WasserWirtschafts-Kurse

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1 WasserWirtschafts-Kurse Behandlung von Industrieund Gewerbeabwasser März 2011 Kassel

2 Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) setzt sich intensiv für die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Wasserwirtschaft ein. Als politisch und wirtschaftlich unabhängige Organisation arbeitet sie fachlich auf den Gebieten Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall und Bodenschutz. In Europa ist die DWA die mitgliederstärkste Vereinigung auf diesem Gebiet und nimmt durch ihre fachliche Kompetenz bezüglich Regelsetzung, Bildung und Information der Öffentlichkeit eine besondere Stellung ein. Die rund Mitglieder repräsentieren die Fachleute und Führungskräfte aus Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden und Unternehmen. Impressum: Herausgeber und Vertrieb: DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. Theodor-Heuss-Allee Hennef, Deutschland Tel Fax: Internet: Satz: DWA Druck: Vasen Big Print, Hennef ISBN: Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V., Hennef 2011 Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Publikation darf ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form durch Fotokopie, Digitalisierung oder irgendein anderes Verfahren reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen werden. 2 DWA 2011

3 Vorwort Steigende Anforderungen an die Abwasserreinigung, Wirtschaftlichkeitsüberlegungen und der rationale Umgang mit der Ressource Wasser führten in der Vergangenheit zu einer weiteren Entwicklung von spezifischen Verfahren zur industriellen Abwasserbehandlung. Aufgrund unterschiedlicher Abwassercharakteristik sowie branchenspezifischer Anforderungen gibt es dabei ständig interessante Neuerungen und Weiterentwicklungen im Bereich der Verfahrenstechnik. Auch die Anforderungen und rechtlichen Vorgaben werden ständig erweitert und überarbeitet und beschränken sich nicht mehr ausschließlich auf die Parameter Kohlenstoff und Stickstoff, sondern z. B. auch auf gefährliche Stoffe und Spurenstoffe. Im vorliegenden Tagungsband des WasserWirtschafts-Kurses N5 Behandlung von Industrie- und Gewerbeabwasser sind sowohl die neuesten rechtlichen Vorgaben als auch eine Vielzahl unterschiedlicher Verfahren für die Behandlung industrieller Abwässer zusammengestellt. In konkreten Praxisbeispielen sollen Ihnen insbesondere die Leistungsfähigkeit und Betriebssicherheit verschiedener Techniken sowie damit gewonnene Betriebserfahrungen vorgestellt werden. Hiermit möchte ich allen Referenten für die Erstellung der Manuskripte, Frau Renate Teichmann für die Organisation sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hauptgeschäftsstelle der DWA für die Erarbeitung des hier vorliegenden Bandes ganz herzlich danken. Ich hoffe, dass Ihnen die zusammengestellten Themen zusagen und wünsche uns eine gelungene Veranstaltung mit regem Erfahrungsaustausch und offenen Diskussionen. Karl-Heinz Rosenwinkel DWA

4 Inhalt 1. Themenblock: Recht Neuester Stand der rechtlichen Vorgaben zur Behandlung von Industrie- und Gewerbeabwasser Dr. Wolfgang Führer, Köln... 6 Prioritäre Stoffe Wie gehen wir mit Umweltqualitätszielen um? Dr. Wolfgang Führer, Köln Themenblock: Verfahrenstechnik Anaerobtechniken zur Vorbehandlung von Abwasser Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Rosenwinkel, Leibniz Einsatz des SBR-Verfahrens zur Industrieabwasserbehandlung Dipl.-Ing. Alvaro Carozzi, Weyarn Einsatz aerober Biofimverfahren in der Industrie Leistungsgrenzen und Beispiele Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch, Berlin Adsorptionsverfahren zur Industrieabwasserreinigung Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel, Darmstadt Membranverfahren zur Industrieabwasserreinigung Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel, Darmstadt Verhinderung von Geruchsbelastungen aus industriellen Abwässern Prof. Dr.-Ing. Franz-Bernd Frechen, Kassel Themenblock: Organisation und Gebühren Straf-, abgaben- und zivilrechtliche Verantwortung von Industrie und Gewerbe bei der Indirekteinleitung Prof. Dr. Michael Pfohl, Hechingen Gebühren für industrielle und gewerbliche Einleitung Prof. Dr.-Ing. Ulrich Rott, Eystrup Indirekteinleiter: Überwachung und Dokumentation Dipl.-Ing. Holger Stürmer, Düsseldorf DWA 2011

