Digitale Dörfer. In Rheinland-Pfalz leben 50% der Bevölkerung in Gemeinden mit weniger als 7000 Einwohnern.
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- Liane Franke
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1 FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR experimentelles Software engineering Iese Smart Ecosystems am Beispiel Smart Rural Areas
2 Das Fraunhofer IESE wird mit zwei Testregionen in Rheinland-Pfalz der Verbandsgemeinde Betzdorf im Landkreis Altenkirchen sowie den Verbandsgemeinden Eisenberg und Göllheim im Donnersbergkreis in den nächsten zwei Jahren erforschen und erarbeiten, wie das Potenzial vor allem im Bereich Mobilität und Logistik gewinnbringend mit smarter Technologie zusammengebracht werden kann. Bestehende Systeme müssen dabei ineinandergreifen und aufeinander abgestimmt funktionieren: Wenn sich der regionale Einzelhandel zusammenschließt und mit der Mithilfe mobiler Bürger Lebensmittel und Waren noch am gleichen Tag der Bestellung ausliefern kann, wenn ältere Menschen und Menschen mit Behinderung Unterstützung bei ihren Wegen zum Einkaufen, zum Arzt oder bei anfallenden Arbeiten durch ihre Mitmenschen erhalten, wenn Pendler auf ihren täglichen Routen zur Arbeit oder nach Hause Pakete ohne merklichen Mehraufwand mitbefördern und zustellen können, wird klar, dass im Verborgenen ein kleines Wunderwerk geschieht: Durch Software vernetzen sich Mobilitäts- und Logistiksysteme, kombinieren sich Dienste aus unterschiedlichen Bereichen und schaffen für alle einen großen Mehrwert. Die komplexe Zusammenführung und Integration unterschiedlichster Systeme wird am Fraunhofer IESE unter dem Begriff»Smart Ecosystems«erforscht. In den Testregionen finden sich nun die realen Grundlagen, um Visionen und Ideen zu evaluieren und zu erproben. Laufzeit: Förderer: Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur des Landes Rheinland-Pfalz Partner: Verbandsgemeinde Betzdorf, Verbandsgemeinden Eisenberg und Göllheim, Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz Weitere Infos: 2
3 Smart Rural Areas Digitale Dörfer Im Laufe des letzten Jahres ist das Scheinwerferlicht von den Städten der Zukunft auch wieder etwas stärker auf die ländlichen Regionen geschwenkt. Dieser Trend ist in gewisser Weise wenig überraschend. Denn während Smart Cities gemeinhin mit den Bildern von Millionenmetropolen assoziiert werden, leben zwei Drittel der Deutschen in eher überschaubaren Städten und Gemeinden mit weniger als siebzigtausend Einwohnern. Entsprechend ist es wichtig, über die digitale Transformation auch in ländlichen Regionen nachzudenken und nicht nur die Städte auf die Zukunft vorzubereiten. Im Rahmen des Forschungsprogramms»Smart Rural Areas«hat das Fraunhofer IESE deshalb gemeinsam mit dem Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur des Landes Rheinland-Pfalz und der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz das Projekt»Digitale Dörfer«ins Leben gerufen. In enger Zusammenarbeit mit den Bürgern und Unternehmen werden in zwei Testregionen Ideen erforscht und konkrete Lösungen vor Ort umgesetzt. Die (software-)technische Umsetzung erfolgt dabei durch das Fraunhofer IESE im Rahmen so genannter»smart Ecosystems«. Damit hält die nächste Generation von Softwaresystemen bereits heute Einzug in ländliche Regionen, um sie für die Zukunft zu rüsten. Gemeinsam stark Im Gegensatz zu Städten müssen in ländlichen Regionen große Flächen abgedeckt werden, um vergleichsweise wenige Menschen versorgen zu können. Dies macht sich in allen Bereichen des Lebens bemerkbar: in der medizinischen Versorgung, der Mobilität, der Logistik oder in der Nahversorgung. Deshalb lassen sich die Ansätze einer Smart City auch nicht einfach übernehmen. Hier kommt die Digitalisierung ins Spiel: Sie soll kosteneffiziente, individuelle und sehr flexible Alternativen zur Massenversorgung der Städte schaffen. In Rheinland-Pfalz leben 50% der Bevölkerung in Gemeinden mit weniger als 7000 Einwohnern. Betrachtet man sich beispielsweise den Personennahverkehr, so ist es nur mit großem Aufwand möglich, in ländlichen Regionen ein vertretbares Angebot aufrechtzuerhalten. Ähnliches gilt für die Logistik, in der die Paketauslieferung in ländliche Regionen zu sehr hohen und eigentlich unrentablen Kosten pro Paket führt. Jedes einzelne dieser Silos ist für sich alleine auf Dauer nicht finanzierbar. Die Antwort liegt daher in intersektoralen Angeboten, die branchenübergreifende Lösungen anbieten. 3
