Ich, Mag. Dr. Christian W. Schaumann LL.M., geboren am in Vöcklabruck, erkläre,

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1 Eidesstattliche Erklärung Ich, Mag. Dr. Christian W. Schaumann LL.M., geboren am in Vöcklabruck, erkläre, 1. dass ich meine Master Thesis selbständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfen bedient habe, 2. dass ich meine Master Thesis bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe, 3. dass ich, falls die Arbeit mein Unternehmen betrifft, meinen Arbeitgeber über Titel, Form und Inhalt der Master Thesis unterrichtet und sein Einverständnis eingeholt habe. Wien, 20. August 2010 Mag. Dr. Christian W. Schaumann LL.M.

2 Bewertungsansätze für Naturflächen ohne Marktwert Welchen Wert haben die durch vom Klimawandel bedrohten Alpengletscher? Eine Analyse an Hand des Hallstätter Gletschers Master Thesis zur Erlangung des akademischen Grades Master of Business Administration (MBA) an der Universität für Weiterbildung (Donau-Universität Krems) eingereicht von Mag. Dr. Christian W. Schaumann LL.M. Matrikelnummer: Begutacher(in): Univ.Prof. Dr. Dirk Sauerland 2. Begutacher(in): Dr. Peter Faktor Wien, 20.August 2010

3 Inhaltsverzeichnis Abstract (Kurzbeschreibung) Die gegenständliche Master Thesis behandelt die Frage, welchen Wert Naturflächen haben, die auf keinem Markt gehandelt werden und für die demzufolge kein Preis existiert. Damit sind auch die Zuteilungsverfahren von Märkten ausgeschaltet. Dieser Umstand besagt jedoch nicht, dass derartige Naturflächen bzw. Ökosysteme keinen Wert haben. Stellvertretend für Naturflächen dieser Art versuche ich in dieser Arbeit, den Wert des Hallstätter Gletschers abzuschätzen. Nach Feststellung, welche unterschiedlichen Leistungen aus den Kernfunktionen des Hallstätter Gletschers resultieren, wende ich die bisher in der ökonomischen Literatur für derartige Fälle etablierten Bewertungsmethoden an, um den monetären Wert dieser Leistungen zu ermitteln. Gleichzeitig arbeite ich die wesentlichen Problemfelder heraus, die bei der praktischen Anwendung dieser Bewertungsmethoden entstehen. Ich komme zu dem Ergebnis, dass der ökonomische Wert des Hallstätter Gletschers meines Erachtens zwischen einem Wert in Höhe von EUR pro Jahr und einem Vielfachen von EUR 145 Mio als Gesamtwert liegt. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass als wesentlichstes Problem bei Anwendung der zahlreichen Bewertungsmethoden das für den Hallstätter Gletscher fehlende Datenmaterial zu nennen ist. Die für die Durchführung der Bewertungsmethoden notwendigen Daten musste ich mir aus zahlreichen mehr oder weniger belastbaren Quellen zusammentragen. Die Übertragbarkeit dieser Daten auf den Fall des Hallstätter Gletschers kann demnach mit Recht hinterfragt werden. Vor diesem Hintergrund ist festzuhalten, dass die mit der Bewertung einhergehenden Risiken einer Über- oder Unterbewertung groß sind. I

4 Inhaltsverzeichnis Abstract This Master Thesis deals with the question of the value of ecosystems which are not subject to trade on existing markets and for which thereof no prices exist. This fact must not lead to the conclusion that these ecosystems are of no value. The Hallstätter Glacier in Upper Austria is a representative for such ecosystems. After analysing the functions and the services of this Glacier I apply the so far existing economic tools for the valuation of ecosystems to the services of the Glacier aiming to derive its total economic value. Doing this, I analyse the main problems in applying the economic tools and underline the still open issues in the discussion on the economic valuation of ecosystems and biodiversity. It has to be stressed that the main problem in applying the economic tools to the Hallstätter Glacier is the lack of data for this ecosystem. Therefore I was forced to collect data from sources varying in its reliability. The applicability of these data to the Hallstätter Glacier could therefore for sure be doubted. My estimation for the economic value of the Hallstätter Glacier is within the range of EUR /year and a multiple of EUR 145 Mio, but this estimation is combined with risks of severe over- or underestimation. II

5 Inhaltsverzeichnis Danksagung/Widmung Mein Dank gilt zunächst meinen beiden Betreuern, Herrn Univ.Prof. Dr. rer.pol. Dirk Sauerland, Inhaber des Lehrstuhls für Institutionenökonomik und Gesundheitssystemmanagement an der Universität Witten/Herdecke, sowie Herrn Dr. Peter Faktor, Leiter Vorstandsangelegenheiten der Österreichischen Bundesforste AG, für ihre Unterstützung und die zahlreichen wertvollen Kommentare im Zuge der Erarbeitung dieser Masterthese. In diesem Zusammenhang danke ich auch Herrn Mag. Bernhard Schragl, Pressesprecher der Österreichischen Bundesforste AG, der mich auf dieses herausfordernde und in Österreich bislang vergleichsweise wenig beachtete Forschungsgebiet aufmerksam machte und mich in der Umsetzung von Beginn an unterstützte. Herrn Dr. Klaus M. Steinmaurer, General Counsel der T-Mobile Austria GmbH, gilt mein Dank für die Ermöglichung der Teilnahme am 19. Lehrgang des Danube Executive MBA Lehrganges sowie die vielfältige Unterstützung während der Absolvierung des Lehrganges. Einmal mehr bedanke ich mich auf diesem Wege für die erneut unter Beweis gestellte Geduld und Unterstützung durch meine Familie, besonders durch meine Frau Judith und meine Kinder. Meinen Kindern Jakob und Florian widme ich diese Master Thesis als kleinen Beitrag zur Diskussion über einen nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt zum Wohle der nachfolgenden Generationen. Wien, im August 2010 Christian W. Schaumann III

6 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis I Abbildungsverzeichnis...1 II Tabellenverzeichnis...2 III Abkürzungsverzeichnis...3 IV Executive Summary Einleitung Der Gletscher Kleine Gletscherkunde Auswirkungen des Klimawandels auf Gletscher Der Hallstätter Gletscher Entwicklung des Hallstätter Gletschers seit Mitte des 19. Jahrhunderts Allgemeines Projekt Untersuchung von Klima und Massenhaushalt am Dachsteingletscher Der Massenhaushalt seit Ende der letzten kleinen Eiszeit Massenbilanz Eisdicke Zusammenfassung Problemstellung Allgemeines Umweltschäden und das Prinzip der Internalisierung externer Effekte Das Zahlungsbereitschaftskonzept Vorfragen für die Bewertung des Hallstätter Gletschers Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Die Anfänge Bewertungsansätze seit Millenium Ecosystem Assessment Stern Review The Economics of Ecosystems and Biodiversity Phase I: Interimsstudie Phase II...41 IV

7 Inhaltsverzeichnis 4.3. Integration der ökologischen Dimension in die Bewertung Allgemeines Funktionen eines Ökosystems Leistungen eines Ökosystems Nutzen eines Ökosystems Konkreter Bewertungsrahmen Bewertungsmethoden Allgemeines Definition des Wertes Methoden der Bewertung Entscheidungsfindung Problemfelder bei Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen Abzinsfaktor Ethik Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Allgemeines Funktionen eines Gletschers Leistungen eines Gletschers Bewertung der Bereitstellungsleistungen Marktpreisbasierte Bewertungsansätze Optionswert Kostenbasierte Bewertungsansätze Produktionsfunktionsbasierende Bewertungsansätze Bewertung der Regulierungsleistungen Allgemeines Kostenbasierte Bewertungsansätze Kontingente Bewertungsansätze Bewertung der kulturellen Leistungen Reisekostenmethode Hedonistischer Bepreisungsansatz Kontingente Bewertungsansätze Gesellschaftlicher Wert V

8 Inhaltsverzeichnis 6.4. Gegenüberstellung der Kosten der Erhaltung mit jenen bei Verlust dieses Ökosystems Hochrechnung des Gesamtwertes des Hallstätter Gletschers Allgemeines Zusammenfassung der ermittelten Werte Bereitstellungsleitungen Regulierungsleistungen Kulturelle Leistungen Zusammenfassung Kritische Würdigung der bisherigen Ansätze Welche Fragen bleiben offen und welche alternativen Ansätze bestehen? Ausblick auf die kommenden Herausforderungen Literaturverzeichnis VI

9 Abbildungsverzeichnis I Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Österreichisches Gletscherinventar...12 Abbildung 2: Topographische Übersicht Österreichs (Hydrologischer Atlas, 2003)...18 Abbildung 3: Darstellung des Hallstätter Gletschers aus der Karte des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen 2003 mit Gletscherstand 1991;...20 Abbildung 4: Ausdehnung des Hallstätter Gletschers 1856 und Abbildung 5: Eisdicke des Hallstättergletschers Abbildung 6: Veränderungen des Ausmaßes des Hallstättergletschers in der Zeit von 1900 bis Abbildung 7: Die Abfolge der Funktionen und Leistungen eines Ökosystems bis zum menschlichen Wohlbefinden Abbildung 7: Die Abfolge der Funktionen und Leistungen eines Ökosystems bis zum menschlichen Wohlbefinden...43 Abbildung 8: Versicherungs- und den Outputwert als Teile des ökonomischen Wertes eines Ökosystems...50 Abbildung 9: Typen von Werten im TEV-Ansatz...51 Abbildung 10: Methoden zur Schätzung von Naturwerten...62 Abbildung 11: Mittlere Jahresniederschlagsmenge in mm (Hydrologischer Atlas 2003). Im Auschnitt rot markiert ist die Lage des Hallstätter Gletschers

10 Tabellenverzeichnis II Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Kennzahlen der Massenbilanz des Hallstätter Gletschers der Hydrologischen Jahre 2006/2007, 2007/2008 und 2008/ Tabelle 2: Typologie der Leistungen eines Ökosystems in TEEB...45 Tabelle 3: Überblick über die Bewertungsmethoden und deren vorrangige Anwendungsgebiete...63 Tabelle 4: Beziehung zwischen unterschiedlichen Bewertungsansätzen und den jeweiligen Wertekategorien...64 Tabelle 5: Diskontsätze und Ergebnisse...73 Tabelle 6: Objektspezifische Schadensausmaße durch Wildbachereignisse in Österreich in den Jahren 1972 bis

11 Abkürzungsverzeichnis III Abkürzungsverzeichnis C Grad Celsius AG Aktiengesellschaft BGBl Bundesgesetzblatt B-UHG Bundesumwelthaftungsgesetz bzw. beziehungsweise cm 3 Kubikzentimeter CO 2 Kohlendioxid CVM Contigent Valuation Method D&E Dachstein und Eishöhlen GmbH d.h. das heißt DAG Dachstein Tourismus AG Dr. Doktor EAG Energie AG ELA Equilirium Line Altitude (Gleichgewichtslinie) EUR EURO f folgende ff fortfolgende GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung ha Hektar kg Kilogramm kj Kilojoule km 2 Quadratkilometer km 3 Kubikkilometer kwh Kilowattstunde l Liter LL.M. Master of Law m Meter m 3 Mag. MBA Mio Kubikmeter Magister Master of Business Administration Millionen 3

12 Abkürzungsverzeichnis mm ÖBf oo SEEA TEEB u.a. u.u. Univ. Prof. US$ vgl. we Wm -2 z.b. Millimeter Österreichische Bundesforste ohne Ort System of Environmental and Economic Accounts The Economics of Ecosystems and Biodiversity und andere, unter anderem unter Umständen Universitätsprofessor United States Dollar vergleiche Wasseräquivalent Watt pro Quadratmeter zum Beispiel 4

13 Executive Summary IV Executive Summary The best things in life are free heißt es in einem US-amerikanischen Volkslied. Für die Nutzung einiger Güter, beispielsweise einen erheblichen Teil unserer Umwelt, wie Berge, Wälder und Seen, trifft dies zu. Im Gegensatz dazu wird die Nutzung der weitaus meisten Güter unserer Volkswirtschaft gegen Geld gehandelt. Für diese Güter sind Preise die Signale, die die Entscheidungen von Käufern und Verkäufern lenken. Die Märkte und ihre Zuteilungsverfahren sind jedoch ausgeschaltet, sobald Güter kostenlos zur Verfügung stehen bzw. auf keinem Markt gehandelt werden. 1 Dies trifft auf die für die Problemstellung dieser Master Thesis ausgewählte Naturfläche, den Hallstätter Gletscher, zu. Der am Hohen Dachstein (2996m) im Bundesland Oberösterreich gelegene Hallstätter Gletscher ist mit einer Fläche von über 3 km 2 (Stand 2007) der größte Gletscher der niederschlagsreichen nördlichen Kalkalpen. Gletscher sind alpine Eis- und Schneeflächen und sensible Klimaindikatoren. Änderungen des Klimas haben Einfluss auf das Volumen und die Flächenausdehnung von Gletschern. Seit dem Gletschervorstoß von 1850 haben die Gletscher der Dachsteinregion rund die Hälfte an Fläche, rund 40 % ihres Volumens sowie rund 40 m an Dicke verloren. Der Hallstätter Gletscher schwindet im Vergleich zu anderen Gletschern Österreichs geringer. 2 Dennoch zieht sich die mittlere Gletscherzunge fast jedes Jahr ein weiteres Stück zurück. Im Zeitraum 1856 bis 2007 hat der Gletscher fast die Hälfte seiner Länge eingebüsst. 3 Die Frage nach dem durch das Abschmelzen des Hallstätter Gletschers entstehenden Schadens steht in engem Zusammenhang mit der Frage nach dem Wert des Gletschers. Obwohl für den Gletscher keine Marktpreise bestehen (zum 1 Mankiw, G.,Taylor, M., (2008): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Stuttgart, Schäffer- Poeschel Verlag, 253; vgl. dazu auch Endres, A., Holm-Müller, K., (1998): Die Bewertung von Umweltschäden, Stuttgart, Berlin, Köln, Kohlhammer Druckerei GmbH&Co, Helfricht, K., (2009): Veränderungen des Massenhaushaltes des Hallstättergletschers seit 1856, Innsbruck, 44, 55 und Helfricht, K., (2009), 41. 5

14 Executive Summary Unterschied zu der Grundfläche, auf der er ruht), liegt auf der Hand, dass der Gletscher nicht wertlos ist. Die besondere Herausforderung besteht darin, geeignete Bewertungsmethoden heranzuziehen, die eine möglichst gute Näherung an den tatsächlichen Wert ergeben. Die ökonomische Theorie beschäftigt sich insbesondere seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingehender mit dieser Fragestellung. Die Klärung dieser Frage hat mit den zunehmend wahrnehmbaren Effekten des Klimawandels zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Allgemein können zwei Bewertungsparadigmen unterschieden werden: biophysikalische Methoden und präferenzbasierte Methoden. 4 Die biophysikalische Methode basiert auf dem Produktionskostenansatz, d.h. die physischen Produktionsmaterialien, die zur Erstellung eines Produktes notwendig sind, werden einer Bewertung unterzogen und die Summe der Einzelwerte ergibt den Wert des Produktes. Die präferenzbasierte Methode beruht auf Modellen zum menschlichen Verhalten, insbesondere auf den subjektiven Bedürfnissen von Individuen. Diese Methode ist in der Ökonomie regelmäßig in Verwendung. Im Rahmen des letztgenannten Bewertungsparadigmas kann man zwischen indirekten und direkten Methoden unterscheiden. Bei den indirekten Methoden wird versucht, den Wert eines Gutes anhand des beobachtbaren Marktverhaltens der Menschen zu ermitteln. Die Grundidee ist dabei, dass die Qualität der Ökosysteme die Nachfrage nach Komplementärgütern 5 und damit deren Preis beeinflusst. 6 4 Pascual, U., u.a., (2010): The Economics of Ecosystems and Biodiversity: The Ecological and Economic Foundations (TEEB D0), The economics of valuing ecosystem services and biodiversity, oo, 9f. 5 Komplementärgüter sind Güter, die gemeinsam nachgefragt werden, weil sie sich in ihrem Nutzen ergänzen, Abfragedatum Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Die Problematik der Versicherbarkeit von Biodiversitätsschäden: Methoden der monetären Bewertung von Umweltschäden, Schriftenreihe Schadensversicherung Nr 14, oo, 25. Vgl. dazu auch Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 32. 6

15 Executive Summary Die direkten Methoden hingegen machen nicht den Umweg über die Beobachtung von Verhalten, sie ermitteln die Präferenzen und Werte direkt bei den Individuen. Dies geschieht beispielsweise durch entsprechende Umfragen. Vor Durchführung der Bewertung sind die Funktionen der jeweiligen Naturfläche, deren Leistungen und der daraus resultierende Nutzen festzustellen. Der konkrete Nutzen kann in Folge einer Bewertung unterzogen werden. Die Leistungen, die aus meiner Sicht einem Gletscher zuordenbar sind, sind die folgenden: Bereitstellungsleistungen o Wasser Regulierungsleistungen o Regulierung des Wasserkreislaufes o Regulierung der Klimaeffekte durch Reflexion der Sonneneinstrahlung sowie durch Effekte der Phasenenergie o Moderation extremer Ereignisse, wie Schutz vor Steinschlag und Muren sowie Reduktion des Risikos von Sommerhochwässer durch Bindung des Niederschlages in Form von Schnee Habitatleistungen: Der Gletscher bietet Lebensraum für spezielle Lebensformen Kulturleistungen o Ästhetische Information, Schönheit o Gelegenheit für Erholung und Tourismus o Inspirationsquelle für Kultur und Kunst o Spirituelle Leistung als Identitätsstifter einer Region Für die jeweiligen Leistungsformen gibt es besonders geeignete Bewertungsmethoden. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass für Bereitstellungsleistungen Ansätze auf Basis von Marktbewertungsmethoden Regulierungsleistungen von Ökosystemen hauptsächlich die Methode der vermeideten Kosten, der Ersatzkosten und die kontingente Bewertungsmethode, Habitatfunktionen die kontingente Bewertungsmethode, 7

16 Executive Summary kulturelle Leistungen die Reisekostenmethode, der hedonistische Bepreisungsansatz oder die kontingente Bewertungsmethode zur Anwendung kommen. 7 Vor zusammenfassender Darstellung der Ergebnisse meiner Master Thesis ist darauf hinzuweisen, dass das wesentlichste Problem bei Anwendung der zahlreichen Bewertungsmethoden das für den Hallstätter Gletscher fehlende Datenmaterial war. Die für die Durchführung der Bewertungsmethoden notwendigen Daten musste ich mir daher aus zahlreichen mehr oder weniger belastbaren Quellen zusammentragen. Die Übertragbarkeit dieser Daten auf den Fall des Hallstätter Gletschers kann demnach mit Recht hinterfragt werden. Vor diesem Hintergrund ist festzuhalten, dass die mit der Bewertung einhergehenden Risiken einer Über- oder Unterbewertung groß sind. Wenn man den Wert des Hallstätter Gletschers auf seinen Beitrag zu Produktionsfunktionen beschränkt, liegt der jährliche Wert zwischen rund EUR und rund EUR 2,2 Mio. Davon unabhängig zu sehen ist meines Erachtens das Ergebnis einer marktpreisorientierten Bewertung, die in Summe einen Gesamtwert von rund EUR 145 Mio ergibt. Dieser Wert entspricht allerdings dem Wert der dem Gletschervolumen entsprechenden Wassermenge. Etwaige Abzinsfaktoren im Hinblick auf den Zeitraum, den der Gletscher zum Abschmelzen benötigen würde, sind dabei nicht berücksichtigt. Den Optionswert würde ich vorsichtig mit einem Vielfachen dieses Ergebnisses angeben, wobei dies eine persönliche Einschätzung ist, die ebenfalls eine grobe Über- oder Unterschätzung darstellen kann. Zusammenfassend halte ich daher fest, dass der ökonomische Wert des Hallstätter Gletschers meines Erachtens in einem Bereich zwischen rund EUR /Jahr und einem Vielfachen von rund EUR 145 Mio liegt. 7 Pascual, U., u.a., (2010), 24f. 8

17 Einleitung 1. Einleitung Tagtäglich werden weltweit unzählige Entscheidungen getroffen, die Auswirkungen auf unsere Umwelt haben. Viele davon von privaten Personen, die hauptsächlich die Umwelt in deren unmittelbarer Lebensumgebung betreffen. Viele Entscheidungen, die von Politikern getroffen werden, haben demgegenüber Auswirkungen auf die Umwelt ganzer Landstriche, ganzer Regionen oder unter Umständen sogar auf die gesamte Erde. Fraglich ist, ob diese Auswirkungen bei Treffen der Entscheidungen bekannt sind und berücksichtigt werden. Wenn ja, in welchem Umfang? Diese Frage stellt sich insbesondere bei Abwägungsentscheidungen. Was ist beispielsweise bei einem Staudammprojekt höher zu bewerten?: Die durch das Projekt im Ergebnis zusätzliche gewonnene Energiemenge oder die Ökosysteme, die durch den Bau des Staudammes vernichtet werden? Um eine solche Frage beantworten zu können, muss es gelingen, den monetären Wert von Ökosystemen zu beziffern, da nur dann ausreichende Entscheidungsgrundlagen gegeben sind. Manche dieser Ökosysteme bzw. deren Leistungen werden auf Märkten gehandelt. Der Preis ergibt sich in diesem Fall aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage (Marktransparenz vorausgesetzt). Durch den Preis können Rückschlüsse auf den Wert des Ökosystems gezogen werden. Vielfach gibt es keinerlei Nachfrage nach einem Ökosystem oder dessen Output. Es liegt kein Preis vor, der erleichtert, den Wert dieses Ökosystems abzuschätzen. Nichtsdestotrotz liegt auf der Hand, dass ein solches Ökosystem nicht wertlos ist. Die besondere Herausforderung besteht in diesem Fall darin, geeignete Bewertungsmethoden heranzuziehen, die eine möglichst gute Näherung an den tatsächlichen Wert, sofern man in diesem Fall von einem tatsächlichen Wert sprechen kann, ergeben. Die ökonomische Theorie beschäftigt sich insbesondere seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingehender mit dieser Fragestellung. Die Klärung dieser Frage hat mit den zunehmend wahrnehmbaren Effekten des Klimawandels zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Die tatsächlichen, möglichen und in vielen Fällen irreversiblen Folgen bzw. Schäden des Klimawandels auf die Umwelt und die Diskussion über Maßnahmen zur Eindämmung dieser Folgen fordern verständlicherweise immer wieder die Frage nach der Höhe dieser 9

