Sehr geehrte Hörerinnen und Hörer,

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1 Sehr geehrte Hörerinnen und Hörer, für mich als Organisten gehört die Musik Bachs zu den elementarsten Dingen. Diese Musik hat eine solche Tiefe und zeitlose Relevanz, dass man als Musiker davon immer wieder neu inspiriert wird. Für Bach ist die Orgel und die Orgelmusik das Zentrum und der Ausgangspunkt, auf den man alle anderen Kompositionen beziehen kann. Es ist nun besonders spannend diese etwa 1 4 Stunden Orgelmusik zyklisch aufzuführen. Viele Werke haben eine große Bekanntheit erreicht und werden häufig gespielt, andere sind weniger oft zu hören und darum auch den Kennern nicht immer geläufig. Und dann gibt es tatsächlich Werke, um die auch die Organisten aus den unterschiedlichsten Gründen gerne einen Bogen machen. Einige sind sehr schwer zu spielen, andere verarbeiten einen heute nicht mehr bekannten Choral oder wieder andere werden als unreife Frühwerke unterschätzt. In einer Gesamtaufführung bekommt jedes Werk einen Platz und Wertschätzung. Die Herausforderung ist es, die Werke so anzuordnen, dass sie ihre individuellen Reize entfalten und eine ermüdende Aneinanderreihung möglichst vermieden wird. Die unübersehbare Quellenlage macht es bis heute unmöglich, die Originalwerke Bachs eindeutig abzugrenzen. Viele Abschriften können Bach nur anhand stilistischer Merkmale subjektiv zugeschrieben werden. Hier ist letztlich der Interpret die letzte Instanz und muss sich im Einzelfall für oder gegen ein Werk entscheiden. Ich wünsche dem Nienburger Bach-Orgelzyklus zahlreiche Hörerinnen und Hörer, die sich vom bachschen Kosmos gleichermaßen faszinieren und begeistern lassen. Kantor an St. Martin

2 Aus der Vorrede zur ersten Auflage der Orgelwerke J. S. Bachs J. S. Bachs Kompositionen für die Orgel fordern im Vortrage die größtmögliche Deutlichkeit, weil in ihnen mehrere Melodien gleichzeitig miteinander verbunden sind, die weder einzeln noch in ihrem Zusammenhang gehörig aufgefasst werden können, wenn ein deutlicher Vortrag irgendwelche Hindernisse in den Weg legt. Höchste Deutlichkeit ist also das Ziel; um es zu erreichen, bieten sich vier Mittel dar: 1. Richtige Sonderung der einzelnen Sätze durch Einschnitte an den rechten Stellen und sorgfältige Verbindung alles dessen, was in engerem Zusammenhang steht; beides in allen Stimmen, besonders aber in den mittleren. 2. Ein elastischer Anschlag, der in den einzelnen Sätzen der Stimmen das Zusammenschmelzen aufeinander folgender Töne verhindert und sie auch nicht auseinander reisst. 3. Große Überlegung und Sorgfalt im Registrieren. 4. Ein dem vorzutragenden Stücke und den gewählten Registern angemessenes mäßiges Tempo. Was das erste Mittel der Deutlichkeit im Vortrag betrifft, so legt es dem Spieler die Verpflichtung auf, sich das Orgelstück, welches er vortragen will, vorher sorgfältig zu analysieren und in seine Hauptund Nebensätze zu zerlegen, so dass er es, wie eine Rede, mit richtiger Beobachtung der Interpunktion, die freilich nicht dasteht, deklamieren kann. Hierauf kommt bei dem Vortrag auf der Orgel viel an, weil es da kein crescendo, diminuendo und sforzato, ja in den großen Fugen nicht einmal forte und piano gibt, und diese Art der Deutlichkeit nur von richtiger Sonderung und Verbindung abhängt. Eine solche Analyse ab der hier zu lehren wäre überflüssig, weil gewiss kein Orgelspieler bachsche Orgelkompositionen vorzutragen versuchen wird, der seine Fuge nicht in Haupt- und Nebensätze etc. zerlegen kann. Es muss nur bemerkt werden, dass man, um jenen Zweck zu erreichen, sehr oft die Töne nicht so lange aushalten darf, wie sie geschrieben stehen, nämlich jedesmal am Schluss einer Periode oder eines Satzes. Die Komponisten aller Völker waren und sind es nun einmal gewohnt, die meisten Schlussnoten der Haupt- und Nebensätze in Orgel-, Klavier- und Gesangsstücken völlig auszuschreiben, wo der Spieler oder Sänger höchstens drei Viertel der Note halten darf. Auch wird 2

