60 Jahre Bauen für den Bund in Baden-Württemberg 52I12

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "60 Jahre Bauen für den Bund in Baden-Württemberg 52I12"

Transkript

1 60 Jahre Bauen für den Bund in Baden-Württemberg spiegelt eindrucksvoll und facettenreich die Vielfalt des staatlichen Bauens von den frühen 50er Jahren bis in die heutige Zeit wider. Über sechs Jahrzehnte haben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung des Landes Baden-Württemberg zur Erfüllung der Aufgaben des Bundes ihren sichtbaren Beitrag geleistet. Ihnen allen gebührt Dank und Anerkennung. 60 Jahre Bauen für den Bund in Baden-Württemberg 52I Jahre Bauen für den Bund in Baden-Württemberg OBERFINANZDIREKTION KARLSRUHE BUNDESBAU

2 60 Jahre Bauen für den Bund in Baden-Württemberg

3 5212 OBERFINANZDIREKTION KARLSRUHE BUNDESBAU

4 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG VORWORT GRUSSWORT Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Staatssekretär Rainer Bomba Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, Baden-Württemberg Staatssekretär Ingo Rust Am 1. Juli 1953 schloss die noch junge Bundesrepublik mit dem im April 1952 neu gegründeten Land Baden-Württemberg ein Verwaltungsabkommen über die Erledigung der Bauaufgaben des Bundes ab. Der von der Bundesregierung und dem Deutschen Bundestag zunächst beschlossene Aufbau von eigenen Bundesbaubehörden neben den seinerzeit bereits bestehenden Bauverwaltungen der Länder war 1950 nach Beteiligung des Bundesrates aufgegeben worden. Stattdessen lässt der Bund seitdem seine Bauaufgaben durch die Bauverwaltungen der Länder im Wege der Organleihe durchführen. Auf der Grundlage des Finanzverwaltungsgesetzes vom 6. September 1950 hat der Bund mit allen Ländern, mit Ausnahme Berlins, dazu bilaterale Verwaltungsabkommen geschlossen. Kern dieser Verwaltungsabkommen ist, dass die Länder dem Bund ihre Bauverwaltungen zur Erledigung seiner Bauaufgaben leihen und ihm fachlich unterstellen. Die dabei entstehenden Kosten werden vom Bund getragen. Durch zwischenstaatliche Vereinbarungen wurde zudem erreicht, dass die Gaststreitkräfte ihre Bauwerke nach deutschen Rechtsnormen vom Bund errichten lassen. Auch diese Bauaufgaben werden von den für den Bund im Wege der Organleihe tätigen Bauverwaltungen in den Ländern erledigt. Fast 60 Jahre besteht nun dieses Organleiheprinzip als etablierte Form der Zusammenarbeit. Seitdem unterlag der Bundesbau in Baden- Württemberg einem stetigen Wandel hinsichtlich seiner Organisationsform, der allgemeinen Regelungen und Grundsätze, aber auch des Selbstverständnisses des Bundes als vorbildhafter öffentlicher Bauherr. Anpassungen an sich wandelnde technische, rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind Teil einer Prozesskultur, die sich auch in der Qualität der Bauten des Bundes widerspiegelt. Der Bauherr Bund ist sich seiner Verantwortung für die von ihm gebauten und betreuten Gebäude über deren Lebenszyklus hinweg bewusst. Daraus ergibt sich ein hoher Anspruch an nachhaltiges und qualitativ hochwertiges Bauen in jeder Hinsicht. Gerade die Baumaßnahmen des Bundes stehen fortwährend im Fokus der Öffentlichkeit. Hierbei ist nicht nur das äußere Erscheinungsbild wichtig, vielmehr gilt es die unterschiedlichsten Aspekte des Bauens sowie die Tradition, in der das bundesstaatliche Bauen steht, zu bewahren und zu stärken. Solides und zugleich innovatives Bauen in Hinblick auf Funktionsgerechtigkeit, Wirtschaftlichkeit und Qualität war und ist die Leitlinie, die bundesstaatliches Bauen über die Jahre hinweg erfolgreich gemacht hat. Ganz wesentliche Bedeutung haben in den letzten Jahren auch Themen wie Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit für das Bauen des Bundes gewonnen. Die Chronik 60 Jahre Bauen für den Bund in Baden-Württemberg zeigt auf eindrucksvolle Weise das breite Spektrum der Bauaufgaben, die sich dem Bundesbau in Baden-Württemberg in den letzten Jahrzehnten gestellt haben und in Zukunft stellen werden. Dass der Bund seiner Vorbildfunktion als Bauherr sichtbar gerecht wird, zeigt sich unter anderem auch in den zahlreichen Auszeichnungen seiner Bauten. Einige davon sind auf den folgenden Seiten dokumentiert. Baden-Württemberg feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Mit Gründung unseres Bundeslandes am 25. April 1952 wurde damals aus den besetzten Landesteilen Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern ein neuer, durch demokratische Volksabstimmung bestätigter Südweststaat ins Leben gerufen. Heute sind wir Baden-Württemberger auch Europäer aus Überzeugung und dankbarer Erfahrung. Wohlstand und Frieden in der gesellschaftlichen Entwicklung der zurückliegenden Jahrzehnte spiegeln sich auch in unserer gebauten Umwelt. Eine besondere Verantwortung kommt dabei dem Anspruch an staatliches Bauen zu. Gelebte Demokratie erfordert Transparenz in Planungsund Bauprozessen, die komplexe Ansprüche an die Bedürfnisse von Mensch und Umwelt zu ausgewogenen Ergebnissen führen sollen. Die Entwicklung nachhaltiger Konzepte für Bestand und Neubau ist die Herausforderung einer zukunftsorientierten Baukultur. Die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung steht in dieser Verantwortung. Sie ist Garant für die Umsetzung baupolitischer Zielsetzungen des Landes. Sie handelt in diesem Sinne aber auch als Organ des Bundes in Baden-Württemberg. Seit 60 Jahren betreuen unsere Staatlichen Hochbauämter für den Bund eine Vielzahl von Bundesliegenschaften im zivilen und militärischen Bereich wie zum Beispiel die Obersten Gerichte in Karlsruhe. Die nun vorliegende Dokumentation belegt in anschaulicher Weise die Entwicklung bundesstaatlichen Bauens in unserem Land von den Anfängen der jungen Bundesrepublik in den 50er Jahren bis in die heutige Zeit. Architekten und Ingenieure unseres für den Bund tätigen Landesbetriebs Bundesbau Baden-Württemberg arbeiten mit Überzeugung und großem Engagement für eine nachhaltige bauliche Entwicklung. Die Besorgung der Bundesbauaufgaben durch die Länderbauverwaltungen im Wege der Organleihe hat sich in Baden-Württemberg bewährt. Ich bin überzeugt, dass sich die Ziele des Bauens der öffentlichen Hand am besten vor Ort, mit enger Beteiligung von Nutzern und Bürgern verwirklichen lassen. Die aktuell anstehenden städtebaulichen Entwicklungen von nicht mehr genutzten militärischen Konversionsliegenschaften stellen Bund, Land und Kommunen vor neue Herausforderungen, die wir nur gemeinsam in einem demokratischen Diskurs zu guten Ergebnissen führen können. In diesem Sinne wünsche ich dem Bundesbau in unserem Land eine gute Zukunft.

5 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 5212 ÜBERSICHT GRUSSWORTE 8 GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK 10 Interview Prof. Dr. h.c. Linde 16 DIE FÜNFZIGER JAHRE BIS HEUTE FÜNFZIGER JAHRE Interview Dr. Cochrane 22 Projekte SECHZIGER JAHRE Interview Prof. Dr. Kirchhof 42 Projekte SIEBZIGER JAHRE Interview Ministerialrat a.d. Lange 60 Projekte ACHTZIGER JAHRE Interview Abteilungsdirektor Schmidl 76 Projekte NEUNZIGER JAHRE Interview Bürgermeister a.d. Sänger 92 Projekte HEUTE Interview Prof. Dr. Tolksdorf 116 Projekte ZUWENDUNGSBAU Interview Prof. Dr. Puchta 166 Projekte AUSBLICK Interview Leitender Regierungsdirektor Ruzanski 182 Perspektive 184 ANHANG Bundesbau Baden-Württemberg Projektübersicht

6 8 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 9 GRUSSWORT EINFÜHRUNG Oberfinanzdirektion Karlsruhe Oberfinanzpräsidentin Andrea Heck Betriebsleitung Bundesbau Finanzpräsident Rolf Sutter Der Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg nimmt als Teil der Staatlichen Vermögensund Hochbauverwaltung unseres Landes die Bauherrenaufgaben für die Bundesrepublik Deutschland wahr. Mit seinen nachgeordneten sechs Staatlichen Hochbauämtern ist er eine Abteilung der Oberfinanzdirektion Karlsruhe. Seit Gründung des Landes Baden-Württemberg vor 60 Jahren sind die eigens zur Hochbaubetreuung des Bundes geschaffenen Ämter heute zuständig für nahezu zivile und militärische Gebäude, die von einer breiten Palette bundeseigener oder bundesfinanzierter Institutionen genutzt werden. Über Jahrzehnte hinweg setzt der Bundesbau nun bereits die baupolitischen Ziele des Bundes im Land erfolgreich für den Bund um. Kontinuität, gepaart mit fachkundiger Präsenz vor Ort und hoher Qualität der Architekten- und Ingenieurleistung haben ihn zu einem anerkannt zuverlässigen Mitglied der gesamten Bundesbauverwaltung gemacht. Bauen zum Wohle der Nutzer und Bürger ist immer auch ein Spiegel des Zeitgeschehens. Der Wiederaufbau der jungen Republik brachte ab den 50er Jahren neue demokratische Strukturen mit sich. Für die Architektur war das ein Aufbruch in eine neue Zeit der Transparenz und Offenheit. Ein herausragendes Zeugnis dieser frühen Jahre ist der Neubau des Bundesverfassungsgerichts im Karlsruher Schlosspark, der Mitte der 60er Jahre unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit geplant wurde. Einen weiteren Einblick in die Anfängen der beispielhaften Entwicklung staatlichen Bauens gewährt uns Horst Linde, der im Jubiläumsjahr 100 Jahre alt wird. In der Nachkriegsdemokratie gestern wie heute ist das Entstehen von guter Baukultur ein ganzheitlicher Prozess. Bewahren, nachhaltig Erneuern und Ergänzen bilden dabei die Schwerpunkte des aktuellen Baugeschehens. So dient die derzeit laufende Sanierung des Bundesverfassungsgerichts, nach über 40 Jahren intensiver Nutzung, bereits dem Erhalt eines Zeitdokuments der Anfangsjahre unserer Demokratie. Denkmalaspekte sowie energetische Anforderungen müssen in Einklang mit den Ansprüchen an Funktion und Gestalt gebracht werden. Für die konkrete Umsetzung dieser besonderen Qualitätsanforderungen des bundesstaatlichen Bauens werden wir uns auch weiterhin in besonderem Maße engagieren. Ich danke allen Mitwirkenden der Chronik 60 Jahre Bauen für den Bund in Baden-Württemberg. Wir lernen vom Vergangenen für die Zukunft. In Baden-Württemberg arbeiten über 500 Landesbedienstete, überwiegend Architekten und Ingenieure aller bautechnischen Fachrichtungen, für den Bund und unter dessen fachaufsichtlicher Zuständigkeit. Zusammen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Eigentümerin eines großen Teils der Bundesliegenschaften sind wir Partner für eine Vielzahl ziviler und militärischer Institutionen des Bundes in unserem Land. Wir sind verantwortlich für die zeitnahe, verlässliche bauliche Realisierung bundespolitischer Zielsetzungen. Aktuell sind dies die Umsetzung der Bundeswehrreform und die nachhaltige und energetische Sanierung des Baubestands, aber auch die Forschungsförderung des Bundes im Zuwendungsbau setzt neue Aufgabenschwerpunkte. Was sind die Maßstäbe unseres Handelns, welche Ansprüche an die Baukultur haben wir in Zukunft? Die Qualität und Vorbildfunktion staatlichen Bauens zeigt sich am gesamten Spektrum des Baugeschehens der zurückliegenden sechs Dekaden des Bundesbaus in Baden-Württemberg. Qualiltät hat Bestand die Villa Bohnenberger des ehemaligen Württembergischen Kriegsministeriums in Stuttgart, verdeutlicht dies anschaulich. Die Landesgeschichte von Baden- Württemberg und die Geschichte des Bundesbaus in Baden-Württemberg sind eng mit diesem Gebäude verknüpft. Nach dem Krieg war es Sitz der US-Militärregierung, auch die französischen Streitkräfte unterhielten in diesem Haus ein Verbindungsbüro. Am 24. September 1945 wurde hier der Ministerpräsident Württemberg-Badens und späterer erster Ministerpräsident Baden-Württembergs, Dr. Reinhold Maier vom damaligen Militärgouverneur Colonel William Dawson eingesetzt, Kultusminister wurde damals Theodor Heuss. Seit der Gründung des Landes Baden-Württemberg am 25. April 1952 bis heute wird die Villa, die sich in Bundesbesitz befindet, von der US- Armee als Verbindungsbüro genutzt. Die erst kürzlich erfolgte denkmalpflegerische Restaurierung war ein beispielhaftes Gemeinschaftsprojekt von Land und Bund zum Wohle der Nutzer, die seine Geschichte und Bauqualität schätzen. Wie bei diesem Kulturdenkmal setzen sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einer Vielzahl unterschiedlichster Bauaufgaben für angemessene, funktionsgerechte und im Betrieb wirtschaftliche Lösungen ein. Die Bundesstiftung Baukultur und die Förderung des nachhaltigen Bauens, verbunden mit der Selbstverpflichtung durch das bundeseigene Gütesiegel BNB, entsprechen unserem Leitbild, das wir als Architekten und Ingenieure staatlicher Bauverwaltungen haben. Dieser Herausforderung an die Zukunft des Bauens stellen wir uns mit Überzeugung.

