Reparatur eines NF Verstärkers LUA 6060 C

Transkript

1 Reparatur eines NF Verstärkers LUA 6060 C Achtung!! Das Gerät arbeitet mit lebensgefährlichen Betriebsspannungen. Deshalb sollten für die Reparatur zu mindestens fundierte Kenntnisse über den Umgang mit hohen Spannungen, besser noch Kenntnisse über die Reparaturtechnik von Röhrenverstärkern vorhanden sein. Für Personen und Sachschäden übernehme ich keinerlei Verantwortung. Diese Unterlagen wurden aus der Schaltung des Gerätes erstellt. Trotz sorgfältiger Kontrolle können Schaltungsfehler vorhanden sein. Hierfür übernehme ich keine Gewähr. Jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist untersagt. Dipl. Ing. H. R. Fredel 2011

2 Reparatur eines NF Verstärkers LUA 6060 C Diesen Verstärker bekam ich von einem Bekannten zur Reparatur, da der Verstärker innerhalb kürzester Zeit dreimal die Endstufenröhren des rechten Kanals defekt hatte. Die Reparaturen wurde jeweils bei dem Hi-Fi Vertragshändler, bei dem das Gerät gekauft wurde, ausgeführt. Zuerst versuchte ich über das Internet an die Schaltungs und Serviceunterlagen zu kommen. Aber hier gab es nur Verweise auf den Hersteller LUA - Deutschland. Bei einem Anruf dort wurde mir erklärt, dass man als normaler Techniker keine Chance hätte, dieses Gerät zu reparieren. Dafür wären ein mindestens Euro teurer Röhrenmessplatz und spezielle Messgeräte erforderlich. Außerdem müsste bei diesem Gerät bei jedem Röhrenwechsel ein Upgrade durchgeführt werden. Nach diesen unverschämten Äußerungen stand für mich fest, dass ich das Schaltbild aus dem vorhandenen Verstärker selber erstellen musste. Bisher hatte ich das Gerät noch nicht geöffnet. Ich war sehr überrascht, dass das Gerät anscheinend aus chinesischer Fertigung stammte, obwohl der Hersteller mit deutscher Produktion wirbt. Das Gerät war sauber auf einer Leiterplatte aufgebaut, was mir das Aufnehmen des Schaltplans sehr erleichterte. Allerdings sah es unter der Platine nicht mehr so schön aus. Dort sah ich einen Drahtverhau zum Netztrafo und den Ausgangsübertragern. Die Anschlussdrähte waren zum Teil zu kurz und dann verlängert worden.

3 Nachdem ich das Schaltbild aufgenommen hatte, ging es an die Fehlersuche und Fehlerbeseitigung. Ich schaltete das Gerät ein um eine kurze Überprüfung der Endstufen vorzunehmen. Beide Endstufen zeigten zunächst keinen Fehler und lieferten einen sauberen, unverzerrten Sinus über die gesamte Leistungsbandbreite. Nach einiger Zeit lieferte die rechte Endstufe nur ein verzerrtes, leises Signal. Das Oszillogramm zeigte nur ein Teil der Sinusspannung und die Andere nur gekappt. Gleichzeitig begannen die Anodenbleche dieser Endröhre zu glühen. Außerdem zeigten starke Übernahmeverzerrungen. Dies deutete auf falsch eingestellte Arbeitspunkte hin. Ich wunderte mich allerdings, warum die Schutzschaltung nicht ansprach und die Röhren schützte. Sollten mehrere Fehler gleichzeitig vorliegen? Jetzt entfernte ich alle vier Endröhren um Vergleichsmessungen zwischen den beiden Endstufen durchführen zu können. Die Anoden und Schirmgitterspannungen waren unbelastet bei allen vier Röhren gleich, und auch die negativen Gittervorspannungen waren fast gleich. Allerdings standen die Schleifer der Regler bei der defekten Endstufe sehr unterschiedlich. Nach einer Erwärmung mit einem Fön änderten sich die negativen Spannungen am Gitter 1 bei der defekten Endstufe sehr stark. Die negative Spannung an g1 der Röhre V3 war von 54V auf 60V gestiegen. Auch ergab sich beim Verstellen mit dem Regler SW2 kaum eine Änderung. Hier stellte sich der Widerstand R14 als Fehlerquelle heraus, der bei Erwärmung hochohmig wurde. Nach dem Austausch ließ sich die Spannung im Bereich von -44V bis -75V einstellen. Der richtige Arbeitspunkt stellte sich etwa bei Mittelstellung des Reglers ein. Damit war der erste Fehler beseitigt.

4 An der Röhre V4 ergab die Gitterspannungsmessung einen Wert von nur -22V. Auch hier war keine Einstellung möglich. Vor dem Widerstand R14 ließ sich der gesamte Einstellbereich überstreichen. Jetzt kam nur noch der Koppelkondensator C4 oder der Widerstand R12 als Fehlerquelle in Frage. Als endgültige Fehlerquelle stellte sich R12 heraus, der ebenfalls bei Erwärmung hochohmig wurde. Jetzt erklärten sich auch die unterschiedlichen Reglerstellungen. Im kalten Zustand ließen sich die Ruheströme noch halbwegs einstellen. Anscheinend waren die Ruheströme kurz nach dem Einschalten eingestellt worden und dann nicht mehr kontrolliert worden. Nach Austausch der Röhren, einer Einlaufzeit von einigen Stunden und mehrmaligem Einstellen des Ruhestroms funktionierte das Gerät wieder. Jetzt stellte sich noch die Frage, warum die Schutzschaltung nicht angesprochen hatte. Eine Spannungsmessung ergab schnell, dass hinter dem Widerstand 2R1 keine Spannung mehr vorhanden war. Schon beim Einlöten von R12 waren mir einige Lötstellen aufgefallen, die nicht mehr vertrauenswürdig aussahen. Tatsächlich gehörten auch die Anschlüsse von 2R1 dazu. Damit war dieser Fehler auch beseitigt. Aus Sicherheitsgründen lötete ich alle Lötstellen beider Endstufen nach. Nach mehrtägigem Probelauf und laufender Kontrolle des Kathodenstroms alle Endröhrenkonnte das Gerät als einwandfrei zurückgegeben werden.

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