18 Einleitung Schäden heraus. In diesem Zusammenhang hervorzuheben ist der sogenannte Stern Review aus , der als einer der ersten eine Bewertung der weltweiten negativen Auswirkungen des Klimawandels zum Inhalt hatte. Besonders offensichtlich sind negative Umwelteinflüsse und die Folgen des Klimawandels bei den Permafrostgebieten unserer Erde. Insbesondere Veränderungen von Gletscherausdehnungen im Laufe der Jahre werden oftmals zur Illustration der Folgen des Klimawandels herangezogen. Die Frage nach dem durch das Abschmelzen des Eises verursachten ökonomischen Schaden spielte hierbei bislang eine untergeordnete Rolle, vor allem wenn die Tourismuswirtschaft nicht unmittelbar betroffen ist. Vor diesem Hintergrund soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag zur Klärung der Frage leisten, welchen Wert eine Naturfläche wie ein Gletscher hat, für die in der Regel keine Marktbepreisungsmodelle bestehen. Im Umkehrschluss lässt sich damit die Frage beantworten, welcher Schaden entsteht, wenn Gletscher durch das Zusammenspiel von Sonneneinstrahlung und Klimawandel verschwinden. Für mich als Oberösterreicher ist der Begriff des Gletschers untrennbar mit dem Hallstätter Gletscher am Dachsteinmassiv verbunden, der bei guter Sicht bis weit in das oberösterreichische Alpenvorland hinein zu sehen ist. Deshalb sollen in der vorliegenden Arbeit die Kernergebnisse der bisherigen wirtschaftswissenschaftlichen Ansätze zusammengefasst, kritisch analysiert und in Folge eine Anwendbarkeit auf den Hallstätter Gletscher untersucht werden. 8 Stern, N., (2006): Stern Review on the Economics of Climate Change, report.htm, Abfragedatum

19 Der Gletscher 2. Der Gletscher 2.1. Kleine Gletscherkunde Gletscher sind alpine Eis- und Schneeflächen, die sich talwärts bewegen, und sensible Klimaindikatoren. Änderungen des Klimas haben Einfluss auf das Volumen und die Flächenausdehnung von Gletschern. Durch das Verschwinden von reflektierenden Eisflächen sinkt die sogenannte Albedo, vereinfacht ausgedrückt die Rückstrahlfähigkeit der Erdoberfläche 9. Damit verstärkt sich die Strahlungsabsorption der Erdoberfläche und es steigt die Temperatur der unteren Luftschichten. Damit beeinflussen sie auch lokale Windsysteme und sind in ihrer Gesamtheit Teil des Strahlungshaushaltes der Erde. 10 Der Einfluss der Gletscher auf das Klima ist jedoch sehr eingeschränkt. Eine weitere Leistung der Gletscher besteht in ihrer Speicherfunktion im Wasserhaushalt. Sie haben damit (in der Regel geringen) Einfluss auf die Menge und Saisonalität von Gebietsabflüssen. 11 Weitere Funktionen und Leistungen der Gletscher werden in Punkt 6.2 ff dieser Master Thesis beschrieben Auswirkungen des Klimawandels auf Gletscher Das aktuellste Gletscherinventar Österreichs, das von der Universität Innsbruck erstellt wurde, stammt aus dem Jahr Mit Stand 1998 besaß Österreich 898 Gletscher Die Albedo ist ein Maß für das Rückstrahlvermögen von diffus reflektierenden, also nicht selbst leuchtenden Oberflächen. Sie wird bestimmt durch den Quotienten aus reflektierter zu einfallender Lichtmenge und liegt zwischen 0 und 1, Abfragedatum Helfricht, K., (2009), Lemke, P., u.a., (2007): Oberservations: Changes in Snow, Ice and Drozen Ground, Titel: Climate Change 2007: the physical science basis; summary for policymakers, technical summary and frequently asked questions. Part of Working Group I contribution to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Nairobi, UNEP, , zitiert nach Helfricht, K., (2009), 1. 11

20 Der Gletscher Diese hatten zusammen eine Fläche von 470km² (Stand 1998, siehe die nachfolgende Abbildung 12 ): Abbildung 1: Österreichisches Gletscherinventar Quelle: Lambrecht, A., Kuhn, M., (1998), Gletscherinventar, glacierinventory, Abfragedatum Mit Stand 1998 waren die Ötztaler Alpen anteilsmäßig am meisten vergletschert. In den Ötztaler Alpen liegt auch der Hintereisferner, an welchem die Universität 12 Lambrecht, A., Kuhn, M., (1998), Gletscherinventar, glacierinventory, Abfragedatum

21 Der Gletscher Innsbruck bereits seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts forscht. Aus diesem Grund gibt es vom Hintereisferner eine weltweit seltene, langjährige Massenbilanzreihe 13 über nunmehr 55 Jahre. Der größte Gletscher Österreichs ist die Pasterze am Großglockner. Hier wie auch überall sonst sieht man die Moränen als Zeitzeugen früherer Gletscherhochstände. Die Gletscher Österreichs haben im Zeitraum 1850 bis 1998 etwa 55% ihrer Fläche verloren. Im Zeitraum von 1969 bis 1998 verloren sie 17,1% an Fläche und 4,9 km³ an Volumen. Dies geht aus dem österreichischen Gletscherinventar von 1998 hervor. 14 Eine aktuellere vergleichbare Analyse liegt bislang nicht vor, jedoch arbeitet die Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaft der Universität Innsbruck derzeit an einer Aktualisierung. Gletscher ändern sich in allen drei Dimensionen, in der Länge, Breite und Dicke. Den größten Einfluss auf diese Dimensionen hat der Klimawandel in Kombination mit der Sonneneinstrahlung. Die Sonneneinstrahlung hat einen wesentlichen Effekt auf die Massenbilanz eines Gletschers. Als typische Wirkung von Absorption der Sonneneinstrahlung auf einer Gletscherzunge ist ein Wert von 10 cm Eis zu nennen, das an einem wolkenlosen Sommertag schmilzt. 15 Ideal zur Erhaltung der Gletscher wären aufgrund des Wechselspiels zwischen Akkumulation 16 und Ablation 17 Winter mit viel Schnee und wenig Staubfällen und Massenbilanz (auch Massenhaushalt): Mit Ablauf des hydrologischen Jahres werden Akkumulation (=Anhäufung) und Ablation (=Abschmelze) berechnet (Massenbilanz = Akkumulation Ablation). Die Differenz von beiden zeigt, ob der Gletscher an Masse gewonnen oder verloren hat. Ist die Bilanz positiv, baut der Gletscher auf. Fällt sie negativ aus, so schwindet der Gletscher, Abfragedatum Lambrecht, A., Kuhn, M., (1998), Gletscherinventar, glacierinventory, Abfragedatum Kuhn, M., (2005): Gletscher im Klimawandel, Bedrohte Alpengletscher, Alpine Raumordnung Nr. 27, Innsbruck, 35ff. Akkumulation: Eintrag von Schnee auf dem Gletscher durch Niederschlag, Wind und Lawinen, Abfragedatum

22 Der Gletscher Sommer mit Schlechtwetter, das die Sonnenstrahlung vermindert und die Absorption der Sonne durch Neuschneefälle verringert. Energie wird auch durch die turbulente Bewegung der Luft über der Eisoberfläche, die sogenannte fühlbare Wärme, erzeugt, die mit der Lufttemperatur zunimmt, und die latente Wärme, die von der Luftfeuchtigkeit abhängt. Bei einem Tagesmittel der Lufttemperatur von z.b. 5 C liefert der turbulente Luftübergang soviel fühlbare Wärme, dass rund 2 cm Eis pro Tag geschmolzen werden können, bei 10 C sind es doppelt soviel. 18 Zudem kann an einer kalten Gletscherzunge die Feuchte der warmen Talluft derart kondensieren, wie es von den Tropfen an einem kalten Glas allgemein bekannt ist. In beiden Fällen wird Kondensationswärme (latente Wärme) frei, das Getränk im Glas erwärmt sich, das Eis schmilzt. 1 mm Kondenswasser schmilzt 8 mm Eis. 19 Der Treibhauseffekt und die damit einhergehende Klimaerwärmung tragen ebenfalls zu der negativen Massenbilanz eines Gletschers bei. Modellrechnungen, bei denen die Mitteltemperaturen in allen Jahreszeiten um 1 Grad erhöht werden, ergeben gemittelt über die heutigen Gletscherflächen einen jährlichen Verlust von knapp 1 m Eisdicke. 20 Nach Meinung von Experten im IPCC Report 2007 kann es bis zum Jahr 2100 um 3 C wärmer werden. 21 Bei einer Erwärmung um 3 C würde so viel Eis abschmelzen, dass nur mehr Gletscher in den österreichischen Alpen bei Gipfelhöhen über m bestehen könnten. Das sind rund 15 % der 17 Ablation: Verlust von Schnee und Eis durch Schmelzen, Sublimation und Kalben, Abfragedatum Kuhn, M., (2005), 35ff. 19 Ebenda. 20 Kuhn, M., (2005), Solomon, S., u.a., (2007): Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Cambridge, Cambridge University Press, 749, ort_the_physical_science_basis.htm, Abfragedatum

23 Der Gletscher gegenwärtigen Gletscher Österreichs. 22 Den Hallstätter Gletscher würde es bei diesem Szenario demnach nicht mehr geben. Dass man meist nur von den Folgen der Klimaerwärmung für den Gletscher spricht, ist zwar eine grobe Vereinfachung, diese wird aber durch die hohe Korrelation von Temperatur und Sonnenschein vertretbar: Schönwettertage sind warme Tage. 23 Betreiber von Schiliftanlagen in Gletscherregionen versuchen durch Schneebewirtschaftung lokal die Schmelze zu verlangsamen, indem zusätzlich Schnee z.b. unter die Schleppliftanlagen geschoben wird und mit heller, reflektierender Folie abgedeckt wird ( Snowfarming genannt). Diese Maßnahmen dienen jedoch nur zum Schutz der installierten Anlagen, nicht jedoch zum Erhalt des Gletschers in seiner Gesamtheit, da sie nur lokal greifen und eine stark begrenzte Wirkung besitzen. 24 Gleichzeitig hat ein Gletscher Auswirkungen auf das Klima, da Schnee und Eis allgemein gesprochen als Energieregulatoren funktionieren. Wenn die Schneeund Eisflächen sehr groß sind und dauernd oder im jahreszeitlichen Wechsel merkliche Prozentsätze der Erdoberfläche einnehmen, tragen sie zur Stabilität des Erdklimas bei. 25 Klimaaktiv sind vor allem das Meereis, das große Teile der polaren Ozeane bedeckt, die beiden großen Inlandsvereisungen Grönlands und der Antarktis und schließlich die Schneeflächen, die zeitweise weite Landgebiete bedecken. Gletscher in der Form der außerpolaren Gletscher und der polaren Eiskappen nehmen nur 0,1% der Erdoberfläche bzw. 0,3 % der Landoberfläche ein. Sie stellen nur 0,2 % der Eismassen der Erde dar. Beinahe das gesamte 22 Slupetzky, H., (2005): Naturphänomen Gletscher, Bedrohte Alpengletscher, Alpine Raumordnung Nr. 27, Innsbruck, 29, vgl. dazu auch Böhm, R., u.a., (2007), Gletscher im Klimawandel, Vom Eis der Polargebiete zum Goldbergkees in den Hohen Tauern, Wien, Eigenverlag der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, 73ff. 23 Kuhn, M., (2005), Braun, L., Weber, M., (2005): Gletscher Wasserkreislauf und Wasserspende, Bedrohte Alpengletscher, Alpine Raumordnung Nr. 27, Innsbruck, Böhm, R., u.a., (2007),

24 Der Gletscher Eisvolumen der Erde (98,5%) ist in beiden Inlandsvereisungen Grönlands und der Antarktis enthalten. 26 Die erste der beiden hauptsächlich wirksamen Einflüsse der polaren Schnee- und Eisflächen auf das Klima besteht in der Reflexion der Sonneneinstrahlung. Die Reflexionsfähigkeit von Schnee und Eis ist von dem jeweiligen Oberflächenzustand abhängig. Je heller die Oberfläche ist, desto mehr Sonneneinstrahlung wird reflektiert. Gletschereis absorbiert bereits rund 60 % der Sonneneinstrahlung, während Neuschnee rund 80%, in Extremfällen sogar 100 %, reflektiert. Apere Oberflächen absorbieren bereits rund 80 % der Sonneneinstrahlung, wenig bewegte Wasseroberflächen sogar bis zu 95%. 27 Kommt es aus irgendeinem Grund, etwa durch den Treibhauseffekt, zu einer globalen Erwärmung und damit auch in den Polargebieten zu einem zunächst leichten Rückgang der Schneebedeckung und vor allem des Meereises, steht dort sprunghaft mehr Sonnenenergie zur Erwärmung zur Verfügung. Dadurch wird es lokal bis regional noch wärmer als in anderen Gebieten der Erde, wo schon bisher kaum Schnee und Eis vorkam. Die aperen Gebiete breiten sich aus diesem Grund weiter aus und der Prozess schaukelt sich zur sogenannten Albedo- Rückkopplung auf, einem selbstverstärkenden Effekt, der das Klima destabilisiert. 28 Der zweite Einfluss von Schnee- und Eismassen auf das Klima besteht darin, dass die Schmelz- und die Sublimationswärme für eine starke Selbsterhaltungsfähigkeit eines Gletschers sorgen. Die Schmelzwärme ist ein Grad für die benötigte Energie, die zum Schmelzen von Eis notwendig ist. Die Sublimationswärme beschreibt die Energiemenge, die zur Verdunstung von Eis führt. Um Eis von -1 C auf 0 C zu erwärmen, ist eine Energiemenge von 4,2 kj (Kilojoule) erforderlich. Um Eis zum Schmelzen zu bringen, muss jedoch die 80-fache Energiemenge aufgebracht werden. Diese Phasenenergie führt dazu, dass zwei Wärmequellen bei Schnee- oder Eisbedeckung von der Atmosphäre abgeschirmt werden: der Wärmestrom aus dem Erdinneren und der Wärmestrom aus dem Wasser des Ozeans, der im nördlichen Polarmeer zwischen Island und Norwegen Wärme 26 Böhm, R., u.a., (2007), 33, Kuhn, M., (2005), 35ff, vgl. dazu auch Böhm, R., u.a., (2007), Böhm, R., u.a., (2007),

25 Der Gletscher zuführt. In beiden Fällen blocken Eis und Schnee diese Wärmequellen ab und wirken wie ein Thermostat für den Kühlschrank Arktis. 29 Diese Kernfunktionen, die ein Gletscher aufweist, werden in Punkt 6.2 nochmals dargestellt. Die flächenmäßig starke Beschränkung der Gletscher führt dazu, dass zwar das Klima auf die Gletscher wirkt, aber so gut wie keine Rückwirkungen von den Gletschern auf das Klima stattfinden. Die isolierende und stabilisierende Wirkung des Eises bewirkt höchstens eine Verlängerung der Saison eines Gletscherskigebietes durch den konstant auf 0 C regulierten Untergrund der Piste. Nicht einmal die sommerliche Gletscherspende (der zusätzliche Beitrag der österreichischen Gletscher zum Abfluss in Haushaltsjahren mit negativer Massenbilanz) des Schmelzwassers auf die Wasserführung der Alpenflüsse ist von Bedeutung. Sie wird sehr klein, wenn man von den Gletscherbächen zu den Flüssen kommt, wo die Größenverhältnisse der vergletscherten gegenüber den unvergletscherten Einzugsgebieten schnell gegen Null tendieren Der Hallstätter Gletscher Rüstig stiegen wir die Kinger s-höhe hinan, im labenden Anblicke dieser Zinnen der Erde, und sahen endlich das Eisfeld vor uns, das der Glätscher des Dachsteins an der ewigen Schneegrenze umher ausgoß. Ein herrlicher Anblick! Dunkelblauer als irgendwo auf den Alpen war das Gezelt des Himmels über uns ausgespannt. Scharf schnitten sich in dem dunklen Blau die eisigen kalkweissen Gipfel des Dachsteins aus, und das blassgrüne Eis des Glätschers schattirte das ätherische Gemälde. Ein dumpfes Murmeln der trüben Bäche, die aus den Rissen des Eises hervorsprudelten, weckte die himmlische Stille Böhm, R., u.a., (2007), 36, Böhm, R., u.a., (2007), Maurer, L., Rohrhofer, F., Perfaller, A., (Hrsg), (2008): Reisen durch Oberösterreich, in den Jahren 1794, 1795, 1802, 1803, 1804 und 1808, nach Joseph August Schultes, Linz, Trauner Verlag,

26 Der Gletscher So beschrieb der Wiener Arzt und Naturforscher Joseph August Schultes in seinen Reisen durch Oberösterreich, die er in den Jahren 1794, 1795, 1802, 1803, 1804 und 1808 unternahm, seinen ersten Anblick des Hallstätter Gletschers. Der am Hohen Dachstein (2996m) im Bundesland Oberösterreich gelegene Hallstätter Gletscher ist mit einer Fläche von über 3 km 2 (Stand 2007) der größte Gletscher der niederschlagsreichen nördlichen Kalkalpen. Neben dem Hallstätter Gletscher befinden sich im zentralen Teil der Dachsteingruppe noch sechs weitere Gletscher, deren summierte Fläche geringer ist als jene des Hallstätter Gletschers. 32 Der nachfolgende Ausschnitt zeigt das Dachsteinmassiv mit umliegender Topographie, Fließgewässern und Ortsnamen 33 : Abbildung 2: Topographische Übersicht Österreichs (Hydrologischer Atlas, 2003) Quelle: Helfricht, K., (2009), Krobath, M., Lieb, G., (2004): Die Dachsteingletscher im 20. Jahrhundert. Wissenschaftliche Alpenvereinshefte: Das Karls-Eisfeld. Forschungsarbeiten am Hallstätter Gletscher, 38, , zitiert nach Helfricht, K., (2009), Helfricht, K., (2009), 6. 18

27 Der Gletscher Begünstigend für die Existenz von Gletschern am Dachstein wirken sich im zentralen Bereich des Dachsteinstockes die absolute Höhe sowie die Existenz von größeren flachen Karmulden in einer Höhe von über 2500 m aus, welche als Firnsammelbecken dienen. Entlang der zentralen Fließlinie beträgt die Länge des Hallstätter Gletschers rund 1900 m. Nordöstlich ausgerichtet liegt der Hallstätter Gletscher in einem Höhenbereich zwischen 2178 m und 2900 m. 34 Er besitzt drei kürzere Zungen und eine größeres Plateau oberhalb der Gleichgewichtslinie 35. Im Südosten ist der Hallstätter Gletscher mit dem Schladminger Gletscher verbunden. Im Süden wird er von Dirndl (2818 m), dem Hohen (2996 m) sowie dem Niederen Dachstein (2934 m) begrenzt. Im Westen schließt sich nach der Simonyscharte der Kamm des Hohen (2837 m) sowie des Niederen Kreuzes (2651 m) an. Die begrenzenden Wände östlich des Gletschers bilden den Kamm des Hohen Gjaidsteines (2794 m). 36 Nachfolgend ist der Hallstätter Gletschers aus der Karte des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins dargestellt: 34 Helfricht, K., (2009), Gleichgewichtslinie: Grenze, welche am Ende des hydrologischen Jahres das Gebiet mit Ablation vom Gebiet mit Akkumulation trennt. Die Höhenstufe der Gleischgewichtslinie kürzt man mit ELA (engl.: equilibrium line altitude) ab, Abfragedatum Helfricht, K., (2009), 6. 19

28 Der Gletscher Abbildung 3: Darstellung des Hallstätter Gletschers aus der Karte des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen 2003 mit Gletscherstand 1991; Quelle: Helfricht, K., (2009), 7. 20

29 Der Gletscher Diese Umgebung des Gletschers mit Felswänden beeinflusst aufgrund von Stauund Lee-Effekten sowie Lawineneinträgen die Ansammlung von Schnee positiv. Auch schirmen die Felsen Teile des Gletschers von der direkten Sonnenstrahlung ab. Somit besitzt der Hallstätter Gletscher gegenüber den Gletschern des Alpenhauptkammes eine deutlich weniger negative Massenbilanz Entwicklung des Hallstätter Gletschers seit Mitte des 19. Jahrhunderts Allgemeines Der Hallstätter Gletscher, ursprünglich nach Erzherzog Karl 38 Karls-Eisfeld genannt, weist eine vergleichsweise lange Forschungsgeschichte auf. Obwohl sich bereits der in Punkt 2.3 erwähnte Joseph August Schultes um die Erkundung des Hallstätter Gletschers verdient gemacht hat 39, gilt Friedrich Simony 40 als Pionier in der wissenschaftlichen Erforschung des Dachsteines. Er hat beginnend mit dem Jahr 1840 über einen Zeitraum von nahezu 50 Jahren eine umfassende naturwissenschaftliche Bestandsaufnahme der Dachsteingletscher und deren Veränderungen durchgeführt Abfragedatum Erzherzog Carl Ludwig Johann Joseph Laurentius von Österreich, Herzog von Teschen, (* 5. September 1771 in Florenz; 30. April 1847 in Wien) aus dem Haus Habsburg-Lothringen kam als dritter Sohn des Großherzogs der Toskana und späteren Kaisers Leopold II. zur Welt und war der jüngere Bruder von Kaiser Franz II. Er war ein österreichischer Feldherr und fügte Napoleon in der Schlacht bei Aspern am 21./22. Mai 1809 die erste Niederlage auf dem Schlachtfeld zu, Abfragedatum Maurer, L., u.a., (2008), Friedrich Simony (* 30. November 1813 in Hrochowteinitz (Hrochův Týnec), Böhmen; 20. Juli 1896 in St. Gallen, Steiermark) war Geograph und Alpenforscher, Abfragedatum

