Sparen, Vorsorgen, Investieren Ein Kleiner Leitfaden
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- Paulina Steinmann
- vor 8 Jahren
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1 Sparen, Vorsorgen, Investieren Ein Kleiner Leitfaden 1
2 Begriffsklärung: Was ist Sparen? Sparen meint, wenn Menschen von ihrem gegenwärtigen Einkommen nicht alles für Lebenshaltung und Genuss verbrauchen (= Konsum ), sondern einen Teil davon zurücklegen. In der Fachsprache ist der Gegensatz von Sparen daher Konsum. Konsum ist der Verbrauch in der Gegenwart, Sparen ein gegenwärtiger Verzicht für einen zukünftigen Konsum. Erwartungen Menschen sparen, um: einen Einkommensverlust in der Zukunft ausgleichen zu können (etwa Pensionsvorsorge) zukünftige Ausgaben leisten zu können (Hausbau, Weltreise). Die Erwartung an die Investition von gegenwärtig verfügbaren Geld ist, dessen KAUFKRAFT st zu erhalten oder zu erhöhen, also nach INFLATION einen konstanten oder steigenden Wert zu erzielen. Sparen dient der Sicherung künftiger Konsumfähigkeit und erwartet die Erhaltung gegenwärtiger Kaufkraft, also dem gegenwärtigen Wert des Geldes. Jeder Veranlagung von Geld liegen (bewusste oder unbewusste) Annahmen über künftige Entwicklungen zugrunde. Je länger der geplante Zeitraum, desto unsicherer ist die Grundlage dieser Annahmen. Auch wenn langfristige Veränderungen vorausgesehen werden etwa demografischer Wandel, Globalisierung, Staatsschulden wird deren Auswirkung auf Sparformen meist unterschätzt. Jeder Investition liegt eine Zukunftserwartung zugrunde. * Da jede Investition von künftigen Entwicklungen abhängt die nicht gewusst werden können - ist jede Investition unsicher. * Je längerfristig der Veranlagungshorizont ist (z.b. Pension), desto unvorhersehbarer wird die Zukunft, desto riskanter sind die Annahmen. * Umso sorgsamer sollte geprüft werden, auf welchen Annahmen das Investment basiert. 2
3 Formen der Veranlagung Im Grunde gibt es nur 2 Formen, verfügbares Geld zu veranlagen: man kann (Mit)Eigentümer an einer wirtschaftlichen Unternehmung werden oder einer wirtschaftlichen Unternehmung Geld borgen: Eigentum oder Kredit. Beispiele für Eigentum: Aktie, Immobilie, Agrargrundstücke; Beispiele für Kredit: Sparbuch, Anleihen. Eigentum und Kredit: Diese 2 Grundhandlungen sind in vielfältigen Formen verpackt: als Einzeltitel, gebündelt in Fonds, Versicherungen, Zertifikaten. Jede dieser Formen bietet bestimmte Merkmale an; ob und wie diese über längere Zeiträume funktionieren, hängt aber im wesentlichen von der Entwicklung der zugrundeliegenden 2 Veranlagungsformen ab. Schlussfolgerung: Form und Inhalt einer Investition haben unterschiedliche Bedingungen und damit Risken. Für eine Bewertung muss beides betrachtet werden. Beispiel Lebensversicherungen: diese bieten eine hohe Sicherheit in Form des Garantiezinses an wenn aber die zugrundeliegenden Staatsanleihen längerfristig deutlich weniger Rendite bringen als den Versicherungsnehmern an Garantiezins versprochen wurde, dann wird zwangsläufig der Garantiezins hinuntergesetzt oder die Versicherungsgesellschaft geht in Konkurs. Schlußfolgerung: langfristig bestimmt der Inhalt, nicht die Verpackung das Ergebnis. Form <> Inhalt Die Inhalte der Veranlagung unterliegen langfristig im wesentlichen ökonomischen Faktoren; die Form der Veranlagung unterliegt zwar bar auch den gleichen ökonomischen Faktoren, aber vor allem auch rechtlichen und politischen Faktoren. Für eine begründete langfristige Prognose über Ertrag und Sicherheit einer bestimmten Veranlagung müssen daher beide Ebenen beachtet werden. Schlußfolgerung: Form und Inhalt unterliegen unterschiedlichen Faktoren und bergen daher unterschiedliche Risken. Anleger überschätzen tendenziell die kurzfristigen ökonomischen Risken des Inhalts und unterschätzen die langfristigen politischen Risken der Form. 3
