Jahresbericht Abwasserreinigungsanlage Saanen. Baugrube Regenbecken Schönried

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1 Jahresbericht 2015 Baugrube Regenbecken Schönried Abwasserreinigungsanlage Saanen Die Stromproduktion der ARA Saanen ist mit dem Gütesiegel für Oekostrom zertifiziert und erfüllt Europaweit die höchsten ökologischen Anforderungen

2 2 1. Vorwort Angestellte auf Kläranlagen sind äusserst treue Mitarbeiter. Was in der ganzen Schweiz festgestellt wird, ist auch bei uns nicht anders. In der heutigen, schnelllebigen Zeit ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Mitarbeiter ihrer Firma über Jahrzehnte treu bleiben. Dass dies so ist, liegt wohl an den vielseitigen, abwechslungsreichen Aufgaben die täglich anfallen. Nebst den täglichen Routinearbeiten welche so ein Betrieb verlangt, gibt es immer wieder Überraschungen und Situationen welche nur mit einem breiten Fachwissen und handwerklichem Geschick bewältigt werden können. Angestellte einer ARA sind Allrounder, ihre tägliche Arbeit führt sie vom PC bis in den Abwasserschacht. Wir sind in der glücklichen Lage seit Beginn der Abwasserreinigung im Saanenland, auf zuverlässige Mitarbeiter zählen zu können. Nach über dreissig Jahren im Dienste des Gewässerschutzes, konnte ende September 2015 unser langjährige Mitarbeiter Kurt Perreten in den wohlverdienten Ruhestand treten. Das Grundprinzip der Abwasserreinigung ist in all den Jahren dasselbe geblieben, hinzugekommen sind aber im Laufe der Zeit zusätzliche Verfahren wie die Nitrifikation, biologische Phosphatfällung. Momentan laufen auf diversen Anlagen die Planungs- und Bauarbeiten einer weiteren Stufe zur Elimination der Mikroverunreinigungen. Verändert haben sich im Laufe der Zeit auch die Verfahren mitsamt der heutigen Steuerungen, Mess- und Regeltechnik. Seit der Erweiterung und dem Ausbau unserer Kläranlage sind bereits wieder zehn Jahre vergangen. Einige Anlageteile sind bereits während zwölf Jahren in Betrieb. Einzelne Aggregate weisen Betriebsstunden auf. Die Unterhalts- Reparatur- und Ersatzmassnahmen werden wieder vermehrt zum Thema. Seit der Inbetriebnahme der sanierten ARA wurde vor allem in das Kanalisationsnetz investiert. Im Gebiet Schönried wurden grössere Kanalisationsprojekte umgesetzt, das Schlüsselprojekt dieser Arbeiten ist das Regenbecken, dieses konnte im November 2015 in Betrieb genommen werden. Mikroverunreinigungen Die Kläranlagen welche einen Ausbau zur Elimination von Mikroverunreinigungen machen müssen, sind bestimmt. Das Positive vorweg: Die ARA Saanen muss diese zusätzliche Reinigungsstufe nicht realisieren. Finanziell muss sich aber jeder Einwohner welcher an eine Abwasserreinigungsanlage angeschlossen ist, beteiligen. Das Finanzierungsmodell wurde in der Gewässerschutzverordnung aufgenommen. Das heisst, dass zur Finanzierung dieser Massnahmen, zusätzlich zur Abwasserabgabe ab 2016 pro angeschlossenen Einwohner CHF 9.00/a erhoben werden. Die Abwasserabgaben werden somit ab 2016 um ca. CHF höher ausfallen.

3 3 2. Betriebsbericht Zusammenfassung Betriebsdaten Biologisch gereinigt m 3 Tagesschnitt m 3 Frischschlamm m 3 pro Tag m 3 Faulschlamm m 3 Entsorgung Faulschlamm entwässert to Sand to Rechengut to Betriebsmittel Flockungsmittelverbrauch kg Eisenchlorid to Aluminiumchlorid to Heizöl kg Wasser m 3 Energie Gas - Produktion m 3 Gas - Verbrauch m 3 Abfackelung m 3 El. Energie-Verbrauch Total KWh Eigenproduktion KWh Rücklieferung / Verkauf KWh Eigenproduktion % % Annahme Fremdschlämme Fettabscheider / Klärgruben m 3 Hotelabfälle / Speisereste m 3 Schlamm ARA Abländschen m 3 Schlamm ARA Chalberhöni m 3