30 Der Gletscher Diese Pionierarbeit ist im Hinblick auf die Veränderungen der Ausmaße des Gletschers in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten, Graphiken und Fotografien dokumentiert. 41 Im Jahre 1890 wurde das Karls-Eisfeld in Hallstätter Gletscher umbenannt und bereits im Jahre 1896 wurde er das erste Mal kartiert. Ein weiterer Meilenstein in der Darstellung des Dachsteingletschers war die Dachsteinkarte von Arthur von Hübl, die 1901 erschienen ist und in einem bemerkenswerten Detailreichtum den Gletscherstand von 1899 darstellt. 42 Bis in die späten 1940er Jahre wurden die wissenschaftlichen Arbeiten von Simony und Hübl bedingt durch die beiden Weltkriege nicht fortgesetzt. Seit Ende der 40er Jahren des letzten Jahrhunderts wird die kontinuierliche Längenmessung durch den Österreichischen Alpenverein 43 durchgeführt. Nach mehrmaligen Untersuchungen von Hallstätter- und Gosaugletscher in den 50er und 60er Jahren kam die wissenschaftliche Erkundung des Hallstätter Gletschers bis zu Beginn des neuen Jahrtausends im Wesentlichen zum Erliegen Projekt Untersuchung von Klima und Massenhaushalt am Dachsteingletscher Seit September 2006 läuft auf dem Hallstätter Gletscher das Projekt Untersuchung von Klima und Massenhaushalt am Dachsteingletscher", das vom Land Oberösterreich, Abteilung für Umwelt, Energie, Wasser und Konsumentenschutz, und der Energie AG finanziert wird 45. In einem fünfjährigen Programm wird das Klima und dessen Auswirkung auf den Hallstätter Gletscher untersucht. Zu diesem Zweck wurde ein Monitoringsystem errichtet, mit dessen 41 Vgl. dazu Abfragedatum , sowie Helfricht, K., (2009), Helfricht, K., (2009), Abfragedatum Vgl. dazu Abfragedatum , sowie im Detail Helfricht, K., (2009), Abfragedatum

31 Der Gletscher Hilfe die Zu- und Abnahme des Gletschers in Abhängigkeit von der Witterung gemessen wird. Das Forschungsprojekt sowie die Diplomarbeit von Kay Helfricht mit dem Titel Veränderungen des Massenhaushaltes des Hallstättergletschers seit liefern damit wichtige Informationen zum besseren Verständnis des Verhaltens der Gletscher in den Nordalpen. Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden in der vorliegenden Master Thesis nachfolgend dargestellt: Der Massenhaushalt seit Ende der letzten kleinen Eiszeit Um 1856 erreichte der Hallstätter Gletscher seinen letzten Hochstand. Er besaß zu diesem Zeitpunkt eine Fläche von 5,27 km². In den vergangenen 150 Jahren verlor er 42,3% dieser Fläche und ging auf 37% seines damaligen Volumens zurück. Dieser Rückgang des Hallstätter Gletschers vollzog sich aber nicht gleichmäßig und war auch von kurzen Vorstoßperioden unterbrochen. 47 Die Ausdehnung des Hallstättergletschers von 1856 ist in der nachfolgenden Abbildung jener aus 2007 gegenübergestellt 48 : 46 Helfricht, K., (2009) Abfragedatum Abfragedatum

32 Der Gletscher Abbildung 4: Ausdehnung des Hallstätter Gletschers 1856 und 2007 Quelle: Abfragedatum Massenbilanz Gletschermassenbilanzen werden für einen fixen Zeitraum erstellt. Dieser ist das hydrologische Jahr vom 1. Oktober bis zum 30. September des darauffolgenden Jahres. Bilanzieren bedeutet zu analysieren, was sich in diesem Zeitraum gegenüber dem Ausgangszustand geändert hat. In Bezug auf den Gletscher gilt es also festzustellen, ob dieser an Masse hinzugewonnen oder verloren hat. Dabei wird das "Plus" der Akkumulation mit dem "Minus" der Ablation bilanziert. Um Schnee und Eis vergleichen zu können, werden diese zunächst über die Dichten (Schnee: kg/m³, Eis: 900 kg/m³) in Millimeter Wasseräquivalent ( w.e. ) umgerechnet. Anschließend wird die Gesamtjahresbilanz und die mittlere 24

33 Der Gletscher spezifische Bilanz erstellt. Letztere mittelt den Verlust über die Gletscherfläche und lässt somit einen besseren Vergleich mit anderen Gletschern zu. 49 Im Haushaltsjahr 2006/2007 verlor der Hallstätter Gletscher 1181,7 Millionen Liter Wasser. Dies entspricht einer mittleren spezifischen Bilanz von -376mm w.e.. Das heißt, dass gemittelt über die Fläche der Hallstätter Gletscher ca. 40 cm an Eisdicke verloren hat. Er ist somit an den Zungen mehr geschmolzen als durch Schnee auf dem oberen Plateau angelagert wurde. Dies spiegelt auch das Flächenverhältnis zwischen Akkumulations- und Gesamtfläche wieder. Eine gute Vorraussetzung für einen Gletscher im Gleichgewicht wäre ungefähr bei 2:3 oder 0,66. Im Haushaltsjahr 2006/2007 betrug dieses Verhältnis 0, Ein weiterer wichtiger Parameter um den Zustand und die Entwicklung eines Gletschers zu erkennen ist die Höhe der Gleichgewichtslinie (nachfolgend Equilirium Line Altitude (ELA) genannt). Dies ist die Höhenstufe deren Massenbilanz null ist, das heißt darunter ist die Massenbilanz negativ, darüber positiv. Diese lag im Haushaltsjahr 2006/2007 auf 2580 Metern. Das Haushaltsjahr 2007/2008 zeigte eine negativere Bilanz. Mit einem Verlust von 2128,1 Millionen Liter Wasser betrug die mittlere spezifische Bilanz -700mm w.e.. Dies entspricht einem mittleren Eisdickenverlust von rund 70 cm. Die ELA lag mit 2592 m geringfügig höher. Das Flächenverhältnis von Akkumulations- zu Gesamtfläche war mit 0,49 ebenfalls höher. 51 Im Massenhaushaltsjahr 2008/2009 wurde seit 2006/2007 die mit -924 mm w.e. negativste Massenbilanz festgestellt, was einem mittleren Eisdickenverlust von rund einem Meter entspricht. Der Hallstätter Gletscher verlor somit 2786,8 Millionen Liter Wasser. Die negative Bilanz spiegelt sich auch in dem geringen 49 Abfragedatum ebenda. 51 ebenda. 25

34 Der Gletscher Flächenverhältnis von Akkumulations- zu Gesamtfläche von 0,34 sowie in der höher gelegenen ELA um 2616 m wieder. 52 In der nachfolgenden Tabelle sind die Kennzahlen der Massenbilanz des Hallstätter Gletschers der Hydrologischen Jahre 2006/2007, 2007/2008 und 2008/2009 zusammengefasst: 2006/ / /2009 Akkumulationsfläche (Sc) 1,496 1,490 1,029 km² Akkumulation (Bc) ³m³ mittlere spezifische Akkumulation (bc) mm Ablationsfläche (Sa) 1,645 1,551 1,986 km² Ablation (Ba) ³m³ mittlere spezifische Ablation (ba) mm Gletscherfläche (S) 3,141 3,041 3,014 km² Bilanz (B) ³m³ mittlere spezifische Bilanz (b) mm Verhältnis Akkumulations- zu Gesamtfläche (AAR) 0,476 0,49 0,34 Höhe Gleichgewichtslinie (ELA) m Tabelle 1: Kennzahlen der Massenbilanz des Hallstätter Gletschers der Hydrologischen Jahre 2006/2007, 2007/2008 und 2008/2009 Quelle: Abfragedatum Aus den Kennzahlen der Massenbilanz in Tabelle 1. ist erkenntlich, das die am geringsten negative Bilanz 2006/2007 vor Allem aufgrund der höheren Akkumulation hervorgerufen wurde. Die Differenz zwischen den Haushaltsjahren 2007/2008 und 2008/2009 wird weniger durch die vergleichbare Akkumulation in den beiden Jahren, sondern durch die deutlich höhere Ablation in 2008/2009 begründet. Letzterer Umstand ist auch die Ursache, dass 2008/2009 die negativste der drei gemessenen Bilanzen darstellt. 53 Die Massenbilanzen der einzelnen Jahre sind eine Folge der in diesem Zeitraum herrschenden Witterung. Hauptsächlich werden sie von der Menge des 52 Abfragedatum ebenda. 26

35 Der Gletscher Winterschnees, den Sommertemperaturen und der Menge und Anzahl von Niederschlägen als Schnee während der Ablationsperiode bestimmt. 54 Die ersten drei Jahre der Messungen zeigen bereits, dass die Massenbilanz des Hallstätter Gletschers sehr vom Niederschlag abhängig ist. Die Menge und Anzahl der im Sommer als Schnee fallenden Niederschläge bestimmt den Massenhaushalt vor Allem oberhalb der mittleren Höhe der Gleichgewichtslinie. Anhand des im September 2009 deutlich erkennbaren Ausaperungsmusters lässt sich ein starker Einfluss der Umverteilung des Schnees durch den Wind am Hallstätter Gletscher vermuten. Für eine Herstellung einer Beziehung zwischen dem Massenhaushalt des Hallstätter Gletschers und dem Klima sind noch weitere Messungen notwendig. 55 Darüber hinaus ist festzuhalten, dass erst drei Jahre an Messergebnissen vorliegen, wodurch noch keine Aussage zur Repräsentativität getroffen werden kann Eisdicke Am wurden im Rahmen des Projektes Untersuchung von Klima und Massenhaushalt am Dachsteingletscher" Messungen zur Erhebung der Eisdicke durchgeführt. In der nachfolgenden Abbildung ist farblich abgestuft die über den Gletscher interpolierte Eisdicke dargestellt. Es ist ersichtlich, dass der Hallstätter Gletscher in zwei Bereichen noch Eisdicken von weit über 100 Metern aufweist. Im Becken unterhalb der Steinerscharte ist das Eis noch bis zu 131 m dick. Auch im Bereich des östlichen Teils des Gletschers findet sich einen dolinenartige Vertiefung, welche noch mit 120 m Eis gefüllt ist. Deutlich zeigen sich jedoch dünnere Bereiche in Verlängerung des Eissteines zum bereits aperen Teil oberhalb des Eisjoches. Bei fortschreitendem Dickenverlust des Eises ist hier eine Trennung des östlichen Teils des Gletschers unterhalb des Dirndl vom westlich gespeisten Bereich denkbar Abfragedatum ebenda. 56 ebenda sowie Helfricht, K., (2009),

36 Der Gletscher Abbildung 5: Eisdicke des Hallstättergletschers 2009 Quelle: Helfricht, K., (2009), Zusammenfassung Zusammenfassend ist demnach festzuhalten, dass seit dem Gletschervorstoß von 1850 die Gletscher der Dachsteinregion rund die Hälfte an Fläche, rund 40 % ihres Volumens sowie rund 40 m an Dicke verloren haben. Der Hallstätter Gletscher schwindet im Vergleich zu anderen Gletschern Österreichs geringer. 57 Dennoch zieht sich die mittlere Gletscherzunge fast jedes Jahr ein weiteres Stück zurück. Im Zeitraum 1856 bis 2007 hat der Gletscher fast die Hälfte seiner Länge eingebüsst Helfricht, K., (2009), 44, 55 und Helfricht, K., (2009),

37 Der Gletscher Die nachfolgenden Fotografien veranschaulichen die Veränderungen des Ausmaßes des Hallstätter Gletschers in der Zeit von 1900 bis : Karlseisfeld um 1900 Hallstätter Gletscher 2007 Abbildung 6: Veränderungen des Ausmaßes des Hallstättergletschers in der Zeit von 1900 bis 2007 Quelle: Abfragedatum Abfragedatum

38 Problemstellung 3. Problemstellung 3.1. Allgemeines The best things in life are free heißt es in einem US-amerikanischen Volkslied. Für die Nutzung einiger Güter, beispielsweise einen erheblichen Teil unserer Umwelt, wie Berge, Wälder und Seen, trifft dies zu. Im Gegensatz dazu wird die Nutzung der weitaus meisten Güter unserer Volkswirtschaft gegen Geld gehandelt. Für diese Güter sind Preise die Signale, die die Entscheidungen von Käufern und Verkäufern lenken. Die Märkte und ihre Zuteilungsverfahren sind jedoch ausgeschaltet, sobald Güter kostenlos zur Verfügung stehen bzw. auf keinem Markt gehandelt werden. 60 Dies trifft beispielsweise für Moore zu, sofern diese isoliert (ohne Berücksichtigung der sie umgebenden Liegenschaftsfläche) betrachtet werden, oder auch auf Gletscher (unter derselben Annahme wie bei den Mooren). Der Wert der Umwelt spiegelt sich darin, was die Gesellschaft bereit ist dafür herzugeben, um sie zu bewahren. Um sie bewerten zu können, muss es gelingen jedermann klar zu machen, dass Biodiversität und Ökosysteme knappe Güter sind und deren Beeinträchtigung damit zusammenhängende Kosten für die Gesellschaft hat. Ökonomisch gesprochen ist ein Gut dann knapp, wenn mit der Nutzung Opportunitätskosten einhergehen, d.h. zur Erlangung eines Gutes etwas anderes (mit entsprechendem Wert) aufgegeben werden muss, beispielsweise Geld. 61 Grundsätzlich ist bei Bewertung von Biodiversität und Ökosystemen nicht anders vorzugehen als beispielsweise bei der Bewertung von durch den Menschen produzierten Gütern. So gibt es verlässliche Bewertungen bzw. Schätzungen von Bereitstellungsleistungen von Ökosystemen, nicht jedoch von regulatorischen oder kulturellen Leistungen von Ökosystemen, insbesondere wenn diese nicht auf einem Markt gehandelt werden Mankiw, G.,Taylor, M., (2008), 253; vgl. dazu auch Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), Vgl. dazu Mankiw, G.,Taylor, M., (2008), Vgl. dazu Punkt

39 Problemstellung Ökonomisch können Biodiversität und Ökosysteme als das natürliche Kapital der Gesellschaft gesehen werden, deren Leistungen, d.h. deren Ertrag, die Zinsen dieses Kapitals darstellen. Durch Verbrauch oder Reduktion von Biodiversität und Ökosystemen wird damit unser natürliches Kapital verringert und damit der Ertrag daraus für gegenwärtige und zukünftige Generationen geschmälert. Aber nicht nur das: sie stellen in Summe das Lebenserhaltungssystem der Erde bereit. Es sollten der Nutzen bzw. die Leistungen von Biodiversität und Ökosystemen nicht als kostenlos angesehen werden, nur weil kein Markt für diese Güter besteht. 63 Durch den Umstand, dass die Nutzung derartiger Leistungen kostenlos erfolgen kann, besteht die Tendenz zur Übernutzung dieser Güter. Um dieses Marktversagen auszugleichen, soll mit der nachfolgend erwähnten Internalisierung der externen Effekte die Optimalität des Marktmechanismus wieder hergestellt werden Umweltschäden und das Prinzip der Internalisierung externer Effekte Die Bewertung einer Naturfläche wie dem Hallstätter Gletscher steht in dieser Master Thesis in engem Zusammenhang mit der Frage der Bewertung von Umweltschäden. Auch bei der Schadensbewertung stellt sich die Frage nach dem Wert des geschädigten Gutes. Diese Frage hat insbesondere durch die Europäische Umwelthaftungsrichtlinie 2004/35/EG an Bedeutung gewonnen. In Österreich wurde diese Richtlinie 2009 mit dem Bundes-Umwelthaftungsgesetz (B-UHG), BGBl. I Nr 55/2009, umgesetzt. Ziel dieser Rechtsmaterien ist es, die Vorbeugung und Sanierung erheblicher Schäden an den Schutzgütern Gewässer, Boden und Biodiversität zu gewährleisten. Der Anwendungsbereich des B-UHG ist entsprechend der verfassungsrechtlichen Kompetenzverteilung auf Schädigungen der Gewässer und des Bodens beschränkt. Schädigungen der Biodiversität sowie durch bestimmte Tätigkeiten verursachte Bodenschäden fallen hingegen in den Regelungsbereich der Bundesländer. 63 Pascual, U., u.a., (2010): 5f. 31

40 Problemstellung Kerngedanke der Umwelthaftungsrichtlinie und des B-UHG ist das Verursacherprinzip, d.h. wer einen Umweltschaden verursacht, soll auch sämtliche damit verbundenen Kosten tragen. Dementsprechend hat ein Betreiber von Anlagen mit entsprechendem Gefährdungspotential nicht nur die Vermeidungs- bzw. Sanierungskosten im engeren Sinn, sondern auch die Kosten der Verwaltung zu ersetzen. Die Kostenbelastung soll abschrecken und die Betreiber der entsprechenden Anlagen motivieren, Maßnahmen zu treffen und Praktiken zu entwickeln, mit denen die Gefahr von Umweltschäden auf ein Minimum beschränkt werden kann (Präventivwirkung). 64 Neben der haftungsrechtlichen Bewertungsfrage spielt die Berücksichtigung (potentieller) Schäden auf die Umwelt vor allem bei umweltpolitischen Entscheidungen eine zentrale Rolle. Nahezu jedes Projekt, das einer politischen Entscheidung zugeführt wird, hat (positive oder negative) Auswirkungen auf die Umwelt. Gerade bei negativen Umweltfolgen, d.h. Schäden, gilt es, diese insbesondere den ökonomischen Vorteilen des jeweiligen Projektes gegenüber zu stellen. Im Ergebnis geht es darum, die Vor- und Nachteile verschiedener Zielzustände miteinander zu vergleichen. Als ein geeignetes Kriterium für einen Vergleich zieht die Volkswirtschaft den sogenannten Nettonutzen heran. Der richtige Zielwert ist demnach für jede Aktivität dadurch definiert, dass bei seiner Erreichung der Nettonutzen der betreffenden Handlung größer ist als bei jedem anderen Niveau dieser Aktivität. Unter dem Nettonutzen wird dabei die Differenz zwischen den Kosten und dem Nutzen der Aktivität verstanden. 65 Man spricht demnach in diesem Zusammenhang auch von einer Kosten-Nutzen-Analyse. Hinsichtlich der unterschiedlichen Nutzenkomponenten ist an dieser Stelle auf Punkt zu verweisen, in dem auf unterschiedliche Nutzen- und Wertkategorien eingegangen wird, die bei Bewertung von Umweltgütern eine Rolle spielen. In Punkt 3.3 wird zudem das Konzept der Zahlungsbereitschaft als Indikator für den Nutzen beschrieben. 64 vgl. dazu Abfragedatum Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 1f. 32

41 Problemstellung Hinsichtlich der Ermittlung der Kosten wird man vielfach jene Kosten heranziehen, die unmittelbar mit der Aktivität in Zusammenhang stehen. Genauer betrachtet sind die Kosten jedoch darin zu sehen, dass für die Durchführung der Aktivität knappe Ressourcen eingesetzt werden müssen, die damit für andere Verwendungen ausfallen. In dem Verzicht auf den Nutzen durch andere Verwendungen bestehen die Opportunitätskosten. 66 Anhand dieser Kosten-Nutzen Abwägung und der Ermittlung des Nettonutzens kann ein geeignetes Ziel definiert werden. Diese Abwägung setzt jedoch voraus, dass Kosten und Nutzen in derselben Recheneinheit vorliegen, um verglichen werden zu können. Da vielfach eine Abwägung zwischen Geldeinheiten vorgenommen wird, erfordert diese Herangehensweise eine Monetarisierung insbesondere des Nutzens. Von der Festlegung des Zieles ist die Frage nach dessen Erreichung zu trennen. Die Zielerreichung erweist sich insbesondere bei umweltpolitischen Zielen vielfach als schwierig, man denke beispielsweise an die Diskussionen zur Erreichung der Kyoto-Ziele 67 im Luftschadstoff-Emissionsbereich. Eine zentrale Maßnahme zur Zielerreichung besteht oftmals darin, dem (gegebenenfalls potentiellen) Verursacher des Umweltschadens den von ihm verursachten Schaden anzulasten. Damit soll erreicht werden, dass der Verursacher die externen Effekte bei der Festlegung von Ausmaß und Qualität seiner Aktivität berücksichtigt bzw. internalisiert. 68 Erlei, Leschke und Sauerland definieren externe Effekte derart, dass es sich dabei um Handlungswirkungen eines Akteurs auf die Handlungsergebnisse anderer Individuen handelt, die nicht in das Kosten-Nutzen-Kalkül eingehen und außerhalb des Preismechanismus angesiedelt sind vgl. dazu Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), Details unter Abfragedatum Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 5 und Endres, A., (2007): Umweltökonomie, Stuttgart, W.Kohlhammer GmBH+Co.KG, 22f. 69 Erlei, M., Leschke, M., Sauerland, D., (2007): Neue Institutionenökonomik, 2. Aufl., Stuttgart, Schäffer-Poeschel Verlag,

42 Problemstellung Zur Internalisierung stehen verschiedene theoretische Varianten zur Verfügung. Nach Endres sind die wichtigsten die drei folgenden: 70 Verhandlungen über das Niveau des externen Effekts zwischen den Beteiligten im Sinne des von R. Coase (1960) entwickelten Paradigmas. 71 Die Schaffung von Institutionen, mit denen geregelt wird, inwieweit und unter welchen Bedingungen der Verursacher des externen Effekts dem Geschädigten den Schaden ersetzen muss (Schadenersatzrecht). 72 Die Belastung des Verursachers mit den in der sozial optimalen Situation verursachten externen Grenzkosten über eine Steuer nach dem Paradigma von A.C. Pigou (1932). 73 Eine zentrale Herausforderung bei Internalisierung dieser externen Effekte ist wiederum deren notwendige Monetarisierung. Mit der Monetarisierung wird versucht, die Bewertung der Umweltqualitätsveränderungen, die die Betroffenen selbst vornehmen, in Geldeinheiten auszudrücken. Dem Gedanken der Konsumentensouveränität folgend wird also als Maß für den Nutzen, den eine Umweltqualitätsänderung für einen Konsumenten bringt, die Einschätzung des Konsumenten herangezogen. Es geht demnach um dessen jeweilige Präferenzen. 74 Bei Umweltgütern haben die Konsumenten aber wegen des öffentlichen Charakters des Gutes Umwelt kaum Möglichkeiten, ihren Präferenzen auf einem Markt unmittelbar Geltung zu verschaffen. Zudem besteht die Frage, ob die Präferenzen repräsentativ sind: Das jeweilige Optimum muss nämlich unter Einbeziehung der Nutzen und Kosten aller Beteiligten festgelegt werden. Eine Diskriminierung bestimmter Gruppen widerspricht dem bei der umweltpolitischen Zielfindung leitenden Prinzip der sozialen Wohlfahrtsmaximierung. Da gerade bei umweltpolitischen Entscheidungen häufig auch künftige Generationen betroffen sind, ergibt sich ein vollständiges Bild der aus ökonomischer Sicht 70 Endres, A., (2007), 22f. 71 Vgl. dazu im Detail Endres, A., (2007), 35ff. 72 Vgl. dazu im Detail Endres, A., (2007), 58ff. 73 Vgl. dazu im Detail Endres, A., (2007), 94ff. 74 Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 5 und Endres, A., (2007),

