Spiel mir das Lied vom Discount

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Transkript:

Discount Bäcker Spiel mir das Lied vom Discount Der Kunde denkt: Hauptsache billig. Der Bäcker denkt: Hauptsache Marktanteil ausgebaut. Doch so einfach geht die Rechnung nicht auf. Seit nunmehr rund zwei Jahren beflügeln die Backdiscounter die Fantasien der Branche. Dabei finden sich ganz unterschiedliche Modelle am Markt. Vom reinen Franchisebetrieb über den Handwerksbäcker mit neuem Label bis hin zu Industrieanbietern, die bisher fast ausschließlich an den LEH verkauft haben. Auch Teiglingsproduzenten entdecken den Neuen Markt der Backbranche. Der Handwerksbäcker als Discounter: Backing Friends ist die Discountschine aus Glandorf, hier die Filiale in Rheine. Bäcky: Branchenriese Kamps probierte den Discount zunächst in der Studentenstadt Münster: mit Erfolg. Einer der ersten war Brödis, inzwischen betreibt man 12 Filialen in Eigenregie, Franchise war einmal angedacht, doch wurde verworfen. Die Backwerker um Robert und Marion Kiermaier expandieren von der Basis drei eigener Discounter im Franchisesystem. Jüngstes Kind ist eine Filiale in Kassel. 18 Billig ohne Reue und faden Beigeschmack einkaufen, das schienen Deutschlands Verbraucher schon lange zu wollen und angesichts der nicht enden wollenden Euro-Teuro-Diskussion erst recht. Die Idee, ein LowPrice-Segment für Backwaren zu installieren, fiel somit Anfang 2000 auf fruchtbaren Boden. Zunächst dachten viele, billig wäre gleichbedeutend mit minderwertig. Doch selbst renommierte Brot- und Brötchentester stuften die meisten der Discountbackwaren auf einem mit durchschnittlicher handwerklicher Qualität vergleichbaren Level ein. Discountbackwaren sind wohl kaum echte Premiumprodukte, doch diesem Anspruch wollen die Backwaren aus den Plexiglasschütten auch gar nicht gerecht werden. Dass billig nicht schlecht sein muss, beweisen bereits seit Jahren die Discounter Aldi und Lidl, sie legten gegen den Banchentrend bei Umsatz und Gewinn weiter zu und sichern sich immer größere Marktanteile. Der klassische LEH kämpft und schafft wenn überhaupt ein geschäftiges Treten auf der Stelle. Discount-Backshops scheinen inzwischen zu einer brot und backwaren 3/2003 inflationären Idee zu werden, 1.500 Billig-Bäcker soll es nach Berechnungen des Beraterhauses Berger & Partner schon bald geben. Davon sind wir allerdings noch relativ weit entfernt. Geschätzt finden sich inzwischen rund 280 Discounter auf dem Markt. Fast zwei Drittel davon im Ballungsraum Rhein-Ruhr, wo mit Brödis und Backwerk auch die Wiege der Backdiscounter steht. Die beiden allerdings in einem Atemzug zu nennen, ist eigentlich schon nicht richtig, denn bei Backwerk handelt es sich um ein Franchisekonzept, während Brödis seine Filialen in Eigenregie führt. Immerhin haben es die Discounter geschafft, dem klassischen Backhandwerk rund 250 Mio. E wegzunehmen. Sollten tatsächlich einmal 1.500 Billigfilialen am Markt operieren, so wäre das eine Umverteilung von stolzen 1,5 Mrd. E. Grundlage dieser Zahlen ist ein jährlicher Umsatz von einer halben Mio. E pro Standort und die Annahme, dass die Backwaren durchschnittlich für 50% des Verkaufspreises von klassischen Handwerksbäckereien über den Tresen bzw. durch die SB-Zange wandern. Die entscheidende Frage beim Discount ist allerdings: Wie erreiche ich einen so günstigen Einkauf, dass ich die Backwaren trotz des niedrigen Verkaufspreises noch mit Gewinn verkaufen kann. Doris Entrup-Hasselbach vom Tiefkühlteiglingsproduzenten DEH

