Er ist der Erlöser Ruth Dies ist nun die dritte Predigt über das Buch Ruth es soll um die Kapitel 3 und 4 gehen. Vor 14 Tagen hatten wir die

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1 Er ist der Erlöser Ruth Dies ist nun die dritte Predigt über das Buch Ruth es soll um die Kapitel 3 und 4 gehen. Vor 14 Tagen hatten wir die Vorgeschichte betrachtet das erste Kapitel des Buches Ruth. Wohin mit dem Hunger nach Leben? hatte ich die Predigt überschrieben. Aufgrund einer Hungersnot und wegen seines mangelnden Gottvertrauens verlässt Elimelech seine Heimatstadt Bethlehem und geht mit seiner Frau Noomi und seinen beiden Söhnen ins Moabiterland. In Moab stirbt er schon nach kurzer Zeit. Die Söhne heiraten moabitische Frauen, sterben dann aber auch. Zurück bleibt Noomi mit ihren beiden Schwiegertöchtern Orpa und Ruth. Noomi erkennt, dass es vor Gott nicht richtig war, aus Bethlehem weg zu gehen, und sie beschließt, in ihre Heimat zurückzukehren. Orpa bleibt im Moabiterland. Aber Ruth hält treu zur Schwiegermutter und kommt mit nach Bethlehem. Sie lebt nun als Fremdling in Israel, glaubt aber wie ihre Schwiegermutter an den Gott Israels und vertraut seiner Fürsorge. Und dann haben wir am vergangenen Sonntag das zweite Kapitel gelesen und gestaunt über Gott und über Ruth und über Boas, bei dem Ruth nicht nur Arbeit, sondern auch Wohlwollen und Unterstützung fand. Wenn Gnade sich auswirkt war das Thema. Heute wollen wir das Happyend der Geschichte betrachten: Ruth 3 + 4! Vorher aber noch zwei Verstehenshilfen: Schon am Ende des 2. Kapitels waren wir auf einen Begriff gestoßen, der nun in den Kapiteln große Bedeutung hat: Boas wird als Löser bezeichnet. Das hat folgenden Hintergrund: Das Leben eines Israeliten war eng verbunden mit dem Land Israel und ganz konkret auch mit eigenem Grundbesitz. War nun ein Israelit in Not geraten und hatte seinen Besitz verkauft oder hatte keinen Erben, so, wie es bei Elimelech der Fall war, so sollte, wenn die Situation es notwendig machte, sein nächster Verwandter, der sog. Löser für ihn eintreten und den Besitz lösen, also zurückkaufen oder kaufen, um ihn so für die Familie als Lebensgrundlage zu erhalten (vgl. 3. Mose 25, 24 ff.).

2 2 Dazu konnte auch die Pflicht gehören, eine sog. Levirats- oder Schwagerehe einzugehen. Wenn ein Mann kinderlos starb, so waren als erster sein Bruder und danach möglicherweise die nächsten Verwandten verpflichtet, die Witwe zu heiraten und dem Verstorbenen Nachkommen zu schaffen, damit der Name seines Geschlechts nicht ausstarb. (vgl. 1. Mose 38, 8; 5. Mose 25, 5 ff.). Der erste Sohn aus dieser Verbindung trug dann den Namen des verstorbenen Bruders und galt als sein Erbe. Noomis Mann war gestorben und auch beide Söhne waren tot und außerdem kinderlos geblieben, so dass das Lösen gleich doppelt Bedeutung bekam. Und noch etwas: Wenn wir die Geschichte gleich weiterlesen, wird die Gefahr bestehen, angesichts der Vorgehensweise von Noomi und Ruth den beiden Frauen unsaubere Motive und den Einsatz von Verführungskunst zu unterstellen. Das scheint aber eher ein Problem unserer von unserer Zeit verschmutzten Phantasie zu sein als dass es der Geschichte wirklich gerecht werden würde. Die Bibel stellt Ruth durch Boas ein eindeutiges Zeugnis aus. Er verdächtigt sie nicht, sondern sagt über sie: das ganze Volk in meiner Stadt weiß, dass du eine tugendhafte Frau bist! Ruth 3, 11 Gleichzeitig weiß er, dass sie mit ihrem Vorgehen ein hohes Risiko eingegangen ist, und schützt sie darum bewusst vor falschen Gerüchten. So viel als Hilfe, um nun beim Hören gleich ein bisschen mehr zu verstehen, worum es nun geht: Ruth 3 + 4! 1. Ich will dir eine Ruhestatt suchen! Schwiegermütter sind immer etwas Besonderes in Deutschland ist ihr Klischee nicht sehr vorteilhaft. Es gibt im Internet Seiten voller Schwiegermutter-Witze, z.b. die ( "Schwiegermutter, wie lange bleibst du?" "Bis ich euch auf die Nerven falle." "Was, nur so kurz?" Treffen sich zwei Freunde. Sagt der eine: "Hast du morgen schon was vor?" "Ja, ich fahre ins Grüne und lasse mit meinem Sohn einen Drachen steigen. Und du?" "Etwas ähnliches. Ich mache mit meiner Schwiegermutter eine Bergtour."