4 Ertrag/Risiko der Grundformen: Anleihe Aktie Ertrag Fix. (Laufende Zinsen Variabel: Dividende abunabhängig von Erfolg ) hängig von Unternehmenserfolg; Kurs abhängig von Markt Risiko Kursschwankung Gering (abhängig von Hoch: abhängig UnterZinsniveau und Bonitäts- nehmenserfolg, einschätzung) Markteinschätzung, Zinsniveau, Branche, Regionen... Risiko Totalverlust Konkursrisiko Konkursrisiko Conclusio Kurzfristig eres Schwankgungsrisiko als Aktien; langfristig gleiches Ausfallsrisiko Kurzfristig höheres Schwankgungsrisiko, langfristig unbegrenzte Gewinnchance gleicht Totalausfallsrisiko aus. Das Risiko der beiden Grundformen ist abhängig von der Laufzeit: je länger die Laufzeit, desto er ist das Schwankungsrisiko der Aktie; das Konkursrisiko ist langfristig für beide Formen ähnlich. Das höhere Risiko von Aktien ist also nur in einem kurzfristigen Zeithorizont tatsächlich höher; langfristig nähern sich die Risken von Eigentum und Kredit an. Der Ertrag der beiden Formen ist von den jeweiligen Bedingungen abhängig; das Risiko-Ertragsverhältnis kann nur für konkrete historische Situationen beantwortet werden. Bei niedrigen Zinsen ist zu fragen: bieten die Anleihezinsen eine ausreichende Gegenleistung für das Konkursrisiko und das laufende Risiko des Kaufkraftverlusts durch Inflation? Mit solchen Fragen an die zugrundeliegenden Formen lassen sich alle Investitionen unabhängig von ihrer Form bewerten; das gilt auch für Sparbücher (Kredite an Banken) und Lebensversicherungen (die überwiegend in europäische Staatsanleihen investieren müssen). Das Chance-Risiko-Profil dieser Veranlagungen hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert; die gewohnten Beurteilungen müssen überprüft werden. Es gibt viele Risken: welche sind wichtig? Es besteht das Risiko der: Währungs re form Inflation Totalve r lus t2 We chs e lk urs 1 Intr ans par e nz De m ografie 3 te chnis che r Fe hle r Kurs s chw ank unge n Spe s e n Be tr ugs anfälligk e it Ste ue r Konto kein Spar buch keine Anle ihe Möglich (euroäische) (?) Ak tie Möglich Anle ihe nfonds o.ä. nicht (euroäische) # Ak tie nfonds o.ä. k las s Le be ns V e r s iche rung fonds ge bunde ne V e rs iche rung meist nicht meist nicht Möglich Pe ns ions kass e n/v e rs iche runge n k apitalgarantie r te Ze r tifik ate e tc Möglich sehr TotalRe tur nfonds He dge fonds Gold keine Im m obilie n, ge w e r blich Im m obilie n, w ohnung * Agrar 4 mittl
5 Sparbuch und die Zukunftserwartung: So einfach und vertraut das Sparbuch als Sparform ist, so komplex sind in Wahrheit die zugrundeliegenden Zukunftserwartungen: 1) Es wird angenommen, dass Eigentumsrechte nicht angetastet werden; diese Annahme wurde im Zuge der Eurokrise in Zypern widerlegt, als Sparguthaben teilweise eingezogen wurden. Tatsächlich sind solche Eingriffe im Zuge von Staatsfinanzkrisen üblich. 2) Es wird angenommen, dass die Bank nicht in Konkurs geht und diese daher ihre Kredite etwa in Form von Sparbüchern bedienen kann. Diese Annahme ist angesichts des aktuell schwachen Bankensektors riskant. 3) Es wird angenommen, dass die Bank ihre Konzession nicht verliert und die komplexen und strengen Auflagen der Bankenaufsicht erfüllen kann. 4) Es wird angenommen, dass das Zinsniveau oberhalb der Inflationsrate bleibt; in Zeiten wie derzeit, wo dies nicht der Fall ist, wird davon ausgegangen, dass dies nur für kurze Zeit so ist. Angesichts der strukturellen Ursachen der niedrigen Zinsen (niedrige Wachstumsraten, hohe Staatsverschuldung) ist fundamental eher davon auszugehen, dass dies längerfristig so bleibt. 5) Hinsichtlich der besonders sicheren Form von Sparbüchern, der Einlagesicherung, wird davon ausgegangen, dass diese im Notfall funktioniert und das Sparguthaben ersetzt. Es ist eine relativ einfache Rechenaufgabe, die Spareinlagen der größeren österreichischen Banken mit den Mitteln der Einlagesicherung und der Schuldenkapazität des Staates zu vergleichen; das Ergebnis davon ist, dass die Einlagensicherung nur solange funktioniert, solange sie nicht gebraucht wird. Die Erwartungen an das Funktionieren von Sparbüchern gehen von einem Fortschreiben der Erfahrung der letzten 60 Jahre aus; in Phasen des Umbruchs gilt jedoch eben das nicht mehr. Anzahl der Länder mit Bankenkrisen (Quelle: 5
