Content-Management-Systeme
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- Herta Maurer
- vor 8 Jahren
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1 1 Content-Management-Systeme Content-Management-Systeme (kurz CMS) gibt es schon lange, der Durchbruch kam quasi über Nacht. In großen Unternehmen werden für umfangreiche Websites schon seit Jahren Content-Management- Systeme eingesetzt. Kleinere und mittlere Unternehmen oder gar Privatpersonen konnten sich diese meist teure Software allerdings noch nicht leisten. Dies hat sich mit der Blüte der Open-Source-CMS radikal geändert. Systeme wie Typo3, Mambo/Joomla!, modx, Contenido, Drupal, DotNetNuke oder ez Publish sind mittlerweile zum Nulltarif erhältlich und außen herum bildet sich eine große Gemeinschaft von Entwicklern. Diese Vorlesung kann kein CMS vollständig vorstellen dazu sind eigene Bücher nötig. Ich erkläre Ihnen hier allerdings systemunabhängig die Begriffe und Konzepte hinter Content Management, sodass Sie beurteilen können, ob ein CMS das Richtige für Ihr Weborojekt ist. Anschließend werfen Sie einen ersten Blick auf Typo3, um einen Einblick in ein echtes CMS zu erhalten. Info... Begriffe und Konzepte Der Begriff Content Management stellt den Inhalt (engl.: content) in den Vordergrund. Der Inhalt sind die Informationen auf einer Website, also alles, was les- oder sichtbar ist, sich auf jeder Seite ändert und von Redakteuren änderbar ist. Diese Inhalte möchte ein Content- Management-System einfach verwaltbar machen. Damit verbunden sind unter anderen zwei Ziele: >> Nutzer ohne HTML-Kenntnisse oder besondere Webfähigkeiten müssen die Inhalte bearbeiten können. >> Lästige Aufgaben wie das Bilden der Navigation soll das CMS automatisiert übernehmen. Der Nutzer kümmert sich also (hauptsächlich) um seine Inhalte. Um das erste Ziel zu erreichen, wird meist ein Online-Editor verwendet. Mit oft an Word oder andere Textverarbeitungen erinnernden Knöpfen lässt sich hier der Inhalt einer Webseite pflegen. Die technologische Basis dieser Online-Editoren ist meist JavaScript. Das heißt allerdings auch oft, dass der Online-Editor zumindest auf neuere Browser beschränkt ist. In Anbetracht dessen, dass nur eine begrenzte Zahl Nutzer den Online-Editor verwenden muss, ist dies allerdings meist zu verschmerzen.
2 2 Der Online-Editor-TinyMCE im Einsatz Damit die Inhalte nicht nur einfach erzeugt werden können, sondern auch in strukturierter Form beim Nutzer ankommen, muss das System die entsprechende Navigationsstruktur im Hintergrund generieren. Wie diese Struktur angelegt wird, hängt stark vom eingesetzten System ab. Die einen arbeiten mit Kategorien und Menübäumen, die getrennt von den Inhalten gepflegt werden, die anderen verbinden beides. Frontend und Backend Ein Content-Management-System zerfällt im Allgemeinen in zwei Teile: Das Frontend ist die eigentliche Website. Sie wird im Hintergrund dynamisch vom CMS zusammengebaut. Was heißt das genau? Ein CMS besteht meist aus einer einzigen Skriptdatei, die alle dahinter liegenden Skriptdateien zusammenführt und die Inhalte ausgibt. Alle Inhalte und Seiten sind in einer Datenbank gespeichert. Welches Datenbanksystem zum Einsatz kommt, ist natürlich von CMS zu CMS unterschiedlich. Die am häufigsten
3 3 eingesetzten sind auch die sonst im Web verbreiteten Datenbanksysteme wie MySQL oder Microsoft SQL-Server. Content-Management-Systeme C ontenido verwendet für die Navigation eine eigene Kategorie Verwaltung (http// Info Gerade kleinere CMS basieren manchmal auch nicht auf einer relationalen Datenbank, sondern auf Dateien, die dynamisch generiert und anschließend ausgelesen werden. Häufig werden die Inhalte z.b. in strukturierten XML-Dateien abgelegt. Wie auch immer die Datenquelle aussieht, das zentrale Skript holt sich daraus die Inhalte und setzt dann dynamisch die einzelnen Seiten zusammen. Die Inhalte in der Datenbank werden meist über eine ID identifiziert. Diese ID ist dann in irgendeiner Form in der URL enthalten, wenn keine Suchmaschinenoptimierung durch URL-Rewrite erfolgt.
