MINI-TCM-Studium. Einführungsabend Was ist die Chinesische Medizin, was kann sie? Warum und wie wirkt sie?

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1 MINI-TCM-Studium Einführungsabend Was ist die Chinesische Medizin, was kann sie? Warum und wie wirkt sie? Haus Marillac 14. September 2010 Grundfragen 1. Ist Gesundheit zufällig oder können wir dafür Bedingungen schaffen? Leben wir nach unserer Antwort? 2.Was bedeutet Konsequenz? Das, was ich für mich als passend/hilfreich erfahren habe, dann auch zu tun). Eine heilsame Konsequenz kommt nicht vom Denken: Das sollte ich tun sondern daher: Das tut mir gut, das möchte ich tun. 3. Wie viel kann ich zur Gesundheit beitragen, wieviel der Arzt? In der Chinesischen Medizin und im Volkswissen dort wird das mit 80% - 20% beziffert! Wissen über Gesundheit und ein vertrauensvolles Losgelöstsein vom Ergebnis gehören immer zusammen, müssen gemeinsam praktiziert werden und ausgewogen sein, da es sonst leicht zu Starrheit oder Extremismus kommen kann. Es ist wie das Werfen eines Balles oder das Erziehen der Kinder: Zuerst kümmern wir uns um unsere Gesundheit, dann aber müssen wir auch loslassen und schauen wohin der Ball ( oder die Kinder oder die Gesundheit!) fliegt. Schuldzuweisung gilt als größtes Geistesgift: Es zerstört unsere Mitte, das Vertrauen und ist die Basis fast aller Gesundheitsstörungen. Unterschiede zwischen CM und westlicher Medizin Der westliche Mensch denkt seit 2500 Jahren, insbesondere seit 500 Jahren - seit Descartes, vorwiegend analytisch und mechanistisch. So ist auch die moderne Medizin aufgebaut. Wir denken, die Dinge dadurch genauer kennen zu lernen und verstehen zu können, indem wir sie analysieren, d.h. in immer kleinere Teile zerlegen. Zelle, Molekül, Atom, Vitamin, Amalgam, Die asiatische Denkweise und im Besonderen die chinesische ist synthetisch und betrachtend. Die Chinesen dachten in Zusammenhängen, um sie verstehen zu können - sie lehnten sich zurück und betrachteten mit Abstand das ganze Geschehen mitsamt der Umgebung; sie sehen Zusammenhänge und Analogien und beschreiben diese. 1

2 Geschichte der TCM TCM Traditionelle Chinesische Medizin ist die strukturierte und bereinigte Zusammenfassung von 2400 Jahren Medizintradition in China, die 1950 von MAO initiiert wurde, um den Stolz zu nähren und um Medizin wieder der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen. Bis ins 19 Jhdt. gab es unzählige Familientraditionen in China und keineswegs ein einheitliches Medizinsystem der TCM, so wie es heute gelehrt wird. Etwa 500 vor Christus soll dann DAS Standardwerk der CM (vor allem der Akupunktur, geschrieben worden sein, der Innere Klassiker des Gelben Kaisers Huang Di Nei Jing. Doch seit einigen Jahren ist dieses Buch kaum mehr Bestandteil der Lehrpläne statt dessen ist Laborforschung Pflichtfach. Im Unterschied zu unserer europäischen Naturheilkunde, wo viel Wissen verloren ging, verbrannt oder vergessen wurde, konnte sich das Chin. Medizinwissen ständig erweitern. Die CM ist eine Erfahrungsmedizin die sich über 2000 Jahre bei hunderten Millionen von Menschen bewährt hat! Auch die alten Griechen & Römer (Hippokrates, Galen) hatten eine der CM recht ähnliche Theorie mit genauer Pulsdiagnose und statt den 5 Elementen (treffender 5 Wandlungsphasen bezeichnet) die 4 Humores (Säftelehre). Unglückliche Übersetzungen 1) Meridiane statt Wasser Wege 2) Elemente statt Sich wandelnde Phasen 3) Punkte statt Xue Öffnungen, wo das Himmlische Qi ein- und austreten kann diese liegen zwischen Muskeln, Knochen, Sehnen und Gefäßen 4) Meridianbezeichnung mit Organnamen 5) Punktenummern statt Punktenamen Die Säulen der Therapie in der TCM Die Therapie und Philosophie der Chinesen basiert auf 8 Säulen, wobei anhand der Reihenfolge zu sehen ist, welche die wichtigsten und höchsten Methoden sind, und welche eher in Notfällen angewendet werden sollten, wenn die Prävention nicht funktioniert hat 1. Meditation 2. Qi Gong, Tai Qi 3. Ernährung 4. Astrologie 5. Geomantie, Feng Shui 6. Massage, Manualtherapie: Tui Na, An Mo 2

