Wohin mit dem Hunger nach Leben? / Ruth 1 In den Predigten der nächsten Wochen wird es um Ruth gehen. Die Geschichte dieser Frau ereignete sich zur

Transkript

1 Wohin mit dem Hunger nach Leben? / Ruth 1 In den Predigten der nächsten Wochen wird es um Ruth gehen. Die Geschichte dieser Frau ereignete sich zur Zeit der sogenannten Richter. Sie waren von Gott ernannte Leiter in Israel, die für eine bestimmte Zeit oder in einer konkreten politischen Lage das Volk Israel vor allem im Kampf gegen seine Feinde führten und in Israel Recht sprachen. Im alttestamentlichen Buch Richter wird diese Zeit sehr ernüchternd so beschrieben: Richter 2, 6 19! In den ersten beiden Versen des Buches Ruth erfahren wir, dass diese Zeit nicht nur geistliche und politische und wirtschaftliche Folgen hatte, sondern auch sehr persönliche: Zu der Zeit, als die Richter richteten, entstand eine Hungersnot im Lande. Und ein Mann von Bethlehem in Juda zog aus ins Land der Moabiter, um dort als Fremdling zu wohnen, mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. Der hieß Elimelech und seine Frau Noomi und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon; die waren Efratiter aus Bethlehem in Juda. Und als sie ins Land der Moabiter gekommen waren, blieben sie dort. Ruth 1, Die Zeit zunehmender Gottlosigkeit in Israel führte dazu, dass Gott seinen Segen zurückhielt und sein Volk nicht mehr einfach so schützte vor Feinden und Angriffen und Unglücken. Es gab und gibt oft einen Zusammenhang zwischen unserem Tun und unserem Ergehen! Da irren sich auch heute viele Menschen: Sie meinen, trotz eines egoistischen Lebensstils, trotz Gleichgültigkeit und Ungehorsam gegenüber Gott und seinen Geboten hätten sie ein Recht auf Glück und Gesundheit und Wohlstand. Und wenn sie dann plötzlich doch Mangel erleiden, fragen sie: Wie kann Gott das nur zulassen? Das fragen sie nie, wenn sie Gutes erleben. Die Bibel warnt uns aber davor, den Segen Gottes für selbstverständlich zu halten: Irrt euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten! Galater 6, 7

2 2 Israel war Gott ungehorsam; darum ließ Gott es zu, dass Feinde das Volk bedrohten und ins Land einfielen und die Ernte vernichteten. Die Folge war eine Hungersnot. Viele Israeliten hatten sich inzwischen dem Aberglauben der umliegenden Völker angeschlossen und glaubten, dass der Götze Baal zuständig sei für die Fruchtbarkeit und Wachstum. Diesen Zahn zog ihnen der lebendige Gott und machte durch die Hungersnot deutlich, dass der Glaube an Baal ein schlimmer Irrglaube war. Mit betroffen war auch die Familie des Elimelech aus Bethlehem. Die Tragödie dieser Situation wird noch deutlicher, wenn man sich die Bedeutung der verschiedenen hier genannten Namen vor Augen führt: Betroffen von Not war Elimelech sein Name bedeutet mein Gott ist König. Den Namen trug er zwar noch, aber die Überzeugung, dass das stimmt, war vermutlich schon längst in ihm gestorben, bevor er selbst dann starb. Elimelech lebte mit seiner Familie in der Stadt Bethlehem der Name bedeutet Haus des Brotes und des Lobpreises. Was für ein Drama: Im Haus des Brotes regierte der Hunger, und im Haus des Lobpreises erklangen nur Klagelieder! Elimelechs Frau hieß Noomi das bedeutet lieblich, angenehm. Vielleicht oder ganz sicher war sie so, aber was half das? Nur von Luft und Liebe kann auf Dauer keiner leben. Die Bedeutung der Namen der Söhne ist nicht ganz sicher: Wenn es aber stimmt, dass Machlon krank bedeutet und Kiljon hinfällig, dann scheint schon bei der Geburt der Kinder die Not riesengroß gewesen zu sein. Was tun, wenn man in Not gerät? Wohin mit dem Hunger nach Leben? Von Elimelechs Entscheidung wissen wir: Er verließ das Land der Verheißungen Gottes und zog ins Heidenland zu den Moabitern, wo man anderen Göttern vertraute. So machen das auch heute noch viele, die eigentlich Gott schon kennengelernt und von seinen Verheißungen gehört haben:

3 3 Im Angesicht von Not und Krisen ob finanziell oder in der Ehe oder gesundheitlich laufen sie lieber weg von Gott als zu ihm hin. Warum sucht Elimelech nicht Gottes Nähe, sondern sucht das Weite? Warum tut er sich nicht zusammen mitandern Betern und fleht um Gottes Eingreifen Wusste er nicht, dass der lebendige Gott Gebet erhört und sich gerne erbarmt über seine Menschen? Als viele Jahre später der jüdische König Salomo einen Tempel für Gott baut, bekommt er eine Zusage von Gott, die Gottes Wesen und Barmherzigkeit widerspiegelt: Siehe, wenn ich den Himmel verschließe, dass es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder eine Pest unter mein Volk kommen lasse und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen! 2. Chronik 7, Elimelech erwartete aber offensichtlich von Gott nichts mehr für ein Leben im Haus des Brotes und des Lobpreises, darum zog er ins Land der Moabiter, dort, so hörte man, sei das Leben leichter zu bewältigen. Wohin ziehen wir, worauf und auf wen setzen wir unsere Hoffnung, wenn uns Mangel trifft und der Hunger nach Leben schmerzlich wird? Auch in unserem persönlichen Bethlehem kann es Hungersnot geben. Mancher von uns kennt so eine geistliche Dürrezeit, wo die frischen Gotteserfahrungen fehlen; Gott scheint weit weg zu sein, und es wächst nichts mehr, was uns innerlich satt machen könnte. Doch was tun wir dann? Wo laufen wir hin? Manchmal gehen auch wir den Weg Elimelechs: Anstatt Gottes Angesicht zu suchen, anstatt zu fragen, wovon wir persönlich vielleicht umkehren müssen, anstatt uns vor Gott zu beugen und uns zu demütigen, anstatt neu beten zu lernen, gehen wir auf Abstand, ziehen uns zurück von Gott und von Menschen.

4 4 Wir verlassen die Versammlungen der Gemeinde, verlassen vielleicht sogar Freunde, die Familie, mancher vielleicht sogar seine Ehe, und gehen in die Fremde. Das Leben derer, die sich nicht vor Gott verantwortlich fühlen und denen darum der Unterschied zwischen Gut und Böse meist egal ist, erscheint uns plötzlich attraktiver, als in der Dürre auszuhalten und auf Gottes Eingreifen zu warten. An solch ein Leben in der Gottesferne kann man sich gewöhnen. Zu tun, was alle tun, das geht fast von alleine. Nicht mehr mitzuarbeiten in der Gemeinde, sondern sich nur noch bedienen zu lassen, das hat man schnell gelernt. Sonntags nicht zum Gottesdienst zu gehen, sondern auszuschlafen, dafür braucht man nicht viel Übung. Doch Elimelech hatte nicht viel von seinem neuen Leben. Er starb nach kurzer Zeit. Die beiden Söhne heirateten moabitische Frauen, der eine heiratete Orpa, der andere Ruth. Aber auch dieses Glück dauerte nicht lange wir lesen von zehn offensichtlich kinderlosen Jahren, dann starben beide Söhne. Zweimal heißt es dann von Elimelechs Frau Noomi: und sie blieb zurück V zunächst ohne Mann, aber noch mit zwei Söhnen, und dann ohne Mann und ohne Söhne. Dieses traurige Schicksal führte dazu, dass Noomi später, als sie zurück in die Heimat nach Bethlehem kam, den Leuten dort sagte: Nennt mich nicht Noomi ( lieblich ), sondern nennt mich Mara ( bitter ), denn der Allmächtige hat mir viel Bitteres angetan. Voll zog ich aus, aber leer hat mich der Herr wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Noomi, da doch der Herr gegen mich gesprochen und der Allmächtige mich betrübt hat? V Tut Gott das? Tut er uns Bitteres an? Betrübt er uns? Manchem passt solch ein Gedanke nicht in sein romantisches Gottesbild vom immer lieben Gott :

5 5 Wir haben doch jetzt Jesus. Die Strafe liegt auf ihm sagt uns die Bibel (vgl. Jesaja 53, 5), und wir können nun tun und lassen, was wir wollen, ohne Folgen und Konsequenzen, oder? Das ist ein gefährlicher Irrtum. Klar, manches, was wir erleben und auch erleiden, ist eine Anfechtung oder eine Prüfung unseres Glaubens, und die Frage Warum lässt Gott das zu? stellt sich nicht, weil wir lernen müssen zu fragen: Wozu geschieht uns das, was können wir lernen, wo können wir wachsen? Aber manch anderes, was wir erleben und vielleicht auch erleiden, ist schlicht die Folge eines unheiligen Lebensstils und die Konsequenz falscher Entscheidungen. Manches Erleiden ist sogar Teil von Gottes Erziehung, ist Strafe, die zur Umkehr bringen soll! Und so unwahrscheinlich es klingt: Das, was Gott treibt, uns so zu behandeln, ist seine Liebe, die uns nicht aufgibt, sondern die uns neu und umgestalten will! Wir müssen vorsichtig sein, das einem anderen auf den Kopf zu zu sagen. Skrupelhafte Seelen kann man damit sehr verletzen. Aber für sich selbst vielleicht mit Unterstützung eines Seelsorgers ins Gespräch mit Gott zu gehen und zu fragen: Herr, was habe ich falsch gemacht, wo habe ich Dein Gebot missachtet, was muss ich ändern? Was willst Du mich lehren, wo willst Du mich korrigieren?, das kann sehr heilsam und in jedem Fall hilfreich sein. Solche möglichen geistlichen Zusammenhänge klar zu benennen, gehört zur Verkündigung des Evangeliums dazu! Für Noomi ist es ein Glück, dass sie diesen Zusammenhang erkennt und Gott Recht gibt. Sie bekennt vor ihren Schwiegertöchtern: des Herrn Hand ist gegen mich gewesen. V. 13 Und Noomi hat den Mut, Konsequenzen aus dieser Erkenntnis zu ziehen und umzukehren. Inzwischen hatte sie erfahren, dass der Herr sich seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte. V. 6

