Therapiekonzept der qualifizierten Entzugsbehandlung Station A

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1 LWL-Rehabilitationszentrum Ostwestfalen - Bernhard-Salzmann-Klinik - Abteilung Medizinische Rehabilitation Sucht der LWL-Klinik Gütersloh Im Füchtei Gütersloh Telefon: 05241/502-0 / Telefax: 05241/ Träger. Landschaftsverband Westfalen-Lippe Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000 Therapiekonzept der qualifizierten Entzugsbehandlung Station A Anfragen sind zu richten an: Christiane von Minckwitz Dr. med. Ulrich Kemper Aufnahmebüro Chefarzt Tel / / Bernhard-Salzmann-Klinik@wkp-lwl.org Ulrike Dickenhorst Heike Groschke Therapeutische Leitung Diplom-Sozialarbeiterin 05241/ Tel.: 05241/ Dr. med. Frank Jürgens Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie Tel.: 05241/ Dienstzimmer der Station Tel.: 05241/ Stand: Sept. 2007

2 Therapiekonzept der qualifizierten Entzugsbehandlung Station A 2 Konzeption: Qualifizierte Entzugsbehandlung Informationen zum Behandlungsangebot der Aufnahmestation A der Bernhard-Salzmann-Klinik, Gütersloh 1.) Indikation und Behandlungsdauer: Das Behandlungsangebot der Station A besteht aus zwei Teilen: a) qualifizierte Entzugsbehandlung vor stationärer Entwöhnung b) qualifizierte Entzugsbehandlung als Krisenintervention und Akutmaßnahme, die je nach Motivationslage der betreffenden PatientInnen in eine nahtlose Entwöhnungsbehandlung münden kann, aber auch andere Behandlungsoptionen offen lässt. Im Rahmen unserer qualifizierten Entzugsbehandlung als Akutmaßnahme und/oder Therapievorbereitung werden alkohol- und medikamentenabhängige Frauen und Männer behandelt. Die Behandlungsdauer beträgt bei Alkoholabhängigen bis zu drei Wochen, bei Medikamentenabhängigen bis zu sechs Wochen. 2.) Ziele: Im Vordergrund stehen zunächst die körperliche Entzugsbehandlung und die Festigung der Behandlungsmotivation. Der stationäre Entzug - durchgeführt von sucht-

3 Therapiekonzept der qualifizierten Entzugsbehandlung Station A 3 therapeutisch geschulten Ärzten und Pflegekräften ermöglicht einen medizinisch sicheren Ausstieg aus dem Alkohol-/Medikamentenkonsum. Er schafft bei den Betroffenen einen klaren Kopf, um weitere Maßnahmen einleiten zu können. Die begleitenden psychotherapeutischen Angebote vermitteln den PatientInnen Kenntnisse über ihre Abhängigkeit und fördern auf diesem Wege Krankheitseinsicht und Behandlungsmotivation. Kontakte zum sozialen Umfeld, zu Abstinenzgruppen, zu ÄrztInnen, Beratungsstellen und zum Arbeitgeber oder Betriebskrankenkassen erweitern und gewährleisten die Möglichkeit der Hilfe und die Einbeziehung von Bezugspersonen. Auf dieser Grundlage kann sich der Einzelne entscheiden, ob und in welcher Form eine weitere Behandlung erfolgen soll. Ziel der qualifizierten Entzugsbehandlung ist die gemeinsame Erschließung von zukünftigen stationären oder ambulanten Hilfsmöglichkeiten. Bei stationärer Weiterbehandlung wird eine schnelle und unkomplizierte Antragsstellung auf Entwöhnungsbehandlung angeboten und durchgeführt. Eine nahtlose Verlegung in die Rehabilitation ist möglich. 3.) Räumliche, personelle und organisatorische Voraussetzungen: Die Abteilung der qualifizierten Entzugsbehandlung ist in die Aufnahmestation der Klinik integriert. Die Leitung der Station obliegt dem Leitenden Arzt der Klinik. Als Psychotherapeuten sind ein Arzt und ein Sozialarbeiter tätig. Das Suchtfachpflegeteam besteht aus neun FachpflegerInnen für Suchtkranke. Die pflegerische Versorgung und eine ärztliche Bereitschaft sind rund um die Uhr gewährleistet. Auf dem Gelände befinden sich Einrichtungen für Physiotherapie, Sport- und Gestaltungstherapie. Qualifizierte Fachkräfte dieser Bereiche gehören ebenfalls dem Team an. 4.) Bausteine: Die Entzugsbehandlung ist je nach Behandlungsdauer unterschiedlich strukturiert, besteht jedoch in der Regel aus folgenden Bausteinen: a) Medizinische Versorgung: Diese erfolgt umfassend auf der Grundlage einer entsprechenden Diagnostik. Zur Behandlung der Entzugssymptomatik setzen wir u. a. Akupunktur ein. Ergänzend können Medikamente verabreicht werden. Eine allgemeinmedizinische Versorgung ist ebenfalls gewährleistet. b) Physiotherapie: Nach strenger ärztlicher Indikation erhalten die Patienten Kneipp-Behandlungen. Bei Bedarf erfolgen medizinische Voll- und Teilbäder, Elektrotherapie, Massagetechniken und Krankengymnastik.