5 4. Themenblock: Branchenbezogene Vorträge Abwasserbehandlung in der Ernährungsindustrie Dipl.-Ing. Roland Lange, Hannover Umsetzung der IvU-Richtlinie für die Abwasserbehandlung der Metallbe- und -verarbeitung Prof. Dr. rer. nat. Rainer Gräf, Esslingen Behandlung von Abwässern aus der Automobilindustrie Dr. Lars Keudel, Wolfsburg Behandlung von Abwasser aus Schlacht-und Fleischverarbeitungsbetrieben Dr.-Ing. Ulrike Abeling, Essen Weitere Reduktion des Rest-CSB in der Papierindustrie Ozonbehandlung mit nachfolgender Biofiltration Dipl.-Ing. Dr. techn. Nikolaus Kaindl, Laakirchen/Österreich Anwendungen von Membrantechnologie zum Recycling im Non-Food-Bereich Dr.-Ing. Markus Engelhart, Roßdorf Abwasser aus der Faserplattenindustrie Dipl.-Ing. Rüdiger Wildgrube, Hannover... *) Abwässer aus der Photovoltaikindustrie und ihr Einfluss auf die kommunale Abwasserreinigung Prof. Dr. Otto Nowak, Graz Themenblock: Stoffe und Ströme Betriebliche Konzepte zur Wasserbehandlung und zum stofflichen Recycling bei Textilveredlungsprozessen Prof. Dr. Joachim M. Marzinkowski, Dr.-Ing. Jutta Hildenbrand, Wuppertal Klärschlamm- und Reststoffmanagement bei der industriellen Abwasserreinigung Prof. Dr.-Ing. Norbert Dichtl, Braunschweig Qualitätssicherung bei der Probennahme und Analytik Dr.-Ing. Frank Baumeister, Stuttgart *) Manuskript lag bei Redaktionsschluss nicht vor. Wird auf der Tagung ausgehändigt DWA

6 Neuester Stand der rechtlichen Vorgaben zur Behandlung von Industrie- und Gewerbeabwasser Dr. Wolfgang Führer, Köln 1 Entwicklung der Gewässerschutzpolitik und ihre fortlaufende Dynamik Die Wasserwirtschaft hat bereits vor Jahrtausenden in den alten Hochkulturen notwendige Organisationsstrukturen entwickelt, z. B. am Nil, im Zweistromland mit Euphrat und Tigris oder am Indus. Dies stellte einen maßgeblichen treibenden Faktor dar, um die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebensumstände der gesellschaftlichen Perspektiven weiter zu gestalten. Allerdings lag der Schwerpunkt zunächst im Wesentlichen bei der Wasserversorgung. Dies war auch gerade wichtig für die Bewältigng der Hochwasserereignisse. Die dann verbleibenden Schlämme waren schließlich Lebenselement für die folgende jahreszeitliche Wachstumsperiode. Die nachfolgende Bewässerung der Landwirtschaft und die Verfügbarkeit des Wassers in den Siedlungen der Bevölkerung musste dann über die Trockenzeit helfen. Ein Nachdenken über die Abwasserwirtschaft, anfangs üblicherweise das Sammeln in Gruben und/oder Überlassen an den Vorfluter [1], wobei eigentlich kaum von einer gezielten Abwasserbehandlung geredet werden konnte, setzte erst mit dem Bewusstsein um die wasserbürtigen Krankheiten [2] und im Zusammenhang mit den Seuchenepidemien des 19. Jahrhunderts ein. Jetzt war klar geworden, dass die Trinkwasserversorgung und -aufbereitung durch leistungsfähige Barrieren von abwasserbelasteten Wasserkörpern abgetrennt werden muss. An der großzügigen Nutzung der Gewässer als Vorfluter für meist kaum behandelte Abwasserströme gerade auch aus Industrie und Gewerbe änderte sich aber auch in Deutschland noch längere Zeit wenig. Mit der zunehmenden Industrialisierung und vor allem in den Jahren des Wirtschaftswunders nach dem 2. Weltkrieg wurde hier allerdings vor ca. 40 Jahren, also um 1970, ein Zustand erreicht, der die Politik auf den Plan rief. Wenn wir das Rheineinzugsgebiet, also eines der dichtestbesiedelten Gebiete Europas, auf den entsprechenden Gewässergütekarten betrachten, so sind nach den bis- 6 DWA 2011