3 der Fingersatz, der aus leicht begreiflichen Gründen auf der Orgel in mehrstimmigen Fugen schwerer ist als auf dem Fortepiano, hierdurch sehr erleichtert. Es hieße aber diese wohlbegründeten und wohlgemeinten Ratschläge völlig missverstehen, wenn der Spieler ihnen zu folgen meinte, in dem er den Zuhörern die Hauptund Nebensätze als abgerissene Stücke zuwürfe, statt ein zusammenhängendes Ganzes zu liefern. Das zweite Mittel vollkommener Deutlichkeit, der bachsche Anschlag, sollte freilich allgemein bekannt sein, da er gar zu verschiedenen Zeiten dreimal und immer vollständiger beschrieben ist. [...] Nach der bachschen Theorie des Anschlags wird nur der erste Finger, der den Satz anfängt, auf die Taste gesetzt, die folgenden werden alle nicht gesetzt, sondern sie springen gleichsam hinein, indem der jedesmal vorhergehende Finger rasch eingezogen wird. Der die Taste niederhaltende Finger dient dem wohlabgemessenen Drucke des Unterarms, welcher gerade zum Niederhalten der Taste erforderlich war, zur Stütze; aber er steht unter dem Einfluss der Absicht, diesen Druck auf den folgenden Finger zu übertragen, und gleicht darum einer Feder, die augenblicklich nach dem Inneren der Hand zurückschnellen würde, wenn der Druck sich nur um ein weniges verringerte. Dies geschieht in dem Augenblick, wo der folgende Finger, der natürlich schon dazu gespannt ist, dem Druck des Unterarmes zur Stütze dienen soll. Der von der Taste abgeglittene Finger bleibt nicht in seiner zurückgezogenen Haltung, sondern er nimmt gleich seine natürliche Stellung wieder ein und schwebt ruhig und abgespannt über den Tasten, bis wieder an ihn die Reihe kommt. Die innere Energie und Elastizität dieses Anschlags bewirkt, dass nur eine sehr kleine Fingerbewegung sichtbar wird und der übrige Körper daran gar keinen Anteil nimmt. Selbst die Hand sieht nicht angestrengt aus, die Finger haben nichts krallenartiges, sondern schweben in natürlicher Krümmung über den Tasten. - Was hier langsam beschrieben worden, das geht bei der Ausführung so geschwind, als man will oder darf, und erspart die schweißtriefende Mühseligkeit, die manchen Orgelspieler zum Gegenstands des 3

4 Mitleids statt der Bewunderung seiner Kunst macht. Zeitgenossen J. S. Bachs haben erzählt, sein Orgelspiel, selbst bei vollem Werk und gekoppelten Klavieren, habe durchaus nicht mühselig ausgesehen und nach Anstregung geklungen; alles habe sich vernehmen lassen, wie frei aus den Lüften geboren und ohne alle leibliche Not. Manche schrieben ihm deshalb Riesenkräfte zu, weil er das, was andern schwer war, mit Leichtigkeit vollbrachte. Aber er war nicht stärker als jeder gesunde Mann, er übte nur die oben beschriebene Mechanik, die seine eigene Erfindung war, mit Geschicklichkeit aus. - Was den Gebrauch der Füße auf dem Pedal betrifft, so kann man die Applikatur aus Kittels großem Werk: Vierstimmige Choräle mit Vorspielen, Altona erlernen. Es sind dort eigentlich drei verschiedene Applikaturen angegeben, die erste mit abwechselnden Fußspitzen, die zweite mit der Spitze des Fußes und der Ferse, die dritte mit Vermischung der beiden ersten. Uns scheint wenig darauf anzukommen; jeder möge die Applikatur wählen, welche ihm nach seinem Körperbau die bequemste ist. Nur bemühe man sich, mit den Füßen auf dem Pedal dieselbe Wirkung zu erreichen, die man durch den oben beschriebenen Anschlag mit den Händen auf den Manualen hervorzubringen imstande ist, obgleich die Natur den Füßen dieselbe Bewegung nicht gestattet. Könnte man nur jenen Anschlag zeigen, statt ihn zu beschreiben, seine Vorteile würden besser einleuchten, die Fertigkeit in der Ausführung würde rascher gewonnen werden; denn eine naturgemäßere Mechanik der Hände zur Erreichung des vorliegenden Zweckes ist nicht denkbar. Drittens ist die Kunst des Registrierens ein sehr wichtiges Mittel zum richtigen, schönen und deutlichen Vortrag bachscher Orgelkompositionen. - Wer die Wirkung einzelner Register und ihrer Verbindung zu zweien, dreien etc. bis zum sogenannten vollen Werk nicht mit kombinatorischer Erschöpfung versuchte, der hat keinen Begriff von der Mannigfaltigkeit möglicher Effekte auf der Orgel. Es versteht sich übrigens von selbst, dass beim Gebrauch die gewählten Verbindungen von Stimmen mit Geist und Sinn der vorzutragenden Stücke harmonieren müssen, sonst ist 4

5 das Ganze nur eine theoretische Spielerei, ohne allen künstlerischen Wert. Dennoch darf man sie zum Versuch nicht verschmähen; denn sie führt zur Kenntnis vieler unbekannter Vortragsmittel, die schließlich einmal zu künstlerischer Anwendung kommen können. Wie J. S. Bach beim Gebrauch einzelner Stimmen und wechselnder Klaviere registrierte, das hat er hin und wieder angegeben, ja mit eigener Hand beschrieben. woraus sich denn durch vergleichendes Nachdenken manches erlernen lässt. [...] Nur von der Bedeutung des Ausdrucks "mit vollem Werk" (organo pleno) hat J.S. Bach nirgends eine Erklärung abgegeben. Es liegt nichts näher, als darunter den gleichzeitigen Gebrauch aller klingenden Stimmen einer Orgel zu verstehen. Wer sich aber dieser Bedeutung blind hingibt, der wird oft in Verlegenheit geraten, wenn er diesen Ausdruck über den verschiedensten Orgelstücken findet, die unmöglich mit denselben Stimmen gespielt werden können. Oder er wird unbekümmert das volle Werk anziehen, selbst die Cymbeln etc. nicht vergessen und den daraus entstehenden Unsinn den Komponisten verantworten lassen, der "organo pleno" über sein Werk schrieb. Hier aber warnt uns schon Mattheson, der Zeitgenosse Bachs und Händels, wo er beim vollen Werk die schnarrenden Stimmen ausschließt und nur dem Pedal die 1 6 füßige Posaune gestattet. [...] Das vierte zur Deutlichkeit erforderliche Mittel ist ein mäßiges, dem vorzutragenden Stück und den dazu gewählten Stimmen angemessenes Tempo. Große Töne verklingen in einem weiten Raum nicht rasch genug, als dass man sie geschwind miteinander verbinden könnte, ohne ein Ineinanderfließen zu bewirken, das die Deutlichkeit vernichtet, wie der ungeschickte Gebrauch der Dämpferhebung auf dem Fortepiano. Geschwinde Passagen in einem Orgelstück sind daher auch schon ein Zeichen, dass sie mit Stimmen von enger Mensur vorgetragen werden sollen. Stände aber "organo pleno" darüber, dann müsste man es um so langsamer nehmen. Braunschweig, im September F. C. Griepenkerl 5