4 Therapiekonzept der qualifizierten Entzugsbehandlung Station A 4 c) Psychodiagnostik: Bei PatientInnen, die eine weiterführende Entwöhnungsbehandlung antreten, wird der Status in bezug auf intellektuelle Leistungsfähigkeit, Selbstwertgefühl, Angstsymptome und Abhängigkeit erhoben. Verwendet werden der Münchner- Alkoholismus-Test (MALT) zur Erfassung der Selbsteinschätzung der PatientInnen, die Symptom-Checkliste (SCL-90-R), der 16-Persönlichkeits-Faktoren-Test (16 PF) nach Cattel, der Fragebogen zum Essverhalten (FEV), der Trierer Alkoholismus Inventar (TAI) sowie der LPS. d) Psychotherapie: Plenum: Mit dem täglichen Plenum beginnt der therapeutische Tagesablauf auf der Aufnahmestation. Es findet täglich statt, auch samstags und sonntags. Hier werden auch organisatorische Abläufe mit den Patienten besprochen. Das Plenum ist ein wichtiges Instrument für das therapeutische Klima auf der Station. Verantwortlich für die Durchführung ist das Pflegepersonal. Einführungsgruppe: Sie dient der kognitiven Instruktion über das Suchtgeschehen. Die Gruppe findet einmal pro Woche statt und wird vom Pflegepersonal durchgeführt. Psychoedukative Gruppe: Neben der medizinischen Information wird der Begriff und die Bedeutung von Abhängigkeit in einem Sinne vermittelt, der über die engeren Grenzen der Suchtdefinition hinausgeht. Die PatientInnen sollen ein entsprechendes Verhältnis zur eigenen Abhängigkeitserkrankung bekommen, um den Gefahren einer Stigmatisierung, verbunden mit allen persönlichen Begleiterscheinungen vorzubeugen. Diese Gruppe findet einmal pro Woche statt und wird vom Stationsarzt durchgeführt. Psychotherapeutische Gruppenarbeit: Es wird ein integratives Konzept verfolgt und Elemente der Gesprächspsychotherapie, der Verhaltenstherapie, des Psychodramas, der themenzentrierten Interaktion, des neurolinguistischen Programmierens und der systemischen Familientherapie verwendet. Diese Gruppe findet einmal pro Woche statt und steht unter der Leitung des Sozialarbeiters und dient der Vertiefung von Krankheitseinsicht und Behandlungsmotivation. Themenzentrierte Gruppen: Diese Gruppe wird vom Suchtfachpflegeteam geleitet und findet einmal wöchentlich statt. Sie dient der Vertiefung von Krankheitseinsicht und Behandlungsmotivation sowie der Vermittlung von sozialen Kompetenzen.