43 Problemstellung entscheidungsrelevanten Präferenz erst dann, wenn auch jene künftiger Generationen mitberücksichtigt wird. 75 Damit ist man in weiterer Folge jedoch mit dem Problem konfrontiert, dass diese künftigen Präferenzen unbekannt sind Das Zahlungsbereitschaftskonzept Zur Bewertung der Präferenz bedient sich die Ökonomie in der Regel der Messung der Zahlungsbereitschaft: Ist ein Individuum bereit, für ein bestimmtes Gut x einen Betrag von y Geldeinheiten zu bezahlen, so kann man davon ausgehen, dass ihm dieses Gut einen Nutzen stiftet, der mindestens so hoch ist, wie der Nutzen, den es aus jeder anderweitigen Verwendung der y Geldeinheiten hätte ziehen können. Der Betrag, den der Konsument maximal für eine zusätzliche Einheit zu zahlen bereit ist, ist demnach dadurch definiert, dass sein Nutzenniveau unverändert bleibt, wenn die Gütereinheit gegen den Maximalbetrag getauscht wird. 76 Obwohl die Zahlungsbereitschaft eng mit der Wertschätzung des Individuums für das jeweilige Gut verknüpft ist, muss darauf hingewiesen werden, dass die Zahlungsbereitschaft keineswegs mit dem Nutzen identisch ist. Die Zahlungsbereitschaft wird nämlich neben den Nutzenvorstellungen des Individuums auch von der Zahlungsfähigkeit der betreffenden Person beeinflusst. 77 Trotz all dieser Probleme wird die Zahlungsbereitschaft als brauchbarer, wenn auch mit Vorsicht zu interpretierender Indikator für den Nutzen angesehen. Sofern für die zu bewertenden Güter Märkte existieren, gibt die Nachfragekurve die marginale Zahlungsbereitschaft an. Die Märkte und ihre Zuteilungsverfahren sind jedoch ausgeschaltet, sobald Güter kostenlos zur Verfügung stehen bzw. auf keinem Markt gehandelt werden. 78 Für solche Güter kann vielfach mit dem Konzept der Zahlungsbereitschaft eine marktanaloge Bewertung vorgenommen 75 Ebenda. 76 Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 5 und Endres, A., (2007), Ebenda. 78 Mankiw, G.,Taylor, M., (2008), 253; vgl. dazu auch Endres, A., Holm-Müller, K., (1998),

44 Problemstellung werden, allerdings ist für solche Güter die Bestimmung der Zahlungsbereitschaft keinesfalls problemlos möglich Vorfragen für die Bewertung des Hallstätter Gletschers Bei Betrachtung einer Naturfläche wie dem Hallstätter Gletscher gilt es zu unterscheiden: Man kann sich zum einen der Frage zuwenden, ob es ein (umwelt)politisches Ziel ist, eine Naturfläche wie den Hallstätter Gletscher erhalten zu wollen. Wie einleitend ausgeführt sind in diesem Fall die Kosten der Erhaltung dem daraus resultierenden Nutzen gegenüberzustellen. Der Nutzen muss für die Abwägung von Kosten und Nutzen in Geldeinheiten ausgedrückt werden. Unabhängig davon ist fraglich, ob eine Erhaltung überhaupt möglich ist. Wenn eine Erhaltung möglich ist, schließt als weitere Frage an, ob und wie dieses Ziel erreicht werden kann. Wie in Punkt 3.2 dargestellt, bedient man sich für diesen Fall vielfach der Methode der Internalisierung des externen Effekts. Dafür ist zu klären, ob das Abschmelzen des Gletschers einen Schaden darstellt, wie dieser zu bewerten ist und welche potentiellen Verursacher den Schaden zu tragen haben. Die Verursacher des Treibhauseffektes und des Klimawandels sind heutzutage bekannt. Schwieriger ist es, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob im Falle des Abschmelzens der Gletscher ein Schaden vorliegt bzw. ob dieser bewertet werden kann. Der ersten Frage wird in Punkt 6 dieser Arbeit nachgegangen, wenn die Funktionen und Leistungen bzw. der daraus resultierenden Nutzen des Gletschers vorgestellt werden. Ohne zuviel vorwegnehmen zu wollen, sei an dieser Stelle die Bemerkung erlaubt, dass das Abschmelzen des Gletschers jedenfalls einen Schaden darstellt, und zwar einen irreversiblen. Damit wird auch ein Kernproblem bei der Bewertung des Schadens angesprochen, da bei irreversiblen Schäden zahlreiche Bewertungsmethoden, wie Beispiele die Methode der Wiederherstellkosten, nicht greifen. Die verbleibenden sinnvoll anzuwendenden Bewertungsmethoden werden in Punkt 6.3. vorgestellt. 79 Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 22 36

45 Problemstellung Unabhängig von den Herausforderungen bei Schadensbewertung stellt sich die Frage, ob der Wert des Hallstätter Gletschers an sich einer Monetarisierung zugänglich ist. Auch darauf wird in Punkt 6.3 eingegangen. 37

46 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse 4. Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse 4.1. Die Anfänge Die Frage nach den Wechselwirkungen zwischen der Menschheit und der Umwelt sowie nach dem Effekt auf die humane Wohlfahrt ist jahrhundertealt. Als einer der Autoren der jüngeren Geschichte ist Westman zu nennen, der 1977 eine Arbeit mit dem Titel How much are Nature s Services Worth? veröffentlicht hat, in der er die Beziehung zwischen ökologischen und ökonomischen Systemen untersuchte. 80 In den frühen 1980er Jahre griffen Ökonomen das Thema auf, allerdings gewann dieses Forschungsgebiet erst in den späten 1990er Jahren durch die Arbeiten von Costanza u.a. und Daily an Bedeutung. 81 Zur selben Zeit entwickelte der interdisziplinäre Forschungsbereich der ökologischen Ökonomie das Konzept des natürlichen Kapitals, das nicht erneuerbare Ressourcen, erneuerbare Ressourcen und Leistungen von Ökosystemen beinhaltete. Damit sollte die Bedeutung von Ökosystemen als biophysische Grundlagen für die gesellschaftliche Entwicklung und für die modernen Wirtschaftssysteme dargestellt werden. Costanza bezifferte in diesem Zusammenhang den jährlichen Nutzen der Natur für den Menschen auf 33 Billionen US Dollar, und damit 1,8 mal höher als das damalige globale Bruttosozialprodukt Westman, W., (1977), How much are nature s services worth, Science 197, , zitiert nach De Groot, R., u.a., (2010): The Ecomonics of Ecosystems and Biodiversity: The Ecological and Economic Foundations (TEEB D0), Integrating the ecological and economic dimensions in biodiversity and ecosystem service valuation, Chapter 1, 7, mit weiteren Hinweisen; 81 Costanza, R., u.a.., (1997), The value of the world s ecosystems services and natural capital, Nature 387, , und Daily, G., Hrsg., (1997), Nature s services, Societal Dependence on Natural Ecosystems, Island Press, zitiert nach De Groot, R., u.a., (2010), Betghe, P., Von Bredow, R., Schwägerl, C, (2008): Der Preis des (Über-) Lebens, Der Spiegel, Nr 21,

47 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse 4.2. Bewertungsansätze seit Millenium Ecosystem Assessment Auf Grundlage der in Punkt 4.1. genannten und zahlreicher anderen Studien wurde 2005 das Millenium Ecosystem Assessment erstellt, das sich in ausgewählten Einzelstudien auch dem Wert von Biodiversität widmete. 83 Wesentliches Ziel des Millenium Ecosystem Assessment war, die Konsequenzen der Veränderungen der Ökosysteme auf die Menschheit aufzuzeigen und eine wissenschaftliche Grundlage für Maßnahmen zu bieten, die zur Erhaltung sowie zur nachhaltigen Nutzung der Ökosysteme beitragen. Dieser Report lieferte keine abschließenden Bewertungen der existierenden Ökosysteme, aber kam unter Einbeziehung von folgenden vier Kategorien von Leistungen von Ökosystemen, nämlich Unterstützung (Nahrungskreislauf, etc.) Bereitstellung (Wasser, Lebensmittel, etc) Regulierung (Klimaregulierung, etc.) Kultur (Erziehung, etc.) zu folgendem Schluss: Obwohl viele Individuen von den Aktivitäten profitieren, die zu einem Verlust von Biodiversität führen, übersteigen die Kosten, die aus einer Veränderung der Umwelt resultieren, die daraus resultierenden Nutzen in vielen Fällen Stern Review 2006 erschien der Stern Review, der insbesondere die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels zum Inhalt hatte. 85 In dessen Teil II, Kapitel 6, setzten sich die 83 Duraiapahh, A., Naeem, S., (2005): Millenium Ecosystem Assessment, Ecosystems and Human Wellbeing: Biodiversity Synthesis, World Resources Institute, Washington D.C., Abfragedatum Duraiapahh, A., Naeem, S., (2005), 6 und 38f. 85 Stern, N., (2006). 39

48 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Autoren mit ökonomischen Modellen zur Bewertung der Folgen des Klimawandels auseinander und kamen zusammengefasst zu folgenden Ergebnissen: 86 Unter der Annahme, dass der Klimawandel zu einer Erderwärmung von 2 bis 3 C führen würde, würde das globale Bruttosozialprodukt um bis zu 3 % sinken, wobei ärmere Länder einen größeren Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung zu verkraften hätten. Sollte die Erderwärmung durch uneingeschränkten CO 2 -Ausstoß um 5 bis 6 C ansteigen, so könnte dies einen Rückgang des globalen Bruttosozialproduktes um 5 % bis 20 % zur Folge haben. Als Bewertungsmethode kamen sogenannte Integrated Assessment Modelle zur Anwendung. Hinsichtlich der Modellansätze wird im Stern Review festgehalten, dass der primäre Fokus dieser Modelle auf Bereichen liege, für die Preise existieren, wie etwa Landwirtschaft, Energieverbrauch und Forstwirtschaft. Dieser Ansatz lasse jedoch die zahlreichen Einflüsse und Effekte außer Acht, für die keine Preise vorhanden sind. Um ein komplettes Bild zu bekommen, habe man auch Modellansätze herangezogen, die bestmöglich die nicht-marktspezifischen (und damit nicht-bepreisten) Effekte berücksichtigen würden. In diesem Zusammenhang wird auf Bewertungsansätze von Mendelsohn, Tol und Nordhaus verwiesen, jedoch im Anschluss festgehalten, dass ein Policy Analysis of the Greenhouse Effect (PAGE) 2002 Integrated Assessment Modell nach Hope zur Anwendung gekommen sei. 87 Die Autoren des Stern Review kamen zu dem Schluss, dass die Modellierung der Bewertungsansätze über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten, über mehrere Kontinente hinweg und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Szenarien systematische Entscheidungen über Verteilungs- und Ethikfragen erfordere. Zudem würden die Ergebnisse bzw. Schätzungen große Unsicherheiten, Unzulänglichkeiten und Risiken beinhalten, da beispielsweise extreme Wetterereignisse, sowie soziale und politische Instabilität keinen Eingang in die Modelle und deren Ergebnisse finden würden. 86 Stern, N., (2006), Stern, N., (2006), 147, 148 und

49 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Die Ergebnisse des Stern Review fanden in der Öffentlichkeit erhebliche Beachtung und wurden sehr kontroversiell diskutiert The Economics of Ecosystems and Biodiversity Phase I: Interimsstudie 2008 Die Ergebnisse des Stern Review riefen im Rahmen des G 8+5 Gipfels im März 2007 in Potsdam die anwesenden Umweltminister auf den Plan. Diese bestätigten die Notwendigkeit, den Verlust von Ökosystemen und Biodiversität einer Bewertung zuzuführen. Unter der Schirmherrschaft des damaligen deutschen Umweltministers Sigmar Gabriel und mit Unterstützung des damaligen EU-Umweltkommissars Stavros Dimas wurde die Studie The Economics of Ecosystems and Biodiversity (TEEB) in Auftrag gegeben, die im Mai 2008 im Rahmen eines vorläufigen Zwischenergebnisses ( Interimsstudie ) einen Überblick zur Frage der Bewertung des Verlustes von Ökosystemen und Biodiversität angeboten hat, aber gleichzeitig die Variablen und Unwägbarkeiten solcher Analysen betonte Phase II Gegenwärtig soll im Rahmen einer zweiten Phase ein wirtschaftswissenschaftliches Rahmenwerk erarbeitet werden, das konkrete Bewertungsansätze zusammenfasst bzw. anbietet und dabei auf die Bedürfnisse jener Rücksicht nimmt, die in Folge mit dem Bewertungsrahmen arbeiten sollten. Vor allem aber soll es der Politik ein Werkzeug in die Hand geben, mit dem entsprechende Umweltschutz- und Politikmaßnahmen auf eine ökonomische, d.h. messbare, Grundlage gestellt werden können. Die abschließenden Ergebnisse der Phase II werden im Herbst 2010 erwartet. Bislang liegen für einzelne Schwerpunkte bzw. Kapitel Entwürfe vor, die teilweise noch in Konsultation sind. Die wesentlichen Ergebnisse aus bislang veröffentlichen Teilen des zentralen Arbeitspapiers The Economics of 88 Sukhdev, P., u.a., (2008): The Economics of Ecosystems and Biodiversity An Interim Report, oo. 41

50 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Ecosystems and Biodiversity: The Ecological and Economic Foundations (TEEB D0) sowie weitere wirtschaftswissenschaftliche Ansätze zur Bewertung von Naturflächen werden nachfolgend zusammengefasst, und dabei der Schwerpunkt auf Aspekte gelegt, die die in Punkt 6. dieser Arbeit folgende Bewertung des Hallstätter Gletschers unterstützen: 4.3. Integration der ökologischen Dimension in die Bewertung Allgemeines Um den Wert eines Ökosystems ermitteln zu können, ist zunächst notwendig, dessen Funktionen darzustellen. Unter Funktionen werden beispielsweise in TEEB D0 jene Dinge verstanden, die es ermöglichen, dass das Ökosystem bestimmte Leistungen erbringen kann. Beispielsweise ist im Meer eine Fischpopulation die Funktion, die die Erbringung der Leistung Lebensmittel ermöglicht. Die jeweiligen Leistungen haben in der Regel entsprechende Nutzen zur Folge, in unserem Fischbeispiel etwa Nahrung und Wohlbefinden. Wenn die Nutzen definiert wurden, kann davon ausgehend auch der ökonomische Wert des Ökosystems ermittelt werden Auf Seite 13 des TEEB D0 Reports wird die Diskussion angerissen, ob der Wert, der einem Nutzen zugewiesen wird, immer ein ökonomischer, d.h. in Geld messbarer sein muss oder nicht. Ohne zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen, wird festgehalten, dass die geldwerte Bewertung zur Internalisierung externer Effekte, die wiederum die Entscheidungsfindung auf allen Ebenen beeinflusst, eine wesentliche Bedeutung hat; 42

51 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Diese logische Kette von Funktionen eines Ökosystems bis zu dessen Wert wird in TEEB D0 wie folgt dargestellt: 90 Abbildung 7: Die Abfolge der Funktionen und Leistungen eines Ökosystems bis zum menschlichen Wohlbefinden Abbildung 7: Die Abfolge der Funktionen und Leistungen eines Ökosystems bis zum menschlichen Wohlbefinden Quelle: De Groot, R., u.a., (2010), 11. Bei dieser Vorgehensweise sollte man auch Nicht-Leistungen berücksichtigen, die dadurch entstehen können, dass Leistungen nicht nur Nutzen, sondern auch Schaden verursachen können. Im TEEB D0 Report wird vorgeschlagen, die Nutzen und Schäden einander gegenüber zu stellen und einer Bewertung zuzuführen De Groot, R., u.a. (2010), De Groot, R., u.a. (2010),

52 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Funktionen eines Ökosystems Bei Beurteilung von Funktionen eines Ökosystems ist zwischen physischen (wie Sedimentbewegungen eines Meeresbodens), chemischen (zum Beispiel Oxidationsvorgänge) und biologischen (zum Beispiel der Prozess der Photosynthese) Funktionen zu unterscheiden. 92 Je nach der Funktion eines Ökosystems resultieren daraus unterschiedliche Leistungen Leistungen eines Ökosystems Hinsichtlich der Leistungen, die sich aus den Funktionen ableiten, unterscheidet TEEB D0 zweiundzwanzig unterschiedliche Leistungen, die sich in vier Hauptkategorien unterteilen lassen: 1. Bereitstellung 2. Regulierung 3. Habitat 4. Kultur Zur Darstellung der 22 Leistungsebenen verweise ich auf folgende Tabelle aus dem TEEB D0 Report: De Groot, R., u.a. (2010), De Groot, R., u.a. (2010),

53 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Tabelle 2: Typologie der Leistungen eines Ökosystems in TEEB Quelle: De Groot, R., u.a., (2010), 21. Bei Messung von Leistungen eines Ökosystems sollte nach der Kapazität bzw. dem Potential eines Ökosystems unterschieden werden, eine bestimmte Leistung zu erbringen (z.b. wie viel Fisch kann bei nachhaltiger Bewirtschaftung aus einem See gefischt werden) und der tatsächlichen Nutzung einer jeweiligen Leistung (z.b. tatsächliche Fangmenge). 45

54 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Die Autoren von TEEB D0 gehen noch weiter, indem zwischen potentieller und tatsächlicher Nutzung der Leistungen mit direktem Gebrauchswert (wie beispielsweise bei jenen Leistungen, die unter die Bereitstellungskategorie fallen, wie z.b. Fisch aus dem Meer) und Leistungen mit indirektem Gebrauchswert (wie bei regulatorischen Leistungen, z.b. Unterstützung des Wasserkreislaufes durch das Ökosystem Wald) unterschieden wird. 94 Da die meisten Ökosysteme aus einem Bündel an Leistungen bestehen und die Inanspruchnahme einer Leistung in der Regel Auswirkungen auf die Verfügbarkeit anderer Leistungen hat, sollten im Ergebnis jedoch nicht die einzelnen Leistungsfaktoren isoliert betrachtet werden, sondern der Wert des gesamten Ökosystems, das ein Bündel an Leistungen erbringt Nutzen eines Ökosystems In Folge beschäftigen sich die Autoren des TEEB D0 Reports mit der Typologie von Nutzen, die aus den Leistungen eines Ökosystems resultieren. Unter Bezugnahme auf den Zugang des Millenium Ecosystem Assessment aus 2005 wird zwischen ökologischen, soziokulturellen und ökonomischen Nutzen bzw. Vorteilen differenziert. Ein Ökosystem kann unterschiedliche Nutzen erzeugen, und die Betroffenen können den Wert der einzelnen Nutzen subjektiv unterschiedlich beurteilen. 96 Der ökologische Nutzen z.b. einer Spezies kann beispielsweise darin bestehen, dass deren Existenz, etwa aufgrund einer spezifischen 94 De Groot, R., u.a. (2010), 1, 22. vgl. dazu auch Sinabell, F., (2000): Sozioökonomische Aspekte der Bewertung des Nutzens von Fluss-Systemen (Literaturanalyse), Wien, 19f, sowie Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), 24f. 95 De Groot, R., u.a. (2010), 22; vgl. dazu auch Ostrom, E., (1999): Die Verfassung der Allmende, Tübingen, Mohr Siebeck, De Groot, R., u.a. (2010), 23; vgl. zu grundlegenden Fragen der Bewertung von Nutzen auch Ostrom, E., (1999), 253f. 46

55 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Nahrungskette, die Existenz einer anderen Spezies sichert. Das ökologische Maß für diesen Nutzen kann demnach beispielsweise in der Gesundheit oder dem Überleben der in der Nahrungskette höhergestellten Spezies bestehen. Der soziokulturelle Nutzen besteht aus der Summe an kulturellen, ethischen, religiösen, spirituellen, etc. Werten, die sich aus dem Bestehen eines Ökosystems ergeben. Die Umlegung dieser Nutzen und Werte auf ökonomische Bewertungsmethoden ist teilweise nicht möglich, sie müssen aber nichtsdestotrotz in entsprechenden Entscheidungsmechanismen berücksichtigt werden. Der ökonomische Nutzen und Wert einer Leistung kann sich durch einen tatsächlichen Gebrauch (z.b. direkten Gebrauchsnutzen durch Abbau von Bodenschätzen oder indirekten Gebrauchsnutzen durch die Regulierungsleistung eines Systems), oder einen Nutzen durch Nicht- Gebrauch (da gegenwärtige Generationen aus z.b. Naturschutzgründen auf die Nutzung zum Wohle zukünftiger Generationen verzichten oder aus ethischen Gründen eine Nicht-Nutzung erfolgt) ergeben. Die meisten dieser Nutzen können einer ökonomischen Bewertung unter Verwendung unterschiedlicher Techniken (z.b. Marktpreissetzung) zugeführt werden, auf die ich im Detail in Punkt 6. der gegenständlichen Master Thesis eingehe. Ostrom hält zur Frage der Nutzenbewertung allgemein folgendes fest: Je größer das Ressourcensystem und/oder die Zahl der Teilnehmer ist, und je unberechenbarer der Fluss der Ressourceneinheiten und die Marktpreise für diese Einheiten sind, desto schwieriger und kostspieliger ist es für jeden, exakte Informationen über den Zustand der Ressource selbst und den wahrscheinlichen Wert des Ressourceneinheitenflusses, gleichgültig unter welchem Regelsystem, zu gewinnen Ostrom, E., (1999),

56 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse 4.4. Konkreter Bewertungsrahmen Im Rahmen des im Entwurf vorliegenden 5. Kapitels der Studie The Economics of Ecosystems and Biodiversity: The Ecological and Economic Foundations (TEEB D0) werden auf Grundlage der bisherigen Vorarbeiten konkrete Bewertungsansätze vorgestellt. 98 Die Ergebnisse von TEEB D0 sowie diesen weitgehend vergleichbare Ansätze aus anderen wirtschaftswissenschaftlichen Arbeiten werden nachfolgend zusammengefasst: Bewertungsmethoden Allgemeines Die Bewertung eines Ökosystems ist von zahlreichen Faktoren abhängig, beispielsweise von der konkreten Bewertungsmethode, von der subjektiven Einschätzung des Bewerters, vom Bewertungszusammenhang, vom Zustand des Bewertungsobjektes, von der Einschätzung der künftigen Entwicklung, etc. Das Ergebnis der Bewertung ändert sich demnach, wenn sich einer dieser Faktoren ändert. 99 Da unterschiedliche Bewertungsmethoden existieren ist zudem wichtig, dass im Rahmen der Bewertung die Existenz alternativer Ansätze anerkannt und ausdrücklich der selbst gewählte Bewertungsansatz und dessen Annahmen beschrieben werden. Allgemein können zwei Bewertungsparadigmen unterschieden werden: biophysikalische Methoden und präferenzbasierte Methoden. 100 Die biophysikalische Methode basiert auf dem Produktionskostenansatz, d.h. die physischen Produktionsmaterialien, die zur Erstellung eines Produktes notwendig sind, werden einer Bewertung unterzogen und die Summe der Einzelwerte ergibt den Wert des Produktes. 98 Vgl. dazu in Detail Pascual, U., u.a., (2010). 99 Pascual, U., u.a., (2010), Pascual, U., u.a., (2010), 9f. 48

