Original Huwwel-Kraxler

Transkript

1 Original Huwwel-Kraxler September 2013 Heilbronner Höhenweg

2 Erster Tag: Fahrt nach Oberstdorf und Aufstieg zur Rappenseehütte Huwwel-Kraxler Tour Dieses Jahr sollte es endlich mit dem Heilbronner Höhenweg klappen. Letztes Jahr war der Weg wegen Schneefall gesperrt. Heuer ist Sommerwetter und Temperaturen um die 30 Grad gemeldet. Frühmorgens um 06:00 Uhr ging s raus aus den Federn. Die Fahrt nach Oberstdorf sollte beginnen. Rucksack und Wanderschuhe in den Kofferraum verpackt, alles nochmals überprüft und los ging s. Unterwegs habe ich noch die Huwwel-Kraxler Kollegen Stefan Schreck, Stefan Forster und Patrick Andres eingeladen. Über die A8 ging es dann Richtung Allgäu. Normalerweise dauert die Anfahrt ca. 4h, diesmal waren wir wegen Unfällen und defekten LKW s ca. 7 Stunden unterwegs. Die Route: Oberstdorf Birgsau - Rappenseehütte Kemptner Hütte Spielmannsau - Oberstdorf In Oberstdorf haben wir das Auto auf dem Parkplatz unseres Hotels, der Traube Oberstdorf, abgestellt. Mit dem Bus fuhren wir dann zu unserem Startpunkt, dem Örtchen Birgsau (956m) im Stillach-Tal. Von dort an ging es dann auf die erste Etappe zum ersten Tagesziel der Tour, der Rappenseehütte, 2093 m hoch gelegen. Das Wetter hervorragend, die Sonne scheint und wir kamen schon bald ins Schwitzen, auch wenn sich der erste Teil des Anstieges bis zur Kleinsiedlung Einödsbach recht flach gestaltete. In Einödsbach machten wir eine kurze Fotopause, da man einfach einen herrlichen Blick auf die Trettachspitze, Mädelegabel, Hochfrottspitze und Bockkarkopf genießen konnte.

3 Ab hier wurde der Weg dann langsam aber stetig steiler. Die steilen, felsdurchzogenen Serpentinen bis zur Enzianhütte sind mit hohen grünen Buschgewächsen, Latschen und Staudenpflanzen umgeben, was die Sonneneinstrahlung und den Schweißverlust tropisch werden ließ. Nach ca. 4 Stunden erreichten wir dann die Enzianhütte (1804m), unser erstes Zwischenziel der Tagesetappe. Hier war die erste Rast angesagt. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick Tal auswärts nach Oberstdorf und Sonthofen, aber auch auf die auf der anderen Talseite liegenden Schafalpenköpfe und die Gipfel des Mindelheimer Klettersteiges. Bis hierher hatten wir schon 850 Höhenmeter zurückgelegt.

4 Nach der Pause ging es dann weiter. Zunächst recht flach querten wir die Hänge unterhalb der Hütte und stiegen schließlich nochmals in steileren Serpentinen bergauf. Nach einer weiteren schweißtreibenden Stunde, 1102 Höhenmetern und 7,45 im Anstieg zurückgelegten Kilometern erreichten wir schließlich die herrlich gelegene Hütte, die idyllisch eingebettet in einem Kessel beim Rappensee liegt. Das engagierte, superfreundliche Personal der Hütte unterstützte uns dabei, mit gut gekühltem Bier den hohen Flüssigkeitsverlust wieder aufzufüllen. Allerdings machte sich das in der sprachlichen Artikulation bemerkbar Die gute Küche und herrliche Kuchenauswahl schützte uns vor etwaigem Substanzverlust. Wie in den Jahren davor waren wir auch heuer wieder mit die ersten, die müde und abgekämpft in die Betten fielen.

5 Zweiter Tag Der Heilbronner Höhenweg zur Kemptner Hütte Der nächste Morgen - wolkenloser Himmel und herrliches Morgenrot es geht nach einem guten Frühstück gegen 07:45 Uhr (mit etwas flauem Gefühl im Magen) schon los. Der Heilbronner Weg, ein alpiner Höhensteig erster Güte, wartete schon ungeduldig auf uns. Wir reihten uns in die aufsteigenden Gruppen ein, die langsam bergauf stiegen. Durch ein trümmergefülltes Kar und durch einen nassen, oft vereisten, aber drahtseilgesicherten Kamin kamen wir zum Ausgangspunkt des berühmten Weges. Das imposante Kar inmitten hoch aufragender Felsgipfel entstand während der letzten Eiszeit. Hier ernährte sich ein Gletscher, dessen Ausläufer vor langer Zeit bis nach München reichten. In einer Höhe zwischen 2400 und 2600 m, etwa 300 Höhenmeter über der Rappenseehütte, beginnt der gut angelegte, zum Teil seilversicherte Felssteig. Da wir auf der Nordseite aufsteigen, ist die Luft doch noch sehr kühl an diesem herrlichen Spätsommermorgen. Der Weg, der fast nur aus Geröll besteht, ist sehr gut zu erkennen. Er führt zunächst, die Bänder der Nordwand querend, mit mäßiger Steigung bergan. Die Verhältnisse sind sehr gut, die Schneefelder fast völlig abgetaut. Das letzte Stück führt in Serpentinen bis zur Weggabelung und ist noch mal etwas steiler.

6 Kurz hinter der Gabelung, als es dann auf den eigentlichen Heilbronner Weg geht, erreichten wir dann das erste kleine Schneefeld. Danach passierten wir das "Heilbronner Thörle", ein schmaler Felsspalt, der den eigentlichen Eingang des Heilbronner Weges darstellt. Auf jeden Fall ein dankbares Fotomotiv. Nach weiteren zwanzig Minuten, jetzt in der wärmenden Spätsommersonne gehend, erreichten wir die "Leiter", die wahrscheinlich spektakulärste Stelle des Weges. Die Leiter darf auf keiner "Heilbronner Weg" - Postkarte fehlen, dabei ist es nicht mehr als eine normale Metall-Sprossenleiter, mit der wir einen Felsenturm überwinden, der ansonsten Kletterei verlangen würde. Ganz wohl war bei dem Anblick keinem. Als wir die Leiter überwunden hatten, kam hinter uns ein Jogger!!! Da staunten wir dann doch etwas. Ohne Rucksack, mit Wasserflasche und Joggingschuhen, legte der Hochleistungssportler die ganze Strecke im Laufschritt zurück. Auf die Frage, was er denn hier macht, antwortete er, dass er heute die Strecke Oberstdorf Rappenseehütte Heilbronner Weg Kemptner Hütte Oberstdorf, die man als Bergwanderer in 3 Tagesetappen zurücklegt, an einem Tag absolvieren wollte!!! Na ja, jedem wie er mag.

7 Gleich nach der "Leiter" kommt dann noch die "Brücke", über die man dann auf den Steinschartenkopf in 2615 Metern Höhe gelangt. Ein klassischer ist der Heilbronner Weg nicht, das ganze grenzt aber doch schon an einen alpinen Klettersteig, macht aber Spaß und verleiht der ganzen Route gleich etwas Wildheit Der Bergkamm ist hier nur einige wenige Meter breit, im Norden und Süden fallen die Felswände steil Richtung Tal ab. Der Weg nach der Brücke war dann auch kein Weg mehr. Es ging dann weiter über reinen Fels. Und das Ganze auch noch ohne Seilabsicherung. Da war dann das flaue Gefühl wieder im Magen.

8 Vom Steinschartenkopf führte der weitere Weg am wilden Mann vorbei dann erst mal wieder bergab zur Socktalscharte (2446m). Der Abstieg zur Scharte gestaltet sich als sehr steil, aber gut zu gehen. Aufgrund des Platzmangels ist dies jedoch kein besonders guter Platz für einen gemütlichen Aufenthalt. Dem Abstieg folgt ein erneuter Aufstieg auf einen weiteren Gipfel. Oben angekommen sahen wir, dass sich vor der Bockkarscharte noch ein weiterer Berg aufbaut. Wir nahmen also einen erneuten Abstieg in Angriff, der uns auf der Nordseite wieder einige Meter hinab führte. Auch hier sind zahlreiche Drahtseil-Versicherungen angebracht, die helfen sollen, die etwas steileren Passagen problemlos überwinden zu können. Der nächste Gipfel, den wir erreichten, war der Bockkarkopf (2609 m). Hier machten wir ne kleine Pause, da der Blick auf viele weitere Gipfel einzigartig war. Ab hier führte uns der Weg dann zur gleichnamigen Scharte hinab. Der schroffe und felsige Abstieg vom Bockkarkopf erforderte noch einmal ein hohes Maß an Konzentration und Trittsicherheit. Die Bockkarscharte markiert das Ende vom Kernstück des Heilbronner Weges.