4 4 Suchmaschinenoptimierung für CMS Vielleicht wissen Sie schon, dass dynamische IDs in einer URL der Suchmaschinenoptimierung schaden können. Deswegen bieten viele Content-Management-Systeme die Möglichkeit, die URLs dynamisch umschreiben zu lassen (meist mit der Rewrite-Funktion des Webservers). Zu wählen ist dabei oft zwischen einer festen URL mit der ID oder idealerweise einem sprechenden Namen, der sich aus dem Seitentitel ergibt und die Relevanz der Seite in den Augen der Suchmaschine erhöht. Sie sollten oftmals genau abwägen, ob die Suchmaschinenoptimierung für Ihre Website notwendig ist, sonst können diese Erweiterungen für das CMS stören und in diesem Bereich zu unangenehmen Seiteneffekten führen. Wenn das Frontend die eigentliche Website bildet, ist das Backend das Rückrat dieser Website. Oder um es etwas präziser auszudrücken: Das Backend ist die Administrationsplattform. Es ist meist über einen separaten Ordner zugänglich (z.b. admin, administrator oder Name des CMS). Dort treffen Sie allgemeine Einstellungen zum CMS, installieren Erweiterungen und fragen die CMS-Statistiken ab. Info Da ein CMS meist nur aus einer zentralen Skriptdatei besteht, die alle Inhaltsseiten liefert, sind die Statistiken aus den Log-Files des Webservers nicht aussagekräftig genug, da sie nichts über die Zugriffe auf einzelne Navigationspunkte oder Seiten verraten. Deswegen besitzen die meisten CMS intern eine Statistikfunktion oder schreiben eigene Logdateien. Im Backend passiert aber auch das Allerwichtigste für ein CMS: Hier pflegen Sie die Inhalte und konfigurieren Ihr System. Viele moderne CMS erlauben das Bearbeiten der Inhalte auch im Frontend. Das heißt, der Nutzer loggt sich mit besonderen Rechten (z.b. als Administrator) über ein Login-Formular in die normale Website ein und bearbeitet dann die Inhalte im gewohnten Frontend. Dieser Vorgang heißt Frontend- Editing und hat zwei große Vorteile: Man sieht sofort, was man wo ändert, und der Redakteur, der die Änderungen vornimmt, muss sich nicht extra in das meist komplexere Backend einloggen.
5 5 Templates Der eigentliche Inhalt der Website liegt in der Datenbank, ausgelesen wird er in einer zentralen Datei und identifiziert per ID soweit die technischen Grundlagen. Wie aber wird das Layout umgesetzt? In modernen CMS ist dafür zumeist ein Template-System zuständig. Dies ist eine Art Schablone, die die Darstellung der Inhalte steuert. Der Designer entwickelt ein HTML-Layout und fügt dann an bestimmte Stellen Platzhalter ein, die das CMS mit den Inhalten, der Navigation und anderen Modulen füllt. Solche Platzhalter können sehr unterschiedlich aussehen und auch die Namensgebung und Konzepte dahinter sind recht unterschiedlich. Joomla! verwendet beispielsweise Positionen mit jeweils mehreren Modulen und einen Platzhalter für den Inhalt. Hier beispielhaft die obere Position, in die dann das CMS die Module nach den Angaben im Backend lädt: <jdoc:include type="modules" name="top" /> In Contenido werden dagegen Container als Platzhalter verwendet. Ein Container entspricht dabei einem Modul: <p>cms_container[1]</p> Typo3 wiederum verwendet ein etwas ausführlicheres Template-System mit einer eigenen Skriptsprache, TypoScript, als Basis für komplexere Anpassungen. Portale Moderne Content-Management-Systeme sind sehr stark erweiterbar. Insofern verschwimmen die Grenzen zum Portal, das verschiedene Webfunktionen verbindet. Egal ob Newsletter, Forum oder Blog, all dies gibt es meist als Modul oder Erweiterung für das CMS. Hier gewinnen vor allem CMS, die eine kritische Masse an Nutzern (bei Open-Source- CMS) oder eine Firma mit dem entsprechenden Entwicklerpotenzial hinter sich haben. Neben der Erweiterbarkeit ist für ein Portal noch relevant, dass es unter Umständen auch mehrere verschiedene Websites oder Mikrosites verwalten kann. Hier unterscheiden sich die unterschiedlichen Systeme deutlich in ihrem Funktionsumfang. Ein weiteres Kriterium für ein Portal ist die mögliche Mehrsprachigkeit. Hier sollte das CMS komfortable Möglichkeiten bieten, zwischen verschiedenen Sprachversionen zu wechseln. Ebenso wichtig ist es,
