Daten aus vier Ländern effizient nach INSPIRE für ein gemeinsames europäisches Ziel

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1 51 Daten aus vier Ländern effizient nach INSPIRE für ein gemeinsames europäisches Ziel Hubert FÜNFER 1, Michael HABARTA 2, Michael MÜLLER 3 und Markus MÜLLER 4 1,2,3 AED-SICAD AG Lilienthalstraße Neubiberg hubert.fuenfer@aed-sicad.de, michael.habarta@aed-sicad.de, michael.mueller@aed-sicad.de 4 AED-SICAD AG Mallwitzstraße Bonn markus.mueller@aed-sicad.de 1 INSPIRE wird produktiv! In der EU Richtlinie 2007/2/EG (INSPIRE) (EUR-LEX 2007) sind grundlegende Bestimmungen für die Schaffung der Geodateninfrastruktur in der Europäischen Gemeinschaft festgelegt. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet die Geodaten, die unter die in den Anhängen I, II und III der Richtlinie 2007/2/EG aufgeführten Themen fallen, konform zu den Vorgaben von INSPIRE über Geodatendienste (Netzdienste) bereitzustellen. Für diese Daten und Dienste sind entsprechende Metadaten zu erfassen und bereitzustellen. Jetzt müssen nur noch die nationalen Geodaten für die europäische Geodateninfrastruktur bereitgestellt werden. Österreich, Bayern, Baden-Württemberg und die Schweiz überprüfen ihre jeweiligen Geobasisdaten auf deren Fähigkeit zur Bereitstellung für INSPIRE (ANNEX I). In diesem Zusammenhang hat der Runde Tisch GIS e. V. gemeinsam mit AED-SICAD und beraten durch das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie eine prototypische semantische Transformation der Geobasisdaten nach INSPIRE mit praxiserprobten Softwareprodukten durchgeführt. Das grenzüberschreitende Projekt INSPIRE Geodatenpool Bodensee steht stellvertretend für die anstehende umfassende europäische Aufgabenstellung. Die INSPIRE Umsetzung lässt deutliche Mehrwerte für Datennutzer erwarten. Dabei spielt vor allem die semantische Harmonisierung und ein europaweit einheitliches Verständnis der Daten eine herausragende Rolle. 2 ArcGIS for INSPIRE Um die Kompatibilität und Verwendbarkeit von Geodatendiensten in einer europäischen Geodateninfrastruktur zu gewährleisten, werden technische Spezifikationen und Mindestleistungskriterien für die Dienste in der Durchführungsbestimmung zu Netzdiensten (KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN 2009 UND 2010) geregelt und in den Technical Guidance Dokumenten präzisiert. Die definierten Dienste umfassen im Kern die Suchdienste zum Finden von Daten und Diensten, Darstellungsdienste zur Darstellung von Geodaten sowie Downloaddienste zum Herunterladen von Geodaten in festgelegten Inhalten und Strukturen. Koch, A., Kutzner, T. & Eder, T. (Hrsg.) (2012): Geoinformationssysteme. Herbert Wichmann Verlag, VDE VERLAG GMBH, Berlin/Offenbach. ISBN Dieser Beitrag ist ein Open-Access-Beitrag, der unter den Bedingungen und unter den Auflagen der Creative Commons Attribution Lizenz verteilt wird (

2 52 H. Fünfer, M. Habarta, M. Müller und M. Müller Darüber hinaus wird noch ein Transformationsdienst definiert sowie das Thema Aufrufen von Geodiensten im INSPIRE Rahmen vorangetrieben. Die Firma ESRI bietet für die oben genannten Dienste das Produkt ArcGIS for INSPIRE auf Basis der ArcGIS Server- Technologie an. Die Grundlage von ArcGIS for INSPIRE stellt ein INSPIRE-konformes Datenmodell für die Speicherung der für INSPIRE relevanten Daten in einer Geodatenbank dar. Dieses Datenmodell kann frei im ArcGIS Resource Center als Geodatabase Template