6 09. März 2014 Invokavit Uhr Konzert für Violine und Orgel Johann Sebastian Bach ( ) Sonate für Violine und Orgel c-moll Siciliano Allegro Largo Allegro aus "Clavierübung III" Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit Christe, aller Welt Trost Kyrie, Gott heiliger Geist Allein Gott in der Höh' sein Ehr' BWV BWV 672 BWV 673 BWV 674 BWV 675 Chaconne aus Partita II d-moll für Violine solo BWV Dies sind die heil'gen zehn Gebot' Wir glauben all' an einen Gott BWV 679 BWV 681 Improvisation Vater unser im Himmelreich Christ, unser Herr, zum Jordan kam BWV 683 BWV 685 Improvisation Aus tiefer Not schrei' ich zu dir Jesus Christus, unser Heiland Naji Hakim (*1 955) Capriccio für Violine und Orgel (2006) Michael Nestler, Violine 6 BWV 687 BWV 689

7 18. April 2014 Karfreitag Uhr Kunst der Fuge BWV Contrapunctus 1 Contrapunctus 5 Contrapunctus 8 á 3 Contrapunctus 3 Contrapunctus 7 per Augumentationem et Diminuitionem Canon per Augumentationem in Contrario Motu 2st Contrapunctus 2 Contrapunctus 9 á 4 alla Duodecima Canon alla Duodecima in Contrapunta alla Quinta 2st Contrapunctus 4, 4st Contrapunctus 6 á4 in Stylo Francese Canon alla Ottava 2st Contrapunctus 1 0 á 4 alla Decima Canon alla Decima in Contrapunto alla Terza 2st Contrapunctus 11 á 4 Contrapunctus inversus 1 2 á 4 Contrapunctus inversus 1 3 á 3 Fuga á 3 Sogetti 4st (unvollendet) Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 668 Nienburger Streichquartett ein Holzbläsertrio Christian Scheel, Orgel 19. April 2014 Osternacht Uhr BWV 71 8 Christ lag in Todesbanden 7

8 03. Mai Mittagsmusik mit Bach Bach der Virtuose Trio super Herr Jesu Christ, dich zu uns wend BWV 655 Herr Gott, nun schleuß den Himmel auf BWV 61 7 Sonata VI in G BWV 530 Praeludium et Fuga in D BWV 532 Vivace Lento Allegro Bach war sicherlich der größte Orgelvirtuose des Barock. Die entsprechend technisch anspruchsvolle Musik hat er sich selbst komponiert. Johann Nikolaus Forkel schreibt über die sechs Triosonaten: Sechs Sonaten oder Trios für zwey Claviere mit dem obligaten Pedal. Bach hat sie für seinen ältesten Sohn, Wilh. Friedemann Bach aufgesetzt, welcher sich damit zu dem großen Orgelmeister vorbereiten mußte, der er nachher geworden ist. Man kann von ihrer Schönheit nicht genug sagen. Sie sind in dem reifsten Alter des Verfassers gemacht, und können als dessen Hauptwerk desselben in dieser Art angesehen werden. 8

9 17. Mai Mittagsmusik mit Bach Bach der Pädagoge Herr Jesu Christ, dich zu uns wend Liebster Jesu, wir sind hier Liebster Jesu, wir sind hier Dies sind die heil'gen zehn Gebot' Vater unser im Himmelreich BWV 632 BWV 633 BWV 634 BWV 635 BWV 636 Pedalexercitium BWV 598 Durch Adams Fall ist ganz verderbt Es ist das Heil uns kommen her BWV 637 BWV 638 Sonata III in d BWV 527 Andante Adagio et dolce Vivace Bach unterrichtete in Leipzig eine große Schülerschar, unter ihnen auch seine Söhne. Zahlreiche Stücke Bachs verfolgen auch pädagogische Ziele. Im Vorwort zu Bachs Orgelbüchlein, einer Sammlung mit kurzen Choralvorspielen, heißt es: Worinnen einem anfahenden Organisten Anleitung gegeben wird, auf allerhand Art einen Choral durchzuführen, anbei auch sich im Pedal studio zu habilitieren, indem in solchen darinnen befindlichen Chorälen das Pedal ganz obligat tractiret wird. Dem höchsten Gott allein zu Ehren, dem Nächsten draus sich zu belehren. Einzigartig ist auch das kleine Übungsstück für Pedal solo. 9

