Strahlenschutz und Vorsorge beim Stromnetzausbau
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- Petra Winter
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1 Strahlenschutz und Vorsorge beim Stromnetzausbau Informationsveranstaltung zu Gesundheitsfragen einer möglichen Gleichstromtrasse Suedlink im Kreis Höxter, 12. Juni 2014 Rüdiger Matthes
2 Gliederung Einordnung Elektrische und magnetische Felder (Exposition) Wirkungen Schutz und Vorsorge Schlussfolgerung Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
3 Einordnung U r s a c h e n F o l g e n Optimierung ca km Neubau ca km 1979 kindliche Leukämie erste Hinweise BImSchV 2013 Novelle 26. BImSchV er erste Forschung 1984 WHO Bewertung 1990 INIRC Empfehlung 1998 ICNIRP WHO 2010 ICNIRP Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
4 Gliederung Einordnung Elektrische und magnetische Felder (Exposition) Wirkungen Schutz und Vorsorge Schlussfolgerung Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
5 Leitungstypen Foto: Amprion lotharf.wordpress.com Foto: ABB Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
6 Feldverteilung Magnetische Feldstärke abhängig vom momentanen Stromfluss Elektrische Feldstärke abhängig vom Spannungsniveau der Leitung Kein elektrisches Feld bei Erdkabeln Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
7 Feldverteilung 220 / 380 kv Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
8 Feldquellen im Haushalt Erdkabel max. Freileitung max. Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
9 Exposition Zeitverlauf Hausfrau B [µt] bei 50 Hz 1 0,1 0,01 0, Zeit 100 Handwerker 10 B [µt] bei 50 Hz 1 0,1 Median (2000 Personen) Land 0,035 µt Großstädte 0,061 µt 0,01 0, Zeit Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
10 Felder HGÜ Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
11 Feldquellen µt Foto: Philips Foto: Evertz-Group Foto: Michael Heimerl Foto: Computer Bild Magnetfelder Bevölkerung 30 µt bis einige mt Arbeiter einige hundert mt bis zu mehreren T Patienten bis zu mehreren T Elektrostatische Felder Bevölkerung einige kv/m bis zu einigen hundert kv/m (lokal) Arbeiter bis zu einigen hundert kv/m Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
12 Gliederung Einordnung Elektrische und magnetische Felder (Exposition) Wirkungen Schutz und Vorsorge Schlussfolgerung Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
13 Untersuchungsebenen Studien an Menschen Tiermodell (in vivo) Zellen (in vitro) 1. Probandenstudien akute Wirkungen; unterhalb der Grenzwerte; kontrollierte Laborbedingungen 2. Epidemiologische Studien statistische Zusammenhänge zwischen Feldeinwirkung und Erkrankungen aber: 1. ethische Grenzen 2. nicht ausreichend für Kausalitätsnachweis Langzeiteffekte; auch oberhalb der Grenzwerte; Beziehung Feldintensität und Wirkung Vorraussetzung: Geeignete Tiermodelle für relevante menschliche Erkrankungen aber: Übertragbarkeit auf den Menschen nur bedingt möglich geeignet zur Überprüfung wissenschaftlicher Modelle und zur Suche nach Wirkmechanismen aber: gesundheitliche Bedeutung für den Menschen schwer zu bewerten Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
14 Physik Maxwell Kraft Wärme E i = C db dt Erregung Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
15 Unstrittige Wirkungen Wahrnehmung (Belästigung) Schwelle E ext ~ 2-20 kv/m (10%), (7%, 5kV/m) Nervenstimulation Schwelle E in situ ~ 4-25 V/m Phosphene (Retina) Schwelle (bei 20 Hz) E in situ Neuronale Netzwerke Schwelle E in situ < 100 mv/m ~ mv/m Schwindel / Gleichgewicht Schwelle etwa 2 T Entladung Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
16 Neurodegenerative Erkrankungen Parkinson und multiple Sklerose Risiko nicht belegt (neuere Übersichtsarbeiten eher negativ) Amyotrophe Lateralsklerose 10% genetisch bedingt, Umwelteinflüsse im Verdacht konsistent erhöhtes Risiko (Epidemiologie; beruflich exponiert) Alzheimer Demenz Risikofaktor Nr. 1: das Alter Schwacher Zusammenhang ( beruflich exponiert) Leicht erhöhte Sterblichkeit < 50m zur Freileitung; zeitabhängig; wenig Fälle (häuslich exponiert) Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
