Buch. Autorin. Anja Rückert ist Medizinjournalistin und Sachbuchautorin mit dem Schwerpunkt Naturheilkunde. Sie lebt in Hamburg.

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2 Buch Ob Calcium, Magnesium oder Kalium der menschliche Organismus braucht Mineralstoffe und Spurenelemente, um reibungslos zu funktionieren. Bereits vor mehr als 100 Jahren erkannte der Arzt Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler, dass die für den Menschen wichtigsten Zellnährstoffe in zwölf Mineralsalzen enthalten sind. Auf Basis dieser Erkenntnis schuf er eine kleine homöopathische Hausapotheke, mit der viele Krankheiten ganz einfach und wirksam gelindert werden können. Leicht nachvollziehbar informiert dieses Buch über Wirkung, Dosierung und Einnahme der Salze sowie über Krankheitsbilder von A bis Z. Autorin Anja Rückert ist Medizinjournalistin und Sachbuchautorin mit dem Schwerpunkt Naturheilkunde. Sie lebt in Hamburg.

3 Anja Rückert Schüßler-Salze Fit und gesund mit Mineralien

4 Die Ratschläge in diesem Buch wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Jegliche Haftung der Autorin bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. SGS-COC-1940 Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100 Das FSC-zertifizierte Papier Munken Print für Taschenbücher aus dem Goldmann Verlag liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden. 1. Auflage Vollständige Taschenbuchausgabe Dezember 2005 Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH 1999 Falken Verlag Dort erschienen unter dem gleichnamigen Titel und der Nummer Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagfoto: zefa/y. Bagros Satz: Uhl+Massopust, Aalen Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck BS/WR Herstellung: Han Printed in Germany ISBN 10: ISBN 13:

5 Inhalt Einleitung Dr. Schüßler und seine geistigen Väter Samuel Hahnemann Rudolf Virchow & Jakob Moleschott Die Schüßlerschen Lehrsätze Ein Ausflug in die Chemie Die Signaturen und Konstitutionstypen D3, D6, D12 die Potenzen Allgemeine Vorschriften Dosierung Die richtige Einnahme Grenzen der Biochemie

6 Inhalt Die klassischen Mineralsalze Calcium fluoratum Calcium phosphoricum Ferrum phosphoricum Kalium chloratum Kalium phosphoricum Kalium sulfuricum Magnesium phosphoricum Natrium muriaticum Natrium phosphoricum Natrium sulfuricum Silicea Calcium sulfuricum Salben & Ergänzungsmittel Salben Ergänzungsmittel Krankheitsbilder Abstillen Akne Allergie Angst Appetitlosigkeit Aufstoßen & Sodbrennen Blähungen Blasenbeschwerden

7 Inhalt Blutergüsse, Prellungen & Quetschungen Brustentzündung stillender Mütter Depressive Verstimmungen Durchfall Ekzeme Erkältung Fieber Fußschweiß Gallenbeschwerden Gerstenkorn Gicht Gürtelrose Haarausfall Heiserkeit Herpesbläschen Herzbeschwerden Hexenschuss Husten Insektenstich Juckreiz Kopfschmerz & Migräne Krampfadern & Hämorriden Leberbeschwerden Mandelentzündung Magenbeschwerden Nagelprobleme Nasenbluten Nervosität & Erregung Regelschmerzen

8 Inhalt Rheuma Schwangerschaftsübelkeit Verstopfung Wadenkrämpfe Warzen Wechseljahrsbeschwerden Wetterfühligkeit Zahnerkrankungen Register

9 Einleitung Schon seit Jahren ist ein stetiger Trend zu natürlichen Lebensweisen und ebensolchen Behandlungsmethoden zu beobachten. Immer mehr Menschen neigen bei Erkrankungen oder Befindlichkeitsstörungen dazu, einen Heilkundigen aufzusuchen, der sich nicht allein der Schulmedizin verschrieben hat. Heilpraktiker, Aromatherapeuten und Osteopathen ziehen ebenso einen Nutzen daraus wie Besprecher, Farblicht- Anhänger oder Schamanen. Die meisten Methoden sind zumindest unschädlich, wenn man sie ihrer Bestimmung gemäß anwendet. Ob sie helfen, mag der Einzelne für sich entscheiden. Fest steht, dass immer mehr Menschen zumindest zögern, sich mit Medikamenten behandeln zu lassen, die synthetisch hergestellt wurden und oft erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine Heilmethode, die zwar von vielen Ärzten praktiziert wird, aber nicht zur Schulmedizin gehört, ist die so genannte Biochemie nach Dr. Schüßler. Obgleich die Bezeichnung»Biochemie«an Labore und Krankenhäuser denken lässt, handelt es sich um ein Verfahren, das man als naturgemäß bezeichnen muss. Ihr Erfinder, Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler, begann seine medizinische Arbeit als Homöopath und hat 9