10 24. Mai Mittagsmusik mit Bach Bach in Weimar Praeludium et Fuga in A BWV 536 An Wasserflüssen Babylon BWV 653b Wo soll ich fliehen hin BWV 694 Praeludium et Fuga in a BWV siedelte der junge Bach von Mühlhausen als Hoforganist und Kammermusiker am Hof nach Weimar über. Hier schuf er den größten Teil seiner Präludien und Fugen, die Passacaglia, das Orgelbüchlein und zahlreiche andere Choralbearbeitungen. BWV 536 und BWV 543 zeigen beide noch Einflüsse aus der norddeutschen Schule um Buxtehude, aber gleichermaßen einen höchst individuellen und dramatischen Künstlerwillen. 10

11 07. Juni Mittagsmusik mit Bach Bach a 2 Claviere e Pedale Das alte Jahr vergangen ist BWV 61 4 Sonata II in c BWV 526 Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 641 Toccata et Fuga in d BWV 538 Vivace Largo Allegro "a 2 Clav. e Pedale" findet sich häufig als Untertitel unter den Überschriften Bachs. Hiermit wird deutlich, dass eine Orgel mit zwei oder mehr Manualen erforderlich ist. Auf vielerlei Weise kann der Orgelkomponist mit zwei Manualen umgehen. Das einfachste ist eine Solostimme und deren Begleitung (BWV 61 4 und 641 ), es sind aber auch Echowirkungen möglich (BWV 538). Oder der Komponist erklärt die beiden Klangebenen als gleichwertig und ordnet jedes Manual einer Hand zu und es ergeben sich zwei Oberstimmen zu der dritten Stimme im Pedal. Das ist die Kunst des Triospiels. Der Organist muss bei allen Varianten eine passende Registrierung anhand der Möglichkeiten des Instrumentes auswählen. 11

12 21. Juni Mittagsmusik mit Bach Bach mit Fugen überall Fuga sopra: Magnificat BWV 733 Allein Gott in der Höh' sei Ehr' BWV 662 Passacaglia in c BWV 582 Bachs Fugentechnik ist in seinen Werken oft zu finden, auch dort, wo man sie nicht vermutet. Die Fuge über das Magnificat umspielt den 9. Psalmton, einen Rezitationston zum Singen der Psalmen. Diese Melodie erscheint gegen Ende in großen Notenwerten im Pedal. Das kunstvolle Choralvorspiel aus der Sammlung der "1 8 Leipziger Choräle" bändigt die Begleitstimmen in der Fugenform. Die Liedmelodie erscheint stark verziert mit charakteristischer Klangfarbe. Die grandiose Passacaglia erhält ihre monumentale Wirkung besonders dadurch, dass sich das Thema der Variationen endlich in einer riesigen Fuge ausbreiten und entwickeln kann. 12

13 12. Juli Mittagsmusik mit Bach Bachs Abendgebete in f Moll Herr Jesu Christ, du höchstes Gut BWV Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639 Partite diverse sopra: Christ, der du bist der helle Tag BWV 766 Von Gott will ich nicht lassen BWV 658 Praeludium et Fuga in f BWV 534 Hier versammeln sich Gebetslieder, die von Bach alle in der Tonart f-moll vertont wurden. Der bedeutende Musiktheoretiker des 1 8. Jahrhunderts Johann Mattheson beschreibt die Charakteristik der Tonart f-moll als friedlich, aber mit tiefer tödlicher Herzensangst, äußerst labil; schwarzer hilfloser Melancholie, die beim Hörer Schrecken und Schaudern weckt. 13

14 06. September 7. Mittagsmusik mit Bach Bach und das Urheberrecht Fantasia in c BWV 562 Orgelchoräle aus der "Neumeister-Sammlung" Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen O Jesu, wie ist dein Gestalt O Lamm Gottes, unschuldig Als Jesus Christus in der Nacht BWV BWV BWV BWV Fantasia et Fuga in g BWV 542 Im 1 8. Jahrhundert wurde die meiste Musik durch Abschreiben überliefert. Dabei gingen die Kopisten recht fantasivoll vor und haben nicht selten die Werke ihren eigenen Bedürfnissen angepasst. Die Musik der Handschriften von J.G. Neumeister wird seit überwiegend Bach zugesprochen. Wenn Bach aber der Autor ist, dann müssen diese Werke als sehr frühe Kompositionsversuche eingeordnet werden. Bei BWV 542 weiß man nicht genau, ob Fantasie und Fuge immer schon so zusammengehörten und wie sie zu datieren sind. Das Werk wird auch mit Bachs Bewerbung um die Organistenstelle der Jakobikirche in Hamburg in Verbindung gebracht. 14

15 20. September 8. Mittagsmusik mit Bach Bachs Leipziger Meisterwerke aus "Achtzehn Choräle von verschiedener Art" Vor deinen Thron tret' ich hiermit BWV 668 Canonische Veränderungen Vom Himmel hoch, da komm' ich her BWV 769 aus "Clavierübung III" Fughetta super Allein Gott in der Höh' sei Ehr' BWV 677 Praeludium et Fuga in C BWV 547 Für die Leipziger "Societät der musikalischen Wissenschaften" legte Bach die Canonischen Veränderungen vor. Er wählte das Lied vor allem wegen dessen Eignung zu kontrapunktischer Verarbeitungsweise, um Weihnachten geht es höchstens am Rande. Die Societät verband Musikwissenschaftler und Bach verfasste außerdem dafür den Kanon, der auf dem berühmten Haussmannschen Porträt von mit abgebildet ist. BWV 677 und BWV 547 verbindet eine auffallende Ähnlichkeit der Fugenthemen. 15