7 10 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 11 GESCHICHTE DES BUNDESBAUS IN BADEN-WÜRTTEMBERG Entwicklung 1871 bis 1945 Im Staatenbund des Deutschen Kaiserreichs gab es eine Bauverwaltung des Bundes zunächst nur für militärische Belange. Die Militär-Bauverwaltungen der einzelnen Bundesstaaten waren sehr unterschiedlich organisiert. Im Königreich Württemberg gab es neben dem Bezirksbau eine eigene Garnisonsbauverwaltung mit Militärbauämtern. Im Großherzogtum Baden dagegen unterstand das Armeekorps dem preußischen Heer. Dieses errichtete und verwaltete Kasernen nach preußischem Typenplan. Erst in der Weimarer Republik entwickelte sich ab Oktober 1919 eine eigene Reichsbauverwaltung. Bereits 1927 wurde diese auf Anordnung des Reichsfinanzministers neu ausgerichtet. Von nun an führten die Bauverwaltungen der Länder die Bauaufgaben des Deutschen Reichs im Auftrag durch. Dies war ein Vorläufer der Organleihe-Abkommen, die nach dem Zweiten Weltkrieg getroffen wurden gab es in den Oberfinanzpräsidien sogenannte Baugruppen der Reichsbauverwaltung als Mittelinstanz. Zusätzlich waren im militärischen Bereich Heeres- und Luftwaffenbauämter tätig, die direkt dem Reichskriegsund dem Reichsluftfahrtministerium unterstellt waren. Die Nachkriegsjahre bis 1952 Das staatliche Bauen ab 1945 spiegelt Not und Entbehrung nach dem Krieg wider. Im Vordergrund standen Trümmerbeseitigung und Instandsetzungen, die kostengünstig erbracht werden mussten. Das Baumaterial war rar, so dass nach Dringlichkeit und Bevorrechtigung zugeteilt wurde. Man beschränkte sich im Südwesten fast ausschließlich auf den Bauunterhalt und die Neubauten für US-amerikanische und französische Besatzungsmächte. Diese waren im ersten Jahr nach der Kapitulation generell Auftraggeber der Bauverwaltung. In der französischen Zone wurden Dienststellen mit deutschem Baupersonal eingerichtet, 1946 zum Beispiel den Service technique de génies. Zwei Jahre später entstanden Spezialbauämter für das französische Militärbauwesen, mit Niederlassungen an den Standorten französischer Truppen. In der US-amerikanischen Besatzungszone wurden im Jahr 1950 Bauleitungen für Wohnbauten der Besatzung und Bauleitungen für Besatzungsbauten gegründet. Diese Dienststellen waren verantwortlich für sogenannte Ersatzbauprogramme. Damit wurde unter Hochdruck neuer Wohnraum für die Besatzungsmächte geschaffen, um dem hohen Bedarf nachzukommen. Unter der Regie der Landesmilitärregierungen wurden in Südwestdeutschland sehr früh drei Länder gebildet: Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. Diese Länder übernahmen nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 die Bauaufgaben des Bundes im deutschen Südwesten. Der Baubedarf des Bundes in den Ländern war zu dieser Zeit noch gering. Folglich gab es für die junge Republik keinen Grund, eine eigene Bundesbauverwaltung in der Fläche aufzubauen zumal gut funktionierende Landesbauverwaltungen existierten. Dieser bediente sich der Bund in Organleihe, das heisst, er ließ seine zivilen und militärischen Bauaufgaben unter seiner fachlichen Leitung und unter Kostenübernahme planen und durchführen. Grundlage hierfür waren das Gesetz über die Finanzverwaltung vom 6. September 1950 auf dessen Grundlage er Abkommen mit den Finanzministerien der Länder über die Wahrnehmung der Bundesbauaufgaben im Wege der Organleihe in den 50er Jahren abschloss. Im Südwesten wurden 1950 mit Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg drei Oberfinanzdirektionen (OFD) eingerichtet. Deren Bauabteilungen fungierten als technische Aufsichtsbehörde. Sie bildeten die Mittelinstanz zwischen den Ministerien einerseits und den auf Ortsebene tätigen Bauämtern andererseits. Diese Dreistufigkeit der Bauverwaltung entsprach dem französischen Vorbild vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Bundesbau ab 1952 Mit Gründung des Landes Baden-Württemberg am 25. April 1952 wurde die unterschiedliche Verwaltungspraxis der früheren Länder deutlich. In den Besatzungszonen hatten sich verschiedene Verfahren eingespielt. In der französischen Zone unterstanden die Spezialbauämter für das französische Militär zwar verwaltungsmäßig der Dienstaufsicht der Hochbauverwaltung. Die technischen und fachlichen Weisungen erhielten sie jedoch von französischen Militärdienststellen. In Baden war noch die alte Hochbaudienstanweisung von 1908 gültig. In Württemberg die dortigen Verordnungen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Ab August 1952 wurde das Finanzministerium Baden-Württemberg für das Bauwesen im Land zuständig und führte kurze Zeit später eine einheitliche neue Dienstanweisung ein. Mitte der 50er Jahre war der organisatorische Aufbau der Staatlichen Hochbauverwaltung in Baden- Württemberg weitgehend abgeschlossen. Für die Bauaufgaben des Bundes gab es Sonderbauämter. Der OFD Freiburg als Fachaufsichtsebene des Bundes unterstanden die

8 12 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 13 Ämter in Baden-Baden, Freiburg und Radolfzell. Der OFD Karlsruhe waren Karlsruhe, Heidelberg und Walldürn untergeordnet, der OFD Stuttgart die Ämter Schwäbisch Hall, Stuttgart, Tübingen, Ulm und Ravensburg. Ein Verwaltungsabkommen zwischen Bund und Land mit einer zugehörigen Vereinbarung über die Kostenersttatung regelten die Aufgaben, Zuständigkeiten und Finanzierung bei der Wahnehmung der Bundesbauaufgaben. Um Aufgaben in der Mittelinstanz zu bündeln, richtete die Bauverwaltung in den Oberfinanzdirektionen Beratungsstellen ein. Als Kompetenzzentren zu Themen wie Krankenhausoder Schulbau waren sie Ansprechpartner für Ämter und beauftragte freiberufliche Architekten und Ingenieure. Auch Zuwendungsbaumaßnahmen, die vom Bund wesentlich gefördert werden, wurden von den Oberfinanzdirektionen hinsichtlich der Erfüllung der Richtlinien für Zuwendungen geprüft und die Zuwendungsempfänger fach - lich beraten. Ebenfalls in der Mittelinstanz wurden Kunstkommissionen eingerichtet, die für die sachgerechte Verwendung der Mittel für Kunst am Bau sorgten. Grundlage war ein Landesbeschluss von 1955, der bei staatlichen Hoch- baumaßnahmen 1 bis 2 Prozent der Bauauftragssumme für bildnerische und kunsthandwerkliche Arbeiten vorsah. Damit griff man den Gedanken der Weimarer Verfassung wieder auf, wonach der Staat nach dem Ende der Monarchie die Rolle des Kunstmäzens übernehmen sollte. Am 5. Mai 1955 traten die Pariser Verträge in Kraft. Das Besatzungsstatut wurde aufgehoben, die Bundesrepublik erhielt ihre Souveränität abgesehen von einigen alliierten Sonderrechten, wie etwa dem Berlin-Status und der Truppenstationierung. Mit dem deutsch-amerikanischen und dem deutsch-französischen Truppenvertrag traten im Bauwesen die Auftragsbautengrundsätze (ABG) in Kraft. Diese stellten die Auswahl von Baufirmen und den Abschluss der Bauverträge nach deutschem Recht sicher. Nur wenige Tage später, am 9. Mai 1955, trat die Bundesrepublik der NATO bei, deren Bauaufgaben vom Bund als Auftragsbauten übernommen wurden und in Baden-Württemberg durch die Staatliche Hochbauverwaltung (Bundesbau) als Organ des Bundes seitdem durchgeführt werden. Mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1956 wurde ein umfassendes Neubauprogramm für Kasernen entwickelt. Umfangreiche Bundeswehrbaumaßnahmen kamen damit auf die Sonderbauämter zu. Neben den vorhandenen Standorten wie Ulm, Karlsruhe und Achern sollten völlig neue Kasernen im ländlichen Raum entwickelt werden. Dazu zählten Standorte wie Immendingen, Calw, Laupheim, Pfullendorf, Stetten am kalten Markt,Dornstadt und Neckarzimmern. Erste Neubauten von Wirtschaftsgebäuden auf Bundeswehrliegenschaften erfolgten ab 1959 nach bundeseinheitlicher Planung, die von Leitbaudienststellen entwickelt wurde. Die wachsenden Bauaufgaben für den Bund erforderten länderübergreifend einheitliche Planungs- und Bauprozesse. Daher stellte der Bund 1957 mit der Einführung der Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes (RBBau) ein eigenes Regelwerk auf. Darin wurden die Verfahren von der Genehmigung des Raumprogramms, über die Bauabwicklung bis hin zu den Haushaltsregelungen definiert. Die Sonderbauämter, welche für militärische Baumaßnahmen und die der alliierten Streitkräfte zuständig waren, übernahmen 1960 auch den zivilen Bundesbau. Dieser war nach dem Krieg vorläufig von Bezirksbauämtern des Landes wahrgenommen worden. Im Jahr 1965 schließlich wurden die Sonderbauämter in Staatliche Hochbauämter II umbenannt. Die Bauämter für Landesaufgaben erhielten die Bezeichnung Staatliche Hochbauämter I. Aufträge und Haushaltsmittel gingen den Staatlichen Hochbauämtern II direkt von den Bundesbehörden zu. Für Bauaufgaben der Bundeswehr war das Bundesministerium der Verteidigung zuständig. Das Bauen für Alliierte Streitkräfte und die NATO wurde vom Bundesministerium der Finanzen gesteuert, zivile Bundesbauten vom Bundesministerium für Bau- und Wohnungswesen. Aufgaben im Bereich des Technischen Hilfswerkes und des Zivilschutzes wurden vom Bundesinnenministerium und den Regierungspräsidien fachlich geleitet. Für die Arbeitsverwaltung war die Bundesanstalt für Arbeit verantwortlicher Auftraggeber. Der Bundesbau zwischen Rezession und Jahrtausendwende Die Rezession 1966/67 führte zu tiefen Einschnitten im Bauhaushalt, der seit den 50er Jahren stetig gewachsen war. Nach der Ölkrise 1973 gab es einen weiteren Einbruch im Bauhaushalt. Die Verwaltungs- und Kreisreform in Baden- Württemberg im Jahr 1973 führte zu einschneidenden Veränderungen: Die 63 Landkreise wurden auf 35 reduziert, die Regierungspräsidien neu geordnet, die Oberfinanzbezirke entsprechend angepasst. Ziel war es, die Verwal-

