"Totholz für das Leben" Ökologische Verbesserungen in der Seeve zwischen Jesteburg und A 7 durch Einbau von Totholz
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- Matthias Franke
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1 "Totholz für das Leben" Ökologische Verbesserungen in der Seeve zwischen Jesteburg und A 7 durch Einbau von Totholz Uferschutz + Strukturverbesserung Zusammenfassung: Die Seeve weist sehr gute Voraussetzungen auf, um durch das Einbringen von Totholz eine sehr kosteneffiziente Maßnahme zur Steigerung der Gewässerqualität durchzuführen. Abgestorbene Bäume werden zur Strukturverbesserung in den Wasserkörper dauerhaft eingebracht, um die Lebensqualität und damit die biologische Selbstreinigung des Gewässers deutlich zu verbessern. Diese Art der naturnahen Gewässerentwicklung ist in diesem Umfang bisher einmalig in der Region. An drei ausgewählten Streckenabschnitten sollen über einen Zeitraum von 4 Jahren Erfahrungen mit dieser Methodik gesammelt werden. Ein begleitendes Monitoring sichert die Überwachung und Bewertung der Ergebnisse. Hintergrund Eine Potenzialanalyse der Seeve hat ergeben, dass die Seeve eine herausragende überregionale Bedeutung für den Naturhaushalt besitzt. Über weite Strecken wenig gestörte Biotopstrukturen und typische Lebensgemeinschaften im Gewässer geben der Seeve eine höchste Schutz- und Entwicklungspriorität. Fast durchgehend finden sich Abschnitte mit charakteristischen Pflanzen- und vor allem wirbellosen Tierarten. Jedoch sind Stetigkeit, Quantität und Ausprägung nur unzureichend. 1
2 Ursächlich für die aktuellen Störungen sind Begradigungen. Durch die Laufverkürzungen erhöhen sich die Fliessgeschwindigkeiten in deren Folge Tiefenerosion einsetzt, welche instabile Sohlverhältnisse und entsprechenden Sandtrieb nach sich zieht. Der Ausbau durch Entnahme der geologisch gebildeten stabilen Sohle und damit Freilegung darunter liegender erosionsanfälliger Schichten und permanente Feststoffeinträge verstärken das Problem. Im Ergebnis zeigen sich Streckenabschnitte mit deutlich bis vollständig veränderten Gewässerstrukturen. Hartsubstrate, die eine wesentliche Lebensgrundlage für fließgewässertypische Tier- und Pflanzenarten darstellen, fehlen bzw. sind deutlich unterrepräsentiert. Daraus resultieren Störungen im Bereich der ökologischen Durchgängigkeit (Vernetzung, Regeneration, Neubesiedlung) und der natürlichen Gewässerdynamik (Strukturen, Eigendynamik, Vielfalt, Biodiversität). Gerade in Gewässern mit vorwiegend leicht verlagerbarer, sandiger Sohle stellt das Totholz oft das einzige stabile, besiedlungsfähige Substrat dar. Gewässerökologische Untersuchungen belegen die höchste Artenvielfalt der Gewässerorganismen auf und im Totholzbereich. Um die ökologische Leistungsfähigkeit der Seeve zu stabilisieren und zu verbessern wird als eine wesentliche Maßnahme der Einbau von Totholz in den Wasserkörper durchgeführt. Totholz trägt maßgeblich dazu bei, die beste Annäherung an die ökologische Durchgängigkeit in Längs- und Querrichtung zu ermöglichen, so dass die Organismen Zugang zu den charakteristischen Wohn- und Standorten haben, die sie innerhalb ihres Lebenszyklus benötigen. Dies ermöglicht sehr kosteneffizient sich dem ursprünglich hohen Potenzial an Hartsubstraten wieder anzunähern und sehr schnell lebensraumgemäße Strukturangebote für die Organismen anzubieten. Neben dem mineralischen Hartsubstrat (Kiese, grobkörnige Sande) stellt Totholz eine wesentliche organische Hartsubstratquelle (Falllaub, Holz) im Gewässer dar. Unter den von Natur aus am Gewässerrand wachsenden Gehölzen bietet sich besonders die Erle an, da sowohl ihr Laub, als auch ihr Holz in den Lebens- und Nahrungskreislauf der Gewässerorganismen eingebunden wird. 2
3 Das Totholz wird überwiegend direkt vor Ort "geworben" und eingebaut. Es werden dabei nur abgestorbene bzw. abgängige Bäume genutzt. Damit kann gleichzeitig eine forstliche Pflege vollzogen werden. Abgestorbene Erlen werden als Totholz genutzt 3
4 Über das gute Kosten-Nutzen-Verhältnis hinaus stellt dies auch eine ökologisch umgehend wirksam werdende Maßnahme dar, denn sie wirkt positiv auf die Biotopbindung und Biotopvernetzung. Sie stärkt die Strukturbindung, die gerade bei erhöhten Abflüssen durch die sich dann bildenden sogenannten Detritusfallen als oft einzige Nahrungsquelle vielen Gewässertieren zur Verfügung stehen. In der Längszonierung erfolgt eine Stärkung der unterrepräsentierten Arten, die stabiles sandiges Sediment, Totholz oder kiesiges Substrat und Holz benötigen und der oft nur fragmentarisch als schmaler Saum am Böschungsfuß vorhandenen Vegetation der Wechselwasserzone mit Bach- und Flußröhrichtarten durch Bildung von Sedimentationsflächen. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Stärkung des Böschungsfußes durch Erosionsminderung. Durch diese "Öko-Stackung" werden auch angrenzende Flächen gesichert. Streckenabschnitte Der Landschaftspflege- und Unterhaltungsverband ULV SEEVE, der sich bereits in der Vergangenheit mit hoher Kompetenz gewässerökologischen Fragestellungen gestellt hat, hat in Abstimmung mit dem LANDKREIS und dem Büro TSCHÖPE - Projektberatung Umwelt + Nachhaltigkeit - drei Streckenabschnitte zwischen dem Viadukt Eisenbahnlinie Jesteburg bis zur Querung der A 7 definiert, in denen Erfahrungen gesammelt und die Auswirkungen auf das Gewässer beobachtet werden sollen. Sie sind so gewählt, dass ausreichende hydraulische Puffer vorhanden sind. Der Hochwasserschutz bleibt so gewährleistet. Überwachung Um im Spannungsfeld von Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung praxisrelevante Lösungen zu erproben und ihre Wirksamkeit bewerten zu können, wird ein Monitoring vor, während und nach dem Einbau durchgeführt. Dazu erfolgt u.a. eine regelmäßige Beprobung der Wirbellosenfauna (Kleinlebewesen) durch das Büro für angewandte Limnologie und Landschaftsökologie Dr. REUSCH. Einbau eines Baumes im Bereich eines Uferabbruches oberhalb des Bendestorfer Sohlbauwerkes Sicherung durch Pfahl und Kette 4
5 Naturkonformer Einbau = Strukturangebot, Uferschutz, Lebensraum Erste Hochwässer lagestabil überstanden und Ausbildung von Pflanzenpolstern im Strömungsschatten; rechtsseitig Höhe Sülsberg Projektberatung Umwelt + Nachhaltigkeit Manfred Tschöpe // Neelandstieg 14 a // Hamburg Tele 040 / // Fax 040 / Manfred.Tschoepe@googl .com 5
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