16 02. Mai Mittagsmusik mit Bach Bach und die Postkutschen Praeludium et Fuga in C BWV 531 aus "Achtzehn Choräle von verschiedener Art" Nun danket alle Gott Allein Gott in der Höh' sei Ehr' BWV 657 BWV 663 Toccata in C BWV 564 Ein Posthornsignal könnte Inspirationsquelle für den Anfang von BWV 531 gewesen sein. In diesem Werk und auch in BWV 564 zeigt sich der norddeutsche Einfluss, der den jungen Bach prägte. Typisch ist die Kleingliedrigkeit der Werke, die die verschiedenen Manuale einbezieht. Die Toccata in C gehört zu Bachs originellsten und abwechslungsreichsten Orgelwerken. Der erste Satz vermischt eine Toccata mit dem Konzertsatz, der zweite ist anfangs ein Adagio mit einer Solostimme. Bevor die Fuge beginnt gibt es ein Grave mit äußerst expressiven Harmonien. Moderner und effektvoller konnte man den verminderten Septakkord nicht einsetzen. 16

17 Mittagsmusik mit Bach Bach und Walther in Weimar Pastorale BWV 590 Christum wir sollen loben schon Gelobet seist du Jesu Christ Herr Christ, der einig Gotts Sohn Nun komm, der Heiden Heiland Vom Himmel hoch da komm ich her Vom Himmel hoch da komm ich her Gottes Sohn ist kommen Lob sei dem allmächtigen Gott BWV 696 BWV 697 BWV 698 BWV 699 BWV 700 BWV 701 BWV 703 BWV 704 Piece d'orgue BWV 572 Bach war in Weimar befreundet mit Johann Gottfried Walther, dem Organisten der Stadtkirche St. Peter und Paul. Walther wird nachgesagt, dass er kein großes Talent für das Improvisieren besaß, deswegen sammelte er zahlreiche Kompositionen seiner Zeitgenossen und hat uns in seiner Handschrift zahlreiche Werke auch von J.S. Bach hinterlassen. Die kleine Form der Choralfughette war eine Spezialität Walthers, darum lässt sich gut vorstellen, wie sich die beiden Musiker gerade in dieser Form befruchteten. Die Fughetten BWV 696 bis BWV 704 könnten in diesem Zusammenhang gesehen werden. 17

18 Mittagsmusik mit Bach Bach arrangiert Bach "Schübler-Choräle" Wachet auf, ruft uns die Stimme Wo soll ich fliehen hin Wer nur den lieben Gott läßt walten Meine Seele erhebt den Herren Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter BWV 645 BWV 646 BWV 647 BWV 648 BWV 649 BWV 650 Fuga in g BWV 1 31 a Praeludium et Fuga in d BWV 539 Bach hat bekanntlich seine Musik mehrfach verwendet. So sind einige weltliche Kantaten mit neuen Texten zu geistlichen Kantaten geworden. Die Schübler-Choräle gehören zu den wenigen Werken, die zu Bachs Lebzeiten verlegt wurden. Nach dem Verleger J.G. Schübler werden die sechs Stücke heute benannt, alle sind sie übertragene Arien aus Kantaten. BWV 1 31 a ist eine Fuge aus der Kantate "Aus der Tiefe". Die Fuge von BWV 539 geht auf die Fuge in g-moll für Violine solo BWV zurück. 18

19 Mittagsmusik mit Bach Bach sub communione Trio in d BWV 583 aus "Achtzehn Choräle von verschiedener Art" Jesus Christus, unser Heiland Jesus Christus, unser Heiland BWV 665 BWV 666 Sonata I in Es BWV 525 Schmücke dich, o liebe Seele BWV 654 (ohne Tempoangabe) Adagio Allegro Bach schreibt zu BWV 665 als Zusatz sub communione dazu und "Schmücke dich" ist ein Abendmahlschoral. Bezeichnend ist, dass auch schon im 1 8. Jahrhundert während des Abendmahls musiziert wurde. Auch die anderen, freien Werke in diesem Programm eignen sich mit ihrem kammermusikalischen Charakter dafür. BWV 583 weist die gleiche Anlage auf, wie die bekannten Triosonaten (BWV 525). Dennoch zeigt sich unter anderem in den kleineren Phrasen, dass vielleicht Bach nicht der Autor ist. 19

20 Mittagsmusik mit Bach Bach erobert sich die Fuge Praeludium et Fuga in c BWV 549 Fuga in c (über ein Thema von G. Legrenzi) BWV 574 Fuga in c BWV 575 Fuga in G BWV 576 Fuga in h (über ein Thema von Corelli) BWV 579 Fuga in G BWV 577 Fuga in g BWV 578 Bach ist als Meister der Fuge bekannt und man kann diesen Fugen den Entwicklungsweg dahin noch anmerken. Besonders heben sich Bachs eigene Fugenthemen hervor, die immer originell und prägnant sind, im Gestus versucht Bach sehr vielseitig zu sein. BWV 578 hat sich auch in anderer Besetzung, z.b. mit vier Saxophonen ein gewisse Popularität erspielt. Besonders das anmutige Thema und der klare Aufbau sind die Begründung dafür. 20