9 14 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 15 tung zu straffen und die Effizienz der Ämter zu steigern. Die 1971 bestehenden 50 Staatlichen Hochbauämter, davon 12 für Aufgaben des Bundes, wurden gemäß dem Prinzip der Einräumigkeit der Verwaltung den neuen Kommunalgrenzen angepasst. Von nun an gab es noch 31 Staatliche Hochbauämter, von denen 11 für die Bauaufgaben des Bundes zuständig waren. Bis Mitte der 90er Jahre stand die Bau- und Liegenschaftsverwaltung des Landes immer wieder auf dem Prüfstand fusionierten die Oberfinanzdirektionen Freiburg und Karlsruhe zu einer Oberfinanzdirektion Karlsruhe erfolgte die vollständige Zusammenführung der Liegenschaftsverwaltung mit der Vermögens- und Hochbauverwaltung des Landes. Seitdem bestanden noch sechs Staatliche Hochbauämter für Bundesaufgaben: Baden- Baden mit Außenstelle Karlsruhe, Freiburg mit Außenstelle Radolfzell, Heidelberg, Reutlingen mit Außenstelle Stuttgart, Schwäbisch Hall und Ulm mit Außenstelle Ravensburg. Der Bundesbau heute In der Folge einer weiteren allgemeinen Verwaltungsreform der Behörden in Baden-Württemberg wurde 2004 die Staatliche Vermögensund Hochbauverwaltung in der Mittelinstanz neu strukturiert. Zwei getrennte Landesbetriebe wurden errichtet: Der Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg im Einvernehmen mit dem Bund für die Bauaufgaben des Bundes und der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden- Württemberg, zuständig für Vermögens- und Hochbauaufgaben des Landes. Letzterer wurde im darauf folgenden Jahr als landeseigener Betrieb der besonderen Art direkt dem Finanzministerium unterstellt. Der Landesbetrieb Bundesbau wurde nach Auflösung der OFD Stuttgart im Jahr 2005 als eine Abteilung der nun einzig verbleibenden Oberfinanzdirektion Karlsruhe unterstellt. Mit seiner Betriebsleitung am Standort Freiburg ist er dem Bund unmittelbar für die Planung und Durchführung aller militärischen und zivilen Bundesbaumaßnahmen verantwortlich. Dies gilt auch für die Bauaufgaben der NATO, der US-Gaststreitkräft und der französischen Gaststreitkräfte. Im zivilen Bereich überwacht und betreut der Landesbetrieb Bundesbau Zuwendungsbaumaßnahmen, die vom Bund wesentlich gefördert werden. Länderübergreifende Sonderaufgaben werden in Abstimmung mit dem Bund in sogenannten Kompetenzzentren wahrgenommen. Dazu zählen das Sanitätsinfrastrukturmanagement der Bundeswehr, Informationstechnologie Bundeswehr und das Bauen im Einsatz. Die Betriebsleitung ist als Abteilung der Oberfinanzdirektion unmittelbar verantwortlich für die Planung und Durchführung der Bauangelegenheiten in Baden-Württemberg. Ihr obliegt entsprechend dem geltenden Verwaltungsabkommen insbesondere die Leitung und Lenkung der für den Bund tätigen baudurchführenden Ebene. Damit ist sie Prüf- und Auftragsinstanz gegenüber den sechs nachgeordneten Staatlichen Hochbauämtern, die das Baumanagement für den Bund auf Ortsebene durchführen. Die baufachlichen Weisungen erhält der Landesbetrieb Bundesbau dazu von den zuständigen Bundesministerien, dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg). Die Dienstaufsicht liegt beim Finanzministerium Baden- Württemberg, seit 2011 also dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg. Der Bund erstattet dem Land die Kosten, die ihm bei der Erledigung der Bauangelegenheiten des Bundes entstehen. Diese Kostenerstattung erfolgt per Ist-Kostenerstattung wurde das kaufmännische Rechnungswesen eingeführt, welches durch die Kostenund Leistungsrechnung einen exakteren Wirtschaftlichkeitsnachweis ermöglicht. Zum Jahresbeginn 2005 wurde die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als bundesunmittelbare, rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Bonn gegründet. Direk- tionssitz für Baden-Württemberg ist Freiburg. Als Nachfolgerin der Bundesvermögensverwaltung ist die BImA der Immobiliendienstleister des Bundes und Eigentümerin des überwiegenden Teils der Liegenschaften des Bundes. Seit dem Jahr 2012 ist sie auch für Bundeswehrliegenschaften und die der Gaststreitkräfte zuständig. Damit ist ein einheitlicheres, ressortübergreifendes Immobilienmanagement für Bundesliegenschaften gewährleistet. Seit seiner Gründung konnte der Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg umfangreiche Programme erfolgreich umsetzen. So zum Beispiel in den letzten Jahren das Kasernensanierungsprogramm West, das so genannte 4x120- Mio.-Programm zur energetischen Sanierung von Bundesliegenschaften und die Konjunkturpakete als Folge der Finanz- und Wirschaftskrise ab Als moderner, leistungsstarker und kundenorientierter Landesbetrieb sieht der Bundesbau Baden- Württemberg seine Aufgabe in der Förderung und Umsetzung baukultureller, baufachlicher und ökonomischer Zielsetzungen des Bauherren Bund. Dazu gehören strategische Planungen und die Entwicklung langfristiger Konzepte als Basis für ein wirtschaftliches und nachhaltiges Bauen, aber auch die verlässliche und kontinuierliche Betreuung von über Bundesgebäuden im Bauunterhalt zur Zufriedenheit der nutzenden Behörden und Einrichtungen.

10 16 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 17 ZEITZEUGEN Herr Linde, Sie haben sich für Linde: Die drei Bauverwaltungen dafür brauchten wir eine Menge Welche Bedeutung hatte die in Uniform. Dies gab den das Erbe achten, bewerten, ein- die nicht einengen, sondern das Thema Bauen und Gestal- von Baden, Württemberg-Baden Land. Also suchten wir Wege, um Einführung der Wehrpflicht im Kasernen ein neues Erschei- ordnen in unseren Lebenskreis ihre Bedürfnisse erfüllen, haben ten bereits als Jugendlicher und Württemberg-Hohenzollern zusätzliche Grundstücke zu er- Jahr 1956 für den Bundesbau? nungsbild. Wie sah dies am und zwar als lebendiges Element wir unsere Aufgabe gut erledigt. interessiert. Wie fing es an? wurden 1957 zusammen geschlos- werben. Die ungeheure Entwick- Beispiel der Architektur der und nicht als Museum. Diesen hohen Qualitätsanspruch sen. Allerdings lief es anfangs lung, die in den 60er Jahren auf Linde: Wir erhielten den Auftrag Kaserne Immendingen aus? leistet modernes staatliches Linde: Mein Vater war auch nicht so reibungslos. Als ich mein dem Bildungssektor einsetzte, zwei Kasernen zu bauen. Das war Das ist ein Balanceakt Bauen selbst im Hinblick auf die Prof. Dr. h.c. Horst Linde war seit 1947 in verschiedenen Funktionen verantwortlich für den Staatlichen Hochbau des Landes Architekt. Von ihm habe ich das Zeichnen gelernt. Ich erinnere mich, dass ich mit 16 Jahren erstmals an einem Wettbewerb teilnahm. Heimlich der Vater durfte nichts davon wissen. Ich entwarf eine Skihütte und gewann. Als ich die Urkunde mit dem Preisgeld von damals 300 Reichsmark in der Hand hielt, waren auch meine Eltern stolz. Das Handwerk haben Sie vom Vater gelernt und von Ihrer Mutter? Linde: Von ihr die Menschenkenntnis. Amt 1957 im Finanzministerium Stuttgart antrat, kam ich in ein versteinertes Haus. Die Fachabteilungen waren isoliert. Kommunikatives und vernetztes Arbeiten, wie ich es aus meiner Freiburger Zeit kannte, gab es hier nicht. Aber wenn man etwas erreichen will, muss man miteinander reden. Also führte ich regelmäßige Treffen für meinen Arbeitsbereich ein. Man brauchte technische Hochschulen und Universitäten, die Räumlichkeiten waren zu knapp geworden. Wir gründeten für jede der Universitäten ein eigenes Bauamt. Als Architekt hatten Sie den konnten wir jedoch nicht absehen. Bei der Bewältigung der Auftragsfülle war die gute Zusammenarbeit mit Kommunen und den Bundesländern ein großer Vorteil. Staatsbauten spiegeln immer auch die politisch-kulturelle Denk- und Lebensweise einer Zeit. Inwiefern zeigt sich das Prinzip der Demokratie in den Bundesbauten der Nachkriegszeit? Linde: Nehmen Sie zum Beispiel das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Es wurde nach den Plänen des Berliner Architekten Paul Baumgarten in den Jahren für uns etwas völlig Neues! Meine Mitarbeiter waren allerdings wenig begeistert von der Vorstellung. Die schrecklichen Kriegsjahre lagen ja erst hinter uns, wer wollte da Kasernen bauen? Das konnte ich ja verstehen. Wie sahen denn die typischen Kasernen aus? Stickige Mehrbettzimmer mit Stockbetten und viel zu kleinen Fenstern. Das hatte ich selbst erlebt. Also sagte ich zu meinen Leuten: Wenn wir heute die Pflicht haben, Kasernen zu bauen, dann lasst uns menschenwürdige Unterkünfte bauen. Dazu gehörten aus meiner Sicht auch Sozialräume für die Soldaten. Damit konnte ich meine Mitarbeiter gewinnen. Linde: Es war ein Aufbruch in eine neue Zeit und wir hatten den Anspruch, für die Soldaten etwas Gutes zu tun. In Immendingen begann der Bau der Kaserne Uns schwebte nicht das traditionelle Kasernenhof-Konzept vor, sondern eine freie städtebauliche Idee. Die Soldaten sollten wie alle anderen Bürger auf Wohnkomfort und entsprechende Lebensqualität nicht verzichten müssen. Dafür wurden technischer Bereich und Unterkunftsräume getrennt. Die Unterkunftsräume wurden als Solitärbauten mit einem weitläufigen Grünbereich angelegt. Heute ist diese Bauform Standard. Damals war das wirklich revolutionär. zwischen Tradition, Kontinuität und Innovation. Der Wiederaufbau des alten Stuttgarter Schlosses war in der Nachkriegszeit jedoch sehr umstritten Linde: Mit dieser Idee stieß ich zunächst auf breite Ablehnung. Mir wurde vorgeworfen, ich sei restaurativ. Trotzdem war ich sicher, das wird das Herzstück von Stuttgart sein, wenn wir es wieder aufbauen. Selbstverständlich muss das Neue, das wir hinzufügen, die Grundqualität besitzen, die in das Umfeld passt. Alles, was wir aus der Geschichte übernehmen, sollte dem heutigen erforderliche Wirtschaftlichkeit. Diese Tugend war im Berufs- Auftrag, Bauwerke so zu ge bis 1969 errichtet. Der Archi- Leben dienen. Denken Sie nur, leben genauso gefragt. Sie stalten, dass die Menschen tekt plante bewusst eine offene Überzeugte das auch Ihre Staatliches Bauen hat eine wenn wir heute die Schlösser wurden im Jahr 1957 zum Leiter sich auch in Zukunft darin wohl Bauweise und keinen Justizpalast. Auftraggeber in der Militär- hohe Verantwortung für die von Stuttgart und Karlsruhe nicht der Staatlichen Hochbauver- fühlen. Gab es auch Entwick- Es war ein Bauwerk, das den Ge- verwaltung? bauliche Entwicklung unserer hätten. Sie erfüllen noch die waltung Baden-Württemberg lungen, die Sie als Planer danken der Demokratie aufgreift. Umwelt. Welchen Beitrag kann heutigen Ansprüche ihrer Nutzer. bestellt. Sie hatten damit ent- nicht vorhersehen konnten? Linde: Nein, die hielten das für es zur Baukultur leisten? scheidenden Einfluss auf die Das Bauwerk unterstützt eine völlig übertrieben. Da herrsch- Hat hohe Bauqualität nicht bauliche Entwicklung des Landes nach dem Krieg. Viele bedeutende Gebäude sind unter Ihrer Leitung entstanden. Welches waren die besonderen Herausforderungen zu Beginn? Linde: Fast alles, was wir planen mussten, war dem Inhalt und Umfang nach nicht erkennbar. Bei den ersten Planungen für die Universitäten und Hochschulen waren wir von einigen tausend interne Kommunikation und repräsentiert die Institution sehr gut. Auch der neue Erweiterungsbau mit der Verglasung zeigt die offene Transparenz. te noch alter Militärgeist. Es bedurfte schon einiger Überzeugungsarbeit, bis diese völlig neue Sichtweise ankam. Die Bundeswehr entwickelte Linde: Natürlich haben Staat und Politik eine große Verantwortung. Denn die Baukultur bestimmt unser Leben wesentlich. Der Architekt, der diesem Gedanken verpflichtet ist, hat auch ihren Preis? Linde: Selbstverständlich. Doch sollten wir eines nicht vergessen: Erst wenn wir den Menschen das Gefühl der Offenheit geben Studenten ausgegangen. Allein den Leitgedanken des Bürgers mehrere Aufgaben: Er muss und ihnen Räumlichkeiten bieten,