6 6 dass die meist technisch wenig erfahrenen Übersetzer einfach zu bedienende Schnittstellen für ihre Übersetzungsarbeit erhalten. Intranet und Extranet Im firmeninternen Intranet lässt sich ein CMS natürlich genauso einsetzen wie im weltweiten Internet. Ebenso bieten sich CMS mit ihren geschützten Bereichen für Extranets an. Einige CMS oder CMS-ähnliche Softwareprogramme wie z.b. Microsofts Sharepoint sind auch speziell für den Einsatz im Intranet gedacht. Für spezielle Funktionen, wie z.b. eine Teamplattform, Dokumentenmanagement oder eine Kontaktliste, kommt dann oft eigene Software zum Einsatz. Hier ist es zwar wichtig, aber immer noch selten, dass eine nahtlose Integration geschaffen werden kann. Dies ist vor allem im Frontend, also bei allem, was der Nutzer sieht, entscheidend für die Akzeptanz, hilft aber auch im Backend, denn ein Intranet oder Extranet lebt nur, wenn es ordentlich gepflegt wird. Dies gilt hier noch deutlich stärker als bei jeder»normalen«website. Redaktionssysteme und Workflow Natürlich darf nicht jeder ein CMS verwalten. Meist gibt es einen Administrator, der alle Rechte hat. Dieser Standardnutzer heißt oft admin, sysadmin oder host. Wenn bei einem CMS der Standardname des Administrators festgelegt ist, ist es natürlich besonders wichtig, gute (aus Ziffern, Buchstaben und Sonderzeichen bestehende) und vor allem lange Passwörter zu wählen. Denn ein Brute-Force-Rateversuch von böswilligen Gesellen ist gar nicht so unwahrscheinlich, wenn der Nutzername schon bekannt ist und nur noch das Passwort geraten werden soll.
7 7 Neben dem Standardnutzer lassen sich dann weitere Nutzer mit eingeschränkten Rechten einrichten. Je nach CMS gibt es ein ausgeklügeltes Rechtesystem, das fein granuliert einzelne Rechte vergibt. Andere CMS verwenden z.b. Nutzergruppen mit festgelegten Rechten oder sogenannte Rollensysteme. Rechte für eine Typo3_Nutzergruppe (http// Vom Rechtesystem führt der Weg zum echten Redaktionssystem. Ein solches beinhaltet einen Workflow. Das bedeutet, ein Redakteur erstellt einen Artikel und schickt diesen weiter zur Freigabe (z.b. direkt an den Chefredakteur). Dieser Prozess kann mit Freigaben, mehreren Empfängern, Änderungsrechten und Ähnlichem angereichert werden. Er ist in dieser Ausführlichkeit nicht in allzu vielen CMS standardmäßig enthalten. Systeme, die hier ihren Fokus haben, werden auch oft als Redaktionssysteme verkauft, wobei zum Redaktionssystem meist noch die Anbindung der Herstellung (Satz und Druck) gehört.
8 8 Patchen und Sicherheit Kein CMS-System egal ob Open Source oder kommerziell ist perfekt. Vor allem Sicherheitslücken können Probleme bereiten, aber auch Bugs, die den Nutzer beeinträchtigen. Insofern erscheinen bei den meisten CMS in regelmäßigen Abständen Aktualisierungen sogenannte Sicherheits-Patches oder Security-Updates und natürlich auch komplett neue Versionen. Nur ein Beispiel unter vielen: Im Sommer 2005 waren Installationen des Open-Source-CMS Drupal wegen einer Lücke in einer mitgelieferten Bibliothek aus einem anderen Projekt angreifbar und mussten ausgesprochen dringend aktualisiert werden. Bei Updates gilt es immer individuell zu entscheiden, ob ein Patch notwendig ist. Schwierig ist auch oft, dass sich Patches nicht mit am System vorgenommenen Änderungen vertragen. Hier ist es empfehlenswert, Änderungen in der Implementierungsphase umfangreich zu dokumentieren. Der Administrator muss dann bei Updates entsprechend vorsichtig agieren, damit keine Änderungen oder Erweiterungen verloren gehen. Gerade bei kleineren und mittleren Firmen wird das CMS von der technischen Betreuung oft nach der Implementierungs- und Testphase allein gelassen bzw. die Firma gibt kein Budget für die Administration frei. Dies öffnet unbemerkten Problemen natürlich Tür und Tor. Systeme Die Menge der auf dem Markt verfügbaren CMS-Systeme ist beeindruckend. Prinzipiell lassen sich zwei Ansätze unterscheiden: Open Source und kommerziell, wobei Letztere fast ausschließlich im Enterprise-CMS- Bereich zu finden sind. Natürlich kann man auch andere Unterscheidungskriterien heranziehen wie z.b. eine Sortierung nach Branchenlösungen. Da die Grundprobleme und Funktionen allerdings meist gleich bleiben, ist eine solche Sortierung meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig und führt eher in die Irre.