4 Habe einen Arzttermin und suche eine Mitfahrgelegenheit. Kommt jemand beim Obsthof vorbei und kann mir 3 kg Äpfel mitbringen? Bin heute am Erdbeerland und kann georderte Ware nach Göllheim mitnehmen. Suche Hilfe beim Installieren eines Anti-Viren-Programms auf meinem PC. Biete am Sonntag Brötchendienst in die Straße Am Kreuzhof an. Biete Mitfahrgelegenheit zum Einkauf im Supermarkt. Kann jemand mein Paket zur Post mitnehmen?»und wenn der Vorteil nur so groß ist, machen wir mit!«adolf Kauth, Stadtbürgermeister Eisenberg 4
5 Die Menge macht s Logistik Pakete werden nicht mehr nur über den Paketdienst transportiert, sondern erhalten eine Mitfahrgelegenheit sogar in privaten Fahrzeugen. Mobilität Software vernetzt Mobilitäts- und Logistiksysteme. Dadurch entstehen Dienste aus unterschiedlichen Bereichen und schaffen für alle einen großen Mehrwert. Von der Fahrplanauskunft bis zur Buchung von Verkehrsmitteln schaffen Softwareschnittstellen und Serviceangebote in der Cloud immer mehr Brücken zwischen unterschiedlichsten Branchen. Dadurch wird es beispielsweise möglich, Paketlieferungen an die Fahrpläne und -routen des ÖPNV anzupassen. Und es entstehen neue Ökosysteme und Geschäftsmodelle, die über Firmen- bzw. Branchengrenzen hinweg funktionieren. Unternehmen, die jetzt noch zögern, sich dieser digitalen Transformation anzuschließen, gehen zunehmend das Risiko ein, wirtschaftlich abgehängt zu werden, wenn sich die Märkte zukünftig immer stärker verändern. Doch Schnittstellen allein reichen nicht aus bestehende, teils über Jahrzehnte gewachsene Systeme verlieren ihre Schwerfälligkeit nicht so einfach und tun sich im Wettbewerb mit viel flexibleren Lösungen schwer. Hier ist Innovation gefragt: Mitfahrdienste und Mitmach-Logistik-Angebote zeigen bereits heute, wie sich bestehende Dienste neu denken lassen. Im Rahmen des Projekts»Digitale Dörfer«entstehen beispielsweise Systeme, die Personen und Paketen auf individuellen Routen eine Mitfahrgelegenheit bieten, anstatt große, fast leere Busse auf starren Routen kreisen zu lassen und Lieferfahrzeuge samt Fahrer für einige wenige Pakete in kleine Ortschaften zu schicken. Diese Kleinteiligkeit ermöglicht flexible Anpassungen an den Kundenbedarf in Echtzeit. Ein entscheidender Kostenvorteil, der solche Lösungen auch trotz der geringen Bevölkerungsdichte in ländlichen Regionen rentabel werden lässt. Die Macht der kleinen Dinge Handel Der stationäre Einzelhandel profitiert von gemeisamen Logistiklösungen und einem komfortablen Einkaufserlebnis seiner Kunden, die gerne regionale Produkte kaufen. Komplexe Aufgaben flexibel aus vielen kleinen Teilen zu komponieren anstatt große und starre monolithische Systeme zu entwickeln ist eine der großen Chancen. Dies beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Menschen in der Crowd. Unter dem Schlagwort»Internet der Dinge«haucht man selbst kleinsten Geräten, Sensoren und Alltagsgegenständen immer mehr Intelligenz ein und vernetzt sie. Ein Beispiel hierfür ist im Rahmen des Projekts»Digitale Dörfer«die Entwicklung einer»smart Bag«. Eine einfache Tasche bekommt ihre eigene Softwareintelligenz und wird mit anderen Dingen und dem Internet vernetzt. Dadurch kann die Tasche beispielsweise automatisch Pakete in ihr erkennen und 5
6 ihrer Besitzerin per Smartphone alle nötigen Informationen wie Empfänger oder Lieferzeiten mitteilen. Somit liefert die Tasche einen kleinen Dienst in einer komplexen Logistikkette. Ihre Besitzerin kann aber auch beim Einkauf im Supermarkt die Waren einfach in ihre Tasche legen. Die Tasche wird die Waren erkennen und dem Warenkorb auf ihrem Smartphone hinzufügen. Der Einzelhändler kann sich gleichzeitig ein teures Checkout-System sparen. Denn das Smartphone der Kundin kann den Checkout der Waren vollständig über den Bezahldienst seines OnlineShops abwickeln. Ein einfaches Ding wie eine Tasche fügt sich also nahtlos in verschiedenste Geschäftsabläufe ein, indem es flexibel einen einfachen Dienst zur Verfügung stellt. Durch diese