57 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Die präferenzbasierte Methode beruht auf Modellen zum menschlichen Verhalten, insbesondere auf den subjektiven Bedürfnissen von Individuen. Diese Methode ist in der Ökonomie regelmäßig in Verwendung. Die im Rahmen dieser Master Thesis zitierten Arbeiten bedienen sich vorrangig der präferenzbasierten Methode Definition des Wertes Die Methoden der Bewertung hängen von der Art des Wertes ab. In der Ökonomie wird im Zusammenhang mit der Bestimmung der Nachfrage nach öffentlichen Gütern versucht, einen ökonomischen Gesamtwert (Total Economic Value (TEV)) zu bestimmen. Dieser besteht darin, dass die Summe aller Leistungsströme aktuelle und künftige bewertet und in Folge einer Diskontierung zugeführt werden. 101 Bei Bewertung von Ökosystemen werden auf Grundlage des TEV-Ansatzes folgende zwei Aspekte in den Vordergrund gestellt: Der erste behandelt den Wert aller Nutzen, die durch die Leistungen eines Ökosystems in einem bestimmten Zustand entstehen (beispielweise die Bereitstellung von Lebensmitteln, Wasserfilterfunktion, Schutz vor Hochwasser, etc.). Der zweite Aspekt bezieht sich auf die Fähigkeit des Ökosystems, diesen Wert vor dem Hintergrund von Veränderungen und Störungen beizubehalten. Während der erste Aspekt vielfach als Output -Wert beschrieben wird, wird letzterer Versicherungswert genannt. 102 Nachfolgende Abbildung aus dem TEEB D0 stellt den Versicherungs- und den Outputwert als Teile des ökonomischen Werts eines Ökosystems dar: Pascual, U., u.a., (2010), 5f; vgl. dazu auch Sinabell, F., (2000), 19, sowie Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Pascual, U., u.a., (2010), 11, mit weiteren Verweisen. 103 Pascual, U., u.a., (2010), 12, mit weiteren Verweisen. 49

58 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Abbildung 8: Versicherungs- und den Outputwert als Teile des ökonomischen Wertes eines Ökosystems Quelle: Pascual, U., u.a., (2010), 12. Outputwerte werden unterschieden in Gebrauchs- und Nicht-Gebrauchswert- Kategorien, die in der wissenschaftlichen Literatur vielfach auch als nutzenabhängige und nutzenunabhängige Werte bezeichnet werden. Bei Gebrauchswerten differenziert man in direkte (z.b. direkte Gebrauchsnutzen durch Lebensmittel) und indirekte Gebrauchswerte (die beispielsweise durch die Regulierung des Wasserkreislaufes durch den Wald entstehen). 104 Im Rahmen der Gebrauchswert-Kategorie besteht zusätzlich der Optionswert, der dadurch entsteht, dass die Option der zukünftigen Nutzung der Leistung eines Ökosystems einer Bewertung zugeführt werden kann. 105 Bei Nicht-Gebrauchswerten entsteht Nutzen nicht durch den Gebrauch bzw. der Verwertung einer Ökosystem-Leistung, sondern dadurch, dass die Vorteile der Existenz von Biodiversität und Ökosystemen erhalten bleiben und auch andere Personen Zugang dazu haben (Existenzwert) oder haben werden (Altruistischer 104 Pascual, U., u.a., (2010), 13, mit weiteren Verweisen; Vgl. dazu auch Sinabell, F., (2000), 19, 20, sowie Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Ebenda. 50

59 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Wert oder Vermächtniswert, je nachdem, ob das Gut innerhalb oder zwischen Generationen zugänglich gemacht wird). 106 In TEEB D0 werden die einzelnen Wertekategorien wie folgt dargestellt: 107 Abbildung 9: Typen von Werten im TEV-Ansatz Quelle: Pascual, U., u.a., (2010), 14. Nicht-Gebrauchswerte stellen die größere Herausforderung für eine Bewertung dar, da in diesem Fall regelmäßig auch etwa moralische, religiöse oder ästhetische Einstellungen Eingang in die Bewertung finden. 106 Pascual, U., u.a., (2010), Ebenda. 51

60 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Methoden der Bewertung Allgemeines Bei den Bewertungsmethoden unterscheidet man zwischen indirekten und direkten Methoden. Bei den indirekten Methoden wird versucht, den Wert eines öffentlichen Gutes anhand des beobachtbaren Marktverhaltens der Menschen zu ermitteln. Die Bezeichnung indirekt drückt dabei aus, dass der Wert aufgrund des Fehlens von marktmäßigem Handel mit Ökosystemen bzw. Naturflächen auf der Grundlage von handelbaren Komplementärgütern festgestellt werden kann. Komplementärgüter sind Güter, die gemeinsam nachgefragt werden, weil sie sich in ihrem Nutzen ergänzen. Ein Beispiel für Komplementärgüter sind Autos und Benzin: Wenn der Preis für Benzin steigt, geht die Nachfrage daran zurück. Gleichzeitig sinkt aber auch die Nachfrage nach Autos. 108 Die Grundidee bei den indirekten Bewertungsmethoden ist, dass die Qualität der Ökosysteme die Nachfrage nach Komplementärgütern und damit deren Preis beeinflusst. 109 Die direkten Methoden hingegen machen nicht den Umweg über die Beobachtung von Verhalten, sie ermitteln die Präferenzen und Werte direkt bei den Individuen. Dies geschieht beispielsweise durch entsprechende Umfragen. Da die direkten Methoden wesentlich zeitaufwändiger und kostenintensiver sind, werden sie nur dann zur Anwendung gebracht, wenn es nicht möglich ist, aus einem beobachteten Marktverhalten Rückschlüsse auf den monetären Wert eines Ökosystems zu ziehen. Der wesentliche Unterschied der beiden Methoden wird am besten deutlich, wenn man die indirekten Methoden als Ermittlungstechniken und die direkten Methoden als Befragungstechniken bezeichnet. 110 Nachfolgend werden die konkreten Methoden innerhalb der beiden Bewertungsklassen im Detail beschrieben. 108 Vgl. dazu Abfragedatum Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), 25. Vgl. dazu auch Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), Ebenda. 52

61 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Indirekte Bewertungsmethoden Marktbewertungsansätze Obwohl der TEEB D0 Report die nachfolgenden Bewertungsansätze als direkte Marktbewertungsansätze beschreibt, stellen diese für mich aufgrund des Ermittlungscharakters der Methoden indirekte Bewertungsverfahren dar. Im Rahmen dieser Marktbewertungsansätze können drei Unterkategorien festgestellt werden: Marktpreisbasierte Ansätze Kostenbasierte Ansätze Ansätze, die auf Produktionsfunktionen basieren Der marktpreisbasierte Ansatz wird in der Regel zur Bewertung von Bereitstellungsleistungen von Ökosystemen herangezogen, die auf existierenden Märkten gehandelt werden. 111 Da in diesem Fall grundsätzlich Marktpreise für diese Leistungen bekannt sind, unterfällt dieser Ansatz genau genommen weder der indirekten noch der direkten Bewertungsmethode. Bei kostenbasierten Ansätzen 112 wird versucht, den Wert von Ökosystemleistungen auf Grundlage der Kosten zu ermitteln, die entstehen würden, wenn die jeweilige Leistung durch sonstige Methoden bzw. künstlich hergestellt werden müsste. Innerhalb dieses Ansatzes gibt es unterschiedliche Techniken, wie insbesondere die i) Methode der vermeideten Kosten, die auf jene Kosten abstellt, die entstehen würden, wenn es die Leistung des Ökosystems nicht gäbe bzw. ein entsprechender Umweltschaden ausgeglichen werden müsste. Ein typisches Beispiel ist der Wildbachverbau: in diesem Fall wird der Verlust der Schutzfunktion bei Beeinträchtigung der Flussaugebiete durch technische Maßnahmen repariert. Die dafür anfallenden Kosten können in diesem Fall dem durch den Verlust der Flussaugebiete 111 Pascual, U., u.a., (2010), 16. Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Pascual, U., u.a., (2010),

62 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse ii) iii) verursachten Schaden entsprechen. 113 Meines Erachtens müssten bei diesem Beispiel jedenfalls auch potentielle Schäden durch Überflutungen, die durch Verlust von Flussaugebieten begünstigt werden, als ein Aspekt von vermiedenen Kosten bei funktionierender Ökosystemleistung mitberücksichtigt werden. Methode der Ersatzkosten, die jene Kosten berücksichtigt, die entstünden, wenn eine Ökosystemleistung durch die Leistung von anderweitigen Technologien bzw. künstlich ersetzt werden müsste und Methode der Abmilderung oder Wiederherstellung, die einen Wert dadurch ermittelt, dass die Folgen des Verlustes eines Ökosystems abgemildert werden müssen oder dadurch, dass die Leistungen des Ökosystems wieder hergestellt werden müssen. Vor allem die letztere Methode wird verbreitet angewendet. Dabei kann die Wiederherstellung am Ort des Geschehens stattfinden oder aber über eine Ausgleichssanierung an anderer Stelle, also die Beschaffung eines Ersatzgebietes, das dieselbe ökologische Qualität bietet. 114 Bei den Bewertungsansätzen, die auf Produktionsfunktionen basieren, wird ermittelt, wie die Leistung eines Ökosystems zur Produktion eines Gutes beiträgt, das auf einem existierenden Markt gehandelt wird und wie dieser Beitrag zu bewerten ist. Anders ausgedrückt wird mit Hilfe dieses Ansatzes der Beitrag eines Ökosystems zur Steigerung des Einkommens oder der Produktivität ermittelt. 115 In Deutschland kommt zudem die sogenannte Methode Koch zur Anwendung. Diese Methode stellt ein modifiziertes Sachwertverfahren dar, und geht von den tatsächlich aufgewendeten Herstellungskosten aus. Im häufigsten Anwendungsfall der Bewertung von Grundstückswertminderungen durch Gehölz- und insbesondere Baumschäden zählen dazu die Anschaffungs-, Transport-, Bodenaustausch-, und Pflanzkosten zuzüglich der Aufzucht-, Pflege- und Kapitalkosten. 113 Vgl. dazu auch Sinabell, F., (2000), 26, sowie Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Pascual, U., u.a., (2010),

63 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Problematisch für die Anwendung dieser Methode ist grundsätzlich, dass diese letztendlich nur die Wertminderung des Grundstückes durch den Baumschaden bewertet. 116 Ein weiterer in der Literatur genannter Ansatz ist der Dose-Response-Ansatz. Bei dieser indirekten Technik stehen primär physische Ursache-Wirkungs- Zusammenhänge und nicht ökonomische Werte im Mittelpunkt. Das kann beispielsweise der mit einer gegebenen Schadstoffemission zusammenhängende Gesundheitseffekt für die betroffene Bevölkerung sein. Die Ergebnisse dieser Methode sind zwar eindeutig interpretierbar, doch stellt das Fehlen der ökonomischen Wertigkeit in der politischen Praxis eine gravierende Einschränkung dar. 117 Die genannten Marktbewertungsansätze haben gemeinsam, dass sie vergleichbar einfach in der Anwendung und vielfach objektiv gut nachweisbar sind. Sie weisen jedoch auch folgende Probleme auf: Wenn kein Markt für die Leistung des Ökosystems oder für jenes Produkt, zu dem die Leistung des Ökosystems indirekt beiträgt, existiert, dann sind auch die Daten, die für diese Ansätze notwendig sind, nicht vorhanden. Sollte ein Markt existieren, aber die Marktsituation ist beispielsweise durch mangelnden Wettbewerb verzerrt, stellen die auf diesem Markt erzielten Preise keine geeignete Wiedergabe von Kundenpräferenzen dar. In Konsequenz sind die auf dieser Grundlage ermittelten Bewertungen nicht valide. Darüber hinaus ist hinsichtlich der Bewertungsansätze, die auf Produktionsfunktionen basieren, festzuhalten, dass die zugrundeliegenden Produktionsfunktionen in den seltensten Fällen so gut verstanden werden, dass auf dieser Grundlage verlässliche Ergebnisse bzw. Bewertungen erzielt werden können. 118 Für die Wiederherstellungskostenmethode wiederum ist es nicht möglich, die Kosten für etwas zu ermitteln, dass nicht wieder hergestellt werden kann. Diese 116 Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Sinabell, F., (2000), Pascual, U., u.a., (2010),

64 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Frage ist im Falle der Bewertung des Hallstätter Gletschers in Punkt von besonderer Bedeutung Ansatz der abgeleiteten Nachfrage Die Ansätze der abgeleiteten Nachfrage basieren auf der Beobachtung individueller Entscheidungen auf existierenden Märkten, die Bezug zur Leistung eines zu bewertenden Ökosystems haben. In diesem Fall wird davon ausgegangen, dass durch die Entscheidungen der Individuen ihre Präferenzen aufgedeckt und damit deren Nachfrage abgleitet werden kann, ohne dass sie sich u.u. offen dazu bekennen. Folgende zwei Hauptmethoden bestehen bei diesem Ansatz: Reisekostenmethode Hedonistischer Bepreisungsansatz Im Rahmen der Reisekostenmethode (von Endres Transportkostenansatz 119 oder vereinzelt auch Aufwandmethode 120 genannt) wird ermittelt, wie sich die Nachfrage nach einem Erholungsgebiet bzw. Ökosystem ändert, wenn sich dessen Qualität (oder Quantität) (bzw. die Qualität oder Quantität der Leistung eines Ökosystems, die auf das Erholungsgebiet Einfluss hat) ändert. 121 Die Reisekosten setzen sich dabei nicht alleine aus den Fahrtkosten und den Eintrittsgeldern zusammen, vielmehr sind noch weitere Opportunitätskosten zu berücksichtigen, wie beispielsweise die Aufenthaltskosten und der Zeitaufwand, der z.b. durch die entgangenen Einkommensmöglichkeiten gemessen werden kann. 122 Die Reisekostenmethode bietet durch ihren direkten Bezug zum menschlichen Verhalten genaue und verlässliche Daten zur Schätzung von Ökosystemwerten 119 Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 51f. 120 Sinabell, F., (2000), Pascual, U., u.a., (2010), Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), 27,28. 56

65 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse und Umweltschäden. Sie ist daher auch international zur Bemessung von Erholungswerten von Landschaften weit verbreitet und anerkannt. 123 Beim hedonistischen Bepreisungsansatz wird auf Änderungen der direkten Nachfrage von gehandelten Commodity-Produkten mit einem Bezug zu einem bestimmten Umweltattribut abgestellt. Die Grundidee hinter dieser Annahme ist, dass die Marktpreise von Gütern unter anderem von der Umweltqualität mitbestimmt werden. Hedonismus ist eine philosophische bzw. ethische Strömung, die Lust als höchstes Gut und Bedingung für Glückseligkeit und gutes Leben ansieht. 124 Ohne in der mir vorliegenden Literatur eine Erklärung über den Ursprung der Bezeichnung hedonistischer Preisansatz gefunden zu haben, geht es meines Erachtens darum den mit einem Produkt in Zusammenhang stehenden Nutzen bzw. Qualitäts - (oder Lust-) Gewinn zu gewichten. Ein häufiges Beispiel zur Anwendung dieser Methode ist die Beeinflussung der Immobilienpreise durch die Umweltqualität in der Umgebung. Sollte sich die Umweltqualität ändern, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf die Nachfrage und damit den Preis der jeweiligen Immobilie. Durch Abschätzung einer entsprechenden Nachfragefunktion kann die Änderung der Umweltqualität einer Bewertung unterzogen werden. 125 Gelingt es anhand einer funktionalen Beziehung, den Einfluss der Umweltqualität auf das Komplementärgut zu isolieren, führt diese Methode zu verlässlichen Werten Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Abfragedatum Pascual, U., u.a., (2010), 18. vgl.dazu auch Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), 26, sowie Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 60f, sowie Sinabell, F., (2000), Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008),

66 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Die Hauptschritte bei Durchführung eines Bewertungsansatzes auf Grundlage der abgeleiteten Nachfrage sind: 127 i) Feststellung, ob ein Komplementär- oder Surrogatmarkt besteht, der einen Zusammenhang mit der zu bewertenden Umweltressource hat. Unter einem Surrogat wird ein heterogenes Gut verstanden, das den gleichen konsumtiven oder produktiven Zweck dienen kann (Surrogate) und somit funktional austauschbar ist (Substitutionsgut als Gegenteil des Komplementärgutes) 128. ii) Auswahl einer geeigneten Bewertungsmethode (Reisekostenmethode, hedonistischer Bepreisungsansatz) iii) Sammeln von Marktdaten, die helfen, die Nachfragefunktion für das Gut, das auf dem Surrogatmarkt gehandelt wird, zu ermitteln bzw. abzuschätzen iv) Ableitung des Wertes einer Veränderung der Umweltqualität auf Grundlage der geschätzten Nachfragefunktion v) Aggregation der Werte über eine repräsentative Bevölkerungsgruppe vi) Diskontierung der Werte sofern erforderlich und zielführend Neben den bereits genannten Vorteilen haben die Methoden der abgeleiteten Nachfrage aber auch erhebliche Nachteile. Die Anwendung dieser Methoden ist mit großem Zeit- und Kostenaufwand für die Erhebung der Daten verbunden. Die Reisekostenmethode hat zudem die Schwäche, dass eine Verringerung der Umweltqualität zum einen nicht bekannt sein muss und demnach keine Auswirkungen auf die Reisetätigkeit haben muss. Zum anderen kann im Katastrophenfall sogar der gegenteilige Effekt eintreten und plötzlich mehr Besucher von einem Ökosystem, das beispielsweise durch eine Ölpest vernichtet wurde, angezogen werden. Für den hedonistischen Bepreisungsansatz ist essentiell, dass der Einfluss der Umweltqualität auf das Komplementärgut isoliert werden kann. Gelingt dies nicht, 127 Vgl. dazu Pascual, U., u.a., (2010), Vgl. dazu Abfragedatum

67 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse ist es auch nicht möglich herauszufinden, welcher Anteil der Nachfrageveränderung auf eine Änderung der Umweltqualität zurückzuführen ist oder auf andere Ursachen. Es besteht zudem ein erhebliches Risiko der Verzerrung der Ergebnisse durch mangelhafte Qualität bzw. Quantität der zugrundeliegenden Daten, Fehler in der statistischen Analyse, etc. Zudem ist es auf Grundlage dieses Bewertungsansatzes nicht möglich, Nicht-Gebrauchswerte zu ermitteln Direkte Bewertungsmethoden Ansatz dargestellter bzw. offengelegter Präferenz Der Ansatz dargestellter bzw. offengelegter (auch offenbarter) Präferenz simuliert einen Markt mit entsprechender Nachfrage für die Leistung eines Ökosystems auf der Grundlage von Umfragen, die eine hypothetische Änderung in der Umweltqualität und deren Leistungen zum Gegenstand haben. Dieser Ansatz kann dazu verwendet werden, Gebrauchswerte und Nicht-Gebrauchswerte von Ökosystemen zu ermitteln. Die Hauptmethoden dieses Ansatzes sind: Kontingente Bewertungsmethode Methode zur Wahl- bzw. Entscheidungsmodellierung Methode der Gruppenbewertung Die kontingente Bewertungsmethode ist die in der Literatur am häufigsten und am ausführlichsten beschriebene direkte Bewertungsmethode. Sie ist auch unter der Bezeichnung Zahlungsbereitschaftsmethode oder unter ihrer englischen Bezeichnung Contingent Valuation Method (CVM) bekannt. Bei der kontingenten Bewertungsmethode werden Fragebögen verwendet um zu ermitteln, welchen Geldbetrag eine ausgewählte Bevölkerungsgruppe für die Zunahme der Leistung eines Ökosystems zu bezahlen bereit wäre bzw. welchen 129 Pascual, U., u.a., (2010), 19. vgl. zu der Definition von Nicht-Gebrauchsgütern Punkt , sowie Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), 27, und Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 55f und 64f. 59

68 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Geldbetrag sie für eine Wegnahme dieser Leistung fordern würden. Es lassen sich mit dieser Methode demnach sowohl Zahlungsbereitschaften (willingness to pay) für Umweltverbesserungen als auch Akzeptanzforderungen (willingness to accept) für Umweltverschlechterungen abfragen. 130 Es handelt sich damit nicht um bloße Meinungsumfragen, sondern um die Frage nach der kontingenten Bewertung durch die Befragten. Das Wort kontingent wird in diesem Zusammenhang beispielsweise wie folgt definiert: [ ], dass die Bewertung unter bestimmten, genau vorgegebenen Bedingungen erfolgt. Diese Bedingungen sind an der Situation orientiert, in der ein Konsument Entscheidungen am Markt trifft. 131 Die auf diesem Wege festgestellten Zahlungsbereitschaften (oder Akzeptanzforderungen) lassen sich zu einem durchschnittlichen Wert zusammenfassen, der dann wiederum durch Multiplikation mit der Anzahl der betroffenen Individuen den Wert einer Naturfläche oder die Schadenssumme ergibt. 132 Im Rahmen der Methode zur Wahl- bzw. Entscheidungsmodellierung (Choice Modelling) wird eine ausgewählte Bevölkerungsgruppe mit zwei Szenarien von Ökosystemleistungen konfrontiert, die grundsätzlich beide dasselbe leisten, aber in unterschiedlicher Ausprägung. Diese Bewertungsmethode entspricht im Wesentlichen jener, die auch als attributbasierter Bewertungsansatz oder Conjoint Analysis bekannt ist, wobei bei dieser anstatt aus allen vorgelegten Alternativen eine Reihenfolge zu bilden, das eine Szenario mit der höchsten Präferenz ausgewählt wird. Je nach Entscheidung der Bevölkerungsgruppe kann auch hier ein entsprechendes Bedarfsmodell ermittelt werden, das nicht in jedem Fall einen monetären Wert für das Ökosystem zur Folge hat Vlg. dazu im Detail Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), 29, Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 70ff sowie Sinabell, F., (2000), Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), 29, unter Verweis auf das Umweltbundesamt in Deutschland. 132 Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Pascual, U., u.a., (2010), 19, sowie Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008),

