Spielen & Gestalten Weihnachtsspielangebot K 154. Jörn Philipp Der Wirt von Bethlehem

Transkript

1 Spielen & Gestalten Weihnachtsspielangebot K 154 Jörn Philipp Der Wirt von Bethlehem

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3 K 154 Jörn Philipp Der Wirt von Bethlehem Das Stück erinnert an ein burleskes Bauerntheater, in dem die Spielfreude betont wird. Darum sollten die Rollen prägnant besetzt werden. Das angezeigte Lied ist im Stile eines brechtschen Politsongs geschrieben. Es soll daran erinnern, dass es unter der Oberfläche eines von den Römern befriedeten Landes brodelte. In dieses Spannungsfeld fällt die Geburt Jesu. Dabei sind die geistlichen Aussagen im Stück sehr zurückgenommen. Die Predigt sollte über die Frage nachdenken: Gott wird sichtbar in Bethlehem. Was heißt das, damals und heute? Dieses Sichtbar-Werden Gottes prägt unsere christliche Rede von Gott. Es macht uns unterscheidbar. Personen: Wirt Martha Joseph Gast 1 Gast 2 Gast 3 Maria Hirt 1 Hirt 2 Hirt 3 3

4 Ja, ja ich komme gleich. Wischt sich mit einem Wischtuch über die Stirn. Wo steckt sie nur wieder? Schaut sich um, ruft laut nach hinten: Martha!? Nichts. Auch gut. Mach ich eben eine Pause. Er setzt sich nur kurz auf einen Stuhl, doch es hält ihn nicht, er steht erneut auf. Habt ihr vielleicht meine Frau gesehen? Läuft in die Gemeinde, sucht mit den Augen Nein, ah, Frauen! Wenn man sie braucht, sind sie nicht da. Und wenn sie da sind, rauben sie einen den letzten Nerv. Läuft zurück. Versöhnlich. Naja, nichts für ungut. In diesen Tagen ist einfach zu viel los. Da geht es drunter und drüber und ich muss aufpassen, dass ich in all dem Durcheinander nicht den Überblick verliere. Martha taucht auf. Ah, da kommst du ja! Wo hast du denn gesteckt? Wo soll ich schon gewesen sein? Ich habe das Vieh versorgt. Die Gäste sind wichtiger. Das sagst du. Wir sind ein Gasthaus. Dann schaff das Vieh ab. Und wovon sollen wir leben, wenn sich dieser Ansturm gelegt hat? Deshalb habe ich mich um die Tiere gekümmert. Na schön, aber jetzt gilt deine Kümmerei wieder den Gästen. Hört, hört! Mein Mann, der Sklaventreiber! Geht ab 4 Wirt holt sich einen Stuhl und setzt sich hin Also mal ehrlich, seh ich wie ein Sklaventreiber aus? Aber so ein Gasthaus zu führen, braucht schon eine straffe Hand. Seit der Kaiser diese Volkszählung veranlasst hat, platzt unser Dorf aus allen Nähten In diesen Tagen gibt es hier mehr Fremde als Einheimische. Für uns zahlt sich das natürlich aus. Also ich meine uns Gastwirte. Bethlehem ist plötzlich der Nabel der Welt. Lacht Dieses Provinzkaff! Aus allen Richtungen kommen sie. Das hat mit diesem König David zu tun. Der ist hier geboren worden. Der einzige Glanzpunkt in der glanzlosen Dorfgeschichte. Na und 1000 Jahre später müssen sich seine Nachkommen hier in die römischen Steuerlisten eintragen.

5 Schon verrückt! Aber die meisten sind arme Schlucker. Nur kann ich mir in meinem Geschäft Armut nicht leisten. Ein Gasthaus ist kein Obdachlosenasyl. Meine Zielgruppe sind die Betuchten, wenn ihr versteht, was ich meine schließlich müssen wir auch leben! schlägt sich an den Kopf Ach ja, jetzt fällt mir wieder ein, was ich wollte. Steht auf. Nimmt ein Schild und hängt es auf: Die erste Zeile ist kleiner geschrieben, als die zweite! Herzlich Willkommen! Nur für zahlende Gäste! Na was denkt ihr, wendet sich zur Gemeinde ist das deutlich genug? Oder sollte ich vielleicht noch dazu schreiben: Hunde und Arme müssen draußen bleiben? Arme Hunde eben. Betrachtet zufrieden das Schild von allen Seiten Ja, ohne Werbung geht heute gar nichts mehr. Wer nicht wirbt, der stirbt. Joseph und Maria nähern sich von der Seite, Maria bleibt zurück, Josef versorgt ihr eine Bank, sie setzt sich, Joseph wendet sich an den Wirt Seid ihr der Wirt von diesem Gasthaus? Der betrachtet ihn kritisch, dann setzt er ein schmieriges Gastwirtslächeln auf. Geht auf ihn zu, legt ihm vertraulich einen Arm um die Schulter und spricht zu ihm. Mein lieber Freund, ihr kommt mir gerade recht. Da seht, ich zeige euch etwas. Sagt, könnt ihr lesen? Ich bin Jude! Ja, natürlich. Wie konnte ich das vergessen: Wir Juden sind von Hause aus gebildet, lesen aus der Thora in der Synagoge An jedem Schabbath! Der Wirt führt ihn vor sein Gasthausschild, zeigt darauf, Josef liest stockend: Herzlich Willkommen! 5