9 9 Open-Source-CMS Überhaupt erst in aller Munde ist der Begriff CMS durch den Erfolg einzelner Open-Source-CMS wie Typo3 und Mambo/Joomla!. Open Source bedeutet nicht nur, dass das CMS kostenfrei verfügbar ist, sondern auch, dass der Quellcode einseh- und veränderbar ist. Außerdem steckt hinter einem Open-Source-Projekt meist eine Entwicklergemeinde, die für seine Weiterentwicklung sorgt. Im CMS- Bereich werden allerdings auch viele Open-Source-Lösungen von einer Firma im Hintergrund entwickelt. Beispiele dafür sind Contenido und ez-publish. Beachtenswert ist bei Open-Source-CMS die Lizenz, unter der das System und der Quellcode verfügbar sind. Achten Sie hier darauf, ob und wie einschränkend sie ist. Gerade der Weiterverkauf als kommerzielles Produkt ist so gut wie immer verboten, sollte aber auch mit Rücksicht auf die Entwicklergemeinde unterlassen werden. Tendenziell sind speziellere Lösungen wie Redaktionssysteme und Dokumenten-Management eher im kommerziellen Bereich zu finden. Die Open-Source-CMS bestechen eher durch eine gute Abdeckung von Standardaufgaben und viele Erweiterungen. Aber selbstverständlich hat sich im Bereich der Erweiterungen auch auf Spezialgebieten viel getan. So sind für Typo3 oder Joomla! in vielen dieser Bereiche sehr taugliche Erweiterungen vorhanden, die sich auch in unserer Praxiserfahrung bewährt haben. Enterprise CMS Die kommerziellen Content-Management-Systeme fallen heute fast alle in die Sparte Enterprise CMS. Allerdings lassen sich auch einige Open- Source- oder halbkommerzielle CMS durchaus als Enterprise CMS bezeichnen. Der Begriff ist also in der Abtrennung etwas schwammig. Meiner Meinung nach gibt es eher ein für den»jeweiligen Einsatzzweck«richtiges oder falsches CMS. Das heißt, ein Enterprise CMS ist meist eher größer dimensioniert, was sich aber nur lohnt, wenn der Bedarf auch ähnlich groß ist. In Anbetracht der technologisch bedingten schnellen Wechsel sollten Sie Ihren Bedarf aktuell festlegen und den Planungshorizont eher zwischen zwei und fünf Jahren halten, als eine Lösung für die Ewigkeit zu suchen. Weder bei kommerziellen Anbietern noch bei Open-Source-Lösungen ist
10 10 nämlich gewährleistet, dass die CMS nach einer solchen Zeitspanne überhaupt noch existieren. Typo3 Typo3 ist sicherlich das bekannteste und am häufigsten eingesetzte Open-Source-CMS. Deswegen will es Ihnen in dieser Vorlesung/Übung vorstellen. Das heißt allerdings nicht, dass Typo3 die beste Alternative für jeden Einsatzzweck ist. Vielmehr gibt es auch Schwächen, die Sie in Ihre Überlegungen, welches CMS Sie einsetzen, mit einbeziehen müssen. Zuerst aber zu den Stärken von Typo3: Vorteile: Ausgereift und stabil Hervorragender Funktionsumfang mit gutem Rechtesystem, Mehrsprachigkeit und vielem mehr Sehr große Entwicklergemeinde und deswegen sehr viele Erweiterungen verfügbar Dem stellen wir die Schwächen gegenüber: Recht komplex und deswegen mit längerer Einarbeitungszeit für den Entwickler verbunden Mit TypoScript besitzt Typo3 eine eigene»sprache«zum Erstellen von Templates. Das eröffnet viele Möglichkeiten, erfordert aber ebenfalls viel Einlernen. Als Fazit kann man sagen, dass sich Typo3 eher nicht für ein einziges kleines Projekt mit einem oder wenigen Redakteuren lohnt. In einem solchen Projekt sind andere CMS wie Joomla! oder modx oft die einfacher zu erlernenden und bedienenden Alternativen. Wer aber bereit ist, die Einarbeitung in Typo3 auf sich zu nehmen, wird mit einem immens umfangreichen System belohnt, das sich modular erweitern und nach den eigenen Bedürfnissen skalieren lässt. Wenn Sie ein CMS-Projekt starten, nehmen Sie zuerst die Anforderungen auf, ohne ein bestimmtes System im Hinterkopf zu haben. Machen Sie sich dann mit den Anforderungen im Hinterkopf auf die Suche nach der richtigen Lösung.
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