Schwimmteiche und Biopools. Splish! Redaktion und Text : Susanne Lieber. Fotos: José Campos. Wohnrevue

Transkript

1 Splish! Fotos: José Campos Redaktion und Text : Susanne Lieber 74

2 Wer Lust aufs Planschen im eigenen Garten hat, muss sich zunächst eine Grundsatzfrage stellen: Soll es lieber ein konventioneller Pool, ein Biopool oder gar ein Schwimmteich sein? Worin die Unterschiede liegen und welche Gestaltungsmöglichkeiten es gibt, zeigen wir anhand von Beispielen auf den folgenden Seiten. Zur Einstimmung in die unterschiedlichen Badewelten stellen wir jeweils ein Architekturprojekt vor frei nach dem Motto: «Wasser küsst Haus». I nannten Regenerationsbereich. Dort spielen Stoffwechselvorgänge von Bakterien an den Pflanzen eine wesentliche Rolle, um das Wasser sauber zu halten. Dieser bepflanzten Zone sollte deshalb ausreichend viel Fläche eingeräumt werden, damit das System funktionieren kann. Und sie muss wie ein Garten auch entsprechend gepflegt werden. Anders ist es beim Biopool. Hier wird das Wasser zwar ebenfalls auf natürliche Weise über biologische Filter gereinigt, aber es bedarf kei- ner bepflanzten Zone. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass weniger Platz benötigt wird und auch kleinere Pools gebaut werden können. Zur zusätzlichen Reinigung ist jedoch ein kleiner Poolroboter nötig, der regelmässig Boden und Wände des Schwimmbeckens säubert. Ein Pionier in Sachen ist übrigens das österreichische Unternehmen Biotop, das seit 1984 innovative Systeme entwickelt und dafür weltweit Lizenzen an Partnerfirmen vergibt. MODERNES WASSERSCHLOSS m Gegensatz zum Biopool (auch Naturpool genannt) stellt ein Schwimmteich ein kleines natürliches Biotop dar, wenngleich es künstlich erschaffen wird. Es besteht aus einem lebendigen Kreislauf und dem Zusammenspiel von Flora und Fauna. Zur Aufbereitung des Wassers wird vollständig auf chemische Hilfsmittel wie beispielsweise Chlor verzichtet. Der Filter- und Reinigungsprozess findet indes auf natürliche Weise statt. Und zwar durch entsprechende Pflanzen im soge- Für eine naturverbundene Spitzenwinzerin aus Österreich konzipierte das Büro ad2 Architekten ein Wohngebäude, das nicht nur durch seine auffällige Kubatur beeindruckt. Anstelle eines konventionellen Pools entschied man sich beim Haus Cuvée für einen 105 m2 grossen natürlichen Schwimmteich von BIOTOP. Ein Herzenswunsch der Bauherrin, die erklärt: «In meinen Träumen ist mein Haus immer am Wasser gelegen. Mit dem Schwimmteich konnte ich diesen Wunsch in die Realität umsetzen. Ich wollte aber keinen Fremdkörper und habe mich deswegen gegen einen sterilen Pool entschieden. Der Schwimmteich ist lebendig, ich brauche keine chemischen Mittel, und die Pflege ist einfach.» Da das Wasser direkt bis ans Haus heranreicht, wird es auch im Gebäudeinneren unmittelbar erlebbar: Tagsüber zeichnet sich die Wasseroberfläche an Decke und Wänden als tänzelnde Reflexionen ab. Abends entsteht bei eingeschalteter Unterwasserbeleuchtung eine atmosphärische Licht- und Raumstimmung. 75

3 Plätschernde Erfrischung Wunderschön gelegen mit Panorama blick auf Meran, ist diese Anlage drei stufig abgetreppt. Vom oberen See rosenteich fliesst das Wasser zunächst in ein bepflanztes Becken, in dem die biologische Filterung und Reinigung stattfindet. Erst dann ergiesst sich das erfrischende Nass in den Schwimm bereich und wird wieder zurück gepumpt in den Seerosenteich. Für die Gestaltung der Anlage zeichnet GARTEN WAMMES verantwortlich (Lizenznehmer von Biotop). Reisetipp: Wollen auch Sie hier Ihre Bahnen ziehen? Dann auf nach Süd tirol. Familie Dosser vermietet in ihrem Haus auch Ferienapartments Poolnutzung inklusive! Infos unter: 76