11 Gründung des Landes Baden-Württemberg Ausstrahlung der ersten Tagesschau im Fernsehen Verwaltungsabkommen zwischen Bund und Land zur Organleihe Gründung des Technischen Hilfswerks (THW) 50 er Das Wunder von Bern, Deutschland wird Fußballweltmeister 1955 Landesbeschluss: Bei Staatlichen Bauaufträgen ist ein Beitrag für Kunst am Bau vorzusehen Inkrafttreten der Auftragsbautengrundsätze ABG Inkrafttreten der Pariser Verträge, Teilsouveränität der Bundesrepublik Beitritt der Bundesrepublik zur NATO Einweihung des Stuttgarter Fernsehturms Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1957 Saarland wird deutsches Bundesland 1957 Einführung der Richtlinien Bundesbau 1958 Verkehrssünderdatei in Flensburg wird eingerichtet Ziviler Bundesbau wird Aufgabe der Staatlichen Sonderbauämter

12 ZEITGESCHICHTE Deutschland lag zu Beginn der 50er Jahre größtenteils noch in Trümmern, am Ende jedoch war es die führende europäische Wirtschaftsnation. In diesen Jahren ereignete sich Geschichte im Zeitraffer. Es war das Jahrzehnt der Widersprüche, im Osten Marx, im Westen Coca-Cola. Städte und Fabriken wurden wieder aufgebaut, in Gesellschaft und Familie sehnte man sich jedoch nach den guten alten Zeiten. Die Geburtsstunde des Landes Baden-Württemberg schlug am 25. April 1952 mit der Bildung der ersten vorläufigen Landesregierung. Mit der Landesgründung ging auch die Bildung einer einheitlichen Hochbauverwaltung im Finanzministerium einher. Für den Bundesbau gab es in der noch jungen Bundesrepublik ein breites Aufgabenspektrum zu erfüllen. Die nach den Auftragsbautengrundsätzen geregelte Zuständigkeit für die alliierten Streitkräfte im Land brachten neben den militärischen Bauaufgaben auch umfangreiche Wohnungsbauprogramme und so genannte Ersatzbauprogramme mit sich. In Karlsruhe wurde der vorerst provisorische Sitz eines der obersten Bundesgerichte, des Bundesgerichtshofs, eingerichtet. Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht kamen auf den Bundesbau eine Vielzahl von Neugründungen und Sanierungen von Kasernen zu.

13 22 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 23 ZEITZEUGEN Dr. Stephen T. Cochrane US Verbindungsoffizier / U. S. Forces Liaison Officer mit Sitz in der Villa Bohnenberger, Stuttgart Herr Dr. Cochrane, Ihr Büro befindet sich in einem besonderen Kulturdenkmal: der Stuttgarter Villa Bohnenberger. Welche historische Bedeutung hat dieser Ort für Deutsche und Amerikaner? Cochrane: Die Villa wurde 1869 bis 1872 von dem Stuttgarter Architekten Carl Beisbarth im Stil eines Palazzo der italienischen Renaissance für den Gutsbesitzer Bohnenberger erbaut. Der Stadtpalast wurde staatliches Eigentum und war zunächst Sitz des Württembergischen Kriegsministeriums. Nach dem Krieg war hier der Sitz der US Regional Militärregierung Württemberg Baden. Übrigens wurden 1945 ebenfalls hier der erste Ministerpräsident Württemberg Badens, Dr. Reinhold Maier und sein Kulturminister Theodor Heuss durch einen US- Militärgouverneur vereidigt. Nach dem Krieg hat die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümer das Gebäude den amerikanischen Gaststreitkräften zur Nutzung überlassen. Bund, Land und US-Streitkräfte übernahmen gemeinsam die aufwändige Sanierung im Jahr Dies ist ein Zeichen unserer guten Zusammenarbeit. Die Beziehung der Amerikaner zu Baden-Württemberg hat eine lange Tradition. Mit der so genannten Rede der Hoffnung legte der amerikanische Außenminister, James F. Byrnes, am 6. September 1946 im Staatstheater in Stuttgart den Grundstein für den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Krieg. Welche Bedeutung hat diese Rede aus Ihrer Sicht? Cochrane: Byrnes kündigte den Zusammenschluss der amerikanischen und britischen Besatzungszone an. Diese wirtschaftliche Einheit war wichtig, um die wirtschaftliche Not in Deutschland zu lindern. Entscheidend war auch die Ankündigung, dass eine eigenständige deutsche Regierung gebildet werden sollte. So konnten die Deutschen bald wieder selbst Verantwortung übernehmen. Davon hing ja nicht nur das künftige Wohlergehen Deutschlands, sondern auch das Europas ab. Sehen Sie sich als Verbindungsoffizier im Dienst der Vereinigten Staaten auch in der Tradition dieser Stuttgarter Rede? Cochrane: Ja. Ich versuche das Beste sowohl für die Soldaten und ihre Familien als auch für die deutschen Behörden. So gesehen ist meine Tätigkeit ein guter Dienst mit Blick auf die deutschamerikanische Geschichte. Den amerikanischen Soldaten und US- Zivilisten möchte ich verdeutlichen, dass die Bundesrepublik tatsächlich hier in Stuttgart angefangen hat. Deshalb organisiere ich zum Beispiel Führungen durch die Stadt. In den Nachkriegsjahren wurde für die US- Streitkräfte in Baden- Württemberg kräftig gebaut Cochrane: Oh ja. Die US-Streitkräfte blieben ja in Europa, also mussten sie auch in Baden-Württemberg mit Unterkünften versorgt werden. Die meisten Liegenschaften wurden Bundeseigentum. Die Soldaten holten ihre Familien nach Deutschland. Es kamen so viele, dass sehr viel gebaut wurde. Die Bauentwürfe übernahmen US-Ingenieure. Sie stellen seit über 30 Jahren Kontakte zwischen Menschen her. Mit wem stehen Sie in Verbindung? Cochrane: Mit den Ministerien der Finanzen, des Inneren und dem Staatsministerium. Auch mit der Polizei, der Landesregierung und dem Hauptquartier in Heidelberg. Gibt es ein Erlebnis, an das Sie sich besonders erinnern? Cochrane: Im Jahr 2005 wurden bei Bauarbeiten auf dem US-Airfield Stuttgart-Echterdingen zufällig Überreste von 34 KZ-Opfern jüdischen Glaubens gefunden. Damit hatte natürlich niemand gerechnet. Eine Delegation der israelischen Religionsgemeinschaft reiste zur Baustelle, denn es waren ja Menschen jüdischen Glaubens, die hier den Tod gefunden hatten. Die Rabbiner waren knallhart: Sie beharrten darauf, dass nach jüdischem Gesetz nichts bewegt werden darf und die Toten ihre Ruhe haben müssen. Nach deutschem Gesetz muss aber der Ort des Verbrechens untersucht werden. Ich habe im Staatsministerium und auf dem Flughafen viele Gespräche geführt. Da die Identität der Opfer nicht mehr festgestellt werden konnte, erhielt schließlich jede Grabstelle einen Grabstein. Es ist schon etwas Besonderes, dass es ausgerechnet auf US-Gelände zur Einigung kam. Die US-Streitkräfte haben einen Zaun um die Fundstelle gebaut. Jetzt sind wir Schützer dieser Grabstelle. Sicher laufen nicht alle Projekte so zügig. Brauchen Sie manchmal mehr Geduld? Cochrane: Oh ja, es gibt Projekte, die dauern über Monate, ja sogar Jahre. Das Thema Fluglärm in Mannheim zum Beispiel beschäftigt uns schon seit 15 Jahren. Obwohl es genaue Vorschriften gibt, wie hoch man fliegen darf und welche Route. Trotzdem gibt es immer wieder Ärger mit den Anwohnern. Um eine Lösung zu finden, haben wir eine Lärmkommission gebildet mit Vertretern der Stadt, der US-Streitkräfte und einer Bürgerinitiative. Es ist eben alles eine Frage der Kommunikation. Da muss man viel Geduld haben. Sie haben Zeitungsartikel auf dem Tisch liegen. Warum haben Sie diese ausgeschnitten? Cochrane: Nun, ich informiere mich darüber, was in der Landespolitik so läuft und was für uns, die US-Streitkräfte, wichtig werden könnte. Über aktuelle Projekte wollen Sie nicht sprechen? Cochrane: Viele Sachen sind noch nicht reif für die Öffentlichkeit. Zur Zeit laufen fünf bis sechs Projekte, über die ich keine Einzelheiten bringen kann. Darüber muss noch entschieden werden. Das geht von oben, vom Pentagon bis über das Hauptquartier in Heidelberg. Als Verbindungsoffizier müssen Sie diplomatisch vorgehen. Ein Diplomat ist jemand, der geschickt und klug taktiert, um seine Ziele zu erreichen, ohne andere zu verärgern. Cochrane: (lacht) Das stimmt schon. Es gibt allerdings objektive Grundlagen und formale Vereinbarungen wie zum Beispiel das NATO- Truppenstatut. Ich versuche eben allen Beteiligten diese gesetzlichen Vorgaben zu erklären. Manchmal, jedoch sehr selten, stoße ich aber an Grenzen und muss Leute enttäuschen. Dann wird die Sache in der Rechtsabteilung weiter verhandelt.

14 24 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 25 US-Streitkräfte Heidelberg und Stuttgart Die Alliierten Siegermächte besetzten im März und April 1945 das Gebiet des heutigen Baden- Württemberg. Es lag nahe, die intakt gebliebenen Einrichtungen der deutschen Wehrmacht und der Reichsregierung für die eigene Unterbringung zu nutzen, aber auch zum Aufbau einer neuen demokratischen Verwaltung. Die Kasernen in Heidelberg waren zwischen 1850 und 1939 erbaut worden und beherbergten zuvor deutsche Wehrmachtsinfanterie. Die Hauptquartiere der US Army Europe wurden nach Kriegsende in der innenstadtnahen Großdeutschland-Kaserne eingerichtet, die später in Campbell-Barracks umbenannt wurde. Die hier stationierten Einheiten der US Army gehörten neben dem European Command aller US-Teilstreitkräfte (EUCOM) in Stuttgart zu den wichtigsten Einrichtungen der US-Streitkräfte in Deutschland. Seit 1952 ist auch die NATO mit ihrem Hauptquartier der Landstreitkräfte in den Heidelberger Campbell-Barracks vertreten. Im Laufe der Stationierung begannen die Vereinigten Staaten ihre Wohnsiedlungen mit sozialen Einrichtungen wie Kinos, Theater, Schulen und Einkaufszentren nach amerikanischem Standard zu errichten. Beispiele dafür sind das im Heidelberger Stadtteil Kirchheim erbaute Patrick-Henry-Village und das Mark-Twain-Village in der Heidelberger Südstadt. Seit Juni 2010 ist bekannt, dass die amerikanischen Streitkräfte ihren Standort Heidelberg aufgeben werden. Die betreffenden US-Flächen umfassen fast 200 Hektar die doppelte Größe der historischen Altstadt. Grundlagen der Zusammenarbeit Nach 1945 bedienten sich die Siegermächte der baufachlichen Unterstützung deutscher Dienststellen der ehemaligen Reichsbauämter. Auf Grund der Zusammenarbeit der Stationierungsstreitkräfte und der Bundesrepublik einerseits, und der im Auftrag für den Bund tätigen Bauverwaltungen der Länder andererseits entstanden internationale Verwaltungsabkommen: Die Auftragsbaugrundsätze (ABG55) 1955 und der Dollarbaukontrakt von Diese bestanden aus einheitlichen Handlungsanweisungen zu Abwicklungsverfahren, Rechten und Pflichten für das Bauen für Stationierungsstreitmächte. Daraus wurden die heute noch gültigen ABG75 zur Regelung des Bauens für die Streitkräfte der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Kanadas, der Niederlande und Belgiens in Deutschland. Postkarte Feldpost Campbell Barracks ursprünglich Großdeutschland-Kaserne Campbell Barracks

