Die christliche Bibel ist in erstes (altes) und zweites (neues) Testament unterteilt: AT und NT

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1 Theologie für Nicht-Theologen Übung: Einführung in die Bibel. Zwischen historischem Text und heiliger Schrift (3 CP) Do Uhr, Kollegienhaus, Hörsaal 116 Dr. theol. Luzius Müller Prüfungsfragen: Zur Gliederung der Bibel: Die christliche Bibel ist in erstes (altes) und zweites (neues) Testament unterteilt: AT und NT Die Ursprache des ATs ist im Wesentlichen Althebräisch. Die Ursprache des NTs ist im Wesentlichen Altgriechisch. Die Septuaginta (LXX) ist eine antike Übersetzung des ATs ins Altgriechische. Atl. Zitate im NT sind nach der LXX zitiert. Das AT ist auch die heilige Schrift der Juden. Im Judentum wird das AT als TNC bezeichnet (bisweilen auch als Tora) Der TNC erzählt im Wesentlichen die Geschichte Gottes mit den Israeliten. Der TNC und das christliche AT weisen eine unterschiedliche Anordnung der biblischen Bücher auf. Das AT ist eingeteilt in die fünf Bücher Mose, die Geschichtsbücher, die Weisheitsund Psalmenliteratur, die 4 grossen Propheten und 12 kleinen Propheten.

2 Zur Historie des antiken Israels und zur Textentstehung: Der Entstehungsraum der atl. Schriften ist der antike Orient. Die Entstehungszeit des atl. Kanons erstreckt sich ca. von 1000 v. 100 n. Chr. Das antike Königreich Israel unter David und Salomo wurde ca v. Chr. gegründet. Das antike Königreich Israel (und seine Hauptstadt) wurde 586 durch die Babylonier erobert. Es folgte das babylonisches Exil der Israeliten und die nachexilische Zeit Grosse Teile des TNC formieren sich in exilischer und nachexilischer Zeit. Zum Mythos des ATs: Die Geschichte des ATs gliedert sich in: Urgeschichte, Patriarchen, Exodus, Landnahme, Königszeit (David und Salomo), Untergang und Exil (Propheten) und Rückkehr und Wiederaufbau. Das theologische Zentralmotiv des ATs ist der Monotheismus.

3 Zur Urgeschichte: Die Urgeschichte ist ein universaler Vorspann zur nationalen Geschichte Gottes mit Israel. Die Urgeschichte will den Zustand der Gegenwärtigen Welt erklären. Die Literarkritik untersucht inhaltliche Spannungen, Widersprüche und Doppelungen im Text und erklärt diese z.t. anhand der Textentstehung (Literargeschichte). Die Motive und Vorstellungen der Urgeschichte sind geprägt durch Texte aus der Umwelt des antiken Israels (u.a. Babylon). Die biblischen Texte arbeiten die Vorstellungen aus der kulturellen Umwelt Israels theologisch um, hin zum Konzept eines transzendenten Gottes als Schöpfer und seiner in sich nicht-göttlichen Schöpfung. Wichtige Motive: - siebentägiger Schöpfungsbericht (Gen 1) - Geschichte von der Schöpfung des Menschen im Paradiesgarten: Adam und Eva (Gen 2 3) - Geschichte von Kain und Abel - Erzählung von der Sintflut, Noah und Gottes Bund (Umkehrung der Schöpfung) - Erzählung vom Turmbau zu Babel

4 Patriarchengeschichten: Abraham (und Sarah) ist der Urahne Israels. Die Patriarchenfolge der Genesis lautet: Abraham > Isaak > Jakob > 12 Stämme mit Joseph als Protagonist Mit Abraham schliesst Gott einen Bund (Beschneidung) und verheisst ihm Nachkommenschaft und das Land Kanaan. Der Eigenname des Gottes Israels ist JHWH. El ist eine allgemein-orientalische Bezeichnung für Gott. Wichtige Motive: - Besuch der drei Männer bei Abraham (Verheissung des Sohnes) - Soddom und Gomorra - Bindung Isaaks - Jakob erschleicht sich den Segen des Vaters. - Jakobs Traum der Himmelsleiter - Jakobs Kampf mit einer himmlischen Gestalt - Josephs Deutung der Träume des Pharaos