4 4 Abwasser Das vergangene Jahr war geprägt von einem milden Jahresbeginn mit Regenwetter. Die grossen Schneemengen kamen erst in der zweiten hälfte Januar. Nach einem schönen Winter folgte ein nasser Frühling. Anfang Mai gab es sehr starke Niederschläge, die hochgehende Saane staute in der Folge zurück bis in das Nachklärbecken. Der Sommer war dann sehr trocken mit Rekord hohen Temperaturen. Die biologisch gereinigte Abwassermenge ist mit m 3 um m 3 tiefer als im Vorjahr. Die grossen Abwassermengen im Frühling führten im Kanalnetz und über das Regenbecken zu wiederholten Entlastungen in die Gewässer. Im Regenbecken wurden grosse Mengen Sand abgelagert. Die gesamte Abwassermenge ist gegenüber dem Vorjahr um m3 tiefer. Abfluss Tageswerte m 3 Der Fremdwasseranteil ist mit 54% um 6% tiefer als im Vorjahr

5 5 Die Biologie ist dimensioniert für 330l/sec Anfang Mai gab es sehr grosse Wassermengen welche über das Regenbecken entlastet werden mussten. Die hochgehende Saane, verursachte einen Rückstau im Auslaufkanal bis in das Nachklärbecken und die Biologie. Durch die starken Niederschläge wurden rund 12 m 3 Sand im Regenbecken und im Zulaufkanal abgelagert. Der Sand musste über die AVAG entsorgt werden.

6 6 Biologische Reinigung Durch den hohen Zufluss und den Rückstau der Saane im Frühling, wurde die biologische Reinigungsstufe teilweise in ihrer Leistung gestört. Die Ablaufwerte konnten aber trotzdem durchgehend eingehalten werden. Die Nitrifikation konnte durchgehend aufrechterhalten werden, einzig im Februar stiegen die Nitritwerte kurze Zeit über den Grenzwert.

7 7 Frachtabhängige Abwasserabgabe Die Abgabe wird vom Kanton, gestützt auf die Abwassermenge bei Trockenwetter und die Restfrachten an CSB (chemischer Sauerstoffbedarf), NH4-N (Ammonium-Stickstoff), NO3-N (Nitrat-Stickstoff) und P-total (Gesamt-Phosphor) erhoben und in zwei Raten in Rechnung gestellt. Die Abgabehöhe ist ein weiteres Mass für die Gesamtleistung der Anlage, aber auch für den Stand der Fremdwasserelimination im Einzugsgebiet. Dank der geringeren Abwassermenge fällt die Abgabe um gut CHF tiefer aus. Durch weniger, dafür konzentrierteres Abwasser wird bei der Reinigungsleistung ein besserer Wirkungsgrad erreicht. Dies zeigt sich auch bei den tieferen Kosten bei den anderen Parametern. Ab 2016 wird bei der Abgabe zusätzlich neun Franken pro angeschlossenen Einwohner erhoben. Diese Abgabe wird zur Finanzierung einer weiteren Stufe (Elimination von Mikroverunreinigungen) bei ausgewählten Anlagen verwendet. Abgabe Abgabe Fr. Fr. Q tw Biologisch gereinigte Abwassermenge CSB Chemischer Sauerstoffbedarf NH 4 -N Ammonium NO 3 -N Nitrat P ges Phosphor Total Abgabe CHF Die Abgabe fällt gegenüber dem Vorjahr CHF tiefer aus.

8 8 Schlammbehandlung Die Schlammmenge ist gegenüber dem Vorjahr etwa gleich hoch. Die auf der Grafik dargestellten Mengen beziehen sich auf die Tonnen/Trockensubstanz. In Kubikmeter ausgedrückt sind dies beim Frischschlamm m 3 Faulschlamm m Frischschlamm Faulschlamm Entsorgungskosten KVA Thun CHF Transport CHF Total CHF Unter den Verbrennungsanlagen besteht ein Preiskampf, in der Folge reduzierte auch die AVAG die Annahmekosten erneut um CHF 5.00/Tonne Verwertung Speisereste (Hotelabfälle) Die Anlieferung und Verarbeitung von Speiseresten 1200 ist unverändert hoch Die Abfälle werden in Fässern angeliefert und auf der ARA aufbereitet. Diejenigen Hotels welche über eine Biotrans- Anlage verfügen, liefern das bereits aufbereitete Material in 400 flüssiger Form mit dem Saugwagen. Nach wie vor werden auch die Abfälle aus 200 dem Obersimmental bei uns 0 verwertet. Die Aufwendungen für das Einsammeln und Verarbeiten der Abfälle auf der ARA werden den Verursachern in Rechnung gestellt. m 3