15 26 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 27 Olgastraße 11, Stuttgart In und um das zentral gelegene Stuttgart wa- Villa Bohnenberger ren stets umfangreiche Truppen stationiert. Mit der Zuspitzung des Ost-West-Konflikts wurde die nach Kriegsende zunächst dezimierte Stationierung alliierter Siegermächte auf deutschem Gebiet revidiert. Für diese deutliche Aufstockung der US-Streitkräfte in der amerikanischen Besatzungszone Westdeutschlands reichten die vorhandenen Kasernen schon bald nicht mehr zur Unterbringung aus. Daher wurden große Kasernenerweiterungen und Wohnanlagen für Soldaten und deren Angehörige durch die damaligen Sonderbauämter errichtet. Beispiele dafür sind die Patch-Barracks in Stuttgart-Vaihingen oder die Robinson-Barracks am Burgholzhof. Architekt C. F. Beisbarth Bauzeit Nutzung Verbindungsamt der US-Amerikanischen und Französischen Streitkräfte in Baden-Württemberg Entsprechend der militärischen Hierarchie ent- standen in damals üblicher Bauweise (Stangen- gerüste, Ortbeton, Ziegelmauerwerk, Bimshohl- Patch-Barracks Typische Wohnanlage für US-Amerikanische Soldaten und deren Angehörige Robinson-Barracks Wohnblocks während der Bauphase block-deckensteine) unterschiedliche große Objekte in einfachster Typenbauart. Diese bundesweit ähnlichen Wohnsiedlungen sahen mehrgeschossige Wohnblocks für unterschiedlich große Familien vor. Für höhere und hohe Offiziere mit Familie wurden Offiziersdoppelhäuser oder alleinstehende Villen geplant. Die locker bebauten Siedlungen waren mit allen Annehmlichkeiten des American Way of Life versehen. Eigene Tankstellen, Supermärkte, aber auch Schulen, Kindergärten und manchmal Kinos ergänzten die amerikanischen Quartiere. Von den gut 25 unterschiedlichen US-Housing- Areas im Stuttgarter Großraum sind heute relativ wenige verblieben meist in unmittelbarer Nachbarschaft zu aktiven US-Kasernenanlagen. Unter der Führung der Siegermächte wurde die zivile Verwaltung des besiegten Deutschlands neu aufgebaut, zunächst mit alliierten Militärs als Statthalter an der Spitze. Institutionen dieser Art wurden vor allem in repräsentativen Gebäuden der ehemaligen Reichsverwaltung untergebracht. Ein hervorragendes Beispiel dafür stellt die Villa Bohnenberger in der Olgastraße in Stuttgart dar. Das württembergische Kriegsministerium hatte das Gebäude 1908 von der Fabrikantenfamilie Bohnenberger erworben. Im Dritten Reich war hier das Büro des Wehrkreiskommandeurs. Im März 1945 wurde die Villa von den französischen Streitkräften besetzt. Nachdem Stuttgart in die amerikanische Zone fiel, wurde die Villa Sitz der regionalen US-Militärregierung. Frankreich unterhielt aber ebenfalls ein eigenes Verbindungsbüro. Sanierung Die Räume im Hochparterre und der Belle Etage sowie die Natursteinfassade des als Kulturdenkmal besonderer Bedeutung eingetragenen Gebäudes wurden von 2007 bis 2011 unter Nach der Gründung Baden-Württembergs blieben die Nachfolger der amerikanischen Militärregierung Nutzer des Gebäudes. Mit der Souveränität der Bundesrepublik Deutschland wurde diese wieder Eigentümerin des Gebäudes. Seitdem überlässt sie die Räumlichkeiten den US-Streitkräften zur Nutzung. Diese unterhalten hier das US Army Verbindungsamt Stuttgart, welches Kontakte zur Landesregierung, nachgeordneten Behörden und zur Bundeswehr pflegt. größter Schonung der historischen Substanz unter der Leitung des Staatlichen Hochbauamts Reutlingen, Außenstelle Stuttgart, instand gesetzt.

16 28 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 29 Ersatzbauprogramm des Bundes Architekt Sonderbauamt Freiburg Nutzer Französische Streitkräfte Baukosten 3,6 Mio. DM Bauzeit Im Zuge der Besetzung des Landes nach 1945 nutzen die alliierten Streitkräfte soweit wie möglich ehemalige Wehrmachtliegenschaften zur Unterbringung ihrer Soldaten. Sie belegten aber auch tausende staatliche, kommunale und private Wohnungen. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1956 führte dazu, dass die bis dahin von den alliierten Streitkräften belegten Liegenschaften zu Gunsten der Bundeswehr geräumt werden sollten. Folglich musste die junge Bundesrepublik beträchtliche Mittel für ein Ersatzbauprogramm zur Freimachung beschlagnahmter Wohnungen und Liegenschaften bereitstellen. Die neu zu entwickelnden Wohnungstypen für alliierte Streitkräfte sollten den zeitgemäßen Vorstellungen entsprechen. In Lahr entstanden Rundhochhäuser im Rahmen dieses Bauprogramms mit Wohnungen für die französischen Streitkräfte. Der international viel beachtete Entwurf stammt aus dem damaligen Sonderbauamt Freiburg. Die Architekten schafften es, das Ensemble auf möglichst kleiner Grundfläche zu konzentrieren. Die drei aufgeständerten, achtstöckigen Rundhochhäuser auf fünfeckigem Grundriss, geschossweise um je 36 gegen einander gedreht, wurden aus Fertigbauteilen erichtet. Das sparte Zeit und Kosten. Heute stehen die Rundhochhäuser wegen ihrer nachkriegs- und heimatgeschichtlichen Bedeutung und ihres dokumentarischen Wertes unter Denkmalschutz. Die Abwicklung dieses umfangreichen Wohnbau- und Ersatzbauprogramms war Aufgabe der staatlichen Sonderbauämter, welche die Baumaßnahmen für Stationierungsstreitkräfte übernahmen. Bis zum Ende des Ersatzbauprogramms im Jahr 1967 wurden für zivile und militärische Zwecke etwa 63 Millionen DM investiert. Rund 750 Wohnungen sowie Schulen und Turnhallen wurden vor allem für französische Streitkräfte und deren Familienangehörige errichtet.

17 30 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 31 Architekt Werner Gabriel Nutzer Beschäftigte des amerikanischen Konsulats Bauzeit Die US-Diplomatensiedlung in Stuttgart entstand ebenfalls im Rahmen dieses Wohnbauprogramms. Der Architekt Werner Gabriel errichtete die Wohnsiedlung 1955/56 für Beschäftigte des amerikanischen Konsulats im Stuttgarter Norden, am Rande der Feuerbacher Heide. Betreut vom damaligen Sonderbauamt Stuttgart schuf Gabriel damit die erste Bungalowsiedlung in Stuttgart. Eingebettet in eine Villengegend, die geprägt ist von Gebäuden der Architekten Paul Bonatz und Paul Schmitthenner, fügen sich zwölf Flachdachhäuser in das leicht hügelige, parkähnliche Gelände ein. Die Aufgabe, eine Wohnsiedlung für Amerikaner zu schaffen, löste Gabriel, indem er den amerikanischen Baustil zeittypisch umsetzte und einen für folgende Jahre vorbildlichen Siedlungs- und Haustyp in L-Form mit eingeschlossener Terrasse schuf. Ganz im Gegensatz zum Ideal der Zeit der verkehrsgerechten Stadt sind die Gebäude der Kochenhofsiedlung nur durch Fußwege erreichbar. Parkplätze für die Bewohner wurden am Rand der Siedlung eingerichtet. Die Siedlung ist ein Dokument für eine in der Nachkriegszeit ganz entscheidende schöpferische Phase der Baukunst. Aus diesem Grund wurde die Wohnsiedlung zum Kulturdenkmal ernannt. Architekt Werner Gabriel erhielt für den Entwurf auch zu seiner Zeit Wertschätzung bekam er den Paul-Bonatz-Preis verliehen, der die Siedlung wegen der guten städtebaulichen Lösung in bewegtem Gelände für eine Hausgruppe in Flachbauweise würdigte.

18 32 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 33 Kasernen-Neubauprogramm der Bundeswehr Architekt Sonderbauamt Radolfzell Nutzer Bundeswehr Bauzeit Mit Gründung der Bundeswehr im Mai 1955 wurde ein umfangreiches Neubau- und Sanierungsprogramm für Kasernen aufgestellt. Die Frage, ob man sich von allen Kasernen der 1930er Jahre trennen und damit ein Zeichen des Neuanfangs setzen sollte, wurde grundsätz- lich diskutiert. Doch die finanziellen Vorteile der Nutzung bestehender Liegenschaften und das nach dem Krieg veränderte Planungsrecht, das den Neubau militärischer Anlagen erschwerte, erforderten auch die Einbeziehung der bestehen- den Liegenschaften. Lageplan Kasernenplanung für den Bürger in Uniform Wirtschaftsgebäude Neue Formensprache Neue Kasernen wurden daher nur bei Bedarf realisiert. In diesem Fall folgten die Bauverwaltungen dann den Grundsätzen des zivilen Bauens. Alle Zeichen standen auf Neuanfang. Das gesamte Erscheinungsbild der Kasernen war gewollt unmilitärisch ob Wach- oder Unterkunftsgebäude alle Gebäude glichen dem Typus ziviler Bauten. Der Bürger in Uniform war das neue Leitbild einer modernen Bundeswehr in einer offenen und freien Gesellschaft. In strukturschwachen Gebieten und im ländlichen Raum entstanden so einige neue Kasernen an so genannten Einöd-Standorten. Sie sollten nicht nur die Wirtschaft fördern, sondern auch die Einbindung der Soldaten in die Gesellschaft. Eine beispielhafte Neugründung ist die Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne in Immendingen. Die vom damaligen Sonderbauamt Radolfzell geplante Anlage setzt sich vom traditionellen Konzept eines Kasernenhofs ab und verfolgt eine freie städtebauliche Idee. Das weitläufige Gelände ist von Wald und Wiesen durchzogen und trennt den Bereich der Unterkünfte von dem der technischen Anlagen klar ab. Die Erschließung erfolgt über eine Ringstraße, in deren Mitte, von allen Seiten auf kurzem Weg erreichbar, das Wirtschaftsgebäude angeordnet ist. Nicht nur der Städtebau, sondern auch die Gebäude selbst spiegeln die Architektur der 50er und 60er Jahre wider und wirken im Vergleich zu den Kasernenbauten der 30er Jahre geradezu revolutionär.

19 34 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 35 Bundesgerichtshof, Karlsruhe West- und Saalgebäude Architekt Erich Schelling Nutzer Bundesgerichtshof Bauzeit Am 15. Oktober 1960 wurden das West- und das Saalgebäude als Erweiterungsbauten des Bundesgerichtshofs nach zweijähriger Bauzeit übergeben. Der Bundesgerichtshof war am 1. Oktober 1950 in Karlsruhe als oberster Gerichtshof der im Mai 1949 konstituierten Bundesrepublik Deutsch- land gegründet worden. Mit dem Bundesgerichtshof zog auch die Bundesanwaltschaft auf das zentral gelegene Karlsruher Gelände, welches von zwei wichtigen innerstädtischen Radialen des barocken Fächergrundrisses der Stadt begrenzt wird. Der Standort Karlsruhe konnte sich auch des- halb gegen namhafte Mitbewerber durchsetzen, weil das damalige Land Württemberg-Baden das seit 1918 in Landesbesitz befindliche Erb- großherzogliche Palais ( , Architekt: Josef Durm) dem obersten Gericht in Zivil- und Strafrechtsachen zur Verfügung stellen konnte. Schon bald wurde jedoch deutlich, dass das Palais nicht mehr ausreichen würde, da die Zahl der Bediensteten durch das Einrichten weiterer Senate stetig anwuchs. Deshalb entwickelte das damalige Sonderbauamt Karlsruhe ein städte- bauliches Grundkonzept für einen neuen Senats- bau mit großem Sitzungssaal. Auf dieser Grundlage wurde 1957 der Karlsruher Architekturprofessor Erich Schelling mit der Planung des Gebäudes beauftragt. Ein Jahr später erwarb der Bund auf den erforderlichen Grundstücken das Erbbaurecht vom Land. Nach langen Verhandlungen wurde der Gebäudekomplex an der Herrenstraße positioniert. Die flach gedeckten, fünf- und zweigeschossigen Baukörper ordnen sich dem benachbarten Palais unter. Sie folgen nicht der Flucht des barocken Stadtgrundrisses, sondern stehen wie das gegenüberliegende, historische Küchengebäude im rechten Winkel zum Palais. Die Bevölkerung hatte zunächst eine Abriegelung des Palaisgartens durch den geplanten Bürobau befürchtet. Schelling reagierte mit einem aufgeständerten transparenten Erdgeschoss des Westgebäudes und einer Brückenverbindung zum abgelösten Saalbaukörper. So blieb