geladen werden (ESRI 2011). ArcGIS for INSPIRE bietet auf diesem Datenmodell Funktionalitäten für die Erstellung der erforderlichen Kartendokumente, ohne dass hierzu detaillierte Kenntnisse über das zugrunde liegende Datenmodell notwendig sind. Die Kartendokumente werden automatisch so aufbereitet, dass die INSPIRE-Daten gemäß den in INSPIRE definierten Themenbereichen gegliedert sind und sich so flexibel überlagern lassen. Damit kann ArcGIS for INSPIRE die in der Richtlinie geforderten Darstellungsdienste (WMS) für die Anzeige und Downloaddienste (WFS) für das Herunterladen der INSPIRE-Daten anbieten. Auf Basis der ArcGIS Server-Technologie können die vorhandenen INSPIRE-Daten schnell und einfach publiziert werden. Dabei werden sowohl der direkte Zugriff des Nutzers auf die Daten, als auch ein vereinfachter Download mittels vorbereiteter Datensätze unterstützt. Die INSPIRE-Konformität der bereitgestellten GML-Daten ist ohne weitere Anpassungen sicher gestellt. rc A GIS ArcGIS Server Abb. 1: Infrastruktur zur Bereitstellung von Kataster- und Topographiedaten für INSPIRE 3 FUSION Data Service AED-SICAD bietet mit der Produktfamilie FUSION Data Service (FDS) (AED-SICAD 2011, FUSION DATA SERVICE) eine schnell und effizient konfigurierbare Lösung zur semantischen Transformation von Daten aus unterschiedlichen Datenmodellen, die sich im Besonderen an den Daten Provider richtet. Besondere Expertise hat AED-SICAD dabei bei der Transformation von Geobasisdaten (Kataster und Topografie). Mit FDS hat AED- SICAD daher die Erfahrungen aus zahlreichen Projekten gebündelt, damit die Geodaten (in Deutschland mit Schwerpunkt auf ALKIS und ATKIS) in vielfältiger Ausprägung den Weg vom Produzenten zum Nutzer finden. So können verschiedenste Geobasisdaten sowie Geofachdaten gemeinsam zu neuen Informationsprodukten aufbereitet werden. Besonders einfach lassen sich hiermit die Geodaten in vielen gängigen Formaten und Modellen verfügbar

3 Daten aus vier Ländern effizient nach INSPIRE 53 machen. Das Leistungsspektrum umfasst dabei sowohl die verschiedenen Ausgabeformate (DXF, DWG, SHP, MIF/MID, KMZ, ), wie auch Datenbanken (SQL Server, ESRI Geodatabase, ) mit spezifischen Datenmodellen, die in der Regel für gewisse Anwendungsszenarien optimiert sind. Besonderen Wert legt AED-SICAD auf die Bereitstellung der Geodaten für INSPIRE. Mit der neuesten FDS Version steht eine vollständig konfigurierte Lösung zur Verfügung, welche die Überführung von Kataster- und Topografiedaten in das INSPIRE-konforme Datenmodell (aktuell Annex I) von ArcGIS for INSPIRE im ArcGIS Server realisiert. Damit steht produktseitig der vollständige Workflow von den bestehenden Datenhaltungen bis hin zum konformen INSPIRE Daten- und Diensteangebot zur Verfügung. 4 Geodatenpool Bodensee Die Vermessungsverwaltungen der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Österreich und der Schweiz haben zur konkreten Fortführungen der Arbeiten zur Vergleichenden Untersuchung zur Modellierung und Modelltransformation in der Region Bodensee im Kontext von INSPIRE (KUTZNER & EISENHUT 2010) ein Folgeforschungsvorhaben initiiert. Dazu wurde der Runde Tisch GIS und die AED-SICAD beauftragt die Daten des Bodensee- Geodatenpools nach INSPIRE zu überführen. Im gemeinsamen Forschungsvorhaben lag der Schwerpunkt auf der konkreten Umsetzung der Bereitstellung der Geobasisdaten für INSPIRE. Dabei sollte die geometrische und fachliche Homogenität