69 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Die Gruppenbewertungsmethode kombiniert die beiden genannten Methoden mit Ansätzen aus der Politikwissenschaft, die mehr Kriterien einbezieht als jene, die die speziell befragte Gruppe betreffen, wie beispielsweise soziale Gerechtigkeit oder ähnliches. Diese Bewertungsmethoden werden auch partizipative Bewertungsmethoden genannt. Diese Methoden haben gemeinsam, dass jeweils relativ kleine Gruppen von zufällig gewählten Individuen zusammengestellt werden, denen in der Regel auch Experten für das jeweilige Thema beigestellt werden. Damit wird ein wesentlicher Nachteil ausgeschaltet, den viele andere direkte Bewertungsmethoden haben: das fehlende Fachwissen und die fehlende Hintergrundinformation der Befragten, da dieses durch die beigestellten Experten garantiert wird. Außerdem wird davon ausgegangen, dass Gruppenentscheidungen auf Basis von Diskussion und Konsensfindung oftmals zu besseren und verlässlicheren Ergebnissen führen als isolierte Einzelentscheidungen. 134 Die Ansätze dargestellter bzw. offengelegter Präferenz sind oft die einzigen, die eine Bewertung von Nicht-Gebrauchswerten ermöglichen, wobei immer wieder diskutiert wird, ob diese Werte überhaupt einer monetären Bewertung zugänglich sind. Hinzu kommt, dass etwa die kontingente Bewertungsmethode nicht nur ex-post- Betrachtungen zulässt, sondern auch ex ante den Wert von Umweltgütern ermitteln kann. Demgegenüber besteht ein hohes Maß an Beeinflussbarkeit der Ergebnisse durch das Design der Befragung. Unabhängig davon ist fraglich, ob die Beantwortung von hypothetischen Fragen dem entspricht, wie die befragten Personen reagieren würden, wenn deren Entscheidung mit realen Kosten verbunden wäre. Diese Bewertungsmethoden sind vor allem aufgrund der Notwendigkeit der Sicherstellung eines qualitativ hochwertigen Fragendesigns enorm kosten- und zeitaufwändig, wenn man ein hohes Maß an Reliabilität und Variabilität der Ergebnisse sicherstellen möchte Pascual, U., u.a., (2010), 19, sowie Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Pascual, U., u.a., (2010), 22, sowie Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), 32, Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 116f, sowie Sinabell, F., (2000), 27f. 61

70 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Neben den bereits genannten direkten Bewertungsmethoden gibt es noch zahlreiche weitere, wie etwa die Methode der Marktsimulation, mit deren Hilfe versucht wird, ein ganzes Bündel von Umweltaspekten gleichzeitig bewerten zu lassen, oder die Methoden der äquivalenten und kompensierenden Variation. Bezogen auf Umweltschäden ermittelt die äquivalente Variation den Geldbetrag, den die Gesellschaft zu zahlen bereit ist, um dadurch den Umweltschaden zu verhindern. Bei der kompensierenden Variation geht es demgegenüber um die Feststellung der Mindestsumme, die zum Ausgleich des eingetretenen Schadens notwendig ist. 136 Die genannten Methoden zur Schätzung von Naturwerten, die biophysikalische Methode und die präferenzbasierte Methode, inklusive der daraus abgeleiteten Wertansätze sind zusammengefasst wie folgt dargestellt: 137 Abbildung 10: Methoden zur Schätzung von Naturwerten Quelle: Pascual, U., u.a., (2010), 10; 136 Vlg. dazu im Detail Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), 34ff. Zur Methode der Marktsimulation im Detail Endres, A., Holm-Müller, K., (1998), 118ff. 137 Pascual, U., u.a., (2010),

71 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Synthese genannter Bewertungsmethoden In TEEB D0 wird auf Grundlage einer Analyse der einschlägigen Literatur zusammenfassend eine Übersicht dargestellt, welche Bewertungsansätze vorrangig für welche Ökosysteme zur Anwendung kommen: 138 Tabelle 3: Überblick über die Bewertungsmethoden und deren vorrangige Anwendungsgebiete Quelle: Pascual, U., u.a., (2010), 23, 24 mit weiteren Verweisen. 138 Pascual, U., u.a., (2010), 23, 24 mit weiteren Verweisen; 63

72 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Die Beziehung zwischen unterschiedlichen Bewertungsansätzen und den jeweiligen Wertekategorien ist in nachfolgender Tabelle aus TEEB D0 dargestellt: 139 Tabelle 4: Beziehung zwischen unterschiedlichen Bewertungsansätzen und den jeweiligen Wertekategorien Quelle: Pascual, U., u.a., (2010), 24 mit weiteren Verweisen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass für Bereitstellungsleistungen die Marktbewertungsmethoden Regulierungsleistungen hauptsächlich die Methode der vermeideten Kosten, der Ersatzkosten und die kontingente Bewertungsmethode, Habitatfunktionen die kontingente Bewertungsmethode, kulturelle Leistungen die Reisekostenmethode, der hedonistische Bepreisungsansatz oder die kontingente Bewertungsmethode, zur Anwendung kommen Pascual, U., u.a., (2010), Ebenda. 64

73 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Anerkennung von Unsicherheit in der Bewertung Gemäß den Autoren des TEEB D0 hat das Thema Bewertungsunsicherheit in der einschlägigen Literatur bislang relativ wenig Beachtung gefunden. Gerade aber wenn Bewertungen Grundlage für politische Entscheidungen über den künftigen Umgang mit Ökosystemen sind, ist die Frage essentiell, ob der der Entscheidung zugrundeliegende Wert valide oder über- bzw. unterschätzt ist. Es bestehen grundsätzlich drei unterschiedliche Arten von Unsicherheiten: 141 Bereitstellungsunsicherheit Präferenzunsicherheit Technische Unsicherheit Die Bereitstellungsunsicherheit ist gegeben, wenn unklar ist, wie sich die Leistungen eines Ökosystems künftig qualitativ und/oder quantitativ verändern werden. 142 Die Präferenzunsicherheit beschreibt die Unsicherheit über die von im Rahmen einzelner Bewertungsmethoden befragten Bevölkerungsgruppen über ihre Präferenzen, insbesondere wenn sie die Bedeutung der zugrundeliegenden Ökosystemleistung nicht kennen oder einschätzen können. 143 Es gibt im Wesentlichen zwei Ansätze, wie der Präferenzunsicherheit begegnet werden kann: 144 Aufforderung zur Bestimmung an den im Rahmen von Umfragen befragten Personenkreis, wie sicher sie hinsichtlich ihrer Antworten sind Einführung von Unsicherheit direkt im Fragenbogen durch Aufnahme von Unsicherheitsoptionen bzw. Werteskalen (beispielsweise durch Einführung einer Antwortskala von sehr wahrscheinlich bis zu sehr unwahrscheinlich im Zusammenhang mit einer entsprechenden Bewertungsfrage) 141 Pascual, U., u.a., (2010); 33f. 142 Ebenda. 143 Ebenda. 144 Vgl. dazu Pascual, U., u.a., (2010), 36f. 65

74 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Technische Unsicherheit besteht aufgrund von Spielräumen oder schlimmsten Falls auch Fehlern in Bewertungsmethoden und techniken, beispielsweise durch suggestives Fragedesign im Rahmen von Umfragen. 145 Als mögliche Lösung für die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren schlagen die Autoren des TEEB D0 die Anwendung eines sogenannten Datenanreicherungsmodells vor. Dabei werden die Ansätze der abgeleiteten Nachfrage mit jenen der dargestellten bzw. offengelegten Präferenz zusammengeführt, wodurch erreicht wird, dass tatsächliche Nachfragemuster (offengelegte Präferenz) mit hypothetischen Änderungen der Nachfrage bei Änderungen von Ökosystemleistungen (abgeleitete Nachfrage) kombiniert werden Versicherungswert, Beständigkeitswert und (Quasi-)Optionswert Neben den bisher behandelten Typen von Werten und deren Bewertungsmethoden wird in der ökologisch-ökonomischen Literatur nicht nur ein Ökosystem selbst, sondern auch der Wert dessen Widerstandsfähigkeit gegen Veränderungen ermittelt. Als Widerstandsfähigkeit verstehen die Autoren von TEEB D0 die Fähigkeit eines Ökosystems, einen Zustand beizubehalten, auch wenn aufgrund der inneren oder äußeren Einflüsse andere Zustände möglich wären. 147 Der Wert der Widerstandsfähigkeit eines Ökosystems besteht somit in dessen Fähigkeit, die Bereitstellung von nutzenstiftenden Leistungen aufrechtzuerhalten, auch wenn dessen Umfeld beeinträchtigend wirkt. Dieser Wert wird als Versicherungswert eines Ökosystems bezeichnet. Der Übergang von einem Ökosystemzustand zum anderen ist in der Regel vom Erreichen eines bestimmten Grenzpunktes bzw. Schwellwertes abhängig. Gerade unmittelbar vor Erreichen eines derartigen Grenzpunktes bzw. Schwellwertes ist 145 Pascual, U., u.a., (2010), Pascual, U., u.a., (2010), Pascual, U., u.a., (2010),

75 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse der Versicherungswert schwer abschätzbar, weil vielfach unbekannt ist, wie sich die Leistungen eines Ökosystems nach Überschreiten des Schwellwertes verändern. In TEEB D0 wird im Detail auf Fragen der Bewertung der Widerstandsfähigkeit eingegangen. 148 Dies würde in dieser Arbeit jedoch zu weit führen. Von allgemeiner Bedeutung sind jedoch die folgenden zwei Schlüsse dieser Analyse: Erstens werden vielfach die Vorteile eines Ökosystems erst erkannt, wenn es nicht mehr besteht. Zweitens führt insbesondere die Unkenntnis über den Umfang von Veränderungen von Ökosystem-Zuständen zu einer mangelhaften Bewertung von Ökosystemen. 149 Gerade der Umstand, dass ein Ökosystem aktuell keinen Wert hat (oder dieser jetzt nicht erkannt wird), heißt nicht gleichzeitig, dass es in Zukunft keinen Wert haben muss. Dieser Frage wird mit dem Konzept des (Quasi-) Optionswertes nachgegangen. 150 Beispielsweise besteht die Möglichkeit, dass Pflanzen, deren Wert wir derzeit nicht kennen, aufgrund der Weiterentwicklung der Forschungserkenntnisse künftig herangezogen werden können, um Krankheiten zu heilen. Der Optionswert entspricht in diesem Fall einer Art Versicherungsprämie, die man jetzt zu zahlen bereit ist, um im Falle des Falles bei künftigen Schadenseintritten entsprechend abgesichert zu sein. 151 Als Quasi-Optionswert wird der Wert verstanden, der dadurch entsteht, dass entsprechende Optionen für mögliche künftige Nutzungen erhalten werden, die durch einen Zuwachs an Kenntnissen und Fähigkeiten erwartet werden. 152 Die Bewertung dieser Arten von Werten gehört mitunter zu den herausfordernsten Aufgaben im Rahmen der Bewertung von Naturflächen. Gleichzeitig ist anerkannt, dass diese Werte erheblich sein können, insbesondere im Hinblick auf irreversible Änderungen von Ökosystemen. 148 Vgl. dazu Pascual, U., u.a., (2010), Pascual, U., u.a., (2010), Pascual, U., u.a., (2010), Ebenda, vgl. dazu auch Lührßen, A., Krahn, K., Kalkmann, W., (2008), Pascual, U., u.a., (2010),

76 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Nutzentransfer und Hochrechnung von Bewertungen Die Bewertung eines Ökosystems ist oftmals mit aufwendigen und kostenintensiven Analysen des Ökosystems verbunden. Eine vergleichsweise einfache und kostengünstige Alternative ist der Bewertungsansatz des sogenannten Nutzentransfers. Bei dieser Methode wird der Wert eines Ökosystems (in Folge Zielökosystem genannt) auf Grundlage von bereits ermittelten Werten eines ähnlichen Ökosystems (in Folge Quellökosystem genannt) abgeschätzt. 153 Vier mögliche Methoden können in diesem Zusammenhang unterschieden werden: Bei der Nutzentransfermethode nach Einheiten wird der Wert des Zielökosystem durch Multiplikation eines durchschnittlichen Wertes der jeweiligen Leistungseinheit des Quellökosystems ermittelt, wobei in diesem Fall das Verhältnis der Einheiten bekannt sein muss. Bei der angepassten Nutzentransfermethode nach Einheiten wird der Wert des Quellökosystems an geänderte Rahmenbedingungen des Zielökosystems angepasst (etwa geändertes Einkommensniveau). Die Transfermethode auf Grundlage einer Bewertungs- oder Nachfragefunktion basiert auf einer Bewertungs- oder Nachfragefunktion für das Quellökosystem, in die die Parameter des Zielökosystems eingesetzt werden, um dessen Wert ermitteln zu können. Im Rahmen der meta-analytischen Transfermethode wird auf Grundlage einer Bewertungsfunktion, die das Ergebnis zahlreicher einschlägiger Studien ist, unter Heranziehung entsprechender Werteparameter des Zielökosystems dessen Wert ermittelt. 154 Bei den genannten Transferbewertungsmethoden bestehen drei wesentliche Fehlerquellen: Pascual, U., u.a., (2010), Ebenda. 155 Pascual, U., u.a., (2010), 54f. 68

77 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Fehler, die bei Bewertung des Quellökosystems gemacht wurden, werden auf das Zielökosystem übertragen. Fehler, die dadurch passieren, dass Unterschiede zwischen beiden Ökosystemen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Fehler, die dadurch entstehen, dass Fälle ausgewählt werden, die sich aufgrund statistisch bemerkenswerter Ergebnisse zwar grundsätzlich besonders eignen, jedoch weitere Parameter des Ökosystems, die Einfluss auf den Wert haben, nicht mehr eingehend untersucht werden. Auch in diesem Fall ist zu empfehlen, die potentielle Fehlergröße aufzuzeigen, um den Anwendern der Ergebnisse eine entsprechende Sensibilität vor deren Anwendung zu geben. In diesem Zusammenhang ist auch zu berücksichtigen, dass der Wert und die Bedeutung eines Ökosystems grundsätzlich mit der Entfernung zwischen dem Nutznießer von Ökosystemleistungen und dem Ökosystem abnehmen. Wenn man diese Tendenz in seiner Bewertung nicht ausreichend berücksichtigt, ist eine entsprechende Überschätzung des Wertes die Folge. Laut den Autoren von TEEB D0 konnten in der einschlägigen Literatur Überbewertungen um bis zu 600% festgestellt werden. 156 Abschläge von rund 20 % bei Entfernungen von 1000 Meilen und 40% bis 50% bei Entfernungen von 2000 Meilen für bekannte Tierarten oder Ökosysteme seien in diesem Zusammenhang zu empfehlen. 157 Um Überbewertungen auszuschließen ist gleichzeitig eine entsprechende Berücksichtigung der unterschiedlichen Einkommensniveaus notwendig. 158 Im Rahmen der Hochrechnung von Bewertungen geht es vereinfacht ausgedrückt darum, wie man von dem Wert einer Ökosystemleistung auf den Gesamtwert eines Ökosystems schließen kann. 159 Da diese Methode für die Bewertung des 156 Pascual, U., u.a., (2010), Pascual, U., u.a., (2010), 59. Eine Meile entspricht auf Grundlage des US-Systems 1609,344 m, Abfragedatum Pascual, U., u.a., (2010), Pascual, U., u.a., (2010),

78 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Hallstätter Gletschers keine Bedeutung hat, werde ich nicht weiter darauf eingehen Entscheidungsfindung Die Autoren von TEEB D0 beschäftigen sich in Folge mit der Frage, in welcher Weise bei Entscheidungsfindung im politischen Umfeld die gemäß Punkt 4.4. ermittelten unterschiedlichen Werte gegeneinander abgewogen werden sollen. Folgende Möglichkeiten werden in diesem Zusammenhang in Betracht gezogen: Aggregation monetärer Werte, ökonomische Trade off-analyse, umweltökonomisches Accounting sowie Bewusstseinsbildung und die Setzung positiver Anreize; 160 Bei der Aggregation monetärer Werte geht es darum, die jeweiligen Wertansätze für die entsprechenden Leistungen eines Ökosystems zusammenzuführen. Die dabei zu berücksichtigenden Faktoren sind: o Die Berücksichtigung von Unsicherheiten bei der Bewertung individueller Leistungen o Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen Leistungen, um Doppelzählungen, das Auftreten von Bündelleistungen, etc. nicht außer acht zu lassen o Die Berücksichtigung möglicher Gewichtungsfragen, da beispielsweise Leistungen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Einkommen einen unterschiedlichen Wert haben o Die Heranziehung unterschiedlicher Wertansätze in Abhängigkeit von der jeweiligen räumlichen Relevanz der Leistung eines Ökosystems. o Berücksichtigung des Zeithorizontes, für den die Bewertung relevant ist. Wie unter Punkt 5.1. ausgeführt wird, spielt dabei die Anwendung geeigneter Abzinsfaktoren eine große Rolle 160 De Groot, R., u.a. (2010), 24ff. 70

79 Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen - Bisherige wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse Bei der ökonomischen Trade off-analyse handelt es sich im Wesentlichen um eine Kosten-Nutzen-Analyse, bei der das Ziel ist, den Nettonutzen (= Bruttonutzen abzüglich der Kosten) zu eruieren. Die Autoren von TEEB D0 schlagen weiters die Anwendung eines ökologisch-ökonomischen Accounting vor. Die Europäische Umweltagentur ist in diesem Zusammenhang derzeit mit der Erarbeitung entsprechender Ansätze unter Bezugnahme auf das System of Environmental and Economic Accounts (SEEA) der Vereinten Nationen betraut. Abschließend verweisen die Autoren von TEEB D0 auf die Bedeutung der Bewusstseinsbildung sowie der Berücksichtigung der internen und externen Effekte insbesondere bei politischen Entscheidungen, die zum Ergebnis haben können, dass Zahlungen für Leistungen der Umwelt bzw. entsprechende Umlagen eingeführt werden. 71

80 Problemfelder bei Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen 5. Problemfelder bei Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen Neben den in Punkt 4. bereits beschriebenen Vor- und Nachteilen und Unsicherheiten bei Anwendung unterschiedlicher Bewertungsmethoden sind noch folgende zwei Aspekte hervorzuheben: Alle Bewertungsmethoden haben gemeinsam, dass sich im Falle der Beurteilung künftiger Werte weitere Unsicherheiten durch die Anwendung eines geeigneten Abzinsfaktors ergeben. Auf diesen Aspekt wird nachfolgend in Punkt 5.1. eingegangen. Zudem stellen sich teilweise schwierige ethische Fragen, auf die ich in Punkt 5.2. eingehen werde Abzinsfaktor Die Problematik von Bewertungsansätzen, die den konventionellen Zeitrahmen wirtschaftlicher Betrachtungen überschreiten, wurde insbesondere im Stern Review und im Interimsreport des TEEB anerkannt. Der Wert eines Gutes jetzt entspricht nicht dem Wert des Gutes in beispielsweise 50 Jahren. Und umgekehrt ist der Wert eines Gutes in der Zukunft nicht mit seinem aktuellen Wert gleichzusetzen. Um diesen Effekt zu berücksichtigen, werden sogenannte Abzins- oder Diskontsätze in die Berechnungen miteinbezogen. Der Abzinsfaktor wurde vereinzelt sogar als die größte Unsicherheit von allen in der ökonomischen Bewertung der Folgen des Klimawandels beschrieben. 161 Dies deshalb, da die Wahl eines geringfügig abweichenden Abzinsfaktors für einen Beobachtungszeitraum von z.b. 50 Jahren dramatisch unterschiedliche Ergebnisse zur Folge hat. Im Interimsreport des TEEB wird in diesem Zusammenhang eine beispielhafte Rechnung angestellt, die auf Grundlage des Wertes eines Gutes in 50 Jahren in Höhe von 1 Mio US$ und Anwendung von jährlichen Abzinsfaktoren zwischen 0% und 4 % eine bemerkenswerte Streuung der Ergebnisse für den Nettobarwert zur Folge hat (vgl. nachfolgende Tabelle 5): 161 Vgl. dazu Sukhdev, P., u.a., (2008), 29, mit weiteren Verweisen. 72

81 Problemfelder bei Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen Tabelle 5: Diskontsätze und Ergebnisse Quelle: Sukhdev, P., u.a., (2008), 30. Bei Verwendung eines Abzinsfaktors von 4 % beträgt demnach der gegenwärtige Wert rund US$, während die Verwendung eines Abzinsfaktors von 0,1 % einen gegenwärtigen Wert von rund US$ ergibt. Die Wahl des entsprechenden Abzinsfaktors hängt im Wesentlichen davon ab, wie sich die Einkommen entwickeln werden und demnach der Wert eines aktuellen Gutes in 50 Jahren gleich viel, weniger (weil Einkommen steigen) oder mehr wert ist (weil Einkommen fallen). Ostrom hält hierzu fest, dass die Diskontierungsraten auch vom Grad der materiellen und wirtschaftlichen Sicherheit der Betroffenen abhängig seien. Wer sich nicht sicher sei, ob er genügend Nahrung findet, um das Jahr zu überleben, diskontiere zukünftige Gewinne stark, wenn er sie gegen höhere Überlebenschancen im laufenden Jahr abwäge. 162 Eine konkrete Vorhersage ist schwierig, weshalb auch die Wahl des korrekten Abzinsfaktors kaum möglich ist. Lediglich eine bestmögliche Annäherung ist realistisch, wobei ein Hinweis auf die bestehenden Unsicherheiten notwendig ist. 162 Ostrom, E., (1999),

82 Problemfelder bei Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen 5.2. Ethik Die Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen beinhaltet auch grundlegende ethische Fragestellungen. 163 Ist der Wert eines Ökosystems für die aktuelle oder die künftige Generation höher zu bewerten? Wie hoch ist der Wert eines Ökosystems, das für den Schutz eines Inselvolkes in der dritten Welt essentiell ist (z.b. Mangrovenwald als Schutz vor Flutwellen), wenn es für die übrige Weltbevölkerung eher von geringer Bedeutung ist? Der räumliche und zeitliche Aspekt dieser beiden Fragen zeigt, wie wichtig die Berücksichtigung von Ethik bei der Bewertung von Naturflächen ist. 163 Vgl. dazu Sukhdev, P., u.a., (2008), 29 mit weiteren Verweisen. 74

