Was macht man denn bloß in Island im Winter?

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Was macht man denn bloß in Island im Winter?"

Thomas Busch
vor 6 Jahren
Abrufe

Was macht man denn bloß in Island im Winter? Diese Frage hörte Katharina Merther nicht nur einmal, als sie von ihrem Vorhaben erzählte, Island einmal im Winter zu besuchen.

1 Was macht man denn bloß in Island im Winter? Diese Frage hörte Katharina Merther nicht nur einmal, als sie von ihrem Vorhaben erzählte, Island einmal im Winter zu besuchen. Natürlich gibt es dort im Winter nur Eis und Schnee. Aber genau so wollte sie Island nach vielen Sommerreisen auf die Insel einmal sehen und hat für den Tölt.Knoten ein kleines Reisetagebuch geführt. Also fahren wir doch einfach mal mit. Das Wetter als Reiseplaner Herrlicher Sonnenschein und bitterkalter Wind begrüßen uns, als wir an einem Sonntagabend im März den Flughafen in Keflavík verlassen. Also erstmal schnell nach einer warmen Mütze kramen. Und damit sieht Island dann wirklich freundlich aus. Wenn man Island im Winter besucht, dann erwartet einen zuerst einmal Wetter Wetter in allen Variationen: Sonnenschein, leichter Schneefall, starker Schneefall, Wind, Sturm, Schneesturm manchmal alles abwechselnd innerhalb von 30 Minuten oder sogar gleichzeitig. So ist es nicht verwunderlich, dass zweibeinige Isländer sehr wenig und wenn überhaupt, dann nur sehr kurzfristig planen. Das Wetter entscheidet darüber, was man wann unternehmen kann. So gestalten auch wir unsere Tage isländisch. Außer dem Hotel in Reykjavík und dem Leihwagen haben wir nichts gebucht. Erst nach dem allmorgendlichen Blick auf die Wettervorhersage entscheiden wir uns für ein Tagesprogramm. Die Reykjaneshalbinsel mit ihren vier aktiven Vulkansystemen und zahlreichen heißen Quellen erleben wir bei Sonnenschein. Die Hochtemperaturgebiete Seltún und Gunnuhver haben wir für uns alleine. Natur und Ruhe soweit das Auge reicht und außer uns 1

keine Menschenseele. Eine fast magische Seite Islands finden wir im Lavafeld Illahraun und mitten im Feld steht ein breit grinsender Isländer namens Maggi Birgirsson.

2 keine Menschenseele. Eine fast magische Seite Islands finden wir im Lavafeld Illahraun und mitten im Feld steht ein breit grinsender Isländer namens Maggi Birgirsson. Gerne erzählt er uns ein wenig über die Gegend: Der Name Illahraun bedeutet Lava des Schreckens. Man gab dem Ort diesen Namen, weil das Lavafeld so zerklüftet ist. Das macht es unpassierbar. Aber seit es mit dem Wasser aus Svartsengi geflutet wird, ist daran ohnehin nicht mehr zu denken. Damit meint Maggi das Wasser, das im Geothermalkraftwerk Svartsengi aus der Tiefe gepumpt und zur Stromerzeugung verwendet wird. Anschließend fließt es in das Lavafeld und schimmert durch die darin enthaltenen Kieselalgen blau. Ein wunderschöner Anblick! Einige Tage später besuchen wir - noch immer haben wir Glück mit dem Wetter - einen meiner liebsten Wasserfälle: Den Hraunarfoss. Er liegt im Westen Island und ent-springt aus der Lava (isl. Hraun). Auf einer Länge von etwa 700 m strömt das Wasser in Hunderten von Wasserfällen in die Tiefe. Obwohl ich hier schon so oft war ich mich nicht satt sehen. Þingvellir erreichen wir bei Sonnenschein und frischem Wind. Hier trafen sich schon vor über 1000 Jahren die norwegischen Wikinger, um ihre Gesetze zu beschließen. Ihre Versammlung dauerte etwa zwei Wochen und sie fand das kann sich jeder vorstellen, der hier einmal zur kalten Jahreszeit war - sicher nicht im Winter statt! Trotz der eisigen Brise lassen wir uns aber von einem Spaziergang nicht abhalten und finden den Wasserfall Öxaráfoss völlig vereist vor. Genau so hatte ich mir das im Winter in Island 2

vorgestellt! So schön der kleine Wasserfall Öxaráfoss auch ist ein paar Kilometer weiter stellt ihn der Gullfoss in den Schatten. Der ganze Wasserfall ist umgeben von Eis. Einfach zauberhaft!