intensive Vernetzung auf allen Ebenen von den einfachen Dingen bis zur Cloud lassen sich kosteneffizient Dienste ermöglichen, die, wie in diesem Fall, bislang teuren Lieferfahrzeugen großer Logistikunternehmen oder aufwändigen Einkaufssystemen der großen Einzelhandelsketten vorbehalten waren. Smart Ecosystems mehr als die Summe der Einzelteile Diesen Trend des nahtlosen Zusammenspiels findet man in allen Branchen von der Industrie 4.0 bis zum Smart Farming. Immer mehr Menschen und Dinge werden vernetzt und bilden ein selbstorganisierendes System, das in seiner Kombination ein schier endlos scheinendes Spektrum von Diensten anbieten kann. Wenn ein solches Geflecht von Dingen, Systemen und Diensten an die Stelle einfacher Schnittstellen tritt, dann entstehen»smart Ecosystems«. Und an die Stelle der schwergewichtigen, top-down entwickelten Spezialsysteme wird ein flexibles Netz vieler unterschiedlicher Elemente treten, das sich dynamisch an die Anforderungen der Kunden und des Marktes anpassen kann. Lange schien ein solches Geflecht von Dingen und Diensten zu komplex, um es mit garantierbaren Qualitäten beherrschen zu können. Smart Ecosystems liefern nun die notwendige Technologie, damit hohe Flexibilität und garantierbare Qualität nicht mehr im Widerspruch zueinander stehen müssen. Weltweit einmalige Simulationsverfahren erlauben die effiziente Entwicklung selbst komplexester Ökosysteme. Moderne Architekturen ermöglichen die flexible Vernetzung von Geräten, Dingen, Menschen und Diensten über Firmen- und Branchengrenzen hinweg. Preisgekrönte Verfahren zur Datennutzungskontrolle erlauben die intensive Nutzung von Daten, ohne die Privatsphäre gefährden zu müssen. Und eine einzigartige»systempolizei«überwacht kontinuierlich das Ökosystem, um jederzeit dessen Sicherheit und Zuverlässigkeit garantieren zu können. Mit diesen und vielen weiteren konkurrenzlosen Innovationen des Fraunhofer IESE entsteht in den»digitalen Dörfern«das Land der Zukunft.»Smart Ecosystems«sind die Basis der neuen Generation von Systemen, die unsere Gesellschaft zu einer Digitalisierung führen wird, auf die man sich verlassen kann. Mit Sicherheit. 6
7 Smart Ecosystems 7
8 Ansprechpartner Dr. Mario Trapp Telefon Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE Fraunhofer-Platz Kaiserslautern Institutsleitung Prof. Dr.-Ing. Peter Liggesmeyer Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Rombach Das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE Software ist Teil unseres Lebens. Eingebettet in Gebrauchsgegenstände, Wohn- und Arbeitsumgebungen oder moderne Transportmittel machen unzählige Prozessoren und Controller unseren Alltag einfacher, sicherer und angenehmer. Wir helfen Softwaresysteme zu entwickeln, auf die man sich in jeder Hinsicht verlassen kann. Die dazu erforderlichen Prozesse, Methoden und Techniken untermauern wir empirisch. Dabei legen wir Wert auf ingenieurwissenschaftliche Prinzipien wie Messbarkeit und Transparenz. Das Fraunhofer IESE in Kaiserslautern gehört zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Software- und Systementwicklungsmethoden. Die Produkte seiner Kooperationspartner werden wesentlich durch Software bestimmt. Die Spanne reicht von Automobil- und Transportsystemen über Automatisierung und Anlagenbau, Energiemanagement, Informationssysteme und Gesundheitswesen bis hin zu Softwaresystemen für den öffentlichen Sektor. Die Lösungen sind flexibel skalierbar. Damit ist das Institut der kompetente Technologiepartner für Firmen jeder Größe vom Kleinunternehmen bis zum Großkonzern. Unter der Leitung von Prof. Peter Liggesmeyer und Prof. Dieter Rombach trägt das Fraunhofer IESE seit nunmehr 20 Jahren maßgeblich zur Stärkung des aufstrebenden IT-Standorts Kaiserslautern bei. Im Fraunhofer-Verbund für Informations- und Kommunikationstechnik engagiert es sich gemeinsam mit weiteren Fraunhofer-Instituten für richtungsweisende Schlüsseltechnologien von morgen. Das Fraunhofer IESE ist eines von 67 Instituten und Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft. Zusammen gestalten sie die angewandte Forschung in Europa wesentlich mit und tragen zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei
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