21 Mittagsmusik mit Bach Bach in e Praeludium et Fuga in e aus dem "Orgelbüchlein " BWV 533 In dich hab' ich gehoffet, Herr BWV 640 Sonata IV in e BWV 528 Toccata in E BWV 566 Adagio - Vivace Andante Un poco allegro Bach verlangt für seine Musik eine wohltemperierte Stimmung. Das heißt, alle Tonarten sind einigermaßen wohlklingend und benutzbar. Das ermöglicht große Modulationswege. Ein Stück in C-Dur durchwandert bei Bach auch entfernteste Tonarten. Es erlaubt aber auch, ein Werk gleich in eine entfernte Tonart wie E-Dur zu setzen. BWV 566 ist ein gutes Beispiel dafür. Die vierteilige Anlage mit zwei Fugen ist deutlich an die norddeutschen Vorbilder angelehnt. 21

22 Mittagsmusik mit Bach Bach und Kirnberger Fantasia et Fuga in c aus der "Kirnberger-Sammlung " BWV 537 Wir Christenleut' In dich hab' ich gehoffet, Herr Jesu, meine Freude BWV 71 0 BWV 71 2 BWV 71 3 Praeludium et Fuga in C BWV 545 Bach hatte immer Schüler um sich. Einer davon war Johann Philipp Kirnberger. Er fertigte Abschriften von Werken an, die auch bei anderen Bachschülern zu finden sind. Es scheint sich dabei um eine Art Sammelband zu handeln. Ein Großteil dieser Werke sind wohl sehr viel früher zu datieren als die Abschriften, die meisten sind kleine Choralfugen. BWV 71 3 ist eine Fuge zu den ersten sechs Choralzeilen. Der zweite Teil im 3/8-Takt nimmt die vier letzten Zeilen auf. 22

23 Mittagsmusik mit Bach Bach und die Trinität aus "Achtzehn Choräle von verschiedener Art" Allein Gott in der Höh' sei Ehr' BWV 664 Nun komm, der Heiden Heiland Nun komm, der Heiden Heiland Nun komm, der Heiden Heiland BWV 659 BWV 660 BWV 661 Komm, Heiliger Geist, Herr Gott Komm, Heiliger Geist, Herre Gott BWV 651 BWV 652 Diese Choräle sind nicht als Einheit gedacht, doch sie lassen sich zu einer überzeugenden Reihe zusammenstellen die Gott Vater, Sohn und den Heiligen Geist aufgreifen. In diesem Zusammenhang bekommt das Adventslied Nun komm, der Heiden Heiland eine neue Funktion. BWV 660 ist ein seltenes Trio mit zwei Bassstimmen. Die verzierte Melodie liegt in der Oberstimme. BWV 651 symbolisiert mit seiner rauschenden Bewegung den Heiligen Geist, der weht wo er will. Die Melodie ist in riesigen Notenwerten in das Pedal gelegt und hörend kaum erkennbar. 23

24 Mittagsmusik mit Bach Bach zu Sterben und Ewigkeit aus dem "Orgelbüchlein" In dir ist Freude Mit Fried' und Freud' ich fahr dahin Alle Menschen müssen sterben Ach wie nichtig, ach wie flüchtig BWV 61 5 BWV 61 6 BWV 643 BWV 644 Valet will ich dir geben Valet will ich dir geben BWV 735 BWV 736 Praeludium et Fuga in e BWV 548 Der Tod und die Perspektive der Ewigkeit spielte im Lebensgefühl des 1 8. Jahrhundert eine große Rolle. So wundert es nicht, dass auch dieses Thema bei Bach häufig anzutreffen ist. In den Kantatentexten finden sich oft Hinweise dazu. BWV 548 gehört zu den reifsten Werken der Leipziger Zeit. Das Werk ist von erschütternder Eindringlichkeit und großem Ernst geprägt. Die Fuge geht völlig neue Wege, indem sie gleichzeitig eine Art Konzertform darstellt, mit Abschnitten, die nicht auf das Fugenthema zurückgehen und klanglich abgesetzt werden. 24

25 03. April 2015 Karfreitag Uhr aus "Achtzehn Choräle von verschiedener Art" O Lamm Gottes, unschuldig BWV 656 Praeludium et Fuga in h BWV April 2015 Osternacht Uhr Christ lag in Todesbanden BWV Dezember 2015 Christnacht Uhr Herr Gott, dich loben wir BWV März 2016 Karfreitag Uhr aus dem "Orgelbüchlein" O Lamm Gottes, unschuldig Christe, du Lamm Gottes Christus, der uns selig macht Da Jesus an dem Kreuze stund O Mensch, bewein' dein'sünde groß BWV 61 8 BWV 61 9 BWV 620 BWV 621 BWV

26 07. Mai Mittagsmusik mit Bach Bach und Ostern aus dem "Orgelbüchlein" Wir danken dir, Herr Jesu Christ Hilf Gott, daß mir's gelinge Christ lag in Todesbanden Jesus Christus, unser Heiland BWV 623 BWV 624 BWV 625 BWV 626 Praeludium et Fuga in G BWV 550 aus dem "Orgelbüchlein" Christ ist erstanden Erstanden ist der heil'ge Christ Erschienen ist der herrliche Tag Heut' triumphieret Gottes Sohn BWV 627 BWV 628 BWV 629 BWV 630 Sonata V in C BWV 529 Allegro Largo Allegro Die allermeisten Osterchoräle, die Bach kannte, sind uns auch heute noch bekannt. In Bachs Orgelbüchlein nimmt Ostern einen großen Raum ein. Die fünfte Triosonate in C-Dur strahlt eine besondere Lebensfreude aus und passt ausgezeichnet in diesen Zusammenhang. 26