der Daten untersucht werden. Die Auftraggeber werten die Ergebnisse in Bezug auf mögliche Rückflüsse auf den Aufbau und die Pflege ihrer Ausgangsdaten aus. Weiterhin sollte der Einsatz eines Standardproduktes (FDS) zur Umsetzung von Daten verschiedener Länder, Formate und Strukturen verifiziert werden. Die erforderlichen Ausgangsdaten der beteiligten Länder wurden durch die TU München zusammengestellt und AED-SICAD für die technische Verarbeitung mit dem FUSION Data Service zur Verfügung gestellt. Im Projekt mussten von allen beteiligten Ländern sowohl Daten aus dem Katasterbereich, als auch aus dem Bereich Topografie verarbeitet und im Zuge der semantischen Transformation in das INPIRE Modell von ArcGIS for INSPIRE überführt werden. Die durchaus vielfältige Situation an Ausgangsdaten wird im Folgenden mit ihren wesentlichen Kenndaten dargestellt. 4.1 Baden-Württemberg Topografie: ATKIS Basis-DLM im Format NAS (GeoInfoDok 6.0.1), 295 km². Kataster: ALKIS im Format NAS (GeoInfoDok 6.0.1) mit den Gemarkungen Eriskirch (9940), Langenargen(9950), Kressbronn (9960), Tettnang (9920), Tannau (9922), Langnau, (9921). Lieferant: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (

4 54 H. Fünfer, M. Habarta, M. Müller und M. Müller Abb. 2: Projektgebiet Geodatenpool Bodensee 4.2 Bayern Topografie: ATKIS Basis-DLM im Format NAS, Gebiet des Landkreises Lindau zusätzlich zu NAS auch als ESRI Shapefile vorhanden (wurde im Projekt nicht verwendet). Kataster: Daten als ESRI Shapefile in DFK-Struktur für Gebiet der Bodensee-Anrainergemeinden Bodolz, Lindau, Nonnenhorn und Wasserburg. Lieferant: Bayerische Vermessungsverwaltung ( 4.3 Österreich Topografie: DLM als ESRI Shapefile, Gebiet Bezirk Bregenz und Dornbirn. Kataster: DKM (Digitale Katastermappe und Grundstücksverzeichnis) als ESRI Shapefile und zusätzlich ASCII (wurde im Projekt nicht verwendet), Katastralgemeinden Bregenz (91103), Fussach (91108), Gaissau (91109), Hard (91110), Höchst (91111), Hörbranz (91113), Lochau (91117), Rieden (91119). Lieferant: Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen ( 4.4 Schweiz Topografie: TLM im Format INTERLIS 1-Transferformat (ITF) inkl. INTERLIS 1-Modell sowie zusätzlich ESRI Shapefile (wurde im Projekt nicht verwendet), Kantone Appenzell (Innerrhoden und Ausserrhoden), St. Gallen, Thurgau.

5 Daten aus vier Ländern effizient nach INSPIRE 55 Kataster: MOpublic (vereinfachtes Datenmodell der amtlichen Vermessung) im Format INTERLIS 2-XML inkl. INTERLIS 2-Datenmodell. Der Testdatensatz deckt dasselbe Gebiet ab wie der oben genannte TLM-Testdatensatz. Lieferant: Bundesamt für Landestopografie swisstopo ( 5 Transformation der Geobasisdaten mit FUSION Data Service Auf der technologischen Grundlage des FUSION Data Service realisierte AED-SICAD gemeinsam mit dem Runden Tisch GIS e. V. in diesem Forschungsprojekt die prototypische Überführung der Kataster- und Topografiedaten der Länder Österreich, Schweiz, Bayern und Baden-Württemberg in der Bodenseeregion in das INSPIRE-konforme Datenmodell von ArcGIS for INSPIRE. Ziel dabei war der Nachweis der grundsätzlichen Umsetzbarkeit der heterogenen Ausgangsdaten und -formate, sowie die Ermittlung diverser Detailprobleme und der Vergleichbarkeit der Ausgangsdaten. Alle Ausgangsdaten wurden mit dem FUSION Data Service umgesetzt und weiteren Detailanalysen unterzogen. Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass die grundsätzliche Umsetzbarkeit für ANNEX I gegeben ist. Entscheidend für die Umsetzung sind die jeweils gültigen länderspezifischen Regelwerke und die jeweiligen Dateninhalte, nicht die unterschiedlichen Ausgangsdatenformate. Die ersten Projektergebnisse wurden gemeinsam von AED-SICAD und dem Runden Tisch GIS e. V. auf der Intergeo 2011 in Nürnberg präsentiert. Weitergehende Themen, wie die geometrische Homogenität oder Detailerkenntnisse über Attributierungen und länderspezifische Unterschiede aufgrund der Ausgangsdaten, werden aktuell detailliert untersucht. Aus diesem Projekt werden sich auch wichtige Rückschlüsse über die Nutzbarkeit der europaweiten INSPIRE Daten und deren Mehrwert ableiten lassen. Die Projektpartner mit fachlicher Begleitung des BKG erwarten, dass die Ergebnisse u. a. Eingang in die Standardisierungen zur INSPIRE-Datenbereitstellung der AdV finden werden. Die Überführung der Daten nach INSPIRE erfolgte mit FUSION Data Service (FDS) in zwei Abschnitten: Umsetzung der Topografie (ATKIS) Daten aller beteiligten Länder; ergänzende Umsetzung der Kataster (ALKIS) Daten aller Länder. Die FDS Oberfläche erlaubt die gleichzeitige Umsetzung von bis zu 5 unabhängigen Datensätzen auch unterschiedlicher Ausgangsformate, wobei zudem jeder einzelne Datensatz aus vielen Einzeldateien bestehen kann. Zu jedem Datensatz können die Einstellungen zur Umsetzung (Umsetzregeln, Eingabe-Koordinatensystem, Format, ) unabhängig vorgegeben werden. Im Zuge des Projekts wurden die Daten mehrfach umgesetzt. Als Zielkoordinatensystem wurde bei den Umsetzungen sowohl das von INSPIRE geforderte Koordinatensystem EPSG:4258, als auch zu Präsentationszwecken das System UTM32 (ETRS89) erfolgreich herangezogen. Ein Schwerpunkt der Projektarbeit für die Umsetzung lag in der Analyse der Ausgangsdatenmodelle und der Erstellung der zugehörigen Transformationsregeln. Als Informationsquelle zu den Ausgangsdaten dienten die vorhandenen Beschreibungen der einzelnen Länder, die weitgehend online vorlagen. Notwenige Kenntnisse zum AAA-Mo-

6 56 H. Fünfer, M. Habarta, M. Müller und M. Müller dell (ARBEITSGEMEINSCHAFT DER VERMESSUNGSVERWALTUNGEN DER LÄNDER (ADV) 2009), dem in diesem Zusammenhang komplexesten Datenmodell, waren im Haus AED- SICAD bereits aus anderen Projekten umfassend vorhanden. Die Analyse der verwendeten Koordinatensysteme war relativ einfach, wobei die Aufgabe hauptsächlich darin bestand, in der FDS die entsprechenden Koordinatensysteme zu identifizieren, um die passenden Transformationen berechnen zu können. Da alle relevanten Koordinatensysteme im FDS vorhanden waren, ließ sich die Integration ohne Programmierung durch reine Konfiguration beschreiben. Im Folgenden werden länderspezifisch einzelne Details der semantischen Transformationen mit dem FUSION Data Service zusammengestellt. Die Anzahl der erforderlichen Regeln können dabei als Maß für die Komplexität der konkreten semantischen Transformation dienen. Ebenso werden zu den einzelnen Datensätzen die Koordinatensysteme in den jeweiligen Ausgangsdatensätzen angegeben. 