1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK SCHNELLÜBERSICHT 2. HEINRICH VON KLEIST: LEBEN UND WERK TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION 24

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2 INHALT 1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK SCHNELLÜBERSICHT 6 2. HEINRICH VON KLEIST: LEBEN UND WERK Biografie Zeitgeschichtlicher Hintergrund Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken 19 Werkübersicht 19 Zentrale Themen TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION Entstehung und Quellen Einleitung 34 Erster Abschnitt 35 Zweiter Abschnitt 40 Dritter Abschnitt 43 Vierter Abschnitt Aufbau Personenkonstellation und Charakteristiken 61 Michael Kohlhaas 63 Lisbeth, seine Frau 69 Die Herren von Tronka 71 Der Kurfürst von Sachsen 74 Der Kurfürst von Brandenburg 76 Martin Luther 80

3 INHALT 3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen Stil und Sprache Interpretationsansätze 105 Der gesellschaftskritische Aspekt 105 Der psychologische Aspekt 106 Der philosophische Aspekt REZEPTIONSGESCHICHTE MATERIALIEN 118 Martin Luther: Eine treue Vermahnung zu allen Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung (1522) 118 Herbert Kraft: Kleist. Leben und Werk (2007) PRÜFUNGSAUFGABEN MIT MUSTERLÖSUNGEN 120

4 LITERATUR 130 STICHWORTVERZEICHNIS 134

5 1 SCHNELLÜBERSICHT 2 HEINRICH VON KLEIST: LEBEN UND WERK 3 TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION ZUSAMMEN- FASSUNG Da ihm durch einen Adligen Unrecht widerfahren ist und seine Versuche, sich Recht zu verschaffen, erfolglos geblieben sind, erklärt der Rosshändler Michael Kohlhaas dem gesamten Staat Sachsen den Krieg und beginnt mit einem stetig anwachsenden Haufen von Anhängern einen gewaltsamen Rachefeldzug. Auf Vermittlung Martin Luthers erklärt sich der sächsische Kurfürst bereit, Kohlhaas freies Geleit nach Dresden und Amnestie zu gewähren. Nach zähen Verhandlungen stellt man Kohlhaas eine Falle, und er wird zum Tode verurteilt. Sein Landesherr, der Kurfürst von Brandenburg, schaltet sich jedoch in den Fall ein und verlangt, dass Kohlhaas in Berlin vor Gericht gestellt wird, wo er schließlich ebenfalls zum Tode verurteilt wird. Durch eine geheimnisvolle Zigeunerin bekommt Kohlhaas kurz vor seinem Tod die Möglichkeit, sein Leben zu retten und seine Freiheit wiederzuerlangen oder Rache an dem sächsischen Kurfürsten zu üben. Kohlhaas entscheidet sich für die Rache und wird enthauptet. Zuvor hat er in seiner eigenen Rechtssache, welche die gesamte Handlung erst ausgelöst hatte, sein Recht bekommen. Vorwegnahme des Handlungskerns zu Beginn Einleitung (HL S. 3/R S. 3) Die Erzählung beginnt mit einer allgemeinen Einleitung, in der kurz die Hauptfigur vorgestellt und der Kern der Handlung bereits vorweggenommen wird: Im 16. Jahrhundert lebt ein Pferdehändler namens Michael Kohlhaas mit seiner Frau und Kindern in Bran- 34 HEINRICH VON KLEIST