10 Einleitung seine Methode an dieses Verfahren angelehnt. Die Wirkstoffe, mit denen die Biochemie arbeitet, sind ausschließlich Mineralsalze, die auch im Organismus vorkommen. Alle Salze sind wasserlöslich ein Zuviel davon im Körper wird automatisch über die Nieren ausgeschieden. Das Wort»Biochemie«setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Zum einen»bios«, das griechische Wort für Leben. Mit»Chemie«bezeichnet man den Zweig der Naturwissenschaft, der sich mit den Eigenschaften, der Zusammensetzung und Umwandlung von Stoffen und deren Verbindungen befasst. Die therapeutische Biochemie nach Dr. Schüßler bedeutet, dass das Zusammenspiel der Zellen im menschlichen Körper normalisiert werden soll. Das Fachgebiet der Biochemie als Teil der Biologie befasst sich mit ähnlichen Dingen, allerdings muss man sich darüber klar sein, dass Dr. Schüßler vor über hundert Jahren keinerlei Vorstellung davon hatte, welche Fortschritte Biologie und Medizin einmal machen würden. 10

11 Dr. Schüßler und seine geistigen Väter Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler, der»erfinder«der biochemischen Salze, kam am 21. August 1821 als Sohn eines Steuerbeamten zur Welt. Sein Geburtsort Bad Zwischenahn gehörte zum Großherzogtum Oldenburg (Schleswig-Holstein). Seine Jugendzeit verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen. Für den Besuch der höheren Schule hatten die Eltern kein Geld, der junge Mann musste mit Sprachunterricht seinen Lebensunterhalt verdienen. Für ihn ein unerträglicher Zustand: Schon früh war er zum glühenden Anhänger der homöopathischen Lehre Samuel Hahnemanns geworden und war ganz versessen auf eine medizinische Ausbildung. Schließlich begann er, als Heilpraktiker zu arbeiten. Erst mit 30 Jahren kam seine große Chance: Der ältere Bruder ermöglichte ihm ein medizinisches Studium. Schüßler studierte an den Universitäten von Paris, Berlin, Prag und Gießen und legte schon nach zweieinhalb Jahren die Doktorprüfung ab. Zum wichtigen Staatsexamen fehlte allerdings etwas Entscheidendes: Schüßler hatte kein Abitur! Also hieß es, noch einmal die Schulbank zu drücken. Am Alten Gymnasium in Oldenburg legte er schließlich die Reifeprüfung ab erlangte Schüßler endlich die heißbegehrte Ap- 11

12 Dr. Schüßler und seine geistigen Väter probation und durfte als»richtiger Doktor«praktizieren. Er ließ sich in Oldenburg als Arzt nieder und widmete sich in den ersten Jahren sehr intensiv der Homöopathie. Je länger er allerdings homöopathisch arbeitete, desto weiter entfernte er sich auch von der Lehre Hahnemanns. Vor allem kritisierte er, dass mit der Zeit immer mehr homöopathische Mittel auf den Markt kamen. Es wurde fast unmöglich, den Überblick über die Arzneien zu behalten, geschweige denn, das für den Patienten hilfreiche Mittel herauszufinden. Schüßler versuchte, eine»begrenzte«therapie zu finden, die mit wenigen Mitteln zurecht kommen sollte. Als er 1874 seine Theorien veröffentlichte, wählte er den Namen»eine abgekürzte Therapie«, um sich von der Homöopathie deutlich zu unterscheiden. Nach jahrelanger erfolgreicher Tätigkeit starb Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler mit 77 Jahren an einem Schlaganfall. Samuel Hahnemann Dr. Samuel Christian Friedrich Hahnemann ( ) war der erste Wissenschaftler, der Wilhelm Schüßler schon in jungen Jahren wesentlich beeinflusste. Er entwickelte vor fast zwei Jahrhunderten die Homöopathie (griechisch homoios = ähnlich, pathos = Krankheit). Hahnemanns Theorie besagte, dass Ähnliches mit Ähnlichem geheilt werden solle. Das bedeutet, dass man dem Patienten immer genau diejenige Substanz verabreicht, die das Krankheitsbild, unter dem er leidet, verursacht. Hahnemann kam auf dieses Prinzip, als er in ei- 12