3 3 Noomi ist auch eine besondere Schwiegermutter, aber in positiver Hinsicht sie hat Gottvertrauen, ist mutig und äußerst kreativ, und sie liebt Ruth. Und darum will sie sie nicht einfach an sich binden, sondern alles tun, damit Ruth eine Perspektive für ihr eigenes Leben hat: Und Noomi, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: Meine Tochter, ich will dir eine Ruhestatt suchen, dass dir s wohlgehe. Ruth 3, 1 In alttestamentlicher Zeit war es üblich, dass Eltern die Ehepartner für ihre Kinder aussuchten. Heutige Kinder würden wahrscheinlich antworten: Lass das mal lieber sein, Schwiegermama, ich parshipe jetzt. Ich glaube übrigens nicht, dass Ehen damals häufiger scheiterten als heute. Trotzdem lässt sich die Zeit nicht einfach zurückdrehen. Bei Noomi und Ruth finden wir eine Mischung aus umsichtiger Planung bei Noomi und gehorsamem und doch eigenverantwortlichem Handeln bei Ruth. Doch zunächst finde ich noch etwas interessant: Noomi spricht von der Ehe als einer Ruhestatt oder einem Ruheplatz für Ruth, einem Ort, der für sie Geborgenheit und Schutz und Glück bedeutet. Ihr lieben Verheirateten hier: Ist Eure Ehe das für Euch? Was tut Ihr dafür, dass das so bleibt oder neu wird? Vor einigen Tagen habe ich wieder zwei Menschen trauen dürfen, und die Frau hat es ihrem Mann und der Mann hat es seiner Frau versprochen: Es ist mein fester Wille, Dich zu lieben und zu achten als meinen Partner, den Gott mir anvertraut und mit dem ER mir ein großes Geschenk macht! Es ist mein eindeutiger Entschluss, mit ganzer Hingabe daran mitzuhelfen, dass Dein Leben nach Gottes Vorstellung gelingt und wir zur Einheit werden, wie Gott sie gedacht hat! Ich bin bereit, mich von Jesus Christus, unserem Herrn, immer wieder prägen und auch verändern zu lassen, und ich will Dir von ganzem Herzen treu sein, auch wenn wir vielleicht einmal miteinander oder aneinander leiden werden, bis Jesus Christus wiederkommt oder bis wir einmal durch den Tod voneinander getrennt werden!

4 4 Wärst Du bereit, das heute Deinem Ehepartner noch einmal neu zu versprechen? - Gebet für alle Ehen und alle Schwiegermütter im Gottesdienst - 2. Ein riskanter Plan. Noomi scheint genau beobachtet zu haben, wann und wie und wo Boas arbeitete. Ein verwegener Plan ist gereift, der Ruth Verdächtigungen aussetzen könnte und der für Boas ein echter Charaktertest sein würde: Ruth sollte sich wie für ein Fest vorbereiten, dann zur Bethlehemer Tenne gehen, die öffentlich zugänglich war, weil sie jeweils von dem genutzt wurde, der gerade seine Ernte weiterverarbeiten musste. Und dann sollte sie heimlich und unbemerkt den Schlafplatz von Boas aufsuchen und sich einfach zu seinen Füßen hinlegen. Wie kann man nur auf solche Ideen kommen?! Was hätte da alles passieren können?! Was heutige Filmemacher daraus wohl gemacht hätten?! Boas zeigt, wie Männer sich Frauen gegenüber bis heute verhalten sollten, es aber leider oft nicht tun: Schwäche und Verletzlichkeit nicht ausnutzen, Vertrauen achten und nicht missbrauchen, eben nicht nur das eine wollen, sondern weiter schauen und echte Stärke zeigen und den Ruf und die Würde und die Hingabebereitschaft der Frau schützen! Als es nun Mitternacht ward, erschrak der Mann und beugte sich vor; und siehe, eine Frau lag zu seinen Füßen. Und er sprach: Wer bist du? Sie antwortete: Ich bin Ruth, deine Magd. Breite den Zipfel deines Gewandes über deine Magd, denn du bist der Löser. Er aber sprach: Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter! Du hast deine Liebe jetzt noch besser erzeigt als vorher, dass du nicht den jungen Männern nachgegangen bist, weder den reichen noch den armen. Nun, meine Tochter, fürchte dich nicht. Alles, was du sagst, will ich dir tun; denn das ganze Volk in meiner Stadt weiß, dass du eine tugendhafte Frau bist. Ja, es ist wahr, dass ich ein Löser bin; aber es ist noch ein Löser da, näher verwandt als ich. Bleib über Nacht hier. Will er dich dann am Morgen lösen, gut, so mag er s tun; hat er aber keine Lust, dich zu lösen, so will ich dich lösen, so wahr der Herr lebt. Schlaf bis zum Morgen! Und sie schlief bis zum Morgen zu seinen Füßen. Und sie stand auf, ehe einer den andern erkennen konnte. Und er dachte: Wenn nur niemand erfährt, dass eine Frau auf die Tenne gekommen ist. Ruth 3, 8 14