Bäcker Discount erklärt das Phänomen Discount einfach so: Wir produzieren in riesigen Chargen, den daraus resultierenden Vorteil auf Kostenseite können wir an unsere Kunden weitergeben. DEH ist Hoflieferant des in Köln gestarteten Backwerks und war vorher fast ausschließlich als Lieferant des LEH, insbesondere der Metro-Gruppe, bekannt. Dass man bei Entrup-Hasselbach die Zukunft gerade beim Discount sieht, wurde bereits auf der letzten Intercool in Düsseldorf deutlich. Dort präsentierte man sich den Kunden in einer Discountfiliale, wie sie durchaus auch im wirklichen Markt aufgebaut werden könnte. Das Problem vieler Teiglingsproduzenten ist und war das inzwischen große Überangebot auf dem Markt. Ende der neunziger Jahre des zurückliegenden Jahrtausends wurden zahlreiche Niederlassungen und Produktionsstätten vor allem im Ausland aufgebaut, ohne jedoch die inländischen Produktionsstandorte zu schließen. Viele dachten, der Boom der Teiglinge, der in den Achtzigern in jährlich zweistelligen Zuwachsraten gipfelte, würde endlos weitergehen. Doch dem war nicht so, viele Handwerksbäcker besannen sich auf Eigenproduktion und nicht zuletzt sorgte der Strukturwandel innerhalb der Branche dafür, dass sich rationelle Herstellungslinien für Teiglinge für immer mehr Betriebe rentierten. Die schönen Zuwächse waren dahin, hinzu kam dann noch, dass der LEH als Teiglingsabnehmer für den Endverbraucher die preislichen Daumenschrauben anzog. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Teiglingsindustrie nach neuen Absatzwegen suchte und diese mit den Backdiscountern auch fand. Während DEH auf das Franchisekonzept von Backwerk unter Führung von Robert und Marion Kiermair, Monheim, setzt, ging Familie Feuerpeil aus Dortmund etwas andere Wege. Mit Gourmet Back besitzt man ein eigenes Teiglingswerk und Brödis ist zwar selbstständig, dennoch als Vermarktungsschiene für die eigenen Teiglinge zu sehen. Inzwischen gehen fast 50% der gesamten Teiglingsproduktion als Discountware über die Theke, erläutert Firmenchef Ludwig Feuerpeil die Vermarktungsstrategie. Der Erfa-Papst und der Discount Minimiert man das Thema auf ein rein betriebswirtschaftliches, also emotionsloses Niveau, so war es nur eine Frage der Zeit, bis sich führende Betriebswirtschaftler der Branche des Discounts annehmen. Anfang Dezember startete der Erfa-Papst Karcisky sein wohl geplantes und gut organisiertes Discountmodell. Fast vierzig Backbetriebe trafen sich in Frankfurt und riefen ein bislang >> Links: Auf der Intercool präsentierte sich der Teiglingsproduzent DEH im Discountlook, nicht ohne Hintergedanken, gerade hier sieht Inhaberin Doris Entrup Hasselbach Marktpotenziale für ihr Unternehmen. Rechts: Blick in die Auslagen des Backwarendiscount. Für viele noch gewöhnungsbedürftig, doch in Zukunft vielleicht schon