13 Samuel Hahnemann nem alten Buch auf die Behauptung stieß, man könne mit der Chinarinde damals ein bewährtes Mittel gegen Malaria Fieber nicht nur heilen, sondern auch erzeugen. Wissbegierig wie er war, unternahm er einen Selbstversuch, der nach heutigen Maßstäben außerordentlich leichtsinnig zu nennen ist: Er schluckte täglich»vier Quentchen gute China«und bekam prompt einen Malaria-Anfall. Hahnemann und seine Anhänger trugen in unzähligen Selbstversuchen auf diese Weise außerordentlich viele Arzneien zusammen, eine unvorstellbare Menge wirksamer Substanzen. Allerdings verursachten die homöopathischen Mittel bei den Patienten nur zu oft auch eine Verschlimmerung des Krankheitsbildes, bevor die Heilung einsetzte. Deshalb hat Hahnemann seine Arzneien verdünnt. Er sprach jedoch nicht von Verdünnung, sondern von»potenzierung«, denn je weniger Wirkstoff die Arznei enthielt, desto besser schien sie zu wirken. Diese zum Teil unvorstellbar geringen Wirksubstanzen in den homöopathischen Arzneien haben Hahnemann die meisten Anfeindungen eingebracht. Kein Mediziner konnte sich vorstellen, dass man mit wenigen Molekülen einer Substanz eine Krankheit heilen könnte. Der Psychologe Rudolf Arndt ( ) und der Pharmakologe Hugo Schulz ( ) fanden dazu folgendes biologisches Grundgesetz:»Kleine Reize fördern, große hemmen, größte lähmen«. Die Wissenschaftler hatten einen Versuch unternommen, bei dem sie Hefezellen mit einer Quecksilberlösung behandelten. Während eine starke Lösung die Zellen ausnahmslos vernichtete, hemmte sie die mittelstarke Verdünnung in ihrem Wachstum. Bei 13

14 Dr. Schüßler und seine geistigen Väter einer»homöopathischen«verdünnung von 1: dagegen begannen die Hefezellen sich rascher als normal zu vermehren. Rudolf Virchow & Jakob Moleschott Der zweite Mann, der das Lehrgebäude Wilhelm Schüßlers nachhaltig beeinflusste, war Rudolf Virchow ( ). Dieser Pathologe arbeitete 1856 bis 1902 als Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Berlin. Virchow meinte, dass alle Krankheiten ihren Ursprung in einer veränderten Beschaffenheit der Zellen haben. Er stellte den Lehrsatz auf:»die Krankheit des Körpers ist gleich der Krankheit der Zelle«. Natürlich war Virchow nicht der Ansicht, dass bereits 1000 veränderte Zellen in einem Körper (der aus rund 70 Billionen Zellen besteht!) eine Erkrankung verursachen. Damit regelrechte Krankheitszeichen bemerkbar werden, müsse schon eine Funktionsstörung eintreten, die den normalen Ablauf der Zelltätigkeit oder eines ganzen Organs beeinträchtigt. Jakob Moleschott ( ) schließlich gab vermutlich den entscheidenden Anstoß in die richtige Richtung. Er schrieb 1852 in seinem Buch»Kreislauf des Lebens«:»Der Bau und die Lebensfähigkeit der Organe sind durch die lebensnotwendigen Mengen der anorganischen Bestandteile bedingt.«die anorganischen Substanzen von denen Moleschott spricht, sind die Stoffe, die übrig bleiben, wenn man ein Zellgefüge einen Körper verbrennt. Moleschott woll- 14

15 Rudolf Virchow & Jakob Moleschott te Folgendes sagen: Die anorganischen Substanzen, also die Mineralstoffe, sind für den Menschen absolut lebensnotwendig. 15