6 6 Noomi entscheidet sich, nach Bethlehem zurück zu gehen und sich dem Herrn, der sie so streng behandelt hatte, neu anzuvertrauen. Noomi ordnet ihr Leben zunächst einmal ganz für sich persönlich. Aber da waren ja noch die beiden Schwiegertöchter. Noomi gibt sie frei, ja, sie drängt sie fast, doch bei ihrem Volk und ihren Familien zu bleiben und noch einmal neu anzufangen. Ihr war klar, dass sie den Schwiegertöchtern ja keine neuen Männer beschaffen konnte. In der damaligen Zeit war es für eine Frau das Wichtigste, einen Mann zu haben, um versorgt zu sein. Noomi wünscht ihren beiden Schwiegertöchtern von ganzem Herzen, dass der Segen und die Güte, die die beiden ihren verstorbenen Ehemännern und auch ihr als Schwiegermutter erwiesen hatten, ihnen selbst noch einmal widerfahren mögen. Orpa bleibt daraufhin wirklich im Moabiterland. Aber Ruth nicht ihr Verhalten ist wie ein helles Licht, das durch diese ganze dunkle Familiengeschichte hindurch und aus ihr hervor leuchtet. Darum geben christliche Eltern ihren Kindern immer wieder gerne den Namen Ruth. Auch hier bei uns in der Gemeinde tragen einige Frauen diesen wunderbaren Namen. Und Worte aus der Rede der Ruth an ihre Schwiegermutter haben ihren Weg gefunden bis hinein in manches Trauversprechen bei Hochzeiten: Ruth antwortete: Rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden. V Mitten in dieser tragischen und dunklen Familiengeschichte hatte der lebendige Gott schon begonnen, Segenspläne zu schmieden. Er hatte es gefügt, dass einer der Söhne Elimelechs Ruth zur Frau nahm. Er hatte im Herzen dieser jungen moabitischen Frau Glauben gewirkt und Treue gepflanzt und Gleise gelegt, die sogar einmal ewige Bedeutung haben würden.

7 7 Denn Ruth wird Teil der Linie, aus der später Joseph hervorgeht der Mann von Maria, der menschlichen Mutter Jesu, und somit der Adoptivvater von Jesus, dem Christus, dem Messias und Sohn Gottes und König der Juden und Erlöser aller Menschen. Ruths Name wird im Stammbaum Jesu erwähnt und dies, obwohl sie eine heidnische Frau war. (vgl. Matthäus 1, 5) Und in Bethlehem, dem Haus des Brotes und des Lobpreises, wird Jesus geboren, der von sich später sagt: Ich bin das Brot des Lebens! Johannes 6, 35 Wieder einmal zeigt sich: Gott schreibt auf krummen Linien gerade und er tut das sogar heute noch! Schluss: Wohin mit dem Hunger nach Leben? Weg von Gott oder hin zu ihm? Umkehr und Hinkehr zu Gott lohnen sich immer, weil dann Segensgleise gelegt werden. Die Geschichte von Ruth heute war es vor allem die Vorgeschichte will uns ermutigen, unser Vertrauen ganz auf Gott zu setzen und damit zu rechnen, dass er für unseren Lebenshunger die richtige Lösung hat! Und wenn wir falsche Wege gegangen sind, dürfen und sollten wir umkehren, damit Gott uns segnen kann das ist das, was er am liebsten tut! Es war aber um die Zeit, da die Gerstenernte anging, als Noomi mit ihrer Schwiegertochter Ruth, der Moabiterin, zurückkam vom Moabiterland nach Bethlehem. V. 22 Was dann bei dieser Ernte passiert dazu am nächsten Sonntag mehr. Volkmar Glöckner 2017