Alltag. >> Franchisekennzahlen am Beispiel von Backwerk Investitionssumme je nach Standort zwischen 90.000 und 150.000 E Einstiegsbebühr: 10.000 E Laufende Gebühr: 2% der Nettoumsatzerlöse Werbungsumlage: 1% der Nettoumsatzerlöse Eigenkapital: mindestens 20% Der Break-even-point soll bereits im ersten vollen Wirtschaftsjahr erreicht werden. Umsatzgrößen je nach Standort und Fläche: zwischen 500.000 und 1 Mio. E >> Der LEH als Abbackstation Eine ausführliche Darstellung der gravierenden Umstellungen beim Shop in Shop würde an dieser Stelle zu weit führen, doch soviel als Basisinfo: Beispielsweise die zur Metro-Gruppe gehörenden Extra- und Realmärkte werden inzwischen sukzessive neu gestaltet. Dabei ist der Brot- und Brötchenbereich von zentraler Bedeutung, wie dessen generelle Platzierung direkt am Eingang des jeweiligen Markts beweist. Neben der klassischen Regalware favorisiert man ein Frischesortiment im Kleingebäckbereich, das auch gleich in großen Ladenbackstationen frisch vor den Augen des Kunden abgebacken wird. In größeren Filialen ab ca. 2.500 m 2 Fläche findet man zusätzlich noch eigene kleine Backstuben, wo beispielsweise Kekse oder auch Fototorten zu deutlich günstigeren Preisen als beim Vorkassenbäcker angeboten werden. Die Shop-in-Shop-Bäckerei, die bis dahin die Vorkassenzone dominiert hat, wird sowohl platzmäßig als auch stellungsmäßig zurückgedrängt. Die Brottheke hat bisweilen nur noch drei Lagen und ist unter 2 m lang. Die Weiterentwicklung des Prebake-Konzepts könnte auf absehbare Zeit das Aus für die meisten Vorkassenbäcker bedeuten. Ausnahme sind hier wohl die Back-Shops mit Restauration und Snackangebot. Hier traut man sich von Seiten des Handels die Kompetenz noch nicht zu, nur wie lang noch nicht, ist die Frage. Dieser Thematik werden wir uns in einer unserer nächsten Ausgaben ausführlich widmen. Auch der Einstieg der Rewe beim Edeka-Bäcker Schäfers zeigt deutlich, dass der LEH den Backwarenverkauf für lukrativ genug hält, diesen selber in die Hand zu nehmen. << 3/2003 brot und backwaren 19

Discount Bäcker >> Zahlengerüst für einen Discountshop Umsatz: 900.000 Ê Wareneinsatz 50%: 450.000 Ê Personalkosten: 180.000 Ê Miete: 54.000 Ê Sonstige Kosten (Strom, Einrichtung...): 90.000 Ê 14% Vorsteuerrendite Break-even bei 1.440 Kunden pro Tag Durchschnittsbon 1,50 Ê Quelle: Bauer/Berger so nicht da gewesenes Discountmodell ins Leben. Ziel ist die Partizipation der Betriebe am Discountmarkt. Man wird somit von der Zuschauerbank direkt aufs Spielfeld katapultiert. Die Mengenartikel für den Verkauf kommen, wohl wenig überraschend, aus dem Hause Entrup-Hasselbach, Regionales und Spezialitäten steuert jeder der Betriebe nach eigenem Ermessen bei. Grundkonzept und Marktauftritt sind einheitlich, die einzelnen Standorte werden aber rein rechtlich betrachtet selbstständig vom jeweiligen Lokalmatador betrieben. Vorteil dieser Variante ist, dass die Bäcker in der betreffenden Region den Discountmarkt aktiv mitgestalten können und sich so nicht gegenseitig oder selber das Wasser abgraben. Die Zusammenfassung in einem Verbund ermöglicht es, günstige Einkaufskonditionen zu erzielen. Beim Back Kontor, das als Einkaufszentrale