16 Die Schüßlerschen Lehrsätze Schüßler führte eine ganze Reihe von Experimenten durch. Beim Verbrennen menschlicher Leichenteile in der Pathologie stellte er fest, dass die organischen Bestandteile sämtlich mitverbrannten. Was übrig blieb, waren immer die gleichen zwölf Mineralsalze. Demzufolge bezeichnete Dr. Schüßler»Gesundheit«als das mengenmäßig richtige Zusammenspiel dieser anorganischen Mineralsalze. Entsprechend müsse der Körper krank werden, wenn in diesem Verhältnis ein Ungleichgewicht aufträte. Diese Mineralsalze, so stellte Schüßler fest, waren notwendig, damit alle Zellen ihrer Bestimmung gemäß funktionieren könnten. Deshalb nannten er sie die»biochemischen Funktionsmittel«. Da alle Organe und jeder Körper aus Zellen besteht, nahm Schüßler an, dass es genüge, die Zellen»gesund«zu halten, damit der ganze Körper gesund bliebe. In seinem Hauptwerk»Eine abgekürzte Therapie«veröffentlichte Dr. Schüßler nun vier Hauptlehrsätze. Der erste basiert auf der Erkenntnis von Jakob Moleschott: > Alle Krankheiten entstehen durch einen Mangel an bestimmten lebensnotwendigen Mineralstoffen. 16

17 Die Schüßlerschen Lehrsätze Die Überlegung war Folgende: Wenn in einem gesunden Körper der Mineralstoffhaushalt ausgeglichen ist, besitzt dieser von Natur aus eine große Widerstandskraft und kann sich gegen Krankheiten zur Wehr setzen. Besteht dagegen ein Ungleichgewicht, wird den Krankheitserregern die Möglichkeit gegeben, sich festzusetzen. Die Erkrankung bricht aus. Jedenfalls steht auch für moderne Biochemiker fest: Bei jeder krankhaften Veränderung im Körper kommt es auch zu einer Verschiebung im Mineralstoffhaushalt. Der zweite Lehrsatz ist die logische Folge: > Durch Zuführung der fehlenden Stoffe tritt Heilung ein. Schüßler fand elf Mineralsalze, die er in seine Therapieform aufnahm. Ein zwölftes strich er später wieder aus der Liste, da es»nicht konstant in das Blut übergehe«. Zahlreiche Verordnungen und Heilerfolge mit diesem zwölften Salz (Calcium sulfuricum) berechtigen aber durchaus dazu, ihm einen festen Platz in der Biochemie nach Schüßler einzuräumen. Nun sind die Mineralstoffe im menschlichen Blut nur in winzigen Mengen zu finden. Ein ganzes Kilo Blutzellen enthält zum Beispiel nur etwas mehr als ein zehntel Gramm schwefelsaures Kalium. Dieses Wissen und dazu die Erkenntnisse Hahnemanns, der ja lehrte, dass eine hohe Verdünnung zu besonders guten Erfolgen führt, brachten Schüßler zu seinem dritten Lehrsatz: > Die Zuführung der Mineralstoffe darf nur in allergeringsten Mengen erfolgen. 17

18 Die Schüßlerschen Lehrsätze Der vierte Lehrsatz schließlich bezieht sich auf die Art der Einnahme: > Die Zuführung der fehlenden Stoffe muss in einer solchen Verdünnung erfolgen, dass der Übertritt des heilwirksamen Salzes unmittelbar durch die Schleimhäute der Mundhöhle, des Schlundes und der Speiseröhre direkt ins Blut erfolgt. So umgeht man, dass das Mittel erst langwierig durch den Verdauungstrakt geschleust werden muss und womöglich wieder ausgeschieden wird. Ein Ausflug in die Chemie Beim Stichwort Salz denkt man zuerst einmal unwillkürlich an das Kochsalz, das man heute für wenig Geld kaufen kann. Das war aber nicht immer so. In früherer Zeit war Salz ein kostbares Gut. Es macht die Speisen schmackhaft, manche sogar erst bekömmlich. Vor allem ist es für den Menschen lebenswichtig. Zwar benötigt der Körper nicht viel Salz aber das wenige was er braucht, kann der Organismus nicht selbst herstellen, sondern muss es mit der Nahrung aufnehmen. Zu diesen»essenziellen«, also»unerlässlichen«oder lebensnotwendigen Bausteinen gehören Vitamine, Fettsäuren und eben Mineralien. Wichtig für die Schüßlerschen Funktionsmittel ist natürlich, dass sie möglichst rasch in die einzelnen Zellen eindringen können. Um dies zu gewährleisten, 18

