Reisebericht Portugal 2011

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1 Reisebericht Portugal Reisefreudige wollten mit der Turnabteilung der Spvg Steinhagen einmal Portugal außerhalb der bekannten touristischen Reiseziele kennen lernen. Wer macht schon Urlaub in Mittel- oder Nordportugal? Das 7-tägige Programm sah folgende Ziele vor: Porto Coimbra Conimbriga Batahla Lissabon Alcobaca Nazaré Obidos Evora Sintra. Als Reisezeit hatten wir die Woche vom 23. bis 29. Oktober in den Herbstferien geplant. Am Samstag, dem , fuhren wir mit einem Bus nach Hannover und flogen von hier mit Air Berlin um 11:25 Uhr über Palma nach Porto. Nach 5-stündiger Flugzeit erreichten wir um 15:30 Uhr westeuropäischer Zeit Porto, d.h., die Uhr musste wie in England eine Stunde zurückgestellt werden. Auf dem Flughafen erwartete uns bereits unsere Reiseleitung der Weber Touristik, Calle Weber und Maria Thöle, mit einem örtlichen Reiseleiter. Der Reiseleiter mit Namen Americo begleitete uns auf allen unseren Fahrten bis zum Rückflug. Das erhoffte Sonnentanken vor dem Winter fiel im Sinne des Wortes ins Wasser. Schon beim Anflug auf Porto gerieten wir in einen Sturm mit heftigen Regenschauern, die uns bis einschließlich Donnerstag immer wieder die Regenschirme aufspannen ließen. Am nächsten Tag standen nach einer Stadtrundfahrt die ersten Besichtigungen auf dem Programm: der Börsenpalast, die Kirche Sao Francisco und die Markthallen. Nachdem wir durch die Pracht des Arabischen Saals im Börsenpalast aus dem Staunen kaum noch herauskamen, ließ uns der mit Blattgold verzierte Innenraum der Kirche Sao Francisco fast den Atem stocken. Nach einem Gang durch die Markthallen hatten wir genügend Zeit zu einem Bummel durch das historische Zentrum Ribeira mit den bunten denkmalgeschützten Häusern an der Mündung des Flusses Douro in den Atlantik.

2 Anschließend probierten wir nach einer Führung durch eine Portwein-Kellerei in der Nachbarstadt Villa Nova de Gaia den hellen und roten Portwein. 2 Die Zeit bis zum gemeinsamen Abendessen stand zur freien Verfügung. Viele zog es wegen der Fliesenbilder an den Wänden, Azulejos genannt, in die Bahnhofshalle. Auf den Kacheln sind in riesigen Dimensionen historische Ereignisse aus der Geschichte Portugals und Szenen aus dem Landleben zu bestaunen. Das nächste Ziel war die Buchhandlung Lello, die älteste Buchhandlung in Porto. Sie beeindruckt durch die in den ersten Stock führende Jugendstiltreppe, durch Holzschnitzereien sowie durch das farbige Glasfenster an der Decke.

3 3 Durch die Nähe zur Universität fielen uns auf den Straßen große Gruppen von Studenten in ihren traditionellen schwarzen Umhängen auf, die, wie wir erfuhren, in einem Zeremoniell die Erstsemester lautstark in ihren Fakultäten aufnahmen. Am nächsten Tag, am Dienstag, dem 25. Okt., verließen wir nach dem Frühstücksbuffet Porto und fuhren in Richtung Lissabon. Auf dem Wege dorthin liegt die drittgrößte Stadt Portugals, die Universitätsstadt Coimbra, auf einem Berg über dem Rio Mondego.