3 vorgestellt! So schön der kleine Wasserfall Öxaráfoss auch ist ein paar Kilometer weiter stellt ihn der Gullfoss in den Schatten. Der ganze Wasserfall ist umgeben von Eis. Einfach zauberhaft! Aber richtig heftiger Wind lässt uns die Eislandschaft schnell wieder verlassen. Wechselhaftes Wetter begleitet uns bei unserem Ausflug zur Snæfellsnesshalbinsel. Optimistisch starten wir in leichtem Schneefall, finden große Teile der Halbinsel auch wirklich im Sonnenschein vor und können schließlich den Snæfellsnessjökull vor lauter Nebel und Schnee leider doch nicht sehen. Snæfellsness wird oft als Island im Miniaturformat bezeichnet, weil man Islands unterschiedliche Landschaften hier auf kleinem Raum erleben kann. Davon können wir im dichten Schneetreiben leider nur wenig erkennen und fühlen uns doch etwas einsam. Andere Autos begegnen uns kaum. Und obwohl oder gerade weil es hier so einsam ist, beschließe ich, dass wir diese Halbinsel auch einmal im Sommer besuchen müssen. Als wir uns auf den Weg in den Süden in Richtung Seljarlandsfoss und Skógafoss machen, holt uns dann der erste kleine Schneesturm ein. Teilweise kann man kaum die Straße erkennen, und als wir am Skógafoss ankommen, können wir ihn wegen des dichten Schneetreibens vom Parkplatz aus nicht sehen. Aussteigen wollen wir nicht. Im warmen Auto sitzend beobachten wir lieber die tapferen Touristen, die sich, eingepackt wie für eine Nordpolexpedition, durch Wind und Schneeflocken kämpfen und dann im Grau verschwinden. Wir machen uns lieber auf den Rückweg und haben beim Seljarlandsfoss richtig viel Glück. Ein kleiner Sonnenstrahl durchbricht die Wolkendecke und für einige wenige Minuten kann man fotografieren. Also, schnell die Nordpolexpeditionskleidung an, Kamera raus und ab zum Wasserfall. Was für ein großartiger Lichtblick im Grau dieses Tages! 3

Wer Island im Winter besucht, der muss natürlich auch einen richtigen Schneesturm erleben. Als wir das Thermalbad in Laugarvatn besuchen wollen, geraten wir in einen Blizzard.

4 Wer Island im Winter besucht, der muss natürlich auch einen richtigen Schneesturm erleben. Als wir das Thermalbad in Laugarvatn besuchen wollen, geraten wir in einen Blizzard. Um uns herum ist alles weiß und grau. Die Straße ist nicht mehr zu sehen. Der Wind rüttelt am Auto. Ein wenig unheimlich ist uns schon zumute. Kurz vor Laugarvatn tauchen plötzlich viele Autos vor uns auf. Stau auf der Verbindungsstraße zwischen Þingvellir und Laugarvatn? Als die ersten Wagen umdrehen, kurbelt ein Isländer das Fenster herunter: It is closed versucht er gegen den Sturm anzuschreien. Auch wir wenden unser Auto und folgen dem Geländewagen. Immer wieder hält er an und informiert entgegenkommende Fahrer darüber, dass die Straße nicht passierbar ist. Wir kämpfen uns nun über Umwege zum Thermalbad vor und werden mit herrlichem heißem Wasser entschädigt. Es ist wirklich ein Erlebnis, bis zum Kinn im heißen Wasser zu sitzen, während um unsere Köpfe der Schneesturm tobt. Das Wasser ist sogar so heiß, dass wir uns immer mal wieder kurz zum Abkühlen gerne in den Schneesturm stellen. Dabei fällt mir eine Geschichte ein, die ich vor einiger Zeit über den Ort und den See Laugarvatn gelesen habe. Die Isländer wurden früher im Þingvallavatn, dem See bei Þingvellir, getauft. Dieser war aber sehr kalt. So wanderten viele lieber bis zum Laugarvatn, in den einige heiße Quellen fließen, und ließen sich dort im warmen Wasser taufen. Genau an diesem Ort steht heute das Thermalbad und während ich so darüber nachdenke, kann ich die Täuflinge gut verstehen! Nordlichter Zu Island im Winter gehört natürlich unbedingt auch die Hoffnung, Nordlichter zu sehen. In klaren Nächten machen wir uns natürlich auf die Suche nach dem Himmelsfeuer. Eine spannende, eine suchterzeugende Suche! 4