19 Ein Ausflug in die Chemie ist es zunächst einmal wichtig, dass der Körper die Wirkstoffe überhaupt aufnehmen kann. Das schlichte Schlucken der Tabletten hat sich dabei als ungeeignet erwiesen, denn die Mineralsalze müssten einen langen Weg zurücklegen, ehe sie zu wirken begännen. Deshalb lässt man die Tabletten im Munde zergehen, so dass die Wirkstoffe über die Mundschleimhaut direkt ins Blut aufgenommen werden. Um auch die Zelle zu erreichen, müssen die Substanzen möglichst klein sein. Alle Substanzen, die wir kennen, sind aus so genannten Atomen zusammengesetzt. Diese Atome wiederum lassen sich in noch kleinere Bausteine, nämlich Elektronen, Protonen und Neutronen zerlegen. Wer sich an seinen Chemieunterricht erinnert, weiß, dass sich die Protonen und Neutronen im Inneren, die Elektronen aber im äußeren Teil des Atoms befinden. Einzelne Atome können nun ein negativ geladenes Elektron zu viel oder zu wenig besitzen. Deshalb spricht man von positiv oder negativ geladenen Teilchen, der Chemiker nennt sie Ionen. Kochsalz zum Beispiel besteht aus den Elementen Natrium und Chlor. Die chemische Formel für Kochsalz, NaCl, drückt dies aus. Nun hat ein Natriumatom für sich allein genommen ein negativ geladenes Teilchen zu viel. Das Chlor-Atom dagegen hat in seiner Hülle eines zu wenig. Durch ihre unterschiedliche Ladung ziehen sich die Teilchen an und bilden in trockener Form die feinen weißen Kristalle, die man aus der Küche kennt. Gibt man Kochsalz in Wasser, löst es sich auf. Es zerfällt in Natrium- und Chlor-Ionen. Als geladene Ionen können 19

20 Die Schüßlerschen Lehrsätze die Substanzen die Zellmembran, also die äußere Hülle einer Zelle, durchdringen. Die Signaturen & Konstitutionstypen Schüßler selbst war der Ansicht, dass man die Mineralsalze immer nur einzeln geben solle. Deshalb hat er den größten Wert darauf gelegt, genau zu bestimmen, wann welches Salz in Frage kommt. Zum einen hat er sehr genau die Funktionsweise jedes Salzes bestimmt. Zum anderen hat er angelehnt an die Homöopathie und aus seinen eigenen Erfahrungen heraus jedem Salz bestimmte»signaturen«zugeordnet: Menschentypen und Charakteristika, die bei der Verordnung helfen sollen. Es kann also passieren, dass man bei derselben Erkrankung verschiedene Salze verordnet weil sich zwar die Krankheit gleichartig äußert, die Ursachen aber verschieden sind. Schon vor Jahrhunderten hat man versucht, Menschen nach bestimmten Merkmalen einzustufen und in Gruppen einzuteilen. Durch eifrige Beobachtung kam man zum Beispiel auf Empfehlungen wie:»menschen mit angewachsenen Ohrläppchen sind falsch«oder»aggressive Menschen haben zusammengewachsene Augenbrauen«. Natürlich muss man mit derlei Gedankengut vorsichtig umgehen und darf nicht leichtfertig Charaktereigenschaften zuweisen. Mit der Einteilung in die so genannten Konstitutionstypen bezweckt man denn auch etwas anderes: Um das richtige Mittel auszuwählen, muss man die Eigenschaften eines Menschen möglichst genau bestimmen. Wohl gemerkt: Es geht um körperli- 20

