Erfahrungsbericht. Auslandssemester 2006/07 an der University of Reading. Daniel Brodkorb

Transkript

1 Erfahrungsbericht Auslandssemester 2006/07 an der University of Reading Daniel Brodkorb

2 Inhaltsverzeichnis Anreise... 1 Wohnen... 1 Leben... 2 Studieren... 3 Arbeiten... 3 Fazit

3 Da die Universität selbst und die Organisation des Auslandsemesters schon ausführlich beschrieben wurden, werde ich nicht mehr detailliert darauf eingehen. Viel mehr möchte ich euch unsere persönlichen Erfahrungen beschreiben. Ja, ich war nicht alleine in Reading. Meine Freundin hatte die Möglichkeit in London ein Praktikum zu absolvieren, und daher sind wir gemeinsam für ein halbes Jahr nach Reading gegangen. Anreise Der Flughafen Heathrow ist eine halbe Stunde von Reading entfernt. Es gibt einen Shuttle Bus, der den Bahnhof in Reading mit dem Flughafen verbindet. Da von Paderborn/Lippstadt allerdings kein direkter Flug nach Heathrow geht, sind wir auf andere Flughäfen ausgewichen. Wer mit AirBerlin fliegen möchte, kann nach London Stansted oder nach Bournemouth fliegen. Wie in anderen Erfahrungsberichten bereits beschrieben, muss man von Stansted nach London Liverpool Street, dann mit der U-Bahn nach Paddington und anschließend mit dem Zug nach Reading. Mit viel Gepäck ist das eine Qual. Ein Ticket mit der Young Persons Railcard (eine 33% Rabattkarte für junge Leute) von Stansted nach Reading kostet ca. 19. Ein wenig teurer, aber bequemer ist die Reise von Bournemouth nach Reading. Von dem winzigen, spartanischen Flugplatz Bournemouth kann man mit dem Taxi zum Bahnhof. Von dort aus fährt ein Zug direkt nach Reading. Eine andere Alternative ist EasyJet vom Flugplatz London Luton. Von Luton gibt es eine Verbindung nach Dortmund. Allerdings ist die Anreise genauso (un)bequem wie die Reise nach Stansted. Um einen billigen Flug zu ergattern empfiehlt es sich früh zu buchen. Wenn man schnell genug ist, bekommt man einen Flug für 29. Für ganz Spontane kann ein Flug allerdings schnell über 250 kosten. Fazit: Wer in Frankfurt wohnt, hat Glück, da dann Heathrow ganz in der Nähe ist. Wer von Paderborn aus fliegt, kann aber sofern früh genug gebucht wird sehr günstig fliegen. Wohnen Problematisch ist die Wohnungssuche vor allem, wenn man nicht als Student eingeschrieben ist, was bei meiner Freundin der Fall war. Als ERASMUS Austauschstudent kann man sich auf einen Wohnraum in einer der vielen Halls bewerben. Da meine Freundin allerdings nicht die Möglichkeit hatte, sich an der Uni einzuschreiben und uns deshalb die Option in einer Hall zu wohnen verwehrt wurde, mussten wir uns eine Wohnung bzw. ein Zimmer suchen. Auf der Seite des Accomodation Office (der Bereich ist passwortgeschützt allerdings kann man sich beim Study Abroad Office einen Benutzernamen und das zugehörige Passwort beschaffen) stehen viele Wohnungen zur Verfügung. Allerdings wollten die meisten Vermieter ein ganzes Haus an eine Gruppe für ein ganzes Jahr vermieten. Also drei Wünsche auf einmal, die wir alle nicht erfüllen konnten. Als dann endlich doch jemand zugesagt hat, entschlossen wir uns, das ganze schon mal vorher zu besichtigen. Es war die reinste Katastrophe! Es war dreckig, klein, teuer und ungemütlich. Glücklicherweise hatte ich noch weitere potenzielle Vermieter, die ich sofort angerufen habe. Nachdem ich eine Bewerbung (!) inklusive Kontaktdetails meiner Koordinationsprofessoren und die Kontaktdetails meiner Eltern zur finanziellen Absicherung bei einem Vermieter abgegeben habe, bekamen wir letztendlich doch eine Zusage für ein 15 m² Zimmer in einem Haus mit fünf (!) anderen Leuten mit einem WC und einem ungepflegten Badezimmer für 290 (ca. 450 ) monatlich plus NK. Die Miet- und Wohnverhältnisse sind in Großbritannien anders als in Deutschland. 1