5.1 Baden-Württemberg Anzahl der erforderlichen Regeln in der Steuerdatei: Topografie (ATKIS-NAS): 261 Kataster (ALKIS-NAS): 77 Koordinatensystem im Ausgangsdatensatz: DE_DHDN_3GK3 (implizit in Daten enthalten) Besonderheiten: keine 5.2 Bayern Anzahl der erforderlichen Regeln in der Steuerdatei: Topografie (ATKIS-NAS): 211 Kataster (DFK-Shape): 44 Koordinatensysteme im Ausgangsdatensatz: Topografie (ATKIS-NAS): DE_DHDN_3GK4 Kataster (DFK-Shape): DE_DHDN_3GK4 Besonderheiten: Topografie: Die NAS-Daten beinhalten abweichend von der GeoInfoDok-Koordinaten mit Streifenkennung in GK-Koordinaten (Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder (AdV) 2009) Kataster: Die Verwaltungsgrenzen (Land, Regierungsbezirk und Landkreis) waren redundant bei jeder Gemeinde enthalten und wurden von dort nicht umgesetzt Kataster: Die Ausgangsdateien mussten nach einem einheitlichen Schema umbenannt werden Kataster: Dateien mussten in ein ZIP-Archiv mit einer Verzeichnisebene <gemeinde_name> gepackt werden, um alle Daten in einem Lauf lesen zu können

7 Daten aus vier Ländern effizient nach INSPIRE Österreich Anzahl der erforderlichen Regeln in der Steuerdatei: Topografie (DLM-Shape): 57 Kataster (DKM-Shape): 16 Koordinatensystem im Ausgangsdatensatz: EPSG:31254 (GK M28, Ferro); in FDS: AUT-GK28-5 Besonderheiten: Logistik bei Verarbeitung der Shapedaten wie in Bayern (s.o.) Kataster: Datumsangaben uneinheitlich ( , ); mittels Regel harmonisiert und nach beginntlebenszeit umgesetzt 5.4 Schweiz Anzahl der erforderlichen Regeln in der Steuerdatei: Topografie (TLM-Interlis1): 48 Kataster (MOpublic-Interlis2): 28 Koordinatensysteme im Ausgangsdatensatz: Topografie (TLM-Interlis1): Neue Landesvermessung LV95 (EPSG:2056) Kataster (MOpublic-Interlis2): Alte Landesvermessung LV03 (CH1903.LV03_swisstopo) Besonderheiten: Interlis Reader Probleme im Viewer und Installationsprobleme auf Windows 2008 wegen 32/64-Bit Mix wurden im Projekt gelöst Kataster: Interlis2 Daten 6 Bereitstellung der Dienste mit ArcGIS for INSPIRE Die mit dem FUSION Data Service nach INSPIRE überführten Daten der Länder Österreich, Schweiz, Bayern und Baden-Württemberg bildeten die Ausgangslage für die Bereitstellung von Darstellungs- und Downloaddiensten mit ArcGIS for INSPIRE. Mit den von ArcGIS for INSPIRE zur Verfügung gestellten Werkzeugen wurde dazu eine Karte der INSPIRE-Daten erstellt. Für eine flexible Kartendarstellung wurden die Daten nach den Themengebieten von INSPIRE zusammengefasst und als einzeln zuschaltbare Darstellungen realisiert. Die so erzeugte Karte wurde verwendet, um den INSPIRE Darstellungsdienst zu erstellen und zu publizieren. Der Zugriff erfolgte über eine von ArcGIS for INSPIRE generierte URL, die es ermöglicht, den Darstellungsdienst direkt in Desktop- oder Webanwendungen einzubinden. Um die Performanz des Dienstes und damit die Geschwindigkeit des Bildaufbaus zu erhöhen, wurde die Caching-Technik des Produktes ArcGIS Server von ESRI verwendet, das ArcGIS for INSPIRE zugrunde liegt. Nach dem Erstellen des Dienstes wurden dazu die Bildinformationen für den Darstellungsdienst vorberechnet,

8 58 H. Fünfer, M. Habarta, M. Müller und M. Müller sodass der Dienst auf die bereits berechneten Ansichten zugreifen konnte und diese nicht mehr zur Laufzeit berechnen musste. Das Ergebnis war ein reaktionsschneller Darstellungsdienst für die umgesetzten Daten der Bodensee-Region. Der Downloaddienst für die Bereitstellung der Daten wurde ebenfalls mit dem Produkt ArcGIS for INSPIRE erstellt. Auf Basis der umgesetzten INSPIRE-Daten wurde der Downloaddienst so konfiguriert, dass alle in den Daten verfügbaren Features zum Download angeboten wurden. Der Zugriff auf den damit realisierten INSPIRE Feature Download Service erfolgte entweder: direkt über Eingabe der URL und der benötigten