Wer bleibt beim Kind? Elterliche Arbeitsteilung im Ländervergleich. Qualitative Interviews mit Müttern und Vätern aus Wien und Kopenhagen.

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1 Wer bleibt beim Kind? Elterliche Arbeitsteilung im Ländervergleich. Qualitative Interviews mit Müttern und Vätern aus Wien und Kopenhagen. Barbara Haas, Margit Hartel und Markus Tumeltshammer WORKCARE PROJECT / Work package 4: Orientations to Work and Care

2 Überblick 1. Fragestellungen und theoretische Ansätze 2. Methode 3. Ergebnisse: Arrangements von Erwerbsarbeit und Care aus der Perspektive der Eltern 4. Ländervergleich: Österreich - Dänemark 5. Schlussfolgerungen

3 1. Fragestellungen 1. Wie werden unterschiedliche Arbeitsteilungsmuster aus Sicht der Eltern erklärt bzw. legitimiert? 2. Wodurch werden Gestaltungsoptionen begrenzt oder erweitert?

4 1. Theoretischer Hintergrund Auflösungstendenzen traditioneller Geschlechterrollen und Arbeitsteilungsmuster Gestaltungsfreiraum aber auch Gestaltungszwang Makroperspektive: Politik: institutionelle Rahmenbedingungen Wirtschaft: Arbeitsmarktstrukturen, Jobbedingungen Kultur: gesellschaftliche Werte und Normen Mikroperspektive: Ressourcen: Bildung, Einkommen, Macht, Prestige Rational Choice: Homo oeconomicus, Opportunitätskosten, Spezialisierung als Vorteil Soziale Konstruktionen und Rollen: doing gender, doing mothering and fathering

5 2. Methodische Durchführung Qualitative Interviews mit Frauen und Männern (gemeinsam im Haushalt) gleichzeitig, aber getrennt und mit Alleinerziehenden. im WORKCARE Projektteam Gesprächsleitfaden entwickelt und in 7 Ländern durchgeführt Grundlage folgender Analyse: 24 Interviews mit Frauen und Männern aus Wien 10 dänische Interviews nach Bildung, Beschäftigungssektor (öffentlich/privat) und Arbeitszeitmuster gestreut deren einziges oder ältestes Kind zw. 5 und 11 Jahren

6 3. Rahmenbedingungen Elternzeit für einen Elternteil Österreich 30 Monate Dänemark 11 Monate einkommensabhängig % der formal betreuten Kinder unter 3 Jahren 4% (EU-SILC 2005) 14% (Stat.Aust.2008) 73% (EU-SILC 2005) Kinderbetreuungskosten in % HHeinkommen (2005) 16% 9% Geschlechtsspezif. Lohndifferenz (2006) 20% 17%

7 3. Arbeitsteilung nach Alter der Kinder Unter 3 Jahre Vorschulalter (3-5 J.) Österreich 10% beide VZ (>30h) 60% männliche Ernährer (Mann VZ, Frau n.e.) 24% beide VZ 33% Frau TZ, Mann VZ 30% männliche Ernährer Dänemark 60% beide VZ 20% männliche Ernährer 80% beide VZ 10% Frau TZ, Mann VZ 10% männliche E. Dreigeteiltes Muster: - Nicht Erwerbstätigkeit - Teilzeit oder - Vollzeit der Frauen Ein dominantes Muster: - Vollzeit beider Eltern - Nicht-Erwerbstätigkeit der Frau selten Quelle: Europäischer Sozialer Survey 2004/2006, eigene Berechnungen

8 3. Legitimierung der Zuständigkeiten von Frauen Wien: Frauen z.t. mehrjährige Pause: die finanziellen Einbußen einer Väterkarenz sind nicht verkraftbar die Wohnung nicht mehr finanzieren zu können sie bleibt zu Hause, um uns nicht einschränken zu müssen Ressourcentheorie Rational-choice Kopenhagen: Frauen meist einjährige Karenzpause: (...) it was just a natural thing to do it that way. And I have always wanted to take as much leave as possible. And his desire was not as big as mine. (Mutter, hohe Bildung, beide VZ) I could never imagine myself without it [=paid work] and me being at home with the children, only. I could never imagine us switching roles ( ). I would go mad, undoubtedly (Vater, hohe Bildung, Frau TZ, Mann VZ) Soziale Konstruktionen doing gender Frau: Mutterrolle, Mann: Berufsrolle