4 4 Unser Reiseführer Americo führte uns durch das Eiserne Tor der Universität in den weiten Hof mit dem Schulpalast und der Via Latina (Lateinischer Weg), in der die Schüler nur lateinisch sprechen durften. Schmuckstück des Universitätskomplexes ist die barocke Bibliothek mit ihren bemalten Decken und Schnitzregalen, überzogen mit Blattgold. Hier stehen mehr als kostbare, kunstvoll gebundene Bücher. Gleich nebenan ist die Universitätskapelle, in der uns die mit hellen Farben bemalte Decke sofort auffiel, großartig auch die mit Azulejos bis zur Decke hinauf geschmückten Wände. Prunkstück aber ist die barocke Orgel. Auf unserem anschließenden Weg durch Coimbra erwartete uns eine Überraschung. Unsere Reiseleitung führte uns in ein Fadolokal in der Nähe der Alten Kathedrale, in dem wir eine halbe Stunde lang dem Fado, vorgetragen von jungen Studenten, lauschten. Das Besondere am Fado von Coimbra ist, dass die romantischen Lieder ausschließlich von männlichen Studentengruppen in ihrer typisch schwarzen Tracht, bestehend aus Anzug und Umhang, gesungen werden.

5 5 Anschließend brachte uns unser Bus zu dem nur wenige Kilometer entfernten Ausgrabungsfeld der antiken Römerstadt Conimbriga. Wir hatten ausreichend Zeit für eine Besichtigung, bevor wir unsere Fahrt fortsetzten. Unser nächstes Ziel war Batalha, das wegen seines Dominikaner-Klosters bekannt ist und das heute UNESCO-Weltkulturerbe ist. Es soll der wohl schönste gotische Bau in Portugal sein. Wie uns unser Reiseführer Americo erklärte, wurde das Kloster zum Dank für den Sieg Portugals über das Königreich Kastilien im 14. Jh. errichtet. Der Sieg sicherte Portugal die Unabhängigkeit. Bei der Besichtigung des Klosters wurden wir von unserem Reiseführer auch auf den Sarkophag Heinrich des Seefahrers aufmerksam gemacht.

6 6 Danach setzten wir unsere Fahrt fort, erreichten am späten Nachmittag Lissabon und bezogen unsere Zimmer im zentral gelegenen Hotel Mundial. Lissabon, einst Hauptstadt der halben Welt, ist erbaut auf sieben Hügeln am Fluss Tejo. Für den nächsten Tag standen Besichtigungen in der portugiesischen Metropole auf dem Programm. Der Himmel war bereits am frühen Morgen stark bewölkt und wir hatten darum auch unsere Regenkleidung und Regenschirme griffbereit. Wir begannen unsere Unternehmungen mit einer Besichtigung der Oberstadt und fuhren mit einer altertümlichen Standseilbahn von der Unterstadt (Baixa) in die Oberstadt (Barrio Alto) mit den engen und z. T. steilen Gassen. An der Kirche Sao Roque durften wir natürlich nicht vorbei gehen. Sie gehört zu den prunkvollsten Gotteshäusern Portugals und bei der Ausstattung spricht man sogar von einem Goldrausch. Am Nachmittag oder am folgenden Tag ließen es sich die meisten nicht nehmen, mit dem Fahrstuhl de Santa Justa, eine kunstvolle Eisenkonstruktion, in die Oberstadt zu fahren. Der Höhenunterschied beträgt 32 m. Von einer Aussichtsplattform, die man über eine Wendeltreppe erreicht, hat man einen überwältigenden Blick auf das Häusermeer Lissabons.

7 Unsere Reiseleitung lud uns anschließend in das Café Antiqua Confaitaria de Belém ein, um dort die in Lissabon bekannten süßen Eier-Sahne-Törtchen, die Pastéis de Belém, zu probieren. Über die vielen azulejosgeschmückten Säle im Café, die Hunderte von Gästen aufnahmen, waren wir doch ziemlich erstaunt. 7 Nicht weit entfernt liegt das im 16. Jh. erbaute Jerónimos-Kloster, eines der schönsten Baudenkmäler Lissabons im manuelinischen Baustil, einer portugiesischen Variante der Spätgotik. Es ist eine gewaltige Anlage mit einer 300 m breiten Fassadenfront und der Hallenkirche mit den Königsgräbern rund um den Altarbereich. Nahe dem Westportal steht der Sarkophag von Vasco da Gama. Den Säulenwald im Kircheninnern und den doppelstöckigen Kreuzgang mit seinem ornamentalen Schmuck fanden wir besonders sehenswert.