5 5 Die diskrete Begegnung der beiden bei Nacht war neben dem Wagnis doch auch ein Schutz für Ruth; denn wenn Boas ihre Bitte abgelehnt hätte, wäre das unter vier Augen geblieben und nicht gleich zum Stadtgespräch geworden. Offensichtlich aber hatte auch Boas sich längst Gedanken gemacht über Ruth, denn er wusste, dass es da noch einen näher Verwandten gab, der als Löser infrage kam. Interessant finde ich auch, dass die Bibel in diesem Textabschnitt am Schluss eine Formulierung benutzt, die wir an anderer Stelle auch finden: Und sie stand auf, ehe einer den andern erkennen konnte. V. 14b Das heißt nicht nur, dass es noch so dunkel war, dass sie sich nicht richtig sehen konnten, sondern es macht auch deutlich, dass sie nicht die Heimlichkeit und Dunkelheit ausnutzten, um sich zu nahe zu kommen und schon intim zu werden. An anderer Stelle der Bibel wird nämlich genau dieser Ausdruck für Intimität gebraucht: Und Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger. 1. Mose 4, 1 Obwohl deutlich wird, dass sowohl Ruth als auch Boas sich wünschten, ein Ehepaar zu werden, und auch bereit waren dazu, sind sie bereit, diesen Plan noch einmal aus der Hand zu geben: Boas muss und will erst klären, was es mit dem anderen Löser auf sich hat und wie der das Ganze sieht und dann kommt es zu dieser herrlichen Schuhübergabe-Besiegelungsgeschichte: Der namenlose andere Verwandte übergibt zur rechtlichen Besiegelung der Vereinbarung einen Schuh an Boas, damit der dann wirklich das ihm zugesprochene Land anstelle des anderen beschreiten kann. Und Ruth muss zurück zur Schwiegermutter mit 50 kg Getreide auf dem Buckel und muss warten, ob Boas die Sache nun auch wirklich in die Hand nimmt. Das ist oft so: Wenn wir wirklich Gottes Wege gehen wollen, müssen wir bei aller Aktivität und Eigenverantwortung doch oft Träume und Pläne und Vorhaben noch einmal aus unserer Hand in Gottes Hand geben und vertrauensvoll warten, dass Gott bestätigt, was wir meinen, als richtig erkannt zu haben.

6 6 3. und sie gebar einen Sohn! Gottes Handeln an dieser Familie geht weiter, seine Wunder hören noch nicht auf. In den zehn Jahren ihrer ersten Ehe mit Machlon war Ruth nicht schwanger geworden. Jetzt aber wird Ruth und Boas ein Sohn geschenkt. Noomi bleibt die tolle Schwiegermama und wird zur Wärterin für den Jungen. Und aus dieser Familie geht später König David hervor, der ein Vorfahre von Jesus Christus ist, dem Retter und Messias. Es gibt auch hier unter uns Paare, die sich ein Kind wünschen vielleicht schon sehr lange. Lasst uns für sie um dieses Wunder beten! 4. Er ist der Erlöser! - Gebet für kinderlose Paare - In der Bibel wird Gott selbst als der beschrieben, der in Christus einen hohen Preis bezahlt, um uns von unseren Sünden zu erlösen, um uns freizukaufen, um unser Löser oder Erlöser zu sein und uns ein Leben zu ermöglichen, dass von der Gnade Gottes erfüllt ist. Christus ist unser Erlöser zum ewigen Leben bei Gott! Der Gottesmann Hiob hält sich in seiner Not schon an dieser Gewissheit fest: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! Hiob 19, 25 Im Matthäusevangelium lesen wir: Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele! Matthäus 20, 28 Der Epheserbrief jubelt: In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade Epheser 1, 7 Und im Hebräerbrief wird bezeugt: Er (Christus) hat eine ewige Erlösung erworben! Hebräer 9, 12 Schluss: Das Buch Ruth und die wunderbare Geschichte von dem Einsatz des Lösers ist darum auch eine Vorgeschichte für das Kommen des himmlischen Erlösers. Ihn lasst uns anbeten und ihm vertrauen in guten wie in schlechten Tagen! Amen! Volkmar Glöckner 2017