Hormone. Die Macht der 182 5/2014

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1 Homöopathie statt Hormone natürliche Hilfe in den Wechseljahren. Im Gespräch mit Heilpraktikerin Alexandra Kasa und Osteopathin Bettina Scheible. Hormone Die Macht der I m Leben einer Frau gibt es immer wieder Zeiten, in denen der Organismus besonders gefordert ist ob in der Pubertät, der Schwangerscha oder in den Wechseljahren. Wenn Frauen älter werden, sorgt die Umstellung des Hormonhaus- haltes o mals für eine Reihe körperlicher und seelischer Veränderungen. Die Monatsblutungen werden zunehmend seltener und unregelmäßiger und hören schließlich ganz auf. Etwa jede dritte Frau leidet unter Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlaf-losigkeit und Nervosität, aber auch Stimmungsschwankungen, Angstgefühle und Depressionen sind mögliche Symptome. Dabei sind die Beschwerden von Frau zu Frau ganz unterschiedlich. Manche bemerken diese 182

2 o.: Stimmungsschwankungen, Übellaunigkeit und Gereiztheit in den einzelnen Zyklusphasen spielen sich verschiedene Vorgänge innerhalb des Körpers ab, klärt Heilpraktikerin Alexandra Kasa auf. u.: Heilpraktikerin Alexandra Kasa (l.) und ihre Kollegin Bettina Scheible, Osteopathin, haben sich in ihrer Praxis in Burgberg auf Frauenheilkunde spezialisiert ( Lebensphase kaum, andere arrangieren sich damit und wieder andere leiden dagegen stark unter der Hormonumstellung.»Gründe für die Beschwerden können in der nachlassenden Hormonproduktion liegen, wobei es hier meist gar nicht immer am Östrogen liegt, wie meist angenommen wird«, klärt Heilpraktikerin Alexandra Kasa auf. Die Wechseljahre sind zwar ein biologischer Einschnitt, aber keine Frau muss unter den hormonellen Veränderungen des Körpers und der Psyche leiden. Schließlich sind die Wechseljahre eine natürliche Veränderung. Heilpraktikerin Alexandra Kasa und ihre Kollegin Bettina Scheible, Osteopathin und Physiotherapeutin, haben sich in ihrer Praxis in Burgberg auf Frauenheilkunde spezialisiert.»im Grunde genommen wäre es wichtig, präventiv zu behandeln, bevor die eigentlichen Wechseljahre überhaupt losgehen«, so die beiden. Sie wollen der Frau die Angst vor den Wechseljahren nehmen. Die Macht der Hormone Hormone sind chemische Botenstoffe, die an fast allen Lebensprozessen beteiligt sind. Sie zirkulieren im Blut in kleinsten Konzentrationen. Der Hormonstoffwechsel, das heißt, der Aufbau und Abbau der Hormone, unterliegt einer exakten Regulierung. Kommt es nun zu einem Ausfall eines Hormons oder wird zu viel oder zu wenig einer Substanz hergestellt, treten Störungen im Stoffwechsel des Organismus auf. Dabei spielen vor allem die Geschlechtshormone, Östrogen, Progesteron und das Testosteron, eine besondere Rolle.»Jede Beeinflussung einer einzelnen Hormonart kann Konsequenzen für das ganze System nach sich ziehen. Schließlich können Hormone nur in einem gut funktionierenden System ihre Aufgaben in vollem Umfang erfüllen«, erklärt Bettina Scheible. In erster Linie geht es darum, dass die Hormone in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Eine Dysbalance der Sexualhormone, allen voran Östrogen und Progesteron, rüttelt den Körper ganz schön durcheinander. Die Heilpraktikerin und ihre Kollegin sind sich einig:»auch wenn weniger Hormone produziert werden oder in einem Ungleichgewicht zueinander stehen, muss nicht zwangsläufig mit künstlichen Mitteln nachgeholfen werden.«bestimmte natürliche Substanzen, die einen positiven Effekt auf die hormonelle Regulation haben, können als sinnvolle und vor allem risikofreie Alternative zur Hormon- erapie eingesetzt werden. Verschiedene Wirkstoffe können über ganz unterschiedliche Mechanismen die typischen Beschwerden lindern, die durch das gestörte, hormonelle Gleichgewicht 183

3 Sexualhormone und ihre Wirkung Hormon der Schönheit Östrogen: Östrogenfunktion: Erhalt von Libido und Potenz, fördert die Einlagerung von Flüssigkeit im Gewebe, wirkt sich positiv auf Haut und Haare aus, steuert die ermoregulation, Stimmungsstabilität, Fänger freier Radikale,... Östrogenmangel: Hitzewallungen, Osteoporose, depressive Verstimmungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Austrocknen der Haut und Schleimhäute. Anti-Aging Hormon DHEA : DHEA-Funktion: Steigert Libido und Wohlbefinden, positiver Einfluss auf die Psyche, erhöht die Knochendichte, wichtig für das Immunsystem. DHEA-Mangel: Depression, Müdigkeit, Übergewicht, trockene, rissige Haut, sexuelle Funktionsstörungen. Schwangerscha shormon Progesteron: Progesteron-Funktion: Schwangerscha erhaltend, Auslösung der Menstruationsblutung, Schutz vor Brustkrebs, unterstützt die Schilddrüse, stimuliert den Schlaf, Schutz vor Altersdiabetes,... Progesteron-Mangel: Menstruationsprobleme, Fehlgeburten, Unfruchtbarkeit, Bluthochdruck, Burn-out-Syndrom, Zyklusunregelmäßigkeiten, Menstruationsprobleme, Endometriose (chronische Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut), Migräne,...»Männerhormon«Testosteron: Testosteron-Funktion: eigentlich ein»männliches«hormon, aber auch Frauen brauchen es, steigert die Libido, sorgt für ein straffes Bindegewebe. Testosteron-Mangel: Leistungsabfall, Schlafstörungen, Müdigkeit, Cellulitis, Übergewicht, Muskel- und Gelenkbeschwerden, Konzentrationsmangel, depressive Verstimmung, sexuelle Unlust. Das Stresshormon Cortisol: Cortisol-Funktion: Cortisol ist das körpereigene, aktive Cortison und schützt den Körper vor negativen Folgen von starkem Stress; sorgt für eine sinnvolle Anpassung an aktuelle Umweltbedingungen, wirkt stark entzündungshemmend, trägt zusammen mit Insulin zur Regulierung des Blutzuckerspiegels bei. Cortisol-Mangel: Stimmungsschwankungen, geringe Stressresistenz, Energieloch am Morgen und Nachmittag, Gewichtszunahme mit Schwierigkeiten wieder abzunehmen, Schmerzen im Rücken- und Nackenbereich ohne erkennbare Ursache,... hervorgerufen werden. Diese Substanzen sind in der Regel nebenwirkungsfrei, gut verträglich und für eine Langzeitbehandlung gut geeignet. Eine Zeit des Umbruchs Pia M., 48, leidet seit einiger Zeit unter Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen und unerklärlichen Rückenschmerze. Einen ersten Aufschluss über ihren Hormonhaushalt gibt die Mit einem Hormonspeicheltest können Hormone getestet und bestimmt werden. 184

4 Hormondiagnostik aus dem Speichel. Sie erlaubt die Bestimmung der Hormone DHEA, Progesteron, Östradiol, Estriol, Testosteron und Cortisol. Die Probenentnahme erfolgt dabei um den 21. Zyklustag, ist schmerzlos, schnell und kann zuhause erfolgen. Eine zusätzliche Hormondiagnostik aus dem Blut analysiert die Werte für die Schilddrüse und evtl. weitere Hormone sowie Vitamine und Mineralstoffe. Auf den Ergebnissen aufbauend erstellen Alexandra Kasa und Bettina Scheible ein passendes Behandlungskonzept. Naturheilmittel, Homöopathie, Akupunktur, Osteopathie und verschiedene weitere erapien sollen dabei helfen, eine neue Balance zu finden und die Selbstheilungskrä e anzuregen. Ihnen ist es wichtig, dass die Patientin wieder lernt, sich als Frau anzunehmen.»häufig ändert sich in diesem Lebensabschnitt mehr als nur der Hormonspiegel. Die Kinder verlassen das Haus, Haushalt und Kindererziehung treten in den Hintergrund. Viele Frauen Eine Hormoncreme aus natürlichen, bioidentischen Hormonen kann helfen, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. müssen dann ein neues Selbstverständnis entwickeln«, so die Osteopathin. Bei Pia lässt sich ein erhöhter Östrogenspiegel feststellen, sowie vernarbtes Gewebe eines Kaiserschnitts. Zur Besserung der Wechseljahres-

5 beschwerden hil o schon die Umstellung von Gewohnheiten. Bei der Ernährung gilt:»auf Kaffee und Alkohol verzichten, viel Gemüse und Hülsenfrüchte essen, wenig Fleisch und fette Milchprodukte.«Bewährte Präparate aus der Naturmedizin sind dabei bio-identische Hormone, HSC-Globuli oder homöopathisch aufbereitete Hormon-Cremes. Sie entsprechen im Gegensatz zu synthetischen Hormonen in ihrer chemischen Struktur zu 100 % den körpereigenen Hormonen. So lassen sich natürliche Hormone aus der Yamswurzel herstellen. HSC-Globuli sind homöopathische Komplexmittel, in denen nicht nur ein Einzelhormon enthalten ist, sondern auch entsprechende Hormonvorstufen homöopathisch integriert wurden. Der Organismus erkennt naturidentische Hormone als körpereigen an. Hormone im Gleichgewicht Im Fall von Pia rät Alexandra Kasa zu einer homöopathisch auf D4 handpotenzierten Hormoncreme. Bettina Scheible löst osteopathisch Vernarbungen und Verwachsungen im Bauchbereich. Sie ertastet bei der Untersuchung das menschlichen Gewebe Schicht für Schicht. Durch diese Art des»hineinhorchens«spürt die erapeutin Spannungsmuster und Bewegungseinschränkungen auf, die mit speziell für die Osteopathie entwickelten Techniken behandelt werden.»die hormonelle Dysbalance ist keine schulmedizinische anerkannte Diagnose, da sie systemisch geprägt ist und sich nicht einfach auf ein einheitliches Krankheitsbild reduzieren lässt«, erklärt Alexandra Kasa. Aufgrund des komplexen Zusammenspiels von Hormonen, der vielen beteiligten Organsysteme und generell der großen Bedeutung des Hormonsystems für Gesundheit und Wohlbefinden, gehört die Behandlung daher in die Hände erfahrener Krä e. Die beiden Frauen sind sich einig:»wer sich in seiner Haut richtig wohl und gesund fühlen möchte, sollte darauf achten, dass er sich ganzheitlich im Reinen hält. Körper, Seele und Geist spielen eine gleichgroße Rolle und sollten im harmoni- Lebensweise, Ernährung und Umwelt üben Einflüsse auf den menschlichen Organismus aus. 1. Äußere Faktoren, die das Hormonsystem beeinflussen Hormonell gesteuerte Verhütungsmaßnahmen Pille, Hormonspirale, Hormonpflaster u.a. Medikamente mit Einfluss auf das Hormongeschehen (u.a. Psychopharmaka) Hormonersatztherapie mit künstlichen Hormonen Kosmetika mit Hormonanteilen Hormonell belastete Ernährung Hormonelle Abbauprodukte von Medikamenten im Trinkwasser Synthetische Substanzen mit hormonähnlicher Wirkung wie Weichmacher in Plastik, innen beschichtete Konservendosen ab 2015 verboten Weichmacher für Kunststoffe, PVC, Kunstleder, Farben, Kunststoffe Insektizide (v.a. DDT), Herbizide Parabene z.b. als Konservierungsstoff in Kosmetika 2. Organische Faktoren, die das Hormonsystem beeinflussen Entfernung der hormonproduzierenden Eierstöcke bei der Frau Entfernung der Gebärmutter Wechseljahre Schilddrüsenprobleme Nebennierenschwäche schen Gleichgewicht zueinander stehen. Nur wenn unsere wichtigsten Hormone in Balance sind, können wir uns dauerha wohl fühlen.«text: Johanna Strodl; Fotos: Johanna Strodl (5), Ambrophoto / fotolia.com, Sonja Birkelbach / fotolia.com