9 Bald danach erreichten wir den Schwarzmilzferner unterhalb der Mädelegabel. Kein Ferner (österreichisches Wort für Gletscher) im eigentlichen Sinne, sondern nur ein großes, recht flach nach Süden abfallendes Schneefeld, das wir queren mussten. Die Bergschuhe in den Schnee hauend, stiegen wir über das Schneefeld weiter ab. Nachdem wir nun die aufregendsten Passagen des Heilbronner Weges hinter uns hatten, stand uns noch der Abstieg zur "Schwarzen Milz", vorbei an einem kleinen Bergsee, bevor. Der Abstieg gestaltete sich nun etwas flacher, aber auch etwas eintöniger - die spektakulärsten Abschnitte waren geschafft. Am Mädele- Joch (1974m) angekommen, sahen wir zum ersten Mal die Kemptner Hütte, noch etwa 150 Meter unter uns liegend. Nach weiteren 20 Minuten erreichten wir dann das zweite Tagesziel, die Kemptner Hütte.

10 Die Kemptner Hütte ist eine Schutzhütte der AV-Sektion Kempten. Sie wurde 1891 erbaut und in den Jahren 1904, 1925, 1931, 1971 und 1991 erweitert. Die Kemptner Hütte liegt wildromantisch am Rande eines saftig grünen Wiesenkessels, oberhalb des Sperrbachtobels. Umringt von felsig-imposanten Bergen wie dem Kratzer, dem Muttler oder des Krottenspitzgrates ergeben sich vor allem in der Abenddämmerung eindrucksvolle Lichtstimmungen, allem voran die abendliche Rotfärbung des Krottenspitzgrates. Aufgrund der fruchtbar-lehmigen Fleckenmergelschichten innerhalb des Kessels leben zahlreiche Murmeltiere in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hütte. Nach einem quali- und quantitativ hervorragenden Rinderbraten mit Knödel und einigen Bierchen ließen wir beim Kartenspiel den zweiten Tag gemütlich ausklingen.

11 Dritter Tag: Abstieg nach Oberstdorf In der Nacht hatte es dann geregnet. Man hörte ein starkes Gewitter und der Regen prasselte auf das Dach. Trotzdem hatten wir allesamt gut geschlafen. Gegen 06:00 Uhr standen wir dann auf. Die Sonne kam wieder über den Berg und wärmte die Luft. Nach einem kleinen Frühstück machten wir uns an den Abstieg. Der Weg Richtung Tal war durch den nächtlichen Regen dann aber doch sehr matschig und die Felsen rutschig. Hier waren uns die Wanderstöcke eine große Hilfe. Wieder überholten uns zwei Mädels vom Olympiastützpunkt Oberstdorf im Laufschritt. Je mehr wir uns dem Tal näherten, desto wärmer wurde es. In Spielmannsau angekommen, machten wir erstmal Rast und stärkten uns mit Weißbier, Buttermilch und Radler, bevor es dann per Pedes weiter ging. Kurz vor 14:00 Uhr erreichten wir dann wieder unseren Ausgangspunkt der Tour, das Hotel Zur Traube. Dort feierten wir am Abend noch Patricks Geburtstag, bevor es dann Sonntagsmorgens zurück in die Heimat ging.

12 Fazit: Eine wunderschöne Huwwel-Kraxler Tour, mit Teils doch sehr schwierigen und anstrengenden Passagen, herrlichem Spätsommerwetter und gut gelaunten Teilnehmern. Auf ein neues im nächsten Jahr. Eure Original Huwwel-Kraxler