3 7. Kräutermedizin 8. Akupunktur, Moxa YangShen: ist die Tradition der Lebenspflege: Leben im Einklang mit der Natur und dem Dao (siehe erstes Kapitel SuWen der Gelbe Kaiser) GRUNDBEGRIFFE IN DER CM YIN und YANG Yin und Yang sind die fundamentalen philosophischen Grundbegriffe der CM und der chinesischen Philosophie. Yin & Yang sind Aspekte. Sie sind nicht dualistisch wie unser Denken, sonder polar und relativ zueinander. Yin bezeichnet die Schattenseite des Berges, Yang die der Sonne zugewandte Seite. Deshalb wird Yin als kalt und dunkel bezeichnet, Yang aber als warm und hell. Besser wäre aber Yin als kälter und dunkler zu bezeichnen, also relative Begriffe zu verwenden. Yin und Yang stehen miteinander in vielfacher Verbindung. 1. Alle Dinge haben 2 Aspekte: einen Yin- und einen Yang Aspekt. Yin und Yang bezeichnen Dinge, die paarig zusammengehören. 2. Jeder Yin- und jeder Yang Aspekt kann wiederum in Yin und Yang unterteilt werden. 3. Yin und Yang bezeichnen einen Gegensatz 4. Yin und Yang wurzeln ineinander und kontrollieren sich gegenseitig 5. Sie wandeln sich ineinander um Yin kann ohne Yang nicht existieren. Auch der Mensch besteht aus Yin/Yang. Wenn sich Yin & Yang trennen, dann sterben wir. Allgemein sind Männer außen Yang und innen Yin, Frauen außen Yin und innen Yang. Man kann alles in der Welt Yin und Yang zuordnen, zu beachten ist aber immer, dass dies RELATIVE Zuordnungen sind! YIN Ruhe, Kontraktion, Warten, langsam Mond kalt dunkel weich Wasser Gemüse, Obst Nacht Stillstand leise Stimme Blut YANG Aktivität, Expansion, Machen, schnell Sonne heiß hell hart Feuer Fleisch Tag Bewegung laute Stimme Qi 3

4 Qi, Blut (Xue) und Körpersäfte (Jin Ye) Jeder der mit Chinesischer Medizin in Berührung kommt, stolpert früher oder später über das Wort Qi. Was ist Qi? Oft wird es als Energie übersetzt. Wichtig ist dann aber nicht in ein starres Denken zu verfallen und zu glauben, dass Qi NUR Energie und nicht Materie ist. Wir müssen vielmehr in Denkmustern der modernen Physik denken. Qi wird vielmehr anhand seiner Funktion und seinem Wirken verstanden. Qi in seiner substanziellsten Form wird im Menschen Jing genannt, Essenz; in seiner leichtesten Form Shen, Geist. (3 Schätze des Menschen San Bao: Shen, Qi, Jing) Blut ist ebenfalls weiter zu fassen als unser westliches Blut. Es fließt wie Qi in den Gefäßen, nährt uns, es gibt aber auch unserer Psyche - dem Geist - Stabilität und Ruhe. Jing, Qi, Shen (die 3 Schätze des Menschen) Jing ist unser Potential. Wir bekommen es zum Teil von unseren Eltern, zum Teil stellen wir es aus Nahrungsessenzen immer wieder her, um den elterlichen Vorrat - eine Kostbarkeit - nicht zu vergeuden. Shen, oft als Geist übersetzt. Shen ist die Bewusstheit, die aus unseren Augen scheint, wenn wir wahrhaft wach sind. (1) Leuchtende klare Augen sprechen für guten Shen, trübe für trüben Shen. Die 5 Wandlungsphasen Für die 5 Wandlungsphasen gibt es 2 Darstellungen. Grundsätzlich steht die ERDE in der Mitte, im Zentrum. Feuer (höchstes YANG) Holz (Wachstum) Erde (Harmonie Metall (Verfall, Trennung) Wasser 4 (höchstes YIN)

5 Die bekanntere Darstellung betrifft eigentlich die Pathologie, d.h. Störungen im Kreislauf der 5 Wandlungsphasen. (Graphik aus Der Ausdruck Elemente ist als Übersetzung unglücklich gewählt. Die 5 Phasen sind nicht als Elemente im Sinne von Bausteine gedacht. Vielmehr dienen sie als SYMBOLE der Beschreibung der Wirklichkeit(!) und können sich stets ineinander wandeln. Nahrungsmittel kann man anhand der Geschmäcker den Organen zuordnen. Dabei ist wichtig zu beachten, dass man nicht einfach bei einer Leberstörung viel Saures essen sollte(!) oder bei einer Milzstörung viel Süßes! In kleinen Mengen tonisieren die Geschmäcker die jeweiligen Organe, in großer Menge aber schwächen sie dieselben! Die praktische Relevanz der 5 Wandlungsphasen liegt meines Erachtens mehr darin, Nahrung ausgewogen zuzubereiten und zu versuchen, viele Geschmäcker - am besten alle - zu berücksichtigen. 5

6 Die Organuhr (Meridianuhr) Das Qi fließt wie Ebbe und Flut in Zyklen durch die Qi-Kanäle Jeder Meridian / jedes Organ hat also 2 Stunden am Tag sehr viel Qi, 12 Stunden später aber sehr wenig. Da der Magen von 7:00-9:00 in der Früh am meisten Energie hat, am Abend aber am wenigsten, gilt in der Chinesischen Medizin die Weisheit Frühstücke wie ein Kaiser, iss zu Mittag wie ein Edelmann und abends wie ein Bettler. Oder Das Abendessen schenke deinem Feind Organe (Zang Fu) & Wandlungsphasen Die Wandlungsphase Erde Milz (Pi) transportiert und resorbiert die Nahrung bildet nachgeburtliches Nahrungs-Qi zeigt sich in Fleisch & Muskeln verachtet Nässe und liebt Wärme hält das Blut in den Gefäßen und die Organe auf seinem Platz öffnet sich im Mund und manifestiert sich in den Lippen Die chinesische Milz Pi steht stellvertretend für den Hauptaspekt der Verdauung. Oft wird Pi auch als Milz/Bauchspeicheldrüse übersetzt, was damit diese Funktion ausdrückt. Die Chinesische Medizin misst der Verdauung einen überaus hohen Stellenwert zu. Eine Schule der Chinesischen Medizin, die Schule der Mitte von Li Dong Yuan, behauptet sogar, dass alle Störungen in einer Milz- / Magen-Störung fußen. In naturverbundenen Traditionen wird die Erde noch als Mutter Erde gesehen, die den nährenden Mittelpunkt symbolisiert. 6

7 Da die Milz Wärme liebt und Feuchtigkeit verachtet, kann man sie am besten mit warmer, gekochter, nicht zu stark befeuchtender Nahrung stärken. Die Chinesische Medizin sagt: Milz ist die Quelle aller krankmachenden Feuchtigkeit und die Lunge speichert diese Feuchtigkeit weshalb wir viele Lungenkrankheiten, Nebenhöhlenentzündungen etc. haben. Beispiel für Milz Qi Schwäche Müdigkeit nach dem Essen Allgemeiner Energiemangel Heißhunger auf Süßes oder Appetitlosigkeit Durchfall oder Verstopfung Krankheitsursachen in der TCM Vereinfacht kann man in der CM auf drei verschiedenen Wegen krank werden. Lebensstil, Vererbung Äußere pathogene Faktoren Innere pathogene Faktoren wenn übermäßig Schlechte Ernährung Wind Wut / Zorn Überanstrengung Kälte Begierde, übermäßige Freude Übermäßiges Sexualleben Hitze Grübeln Alter Feuchtigkeit Zukunftssorge Trauma Trockenheit Angst Sommerhitze Trauer Schreck Die goldenen Sieben Richtlinien für mehr Gesundheit Eine einfache Erkenntnisse des US-Wissenschaftler Belloc-Breslow, erweitert durch Aspekte der Chin. Medizin: 1. Tägl. Frühstücken: am besten Gekochtes, v.a. im Herbst & Winter 2. ca. 7-8 h Schlaf täglich zu regelmäßigen Zeiten: Zu Bett gehen um oder spätestens 23:00 Uhr 3. keine Zwischenmahlzeiten, regelmäßige Essenzeiten 4. nicht Rauchen 5. nur mäßig Alkohol 6. Normgewicht halten 7. Tägliche Bewegung, freudvolle Unternehmungen / Tätigkeiten 7