8 Am zur Überwachung der Hafeneinfahrt am Tejo erbauten Torre de Belém, dem berühmtesten Wahrzeichen Lissabons, hielt unser Bus. Wegen des drohenden Regens verließen nur wenige den Bus, um sich das Denkmal aus der Nähe anzusehen. Kurz danach setzte auch schon ein heftiger Regen ein, der weitere Besichtigungen unmöglich machte. 8 Am Denkmal der Entdeckungen, dem auf einem stilisierten Schiffsbug stehende überlebensgroße Figurengruppe mit den Seefahrern aus der Entdeckerzeit, konnten wir wegen des strömenden Regens leider nicht mehr aussteigen. Das weitere Programm des heutigen Tages war damit im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Dem Tagesausflug am Do., dem 27. Okt., nach Alcobaca, Nazaré und Obidos sahen wir voller Erwartung entgegen. Die drei Orte liegen bis zu 120 km nördlich von Lissabon. In Alcobaca steht Portugals größtes Kloster, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

9 Schlicht und kahl, aber gewaltig, so könnte man den gotischen Innenraum der Abteikirche Santa Maria bezeichnen, der gemäß der Ordensregel der Zisterzienser auf jeden Prunk verzichtet. Sie ist zwar mit ihrer Barockfassade nicht gerade das schönste Gotteshaus des Landes, jedoch das größte und schon wegen einer bitterschönen mittelalterlichen Love-Story einen Stopp wert. In seiner frühgotischen Kirche erinnern zwei prunkvolle Sarkophage an das Liebesdrama zwischen dem späteren König Pedro I. und der kastilischen Hofdame Inês de Castro, die Pedros Vater ermorden ließ. Die Sarkophage stehen einander gegenüber, damit sich, wie man sagt, Pedro und Inês nach ihrer Auferstehung am Jüngsten Tag gegenseitig in die Augen sehen können. 9 Während unseres Rundganges hörten wir einen Gesang mit einer hellen, klaren Stimme. Wir gingen dem Gesang nach und kamen zu einem kleinen Raum, in dem der Contratenor Luis Pe as sang. Begleitet wurde er von einer Klavierspielerin. Wir setzten uns auf die Stühle und hörten andächtig zu.

10 10 Als wir das Kloster verließen, erwartete uns schon wieder ein starker Regenschauer. Den warteten wir ab und fuhren dann weiter nach Nazaré. Nazaré ist ein idyllisches Fischerdorf, das wegen seines langen Sandstrandes zu den beliebtesten Badeorten der Region zählt. In dem direkt am Meer gelegenen Fischrestaurant S. Miguel wurde uns Dorade serviert. Es war bewölkt und windig. Wohl fasziniert von den hohen Wellen gingen einige zum Strand bis zum Spülsaum. Dort wurden sie von einer noch höheren Welle überrascht. Eine Mitreisende wurde durch sie umgerissen und völlig durchnässt. Alle liefen, so schnell sie konnten, vom Wasser weg. Ein Polizist, der uns anschließend vor dem Aufenthalt am Spülsaum warnte, sprach von 7 m hohen Wellen.