27 Mittagsmusik mit Bach Bach und seine früheste Jugend Fantasia in C BWV 570 Ich hab' mein' Sach' Gott heimgestellt Ich hab' mein' Sach' Gott heimgestellt BWV 707 BWV 708 Orgelchoräle aus der "Neumeister-Sammlung" Das alte Jahr vergangen ist Herr Gott, nun schleuß den Himmel auf Christ, der du bist der helle Tag BWV BWV BWV Fantasia con Imitazione in h BWV 563 Choralfantasie Wo Gott der Herr nicht bei uns hält BWV Praeludium et Fuga in a BWV 551 Es war eine Sensation, als im März 2008 in der Universitäts- und Landesbibliothek in Halle/Saale ein Werk von Johann Sebastian Bach identifiziert wurde. Von der Choralfantasie BWV war bis dahin nur der Anfang bekannt. Im Nachlass von Wilhelm Rust ( ) wurde dieses Werk entdeckt. Es ist eine Choralfantasie im norddeutschen Stil und ist früh zu datieren. 27

28 Mittagsmusik mit Bach Bach im Sturm und Drang Arnstädter Choräle Allein Gott in der Höh' sei Ehr Gelobet seist du Jesus Christ Herr Jesus Christ, dich zu uns wend' BWV 71 5 BWV 722 BWV 726 Praeludium in a BWV 569 In dulci jubilo Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich Vom Himmel hoch, da komm' ich her BWV 729 BWV 732 BWV 738 Toccata in d BWV 565 Diese sechs knappen Choralbearbeitungen bilden als sogenannte Arnstädter Choräle eine eigene Gruppe. Der Name geht auf eine Rüge des Arnstädter Konsistoriums zurück, wegen seiner als irritierend empfundenen Orgelbegleitungen des Gemeindegesangs. So wie diese Choräle muss seine Begleitung damals gewesen sein. Die große Bekanntheit von BWV 565 täuscht bis heute über die Überlieferungsprobleme hinweg. Das Werk lässt sich nicht eindeutig Bach zuordnen. Allerdings gefällt die Vorstellung eines Jünglings, der mit dieser virtuos stürmischen Toccata seine Hörer verblüfft. 28

29 Mittagsmusik mit Bach Bach und der Heilige Geist Praeludium et Fuga in G BWV 541 Allein Gott in der Höh' sei Ehr' BWV 71 7 aus "Achtzehn Choräle von verschiedener Art" Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist BWV 667 Toccata et Fuga in F BWV 540 An BWV 667 lässt sich studieren, wie der Choralinhalt in eine subjektive Kompositionsidee mündet. Es geht um den Heiligen Geist, also wird das Pedal anfangs immer auf der dritten Zählzeit eingesetzt. Eine originelle Idee in der Vorstellung der Trinität Gewichtungen zu verschaffen. Im zweiten Teil wird die Melodie erneut durchgeführt, dieses Mal im Pedal. Darüber erhebt sich ein mächtiges Brausen der Stimmen in den Händen. Die Toccata in F gehört zu den monumentalsten Orgelwerken Bachs. Eine Einleitung mit virtuosen Pedalsoli grenzt den eigentlichen Hauptsatz deutlich ab. Das Pedal verlangt einen Umfang bis f', der damals noch nicht üblich war. Nur in Weißenfels gab es eine Orgel mit diesen Tönen. Bach besuchte dieses Instrument Hat er dieses Werk dafür komponiert? 29

30 Mittagsmusik mit Bach Bach a due voci Canzona in d BWV 588 Allein Gott in der Höh' sei Ehr' BWV 711 Duetto I Duetto II Duetto III Duetto IV BWV 802 BWV 803 BWV 804 BWV 805 Allabreve in D BWV 589 Das Bicinium ist ein Stück, das nur mit zwei Stimmen auskommt. Bachs Vorgänger stellten einen solchen Satz gerne ans Ende einer Variationsreihe. Man vermutet, dass sie damals im Organo pleno registriert wurden. In Bachs Choralvariationen finden sich die Bicinien immer als erste Variation nach dem Choral. BWV 711 ist als einzeln stehendes Stück überliefert. Die vier Duette entstammen der Clavierübung Teil III und sind äußerst verdichtete Kleinode. Gerahmt werden die zweistimmigen Stücke von BWV 588 und BWV 589, zwei Werken, die das alte "Ricercare", die Vorform der Fuge, als Vorbild haben. 30

31 Mittagsmusik mit Bach Bach bearbeitet Gebetslieder Herr Jesu Christ, dich zu uns wendt BWV 709 Ach Gott und Herr BWV 71 4 Liebster Jesu, wir sind hier Liebster Jesu, wir sind hier BWV 730 BWV 731 Partite diverse sopra: O Gott, du frommer Gott BWV 767 Vater unser im Himmelreich BWV 737 Liebster Jesu, wir sind hier BWV 706 Im Gebet wird Gott direkt angesprochen und so tun es auch Gebetslieder. Das bekannteste Gebet Vater unser aus dem neuen Testament ist hier in der Liedbearbeitung Martin Luthers von Bach aufgegriffen worden. Dieses Lied war damals sehr populär und ein willkommener Ersatz zum gesprochenen Gebet. Herr Jesu Christ, dich zu uns wendt und Liebster Jesu, wir sind hier wurden damals häufig direkt vor der Predigt gesungen. Eine Partita ist eine Reihe einzelner Sätze oder Variationen. In diesem Fall eine Variationsreihe über den Choral O Gott, du frommer Gott. 31