17 Krebs Epidemiologische Befunde -geringfügig erhöhten Risikos für kindlichen Leukämie -konsistente Beobachtungen (IARC Klassifikation 2B) -Kenntnisstand seit Jahren unverändert -Beobachtungen zu anderen Krebsarten weitestgehend negativ Tierversuche -kein Beleg dass Krebs ausgelöst wird -Einfluss auf induzierte Krebse inkonsistent In vitro Studien -im Allgemeinen keine Befunde zur Gentoxizität unter 50 mt. -andere Zellstudien bisher inkonsistent oder nicht aussagekräftig Risikoabschätzung aus Metaanalysen Ahlbom et al., Br J Cancer Sep;83(5) Messungen; 24h/48h Mittelw ert Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
18 Korona Ionen Aufladung von Staubpartikeln in der Nähe von Stromleitungen Erhöhte Ablagerung in der Lunge, Lungenkrebs? Berechnung 20-60% (Henshaw, 2002)* NRPB, 2004: unter realen Bedingungen im Freien unwahrscheinlich Kein erhöhtes Risiko in Gebäuden Kein erhöhtes Risiko für Hautkrebs * Erforderliche Randbedingungen Luftverschmutzung; Staubartikel von 0,1 1,0 µm in größeren Mengen Die geladene Staubwolke wird durch Wind transportiert, aber nicht durch Turbulenzen verdünnt Relevant für Personen im Freien im Bereich der Ausbreitung der Staubwolke Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
19 Bewertung Akute Gesundheitsgefahren sind belegt (Grenzwerte). Kausalität vorausgesetzt wären im Mittel etwa 1-5% der kindlichen Leukämien durch Magnetfelder verursacht (zwischen 6 und 30 Fälle). Diese Zahl ist ein mittlerer Schätzer der numerisch mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist. Abschließende Aussagen zur Kausalität sind nicht möglich. Erste Hinweise auf einen Zusammenhang zu neurodegenerativen Erkrankungen können noch nicht bewertet werden. Wirkung statischer Felder erst bei sehr hohen Feldstärken beobachtet. Langfristiges Einwirken weniger gut untersucht. Aufgrund der Bewertungsunsicherheiten sind neben den Grenzwerten Vorsorgemaßnahmen unabdingbar Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
20 Gliederung Einordnung Elektrische und magnetische Felder (Exposition) Wirkungen Schutz und Vorsorge Schlussfolgerung Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
21 26. BImSchV Grenzwerte > 2000V, DC > 1000V, 1 Hz - 9 khz Maximale Auslastung DC: an Orten zum dauerhaften oder vorübergehenden Aufenthalt AC: an Orten zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt Frequenz Elektrisches Feld kv/m Magnetisches Feld µt DC* ,7 Hz Hz *Vermeidung indirekter Wirkungen wie Funkenentladungen Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
22 26. BImSchV Anforderungen zur Vorsorge Bei Neubau oder wesentlicher Änderung: Bei NF-Anlagen keine kleinräumigen und kurzzeitigen Überschreitungen an sensiblen Orten zulässig (Wohnungen, Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Kinderhorte, Spielplätze o.ä.) Bestandschutz für Altanlagen! anlagenbezogene Emissionsminimierung nach dem Stand der Technik noch in einer AVV gemäß 48 BImSchG zu detaillieren Überspannungsverbot für NF- Anlagen (50 Hz; 220 kv) in neuer Trasse Gebäude und Gebäudeteile zum dauerhaften Aufenthalt Unberührt bleiben bestehende Genehmigungen, Planfeststellungsbeschlüsse und bis zum vollständig eingereichte Planfeststellungs- / Plangenehmigungsanträge Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
23 Schlussfolgerung Grenzwerte zur Gefahrenabwehr erforderlich Vorsorge spielt beim Ausbau der Stromnetze aufgrund bestehender wissenschaftlicher Unsicherheiten für den Strahlenschutz eine zentrale Rolle! Dies umfasst: Minimierung der Belastung der Bevölkerung 26. BImSchV, AVV Verringerung der Unsicherheiten durch Forschung Umfassendes BfS Forschungsprogramm zur Leukämie Frühzeitige Information und Beteiligung betroffener Personen Informationsveranstaltung im Kreis Höxter, 12. Juni / 23
24 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Strahlenschutz und Vorsorge beim Stromnetzausbau. Technikdialog Erdkabel und Freileitungen, Kassel, 24. Juni 2015 Dirk Geschwentner
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