6 4 REZEPTIONS- GESCHICHTE 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS- AUFGABEN denburg. Er führt zunächst mit seiner Familie ein friedliches, wohlhabendes und an die Gesellschaft angepasstes Leben, bis sich in seinem 30. Lebensjahr etwas ereignet, was ihn zu einem Räuber und Mörder werden lässt. Im weiteren Verlauf der Erzählung wird berichtet, wie es dazu gekommen ist. Erster Abschnitt (HL S. 3 22/ R S. 3 28) An einem regnerischen Tag reitet Kohlhaas mit seinem Knecht Herse sowie einer Koppel junger Pferde über die Elbe von Brandenburg nach Sachsen, um dort seine Ware zu verkaufen. Es handelt sich um einen ihm wohlbekannten Weg, den er schon oft benutzt hat, sodass er überrascht ist, als er, kurz nachdem er sächsisches Gebiet betreten hat, in der Nähe einer Ritterburg von einem Schlagbaum aufgehalten wird, der dort vorher nicht gewesen ist. Ein Zöllner eilt herbei und verlangt im Auftrag des neuen Burgherrn Wenzel von Tronka eine Gebühr für die Durchreise. Befremdet von der neuen Verordnung bezahlt Kohlhaas die Summe und will weiterreisen, als er von dem Burgvogt zurückgerufen und nach einem Passierschein gefragt wird. Da er nicht weiß, was es mit diesem Pass auf sich hat, beschließt er, den Junker Wenzel selber zu fragen, den er gerade bei einer Festtafel unter befreundeten Rittern findet. Als die adligen Herren von den Pferden hören, eilen sie zum Fenster, um die Tiere zu sehen, und steigen dann in den Hof hinab. Der Junker erkundigt sich nach dem Preis der Pferde, findet aber die von Kohlhaas genannte Summe zu hoch. Als Kohlhaas fortreiten will, macht man ihm wegen des fehlenden Passes Schwierigkeiten, sodass er sich genötigt sieht, die beiden Rappen zusammen mit seinem Knecht zu ihrer Pflege als Pfand zurückzulassen, bis er sich in Dresden einen Pass besorgt hat. In Dresden aber weiß man auf den Behörden nichts davon, dass für die Der Pferdehändler Kohlhaas soll an der Landesgrenze eine Gebühr für die Durchreise bezahlen und einen Pass vorzeigen Kohlhaas muss als Pfand seine Pferde und seinen Knecht Herse zurücklassen, bis er den Pass besorgt hat MICHAEL KOHLHAAS 35

7 1 SCHNELLÜBERSICHT 2 HEINRICH VON KLEIST: LEBEN UND WERK 3 TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION Michael Kohlhaas findet bei seiner Rückkehr aus Dresden statt seiner wohlgenährten Pferde heruntergekommene Mähren vor. (Illustration von Johanna Görke, Kleistarchiv) Einreise nach Sachsen ein Pass erforderlich sei. Kohlhaas lässt sich eine Bescheinigung darüber ausstellen, dass die Passforderung des Junkers unrechtmäßig sei, und reitet zur Tronkenburg zurück. Als er dort seine Rappen in Empfang nehmen will, findet er statt der wohlgenährten Pferde heruntergekommene Mähren vor und erfährt zugleich, dass man die Tiere zur Feldarbeit gebraucht habe. Auf die Frage nach seinem Knecht Herse sagt man ihm, dass dieser wegen ungebührlichen Benehmens fortgejagt worden sei. 36 HEINRICH VON KLEIST

8 4 REZEPTIONS- GESCHICHTE 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS- AUFGABEN Der Burgvogt behauptet, Herse habe sich einfach ohne Grund davongemacht. Auf seine Einwendungen hin wird er vom Junker und vom Burgvogt mit Beschimpfungen überhäuft und verlässt voller Empörung die Tronkenburg, ohne die Rappen mitzunehmen. Kohlhaas will zunächst nach Dresden reiten, um dort vor Gericht sein Recht zu suchen. Doch da er sich seiner Sache noch nicht sicher ist, beschließt er, diesen Plan zu ändern und zunächst nach Hause zu reiten und Herse über den wahren Sachverhalt zu befragen. Ehe er den Junker anklagt, will er ganz sicher sein, ob nicht doch eine Schuld des Knechtes vorliegt. Kohlhaas unterzieht Herse einem Verhör und erfragt von ihm die Übergriffe und Rechtbrüche des Junkers und seiner Gefolgsleute. Von der Unschuld des Knechtes und von der Gerechtigkeit seines eigenen Anliegens überzeugt, entschließt er sich zu handeln und seine Rechtssache vor die Dresdner Gerichte zu bringen. Mit Hilfe eines Anwalts verklagt Kohlhaas nun den Junker beim Gericht in Dresden ordnungsgemäß wegen gesetzwidrigen Einbehaltens der Rappen, auf Wiederherstellung der Tiere in den vorherigen Zustand und den Ersatz des ihm und seinem Knecht zugefügten Schadens. Es vergehen jedoch Monate, ohne dass irgendein Bescheid auf die Klage kommt. Endlich erfährt Kohlhaas von seinem Anwalt, dass seine Klage auf Veranlassung höchster Stellen in vollem Umfang abgewiesen worden sei. Der Junker Wenzel von Tronka hat nämlich zwei einflussreiche Verwandte in hohen Ämtern am Dresdner Hof. Der Advokat rät Kohlhaas, die Pferde von der Tronkenburg abzuholen und ihn mit der Sache in Zukunft zu verschonen. Kohlhaas versucht nun einen anderen Weg. Über den ihm wohlgesonnenen Stadthauptmann von Geusau wendet er sich an seinen Landesherrn, den Kurfürsten von Brandenburg, um über ihn zu seinem Recht zu kommen. Nach einiger Zeit aber muss er erfahren, Bis Kohlhaas erfährt, dass die Passforderung illegitim ist, werden seine Pferde zur Feldarbeit gebraucht und sein Knecht verjagt Kohlhaas verhört Herse und sieht sich im Recht Kohlhaas verklagt Wenzel von Tronka, der die Klage durch Beziehungen abweisen kann Kohlhaas scheitert erneut mit seiner Bittschrift, erhält jedoch die Erlaubnis, seine Pferde abzuholen MICHAEL KOHLHAAS 37