20 36 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 37 die Sichtbeziehung von der Herrenstraße zum Park des Erbgroßherzoglichen Palais erhalten. Dem Architekten gelang es, die Frontseiten des Baukörpers schmal zu halten, indem er die Bürozonen im Inneren des lang gestreckten, dreibündigen Westgebäudes geschickt gegeneinander versetzte. Im Erdgeschoss befinden sich lediglich Eingangshalle und Speiseräume, welche mit raumhohen Glasfassaden hinter die Stützenreihe zurücktreten und sich somit optisch deutlich zurücknehmen. Es scheint, als schwebe der obere Baukörper über dem Außenraum. Die Büroräume der Richter und der Verwaltung sowie zwei kleine Sitzungsräume verteilten sich auf vier Obergeschosse. Einprägsam ist das schachbrettartige Raster der westlichen und östlichen Obergeschossfassaden des Büroriegels. In seiner ruhigen, gleichmäßigen Fassadenstruktur nimmt es sich gegenüber dem Palais zurück. Es besteht aus 20 Fensterachsen mit einem Achsmaß von drei Metern. Die mit einfachen Mitteln gestaltete Fassade spiegelt die innere Nutzung wider und respektiert den Vorrang des denkmalgeschützten Palaisgebäudes. Das zweigeschossige Saalgebäude, ragt über die straßenseitige Flucht des Westgebäudes hinaus und betont damit seine Eigenständigkeit. Im deutlich auskragenden Obergeschoss befindet sich der fensterlose, große Sitzungssaal. Städtebauliches Modell Palais und Erweiterungsbau Die Fassade zur Herrenstraße wird im Obergeschoss durch schlanke, hochformatige Fenster und Betonfertigteile gegliedert. Der schlichte Raum des Saals ist in hellen Grau- und Weißtönen gehalten. Ursprünglich erreichten Besucher und Presse das Foyer im Erdgeschoss über einen direkten Zugang von der Herrenstraße. Mit der Errichtung des Wach- und Kontrollgebäudes in den 1980er Jahren wurde dieser Zugang aus Sicherheitsgründen aufgegeben. Saalgebäude Großer Sitzungssaal 1950 kann das durch einen Bombenangriff stark beschädigte Erbgroßherzogliche Palais des Architekten Joseph Durm nach zügigem Wiederaufbau durch die Staatliche Hochbauverwaltung an den Bundesgerichtshof übergeben werden. Auch die Bundesanwaltschaft zieht im Palais ein. Im ehemaligen Küchengebäude wird die Bibliothek des Bundesgerichtshofs eingerichtet wird am ehemaligen Küchengebäude ein Lesesaal für die Bibliothek angebaut. Zur Erweiterung seiner Büroflächen nutzt der Bundesgerichtshof ab 1953 auch das ebenfalls von Durm errichtete Wirtschaftsgebäude im Norden. Zusätzlich werden Stallungen abgebrochen und durch einen dreigeschossigen, einbündigen Büroneubau ersetzt. Der Geschäftsbetrieb des Gerichts wächst jedoch ständig, so dass alsbald neue Planungen und Bauten nötig werden muss die Bibliothek im Küchengebäude nochmals erweitert werden erfolgt die Übergabe des neuen West- und Saalgebäudes nach rund zweijähriger Bauzeit an den Bundesgerichtshof. Im Norden wird nochmals erweitert. Gleichzeitig weichen die Remisen des Wirtschaftsgebäudes im Norden einem dreigeschossigen Neubau mit Büros, Sitzungssaal und Dienstwohnungen.

21 Das Pferdle trabt zum ersten Mal über die Fernsehbildschirme in Baden-Württemberg Aktion Eichhörnchen, Aufruf an Privathaushalte, für Krisen einen Lebensmittelvorrat anzulegen Baubeginn der Berliner Mauer Oktober 1962 Kubakrise die Welt steht am Rand eines Weltkrieges 60 er John F. Kennedys Ich bin ein Berliner Rede anlässlich des 15.Jahrestages der Luftbrücke 1963 Das Äffle, der Kompagnon des Pferdle, wird im SDR geboren Einführung der Bezeichnung Staatliche Hochbauämter II Herbst 1965 Beginn der ersten Rezession in der Bundesrepublik 1966 Kurt Georg Kiesinger wird Bundeskanzler, Ministerpräsidentsnachfolger in Stuttgart ist Hans Filbinger 1967 Der Student Benno Ohnesorg wird im Zuge einer Demonstration erschossen 1968 Banken geben in Deutschland zum ersten Mal Scheckkarten aus Kaufhausbrandstiftung in Frankfurt durch die späteren Mitbegründer der Rote Armee Fraktion Ende des Prager Frühlings USA gewinnen den Wettlauf mit Sowjetunion um den ersten Menschen auf dem Mond 1969 Höhepunkt der Hippie-Bewegung der USA: Woodstock-Festival

22 ZEITGESCHICHTE Die 60er Jahre waren ein Jahrzehnt des Umbruchs und der großen Konflikte. Der Mensch eroberte den Weltraum, während die Probleme auf der Erde immer größer wurden. Ost und West standen sich im Kalten Krieg feindlich gegenüber, und auch im Inneren gab es Unruhen. Die Jugend rebellierte gegen das Establishment und die alten Autoritäten und entwickelte einen eigenen Lebensstil. Die Beatles, die Studentenbewegung der 68er, Hippies und Woodstock markierten den Beginn einer neuen Ära. Auf die südwestdeutsche Wirtschaft hatten diese Ereignisse kaum eine Auswirkung. Sie zeichnete sich durch ein fast ungebrochenes Wachstum und eine bemerkenswerte Stabilität aus. Mit dem Neubau für das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe wurde der Grundstein für die wohl wichtigste Einrichtung der Bundesrepublik in Baden-Württemberg gelegt. Die Transparenz der Justiz spiegelte sich im architektonischen Konzept wider. Doch auch der internationale Konflikt ging nicht spurlos am Südwesten vorbei. Die Errichtung von Bunkeranlagen und der Ausbau von Kasernen sollten ein Bollwerk gegen den potentiellen Feind im Osten bilden.

23 42 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 43 ZEITZEUGEN Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts Herr Prof. Dr. Kirchhof, seit 1950 ist Karlsruhe Sitz des Bundesgerichtshofs und seit 1951 des Bundesverfassungsgerichts. Wie kam es eigentlich zu diesem Standort? Kirchhof: Der Sitz des Bundesverfassungsgerichts war damals umstritten. Zur Diskussion standen vor allem Karlsruhe und Berlin. Um die Unabhängigkeit des Bundesverfassungsgerichts von den anderen Verfassungsorganen zu wahren, wollte man einen räumlichen Abstand zur damaligen Bundeshauptstadt Bonn halten. Gegen Berlin sprach seinerzeit seine Insellage und seine deswegen schlechte Erreichbarkeit. Hinzu kam, dass Karlsruhe bei der Zusammenlegung der drei Südwestländer zum Bundesland Baden-Württemberg seinen Status als Hauptstadt des Landes Baden verlor. Zum Ausgleich fiel die Wahl auf Karlsruhe als Sitz des Bundesgerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts. Der Standort Karlsruhe wurde mehrmals in Frage gestellt. Behält die Stadt nun ihren Beinamen die Residenz des Rechts? Kirchhof: Eine erneute Debatte um den Sitz der beiden Gerichte entbrannte nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Das Land Sachsen wollte den Bundesgerichtshof nach Leipzig holen, während Thüringen sich den Sitz des Bundesverfassungsgerichts in Weimar wünschte. Der Bundestag hat mit großer Mehrheit den Antrag Sachsens abgelehnt. Die Richter des Bundesverfassungsgerichts stimmten mehrheitlich für Karlsruhe. Die Entscheidung für Karlsruhe steht nun nicht mehr in Frage. Haben Sie persönlich eine besondere Beziehung zu dieser Stadt? Kirchhof: Ja natürlich, ich bin hier aufgewachsen. Mein Schulweg zum Gymnasium führte mich täglich am Prinz-Max-Palais vorbei, dem ersten Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts. Damals haben Sie sich ja nicht träumen lassen, dass dieses Gericht Ihre Arbeitsstelle wird Kirchhof: (lacht) Nein. Glauben Sie mir, zu jener Zeit gab es andere Orte in Karlsruhe, die mich als Jugendlichen interessierten. Das Bundesverfassungsgericht trifft viele bedeutende Entscheidungen, die von der Öffentlichkeit beachtet werden. Gibt es ein Verfahren, das Ihnen besonders in Erinnerung ist? Kirchhof: Mich persönlich haben vor allem die Verfahren aus dem Bereich des Krankenversicherungsrechts bewegt. So hatte zum Beispiel ein todkranker Krebspatient eine Verfassungsbeschwerde eingereicht, weil seine gesetzliche Krankenkasse nicht bereit war, die Kosten für eine alternative Behandlungsmethode zu übernehmen. In diesem Fall haben wir entschieden, dass eine Leistungspflicht der Krankenkasse besteht, da eine hinreichende Erfolgsaussicht der vom Patienten gewählten Behandlungsmethode bestand. Die Betroffenen in derartigen Verfahren leiden an einer lebensbedrohlichen oder sogar regelmäßig tödlich verlaufenden Erkrankung. Diese menschlichen Schicksale berühren mich sehr. Hier schlägt man nicht einfach die Akte zu und geht nach Hause. Welche Bedeutung haben eigentlich die scharlachroten Roben der Richter? Kirchhof: Zunächst einmal dienen die Roben der Abgrenzung: Die Richter agieren nicht als Privatpersonen, sondern als Träger der ihnen zugewiesenen staatlichen Funktion. Zudem sind die Roben auch Sinnbild richterlicher Würde. Um die Eigenständigkeit des Bundesverfassungsgerichts als Verfassungsorgan auch nach außen kundzutun, wurde für seine Richter in den 50er Jahren eine spezielle Tracht entworfen. Hierzu beauftragte man einen Münchener Kostümbildner, der sich an der Richtertracht der Stadt Florenz aus dem 15. Jahrhundert orientierte. Das von Architekt Paul Baumgarten entworfene Gerichtsgebäude setzt auf Transparenz und Offenheit als Elemente des Rechtsstaats und der Demokratie. Wie wirkt diese Architektur im Arbeitsalltag? Kirchhof: Das Richtergebäude, das wegen der Atriumbauweise auch Richterring genannt wird, ist ein Ort der Zurückgezogenheit, des Nachdenkens und des Diskurses. Die Beratungszimmer des Ersten und Zweiten Senats sind hell und geben einen eindrucksvollen Blick in den Botanischen Garten. Dieses Gebäude unterstützt die Richter und lässt sie in Ruhe arbeiten. Das nach allen Seiten verglaste Sitzungssaalgebäude, in dem die Bürger an den mündlichen Verhandlungen des Gerichts teilnehmen, wirkt durch seinwe Leichtigkeit und Offenheit sehr einladend und vermittelt eine Atmosphäre, in der das Außen nach innen kommt. Dieses Gebäude wird jetzt saniert. Für den vorübergehenden Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts wurde die Bundesliegenschaft einer ehemaligen Fliegerkaserne komplett umgestaltet. Fühlt sich das Gericht hier genügend repräsentiert? Kirchhof: Auch hier kann man sich sehr wohl fühlen. Unsere Vorstellungen sind gelungen und effektiv umgesetzt worden. So ist zum Beispiel das frühere Büro des Stabschef, das recht nüchtern anmutete, wirkungsvoll in einen mit hellem Birkenholz verkleideten, repräsentativen Plenarsaal umgestaltet worden. Das ehemalige Kinosaalgebäude wurde in einen Sitzungssaal umgebaut, in dem durch die verglasten Seitenteile die für das Bundesverfassungsgericht symbolische Transparenz geschaffen werden konnte. Zwar sind die Räumlichkeiten nicht so großzügig gestaltet wie in unserem Stammsitz. Dafür ist man nun näher beieinander. Diese persönliche Atmosphäre fördert das Gespräch. Der Bundesadler, das traditionsreiche Staatssymbol, erstrahlt im Gerichtssaal des temporären Amtssitzes in neuer Gestalt mit LED- Lichttechnik. Wie identifiziert sich das Gericht mit dieser Darstellung? Kirchhof: Der sehr mächtig wirkende Holz-Adler aus dem Stammsitz hätte in unserem neuen Sitzungssaal zu schwer gewirkt. Zwar mag der neu gestaltete Licht-Adler den Besucher zunächst schmunzeln lassen, aber er trägt der Moderne und Leichtigkeit des Saalgebäudes Rechnung. Ich bin sehr gespannt, wie sich der Saal aus der Perspektive der Zuschauer präsentiert und werde wohl bei einer Sitzung des Zweiten Senats von der Pressetribüne einen Blick darauf werfen. Sie haben einmal gesagt, dass Sie jeden Tag gerne ins Gericht und zur Arbeit gehen, die manchmal auch Bürde sein kann? Kirchhof: Ja. Die Tätigkeit als Richter des Bundesverfassungsgerichts bereitet mir Freude. Aber es ist in erster Linie ein Ort der Pflicht und der Aufgabe. Unsere weitreichenden Urteile sind das Ergebnis eines nicht selten schwierigen Entscheidungsprozesses. Trotzdem, aber auch gerade deshalb ist diese Arbeit für einen Juristen ein Traumjob.