9 3. Care-Ideale als Begrenzung und Erweiterung der Optionen Interviews mit Eltern aus Wien: Naja, weil die Kinder doch klein sind, und da die.., sag ich mal, die Mama brauchen. (Vater VZ, höhere Bildung, Frau TZ) ich möchte nicht jedesmal schauen, dass irgendwer auf meine Kinder aufpasst. (Mutter, geringfügig beschäftigt, niedrige Bildung, Mann VZ)

10 3. Care-Ideale als Begrenzung und Erweiterung der Optionen Interviews mit Eltern aus Kopenhagen Oh that s just a natural thing. That s what children do here in Denmark. They all go to day nursery and kindergarten before going to school ( ) (Mutter, höhere Bildung, Teilzeit, Vater VZ) If we had the financial opportunities, the ideal thing would be that Mary [mother] could take care of the children at home. But, then again, only having her to take care of them also means only her influencing the children. It is healthy for the children to see other things and children. It is healthy that they are not just isolated and protected in their own home. (Vater, niedrige Bildung, beide VZ)

11 3. Care-Ideale: Ihre Schätzungen? Österreich Werte- und Einstellungsstudie (2004) des ÖIF: Die überwiegende Mehrheit (75%) der Befragten würde das Kind nicht vor dem Alter von 3 Jahren in eine externe Betreuungseinrichtung geben. (Kapella und Rille-Pfeiffer, 2007: 46). Dänemark Europäischer Sozialer Survey (2006): Ich bin dagegen, dass eine Frau voll berufstätig ist, wenn sie Kinder unter 3 Jahren hat. Welches Länderergebnis schätzen Sie?

12 3. Care-Ideale als Begrenzung und Erweiterung der Optionen Österreich Werte- und Einstellungsstudie (2004) des ÖIF: Die überwiegende Mehrheit (75%) der Befragten würde das Kind nicht vor dem Alter von 3 Jahren in eine externe Betreuungseinrichtung geben. (Kapella und Rille-Pfeiffer, 2007: 46). Dänemark Europäischer Sozialer Survey (2006): Ich bin dagegen, dass eine Frau voll berufstätig ist, wenn sie Kinder unter 3 Jahren hat. 12% der DänInnen und 56% der ÖsterreicherInnen sind gegen die Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen mit Kindern unter 3 Jahren.

13 3. Unterschiede in Care-Idealen Österreich Dänemark Professionelle Care wird vom Alter der Kinder abhängig gemacht: ab dem 3. Geburtstag steigt Akzeptanz Akzeptanz der Kombination elterliche und nicht-elterliche, professionelle Betreuung: ab dem 1. Geburtstag Für unter drei Jährige die Mutter als die optimale Betreuungsperson Care-Vielfalt: kognitiven und sozialen Entwicklung des Kindes förderlich

14 4. Zusammenfassung: Ländervergleich Österreich Fähigkeiten von Frauen und Männer gelten als per se unterschiedlich naturalisierende Sichtweisen (Soziale Konstruktionen) Längerfristige Optionenvielfalt für Frauen: - Nichterwerbstätigkeit - Teilzeit oder - Vollzeit Legitimationen: -Ressourcen -Rationale Entscheidungen -Care-Ideale altersspezif. Dänemark ein dominantes Muster Kurzfristige Erwerbspause von Frauen und Vollzeit Legitimationen: - Mutterkarenz: doing gender - formale Care gesell. selbstverständl. -Vertrauen in Qualität formaler Care

15 5. Schlussfolgerungen Arbeitsteilung, Rollen- und Care- Ideale unterscheiden sich beeinflusst von politischen, ökonomischen und soziokulturellen Rahmenbedingungen soziale Bilder und Mythen unterliegen gesellschaftlichem Wandel Ländervergleich schärft Blick für vielfältige Voraussetzungen und die notwendige Vielfalt bei der politischen Gestaltung

16 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Zum Nachlesen Zu den Interviewergebnissen: Margit Hartel, Markus Tumeltshammer und Barbara Haas: Alltagspraxen von Eltern mit Kleinkindern, in: Familienbericht 2009 Themensektor VIII, Teil 3, (im Erscheinen) Zur Bedeutung einer dynamischen Perspektive auf Arbeit und Care: Barbara Haas and Margit Hartel (2009 in press): Towards the Universal Care Course Model. Care Policies and Employment Patterns in Austria, the Netherlands and Sweden, in: European Societies. SEITE 16 Kontakt IHS/WU Workshop Beruf und/oder Familie in Europa? 18. Juni 2009, Wirtschaftsuniversität Wien Dr. in Barbara Haas: