URLAUB & ABENTEUER. Trio zum Träumen

Transkript

1 URLAUB & ABENTEUER Trio zum Träumen Drei Reviere, und eines schöner als das andere! Was HENNING STÜHRING während seiner zweiwöchigen Alaska-Rundreise erlebt, muss wohl einmalig sein. 90 FISCH & FANG 1/2009

2 Erst klingelt der Wecker, dann scheppert der Rotor eines Hubschraubers. Alaska gilt zwar als Hort der Ruhe. Aber heute morgen, am Ufer des Winterlake, ist alles anders als gewohnt. Denn es steht ein Heli vor der Tür! Ja, Sie haben richtig gehört - die Gäste der Lodge werden nämlich auf Wunsch mit dem Hubschrauber zum Fischen ausgeflogen. Zwei Flüge stehen an. Denn wir sind vier Angelgäste plus Guide, und pro Flug können nur jeweils maximal drei Leute mitgenommen werden. Peter-Werner ( Pewe ) Wilhelm, Geschäftsführer des Schweizer Angelreiseveranstalters FTC, blickt etwas skeptisch drein. Vielleicht, weil er bald registriert hat, dass die blonde Dame vor dem Hubschrauber nicht etwa eine nette Flugbegleiterin, die frische Getränke serviert, sondern unsere Pilotin ist... Aber Grund zur Sorge besteht selbst für eingefleischte Machos nicht, denn Shelly ist die Ruhe in Person. Die erfahrene Pilotin hat alles im Griff. Der österreichische Kollege Gernot und ich dürfen als erstes Team ausfliegen. Unser Ziel ist der Canyon Creek, ein liebliches Flüsschen mit mäßiger Strömung. Aber das zu erwartende Fischen ist nur die eine Seite der Medaillie. Die andere ist der atemberaubende Flug. Gäste der Redoubt Bay Lodge fangen ab Juli bis in den August hinein Rotlachse. FISCH & FANG 1/

3 URLAUB & ABENTEUER Ab August steht in der Redoubt Bay ein Zielfisch ganz oben auf der Beliebtheitsskala: der beiß- und springfreudige Silberlachs. Denn vom Helikopter aus betrachtet, nimmt man noch viel mehr Details wahr als vom Wasserflugzeug. Unglaublich, aber wahr: Beim rasanten Durchfliegen eines Canyons fragt uns die Pilotin Shelly: Seht ihr die Lache da unten? Ich denke, es sind Buckellachse. Und tatsächlich, man sieht nicht nur die dunklen Streifen der aufsteigenden Salme, sondern erkennt anhand der weiß schimmernden Bäuche auch noch die Art! Dann fragt Shelly: Soll ich euch da unten absetzen, oder wollen wir noch weitersuchen? Nein!, lautet unsere synchron gesprochene Antwort. Denn Gernot und ich wollen natürlich noch ein bisschen das Heli-Fliegen genießen. Schließlich erreicht Shelly eine Flussschleife mit breiter Kiesbank. Ein optimaler Landeplatz, zumal auch reichlich Lachse im Strom zu erkennen sind. Diesmal nicken wir, und der Hubschrauber setzt auf. Sekunden später ist Shelly schon wieder auf dem Rückflug zur Winterlake Lodge, um Pewe und Manni abzuholen. Als 20 Minuten später der Heli mit den beiden Kollegen landet, drillt Gernot bereits den ersten Lachs, und zwar einen Buckligen, wie der Österreicher sagt. Kurz darauf folgen ein schöner Rotlachs und eine herrlich ge- zeichnete Regenbogenforelle. Man weiß kaum, was schöner ist: das Heli-Fliegen durch Alaskas Wildnis oder das Fischen auf die kampfstarken Pazifischen Lachse. Unser Fazit: Jedes für sich stellt ein einzigartiges Erlebnis dar - aber die Kombination aus beidem ist einfach unschlagbar! Dabei hatte es bereits das vorangegangene Revier buchstäblich in sich gehabt. Denn vor unserem Besuch am Winterlake waren wir in der Redoubt Bay Lodge zu Gast gewesen. Ein Schmuckstück, herrlich ruhig»mit DEM HELI AM ZUG «in Küstennähe gelegen. Direkt vor der Lodge durchließt ein Fluss den großen See. Dadurch gelangen die Lachse auch in dieses Stillwasser. Im Bereich des Auslaufs ziehen die Salme in Ufernähe. Wir erkennen bereits intensiv gefärbte Rotlachse (Sockeye) und ganz frisch aus dem Meer aufgestiegene Silberlachse (Coho). Vor allem die silberblanken Coho verheißen höchste Drillfreuden. Die Fischerei im klaren Stillwasser ist schon ein ganz besonderes Erlebnis. Bei Sicher am Canyon Creek gelandet: Hubschrauber (im Hintergrund) und Buckellachs.

4 TRIO ZUM TRÄUMEN Hundslachse, wie dieses imposant gefärbte Exemplar, kommen im Alagnak massenhaft vor. der Sichtigkeit und mit aufgesetzter Polbrille sieht man wirklich jedes einzelne Detail. Gernot kommentiert das Einholen des Streamers wie ein Sport-Reporter: Folgt, folgt, folgt - dreht ab - folgt wieder - nein - ja, hängt! Spannender, intensiver kann man unser Hobby kaum mehr erleben - aber es sollte noch besser kommen! Die meisten Gäste der Redoubt Bay Lodge kommen nicht der Lachse, sondern der Bären wegen. Denn hier lassen sich Schwarz- und Braunbären in großer Anzahl und aus nächster Nähe beobachten. Auch wir kommen in den Genuss, einem Grizzly beim Fischen zuzusehen. Aber natürlich wollen wir in erster Linie selbst fangen, und zwar diesmal auf ganz besondere Art und Weise: Wir versuchen es mit Popper auf Silberlachs. Zum Vergleich: Das wäre in etwa so ungewöhnlich beziehungsweise verrückt, wie mit einem Jerkbait gezielt auf Seeforellen zu werfen! Unsere Mut machende, zumindest logisch klingende Überlegung ist aber: Die Cohos sind sehr beißwillig, und im Stillwasser könnte ein auffällig an der Oberfläche ploppender Köder durchaus Interesse erregen, vor allem den Futterneid der in Trupps ziehenden Fische animieren. So weit die Theorie. In der Praxis verfolgen schon nach dem ersten Wurf gleich zwei, drei Silberlachse meinem Oberflächenköder. Wir halten den Atem an. Die finale Attacke bleibt jedoch aus. Doch nur wenige Würfe später registriere ich einen kräftigen Fehlbiss. Es geht also! Und dann passiert es endlich: Gernot hakt den ersten Coho auf Popper. Einach unglaublich - auf dieser Tour scheint wirklich nichts unmöglich zu sein! Film ab! Erleben Sie auf der beiliegenden DVD die einmalige, atemberaubende Schönheit der drei Traumreviere in bewegten Bildern. 1 = Alagnak 2 = Redoubt Bay 3 = Winterlake Fotos: Verfasser; Karte U. Koch FISCH & FANG 1/

5 URLAUB & ABENTEUER Gernot hat einen King im Drill - da geht die Post so richtig ab! Was für ein herrlicher Königslachs aus dem Alagnak! Der King ist der größte Vertreter der Pazifischen Lachse. Und es sollte kein Zufallsfang bleiben. Insgesamt drei Popper-Cohos, wie Gernot die Oberflächenräuber tauft, werden gelandet. Noch ein weiterer Sensationsfang soll nicht unerwähnt bleiben: Mitten auf dem großen See serviert der Österreicher einen Streamer und fängt mit dem ersten Versuch tatsächlich einen herrlichen Silberlachs! Das ist fast so wahrscheinlich, als würde man irgendwo auf der Ostsee vor Kap Arkona einen Blinker durchkurbeln und damit auf Anhieb einen Lachs an den Haken bringen...»arie IN SILBER UND ROT«Kein Wunder, dass unser Fazit auch für das zweite Revier überaus positiv ausfällt: Rot- und Silberlachs satt, dazu das besondere Erlebnis Stillwasserfischen plus Bären-Beobachten und als Sahnehäubchen obendrauf auch noch eine Lodge mit sehr freundlichem Personal und absolut erstklassiger Küche - mehr geht nicht! Oder vieleicht doch? Zumindest fischereilich kommen mir da einige Zweifel. Denn vor meinem geistigen Auge lasse ich noch einmal die Erinnerungen an ein anderes Revier Re- vue passsieren. Die Rede ist vom Alagnak River im Südwesten Alaskas. Der wild-romantische Fluss bildet den Ausgangspunkt unserer kleinen Alaska- Rundreise. Hier, auf den Aleuten, nimmt alles seinen Anfang, vor allem unsere unglaubliche Glückssträhne. Angefangen beim Wetter. Während es in den Wochen und Monaten zuvor erbärmlich kalt und verregnet war, schlug das Wetter exakt mit unserer Ankunft in der Alagnak River Lodge um. Eitel Sonnenschein und ein Fluss voller Lachse - was will man mehr? Schon am ersten Tag können wir schöne und viele Sockeye und Hundslachse ( Chum ) fangen. Die starken Salme liefern in der harten Strömung des Alagnak heftige Drills. Vor allem die Hundslachse ziehen buchstäblich, was das Zeug hält. Für mich eine stark unterschätzte Spezies. Denn der Chum steht den anderen Lachsarten weder anglerisch noch kulinarisch nach. Ähnliches gilt für den Buckellachs ( Pink ), den 94 FISCH & FANG 1/2009

6 TRIO ZUM TRÄUMEN wir im Alagnak massenhaft fangen können. Die Pinkies, wie unser Guide Moe sie nennt, sind sehr beißwillig und, richtig zubereitet, eine wahre Delikatesse. Geräuchert zum Beispiel. Dazu nimmt Moe die flachrückigen, weiblichen Tiere. Unmittelbar nach dem Räuchern pinselt er die Fische mit einer Glasur aus Honig und braunem Zucker ein. Kritiker werden staunen, wie gut dann die vermeintlich minderwertigen Buckellachse schmecken! Für die Pinks gilt auch am Alagnak: Alle zwei Jahre gibt es einen massiven Run. Eine Lachsart lässt sich allerdings noch etwas mehr Zeit mit dem Aufstieg: der Coho. Witterung und Wasserstände sorgen dieses Jahr für einen späten Zug. Um den frisch aus dem Pazifik kommenden Silberlachsen buchstäblich ein Stück entgegen zu kommen, fährt uns Moe mit dem Boot Dutzende Kilometer stromab. Am ersten Tag registrieren wir allerdings nur ein paar Fehlbisse. Es sind einfach noch zu wenig Silberlachse im Fluss. Doch am letzten Tag schlägt Manni richtig zu. Mit Spinnrute und Federjig zieht der Schweizer Coho auf Coho aus dem Alagnak. Allesamt herrlich silberblank und noch voll im Saft stehend, entsprechend spektakulär kämpfen die sprungfreudigen Fische im Drill. Durch diese Fänge angespornt, sehen wir die ganze Sache noch einmal richtig sportiv. Gernot sagt: Jetzt wollen wir auch den Grand Slam schaffen! Damit meint er, alle fünf Pazifischen Lachsarten zu fangen. Und es fehlt nur noch der King. Ausgerechnet möchte man meinen - denn der Königslachs ist die größte Spezies. Drei Dinge stimmen uns allerdings zuversichtlich: Erstens sind noch King im Fluss, zweitens haben wir das Glück gepachtet und drittens gilt Gernot als absoluter Spezialist, um die roten Bomber mit Fliegenrute und Streamer zu haken. Und Petrus bleibt uns wohl gesonnen. Nicht nur ein King, sondern»alle FÜNFE PLUS REGENBOGEN AM ALAGNAK«gleich mehrere Exemplare bis annähernd 30 Pfund lassen das Wasser des Alagnak regelrecht explodieren. Kein Wunder, dass wir am letzten Tag etwas mehr Ruhe suchen und den Alagnak-Trip mit beschaulichem Forellenfischen direkt vor der Haustür der Lodge ausklingen lassen möchten. Aber das Adrenalin kocht auch hier weiter: Gernot fängt eine kapital-schöne Regenbogenforelle von sage und schreibe 64 Zentimetern. Was für eine Tour, was für herrliche Reviere, und zwar alle drei! Direkt vor der Haustür der Alagnak River Lodge gefangen: Eine atemberaubend schön gezeichnete Regenbogenforelle von 64 Zentimetern! a Reise-Check v Angelreiseveranstalter: Organisierte Angelreisen für alle drei Reviere bietet der Fishermen Travel Club, Albisstr. 25, CH Zürich, Tel. ab Deutschland 0041/ , www. fishermen-travel-club.ch v Saison: richtet sich nach Revier, Witterung, Lachsart. Allgemeine Top-Zeiten für den Alagnak und Canyon Creek: King/Juni, Rotlachs/Juli, Hundslachs/Juli, Silberlachs/August, Buckellachs/ August. Gäste der Redoubt Bay Lodge fangen Rotlachse ab Juli, Silberlachse im August.