24 44 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 45 Architekt Paul Baumgarten Baukosten 19,8 Mio. DM Bauzeit Bundesverfassungsgericht Karlsruhe Das Bundesverfassungsgericht ist eines der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutsch- land. Seine beiden Senate mit jeweils acht Richtern wachen über die Einhaltung des Grund- gesetzes und sind zuständig für dessen verbindliche Interpretation. Bereits im September 1951 hatte das Gericht seine Arbeit in Karlsruhe aufgenommen, wo es anfänglich im ehemaligen Palais des Prinzen Max von Baden, einem Bau von gründerzeitlich monarchischem Gepräge, untergebracht war. Zu Beginn der 60er Jahre wurde allerdings erkennbar, dass es dem Gericht für die Ausübung seines verfassungsgemäßen Auftrags an Platz fehlte. Es setzte eine umfangreiche Suche nach einem der Bedeutung des höchsten Gerichts angemessenen Standort ein. Diese endete mit dem Vorschlag eines Grundstücks am Rande des historischen Botanischen Gartens, zwischen Residenzschloss und Staatlicher Kunsthalle. Den Auftrag zur Planung eines neuen Gebäudes für das Bundesverfassungsgericht erhielt der Berliner Architekt Prof. Paul Baumgarten. Das damalige Staatliche Hochbauamt II Karlsruhe war für die Baubetreuung verantwortlich. Am 6. Mai 1969 übernahm nach vierjähriger Bauzeit das Bundesverfassungsgericht sein neues Amtsgebäude in prominenter Lage am Karlsruher Schloss. Nach den Erfahrungen aus dem Nationalsozia- lismus, der die Architektur zur Symbolisierung seiner Machtstrukturen missbrauchte, bestand der Wunsch, auf Autoritätsdarstellung und Ehr- furcht gebietende Symbolik zu verzichten. Stattdessen wollte man sich mit würdiger Sachlichkeit, Transparenz und Offenheit in der neuen Demokratie präsentieren. Mit einem Ensemble aus fünf unterschiedlich hohen und versetzt angeordneten Pavillons, die durch Maßstab, Proportion und Materialwahl der Bestimmung und Würde des Hauses Ausdruck verleihen sollen, ist es dem Architekten gelungen, diesen Anspruch umzusetzen.

25 46 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 47 Ordnung Transparenz Richterring und Sitzungssaalgebäude Die aufgelockerte Anordnung der fünf Gebäude erlaubt immer wieder Durchblicke und stellt auf diese Weise die Verbindung zwischen Schlossplatz und Botanischem Garten dar. Die Gebäude, die unterschiedliche Funktionen erfüllen, sind durch einen verglasten Verbindungsgang miteinander verknüpft. Durch ihre Anordnung und Höhenentwicklung bringen sie ihre Beziehung zur Öffentlichkeit und ihre Wertigkeit zum Ausdruck. Im höchsten und am weitesten vorgelagerten, großzügig verglasten Sitzungssaalgebäude werden die Urteile verkündet. Hier ist die Nahtstelle von der höchsten Gerichtsbarkeit zur Öffentlichkeit. Nach Norden schließt sich das niedrigere Richtergebäude an, das zwei- geschossig auf dem aufgeständerten Erdgeschoss ruht und ebenfalls rundum verglast ist. Die Arbeitsräume der Richter öffnen sich zum Grünraum, während sich im Zentrum des Gebäudes ein Innenhof befindet. Das niedrige Bibliotheksgebäude schiebt sich weit in den Raum des Botanischen Gartens hinein und sucht dessen Ruhe. Der Großteil seiner Flächen findet sich in den Magazinräumen der beiden Untergeschosse. Den Abschluss nach Norden zum Schloss und nach Süden zur Kunsthalle bilden zwei flache Baukörper, die einerseits Büround Verwaltungsräume und andererseits ein Kasino mit Speisesaal enthalten. Aufgereihte Kuben Mit wenigen gestalterischen Mitteln wird das Ensemble zu einer Gesamtheit zusammen geführt. Die Fassaden der Baukörper sind geprägt durch umlaufende braune Holzfensterelemente, im Wechsel mit geschlossenen Bändern aus großformatigen grauen Aluminiumgussplatten. Die horizontalen Fassadenelemente stehen in spannendem Kontrast zum Tragsystem der graublauen Stahlstützen. Aufgrund gestiegener Verfahrenseingänge und damit verbundenem Personalzuwachs ist das Gebäudeensemble durch einen 2007 fertig gestellten Erweiterungsbau ergänzt worden. (S.120) Nach vierzigjähriger Nutzung sind die Gebäude Baumgartens den Anforderungen an einen energetisch effizienten Betrieb nicht mehr gewachsen und von Grund auf erneuerungsbedürftig. Daher wurde die Entscheidung getroffen, eine Generalsanierung in den Jahren 2011 bis 2014 durchzuführen. Leichtigkeit Offenes Treppenhaus im Sitzungssaalgebäude

26 48 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 49 Französische Gaststreitkräfte Militärkapelle, Langenargen Architekt Staatliches Sonderbauamt Ravensburg Nutzer Französische Gaststreitkräfte Bauzeit 1962 Ein außergewöhnliches Projekt für die Bauverwaltung Baden-Württembergs entstand unter der Leitung des damaligen Staatlichen Sonderbauamtes Ravensburg für die französischen Streitkräfte in Langenargen am Bodensee. Dort errichtete man 1955 durch das Ersatzbauprogramm zur Entlastung der besetzten Wohnungen zwei große Wohnblocks. Kurz darauf wurde zur religiösen Betreuung der stationierten Soldaten auch eine Militärkapelle geplant. Als Projekt seiner Zeit ist die kleine Kapelle am Waldrand 1962 in einer ganz reduzierten Formensprache in Backstein-Bauweise errichtet worden. Ein kubischer, eingeschobener Windfang aus Beton markiert den Eingang in einen zum Altar hin sich verjüngenden, schlichten Versammlungsraum. Der mit einem geknickten Flachdach geschlossene Bau wird seitlich des Altars durch Fenster mit Glasmosaiken belichtet. Bis zum Abzug der Französischen Truppen wurde die Kapelle an Sonntagen und christlichen Feiertagen unter Anwesenheit eines Militärgeistlichen genutzt. Heute fragen daher recht häufig ehemalige, damals in Langenargen am Bodensee stationierte Soldaten aus Frankreich an, ob denn die kleine Kapelle noch existiere. Da sie 1993 an eine Langenargener Familie verkauft wurde, besteht sie noch und wird als privater Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt.

27 50 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 51 Rommel-Kaserne Dornstadt Architekt Staatliches Sonderbauamt Ulm Baukosten 60 Mio. DM Bauzeit Erweiterung Am Standort Dornstadt wurde 1882 zur Einrichtung eines Exerzierplatzes für Soldaten aus Ulm und Neu-Ulm 170 Hektar Ackerland durch das Königreich Württemberg erworben und in der Folgezeit militärisch genutzt. Ab dem Jahr 1960 begannen die Bauarbeiten für den Neubau einer Kaserne für motorisierte Truppen und etwa tausend Soldaten. Es war die erste große Baumaßnahme des damaligen Staatlichen Sonderbauamts Ulm. Auf dem rund 40 Hektar großen Areal entstanden mehrere Verwaltungsgebäude, Unterkunftsgebäude und ein Wirtschaftsgebäude mit Speisesaal. Darüber hinaus wurden Unterstellhallen sowie sämt- liche Einrichtungen der Ver- und Entsorgung neu gebaut. Entgegen einer starren Gliederung um einen Kasernenhof entstand eine aufgelockerte Anlage in einem Grünraum mit hoher Aufenthaltsqualität. Da die bundeseigene Standortschießanlage in Ulm der neuen Medizinischen Hochschule weichen musste, wurde 1965 entschieden, eine solche Anlage in Dornstadt zu installieren. Ab 1972 erfolgte die Erweiterung der Kaserne auf dem Lerchenfeld mit Gesamtbaukosten von circa 60 Mio. DM. Dabei entstanden typisierte Unterkunftsgebäude in Fertigteilbauweise, ein weiteres Wirtschaftsgebäude sowie eine Sporthalle mit zwei Großspielfeldern und ein Simulationszentrum. Weit auskragende Tragwerke offener Instandsetzungshallen für Kraftfahrzeuge wurden aus Betonfertigteilen erstellt. Zusätzlich wurde der über 250 Hektar große Truppenübungsplatz für die in Dornstadt stationierten Panzerein- heiten angelegt. In den letzten Jahren stand die Sanierung der Liegenschaft und der Aus- bau der Unterkunftsgebäude an. (S.148)

28 52 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 53 Militärische Sonderinfrastruktur Bunker Martin und Gustav Bunker Martin OP-Raum Errichtung Planer OFD München, Arbeitsgruppe Sonderaufgaben, Generalplaner Weidle-Plan Baustelle Bunker Eindrucksvolle Bewehrung Der atomare Wettstreit zwischen den Staaten der NATO und des Warschauer Pakts, sowie Schlagworte wie Eiserner Vorhang und Kalter Krieg durchzogen fast alle Lebensbereiche seit den 60er Jahren. Als Reaktion auf die latente Bedrohung und zur Vorsorge für den Tag X wurden neben Anlagen für den zivilen Schutz auch wichtige Einrichtungen für Depotzwecke, Materialschutz oder zur Aufrechterhaltung von Führungsaufgaben unter Tage gebaut. So entstand unter strenger Geheimhaltung ein bundesweites Netz unterirdisch gebunkerter Luftwaffenkampfführungsanlagen. In Baden- Württemberg waren dies unter anderem die Großanlagen Gustav und Martin. Im Bunker Martin bei Meßstetten wurde von Soldaten der Luftwaffe per Radar der Luftraum über Süddeutschland überwacht. Auch der Bunker Gustav in der Nähe von Lauda-Königshofen diente der Luftverteidigung und wurde von einer Radarführungsabteilung betrieben. Die stark bewehrten, mehrgeschossigen Bunkeranlagen wurden für einen mehrtägigen autarken Betrieb als hermetisch abgeschlossene Funktionseinheit ausgelegt. Sie verfügen über alle Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in erschütterungsresistenter Ausführung. Die grundsätzliche Planung und Entwicklung oblag der Oberfinanzdirektion München. Die örtliche Anpassung und Baudurchführung waren durch die Arbeitsgruppe Sonderaufgaben (AGS) des Bundesministeriums für Verteidigung dem damaligen Staatlichen Hochbauamt III Stuttgart übertragen worden. Diese Gruppe wurde später bundesweit zur Leitbaudienststelle für die zentrale Planung und Koordinierung der Sonderinfrastruktur für die militärischen Nutzer Bundeswehr, Gaststreitkräfte und NATO. Kälteanlage Für autarken Betrieb

29 54 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 55 Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung, Sigmaringen Architekten Staatliches Hochbauamt III Stuttgart, Schroth und Vohrer Nutzer Bundesfinanzverwaltung Bauzeit Erweiterung Das Grundgesetz von 1949 teilte die finanziellen Hoheitsrechte zwischen Bund und Ländern auf. Es entstanden getrennte Finanzverwaltungen des Bundes und der Länder. Als zentrale Aus- und Fortbildungseinrichtung der Bundesfinanzverwaltung wurde das Bildungszentrum in Sigmaringen eingerichtet. Nach vierjähriger Bauzeit wurde die Einrichtung nach einem Entwurf des damaligen Staatlichen Hochbauamts III Stuttgart im Juni 1972 seiner Bestimmung übergeben. Das für rund 26 Mio. DM errichtete Gebäudeensemble ermöglichte eine moderne Form des Ausbildungswesens für Bedienstete des Zolls und sichert seitdem mit einem bedarfsgerechten Fortbildungsangebot den hohen Qualifizierungsstand der Angehörigen der Bundesfinanzverwaltung. Der neu geschaffene, universitätsähnliche Campus für rund 600 Lehrgangsteilnehmer liegt auf einem Hanggrundstück mit Blick auf die Stadt Sigmaringen. Die Bauten des Bildungszentrums fügen sich in einem ausgewogenen Verhältnis in die Landschaft ein und schaffen eine abwechslungsreiche Verzahnung mit den umgebenden Grünflächen. Die Anlage besteht aus sechs senkrecht zum Hang angeordneten Unterkunftsgebäuden, einem auf Stützen stehenden Lehrsaalgebäude, einem Wirtschaftsgebäude mit Speisesaal, einer Sporthalle sowie Wohnungen für das Lehrpersonal. Je nach Gebäudetyp wurde die Tafel- oder Stahlbetonskelettbauweise gewählt. In den Jahren 1978 bis 1993 erfolgten weitere Bauinvestitionen von über 23 Mio. DM, um den ständig steigenden Anforderungen an den Lehrund Internatsbetrieb gerecht zu werden. Dabei entstanden unter anderem ein prägnantes Verwaltungsgebäude, ein Hallenbad und eine Raumschießanlage. Der Gebäudebestand wurde umfassend modernisiert. Mit der Errichtung einer neuen Außensportanlage im Jahr 1993 konnte von nun an eine den Anforderungen gerechte Sportausbildung zentral für die gesamte Bundesfinanzverwaltung durchgeführt werden. Heute ist der Standort Sigmaringen eine von drei Dienststellen des Bildungs- und Wissenschaftszentums der Bundesfinanzverwaltung. (S. 136) Sporthalle Außenliegende Verschattung aus Sichtbeton Forum Mittelpunkt der Anlage, gefasst von Wirtschafts- und Lehrsaalgebäude

30 1970 Erneute Volksabstimmung in Baden-Württemberg: über 80% für den Verbleib Badens im Südweststaat 1970 Der te Gastarbeiter in Baden-Württemberg wird in Stuttgart empfangen Geiselnahme von München bei den Olympische Sommerspielen Das Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg tritt in Kraft 70 er Kreisreformgesetz in Baden-Württemberg Reduzierung der Landkreise auf Autofreie Wochenenden in Deutschland in Folge der Ölkrise 1974 Reduzierung der Hochbauämter Baden-Württembergs zehn Bauämter für den Bund verbleiben 1975 Erneuerung der Auftragsbautengrundsätze Erste Demonstration gegen geplantes Atomkraftwerk in Wyhl Auftakt der Stammheimer Prozesse 1975 Die Bundesregierung beschließt Bauinvestitionsprogramm Ermordung des Generalbundesanwalts Buback durch RAF Lothar Späth wird Ministerpräsident in Baden-Württemberg Alb-Beben mit 5,7 auf der Richterskala Karol Józef Wojtyła wird Papst Johannes Paul II.