zur Karcisky-Gruppe gehört, werden die logistischen Aufgaben und der Einkauf für alle Mitglieder zentral gesteuert und abgewickelt. Zum Konzept gehört auch, und das scheint besonders wichtig, die betriebswirtschaftliche Unterstützung bei der Standortsuche und Standortauswahl. Geplant sind 20 Standorte für das laufende Jahr, im Endstadium sollen es 200 sein. Strukturwandel hat immer auch mit verpassten Chancen zu tun. Diese Weisheit legen einige Backbetriebe leider falsch aus. Angesichts des Damoklesschwerts Discount bemüht sich ein nicht endender Tross, Discountkonzepte zu entwickeln und zu erproben. Die nicht selten aus dem Bauch heraus initiierte und wie Panikattacken wirkende Gründungswelle von Backdiscountern zeigt deutliche Züge der Überhitzung. Nicht selten mussten Expansionsziele zurückgeschraubt werden, selbst die Pleite erster Discounter wurde bisweilen schon mit Häme im Unterton publiziert. Doch die Discounter werden bleiben und die Branche nachhaltig verändern. Wer seine Kosten im Griff hat, die Standorte besonnen und mit System auswählt und auch die Qualität der Produkte nicht aus den Augen verliert, der wird als Preiswert-Bäcker erfolgreich sein. Unabdingbar mit dem Erstarken des Discountgedankens verbunden ist allerdings auch die Verflüchtigung von Preiserhöhungsphantasien. Sobald man als Verbraucher ein vergleichbares, will sagen akzeptables Konkurrenzprodukt für rund die Hälfte des Preises kaufen kann, ist dieser Spielraum weniger als Makulatur. Wie in vielen anderen Bereichen braucht man kein Prophet zu sein, um das Ende der Entwicklung zu prognostizieren. Die, welche im Preiswettlauf nach unten mithalten können, und das werden weniger sein, als Versuchsballon mit Gelinggarantie Dass die Kamps AG schon länger an einem Discountkonzept bastelte, war bekannt, deshalb kam die Eröffnung des ersten Shops in der guten Stube der Stundentenmetropole Münster, nicht überraschend. Wenig überraschend ist auch der Erfolg des Konzepts. Da Studenten permanent von privater Insolvenz bedroht sind, fand man in der zweitgrößten deutschen Studentenstadt eine dankbare Kundenklientel. Nicht selten steht Selbige hier bis weit auf die Straße Schlange, um die günstigen Brötchen und Kleingebäcke einzukaufen. Allerdings ist Baky in Münster lange nicht der einzige Billigbäcker. Schöne neue Zweiklassenbackwelt Auch Frisia Backwaren aus Schortens bei Wilhelmshaven discountet mit. Die konventionelle Filiale 15 m weiter wurde geschlossen und der Discount unter gleichem Logo eröffnet. Harry-Brot gehört traditionell zu den großen Anbietern im LEH. Diese Schiene hat man konsequent ausgebaut und sich im Gegensatz zu vielen anderen Wettbewerbern nie um eigene Standorte bemüht. Mit der Eröffnung des ersten Testladens in der Autostadt Wolfsburg verlässt man diese eingelaufenen Pfade und wagt sich auf unbekanntes Terrain. Vielleicht ist man bei Harry deshalb auch noch ein wenig zugeknöpft, was Informationen angeht. Nach Firmenaussagen ist bislang noch nicht geklärt, ob das Discountlabel eigenständige Filialen beinhalten soll, ob man eine Firmentochter dafür gründen wird oder die Expansion in der Fläche über Franchising suchen will. Angesichts