskunft im Land die LÖWENLINE. Die Eisenbahndrehscheibe im Würzburger Hauptbahnhof aus der Luft gesehen. Foto: Siegfried Geyer ohne Personenfernverkehr. Die einstigen Schnellzüge und der letzte verbliebene InterRegio Rennsteig nach Erfurt sind seit Jahren Geschichte. Die gesamte Strecke von Stuttgart über Heilbronn und Lauda bis nach Würzburg wird heute im Zwei- Stunden-Takt von RE-Zügen der DB Regio AG bedient. Von Stuttgart bis nach Bad Friedrichshall-Jagstfeld gibt es einen dichten Fahrplan. Ab Bad Friedrichshall- Jagstfeld, wo die eigentliche Frankenbahn nach Osten abzweigt, verkehren weniger Züge. Neben den RE-Zügen sind dies einzelne Regionalbahnen mit Halt an allen Stationen, die bis Osterburken fahren. Im Personenverkehr kommen sogenannte Wendezüge zum Einsatz, die an einem Zugende die Lokomotive haben und auch vom anderen Ende des Zuges mittels eines Steuerwagens gesteuert werden können. Die Züge bestehen größtenteils aus modernisierten Silberlingen. Die bis Stuttgart beziehungsweise Würzburg durchlaufenden Züge verkehren mit E-Loks der Baureihe 143 aus der ehemaligen DDR oder modernen Drehstromlokomotiven der Baureihe 146, die 2005 von Bombardier in Kassel (vormals Henschel) gebaut wurden. Der Bahnreisende schätzt die RE-Züge wegen der bequemen Sitze und den Fenstern, die sich öffnen lassen und vor allem im Sommer das Zugfahren zum Erlebnis machen. Gelegentlich verkehren auch Doppelstockwagen auf der Verbindung. Zwischen Würzburg und Bad Mergentheim findet man auch noch die Nahverkehrsklassiker für nicht elektrifizierte Strecken, die Triebwagen der Baureihe 628 aus den 80er-Jahren. Da Bad Mergentheim an der Tauberbahn nicht ans elektrische Bahnnetz angeschossen ist, verkehren diese zwischen Würzburg und Lauda-Königshofen unter der Oberleitung. LÖWENLINE * rund um die Uhr erreichbar. Aktuelle Infos zu allen Bus- und Bahnverbindungen in ganz Baden-Württemberg. Der 3-Löwen-Takt macht s möglich! *14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz, höchstens 42 Cent/Min. aus Mobilfunknetzen