83 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers 6. Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers 6.1. Allgemeines Im Rahmen des Punktes 6. werden die bisherigen Ausführungen zu den Herausforderungen bei der Bewertung von Naturflächen und Ökosystemen auf den Hallstätter Gletscher angewendet und in diesem Zuge die theoretischen Bewertungsmethoden auf ihre Praxistauglichkeit getestet. Ein Gletscher, so auch der Hallstätter Gletscher, wird in der Regel auf keinem Markt gehandelt, es gibt keinen Marktpreis für den Gletscher an sich. Einen Marktwert hat die Grundfläche, auf der sich der Gletscher befindet, nur spiegelt dieser in keinem Fall den Wert des Gletschers für die Gesellschaft wieder. Zwei Leistungen eines Gletschers sind weitgehend bekannt. Zum einen ist ein Gletscher ein Süßwasserspeicher. Wie in Punkt 6.3. dargestellt wird, kann das Wasser als Bereitstellungsleistung des Gletschers angesehen werden. Zum anderen bietet der Gletscher nahezu ganzjährig Erholungswert, der sich beispielsweise durch die touristische Nutzung mittels Gletscherschifahrens manifestiert. Diesen Erholungswert kann man unter die kulturellen Leistungen eines Gletschers subsumieren. Der Wert des Wassers (zumindest der aktuelle) als auch der monetäre Nutzen des Gletschers für die Tourismuswirtschaft lässt sich grundsätzlich relativ einfach bestimmen, auch wenn die nachfolgenden Ausführungen zeigen werden, dass insbesondere die Bewertung des Tourismuswertes im Falle des Hallstätter Gletschers nicht abschließend beantwortet werden kann. Fraglich ist jedenfalls, ob diese beiden Werte dem tatsächlichen Wert des Gletschers entsprechen bzw. ob der Wert eines Gletschers seriöserweise überhaupt abgeschätzt werden kann. Mit diesen Fragen beschäftigen sich die nachfolgenden Ausführungen Funktionen eines Gletschers Die Kernfunktionen eines Gletschers bestehen in physischen Funktionen. Eine wesentliche Funktion ist die Reflexion der Sonneneinstrahlung, die den Gletscher zu einer (wenn auch kleinen) klimatischen Einflussgröße werden lässt. Die 75

84 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Sonneneinstrahlung erreicht an einem wolkenlosen Tag zu Mittag im Juni in 3000m Höhe eine Stärke von 1000 W m -2, das bedeutet 400 W m -2 im Tagesmittel. Von dieser Energie wird von dunklen Oberflächen mehr als von hellen absorbiert. Die Helligkeit und damit die Reflexionsfähigkeit von Schnee ändert sich mit der Zeit: Neuschnee reflektiert rund 80%, in Extremfällen bis zu 100%, und absorbiert nur 20 % der einfallenden Sonneneinstrahlung. Altschnee und Firn sind dunkler und absorbieren wie Gletschereis rund 60 % der Sonneneinstrahlung. Kleine Steine und Staub auf der Gletscheroberfläche können die Absorption auf 80% erhöhen, wobei der Staub lokalen Ursprungs sein kann oder durch Föhnwinde auch von der Sahara herangetragen werden kann. 164 Eine weitere Kernfunktion wird durch die sogenannte Phasenenergie verursacht, die bereits in Punkt 2.2 dargestellt wurde. Ein physikalisches Detail der Phasenübergänge zwischen den drei Formen von Wasser fest, flüssig und gasförmig ist wichtig für die Existenz der Gletscher, des Schnees und des Meereises, da die für die Eisschmelze und Eisverdunstung notwendige Energiemenge (Schmelzwärme und Sublimationswärme) wesentlich zu dessen Erhaltung und damit auch zur Regulierung des Erdklimas beiträgt. Diese Phasenenergie führt wie in Punkt 2.2 bereits beschrieben dazu, dass zwei Wärmequellen bei Schnee- oder Eisbedeckung von der Atmosphäre abgeschirmt werden: der Wärmestrom aus dem Erdinneren und der Wärmestrom aus dem Wasser des Ozeans, der im nördlichen Polarmeer Wärme zuführt. In beiden Fällen blocken Eis und Schnee diese Wärmequellen ab und wirken so klimaregulierend. 165 Eine weitere Kernfunktion eines Gletschers besteht in der Bindung von Wasser in Form von Eis. Gletscher speichern überschüssigen festen Niederschlag in Form von Eis und Schnee in gewaltigen Ausmaßen. Darüber hinaus wirkt der Gletscher als Gegenlager für die umliegenden Stein- und Geröllmassen, und bietet damit Schutz vor Steinschlag und Murenabgängen. 164 Kuhn, M., (2005), 35ff. 165 Böhm, R., u.a., (2007), 36,37. 76

85 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers 6.3. Leistungen eines Gletschers Die Funktionen eines Gletschers haben konkrete Leistungen zur Folge. So leistet beispielsweise die Gletscherfunktion der Bindung von Wasser in Form von Eis und Schnee einen Beitrag zur Regulierung des Wasserkreislaufes. Leistungen können in unterschiedliche Kategorien unterteilt werden. Leistungen, die einen physischen Gegenstand hervorbringen, werden Bereitstellungsleistungen genannt. Leistungen, die Umweltwirkungen beeinflussen, regulatorische Leistungen. Die Leistung eines Ökosystems kann auch in der Bereitstellung von Lebensraum bestehen. In dem Fall wird dies als Habitatleistung bezeichnet. Die Leistung eines Ökosystems kann aber auch weniger greifbar darin bestehen, beispielsweise Erholung zu bieten oder einfach schön zu sein. Die Leistungen, die aus meiner Sicht einem Gletscher zuordenbar sind, sind die folgenden: Bereitstellungsleistungen o Wasser Regulierungsleistungen o Regulierung des Wasserkreislaufes o Regulierung der Klimaeffekte durch Reflexion der Sonneneinstrahlung und durch den Effekt der Phasenenergie o Moderation extremer Ereignisse, wie Schutz vor Steinschlag und Muren sowie Reduktion des Risikos von Sommerhochwässer durch Bindung des Niederschlages in Form von Schnee Habitatleistungen: Der Gletscher bietet Lebensraum für spezielle Formen Kulturleistungen o Ästhetische Information, Schönheit o Gelegenheit für Erholung und Tourismus o Inspirationsquelle für Kultur und Kunst o Spirituelle Leistung als Identitätsstifter einer Region Die Bereitstellungs- und Regulierungsleistungen sind solche, die einen ökonomischen Nutzen beinhalten, der grundsätzlich monetär bewertbar ist. 77

86 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Hinsichtlich der Kulturleistungen besteht zum einen ein soziokultureller Nutzen, dessen ökonomische Bewertung mit entsprechenden Schwierigkeiten verbunden ist (dazu später in Punkt ). Die Erholungsleistung, die einen Nutzen für die Tourismuswirtschaft ergibt, würde ich ebenfalls als Kulturleistung des Gletschers einstufen. Diese ist jedenfalls einer Bewertung zuführbar. Wie in Punkt der gegenständlichen Arbeit zusammengefasst, kommen für Bereitstellungsleistungen Ansätze auf Basis von Marktbewertungsmethoden Regulierungsleistungen hauptsächlich die Methoden der vermeideten Kosten, der Ersatzkosten und die kontingente Bewertungsmethode, und für kulturelle Leistungen die Reisekostenmethode, der hedonistische Bepreisungsansatz oder die kontingente Bewertungsmethode, zur Anwendung. 166 Der Wert von Habitatleistungen des Gletschers wird nachfolgend aufgrund deren vergleichsweise geringen Bedeutung nicht näher beleuchtet. In diesem Zusammenhang könnte man der Frage nachgehen, ob Lebensformen die mit dem Ökosystem Gletscher in Zusammenhang stehen, gegebenenfalls einen Optionswert haben. Da dafür jedoch keine Ansatzpunkte vorliegen, wäre eine vertiefte diesbezügliche Betrachtung reine Spekulation. Auf Grundlage der genannten Bewertungsmethoden wird nachfolgend versucht, eine monetäre Bewertung für die einzelnen Leistungen des Hallstätter Gletschers vorzunehmen. Vielfach wird es sich dabei um Milchmädchenrechnungen handeln, die aber zur Prüfung der Geeignetheit möglicher Bewertungsrahmen hilfreich sind. Gleichzeitig können sie ein Gefühl über mögliche Größenordnungen des monetären Wertes einer Gletscherleistung geben, auch wenn die auf dieser Grundlage ermittelten Ergebnisse klarerweise zahlreiche Unschärfen und Unsicherheiten aufweisen. 166 Pascual, U., u.a., (2010), 24f. 78

87 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Bewertung der Bereitstellungsleistungen Marktpreisbasierte Bewertungsansätze Als Bereitstellungsleistung des Hallstätter Gletschers ist das Süßwasser zu nennen, das der Gletscher speichert und in Schmelzperioden abgibt. Das gesamte Volumen der Gletscher in Österreich kann mit rund 20 km 3 Wasseräquivalent abgeschätzt werden. Stellt man sich vor, dass man alle Gletscher in Österreich auf einmal abschmelzen lassen und diese Wassermenge gleichmäßig über die gesamte Landesfläche verteilen würde, ergäbe das eine Wasserhöhe von rund 200 mm. Vergleicht man das mit der durchschnittlichen Niederschlagsmenge pro Jahr in Österreich von 1100 mm, so sieht man, dass der in den Gletschern gespeicherte Süßwasservorrat vergleichsweise gering ist. 167 Nichtsdestotrotz sind Gletscher als Wasserspeicher insbesondere in Trockenperioden von Bedeutung (vlg. dazu die nachfolgenden Ausführungen in Punkt ). Wie erwähnt kommen für Bereitstellungsleistungen überwiegend indirekte Bewertungsansätze bzw. Marktbewertungsmethoden zur Anwendung. Eine Bewertungsmethode, die hier zu belastbaren Ergebnissen führen kann, ist der marktpreisbasierte Ansatz. Dieser wird in der Regel zur Bewertung von Bereitstellungsleistungen von Ökosystemen herangezogen, die auf existierenden Märkten gehandelt werden. Das Wasser des Hallstätter Gletschers selbst wird meiner Information nach nicht gehandelt, nichtsdestotrotz hat Wasser unbestrittenermassen einen Marktpreis. In Folge bestehen zwei mögliche Ansätze: Man kann den Hallstätter Gletscher in seiner Summe als Wasserspeicher bewerten (d.h. die seinem Volumen entsprechende Wassermenge) oder das jährlich von ihm abgegebene Schmelzwasser. Für den ersten Fall ist nochmals daran zu erinnern, dass der Hallstätter Gletscher im Jahr 2007 ein Volumen von rund 148 Mio m 3 hatte. Die Dichte von Eis ist mit 0,9168 g/cm³ (bei 0 C) geringer als die von Wasser (1 g/cm³). 168 Ein Kubikmeter 167 Böhm, R., (2007), Abfragedatum , vgl. dazu auch Böhm, R., (2007),

88 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Eis entspricht demnach rund 0,9 Kubikmetern Wasser. Der Hallstätter Gletscher entspricht somit (vereinfachend, da der Gletscher nicht zu 100 % aus Eis besteht) einem Wasserreservoir von rund 133 Mio m 3. Ein Kubikmeter Wasser entspricht 1000 Litern. Laut Statistik der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach lag im Jahr 2008 der Haushaltswasserpreis bei durchschnittlich EUR 1,09/ m Die Wiener Wasserwerke nennen im Juli 2010 einen Preis von EUR 1,30/m Mit Bezug auf diese Wasserpreise wird unterstellt, dass das Schmelzwasser als Trinkwasser einsetzbar ist, was nicht der Fall ist. Da mir Informationen über die notwendigen Kosten der Wasseraufbereitung nicht vorliegen, werde ich für diesen Fall zur Illustration den niedrigeren Wasserpreis heranziehen. Wenn man den Preis von EUR 1,09/m 3 als Grundlage für die Berechnung heranzieht, entspricht der Wert der Wassermenge, die dem Volumen des Hallstätter Gletschers entspricht, rund EUR 145 Mio. Hinsichtlich der jährlich abgegebenen Wassermenge ist unter Bezug auf Punkt dieser Master Thesis festzuhalten, dass der Hallstätter Gletscher im Haushaltsjahr 2006/ ,7 Millionen Liter Wasser verlor, im Jahr 2007/ ,1 Millionen Liter und im Jahr 2008/ ,8 Millionen Liter Wasser. Obwohl nur drei Beobachtungsjahre vorliegen, werde ich aus Gründen der Einfachheit einen unrepräsentativen Schnitt dieser drei Jahre bilden. Dieser beträgt 2032,2 Millionen Liter Wasserverlust pro Jahr. Zieht man den bereits genannten niedrigeren Preis in Höhe von EUR 1,09/m 3 als Grundlage der Bewertung heran, liegt der monetäre Wert von 2032,2 Millionen Litern Wasser pro Jahr bei EUR 2,2 Mio. Bei diesem jährlichen Wasserverlust würde das Volumen des Hallstätter Gletschers ohne weitere Akkumulation von Schneemassen rund 66 Jahre reichen, bis vom Gletscher nichts mehr übrig wäre. Rechnet man den soeben ermittelten monetären Wert des jährlichen Wasserverlustes auf diesen Zeitraum hoch, ergäbe dies einen Gesamtwert von rund EUR 145 Mio, was im wesentlichen dem bereits Abfragedatum Abfragedatum

89 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers oben genannten Wert des gesamten Wasservolumens des Hallstätter Gletschers entspricht. Es wäre jedoch für die Berechnung unzulässig, den Wasserwert von EUR 2,2 Mio pro Jahr (bzw. dem dieser Summe zugrundeliegenden Wasserpreis) über einen Zeitraum von 66 Jahren stabil zu halten. Es liegt in diesem Fall ein Beispiel für die Notwendigkeit der Anwendung von Abzinsfaktoren vor, da EUR 2,2 Mio heute nicht dem Wert von EUR 2,2 Mio in 66 Jahren entsprechen. Da es aber ohnehin höchst hypothetisch ist, das gänzliche Abschmelzen des Hallstätter Gletschers in den kommenden 66 Jahren anzunehmen, wird auf das Abzinsen des jährlichen Wasserwertes verzichtet Optionswert Im Zusammenhang mit Süßwasserreserven wird die Bedeutung des Options- und Quasioptionswertes verständlicher. Bereits jetzt haben 1,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser. 171 Die zunehmende Trinkwasserknappheit wird dazu führen, dass Trinkwasserreserven, beispielsweise in Form von Permafrost, in bislang unvorhersehbarem Ausmaß an Wert gewinnen. Der Optionswert entspricht somit dem Wert des künftigen und deutlich höher zu bewertenden Nutzens von Trinkwasserreserven. Dieser Umstand relativiert meines Erachtens die oben genannte Einschränkung, dass der aktuelle Marktpreis für Wasser nur beschränkt auf das Schmelzwasser anzuwenden ist. Eine Abschätzung des Optionswertes käme dem Blick in die Glaskugel gleich, aber das Potential ist gewaltig, auch wenn sich zahlreiche politische Initiativen, wie die Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG der Europäischen Union aus 2000, für einen fairen Preis für Wasser einsetzen me, Abfragedatum

90 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Kostenbasierte Bewertungsansätze In Punkt der gegenständlichen Arbeit wurden kostenbasierte Ansätze beschrieben, mit denen versucht wird, den Wert von Ökosystemleistungen durch die Kosten zu ermitteln, die entstehen würden, wenn die jeweilige Leistung durch sonstige Methoden bzw. künstlich hergestellt werden müsste. Innerhalb dieses Ansatzes gibt es wie bereits erwähnt unterschiedliche Methoden, wie insbesondere die i) Methode der vermeideten Kosten, die auf jene Kosten abstellt, die entstehen würden, wenn es die Leistung des Ökosystems nicht gäbe; ii) Methode der Ersatzkosten, die jene Kosten berücksichtigt, die entstünden, wenn eine Ökosystemleistung durch die Leistung von anderweitigen Technologien bzw. künstlich ersetzt werden müsste und iii) Methode der Abmilderung oder Wiederherstellung, die einen Wert dadurch ermittelt, dass die Folgen des Verlustes eines Ökosystems abgemildert werden müssen oder dadurch, dass die Leistungen des Ökosystems wieder hergestellt werden müssen. Geht man davon aus, dass das genutzte Schmelzwasser des Hallstätter Gletschers anderweitig beschafft werden müsste (d.h. zugekauft werden müsste), wäre die Methode der Ersatzkosten anzuwenden. Man kommt im Ergebnis auf jene Werte, die bereits auf Grundlage des marktpreisbasierten Ansatzes ermittelt wurden. Weitere Ausführungen können in diesem Zusammenhang demnach unterbleiben. Eine interessante Frage als Alternative zu dem soeben erwähnten Bewertungsansatz ist, welche Kosten entstehen würden, wenn der gesamte Hallstätter Gletscher als Süßwasserspeicher künstlich wiederhergestellt werden müsste. Diese Frage ist extrem hypothetisch, zum einen, da ein Gletscher (zumindest mittelfristig) nicht künstlich erzeugt bzw. wiederhergestellt werden kann. Zum anderen stellt sich die Frage, ob diese Maßnahme sinnvoll wäre, wenn man auf die Wassermenge aufgrund genügend Trinkwasserreserven ohnehin nicht angewiesen wäre. 82

91 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Nichtsdestotrotz soll dieses Beispiel aus Gründen der Illustration nachfolgend dargestellt werden: Eine Möglichkeit hiefür wäre die künstliche Erzeugung von Schnee (und auch Eis) mittels künstlicher Beschneiung. Eine Kunstschneeanlage benötigt aufwändige Ressourcen und Infrastrukturen, z.b. im Durchschnitt 500 l Wasser und 1-9 kwh elektrische Energie pro Kubikmeter Kunstschnee. 172 In der Schweiz wurde 2005 davon ausgegangen, dass die Investitionskosten für 1 km Beschneiungsanlage rund 1 Mio Franken, das entsprach rund EUR , betrugen. Unter Berücksichtigung der Inflationsrate entsprechen EUR in 2005 rund EUR aktuell. Die jährlichen Betriebskosten betrugen pro Kilometer Schipiste Franken (rund EUR , in 2010 rund EUR ) für die Präparierung und Franken bis Franken (rund EUR bis EUR , in 2010 rund EUR bzw. rund EUR ) für die Beschneiung. 174 Der Hallstätter Gletscher hat eine Länge von rund 1900 m und im Jahr 2007 ein Volumen von rund 148 Millionen m Die E-Control nennt für das Jahr 2009 den gewichteten Strompreis pro kwh für Gewerbe über alle Verbrauchsklassen in der Höhe von 7,31 Cent. 176 Im Juni 2010 liegt der durchschnittliche Strompreis für Wien bei 19,47 Cent/kWh. 177 Wie erwähnt lag laut Statistik der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach im Jahr 2008 der Haushaltswasserpreis bei durchschnittlich EUR 1,09 pro Kubikmeter, den ich für die weiteren Berechnungen weiterhin heranziehen werde Elsasser, H., Bürki, R., (2005): Kimawandel und (Gletscher-) Tourismus, Bedrohte Alpengletscher, Alpine Raumordnung Nr. 27, Innsbruck, 19; 173 Ein Euro sind 1,4321 Schweizer Franken, vgl. Abfragedatum Elsasser, H., Bürki, R., (2005), Helfricht, K., (2009), 67; Abfragedatum Abfragedatum Abfragedatum 83

92 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Wenn man davon ausgeht, dass im Durchschnitt 500 l Wasser und 1-9 kwh elektrische Energie pro Kubikmeter Kunstschnee erforderlich sind, so kostet ein Kubikmeter Kunstschnee (unter Heranziehung der genannten Inputpreise) in der Herstellung EUR 0,55 an Wasserkosten und EUR 0,37 bis EUR 0,97 an Stromkosten (Annahme: 5 kwh), in Summe demnach EUR 0,92 bis EUR 1,52. Darin wären aber nur die Wasser- und Energiekosten berücksichtigt. Nach Angaben der Salzburger Seilbahnen betragen die gesamten Kosten pro Kubikmeter Kunstschnee zwischen EUR 3,5 und EUR Wenn man nunmehr das Volumen des Hallstätter Gletschers mit 148 Millionen m 3 im Jahr 2007 heranzieht, so würden selbst bei Heranziehung der genannten unteren Grenze an Produktionskosten von EUR 3,5/Kubikmeter Neuschnee die Herstellung einer entsprechenden Menge an Kunstschnee rund EUR 518 Mio kosten. Kunstschnee unterscheidet sich jedoch in seiner Dichte ganz wesentlich von Neuschnee und auch von Eis. Je nach äußeren Bedingungen beträgt die Dichte von künstlich erzeugtem Schnee kg/m³ (Naturschnee: /m³). 180 Indem Eis eine Dichte von rund kg/m³ aufweist, sind rund 1,6 bis 2,67 Teile (gegebenenfalls bis 3 Teile) Kunstschnee für einen Teil Eis notwendig (auch diese Annahme ist stark vereinfachend, da für die Herstellung von Eis mehr Einflussfaktoren bestimmend sind als eine bestimmte Menge Schnee). Selbst wenn man lediglich den Faktor 1,6 anwendet, würde die Herstellung der Menge an Kunstschnee, die dem Eisvolumen des Hallstätter Gletschers entspricht (im gegenständlichen Fall wird der Einfachheit halber wiederum angenommen, dass 100 % des Gletschervolumens aus Eis besteht), rund EUR 829 Mio kosten. In diesem Betrag noch nicht berücksichtigt sind die Investitionskosten einer Beschneiungsanlage sowie die jährlichen Betriebskosten. Wie oben ausgeführt würden die Investitionskosten für 1 km Beschneiungsanlage rund EUR betragen, im Falle des Hallstätter Gletschers demnach rund EUR 1,5 Mio. Zusätzlich würden jährliche Betriebskosten für die Präparierung (demnach Abfragedatum Abfragedatum , vgl. dazu auch Böhm, R., (2007),