9 1 SCHNELLÜBERSICHT 2 HEINRICH VON KLEIST: LEBEN UND WERK 3 TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION Seine Frau Lisbeth reist nach Berlin, um einen letzten Versuch zu wagen Sie wird tödlich verletzt und Kohlhaas begräbt sie wie eine Fürstin dass seine Bittschrift nicht direkt beim Kurfürsten angekommen ist, sondern bei dem Kanzler, dem Grafen von Kallheim, der ebenfalls mit dem Junker Wenzel von Tronka verwandt ist. Was Kohlhaas befürchtet hat, tritt ein: Er wird als Störenfried abgewiesen. Er könne, so wird ihm mitgeteilt, seine Pferde von der Tronkenburg abholen, weitere Ansprüche habe er nicht. Durch diese Entscheidung bereits niedergeschlagen, erfährt er, dass der Junker seine Pferde nach wie vor für die Feldarbeit gebraucht, was ihn noch mehr an der Gerechtigkeit zweifeln lässt. Trotz der Bitten und Einwände seiner Frau Lisbeth beschließt er, seinen Meierhof zu verkaufen, und findet in dem benachbarten Amtmann einen Kaufinteressenten. Frau und Kinder will er nach Mecklenburg, in die Heimat seiner Frau, schicken. Diese beschwört ihn, sie einen letzten Versuch wagen zu lassen. Sie will selber nach Berlin fahren und dem Kurfürsten persönlich seine Bittschrift überreichen. Bei dem Kastellan des kurfürstlichen Schlosses handelt es sich um einen früheren Verehrer Lisbeths, der sie noch nicht ganz vergessen habe. Über ihn hofft sie, ihr Ziel zu erreichen. Es ist der vergeblichste und unglücklichste von allen Versuchen. Lisbeth trifft den Kastellan nicht an. Sie drängt sich in die Nähe des Kurfürsten, wird von den Leibwächtern zurückgewiesen und da sie sich offenbar zu dreist an den Landesherrn herangewagt hat durch einen übereifrigen Leibwächter so schwer verletzt, dass sie sterbenskrank nach Hause zurückkommt und, ohne das volle Bewusstsein wiederzuerlangen, einige Tage später stirbt. Vor ihrem Tod aber verweist sie mit dem Finger, da sie der Sprache nicht mehr mächtig ist, Kohlhaas auf die Bibelstelle: Vergib deinen Feinden; tue wohl auch denen, die dich hassen. (HL S. 21/R S. 27) Kohlhaas lässt ihr ein Begräbnis ausrichten wie für eine Fürstin. Am Tag des Begräbnisses erhält er den Bescheid auf die Bittschrift, die seiner Frau das Leben gekostet und die ihr ein Ritter 38 HEINRICH VON KLEIST