21 D3, D6, D12 die Potenzen che und angeborene Merkmale nicht um Charakterschwächen! Das richtige biochemische Salz greift an den schwachen Punkten an und wirkt ausgleichend. Will man eine umwälzende Umstimmung erreichen, muss man natürlich Geduld haben. Oft ist es nur ein Teil der chemischen Zusammensetzung, der in den Organismus eingreift und zu einer Harmonisierung des Ganzen führt. Im allerbesten Fall kann man mit einem biochemischen Salz schon etwas bewirken, bevor überhaupt Krankheitszeichen auftreten. Wer noch keine Erfahrung in der Verordnung der Schüßler-Salze hat, macht sich am besten Notizen, während er mit dem Hilfesuchenden zu tun hat. Wichtig sind äußere Merkmale, das Verhalten, Absonderungen wie Schweiß oder Auswurf und Empfindlichkeiten. D3, D6, D12 die Potenzen Die Mineralsalze nach Dr. Schüßler werden in so genannten Potenzen verabreicht. Das bedeutet, dass die eigentlichen Wirkstoffe nur in außerordentlich geringer Menge in den Arzneien vorhanden sind. Grund hierfür ist vor allem, dass die Mineralsalze nach Schüßler ja keinen Mangel ausgleichen sollen dafür eignen sich die herkömmlichen Magnesium-, Kalzium- oder Eisentabletten viel besser. Die biochemischen Substanzen sollen vielmehr einen Heilreiz setzen, also den Organismus dazu bringen, das jeweils fehlende Mineral vermehrt aus der Nahrung aufzunehmen. 21

22 Die Schüßlerschen Lehrsätze Erfinder der Potenzierung, die ja auch in der Homöopathie Anwendung findet, war Samuel Hahnemann. Hahnemann behandelte seine Patienten zum einen nach der so genannten Ähnlichkeitsregel, die besagte, dass Ähnliches mit Ähnlichem geheilt werden könne. Bei seinem Selbstversuch hatte er es ja am eigenen Leibe erfahren. Nun wollte Hahnemann seine Patienten natürlich nicht vergiften. Er hatte zum Ziel, dem Organismus einen Hinweis zu geben, wie er sich gegen die Krankheit zur Wehr setzen könnte. Um dieses zu erreichen, verdünnte er seine Arzneien. Dennoch wurden Erkrankungen zu Beginn der Behandlung oft erst ein wenig schlimmer. Um den Patienten dies zu ersparen, verdünnte Hahnemann immer weiter und immer höher bis sich der eigentliche Wirkstoff kaum noch nachweisen ließ. Dabei bemerkte er etwas Verblüffendes: Je weiter die Arznei verdünnt wurde, desto kräftiger schien sie zu wirken. Deshalb nannte er sein Verfahren die»potenzierung«. Biochemische Salze werden mit Milchzucker»verrieben«. Dazu gibt man zum Beispiel zu einem Teil Kochsalz (NaCl) neun Teile Milchzucker. Das Ganze bearbeitet man eine Weile im Mörser und erhält so die Potenz D1 der Substanz Natrium muriaticum (gleichbedeutend mit Natriumchlorid) sie enthält ein Zehntel Wirkstoff. Nimmt man nun von dieser Potenz D1 wieder einen Teil und gibt erneut neun Teile Milchzucker hinzu, erhält man Natrium muriaticum D2, mit einem Hundertstel Wirkstoffanteil. Die durchaus übliche Potenz D6 enthält nur noch ein Millionstel an Wirkstoff. Im Allgemeinen hat Schüßler die schwer löslichen Salze Calcium fluoratum, Ferrum phosphoricum und Silicea in der zwölften, die leicht 22

23 D3, D6, D12 die Potenzen löslichen dagegen in der sechsten Dezimalpotenz verordnet. Im Einzelfall kann man auch zu anderen Verdünnungen greifen. Als Faustregel gilt dann: Bei chronischen Leiden eher die höhere, bei akuten Zuständen eine niedrigere Potenz. 23

24 UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Anja Rückert Schüßler-Salze Fit und gesund mit Mineralien Taschenbuch, Broschur, 192 Seiten, 12,5 x 18,3 cm ISBN: Mosaik bei Goldmann Erscheinungstermin: November 2005 Erfolgreiche Selbstbehandlung der häufigsten Beschwerden. Der menschliche Organismus braucht Mineralstoffe und Spurenelemente, um reibungslos zu funktionieren. Die wichtigsten Zellnährstoffe sind in zwölf Mineralsalzen enthalten. Richtig angewendet können sie viele Krankheiten einfach und wirksam lindern. Das Buch zeigt übersichtlich und leicht nachvollziehbar, wie es geht.