Ambrosie in Südtirol?

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1 Newsletter N Ambrosie in Südtirol? In den Medien wird immer wieder auf die windblütige Ambrosie, auch Traubenkraut oder Ragweed genannt, hingewiesen. Sie stellt im Spätsommer ein ernstzunehmendes, gesundheitliches Problem dar. Ihre Pollen sind stark allergieauslösend und verursachen neben Heuschnupfen und Bindehautentzündungen auch überdurchschnittlich häufig Asthma. Bei Hautkontakt mit der Pflanze können außerdem entzündliche Reaktionen auftreten. Die zunehmende Ausbreitung der Pflanze in Europa gilt als besorgniserregend. Ist die Ambrosie auch in Südtirol eine Gefahr? Zum Pollenflug im Spätsommer Die Ambrosie (Traubenkraut) Innerhalb der Gattung Ambrosia gibt es mehrere in Europa heimische Arten mit eingeschränktem Verbreitungsareal. Im Zusammenhang mit Pollenallergien ist das Augenmerk vor allem auf die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) gerichtet.

2 Pflanzenbeschreibung: Die Beifußblättrige Ambrosie ist ein bis etwa 1 m, selten 2 m hohes, reich verzweigtes Kraut mit doppelt fiederteiligen Blättern und abstehend behaarten, oft rötlichen Stängeln. Auf den ersten Blick besteht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Beifuß, darauf weist auch der Artname hin. Der Laie kann die Pflanze auch mit der Wilden Möhre (Daucus carota) oder Gänsefuß-Arten (Chenopodium sp.) verwechseln. Die kleinen, männlichen Blütenköpfchen der Ambrosie sind in ährigen Trauben angeordnet, die wenigen, weiblichen Blütenköpfchen sitzen in den Blattwinkeln. Die Blütenstände erscheinen im Zeitraum von August bis Oktober und geben während der Blütezeit Unmengen von Pollen ab. Die Ambrosie ist eine einjährige Pflanze, die den Winter ausschließlich als Samen überdauert! Um ihren Fortbestand zu garantieren produziert sie pro Pflanze im Durchschnitt Samen, die über mehrere Jahrzehnte keimfähig bleiben. Die bis 4 mm langen, mit fünf kurzen Dornen sowie einer Spitze besetzten Früchte haften gut und werden dadurch leicht verschleppt. Vorkommen: Die Ambrosie stammt ursprünglich aus Nordamerika, wurde bereits im 19. Jahrhundert nach Europa verschleppt und hat sich hier eingebürgert. Die Pflanze kommt in Tieflagen bis in 800 m vor und wächst besonders gern auf gestörten, offenen Böden wie z.b. an Straßenrändern und Bahndämmen, auf Schutthalden oder Baustellen. Durch mit Ambrosie- Samen verunreinigtes Vogelfutter gelangt die Art auch in Gärten. Die Verbreitung der Samen wird außerdem durch verunreinigte Saatgut- und Futtermittelimporte aus Osteuropa gefördert. Um der weiteren Ausbreitung der Ambrosie entgegenzuwirken, werden vielerorts von öffentlicher Hand aktive Bekämpfungsmaßnahmen vorgeschlagen bzw. vorgeschrieben (z.b. Informationsblätter mit Aufruf zum Ausreißen der Pflanzen, nationale Ausreißaktionen, Ausreißtag für Schulklassen, Meldepflicht größerer Bestände). Rund um das Thema Ambrosie besteht Forschungsbedarf, das wird bei wissenschaftlichen Tagungen immer wieder betont. In Budapest findet heuer eine internationale, wissenschaftliche Konferenz allein zum Thema Ambrosie statt! Pollenallergie: Ambrosie-Pollen (siehe Abbildung unten rechts, Aufnahme am Lichtmikroskop) gehören zu den stärksten Allergieauslösern, bereits geringe Pollenkonzentrationen können Beschwerden verursachen. Betroffene leiden unter Schnupfen, entzündeten Augen, Atembeschwerden bis hin zum allergischen Asthma. In Nordamerika gilt Ambrosie als wichtigster Allergieauslöser, und die durch Ambrosie-Allergien jährlich anfallenden Gesundheitskosten gehen in die Millionen! In Europa ist die Anzahl der sensibilisierten Personen im Ansteigen. Durch die späte Blütezeit verlängert sich die Pollensaison bis in den Herbst hinein. Wer bereits auf Beifuß-Pollen allergisch reagiert, hat ein