9 9 Gasproduktion / Verwertung Die produzierte Gasmenge ist mit m3 etwa gleich hoch wie im Vorjahr. Das Gas wurde zu 100% auf unseren Block Heizkraftwerken verwertet. Die daraus gewonnene elektrische Energie und die Abwärme werden für den Betrieb der ARA eingesetzt m m Gasverwertung Gasfackel Elektrische Energie Die Strom- Eigenproduktion sowie auch der Verbrauch für den Betrieb der Abwasserreinigung entsprechen in etwa derjenigen des Vorjahres. Der Eigenversorgungsgrad von 86.2% ist somit ebenfalls etwa gleich hoch wie im Vorjahr. kwh Über das ganze Jahr gesehen kann mit dem Hochtarif-Strom (blauer Balken Grafik unten), ein Überschuss erzielt werden, welcher in das Netz der BKW zurückfliesst.

10 10 3. Unterhalt / Optimierung Auf Grund einer zu schwachen Materialwahl des damaligen Lieferanten, treten bei den Wasserdurchströmten Schienen auf dem Nachklärbecken vermehrt Ermüdungsrisse auf. Mehrmals mussten bereits Reparaturen ausgeführt werden. Um eine längerfristige Sicherstellung des Betriebes zu erhalten, werden wir dieses Jahr sämtliche Schienen neu anfertigen und ersetzen. Die gesamte Länge beträgt 140 Meter. Pumpen Revisionen Unser neuer Mitarbeiter Martin Vonlanthen wird durch Kurt Perreten in diese Arbeiten eingeführt.

11 11 Revisionen am Vorklärräumer Ersatz diverser Verschleissteile Biologie Die Belüfter im Belüftungsbecken sind dafür verantwortlich, dass die Mikroorganismen mit genügend Sauerstoff versorgt werden. Um die Funktion mit einem vertretbaren Energieaufwand zu erhalten, wurden diese mit Ameisensäure behandelt. Einige mussten ersetzt werden. Sandfangräumer Auf dem Sandfangräumer musste eine Sandpumpe ersetzt werden Personenschutz Um dem Personenschutz für allein arbeitende Personen (Arbeitsgesetz) Rechnung zu tragen, musste eine Personenschutzanlage installiert werden. Neu werden mobile Telefongeräte eingesetzt welche über einen Lagealarm verfügen. Ein Alarm kann auch manuell ausgelöst werden. Mit dieser Anlage konnte die alte Telefonanlage ersetzt werden.

12 12 Demontage alte Druckleitung Saanenmöser Die Leitung wurde vor ca. 35 Jahren im bestehenden Kanalisationsrohr montiert. Nach derer Stilllegung und Erneuerung wurde das alte Rohr in der Kanalisation belassen. Da nun die Aufhängungen durch Korrosion der Belastung nicht mehr stand hielten und es dadurch zu Verstopfung durch Schmutzablagerungen in der Kanalisation kam, musste die Leitung entfernt werden. Schwieriger als das Entfernen des Rohres, ist die Demontage der Konsolen, dieses Problem muss in nächster Zeit noch gelöst werden. 4. Regenbecken Schönried Im Kanalisationsnetz von Schönried bestanden mehrere Hydraulische Engpässe welche wiederholt zu Rückstau und Überflutungsproblemen führten. Das Mischwasser wurde ohne Vorbehandlung in den Chouflisbach entlastet, was immer wieder zu starken Belastungen dieses Gewässers führte. Die Kapazität der Abwasserleitung Richtung Saanen ist beschränkt. Nachdem im Zusammenhang mit den GEP Massnahmen in Schönried mehrere Projekte im Kanalnetz realisiert wurden, konnte nun auch das Regenbecken gebaut werden. Bereits im Herbst 2014 wurden die provisorische Baupiste und der Aushub für das Becken erstellt. Der trockene Sommer 2015 erleichterte die Bauarbeiten in diesem schwierigen Gelände erheblich. Unter kundiger Bauführung von Sebastian Erler seitens der Gemeinde wurde dieses Bauwerk erstellt und konnte im November in Betrieb genommen werden. Die Steuerung dieser Anlage ist mit dem Prozessleitsystem der ARA gekoppelt. So kann die Entleerung des Beckens auf die jeweilige Situation in punkto Abwassermenge auf der ARA, optimiert werden.

