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Transkript

1 2. Heldensagen: Griechische Sagen Aufgaben Sagen 1. In der griechischen Mythologie gibt es verschiedene Götter. Nenne vier, die dir bereits bekannt sind. Tausche dich dabei mit deinem Sitznachbarn aus. 2. In der griechischen Mythologie gibt es neben Göttern auch verschiedene andere bekannte Figuren. Nenne zwei. Tausche dich dabei mit deinem Sitznachbarn aus. 3. Poseidon ist in der griechischen Mythologie der Gott des Meeres. Die folgende Sage beschreibt die Entstehung eines neuen Sternbilds des Sternbilds Delfin. Lies die Sage. Poseidon Poseidon war wie sein Bruder Zeus verliebt in die Nymphe Thetis. Thetis wollte von dem triefenden, blauhaarigen Gott nichts wissen. Für sie war keine Frage: Wenn sie sich entscheiden sollte zwischen Zeus und Poseidon, dann für Zeus. 20 Aber es kam anders. Themis, die alte Titanin, die Mutter des Prometheus, warnte die beiden Götterbrüder:»Über Thetis«, sagte sie,»hat Gaia, die alte Erde, einen Segen gesprochen. Thetis wird einen Sohn bekommen, der wird stärker und größer als sein Vater werden.für den Vater ist das kein Segen«, sagte Zeus,»für den Vater ist das ein Fluch.«In der Familie des Zeus und des Poseidon hatte das Stürzen von Vätern Tradition. Sie selbst hatten ihren Vater Kronos entmachtet, der wiederum hatte seinen Vater Uranos gestürzt.»aber lasst euch ruhig mit Thetis ein«, sagte Themis,»eure Chancen stehen fünfzig zu fünfzig. Sie kann ja auch eine Tochter zur Welt bringen«. Das Risiko war zu groß. Zeus und Poseidon suchten einen anderen Mann für Thetis. Sie fanden Peleus. Sein Sohn wird Achill sein... g ( )

2 »Ich will aber eine Frau«, trotzte Poseidon.»Du bist der Gott des Meeres«, sagte Zeus.»Du kannst viele Frauen haben. Du bist mit Hera verheiratet«, sagte Poseidon.»Ich will es haben wie du. «Eines Tages war Poseidon zu einem Fest auf Naxos eingeladen. Da sah er Amphitrite und verliebte sich in sie. Amphitrite war die Tochter des Nereus und der Doris. (...)»Ich will eure Tochter haben«, sagte er.»das ist schön«, sagten Nereus und Doris.»Also, gebt sie mir«, sagte Poseidon.»Das können wir nicht«, sagten die Eltern.»Wir haben fünfzig Töchter, und alle tun sie, was ihnen beliebt. Auch Amphitrite tut nur, was sie will.was soll ich tun?«, fragte Poseidon. Und Nereus und Doris sagten:»was du tun sollst? Du musst Amphitrite fragen, ob sie deine Frau werden will. Ganz einfach.«ganz einfach, ja. Bisher hatte Poseidon noch nie gefragt, wenn er etwas haben wollte.»nein, fragen werde ich sie nicht«, sagte er. Er stampfte auf Amphitrite zu, wollte sie packen. Aber Amphitrite war sehr beweglich, geschmeidig war sie, das gefiel dem Poseidon ja gerade so gut an ihr. Sie schlüpfte aus seinen Armen. Poseidon trampelte ihr nach. Aber er erwischte sie nicht. Und Amphitrite floh. Sie floh zum Titanen Atlas, der das Himmelsgebäude auf seinen Schultern trug. Noch war er nicht versteinert, noch hatte ihm Perseus nicht das Haupt der Medusa gezeigt.»beschütze mich«, bat Amphitrite.»Lass nicht zu, dass mich Poseidon mit seinen triefenden Armen an sich reißt.«atlas, der Titan, dem das Himmelsgebäude von den Göttern auf die Schultern gezwungen worden war, war nicht gut zu sprechen auf die Götter, und immer wieder drohte er, er werde die Welt untergehen lassen. Warum tat er es nicht? Es hätte auch seinen Untergang bedeutet. Amphitrite versteckte sich zwischen den mächtigen Füßen des Atlas, und als Poseidon kam, rief sie aus ihrem Versteck hervor:»mit einem ungehobelten Klotz wie dir möchte ich nichts zu tun haben!«das traf den Poseidon. Das machte ihn traurig. Er litt ohnehin unter Minderwertigkeitsgefühlen den anderen Göttern gegenüber. Zeus war mächtiger und angesehener. Athene war viel klüger als er, Hermes weltkundiger, Apoll beliebter, Aphrodite faszinierender. Also planschte Poseidon, der blauhaarige, zu seinem Palast zurück, den er sich unten auf dem Meeresboden erbaut hatte. Über Monate war die See ruhig, spiegelglatt war die Wasseroberfläche, keine Welle kräuselte sich. Poseidon war deprimiert. Zu dieser Zeit lebte ein Wesen im Wasser, das an Klugheit und Witz jeden anderen Meeresbewohner übertraf. Sein Name war Delphinos. (...) Ab der Hüfte war er ein Mensch, unterhalb der Hüfte aber ein Delphin.