6 Wunderbar! Ich sehe ihr seid ein Gelehrter. Aber das ist noch nicht alles. Lest ruhig weiter: Nur für zahlende Gäste. So ist es! Und das bedeutet: Ihr mein Freund tippt auf die Brust Josephs müsst draußen bleiben! Geht die Straße hinunter. Da sind jede Menge offene Türen Also geht schon. Ich habe zu tun! Für Leute wie ihr es seid, führe ich kein Gasthaus. Denn dann müsste ich verhungern und das habe ich nicht vor. Joseph und Maria gehen durch den Mittelgang ab. Wirtin erscheint: Wo bleibst du denn? Willst du hier draußen Wurzeln schlagen? Männer sind die geborenen Nichtstuer! Mach dich endlich wieder an die Arbeit. Stöhnt vernehmlich, zur Gemeinde gewendet: Hört, hört! Meine Frau, mein Sklaventreiber! Lied: EG 36 Fröhlich soll mein Herze springen Ein Tisch mit drei Gästen in der Mitte aufgebaut. Bierkrüge stehen vor ihnen. Alle drei prosten sich zu, sind angetrunken genießen theatralisch den Gerstensaft, einer wischt sich nach einem tiefen Schluck den Schaum vom Mund. Gast 2: Gast 2: Aaah! Was für ein Genuss! Das Leben könnte so schön sein, wenn es diese Römer nicht gäbe. Da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus! Diese Römer sind eine Landplage. Wie recht du hast. Überall Römer. Wo man hin schaut, ständig muss ich die Beine heben Warum das denn? Damit ich nicht über diese Römer stolpere. Da hast du auch wieder recht. 6

7 Gast 3: Gast 2: Gast 3: Gast 2: Habt ihr von der Volkszählung gehört? Das ist wieder so ein hundsgemeiner Römertrick. Wieso denn Trick? Na, wer gezählt ist, der muss zahlen. Ganz einfach. Verstecken hilft dann nicht mehr. Wer in den Steuerlisten steht, ist dran! Diese Blutsauger! Sag ich doch, Römer! Komm, nimm deine Klampfe und sing uns was! Einer setzt sich auf den Tisch und beginnt zu singen: Alle Mitspieler versammeln sich um den Tisch und stimmen in den Kehrreim ein. Wann wird es gut und endlich besser? Schon wetzen sie das Steuermesser und kratzen uns dann frech und munter vom harten Brot die Butter runter! Erst wird gezählt, dann musst du zahlen, so wird der kleine Mann gemahlen! Die Großen feiern in Palästen die Kleinen darben von den Resten! Die einen füllen sich die Taschen im Müll suchen die andern Flaschen Der Arme ist noch ärmer dran, der Reiche bleibt ein Reicher Mann. Der Kaiser glaubt, wenn er nur will dann fügen wir uns, halten still. Doch manchmal wird ein Volk auch munter, selbst Kaiser falln die Treppe runter! Text/Melodie: Jörn Philipp 7

8 Während die Mitspieler wieder verschwinden, kommt der Wirt wütend angelaufen: Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?! In meinem gastlichen Hause werden keine politischen Lieder gesungen. Ihr seid betrunken! Raus mit euch! Na los, schert euch fort! Packt einen am Kragen und zerrt ihn weg, die andern folgen ihm. Danach kommt der Wirt zurück: Wischt sich den Schweiß von der Stirn und dann den Tisch mit dem Tuch sauber. Hoffentlich hat das keiner gehört. Die Römer verstehen keinen Spaß, wenn man sich über sie lustig macht. Und bei aufrührerischen Gesängen schon gar nicht. Ein Schwerthieb zack und es ist aus und vorbei! Nur gut, es waren die Letzten für heute. Gott sei Dank. Doch wenn sich so etwas herumspricht nicht auszudenken, einfach nicht auszudenken! Wischt den Tisch mit einem Tuch sauber und geht ab. Lied: EG 45 Herbei, o ihr Gläubgen Maria und Joseph kommen zurück Maria: Joseph, jetzt ist hier alles dunkel und still. Hier nimmt uns bestimmt niemand mehr auf. Siehst du nicht, dass alle schon schlafen? Ich werde es trotzdem noch einmal Wirtin kommt vorbei Was wollt ihr denn zu nachtschlafender Zeit? Wir suchen ein Quartier. Der Wirt hat uns weiter geschickt, aber uns hat sich nirgends eine Tür geöffnet. Oh, ich sehe, ihr bekommt ein Kind. Und mein Mann hat Euch weggeschickt, sagt ihr? Er meinte nur, wenn wir zahlen könnten 8