5 Therapiekonzept der qualifizierten Entzugsbehandlung Station A 5 Einzelgespräche: Sie wenden sich der individuellen Problematik der PatientInnen zu und dienen der therapeutischen Intervention bei auftretenden Krisen, z. B. Aufflackern von Entzugssymptomatik, Craving, Selbstwertkrisen, Abbruchgedanken und vermehrter Auseinandersetzung mit der Rückfallproblematik. Erste Einblicke in die Ursachenzusammenhänge der Erkrankung und alternative Handlungsstrategien können hier erarbeitet werden. Familientherapeutische Gespräche: Diese Gespräche dienen den PatientInnen und deren Angehörigen dazu in bezug auf die Suchterkrankung neue Perspektiven zu entwickeln. Hier bleibt auch Raum für Informationen und Entlastung der Angehörigen. Einzel- und Familiengespräche werden in der Regel vom Arzt oder dem Sozialarbeiter durchgeführt. e) Psychosozialer Dienst: Die Sozialarbeiterin der Station führt einmal pro Woche eine eigene Informationsgruppe durch, in der über Kostenfragen, finanzielle Probleme, entsprechende Antragsmodalitäten und sonstige sozialrechtliche Belange informiert wird. Die hier besprochenen Themen werden in Einzelgesprächen konkretisiert, wo eine entsprechende Einzelfallhilfe (z. B. Beantragung von Sozialhilfe oder Findung einer passenden Selbsthilfegruppe) stattfinden kann. Bei Verschuldungen kann im Rahmen der zur Verfügung stehenden Zeit eine erste Beratung oder Hilfestellung erfolgen. Enge Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen vervollständigt das Behandlungsangebot der qualifizierten Entgiftung. f) Gestaltungstherapie: Sie ist ein Mittel, sich selbst und seine Welt kreativ zu erfahren. Über gestalterische Medien setzen sich die PatientInnen mit ihrer Problematik auseinander und werden dabei von GestaltungstherapeutInnen begleitet. Diese 14tägige Therapieform findet vormittags in kleinen geschlossenen Gruppen statt. Während hier in der ersten Woche motivationsfördernde Aspekte im Vordergrund stehen, sollen in der zweiten Woche Projektarbeiten und gruppenkommunikative Techniken Vorrang erhalten. g) Weitere Therapieangebote sind Bewegungstherapie, nach Jacobsen, Gruppenaktivitäten, Freizeitsport und das Erlernen von sozialen Fertigkeiten.

6 Therapiekonzept der qualifizierten Entzugsbehandlung Station A 6 5.) Behandlungsverlauf: Zu Beginn steht die Entzugsbehandlung im engeren medizinischen Sinne im Vordergrund. In Abhängigkeiten von Schwere und Verlauf werden die weiteren Schritte ärztlich festgelegt. Zur Unterdrückung der Entzugssymptomatik können Medikamente verordnet und ergänzend Akupunktur eingesetzt werden. Bei rückläufiger Entzugssymptomatik, nehmen die PatientInnen frühzeitig an den weiteren therapeutischen Angeboten teil. In der Gruppen- und Einzeltherapie findet eine Reflexion der Lebenssituation und eine Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeitsproblematik statt. Die PatientInnen sollen den Mut finden, die eigene Situation realistisch wahrzunehmen und Zukunftsperspektiven und konkrete Zielvorstellungen zu entwickeln, um eine Entscheidung über weitere Behandlungsschritte zu treffen. Angehörige und Entsendestellen werden nach Möglichkeit in den Prozess einbezogen. Die Entscheidungsfindung sollte möglichst in der zweiten Behandlungswoche abgeschlossen sein, damit genug Zeit bleibt, die weiteren Schritte vorzubereiten. Ist keine anschließende Entwöhnungsbehandlung geplant, werden die PatientInnen motiviert, Kontakt zu einer Beratungsstelle, einer Selbsthilfegruppe, den Angehörigen oder gegebenenfalls zum Arbeitgeber aufzunehmen, um so die ambulante Weiterbetreuung vorzubereiten. Unser Ziel ist dabei, die PatientInnen möglichst nahtlos in eine passende Anschlussbehandlung zu vermitteln. Wenn eine stationäre oder teilstationäre Weiterbehandlung in unserem Hause geplant ist, übernehmen wir die Antragsstellung bei dem zuständigen Leistungsträger und ermöglichen wir bei rechtzeitiger Kostenübernahme eine nahtlose Verlegung auf die entsprechende Therapiestation.

7 Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Uhr Uhr Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Uhr Plenum Uhr Plenum Uhr Plenum Uhr Plenum Uhr Plenum Uhr Plenum Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Gestaltungstherapie Gestaltungstherapie Gestaltungstherapie Gestaltungstherapie Gestaltungstherapie Stationsdienst Stationsdienst Stationsdienst Stationsdienst Stationsdienst Stationsdienst Uhr Chefarztvisite Uhr Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Psychologische Einführung Oberarzt-Visite Gesprächsgruppe Arztgruppe/ Tests Bewegungstherapie Sozialarbeiter/ Uhr Bewegungstherapie Gesprächsgruppe Sozialarbeiter/ Gesprächsgruppe Gruppenaktivität Einführungsgruppe Gruppenaktivität nach Absprache Uhr Frühstück Uhr Plenum Mittagessen Gruppenaktivität nach Absprache Uhr Einführungsgruppe