4 Wenn wasser zur bühne wird Wo man üblicherweise eine simple Rasenfläche vermutet, wird man hin ter diesem Haus überrascht: überall Wasser! Denn fast das gesamte Gar tengrundstück ist geflutet. Linker hand auf dem Bild befindet sich der Schwimmbereich, in den eine Treppe aus Naturstein hineinführt. Ein Holz steg, dessen verbreiterte Stelle einen Sitzplatz definiert, verbindet das Haus mit dem hinteren Teil des Gartens. Dort befindet sich eine kleine weitere Sitzecke mit Sofa, von der man die gesamte Wasserfläche im Blick hat. TEICHMEISTER OAse in der Stadt Die auffälligen Wandscheiben aus Na turstein nehmen hier nicht nur Bezug zur Gebäudefassade auf, die teilweise ebenso aus Naturstein besteht, son dern trennen auch den 35 m2 grossen und bepflanzten Regenerationsbereich von der 30 m2 grossen und 2 m tiefen Schwimmzone ab. Diese wird begrenzt von einer Holzterrasse, den Mauer scheiben sowie einem erhöhten Ter rassenplatz. Eingefasst ist die Badean lage mit Holz und Stahl, ausgekleidet mit einer 1,5 mm dünnen PVC-Folie in Olivgrün. Ein tierfreundlicher Skim mer (Oberflächenabsauger) unterstützt die Reinigung des Wassers, dessen 77 Filterung ansonsten ausgewählte Pflanzen übernehmen. Die Anlage er hielt in der Kategorie Schwimmteiche den 2. Platz beim Design-Froschkönig 2013, einem Wettbewerb für Partner und Lizenznehmer vom Unternehmen Biotop. POTSDAMER GARTEN GESTALTUNG

5 WASSERinsel ZUM PLANSCHEN Eingebettet in ein grosszügiges Gar tengrundstück, fällt dieser Schwimm teich vor allem durch seine Form ins Auge. Der rund angelegte Wasser bereich mit Uferbepflanzung ist denn auch weniger zum sportlichen Bahnen schwimmen geeignet als vielmehr Erfrischungsinsel zum gelegentlichen Abtauchen, wenn es im Sommer heiss wird. Der angegliederte Terrassen bereich ist zudem ein ideales Plätz chen, um sich inmitten der Natur vom Alltags stress zurückzuziehen. ERNI 78

6 OPTISCHES TÄUSCHUNGSMANÖVER Was aussieht wie ein konventionelles Schwimmbecken mit Chlorwasser ist ein sogenannter Biopool. Obwohl zur Wasserreinigung kein bepflanzter Bereich genutzt wird, kann auch hier komplett auf chemische Mittel verzichtet werden. Die Aufbereitung des Wassers erfolgt über biologische Filter. Zudem wird der Pool mittels Roboter, der am Boden und an den Becken wänden entlang fährt, gesäubert. Die intensive Wasserfarbe ist übrigens auf die spezielle Poolgestaltung zurückzuführen: Nachdem das Betonbecken zunächst mit Folie abgedichtet wurde, verlegte man 4 cm starke, geschliffene Andeer-Granitplatten ohne Fugenmörtel in Splitt. Mit diesem Projekt gewann EGLI JONA Schweizer Partner von Biotop den Wett bewerb DesignFroschkönig 2013 in der Kategorie Biopools. WILLKOMMEN AN DECK Der rechteckig gestaltete Schwimmbereich (32 m2) ist deutlich abgetrennt von der organisch angelegten Bepflanzungszone (rund 30 m2) mit Iris, kleinen Rohrkolben, Tannenwedel, Papyrus, Sumpffarn, Froschlöffel und Hechtkraut. Das Wasser kann jedoch ungestört zirkulieren. In beiden Bereichen spielt Stein eine wichtige Rolle: Das Schwimmbecken wurde mit dunklen Onsernone-Granit platten ausgelegt, im Uferbereich dient ein grosser Findling als Quellstein. Ergänzend dazu wurde Holz für die Terrassenliegefläche ausgewählt, die zum Sonnenbaden einlädt. EGLI GARTENBAU Bezugsquellen Seite

7 A ufgefallen in einen solchen Bioteich können durchaus auch fische eingesetzt werden. dazu eignen sich beispielsweise Bitterlinge, elritzen, gründlinge, Moderlieschen und stichlinge. Auch frösche, Wassermolche, teichmuscheln und schnecken kann man in dem kleinen Öko system ansiedeln. Verzichtet werden sollte hingegen auf schleien, Karpfen, Koi Karpfen, enten und gänse. reinstes naturvergnügen Wie ein natürlicher see in Miniaturformat wirkt dieser angelegte schwimmteich. die Kombination aus Pool und feuchtbiotop bildet ein abgeschlossenes Ökosystem, für dessen funktionieren eine umwälzpumpe sowie der Klärteich, in dem das Wasser gereinigt wird, unabdingbar sind. die funktionsweise des sogenannten Bioteichs erklärt das unternehmen AgAdes im detail wie folgt: «der Wasserkreislauf eines Bioteichs beginnt im schwimmteil. das Wasser wird am tiefsten Punkt abgesaugt und gelangt unterirdisch in den Absetzschacht. Anorganische Partikel lagern sich am Boden des schachtes ab. das Wasser steigt nach oben in die Kiesschicht des Klärteichs. dort wird es in einer symbiose zwischen Pflanzenwurzeln und Mikroorganismen biologisch gereinigt. geeignete Pflanzen fungieren im Klärteich als lebende filter, indem sie nährstoffverbindungen, Phosphate und schadstoffe aufnehmen und sie als dünger nutzen. dadurch wird den Algen die lebensgrundlage entzogen und somit deren Wuchs eingedämmt. das so gereinigte Wasser wird zur Quelle gepumpt und plätschert über einen kleinen Bachlauf zurück in den Bioteich, wobei es genau wie in der natur mit sauerstoff angereichert wird. hier beginnt der Kreislauf von neuem.» 79