13 13 Bauarbeiten Regenbecken (Fotos Sebastian Erler) Baupiste Zufahrt ab Hauptstrasse Baupiste und Aushub Herbst 2014 Einbringen des Siebrechens Bauarbeiten 2015 Durchlaufkanal mit Regelschieber und Siebrechen Nach Abschluss der Bauarbeiten sind nur noch die Deckel der Einstiegsschächte und der Steuerschrank zu sehen.

14 14 4 Diverses Energiegesetz Grossverbraucher Das Amt für Umweltkoordination und Energie (AUE) ist laut kantonaler Energieverordnung (KEnV) für die Umsetzung des Grossverbraucherarikels (Art.53ff.KEnG) verantwortlich. Zur Steigerung der Energieeffizienz werden dabei Grossverbraucher verpflichtet, ihren Energieverbrauch zu analysieren und zumutbare Massnahmen zur Verbrauchsoptimierung zu treffen. Verbindliches Ziel dabei ist, eine Energieeffizienzsteigerung von 20% in den nächsten zehn Jahren zu erreichen. Als Energie-Grossverbraucher gelten Endverbraucher, die jährlich mehr als 0.5 GWh Strom oder mehr als 5 GWh Wärmeenergie verbrauchen. Die ARA Saanen hat einen durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von ca.0.65 GWh und muss somit laut Energiegesetz den Grossverbraucherartikel umsetzen. Das störende daran war für uns, dass dabei nicht der Strombezug aus dem Netz, sondern der Stromverbrauch auf der Anlage als Kriterium gelten sollte. Nach diversen Abklärungen mit dem AUE konnten wir glaubhaft darlegen, dass unser Stromverbrauch weitgehend aus der Eigenproduktion (Oekostrom) stammt. In der Folge wurde die ARA Saanen aus der Pflicht, das Model für Grossverbraucher umzusetzen, befreit. Personelles Nach über dreissig Jahren konnte Ende September Kurt Perreten in den Wohlverdienten Ruhestand treten. Kurt nahm seine Arbeit bereits zwei Jahre nach der Inbetriebnahme der neuen Kläranlage in der Dorfrütti auf. Wir danken Kurt für seinen langjährigen Einsatz für den Gewäserschutz und wünschen ihm für seinen neuen Lebensabschnitt nur das Beste. Als neuen Mitarbeiter konnten wir Martin Vonlanthen bei uns anstellen. Er hat die Arbeit am 31. Oktober aufgenommen und sich bereits sehr gut in den vielseitigen Betrieb eingearbeitet. Martin wird im März dieses Jahres mit der anspruchsvollen Ausbildung zum Klärwerkfachmann, mit eidgenössischem Fachausweis beginnen. Wir wünschen Martin viel Befriedigung bei seiner neuen Aufgabe.

15 15 Führungen Wir durften wiederum etliche interessierte Besucher in die Geheimnisse der Abwasserreinigung einführen. Lehrlinge Gemeindeverwaltung: Tania Ummel und Romina Rüegger Ferienpass Juli und Oktober Kinderhuus Ebnit 11 Kinder Schule Bissen 17 Kinder Philipp Becker neuer Mitarbeiter Infrastrukturen Walter Heer neuer Gemeinderat Adrian Landmesser verbrachte einen ganzen Tag seiner Freizeit bei uns auf der Kläranlage um mitzuarbeiten und einen Einblick in unsere vielseitigen Tätigkeiten zu erhalten. Laborarbeiten Schlussbemerkungen Das vergangene Jahr hat uns glücklicherweise vor grösseren Pannen und Ereignissen verschont. Die ARA erbringt ihre Reinigungsleistung sehr gut. Es zeigt sich allerdings, dass bei der technischen Ausrüstung nun wieder vermehrt Unterhalts- und Ersatzmassnahmen ergriffen werden müssen. Mit dem erfolgreichen Generationenwechsel beim Personal bin ich überzeugt, dass wir auch in Zukunft ein gut funktionierendes kameradschaftliches Team sein werden. Durch laufende Optimierungen und Werterhalt ist es unser Ziel, den Energieverbrauch auch ohne gesetzliche Vorgaben laufend zu reduzieren. Ich danke meinen beiden (alten und neuen) Mitarbeitern, ohne die ein reibungsloser 24-Stunden Betrieb nicht möglich wäre, für die langjährige Treue und ihre wertvolle Arbeit. Ich danke im Weiteren allen, welche am erfolgreichen Betrieb der ARA in irgendeiner Form beteiligt sind (Behörden, Verwaltung, Mitglieder Infrastrukturkommission, etc.) für die angenehme Zusammenarbeit. Saanen, Januar 2016 U. Mösching