11 11 Das nächste Ziel war Obidos, das in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz steht. Die Stadtbefestigung mit einer Stadtmauer und einer Burg ist bis heute unverändert. Auch der Aquädukt vor der Stadtmauer ist noch weitgehend erhalten. Sehenswert fanden wir die Renaissancekirche Santa Maria. Die Kirche ist mit blauen Azulejos ausgekleidet und enthält zahlreiche Gemälde. Bei unserem Stadtrundgang fielen uns die vielen Oleander und Bougainvilleen auf, die über Mauern, Treppen und Fenster wuchern. In den schmalen Gassen reihen sich Läden an Läden und bieten eine reiche Auswahl an Kunsthandwerk an. In den kleinen Kneipen bietet man den Sauerkirschlikör Ginja an, den auch einige probierten oder als Souvenir mit nach Hause nahmen. Weil es heute trocken war, hatte unsere Reiseleitung am frühen Abend ein Picknick vorbereitet, das eigentlich für gestern vorgesehen, aber wegen des Regens ausgefallen war. Für das Picknick hatten sie den Aussichtspunkt im Parque Edoardo VII mit einem herrlichen Blick auf die Stadt ausgesucht

12 12 Der nächste Tag, Fr., der 28. Okt., kündigte sich endlich mit Sonne an. Deswegen holten wir jetzt auf der Fahrt nach Evora einen für den vergangenen Mittwoch vorgesehenen Programmpunkt nach: den Aussichtspunkt an der Christusstatue (Cristo Rey) oberhalb des Tejo. Von dort hatten wir einen wunderschönen Blick auf Lissabon. Anschließend fuhren wir weiter durch den Alentejo, wo Kork- und Steineichenwälder, Weinberge und Olivenhaine die Landschaft bestimmen, nach Evora. Die ganz von einer römischen Ringmauer umgebene Stadt nennt man wegen ihrer mittelalterlichmaurischen Baudenkmäler, der Kathedrale, zahlreicher Kirchen und des römischen Tempels auch Museumsstadt. Evora wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Wir hatten genügend Zeit, uns die Stadt anzusehen. Unverständlicherweise waren die Kathedrale und die anderen Kirchen von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr geschlossen, sodass wir keine Möglichkeit zu einer Besichtigung hatten. Der Diana-Tempel ist das Wahrzeichen Evoras. Der Nachmittag stand in Lissabon wieder zur freien Verfügung.

13 Bevor wir am letzten Tag die Heimreise antraten, brachte uns am Vormittag unser Bus auf dem Weg nach Sintra noch zum Denkmal der Entdecker. Hier holten wir unser Gruppenfoto nach. 13 In Sintra, der früheren Sommerresidenz der portugiesischen Könige, angekommen, fielen uns bereits von weitem die zwei konischen Küchenschornsteine auf, die wie riesige Sektflaschen aus dem Königsschloss, dem Palácio National, herausragen. Was uns bei einem Rundgang durch das Schloss als erstes ins Auge fiel, waren die wunderschönen weiß-blauen Azulejos an den Wänden, die die ältesten von ganz Portugal sein sollen. Durch die Dekorationen an den Decken werden die verschiedenen Säle als Wappen-, Schwanen- und Elsternsaal bezeichnet. Jeder Saal hat seine eigene Geschichte. Zu den eindruckvollsten Beispielen portugiesischer Fliesenkunst gehört der Palácio National in Sintra, den wir gerade besichtigt haben

14 14 Die vielen Azulejos haben uns immer wieder beeindruckt. Sie prangen an und in Kirchen und Palästen, in Cafés und Restaurants, in Bahnhöfen und Markthallen sowie an Hausfassaden. Azulejos erzählen auf kolossalen, zusammengesetzten Bildern vom beschwerlichen Leben der Bauern und Fischer und geben einen Einblick in die Geschichte Portugals.. Dann hieß es Abschied nehmen von Portugal. Am Nachmittag erreichten wir den Flughafen Lissabon, wo sich unser Reiseführer Americo von jedem einzelnen verabschiedete. Wir flogen mit Air Berlin über Palma nach Düsseldorf. Dort erwartete uns bereits ein Bus für unsere Heimfahrt nach Steinhagen. Hildegard Dreyer