6 Immobilien und Zukunftserwartung Bei jedem vermeintlich krisenresistenten Sachwert sind die Zukunftserwartungen zu hinterfragen. Immobilien sind nicht ihrem Wesen nach wertbeständig, sondern nur dann, wenn die Nachfrage konstant steigt. Ihre Knappheit ist eine Funktion davon, dass sie ständig gebraucht werden. Und genau das ist die Einschränkung der Wertbeständigkeit: Immobilien sind nur dort und nur dann wertbeständig, wenn die Nachfrage nach ihnen steigt. Der hrzehntelange Verfall der Immobilienpreise in US-amerikanischen Industriemetropolen wie Detroit, in der österreichischen Peripherie (Waldviertel) oder in der deutschen (Ostdeutschland) bestätigen den Zusammenhang: Wenn regional die Wirtschaft nicht wächst und die Bevölkerung schrumpft, verfallen damit auch die Immobilienpreise. Im Zuge der Krise nach 2008 investierten viele ihr Geld in Wohnungen oder Häuser, in der Erwartung, dass deren Wert stabil bleiben würde. Das ist zwar inhaltlich plausibel indexierte Mieten bewirken einen mit der Inflation steigenden Mietertrag und damit Ertragswert von Immobilien; diese Annahme ist aber, wie die Geschichte lehrt, nur halbrichtig und daher riskant: in der letzten Phase der Hyperinflation in Deutschland und Österreich nach dem 1.Weltkrieg führten die Gesetzgeber Miet-Obergrenzen ein, um die Mieter zu schützen das führte für Hausbesitzer zu drastischen Verlusten. In einer Hyperinflation sind Wohnimmobilien daher politisch riskant. Im Zuge einer Finanzkrise in Immobilien als wertbeständige Anlage zu investieren, macht langfristig nur dann Sinn, wenn von einem zugrundeliegenden demografischen und ökonomischen Wachstum ausgegangen wird. Tatsächlich haben aber viele aus Angst vor einer langfristigen Rezession in Immobilien investiert und das ergibt keinen Sinn. Investition in Immobilien ist genauso eine Erwartung eines positiven Wirtschaftswachstums wie etwa bei Aktien. Die Annahme von weiter steigenden Preisen aufgrund von weiter steigender Nachfrage ist jedoch regional unterschiedlich riskant; wer skeptisch bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung in Österreich ist, sollte auch Immobilien meiden. Ein warnendes Beispiel für langfristig verlustbringende Immobilieninvestments: wann zu welchem Preis gekauft? 6
7 GOLD. Im Zuge der Krise wurde der Begriff des Sachwerts wieder populärer; als Schutz vor der drohenden Entwertung von Geldwerten wurden Edelmetalle angepriesen. Diese Unterscheidung hat unter bestimmten Bedingungen ihre Berechtigung, nämlich dann, wenn ein zentrales Geld politisch gewollt entwertet wird also in der Zeit einer Geldkrise. Unter durchschnittlichen langfristigen Bedingungen ist diese Unterscheidung aber bedeutungslos, da dann Gold ebenso ein Tauschwert ist wie Geld auch. Es ist plausibel, dass in einer Phase der Geld-Skepsis Gold ein sicheres Zahlungs ist; es gibt aber keinen plausiblen Grund, warum Gold in 30 Jahren heutige Kaufkraft bewahrt oder gar gesteigert haben sollte also eine Rendite abgeworfen haben wird. Knappheit heißt nicht nur, dass es wenig Angebot gibt, sondern vor allem auch, dass es konstant hohe Nachfrage nach einem Gut gibt. Auch wenn das Angebot von Gold als konstant angenommen wird (keine neuen Vorkommen, keine Gewinnung des Spurenelements aus den Ozeanen, keine synthetische Herstellung), ist die Annahme eines konstanten und steigenden Bedarfs nicht risikofrei. Auch wenn Menschen immer Schmuck aus Gold haben wollen, unterliegt offenbar das Interesse von Notenbanken und von Investoren an Gold großen Schwankungen. Die Gefahr, in Blasen zu kaufen: Ein langes Warten auf das Wieder-Erreichen des Kaufpreises bislang 33 Jahre! 7
8 Georg Tillner, März
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