93 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers exklusive der Kosten für die Beschneiung) pro Kilometer Schipiste von rund EUR 181 anfallen. Würde man demnach den Hallstätter Gletscher künstlich herstellen wollen, müsste man auf Grundlage der vereinfachenden Annahmen in diesem Beispiel rund EUR 830 Mio investieren, um eine entsprechende Menge an Eis anzuhäufen. Auf Grundlage des kostenbasierten Ansatzes kann demnach diskutiert werden, ob es zulässig ist, den Wert des Hallstätter Gletschers mit diesem Betrag gleichzusetzen. Die Methode der vermeideten Kosten stellt auf jene Kosten ab, die entstehen würden, wenn es die Leistung des Ökosystems nicht gäbe. Im Falle der Bereitstellungsleistung Wasser stellt sich demnach die Frage, welche negativen finanziellen Folgen es beispielsweise für die Landwirtschaft hätte, wenn der Hallstätter Gletscher nicht in den regenarmen Sommerperioden durch sein Schmelzwasser zur Bewässerung der Felder beitragen würde. In diesem Zusammenhang könnte das Ergebnis darin bestehen, die Kosten zu bewerten, die notwendig wären, um den Wasserentzug bei Abschmelzen des Hallstätter Gletschers durch Zukauf einer entsprechenden Wassermenge auszugleichen. Das Ergebnis würde in diesem Fall jenem entsprechen, das auf Grundlage des marktpreisbasierten Ansatzes abgeschätzt wurde. Zum anderen kann auch der Beitrag des Wassers zur Produktion von landwirtschaftlichen Produkten bewertet werden. Die Anwendung dieser Methode (vlg. dazu Punkt ) würde aber zum selben Ergebnis wie dem nachfolgend beschriebenen führen. Nachfolgend wird zusätzlich ein möglicher Schaden bewertet, der durch Ausfall der Abschmelzwassermenge für die Landwirtschaft entstehen könnte: In Österreich werden für die landwirtschaftliche Bewässerung 0,2 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr verwendet. 182 Der durchschnittliche Zusatzwasserbedarf z.b. von Getreide beträgt pro Anbauperiode 0-90 mm (1mm=10 m 3 /ha) bzw. werden für die Herstellung von einem kg Getreide Elsasser, H., Bürki, R., (2005), 19; Abfragedatum

94 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Liter Wasser verbraucht Rüben ( mm), Kartoffeln ( mm) und Tomaten ( mm) benötigen, abhängig von der Bodenbeschaffenheit mindestens 60 mm an Zusatzwasser. 184 Wenn man das gesamte, für die Bewässerung eingesetzte Wasser für die Produktion von Getreide einsetzen würde, so könnten damit rund to Getreide produziert werden. Im Umkehrschluss folgt daraus, dass wenn die Bewässerung ausfallen würde, to weniger an Getreide angebaut werden könnte. Es kann seriöserweise nicht abgeschätzt werden, wie viele Prozent des für die Bewässerung eingesetzten Wassers dem Schmelzwasser des Hallstätter Gletschers entstammen. Aufgrund der Niederschlagsmenge in Österreich, die auch in der nachfolgenden Abbildung dargestellt ist, ist davon auszugehen, dass ein Ausfall des Schmelzwassers aufgrund einer Abschmelze des Hallstätter Gletschers keine negativen Folgen auf die Landwirtschaft im unmittelbaren Abflussgebiet hätte. 183 Mosig, D., Böhlau, C., (2004): Wasser für Lebensmittel, Abfragedatum Mosig, D., Böhlau, C., (2004): Wasser für Lebensmittel, Abfragedatum

95 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Abbildung 11: Mittlere Jahresniederschlagsmenge in mm (Hydrologischer Atlas 2003). Im Auschnitt rot markiert ist die Lage des Hallstätter Gletschers Quelle: Helfricht, K., (2009), 9. Diese Annahme wird dadurch bestätigt, dass der zusätzliche Beitrag der österreichischen Gletscher zum Abfluss in Haushaltsjahren mit negativer Massenbilanz, auch Gletscherspende bezeichnet, 5 mm in Normaljahren beträgt. Dies entspricht einer Gletscherspende von 0,5 % zum Normalabfluss der österreichischen Flüsse. Man muss demnach stark vergletscherte kleine Einzugsgebiete in den Hochalpen oder Trockenperioden betrachten, um zu nennenswerten Anteilen der Gletscherspende am Abfluss zu kommen. Es sind zusammengefasst nicht die Hochwässer, auf die Gletscher einen starken Einfluss haben, sondern ganz im Gegenteil, es ist ihr Einfluss auf das Niedrigwasser. In dem überdurchschnittlich heißen Sommer 2003 konnten die Gletscher beispielsweise in einigen Regionen den Wassermangel zum Teil wettmachen, da gerade zu den Zeiten mit Trockenheit und hohen Temperaturen die Schmelze der Gletscher besonders intensiv war. 185 Für den gegenständlichen Zweck wird zu Illustrationszwecken unterstellt, dass 100% des Schmelzwassers des Hallstätter Gletschers zur Bewässerung 185 Böhm, R., (2007),

96 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers eingesetzt würden. Wie oben dargestellt, wird als Grundlage für die Bewertung der unrepräsentative Wasserverlust des Hallstätter Gletschers von 2032,2 Millionen Liter pro Jahr herangezogen. Wenn man nun annimmt, dass durch das Abschmelzen des Hallstätter Gletschers die Wassermenge von 2032,2 Millionen Liter pro Jahr nicht mehr für die Bewässerung zur Verfügung stehen würde, könnte dies in einem Jahr zum Verlust von rund to Getreide führen. Eine Tonne Weizen wurde im April 2010 um EUR 125,50 gehandelt. 186 Demnach würde der Verlust des Hallstätter Gletschers für diesen Fall mit einem Schaden von rund EUR /Jahr gleichzusetzen sein. Auch diese Wertangabe kann im Ergebnis jedoch nur als beispielhaft angesehen werden, da die dafür herangezogenen Annahmen, insbesondere die Abhängigkeit der Landwirtschaft vom Schmelzwasser des Hallstätter Gletschers, reine Hypothesen darstellen Produktionsfunktionsbasierende Bewertungsansätze Bei den Bewertungsansätzen, die auf Produktionsfunktionen basieren, wird ermittelt, wie die Leistung eines Ökosystems zur Produktion eines Gutes beiträgt, das auf einem existierenden Markt gehandelt wird und wie dieser Beitrag zu bewerten ist. Anders ausgedrückt wird mit Hilfe dieses Ansatzes der Beitrag eines Ökosystems zur Steigerung des Einkommens oder der Produktivität ermittelt. 187 Obwohl im konkreten Fall meiner Information nach das Schmelzwasser des Hallstätter Gletschers nicht unmittelbar zur Produktion eines (körperlichen) Gutes beiträgt (vgl. dazu das soeben genannte Beispiel der Nutzung des Schmelzwasser für die Landwirtschaft), könnte man in diesem Fall unterstellen, dass das Schmelzwasser zur Herstellung von diversen nichtalkoholischen Getränken verwertet wird. Da unbekannt ist, was z.b. Hersteller von Mineralwasser für den Einkauf von Wasser bezahlen, ziehe ich vereinfachend wieder den bereits bekannten Preis von 1,09/m 3 Wasser heran. In diesem Fall läge der monetäre Wert von 2032,2 Millionen Litern Wasser pro Jahr bei EUR 2,2 Mio, die vom Hallstätter Gletschers jährlich in die Produktion von Mineralwasser eingebracht Abfragedatum Pascual, U., u.a., (2010),

97 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers würden. Auch dieses Ergebnis ist für die Bewertung des Gletschers nicht verwendbar. Im Rahmen der Bewertungsansätze, die auf Produktionsfunktionen basieren, kann auch eine Abschätzung getroffen werden, ob und in welchem Umfang das Schmelzwasser des Hallstätter Gletschers zur Stromerzeugung genutzt wird. Laut Aussagen eines Vertreters der Energie AG (EAG) 188 beträgt der Arbeitswert eines Kubikmeters Wasser vom vorderen Gosausee bis zur Mündung in die Donau theoretisch ca. 1 kwh/m 3. Auf dieser Strecke wird derzeit ein Gefälle von 490m energiewirtschaftlich genutzt (EAG 440m/sonstige Energieunternehmen 50m) und diese Höhe ist in dem genannten Arbeitswert berücksichtigt. Dieser theoretische Arbeitswert setzt folgende Annahmen voraus: Abfluss vom Hallstätter Gletscher erfolgt zu 100% zum vorderen Gosausee Die Verdunstung auf der Strecke ist nicht berücksichtigt Das Wasser kann bei allen Anlagen auch energiewirtschaftlich genutzt werden (kein Wehrüberlauf) Es liegen keine Daten vor, welche konkreten Auswirkungen eine Änderung der genannten Annahmen hätte. Wie oben dargestellt, wird als Grundlage für die Bewertung der unrepräsentative Wasserverlust des Hallstätter Gletschers von 2032,2 Millionen Liter pro Jahr herangezogen, die auf Basis der genannten Annahmen in den Gosausee und von dort über die Traun in die Donau abfließen. Aufgrund dieser Abflussmenge können unter Heranziehung des genannten Arbeitswertes rund 2 Mio kwh Strom erzeugt werden. Wie bereits erwähnt nennt die E-Control für das Jahr 2009 den gewichteten Strompreis pro kwh für Gewerbe über alle Verbrauchsklassen in der Höhe von 7,31 Cent. 189 Im Juni 2010 lag der durchschnittliche Strompreis für Wien bei 19,47 Cent/kWh Energie AG, ; Abfragedatum Abfragedatum 89

98 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Demzufolge trägt das Schmelzwasser des Hallstätter Gletscher dazu bei, dass pro Jahr Strom im Wert von rund EUR bis EUR produziert wird. Dieser Wert entspricht demnach dem jährlichen Wert des Hallstätter Gletschers für die Energiewirtschaft. Wie lange dieser Wert erhalten bleibt, hängt von der Zukunft des Gletschers und der Entwicklung der Abflussmenge ab. Würde man wie in Punkt unterstellen, dass der Hallstätter Gletscher ohne Akkumulation in 66 Jahren abgeschmolzen sein würde, wäre der Gesamtwert des Gletschers für die Energiewirtschaft (ohne Berücksichtigung der Strompreisentwicklung und von Abzinzfaktoren) zwischen rund EUR 10 Mio und rund EUR 26 Mio Bewertung der Regulierungsleistungen Allgemeines Regulierungsfunktionen werden hauptsächlich anhand der Methode der vermeideten Kosten, der Ersatzkosten und der kontingenten Bewertungsmethode bewertet. Die ersten beiden Methoden sind Teil der kostenbasierten Ansätze als Untergruppe jener Bewertungsmethoden, die auf Marktbewertungsansätzen beruhen. Bei diesen wird wie in Punkt bereits ausgeführt versucht, den Wert von Ökosystemleistungen durch die Kosten zu ermitteln, die entstehen würden, wenn die jeweilige Leistung durch sonstige Methoden bzw. künstlich hergestellt werden müsste. 191 Als Regulierungsleistungen konnte ich die folgenden drei Leistungen feststellen: Regulierung des Wasserkreislaufes Regulierung der Klimaeffekte Moderation extremer Ereignisse, wie Schutz vor Steinschlag und Muren und vor Hochwässern 191 Pascual, U., u.a., (2010),

99 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Kostenbasierte Bewertungsansätze Bei Anwendung der Methode der vermeideten Kosten ist zu klären, welche Kosten entstehen würden, wenn der Hallstätter Gletscher nicht die genannten Regulierungsleistungen erbringen würde. Im Falle der Regulierung des Wasserkreislaufes stellt sich demnach die Frage, welche negativen finanziellen Folgen es hätte, wenn der Hallstätter Gletscher keinen Beitrag zum Wasserkreislauf leisten würde. Als Wasserkreislauf versteht man (vereinfachend) grundsätzlich allgemein, dass Wasser aus Wasser-, Schneeoder Eisflächen verdunstet, als Wasserdampf in die Atmosphäre aufsteigt und als Regen wieder auf die Erde niederfällt. Gletscher haben darüber hinaus folgenden doppelten Einfluss auf den Wasserkreislauf im Gebirge: In Jahren bzw. Klimaphasen mit kühlem, niederschlagsreichem Wetter gewinnt der Gletscher an Masse und speichert überschüssigen festen Niederschlag in Form von Schnee und Eis. In warmen Jahren bzw. Klimaphasen verliert der Gletscher an Substanz und führt damit dem Gletscherbach zusätzliche Wassermengen zum normalen Niederschlag zu. 192 Gletscher haben damit eine ausgleichende Wirkung auf den alpinen Wasserkreislauf, da in heißen, trockenen Sommern das Schmelzwasser den fehlenden Niederschlag (zumindest teilweise) ersetzt und Gletscherbächen eine gleichmäßigere Wasserführung ermöglicht als Bächen in unvergletscherten Tälern. 193 Auf die in der Regel geringe Bedeutung der Gletscherspende wurde in Punkt bereits hingewiesen. Der Klimawandel hat in diesem Zusammenhang folgenden negativen Effekt: Durch das Ansteigen der Frostgrenze fällt der Niederschlag bis in große Höhen als Regen. Damit entfällt der früher wirksame Selbstschutzmechanismus vor Hochwasser, denn durch die Zwischenspeicherung der Niederschläge in Form von Schnee wurde der Abfluss verzögert und bewahrte die Alpentäler vor schlimmeren Katastrophen Slupetzky, H., (2005), Kuhn, M., (2005), Braun, L., Weber, M., (2005),

100 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Es liegen derzeit keine wissenschaftlichen Studien vor, die den Beitrag des Hallstätter Gletschers zum Wasserkreislauf zum Gegenstand haben. Ich verweise jedoch auf die Ausführungen in Punkt der gegenständlichen Arbeit, die den Beitrag der Gletscher zum Wasserkreislauf grundsätzlich als beschränkt einstufen. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass die Existenz sowie Regel- und Gleichmäßigkeit des Gletscherabflusses erhebliche Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und die Temperatur der Gebirgsbäche und in Folge auch der Traun und der Seen hat, in die die Traun ein- und ausfließt. Nimmt die Gletscherschmelze zu, ist davon auszugehen, dass mehr Schmelzwasser abfließt und daher mehr kaltes Wasser in die Flüsse und Seen eingespeist wird. Würde der Gletscher gänzlich abgeschmolzen sein, so würde das Fehlen des Schmelzwassers mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Gewässertemperatur führen. Gewässer sind sensible Ökosysteme. Änderungen der Temperaturen von Gewässern haben Auswirkungen auf deren Flora und Fauna. Mit der Wassertemperatur wird neben den chemischen und physikalischen Eigenschaften des Wassers auch der Ablauf der Lebensvorgänge von Fischen entscheidend mit beeinflusst. Dementsprechend reagieren Fische als wechselwarme Organismen besonders sensibel auf Veränderungen der Wassertemperatur. Dies zeigt sich unter anderem beim Laichverhalten, das bei ganz bestimmten Temperaturen stattfindet, bei Wachstum, Stoffwechsel, bis hin zur Entwicklungsdauer und zum Schlüpferfolg der Eier. Außerhalb eines optimalen Temperaturbereiches, welcher für verschiedene Fischarten charakteristisch ist, folgen Bereiche, in denen die Fische physiologischem Stress ausgesetzt sind. Auswirkungen dieses Stresses reichen von Verhaltensänderungen bis hin zum Tod bei nicht tolerierbaren Temperaturänderungen. 195 Ein vom Bundesamt für Wasserwirtschaft in 2009 veröffentlichtes Temperaturprojekt ergab, dass die seit 1984 in vielen oberösterreichischen Gewässern stattfindende Temperaturerhöhung als außerordentlich stark gegenüber den Jahrzehnten zuvor eingestuft werden kann. Die weitere Entwicklung der Zunahme bis 2020 lässt eine Veränderung der Abfragedatum

101 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Fischartengemeinschaft im Lauf der Fließgewässer erwarten. Dementsprechend dürfte es zu massiven Veränderung auch in der Populationsausprägung kommen. Anfänglich werden Fischarten noch versuchen flussauf zu wandern, um in kühlere Bereiche zu gelangen. Da verschiedene Fischarten aber an ihren Lebensraum unterschiedliche Ansprüche stellen, können flussaufwärts gelegene Gewässerabschnitte zwar gegebenenfalls dem Temperaturanspruch gerecht werden, nicht aber anderen Habitatansprüchen (z.b. Fließgewässerbreite, Abfluss, Gefälle, Strömungsgeschwindigkeit). Zudem wird die Situation durch Wanderhindernisse wie z.b. Querbauwerke verschärft. Dadurch lassen sich die kühleren Bereiche flussauf oftmals nur unter erschwerten Bedingungen oder auch nicht erreichen. Ebenfalls dürfte eine Veränderung der Laichzeiten gewisser Fischarten eintreten. Fischarten haben sich diesbezüglich über einen extrem langen Zeitraum auf die Verhältnisse im Ökosystem Fließgewässer angepasst die Wahl des Zeitpunktes des Laichgeschehens muss später gewährleisten, dass die Jungfische nach dem Schlupf geeignete Nahrung vorfinden. Inwieweit diese optimalen Rahmenbedingungen nach Temperaturerhöhungen noch vorhanden sind, ist ungewiss. Weiters unterliegen Fischarten einer Wechselbeziehung zu Parasiten oder Bakterien, die bei Stresssituationen eine Beeinträchtigung des Fischbestandes hervorrufen können. So ist bekannt, dass Äschen bei höheren Temperaturen vermehrt unter Furunkulose leiden, was wiederum eine erhöhte Sterblichkeit zur Folge hat. Gegenteilige Effekte bei Parasiten sind hingegen auch beschrieben, d.h. bei Überschreitungen über das Temperaturoptimum einer Parasitenart hinaus stellt diese die Vermehrung ein. Somit zeigt sich das hoch sensible System mit unterschiedlicher Reaktionsrichtung. Für die Fischereiwirtschaft dürfte es ebenfalls zu einschneidenden Veränderungen kommen. Die Produktionsgröße der die Kälte bevorzugenden Besatzarten wird aufgrund der Fischregionsverschiebung verändert. Diesen negativen Entwicklungen kann kurzfristig durch eine Reihe von Maßnahmen entgegengewirkt werden (Symptombekämpfung), jedoch müssen 93

102 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers nach dem Bundesamt für Wasserwirtschaft vor allem langfristige Maßnahmen zur Eindämmung der Klimaveränderung getroffen werden (z.b. Energiewende). 196 Eine Veränderung der Abflussmenge des Schmelzwassers vom Hallstätter Gletscher könnte demnach Auswirkungen auf den Fischbestand insbesondere des Hallstätter Sees haben. Im Hallstätter See kommen neben der Reinanke noch elf andere Fischarten vor: Marene, See-, Bach- und Regenbogenforelle, Seesaibling, Hecht, Aalrute, Barsch, Döbel, Rotauge und Elritze. Die jährliche Ausfangmenge liegt bei zirka kg Fisch wurde in einer Publikation des Bundesamtes für Wasserwirtschaft ein Durchschnittspreis von EUR 7,30/kg Fisch angenommen. 198 Selbst wenn man davon ausgeht, dass durch ein Abschmelzen des Hallstätter Gletschers der gesamte Fischbestand des Hallstätter Sees gefährdet wäre, beträgt das potentielle jährliche Schadensausmaß vergleichsweise geringe EUR Diese Summe lässt jedoch unberücksichtigt, welche Auswirkungen das gänzliche Aussterben des Fischbestandes im Hallstätter See tatsächlich hätte sowie welche ökonomischen Folgen in den Folgegewässern wie Traun, Traunsee, etc. zu befürchten wären. Hinsichtlich der Regulierung der Klimaeffekte durch die Reflexion des Sonnenlichtes und die Effekte der Phasenenergie ist aufgrund der starken lokalen Beschränkung des Hallstätter Gletschers und der Ausführungen in Punkt 2.2 ebenfalls davon auszugehen, dass durch eine Veränderung des Hallstätter Gletschers keine bzw. wenn überhaupt kaum messbare klimatische Folgen entstehen würden. Die letzte genannte Regulierungsleistung des Hallstätter Gletschers ist die Moderation extremer Ereignisse, im konkreten Fall der Schutz gegen Vermurung, mit weiteren Verweisen, Abfragedatum Österreichische Bundesforste (2002), Unsere Seen, Purkersdorf, Gassner, H., u.a., (2007), Grundsätze zur Abschätzung des fischereilichen Schadens durch See-Einbauten in österreichischen Alpen- und Voralpenseen, oo, 23, Abfragedatum

103 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Steinschlag und Hochwässer (wobei der letztere Punkt mit der Regulierungsleistung für den Wasserkreislauf in Zusammenhang steht). Vor dem Hintergrund des Bewertungsansatzes der vermeideten Kosten wird nachfolgend abgeschätzt, welche finanziellen Folgen bzw. Schäden durch sogenannte Wildbachereignisse eintreten würden, wenn der Hallstätter Gletscher nicht mehr als Gegenlager für die Stein- und Geröllmassen dienen würde. Seit 1972 werden vom Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) Wildbach-Schadensereignisse in einer Datenbank gesammelt. Anhand von dokumentierten Ereignissen im Zeitraum 1972 bis 2004 wurde 2007 eine Vulnerabilitätsanalyse und monetäre Schadensbewertung von Wildbachereignissen in Österreich erstellt. 199 Das objektspezifische Schadensausmaß ergibt einen finanziellen Gesamtschaden von EUR 877 Mio. Im Durchschnitt belaufen sich auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse die Schäden pro Jahr auf EUR 27 Mio und pro Ereignis auf EUR Nicht inkludiert sind dabei die Aufräumkosten, die im Zeitraum 1972 bis 2004 rund EUR 88 Mio betragen haben. Pro Jahr fallen im Durchschnitt Kosten in der Höhe von EUR 2,67 Mio für die Beseitigung des abgelagerten Geschiebes an, d.h. pro Schadensereignis rund EUR Die von Wildbachereignissen betroffenen Personen insgesamt gab es im Zeitraum 1972 bis Verletzte und 49 Tote sind in dieser Schadensaufstellung nicht berücksichtigt Oberndorfer, S., u.a., (2007): Vulnerabilitätsanalyse und monetäre Schadensbewertung von Wildbachereignissen in Österreich, BFW Berichte 139, Wien. 200 Oberndorfer, S., u.a., (2007),

104 Konkrete Anwendung der Bewertungsansätze am Beispiel des Hallstätter Gletschers Die nachfolgende Tabelle fasst die Ergebnisse zusammen: Tabelle 6: Objektspezifische Schadensausmaße durch Wildbachereignisse in Österreich in den Jahren 1972 bis 2004 Quelle: Oberndorfer, S., u.a., (2007), 25. Im unmittelbaren Nahebereich des Hallstätter Gletschers befindet sich kein Siedlungsgebiet, Muren oder Steinschläge im Bereich der aktuellen Lage des Gletschers stellen meines Erachtens keine unmittelbare Gefahr beispielsweise für 96

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