3 Dieser Delphin hatte nur einen Wunsch: Er wollte das Wasser verlassen und an Land gehen, wollte das Delphinhafte abstreifen, wollte Mensch sein. Delphinos erkundigte sich, warum das Meer auf einmal so ruhig sei. Er fragte bei der Palastwache des Poseidon nach, und ihm wurde gesagt:»der Herr ist deprimiert.und warum?er will eine gewisse Amphitrite zur Frau«, hieß es,»aber die will ihn nicht.und warum will sie ihn nicht?weil der Herr angeblich zu ungehobelt sei.was heißt das?unter uns gesagt«, tuschelte der Wächter.»Unter uns gesagt: Poseidon ist dumm. und diese Amphitrite wird wohl einen Mann haben wollen, der gut denken kann, der gut reden kann.«da dachte sich Delphinos:»Vielleicht kann ich ein Geschäft mit Poseidon machen.führe mich zu deinem Herrn«, sagte er zu dem Wächter. Und zu Poseidon sagte er:»was gibst du mir, wenn ich deinen Brautwerber mache und dir die Amphitrite bringe?was du dir wünschst«, antwortete Poseidon.»Ich möchte das Meer verlassen«, sagte Delphinos.»Warum willst du das Meer verlassen?«, fragte Poseidon.»Ich will eben«, antwortete Delphinos. Er wollte Poseidon nicht kränken. Die Wahrheit lautete: Delphinos fand das Reich des Poseidon langweilig. Aber das konnte er dem Gott des Meeres ja nicht sagen. Delphinos machte sich also auf und schwamm zur Küste des heutigen Marokko, wo Atlas stand.»amphitrite«, rief er.»ich möchte mit dir reden.«amphitrite schaute zwischen den Füßen ihres Beschützers hervor, zeigte sich aber nicht.»was willst du?ich möchte mit dir sprechen«, sagte Delphinos.»Worüber?«, fragte Amphitrite.»Ach«, sagte Delphinos,»das ist gar nicht so wichtig. Ich möchte dich nur reden hören, und ich würde dich auch gerne sehen.und warum?ach«, sagte Delphinos,»ich habe gehört, Poseidon ist verliebt in dich.das weiß ich«, sagte Amphitrite. e_and_amphitrite.jpg ( )

4 »Er ist so sehr verliebt in dich, dass er sich nicht mehr rühren kann.das rührt mich nicht«, sagte Amphitrite.»Ich habe gehört, dass Poseidon sehr dumm und sehr hässlich sein soll«, sagte Delphinos.»Und nachdem es ja ein Gesetz der Natur ist, dass Gleiches zu Gleichem findet, wollte ich dich gern sehen.was willst du damit sagen?«, fuhr ihn Amphitrite an.»dass auch ich dumm und hässlich bin?was soll ich sagen«, spielte Delphinos den Verlegenen,»wenn die Liebe da ist, dann darf man wohl Rückschlüsse ziehen...ich bin aber nicht verliebt in Poseidon«, unterbrach ihn Amphitrite.»Das hoffe ich«, sagte Delphinos.»Aber andererseits, versteh mich nicht falsch, wie könnte sich Poseidon so unsterblich in dich verlieben, wenn du nicht doch wenigstens ein bisschen ihm ähnlich wärst?«da dachte Amphitrite kurz nach. Dann sagte sie:»dann ist er eben nicht nur dumm und hässlich.ach«, sagte Delphinos,»das glaube ich nicht. alle sagen, er sei nur dumm und hässlich.und du glaubst immer, was alle sagen?ah«, rief Amphitrite aus,»dann bist du in Wahrheit der Dumme!Aber hässlich bin ich dafür nicht«, sagte Delphinos.»Wahrscheinlich bist du hässlich.«da trat Amphitrite zwischen den Füßen des Atlas hervor und zeigte sich. Und Amphitrite war ganz gewiss nicht hässlich, sie war sehr schön.»so sehe ich aus«, sagte sie.»nun zeig du dich.«da watschelte Delphinos mit seinem Fischunterleib aus dem Wasser, und Amphitrite lachte ihn aus.»du bist hässlich«, sagte sie.»du bist hässlich und dumm!ja, vielleicht«, sagte Delphinos,»aber ich bin nicht so hässlich und dumm wie Poseidon.«Wahrscheinlich war sie es ohnehin schon leid, sich zwischen den Fußzehen des Atlas zu verstecken, wahrscheinlich hatte sie sich inzwischen ihre Gedanken gemacht und sich gesagt, eine so schlechte Partie ist es gar nicht, die Frau des Meeresgottes zu sein. Jedenfalls willigte Amphitrite nach einem weiteren Disput ein und folgte dem Delphinos, und der brachte sie zum Palast des Poseidon, und die beiden, Poseidon und Amphitrite, vermählten sich. Und in der Hochzeitsnacht fragte Poseidon seine Braut:»Wie hat das der Delphinos hingekriegt?«da erzählte Amphitrite ihrem Gemahl, dass der Schlaue ihn, Poseidon, so lange heruntergemacht habe, bis sie sich gemüßigt sah, ihn zu verteidigen, und daraus habe sich dann irgendwie ihre Zustimmung ergeben.»aha«, sagte Poseidon,»heruntergemacht hat er mich also.«und als am nächsten Tag Delphinos kam und seinen Lohn einforderte, sagte Poseidon:»Was hatten wir genau vereinbart?dass ich dein Reich verlassen darf«, sagte Delphinos.»Das darfst du«, sagte Poseidon.

5 Er hob den Delphinos hoch und warf ihn aus dem Meer. So kräftig war sein Wurf, dass Delphinos bis in den Himmel geschleudert wurde. Und dort blieb er hängen. Blieb hängen als das Sternbild Delphin. (Quelle: Köhlmeier, Michael: Das große Sagenbuch des klassischen Altertums, Piper Verlag, S ) 4. Charakterisiere Poseidon. 5. Im Text sind auch die griechischen Götter Zeus, Athene, Hermes, Apoll und Aphrodite beschrieben. Nenne jeweils eine Eigenschaft. 6. Beschreibe die Eigenschaften von Delphinos. 7. Delphinos wendet eine List an. Beschreibe sie.