4 Des Weiteren musste meine Freundin die so genannte Council Tax abführen, da sie nicht an einer britischen Uni eingeschrieben war. Mit etwa 50 bis 75 pro Monat musste gerechnet werden. Als Austauschstudent der University of Reading kann man sich von dieser Steuer befreien lassen. Ich musste dafür eine Kopie meines Studentenausweises mit Adresse an die Council senden. Fazit: Am besten ist es, man fährt/fliegt vor seinem Auslandsaufenthalt mit vielen Adressen aber wenig Gepäck nach Reading und sucht sich eine Unterkunft. Natürlich sollte man zuvor Termine mit einigen Vermietern gemacht haben. Falls es keine interessanten Angebote im Internet gibt, gibt es auch einige interessante Annoncen in kleinen Supermärkten die es in ganz Reading gibt. Leben Wie zuvor schon durch die hohe Miete erwähnt Großbritannien ist teuer. Kleine Supermärkte haben zwar oft durchgehend geöffnet, schlagen aber einen kräftigen Preiszuschlag auf. Große Supermarktketten sind meist günstiger. In Reading gibt es auch mindestens einen Aldi und mehrere Lidl, so dass man auch die ein oder anderen deutschen Lebensmittel erwerben kann. Trotzdem empfehle ich die englische Küche und englische Lebensmittel nicht vorab zu verschmähen. Probieren lohnt sich wirklich! Außerdem gibt es in Great Britain durch viele zugezogene Ausländer aus dem Commonwealth eine wahre Vielfalt an kulinarischen Köstlichkeiten. Die Küche reicht von dem klassischem britischen Fish & Chips über karibische Delikatessen, chinesische Nudeln bis zu indischem Chicken Tikka Masala. Weiterhin kann man in vielen Cafes kleine Snacks zu sich nehmen. Das in Reading vorhandene Einkaufszentrum Oracle ist sehr zu empfehlen vor allem wenn man das nötige Kleingeld hat. Die vorhandenen Boutiquen erfreuten natürlich besonders meine Freundin. Selbstverständlich sind wir nicht nur zum Shoppen nach Großbritannien gefahren. Sightseeing darf natürlich auch nicht fehlen! Einige Reisen werden durch die ERASMUS Society organisiert. Diese von Studenten geleitete Organisation ist sehr nützlich. Es werden Parties veranstaltet und sehr günstige Reisen angeboten. Hier trifft man auch auf andere ERASMUS Studenten aus ganz Europa mit denen man viel Spaß hat. Auf eigene Faust zu reisen ist von Reading aus mit dem Zug sehr einfach. Wichtig ist die Young Persons Railcard, die sich schon nach wenigen Fahrten bezahlt macht. Oxford, Windsor und natürlich London sind sehr schnell zu erreichen. In all diesen Orten kann man sehr viel erleben. Alleine London ist viele Besuche würdig und sehenswert. Beachten sollte man aber, dass während der Rush Hour ( Peak time in UK) ein erhöhter Fahrpreis gilt. Nach 10 Uhr morgens stellt das aber kein Problem mehr dar. Mit der Young Persons Railcard kostet ein Tagesticket nach London, welches auch eine Underground Travelcard beinhaltet, beispielsweise knapp 12. Die Busverbindung in Reading zu unserer Wohnung war relativ gut. Da eine einfache Fahrt 1,50 kostet, lohnt sich ein 7-Tageticket ab 7 für diejenigen, die oft mit dem Bus fahren. Monatstickets sind auch vorhanden. So etwas wie ein Semesterticket gibt es leider nicht. Wer viel im ÖPNV fährt, muss auch viel zahlen. Fazit: Das Leben in UK ist teuer. Allerdings gibt es auch sehr viel zu entdecken und zu erleben. Man sollte mit einem gewissen Finanzpolster anreisen, um sich das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Mit 1000 im Monat sollte man rechnen. 2

