Chili: superscharfe und milde Sorten auf Substrat

Transkript

1 Die Ergebnisse kurzgefasst In einem Versuch zu Chili im Anbau auf Holzfasermatten des VZG Straelen 2013 konnten bei 34 Sorten je nach Fruchtgröße Erträge von 1,1 bis zu 10,9 kg/m² erzielt werden. Die Kultur gleicht der von Blockpaprika und ist unproblematisch. Die relativ milde Sorte Inferno brachte mit 10,9 kg/m² (65,6 g/schote) den höchsten und Trinidad Scorpion Butch Taylor (eine der weltweit schärfste Sorten) mit 1,1 kg/m² (5,4 g/schote) den niedrigsten Ertrag. Der hohe Ernteaufwand (im Mittel 3 kg/akh) erfordert daher sehr hohe Verkaufserlöse. Versuchsfrage und Versuchshintergrund Frische superscharfe Chili (Hot Pepper) werden beim Verbraucher immer beliebter. Importierte Ware kann im LEH über 30 /kg kosten. Bereits in den Vorjahren wurden Prüfungen durchgeführt (siehe Berichte aus hierzu). Ist die regionale Produktion von Chili in Substratkultur möglich und wirtschaftlich? Ergebnisse im Detail In einer ganzjährigen Prüfung von 34 Chili-Sorten von Januar bis November 2013 im geschlossenen Substratanbau auf Holzfasermatten brachte die relativ milde Sorte Inferno mit 10,9 kg/m² (65,6 g/schote) den höchsten und Trinidad Scorpion Butch Taylor (eine der weltweit schärfste Sorten) mit 1,1 kg/m² (5,4 g/schote) den niedrigsten Ertrag. Es gab ab 28. April 17 Ernten. Die Ergebnisse sind in den folgenden Tabellen, Grafiken und Fotos dargestellt. Nr. Sorte kg/m² g/schote Nr. Sorte kg/m² g/schote 1 Trinidad Scorpion Butch Taylor 1,1 5,4 18 Ballon 7,2 8,7 2 Serrano 2,5 12,5 19 Palmichal Negro 7,3 18,5 3 Bhut Jolokia Chocolate 3,7 6,4 20 CGN ,4 6,1 4 Costeno Amarillo 3,9 3,8 21 Habanero Red Savanne 7,5 9,8 5 Tequila Sunrise 4,3 25,7 22 Czech Black 7,7 12,8 6 Bhut Jolokia Red 4,5 7,0 23 Rain Forest 7,9 6,5 7 Large Yellow Sweet 4,6 10,9 24 Fuszer Csipus 7,9 18,6 8 Pi ,6 14,1 25 Habanero Yellow 8,0 16,2 9 Cayenne Red 4,7 5,0 26 Habanero Ugandian Red 8,8 15,8 10 Aji Littele Finger 5,6 3,0 27 Hungarian Wax 9,5 34,5 11 Cayenne Yellow 5,7 11,6 28 Bhut I Yellow 9,6 9,3 12 Habanero Brown 6,0 11,8 29 Cacho Negro 9,7 45,0 13 Aji Pineapple 6,1 4,0 30 Big Jim 9,7 43,3 14 Aci Biber 6,2 16,4 31 Chocolate Cherry 10,3 20,0 15 Habanero Orange 6,3 10,0 32 Maules Red Hot 10,4 20,1 16 Fatalii White 6,9 8,6 33 Jalapeno M 10,9 21,0 17 Jalapeno Round 7,2 9,4 34 Inferno 10,9 65,6 1 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer

2 Grafik 1: Gesamterträge aller Sorten 1 bis 34 Grafik 2: Schotengewichte aller Sorten 1 bis 34 2 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer

3 Versuche im deutschen Gartenbau 2014 Sorten von oben links nach unten rechts: Habanero Red Savanne, Habanero Brown, Habanero Uganda Red, Bhut Jolokia Chcolate, Bhut Jolokia Red, Trinidad Scorpion Batch Taylor CGN 21500, Jalapeno M, Ballon, Habanero Yellow, Habanero Orange, Fatalii White Inferno, Tequila Sunrise, Big Jim, Maules Red Hot, Hungarian Wax, Cacho Negro Rain Forest, Aji Pineapple, Ajii Little Finger, Pi , Jalapeno Round, Chocolate Cherry Fuszer Csipus, Costeno Amarello, Czech Black, Cayenne Yellow, Cayenne Red, Large Yellow Sweet Serrano, Bhut I Yellow, Palmmichal negro, Aci Biber 3 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer

4 Verkaufsfertiges Chili-Sortenmix in 100 und 200 g Schalen Trinidad Scorpion Butch Taylor ist mit bis zu 1,5 Mio Scoville einer der schärfsten Chili der Welt Sortenreine Chili-Verkaufseinheiten sehen schön aus, erfordern aber größere Produktionsmengen Kulturdaten Substratanbau im geschlossenen System mit Recycling des Dränwassers über Steinwollelangsamfiltration; Substrat: Holzfasermatten (Fa. Kleeschulte); Sorten: siehe oben; Pflanzung: Pflanzdichte: 160 cm x 37,5 cm = 1,7 Pfl./m² mit viertriebiger Erziehung; Klimaeinstellung (lichtabhängig): C, C nachts; C Lüftung; automat. Düngungsbewässerung; keine CO 2 -Düngung; biolog. Schädlingsbekämpfung. Die Kultur- und Anbaubedingungen entsprechen denen von Blockpaprika. Hohe Temperaturen und viel Sonne beschleunigen den Ertrag und die Reife. Je weniger eine Schote wiegt, desto geringer ist meist auch der Ertrag. Dadurch wird der Ernteaufwand (Mittel aller Sorten ca. 3 kg/akh) drastisch erhöht. Wegen des hohen Capsaicin-Gehaltes (Schärfe!) von bis zu 1,5 Mio. Scoville bei den schärfsten Sorten sollten die Schoten nur mit Gummihandschuhen geerntet und die Schleimhäute nicht berührt werden. 4 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer

5 Ernte, Vermarktung und Erlöse Weil fast alle Chilis mit Ausnahme der langschotigen Sorten wahre Minis von teilweise weniger als 10 mm Dicke oder Länge sind, gestaltet sich die Ernte sehr zeitaufwändig. Im VZG Straelen konnten die Mitarbeiter im Mittel aller Größen ca. 3 kg Schoten je Stunde ernten. Zwei Formen der Vermarktung bieten sich an: beim Anbau vieler Sorten auf kleinen Flächen ein loses Sortenmix, bei größeren Erntemengen sortenreine Vermarktung. Vorteilhaft ist der Verkauf in Plastikschälchen von 100 bis je maximal 200 g. Je schärfer die Sorte, desto kleiner sollte die Verpackungseinheit gewählt werden. Sinnvoll ist eine Information über den Schärfegrad der verpackten Sorte(n), damit es beim Verbraucher nicht zu unerfreulichen Überraschungen kommt. Der Züchter und das Internet bieten hier Hilfe an. Die unkoordinierte Vermarktung großer Mengen über die Versteigerung ist nicht sinnvoll, so dass vorerst nur zum Anbau auf kleinen Flächen mit gezieltem Absatz geraten werden kann. Angaben zu möglichen Erlösen sind unseriös. Ein Mindesterlös von 10 /kg (große Sorten) bis 30 /kg (kleine Sorten) je nach Fruchtgröße ist allerdings für einen wirtschaftlichen Anbau erforderlich. Wie scharf sind Chilis? Die Schärfe von Chilis wird in Scoville gemessen. Zurzeit gilt auch die im Test angebaute Sorte Trinidad Scorpion Butch Taylor mit bis zu 1,5 Mio. Scoville als einer der schärfsten Chili der Welt. Zum Vergleich: Speisepaprika hat maximal 10 Scoville. Die Schärfe wird durch das Alkaloid Capsaicin hervorgerufen, das die Schleimhäute reizt und so die Schärfeempfindung auslöst. Der Capsaicin- Gehalt in allen Teilen der Schote (botanisch richtig Trockenbeere ) ist primär genetisch bedingt, kann aber je nach Anbaubedingungen (Einstrahlung, Temperatur, Ernährung, Jahreszeit, Reifegrad,) sehr stark schwanken. Man sollte beim Umgang mit den Früchten äußerst vorsichtig hantieren (Gummihandschuhe), den schon bei der geringsten Berührung z.b. der Augen sind die Auswirkungen eklatant. Chilis im Internet und Herkunft Das Internet ist eine riesige Fundgrube für Informationen rund um alle scharfe Paprika wie Chilis. Gleichzeitig kann online bei zahllosen Anbietern Saatgut für wenig Geld bezogen werden. Hier nur einige Internetadressen: (weltweit die meisten Sorten im Angebot), und Auffällig ist, dass die Sortennamen je nach Sprache oft leicht verändert geschrieben werden. Die schärfsten angebauten Chili-Sorten stammen von den Capsicum-Arten chinense, frutescens, pubescens und baccatum, die weniger scharfen meist von Capsicum annum, zu der auch unser blockiger Speispaprika gehört. 5 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer

6 Übersicht über den Schärfegrad und die Schärfe nach Scoville (Angaben aus div. Inernet) scharfe bis superscharfe Sorten Schärfegrad bis zu Scoville mittelscharfe Sorten Schärfegrad bis zu Scoville Capsicum chinense Capsicum annuum 1 Trinidad Scorpion Butch T ,5 Mio 2 Serrano Bhut Jolokia Chocolate ,2 Mio 17 Jalapeno Round Bhut Jolokia Red ,2 Mio 27 Hungarian Wax Bhut I Yellow ,2 Mio Capsicum baccatum 21 Habanero Red Savanne Aji Pineapple Habanero Ugandian Red Rain Forest Habanero Brown milde bis sehr milde Sorten 25 Habanero Yellow Capsicum baccatum 15 Habanero Orange Aji Little Finger Fatalii White Capsicum annuum 20 CGN Inferno mittelscharfe Sorten 22 Czech Black Capsicum annuum 30 Big Jim Cayenne Yellow Tequila Sunrise Cayenne Red Costeno Amarillo Maules Red Hot Large Yellow Sweet Cacho Negro Fuszer Csipus Jalapeno M Palmichal Negro Pi Chocolate Cherry Ballon Aci Biber 0 0 Angaben zum Schärfegrad ohne Gewähr: 0 = sehr mild wie Speisepaprika 10 = sehr scharf Der Schärfegrad in Scoville wird über die Trockenmasse gemessen, daher ist eine Chilisauce mit Scoville vielfach schärfer als eine reine Chilischote mit Scoville, weil sie zu ungefähr 93% aus Wasser besteht und mit der Sauce verdünnt ist. 6 Christoph Andreas u. Thomas Kamperdick Versuchszentrum Gartenbau (VZG) Straelen der Landwirtschaftskammer