5 Nordlichter sind kapriziös und zeigen sich nur, wenn sie möchten. Auch in klaren Nächten weiß man nie, ob man wirklich das Glück, hat sie zu sehen. Um so größer ist unsere Freunde, als wir ein leicht grünes Schimmern am Himmel ausmachen können. Etwa 30 Minuten lang haben wir das Glück, die grünen Lichter bestaunen zu dürfen. Islandpferde Und natürlich sehen wir viele Islandpferde. In teilweise wirklich riesigen Herden versammeln sie sich um die Futterstellen oder stehen tapfer mit dem Rücken zum Wind im Schneesturm. Immer wieder müssen wir anhalten, damit ich einige Fotos machen kann. Als ich einen Schecken fotografiere, weiß ich ganz plötzlich, dass ich genau dieses Pferd schon einmal fotografiert habe. Mein Mann belächelt mich milde. Schließlich habe ich in Island schon sehr viele Vierbeiner fotografiert und die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei all diesen vielen Pferden genau ein und dasselbe Pferd zufällig zweimal vor der Kamera habe, ist nicht besonders groß. Beim Vergleichen der Fotos vom Sommer 2011 und vom Winter 2014 fragen wir uns, ob es sich hier um eine wirklich verblüffende Ähnlichkeit oder doch um dasselbe Pferd handelt. Elfen Nein, Elfen sehen wir keine aber einen Ort, an dem sie wohnen könnten. Er befindet sich genau im Erdgeschoss unseres Hotels. Aus einer Wand ragen einige Felsen. Beim Bau des Hauses hat man sie um die Elfen, die dort wohnen, milde zu stimmen nicht eingemauert. Und so können wir hier den Glauben an die Elfen nachempfinden und uns vom Zauber daran gefangen nehmen lassen oder einfach eine Sehenswürdigkeit bestaunen. 5

Unsere Tage in Island gehen natürlich wieder viel zu schnell vorbei. Als wir im Schneetreiben den Flughafen erreichen, blicke ich wehmütig durch das undurchsichtige Grau zurück.

6 Unsere Tage in Island gehen natürlich wieder viel zu schnell vorbei. Als wir im Schneetreiben den Flughafen erreichen, blicke ich wehmütig durch das undurchsichtige Grau zurück. Unsere Winterreise war ein spannendes Erlebnis und natürlich war es nicht unser letzter Besuch auf der Insel aus Feuer und Eis. Schwierig wird nur die Entscheidung, ob wir im Sommer oder im Winter wiederkommen werden. Text und Fotos: Katharina Merther töltknoten.de 2014 Katharina Merther hat ihre schönsten Island-Fotoimpressionen zu einem Kalender für 2015 zusammengestellt. Reinschauen und bereits vorbestellen kann man hier: 6

Ähnliche Dokumente

Tour 3 - Tourverlauf. 1. Tag: Ankunft Keflavík-Flugplatz - Fahrt zum Hostel. 2. Tag: Fahrt von Keflavík nach Selfoss

Tour 3 - Tourverlauf. 1. Tag: Ankunft Keflavík-Flugplatz - Fahrt zum Hostel. 2. Tag: Fahrt von Keflavík nach Selfoss Tour 3 - Tourverlauf Island zeigt sich im Winter von einer komplett anderen Seite. Es gibt traumhaft verschneite Vulkanlandschaften und gefrorene Wasserfälle genauso wie heftige Winterstürme und einzigartige