bevorstehender bzw. schon K OMMENTAR: KLEMENS HOLTHAUS man heute noch annimmt, werden auf Aldi-Niveau recht schnell recht viel Geld verdienen. Diejenigen, die ihre Kostenstrukturen nicht ins richtige Verhältnis zur enger werdenden Erlössituation bringen können, werden scheitern. Neben dem Discount hat nur der eine echte Chance, dessen Qualität sich für den Verbraucher merklich von der breiten Masse abhebt. Der Delikatessenbäcker wird zu einer echten Marktnische mit Zukunftsperspektiven avancieren. Das Ergebnis wird ein zweigeteilter Markt mit einem Segment der Preisführerschaft und Kostenführerschaft im Discountbereich und dem Segment der Qualitäts- und Serviceführerschaft im Premiumbereich sein. Low Price und High Quality werden sich dabei so weit auseinander dividieren, dass von Konkurrenz oder Wettbewerb zwischen beiden Gruppen kaum noch die Rede sein kann. In unruhigem Fahrwasser und damit in wirtschaftliche Turbulenzen wird die breite Mitte der Backbetriebe geraten, deren Kostenstruktur und Overhead fast wie bei den Großen ist, deren Umsatzpotenzial aber nicht ausreicht, um in rationelle Fertigungstechnik investieren zu können. Einen handwerklichen Discount kann es somit nie geben, auch wenn das einige Handwerksbäcker immer noch glauben. Die Zeit lässt zwar viele Wunden verheilen, doch die Narben der bevorstehenden Revierkämpfe werden für viele Betriebe tief und entstellend sein. << 20 brot und backwaren 3/2003

Bäcker Discount erfolgter Eröffnungen weiterer Standorte ist diese Stellungnahme aus Schenefeld eigentlich unbefriedigend, schließlich kann man einen Backshop wohl kaum beim zuständigen Gewerbeamt als Testfiliale anmelden. Die Handwerksdiscounter Dass sich Discount unter bestimmten Bedingungen für rationell hergestellte Teiglinge lohnen kann, leuchtet noch ein. Doch wie es die zahlreichen Handwerksbäcker schaffen, zu Discountpreisen zu verkaufen und mit handwerklicher Kostenstruktur zu produzieren, bleibt bisweilen rätselhaft. Im Falle der Discountschiene beim Hagener Bäcker Kamp lässt es sich vielleicht noch nachvollziehen, da hier die entsprechende Größe im Backbetrieb vorhanden ist. Doch bei Kamp kann man auch davon ausgehen, dass zumindest in der Anfangsphase das Thema Discount als Reaktion auf die Eröffnung von Brödis in Hagen zurückzuführen ist. Nach dem Wie du mir, so ich dir -Prinzip zu agieren, ist allerdings gefährlich und das aus zweierlei Gründen. Zum einen führt das zu Kannibalismus, denn wer im konventionellen Revier des Wettbewerbs zu Discountbedingungen wildern geht, der braucht sich nicht über die entsprechende Retourkutsche zu wundern. Zum andern ist hierbei allerdings noch wichtiger: Wer glaubt, die Verbraucher dauerhaft für dumm verkaufen zu können, wird sich irgendwann der geballten Kaufverweigerung im klassischen Backshop gegenübersehen. Nicht mittel- und schon gar nicht langfristig ist dem Kunden die Tatsache zu verheimlichen, dass die Produkte des klassischen Filialnetzes und die des Discounts aus ein und derselben Backstube stammen. Selbst bei unterschiedlichen Rezepturen für vergleichbare Produkte setzt man sich so unter Druck, dass die so schon engen Spielräume für