3 erhöhtes Risiko, auch auf Ambrosie positiv zu reagieren, da beide Pflanzen der Familie der Korbblütler angehören. Kreuzreaktionen sind aber auch mit anderen Vertretern der Korbblütler möglich, wie z. B. Goldrute, Sonnenblume oder Kamille. Die obige Graphik zur Ambrosie-Pollenbelastung im Spätsommer 2007 (Daten des europäischen Netzes der Pollenflugerhebung, ausgearbeitet von Dr. Siegfried Jäger) verdeutlicht die Problemgebiete in Europa: im Osten Ungarn, Serbien, Kroatien, Slowakei, Tschechien und das östliche Österreich, im Westen das französische Rhonetal, die Südschweiz und Norditalien (Poebene, insbesondere Lombardei). Mit Hilfe der Daten der Pollenflugerhebung kann außerdem die erfolgreiche Ausbreitung von Ambrosie in Europa zurückverfolgt werden. Durch die Ausweitung des Wuchsgebietes hat die Ambrosie- Pollenbelastung seit den 1990er Jahren in Europa stark zugenommen. Verbreitung der Ambrosie-Pflanze in Südtirol Die Ambrosie-Pflanze wurde bisher nur an wenigen Standorten in Südtirols Haupttälern und auch nicht standhaft nachgewiesen. In der nebenstehenden Abbildung werden die Fundorte in Südtirol dargestellt (Quelle: Naturmuseum Bozen). Die orangen Punkte kennzeichnen Nachweise zwischen 1980 und 2000, die gelben jene ab Der Erstnachweis erfolgte um 1907 am Friedhof in Brixen (in der Karte durch einen aktuelleren Nachweis überdeckt).

4 Die Pollenflugkalender der Ambrosie Einige Daten zum Pollenflug der Ambrosie in Südtirol Die in Südtirol nachgewiesenen Pollenmengen sind bisher sehr gering: der saisonale Pollenindex* beträgt in Bozen im Mittel 24, in Schlanders 11 und in Bruneck 9. Diese Pollenmengen sind zu niedrig, um Allergien auszulösen. *saisonaler Pollenindex = Summe der mittleren täglichen Pollenkonzentrationen des Untersuchungszeitraumes (in Bozen ganzjährig, in Schlanders und Bruneck von Februar bis Oktober) Um bei sensibilisierten Personen Beschwerden auszulösen, reichen gemäß Angaben in der Literatur bereits 11 Pollen/m 3 Luft aus. Die festgestellten mittleren Tageskonzentrationen haben diesen Wert bisher nur selten überschritten, und zwar in Bozen am 2.September 2002 (27 Pollen /m 3 Luft) und in Schlanders am 4.September 2002 (15 Pollen/m 3 Luft). Da Ambrosie-Pollen auch über große Entfernungen transportiert werden können, ist dieser

5 kurzzeitige Anstieg der Pollenkonzentrationen Anfang September 2002 möglicherweise auf einen Ferntransport zurückzuführen. Im Internet sind zum Thema Ambrosie zahlreiche Informationen abrufbar. Es soll hier nur eine kleine Auswahl von Links angeführt werden: ww.ambrosiainfo.de Autonome Provinz Bozen - Südtirol Landesagentur für Umwelt Biologisches Labor Dieser Dienst wird vom Biologischen Labor - Arbeitsbereich Aerobiologie bereitgestellt. Biologisches Labor, Unterbergstr. 2, I Leifers Tel.: pollen@provinz.bz.it