32 Mittagsmusik mit Bach Bach spielt mit Chorälen Jesu, meine Freude Jesu, meine Freude Christum wir sollen loben schon Wir Christenleut Helft mir Gottes Güte preisen Herzlich tut mich verlangen Jesu, meine Zuversicht Wer nur den lieben Gott lässt walten Wer nur den lieben Gott lässt walten Wer nur den lieben Gott lässt walten Ach Gott vom Himmel sieh darein BWV BWV 61 0 BWV 611 BWV 61 2 BWV 61 3 BWV 727 BWV 728 BWV 690 BWV 691 BWV 642 BWV 741 Partite diverse sopra: Ach, was soll ich Sünder machen BWV 770 Bach hat die Formen der Choralbearbeitung nicht neu erfunden. Aber er hat die Kompositionsarten zu unerreichter Vollendung geführt. Die ersten Stücke bringen den Choral vollständig in einer Stimme und kontrapunktieren ihn mit den anderen. BWV 727 verziert die Melodie, so dass sie nur noch zu erahnen ist, eine sehr meditative Form. BWV 741 ist in der Pachelbelform komponiert. Es entwickelt sich zu jeder Choralzeile ein kleines Fugato, bis die betreffende Zeile dann in halbem Tempo im Pedal erklingt. BWV 770 ist eine Variationsreihe mit verschiedenen Formen. 32

33 Mittagsmusik mit Bach Bach zu Advent und Weihnachten Praeludium in c aus dem "Orgelbüchlein" BWV 546/1 Nun komm, der Heiden Heiland Gottes Sohn ist kommen Herr Christ, der einig Gotts Sohn Lob sei dem allmächtigen Gott Puer natus in Bethlehem Gelobet seist du, Jesu Christ Der Tag, der ist so freudenreich Vom Himmel hoch, da komm ich her Vom Himmel kam der Engel Schar In dulci jubilo Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich BWV 599 BWV 600 BWV 601 BWV 602 BWV 603 BWV 604 BWV 605 BWV 606 BWV 607 BWV 608 BWV 609 Fuga in c BWV 546/2 Das Präludium von BWV 546 gehört zu Bachs reifen Werken der Leipziger Zeit. Die Fuge ist mit großer Wahrscheinlichkeit früher entstanden und steht hier darum getrennt. Der Ernst des Werkes steht für den Advent als eine Bußzeit. Dazwischen gruppieren sich alle Bearbeitungen des Orgelbüchleins zur Advents- und Weihnachtszeit. Ihnen gemeinsam ist die Grundanlage, die die Choralmelodie in einer Stimme vollständig erscheinen lässt und mit freier Motivik kontrapunktiert. Es entsteht ein Affekt, der den Choral in seiner Grundaussage unterstützt. 33

34 Mittagsmusik mit Bach Bach meditiert Praeludium et Fuga in g BWV 535 Partite diverse sopra: Sei gegrüßet, Jesu gütig BWV 768 Choral Variation 1 Variation 2 Variation 3 Variation 4 Variation 5 Variation 6 Variation 7 Variation 8 Variation 9 Variation 10 Variation 11 Die Partita BWV 768 ist Bach längstes und vielleicht schönstes Orgelwerk. Das Fastenlied von Christian Keimann (1 663) wird damit regelrecht meditiert. Vermutlich sind die einzelnen Variationen verschiedenen Schaffensperioden zuzuordnen. Sie unterscheiden sich stark in Gehalt und Länge. Die vorletzte ist die ausgreifendste, bevor in Variation 11 im Plenum mit einem fünfstimmigen Choralsatz die Partita endet. BWV 535 ist, wie andere Werke auch, schwer zu datieren. Auffallend ist die (zu) lange Sequenz mit verminderten Septakkorden im Präludium, die für den jungen Bach spricht. 34

35 Oktober 2016 Nienburger Orgelherbst Clavierübung III Praeludium in Es BWV 552/1 Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit Christe, aller Welt Trost Kyrie, Gott heiliger Geist Allein Gott in der Höh' sei Ehr' Dies sind die heil'gen zehn Gebot Wir glauben all' an einen Gott Vater unser im Himmelreich Christ, unser Herr, zum Jordan kam Aus tiefer Not schrei' ich zu dir Jesus Christus, unser Heiland BWV 669 BWV 670 BWV 671 BWV 676 BWV 678 BWV 680 BWV 682 BWV 684 BWV 686 BWV 688 Fuga in Es BWV 552/2 Die vier Teile der Clavierübung gehören zu den wenigen zu Lebzeiten Bachs veröffentlichten Werken erschien der dritte Teil mit folgendem Titel: Dritter Theil der Clavier-Uebung bestehend in verschiedenen Vorspielen über die Cateschismus- und andere Gesaenge, vor die Orgel: Denen Liebhabern, und besonders denen Kennern von dergleichen Arbeit, zur Gemüths Ergezung verfertiget von Johann Sebastian Bach, Koenigl. Pohlnischen, und Churfürstl. Saechs. Hoff-Compositeur, Capellmeister, und Directore Chori Musici in Leipzig. In Verlegung des Authoris. 35