Preisanpassungen nicht nur gegen Null laufen, vielmehr wird man dann gezwungen sein, Preissenkungen zu billigen. Preisführerschaft setzt Kostenführerschaft voraus, und die besitzen Handwerksbäcker nur in den seltensten Fällen. Resümee und Perspektive Der Discountgedanke ist aus der Verbraucherlandschaft schon lange nicht mehr wegzudenken und schon gar nicht beiseite zu diskutieren. Dort wo Discounter auftreten das werden vor allem hochfrequente Lagen in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern sein werden sie klassische Backwarenproduzenten verdrängen oder zumindest deren Ertragssituation in merkliche Schieflage bringen. Jetzt mit den Wölfen zu heulen und einen eigenen Discount ins Leben zu rufen ist gefährlich, da die wenigsten Handwerksbäcker dazu die notwendigen Kostenstrukturen besitzen. Discount ist an Standortkriterien gebunden, die sich für das Stammkundengeschäft nicht optimal eignen. Gefragt ist die breite Masse der Laufkundschaft. Hier ist dann auch die Chance für klassische Bäcker: Wer auf dieser Schiene sitzt, der kann sich nur durch Service und vor allem durch Zusatzdienstleistungen jenseits des rund 70 Artikel umfassenden >> Anzeige DAS BESTE, DAS IHREN IDEEN PASSIEREN KANN. DIBAS - der neue Ladenbackofen von WIESHEU. Mit dem neuen Ladenbackofen DIBAS bietet Ihnen WIESHEU jetzt die besten Voraussetzungen für eine individuelle Umsetzung Ihrer Verkaufsoder Gastro-Konzepte. Denn DIBAS verfügt über die neue nach außen gewölbte dreifachverglaste Backofentür, die sich zum Öffnen und Schließen einfach ins Gehäuse verschieben lässt und Ihnen so neue Freiräume bei der Gestaltung Ihrer Verkaufsräume schenkt. Daneben profitieren Sie mit DIBAS von professionellen Backtechnologien, intelligenten Steuerungssystemen und einem außergewöhnlichen attraktiven Design. Besuchen Sie uns und lassen Sie sich inspirieren - von DIBAS, der neuen Dimension auf dem Gebiet der Ladenbacköfen. Messedaten IHM, München 13.03.-19.03.2003 INTERNORGA, Hamburg 21.03.-26.03.2003 ANUGA FOOD TEC, Köln 08.04.-11.04.2003 WIESHEU GmbH, Daimlerstraße 10, D-71563 Affalterbach, Tel. +49 (0)71 44/3 03-0, Fax +49 (0)71 44/3 03-111, www.wiesheu.de, e-mail info@wiesheu.de

Discount Bäcker Discount-Sortiments profilieren. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn die Prebake-Konzepte des Handels, an deren Entwicklung Robert Kiermaier, der Backwerkgründer, nebenbei bemerkt mitgewirkt hat, werden weiterentwickelt. Die Fototorte aus dem Supermarkt oder auch das handwerklich anmutende Kekssortiment sind inzwischen bei Extra und Real schon Realität. Die Flucht in den Shop der Vorkassenzone bietet wohl kaum eine Lösung, denn auch hier werden die lukrativen Standorte vermehrt vom Handel bzw. dessen Tochterbackstuben besetzt. Der Markt ist und bleibt in Bewegung. Discount gehört inzwischen dazu und wird, selbst wenn der eine oder andere Discounter die Segel im Kampf um Standorte und Kosten streichen muss, auch in Zukunft dazugehören. KH Angaben ohne Gewähr, kein Anspruch auf Vollständigkeit Name Start Ort First Shop Betreiber System Zahl Bäckerland der 04.02 Hamburg-Eimsbüttel Hamburg Stadtbäckerei JungeGmbH & Co., Lübeck Eigenregie 1 Frischdiscounter (siehe auch Bake & Go) Bäky 08.02 Münster, Essen Münster Kamps Francise 2 Bakers Family 08.02 Dresden, Ostdeutschland Dresden Wendeln Eigene 3 Backexpress 2002 Moers,Düsseldorf, Duisburg Duisburg Horsthemke Backbetriebe Eigene 3 Die Backfabrik GmbH 2002 Krefeld, Mönchengladbach GF Helmut Moll Eigene 2 Back Factory 2002 Bielefeld GF Siegmar Rasche Francise (2) Back Factory 2002 Bielefeld, Bremerhaven, Salzgitter, Wolfsbg. GF Peter Gabler, Hans Jochen Holthausen Eigene 9 Mönchengladb., Gütersloh, Lübeck, Schwerin (Tochter von Harry Brot) Backland 04.02 Höxter, Herford, Bremen, Leipzig, Lippstadt Herford Siebrecht-Gruppe, Brakel Eigene 6 Back-Station 07.02 Dinslaken Dinslaken Bäckerei Schollin Eigene 1 BackStore 04.02 Hagen, Iserlohn Hagen Bäckerei Kamp Eigene 2 Back-Treff 05.02 Wanne-Eikel, Duisburg Wanne-Eikel Rokas GmbH, Oberhausen Eigne 4 Backtreff Löscher GbR 2002 Witten, Hattingen Witten Holger u. Thorsten Löscher Eigene 2 backwerk 02.01 Köln, Düsseldorf, Monheim, Kassel Köln Marion und Robert Kirmaier 3 Eigene, Rest Franch. 15 back-winkel 07.02 Essen Essen Bettina Schmitz Eigene 1 Baker Boys 2002 Leverkusen Leverkusen Bäckerei Müller GmbH Eigene 1 Bakerman 06.02 Friedberg Friedberg Bäckerei Frech Franchise 1 BaDiSta 06.02 Kitzingen Kitzingen Bäckerei Manfred Stang Eigene 1 Baking Friends 04.01 Lemgo, Herford, Bielefeld, Münster, Münster Wilhelm Middelberg, Glandorf Eigene 15 Rheine, Beckum, Ahlen Billy Back 05.02 Lingen, Gronau, Köln, Hagen Gladbeck Zusammenschluss unter Markendach Franchise 6 federführend Bäckerei Brinker, Herne Brödis 06.01 Solingen, Herne, Gelsenkirchen, Wesel, Hagen GF Marc Feuerpeil Eigene 12 Oberhausen, Koblenz, Osnabr., Dortmund brotzeit GmbH 11.01 Lünen, Wuppertal, Ruhrgebiet Herne Bäckerei Hiesgen Eigene 10 Brot & Brötchen 07.02 Hamburg Hamburg Le CroBag GmbH & Co. KG Franchise 3 Charlys Brotkorb 06.02 Coesfeld, Gladbeck Coesfeld Karl Wiesman Eigene 2 Der Backpunkt 04.02 Fürstenwalde 1 Discount Bäck 03.02 Würzburg Würzburg Bäckerei Reinhold Hahn Eigene 2 Edi s SB-Backwaren 07.02 Ratingen Ratingen Bäckerei Evertzberg, Remscheid Eigene 2 Maxi-Back 09.02 Fulda 1 Mr. Baker 01.02 Remscheid, Heilbronn BFK Backwarenvertriebs GmbH 2 SB-Sparback 2002 Siegen Siegen 2 To-Bi 05.02 Reutlingen, Tübingen Hermann von der Alb Brotvertrieb GmbH Eigene 2 Frisia 2003 Wilhelmshaven, Oldenburg Wilhelmsh. Frisia Backbetriebe Schortens Eigene 4 Diback 01.03 Offenbach Offenbach Christian Kottisch Eigene 1 Teddy-Discounter 12.02 Leipzig, Merseburg dito Der Stadtbäcker, Zscherben Eigene 2 Friedhelm Beckstedde Star Back 12.02 Kamen, Ruhrgebiet GF Klaus Barbrock Eigene 3 Backzeit GmbH 11.02 Stuttgart Stuttgart Hermann Kamps, Oliver Baumgartner Eigene 2 Back & Go 10.02 Lübeck, Hamburg Hamburg Stadtbäckerei Junge Eigene 2 Back.Bude 12.02 Ruhrgebiet, Süddeutschland Eröffnung Systemkonzept für Inpraxi Betriebe Kombination aus (30) ab 02/03 GF Oliver Blum Franchise/Eigenregie* in 03 Backtory 01.03 Hannover Hannover Bäckerei Bosselmann Eigene 1 Backbüchse 02.03 Meinersen/Gifhorn Meinersen/ Herbert Meyer Eigene 1 Gifhorn Thorsten Hacke Total 130 * 35 deutsche und 23 österreichische Bäcker 22 brot und backwaren 3/2003