5 Exodus bis Deuteronomium Die Hauptthemen der Bücher Exodus bis Numeri sind: - der Auszug der Israeliten aus Ägypten - die Wüstenwanderung nach Kanaan - der Bundeschluss am Sinai mit den Geboten Das Buch Deuteronomium (dt.: zweites Gesetz) ist als eine zusammenfassende Rede des Mose komponiert Der Dekalog (10 Gebote) findet sich in Ex 20 (und Dtn. 5) Wichtige Motive: - Geburt und Rettung des Mose - Berufung des Mose (Brennender Dornbusch) - 10 Plage für Ägypten und das Passa der Israeliten - Zug durch das Schilfmeer - Wüstenwanderung, Murrgeschichten, Manna und Wachteln - Goldenes Kalb - Stiftshütte - Bileam

6 Josua bis Esther Die theologische Konzeption des deuteronomischen Geschichtswerkes (Josua bis 2. Könige) ist vom Tun-Ergehen-Zusammenhang bestimmt: Bundestreue (Halten der Tora) bringt Segen (Land, Prosperität). Abfall vom Bund bring Fluch (Feinde, Not) Die atl. Erzählungen zeichnen folgende Wanderbewegungen nach: Abraham nach Kannaan; Joseph nach Ägypten; Mose zurück nach Kanaan; Exil in Babylon; Rückkehr nach Kanaan Inhalt des Buches Josua: Eroberung des Westjordanlandes (Jericho) Der Richter Simson ist das Paradigma des antik-orientalischen Helden. Saul ist der erste König Israels, welcher von David verdrängt wird. Salomo ist das Paradigma des antik-orientalischen Weisen. Wichtige Motive: - Simson und Delia: Verlust der Kraft wegen Schneiden der Haare - David und Goliath - David und Bathseba - Das Salomonische Urteil - Elia auf dem Karmel

7 Atl. Prophetie Als Propheten gelten im AT von Gott beauftragte Menschen, welche dem Volk oder König Drohworte, Bussrufe, Verheissungen etc. überbringen sollen. Die vier grossen Propheten sind Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel Das Buch Jesaja ist in drei Teile gegliedert. Diese stammen aus unterschiedlichen geschichtlichen Epochen und sind unterschiedlichen Inhalts. Die biblische Apokalyptik ist eine eigene Text-Gattung, welche vom Ende einer Epoche und vom Beginn einer neuen Epoche unter der Herrschaft Gottes berichtet. Wichtige Motive: - Berufungsvisionen bei Jesaja und Ezechiel (Symboltiere der Evangelisten) - Messianischen Verheissungen insbesondere bei Jesaja - Gottesknechtslieder bei Jesaja - Menetekel (Daniel) - Daniel in der Löwengrube - dies irae (Zephanja u.a.) - Jona-Novelle

8 Weisheitliche Literatur, Psalmenliteratur und atl. Apokryphen Die antikhebräische Poesie verwendet einen Sinnreim: Parallelismus Membrorum. Die antik-orientalische Weisheit ist gesammeltes, gemeinorientalisches, lebensrelevantes Wissen aus den Bereichen: Natur, Moral, Psychologie etc., das ein gedeihlichen Zusammenleben ermöglichen soll. Hiob ist der Prototyp des leidenden Gerechten. Das Buch Prediger markiert (u.a.) die Krise der Weisheit: Alles ist nichtig. Das Hohelied ist eine Sammlung antik-orientalischer Hochzeitslieder. Psalmen sind Gebete sehr unterschiedlichen Inhalts: Klagepsalmen, Hymnen etc. Als atl. Apokryphen werden Texte bezeichnet, die im masoretischen Text (TNC) fehlen, aber in die LXX Eingang gefunden haben (u.a. Geschichte von Judith, Tobit und Susanna) Wichtige Motive: - Hiob - Ps 23