5 Studieren Alles Wissenswerte über die Universität und Organisatorisches erfährt man in der Welcome Week. Dies ist eine Orientierungswoche mit einer Vielzahl von Veranstaltungen der Universität und auch des Study Abroad Office. Eine Teilnahme an den wichtigsten Veranstaltungen ist sehr zu empfehlen, da man nicht nur nützliche Informationen bekommt sondern auch schon die ersten Leute kennen lernt. Welche Veranstaltungen angeboten werden wird über das Study Abroad Office bekannt gegeben. Die orientation week ist eine der wichtigsten während des ganzen Aufenthaltes. Ich empfehle auch jede Party etc. mitzunehmen. Man knüpft dort sehr schnell neue wertvolle Kontakte und bekommt den einen oder anderen Tipp. Da ich Wirtschaftsinformatik studiere, hatte ich eine große Auswahl an interessanten Kursen, die sich auch nicht mit bereits gelerntem überlappten. Die bereits in Deutschland getroffene Auswahl wird mit dem Koordinator Vassil Alexandrov vor offiziellem Beginn des Terms überarbeitet. Bei mir kam es zu Änderungen in zwei Kursen: An Stelle der Undergraduate Kurse habe ich Kurse des Masterbereichs absolviert. Es stellte sich heraus, dass diese Änderung, welche ich zunächst mit Unbehagen akzeptierte, eine weitere Bereicherung war, da ich das dortige Master Programm und die Teilnehmer kennen gelernt habe. Meine gewählten Kurse GUI, Multimedia and Webdesign, Computer Networks, Databases and Advanced DBMS und Advanced Operating Systems waren sehr interessant und lehrreich. Einige der Module beinhalteten Praxisprojekte. Die Entwicklung eines Webportals geschah sogar in Kooperation mit einem Kunden. Allgemein empfand ich die Kurse alle sehr praxisorientiert. Des Weiteren ergab sich für mich die Möglichkeit bei dem Kurs Practice of Entrepreneurship teilzunehmen. Der Kurs ist für eine begrenzte Anzahl an Austauschstudenten aller Fakultäten. Im Fokus des Kurses steht die Unternehmensgründung als Prüfungsleistung zählt die Erstellung eines Businessplans. Alle Kurse waren sehr sinnvoll. Allerdings dauert die Bekanntgabe der Noten sehr lange. Dies sollte bei der Planung und der Einbindung des Auslandssemesters in den Studienverlauf bedacht werden. Das Angebot der Mensa ist nicht so vielfältig wie an unserer guten alten Paderborner Mensa. Wer günstig essen möchte, aber nicht unbedingt auf gesundes Essen wert legt, kann sich für 1 Pfund ein English Breakfast auch nach 12 Uhr Mittags kaufen. Von den Würstchen würde ich allerdings abraten. Sehr lecker aber auch teurer ist der Wok, der mit selbst ausgewählten Zutaten vor den eigenen Augen frisch von asiatischen Köchen zubereitet wird. Äußerst attraktiv ist die Vielfalt an Nationalitäten, die an der University of Reading vertreten sind. Sowohl Studenten als auch Dozenten kommen aus der ganzen Welt um hier zu lernen oder zu lehren. Fazit: Die bunte Mischung an Kulturen bereichert das Leben an der Uni. Die Kurse sind etwas anders als in Paderborn. Die Mitarbeiter des Study Abroad Office sind sehr hilfsbereit, freundlich und haben immer ein offenes Ohr für die Probleme von ausländischen Studierenden. Arbeiten Meine Freundin hat ein Praktikum von 3 Monaten in London gemacht. Das bedeutete: Pendeln! Allerdings ist das sehr teuer. Ein Monatsticket nach London inklusive Busticket für Reading kostet 400! Die gewonnen Erfahrungen sind aber einmalig. Wer an einem kleinen Nebenjob interessiert ist, der sollte den Careers Service der Uni oder dessen Website besuchen. Die Uni erlaubt eine wöchentliche Arbeitszeit von 16 Stunden. 3

6 Als Student, gibt es die Möglichkeit an Sprachkursen der Uni teilzunehmen. Für alle anderen ist eine Sprachschule in der Church Street in der Stadtmitte zu empfehlen, die auch Kurse für anerkannte Sprachzertifikate anbietet. Fazit Alles in allem war der Auslandsaufenthalt in Reading eine Abwechslung und eine sehr gute und schöne Erfahrung die mich stark beeinflusst hat und meinen weiteren Werdegang prägen wird. 4