Parameter im Internet-Browser oder indirekt über die Einbindung des Downloaddienstes in das Produkt GIS-Portal (AED- SICAD 2011, GIS PORTAL), hier wurde das Web Order System (WOS) (AED-SICAD 2011, SHOP SYSTEM) genutzt, um in einer Geo-Shoplösung die objektstrukturierten INSPIRE-Daten der verschiedenen Themen zu bestellen. Das Ergebnis (eine GML- Datei) wird dann dem Nutzer im Downloadcenter zur Nutzung bereitgestellt. In beiden Fällen konnte über Parameter gesteuert werden, welche Features angefordert wurden und ob die Anfrage nur auf einem frei definierbaren Bereichsausschnitt festgelegt war. Der so realisierte Downloaddienst ermöglichte damit den objektstrukturierten Zugriff auf alle im Projekt umgesetzten INSPIRE-Daten über das Internet. Dabei wurden die Daten konform zu den durch INSPIRE vorgegebenen GML-Anwendungsschemata erzeugt und bereitgestellt. 7 Erfahrungen Bereits jetzt steht klar fest, dass Anbieter und Nutzer der Daten mit FUSION Data Service und ArcGIS for INSPIRE von einer unkomplizierten, leistungsfähigen und skalierbaren Lösungslandschaft profitieren, die es ermöglicht, die Geodaten optimal standardisiert bereitzustellen und zu nutzen europaweit! Damit können sich die Mehrwerte der europäischen Infrastruktur optimal entfalten. Eine Steigerung der Produktivität sowohl auf Anbieter- wie auf Nutzerseite ist möglich und eröffnet beiderseitig umfassende Potenziale zur Wertschöpfung. Die Produkte FUSION Data Service und ArcGIS for INSPIRE decken dabei das komplette, für die Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie benötigte Leistungsspektrum ab: Transformation der Ausgangsdaten INSPIRE-konforme Datenhaltung Bereitstellung der geforderten INSPIRE-Dienste Nutzung der Dienste und Weiterverarbeitung der Daten. AED- SICAD bietet mit eigenen Produkten und Produkten der Firma ESRI somit eine Gesamtlösung aus einem Guss. Die komplexen Strukturen der Ausgangs- und INSPIRE-Daten sowie die umfangreichen Abbildungsregeln für die Transformation werden für den gesamten Prozessablauf durch standardisierte Steuermechanismen und Transformationsbeschreibungen im Hintergrund verborgen. Damit stehen dem Bearbeiter leicht verständliche und übersichtliche Benutzeroberflächen zur Verfügung, die einerseits den Einstieg in INSPIRE so einfach wie möglich gestalten, andererseits aber auch eine beliebige Konfigurationstiefe für den erfahrenen Anwender ermöglichen. Das führt zu einem überschaubaren Einarbeitungsaufwand und einer Reduzierung der Komplexität der INSPIRE-Thematik für den Anwender und ist damit

9 Daten aus vier Ländern effizient nach INSPIRE 59 der große Vorteil der gesamten Produktpalette. Die Gesamtlösung aus einer Hand für die Überführung und INSPIRE konforme Bereitstellung der Daten ermöglicht es dem Anwender, sich auf seine fachlichen Kompetenzen zu konzentrieren ohne zusätzliche umfangreiche Technologien zu erlernen. Um die Qualität der Datenbereitstellung zu optimieren sind für alle bereitzustellenden Ausgangsdaten entsprechende Transformationsregeln nach INSPIRE erforderlich. Hierbei sind jeweils nationale Gremien gefordert, für diese Abbildung klare Vorgaben und damit einen stabilen Rahmen zu geben, damit die zuständigen Behörden und Hersteller die angebotenen Produkte zuverlässig konfigurieren können. 