9 Entstehung des Neuen Testaments Die Schriften des NTs entstehen in einem Zeitraum von ca n. Chr. Die Schriften des NTs deuten Jesus von Nazareth als den Messias (griechisch: Christus); sie müssen in diesem Sinne Bekenntnisschriften gelesen werden. Das NT ist von einer apokalyptischen Stimmung geprägt: Siehe, das Reich Gottes ist nahe. Über den historische Jesus können wenig gesicherte Aussagen gemacht werden die für den christlichen Glauben wesentlichen Vorstellungen (Gottessohnschaft, Auferstehung etc.) sind historisch nicht greifbar. Jesus von Nazareth war Jude, trat um 30 n. Chr. öffentlich auf (vgl. atl. Propheten) und wurde um 33 n. Chr. durch die Römer hingerichtet. Der Jude Paulus von Tharsus ist kein unmittelbarer Zeuge Jesu. Er bekehrte sich zum Jesus-Christus-Glauben. Er verfasste die ältesten ntl. Texte (Pls-Briefe), welche der christlichen Gemeindegründung im hellenistischen Bereich rund ums Mittelmeer dienten. Im 1. Korintherbrief finden sich die älteste Einsetzungsformel der Eucharistie / Abendmahl und eine ausgebaute Auferstehungsvorstellung. Im Römerbrief setzt sich Paulus u.a. mit der Gültigkeit der Tora angesichts des in Christus angebrochenen neuen Äons auseinander.

10 Lukasevangelium Es gibt vier Evangelien im Neuen Testament (in biblischer Anordnung): Matthäus (Mt), Markus (Mk), Lukas (Lk) und Johannes (Joh) Mk ist das ältestes Evangelium; Lk und Mt bauen auf MK auf und verwenden weitere Quellen, die v.a. Predigten Jesu enthalten. Joh ist weitgehend selbstständig. Evangelien haben Bekenntnischarakter und umfassen zumeist: - eine Geburtsgeschichte (nur LK und Mt) oder einen Prolog (Joh) - einen Bericht der öffentlichen Wirksamkeit Jesu (Reden und Wunder) - die Passionsgeschichte (Konflikte, Festnahme und Kreuzigung) - Berichte über die Erscheinung des Auferstandenen Gleichnisreden Jesu sprechen in Bildern vom Reich Gottes. Die Wundergeschichten sind als Illustrationen zu den Predigten Jesu (über das Reich Gottes) zu lesen. Typische Motive: - die Geburtsgeschichte Jesu - die Versuchung Jesu - die Taufe Jesu - Petrusbekenntnis - die Verklärung Jesu - der Einzug in Jerusalem (Palmsonntag) - das Abendmahl (Gründonnerstag) - die Kreuzigung (Karfreitag) - Berichte der Auferstehungszeugen (Ostersonntag) - die Himmelfahrt - Pfingsten - Gleichnisrede vom barmherzigen Samariter - Gleichnisrede vom verlorenen Sohn

11 Markus- und Matthäusevangelium Als Petrusbekenntnis wird die Aussage des Petrus bezeichnet, dass Jesus der Messias sei. Die Bergpredigt Jesu steht in Mt 5 7. Sie umfasst u.a. die Seligpreisungen, die Antithesen (Feindesliebe), das Vater Unser u.a.m. Typische Motive: - Gleichnisrede vom Sämann

12 Johannesevangelium Das Johannesevangelium weicht von den Synoptikern stark ab: Jesus verkündet bei Johannes nicht das nahe Reich Gottes, sondern sich selbst, als den gekommenen Gottessohn (Kreuzesworte: Es ist vollbracht). Typische Motive: - Johannes-Prolog - ich-bin-worte des Johannesevangeliums (Brot, Licht, Weg, Auferstehung, guter Hirte etc.). - Auferweckung des Lazarus - Fusswaschung

13 Apostelgeschichte, Hebräerbrief, Apokalypse des Johannes u.a.m. Verschiedene Texte des NTs entstehen in der dritten Generation der Jesus-Christus- Gemeinden und zeugen von ihrer Situation: Streit um Häresie (Gnosis) und Orthodoxie, Ausbleiben der Parusie, Einsetzen der Verfolgung Die Apostelgeschichte erzählt Legenden der Apostel, insbesondere Petrus und Paulus. Die sog. Höllenfahrt Christi findet sich im Apostolicum (wichtiges Bekenntnis des 2. Jhs.), hat im NT kaum einen Anhaltspunkt (nur 1. Petrusbrief?) Der Hebräerbrief stellt Christus als den Hohenpriester dar, der sich selbst ein für allemal am himmlischen Heiligtum als Opfer darbringt zur Entsündigung des Volkes (vgl. Lev. 16). Die Offenbarung des Johannes ist eine Zusammenstellung apokalyptischer Motive und Texte des ATs.