8 Perspektiven INSPIRE ist produktiv aber noch lange nicht abgeschlossen! Die INSPIRE-Richtlinie erfordert die Bereitstellung von Geobasisdaten und die Inbetriebnahme und den Betrieb entsprechender Dienste. Die Umsetzung der Richtlinie steht dabei noch am Anfang und insbesondere hinsichtlich der Quality of Service -Anforderungen müssen noch Anpassungen vorgenommen und die erforderlichen Konzepte ausgearbeitet werden. Das betrifft sowohl den Prozess der Datentransformation als auch die Bereitstellung der Dienste selbst. Denn zum Einen muss sichergestellt werden, dass die aus den Ausgangsdaten gewonnenen INSPIRE-Datensätze so vollständig wie möglich als auch korrekt sind, zum Anderen müssen die Darstellungs- und Downloaddienste den Anforderungen an eine effiziente, performante und ausfallsichere Daten-Infrastruktur genügen. Hier kommen Anforderungen sowohl auf die Datenproduzenten als auch auf die Software- Anbieter zu, die nur in einem gemeinsamen Vorgehen gelöst werden können. AED-SICAD befindet sich deshalb im ständigen Austausch mit den Bundesländern und der GDI-DE, um insbesondere die Details der Datentransformation zu klären und weitere Maßnahmen abzuleiten. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Qualität der umgesetzten Daten. Mit den in Deutschland vorhandenen ALKIS- und ATKIS-Daten im AAA-Schema ist die Basis für eine umfassende Umsetzung nach INSPIRE gegeben. Hier gilt es, Konfigurations- und Transformationsregeln zu erstellen, um deutschlandweit eine möglichst homogene Umsetzung nach INSPIRE zu ermöglichen. Darüber hinaus erfordert INSPIRE das Einbinden weiter Datenquellen, die je nach Datenanbieter in unterschiedlichen Formaten und Bezugssystemen vorliegen. Diese gilt es zu identifizieren und geeignet in den Umsetzungsprozess einzugliedern. Für die bereitgestellten Dienste stellen sich ganz andere Herausforderungen. In der INSPIRE-Richtlinie sind Vorgaben bezüglich der Ausfallsicherheit und der Performanz der einzelnen Dienste festgelegt, die von den Ländern der EU erfüllt werden müssen. Um eine entsprechende Qualität der Dienste zu gewährleisten, sind Untersuchungen hinsichtlich der benötigten Hard- und Softwarekonfiguration notwendig. AED-SICAD entwickelt hierzu in Zusammenarbeit mit den Verwaltungsbehörden und Rechenzentren verschiedene mögliche Szenarien und Kombinationsmöglichkeiten, um momentanen und zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden.

10 60 H. Fünfer, M. Habarta, M. Müller und M. Müller Literatur ARBEITSGEMEINSCHAFT DER VERMESSUNGSVERWALTUNGEN DER LÄNDER (ADV) (2009), GeoInfoDok Version AED-SICAD (2011), GIS Portal die Web Basis von AED-SICAD, AED-SICAD (2011), FUSION Data Service Datenbereitstellung leicht gemacht. AED-SICAD (2011), Shop-System mit WOS Vermarkten Sie Ihre Geodaten! ESRI (2011), ARCGIS for INSPIRE, 1.0/about. EUR-LEX (2007), RICHTLINIE 2007/2/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. März 2007 zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur in der Europäischen Gemeinschaft (INSPIRE). KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN (2009),Verordnung (EG) Nr. 976/2009 zur Durchführung der Richtlinie 2007/2/EG des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der Netzdienste. KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN (2010), Verordnung (EU) Nr. 1088/ 2010 zur ÄNDERUNG der Verordnung (EG) Nr. 976/2009 hinsichtlich Downloaddiensten und Transformationsdiensten. KUTZNER T. & EISENHUT, C. (2010), Vergleichende Untersuchungen zur Modellierung und Modelltransformation in der Region Bodensee im Kontext von INSPIRE.