31 ZEITGESCHICHTE Umweltprobleme, Frauenrechte und Ostpolitik waren Schlagworte dieser Zeit. In den 70er Jahren politisierten und engagierten sich die Menschen. Zugleich verbreitete die Rote Armee Fraktion Schrecken und Terror in der gesamten Republik. Palästinensische Attentäter stürmten das olympische Dorf in München. Weltpolitisch entstanden neue Krisenherde. Die Sowjetunion marschierte in Afghanistan ein, der Iran wurde zum islamischen Gottesstaat. Die Gesellschaft wurde mit neuen Errungenschaften aus der Technik konfrontiert. Das erste Retortenbaby wurde geboren und Computer für die Massen entstanden. Der internationale Warenverkehr nahm zu und die Reiselust der Deutschen war ungebrochen. An der Grenze zur Schweiz entstanden Gemeinschaftszollanlagen, die eine zügige Abfertigung ermöglichen sollten. In Ulm entstand eines von deutschlandweit fünf Bundeswehrkrankenhäusern, das die Ausbildung und Versorgung von Soldaten und Zivilpersonen sicherstellen sollte.

32 60 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 61 ZEITZEUGEN Klaus-Günter Lange Ministerialrat a.d. / Bundesministerium der Verteidigung Die Bundeswehr befindet sich seit ihrer Gründung 1955 in stetigem Wandel. Die Aufgaben ändern sich und damit auch die baulichen Bedürfnisse Lange: Das Leitbild hat sich nicht verändert. Nach wie vor ist der Staatsbürger in Uniform das Bild, an dem wir uns bis heute orientieren. Das wird auch in Zukunft so sein. Kasernen, die nach Einführung der Wehrpflicht gebaut wurden, sollten nicht mehr die Macht des Staates darstellen, sondern angemessene Unterkünfte für Staatsbürger sein. Der Soldat ist kein blinder Befehlsempfänger, sondern ein aus Einsicht und entsprechend seinen Fähigkeiten handelnder Mensch. Die Nachkriegszeit stand bis Ende der 80er Jahre im Zeichen des Kalten Krieges. Gezeichnet durch Spannungen zwischen Ost und West. Welche Auswirkungen hatte dies auf die Bundeswehr? Lange: In den Schutzfaktor wurde enorm investiert. Für die Luftwaffe wurden Instandhaltungsbunker und Flugplätze gebaut. Man investierte viel in Technik, Depots und Verpflegungsbunker. Das waren erhebliche Kosten. Deutschland war bereits in der Nato, was politisch verpflichtet hat. Wir hatten einen hohen Personalstand und eine richtig große Armee. Bis zum Ende des Kalten Krieges Lange: Dann kam der Fall der Mauer, der Vertrag zur deutschen Einheit und die Auflösung der Nationalen Volksarmee der DDR. Den Soldaten der ehemaligen DDR wurde angeboten, bei der Bundeswehr zu arbeiten. Letztlich erfüllte sich dieses Angebot für Soldaten. Die Bundeswehr setzte das von der Bundesregierung beschlossene Sanierungskonzept für den Osten um. In der Praxis hieß das: Waffen und Panzer der Nationalen Volksarmee zerschreddern und Kasernen der neuen Bundesländer umrüsten. Dort herrschten miserable Zustände. Die Aufräumaktion hat viel Geld und Kraft gekostet. 500 Millionen Euro wurden jährlich für Infrastruktur investiert, bei gleichzeitiger Abrüstung. Während im Osten Offiziersschulen, Krankenhäuser und Truppenübungsplätze gebaut wurden, mussten zum Beispiel in Baden-Württemberg Sanierungen verschoben werden, wie die Kaserne Bruchsal und das Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Hinzu kamen neue Aufgaben. Die Soldaten sollen das Land nicht nur verteidigen, sondern auch Krisen bewältigen und Konflikte verhüten, dort wo sie entstehen. Auch im Ausland. Lange: Die Versorgung läuft aber immer noch hier auf deutschem Boden. Wird ein Soldat im Ausland schwer verletzt, kommt er so bald wie möglich zurück in ein Bundeswehrkrankenhaus. Die militärische Infrastruktur in Deutschland wird jetzt genauso genutzt wie vorher. Das Neue ist: Das Parlament hat beschlossen, wir gehen raus. Zur Bundeswehr gehört auch das Sondereinsatzkommando KSK Calw. Das sind etwa 1000 Fallschirmjäger, die mit Waffen unter extrem harten Bedingungen trainieren. Was war der Anlass für deren Aufstellung? Lange: Mit der deutschen Wiedervereinigung und dem Ende des kalten Krieges änderten sich die sicherheitspolitischen Bedingungen. Konkreter Anlass war die Tatsache, dass 1994 während des Völkermordes in Ruanda deutsche Staatsbürger durch belgische Einsatzkräfte evakuiert werden mussten. Verteidigungsminister de Maizière hat Soldaten und Zivilbeschäftigte der Bundeswehr auf harte Zeiten eingeschworen. Er sagte, die anstehende Reform der Bundeswehr sei mit einer Operation am offenen Herzen zu vergleichen, während der Patient weiter auf der Straße spazieren gehe. Kommt es wirklich so schlimm? Lange: Was genau kommt, kann man jetzt noch nicht sagen. Insgesamt aber weniger Soldaten, weniger Standorte und weniger Bürokratie. Wir brauchen sicher viel mehr hoch spezialisierte Streitkräfte, die unter schwierigen Bedingungen rasch und wirksam zum Einsatz gebracht werden. Der Mensch muss in Zukunft mehr im Mittelpunkt stehen. Wie wollen Sie das realisieren? Die Bundeswehr ist nach Aussetzung der Wehrpflicht doch nur ein Mitbewerber unter vielen bei der Berufswahl eines jungen Menschen. Lange: Ja. Bisher waren wir eine Art Staatsbetrieb. Wir haben uns von der Wehrpflicht verabschiedet, ohne ausreichend auf junge Leute hinzuwirken. Nun müssen wir umlernen und Anreize für die Attraktivität des Dienstes schaffen. Gefragt sind genügend junge, gut ausgebildete Leute. Allerdings dürfen die nach ihrer Zeit bei uns nicht in ein Loch fallen. Deshalb suchen wir verstärkt Kontakte zu Wirtschaftsunternehmen, um den beruflichen Wiedereinstieg nach der Bundeswehrzeit zu erleichtern. Auch planen wir bessere Unterbringungsstandards und die Einrichtung von Eltern-Kind-Arbeitszimmern an 200 Standorten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird eine große Rolle spielen. Rund Männer und Frauen beteiligen sich derzeit an Einsätzen im Ausland. Wird das Bauen dafür weiter zunehmen? Lange: Das muss die Politik entscheiden. Militärische Liegenschaften im Ausland sind besonderen Gefahren wie Erdbeben und terroristischen oder militärischen Angriffen ausgesetzt. Die baulichen Anforderungen sind hoch. Deshalb wird die Bundeswehr künftig noch mehr mit der Industrie und Unternehmen der Baubranche zusammenarbeiten, die sich in diesem Bereich spezialisiert haben. Bauen für militärische Liegenschaften im Ausland ist eine besondere Herausforderung. Welche Erfahrungen haben Sie selbst als Bauleiter gemacht? Lange: In Afghanistan und Usbekistan habe ich erlebt, wie man unter einfachsten Bedingungen arbeitet. Wie haben Sie sich verständigt? Lange: Ich hatte einen russischen Übersetzer. Und mit Händen und Füßen.

33 62 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 63 Standardplanung für Offiziers- und Unteroffiziersheime Unteroffiziersheim Typ D Standardplanung 1972 / 74 (1977 überarbeitet) Die Erfüllung der infrastrukturellen Erfordernisse an Bundeswehrstandorten in wirtschaftlich schwachen Regionen führte in den 70er Jahren zu bundesweit verbindlichen Standardplanungen für häufig wiederkehrende Nutzungszwecke wie Unterkunftsgebäude, Sozialgebäude, Sporthallen und Bataillons-Werkhallen. Ziel war die Rationalisierung der Planungs- und Bauprozesse und ein wirtschaftlicher Betrieb. Im Weißbuch zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Entwicklung der Bundeswehr wurde die allgemeine Priorität von Heimgebäuden und die besondere Priorität von Unteroffiziersheimen postuliert. Heimgebäude sind dienstliche Betreuungseinrichtungen zur Förderung der Zusammengehörigkeit und dienen dienstlichen Veranstaltungen und geselligen Zusammenkünften auch mit Gästen und Angehörigen. Hintergrund dieser Bemühungen waren deutliche Probleme der Attraktivität in vielen damals sogenannten Einöd-Standorten wegen der fehlenden Betreuungseinrichtungen der Bundeswehr. Da die heutige private Mobilität noch nahezu völlig fehlte, verblieb der Soldat häufig auch an den Wochenenden am Standort. Mit verschiedenen Maßnahmen sollte das erkannte Problem schnell gelöst werden: Schon begonnene Planungen von Heimen wurden beschleunigt und gleichzeitig ein Sofortbauprogramm auf Grundlage vorgefertigter Systeme ausgeschrieben. Darüber hinaus entwickelte eine Planungsgruppe beim damaligen Staatlichen Hochbauamt II Tübingen zwischen 1972 und 1974 eine bundesweite Standardplanung für Unteroffiziers- und Offiziersheime, die 1977 fortgeschrieben wurde.

34 64 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 65 Eingangsbereich Unteroffiziersheim Graf-Zeppelin-Kaserne, Calw Entsprechend der Zahl der heimberechtigten Soldaten vor Ort entwarfen die Planer in der Größe gestaffelte Typen. Unter einem gemeinsamen Dach konnten verschiedene Bereiche modular zusammengesetzt werden: - Wirtschaftsbereich mit Küche und Nebenräumen für Tagesverpflegung und Zubereitung kleinerer Speisen - Heimbereich mit Speise- und Frühstücksraum, Club- und Lesezimmer sowie Ausschank-Theke - Eingangszone mit Garderobe, WC und über dachter Terrasse Die Gebäude waren standardmäßig nicht unterkellert, wahlweise brachte man jedoch eine Doppelkegelbahn in einer Teilunterkellerung unter. Der Planung lag ein Konstruktionsraster von 4,80 m mit einem um 60 cm versetzten Ausbauraster von 1,20 m zugrunde. Vorgesehen war eine Stahlbeton-Bodenplatte, der Wirtschaftsbereich war aus tragendem Mauerwerk geplant, der Heimbereich als reine Holzkonstruktion mit Pfosten aus Doppelzangenbindern in Holzleimbauweise. Ein Flachdach mit innen liegender Entwässerung, ein Höhenversatz im Heimbereich und die Belichtung der Innenbereiche über Oberlichtbänder waren vorgesehen, auch brandschutztechnische Überlegungen flossen in die Planung mit ein. Sämtliche Typen und Varianten wurden damals noch ohne CAD-Unterstützung! vom Auswahl- Katalog, über den Planstatus der Haushalts- Offiziersheim Standardplanung Typ A unterlage-bau bis zur ausführungsreifen Werkplanung samt Statik ausgearbeitet und einschließlich Prüfstatik bundesweit aktuell vorgehalten. Selbst Ausschreibungsunterlagen mit Vorschlägen zu Materialfestlegungen waren erstellt worden. Örtlich bestimmte Kunst am Bau ergänzte die öffentlichkeitswirksamen Gebäude. Ein zeitgenössischer Beitrag einer Fachzeitschrift lobte die Standardplanung der Offiziers- und Unteroffiziersheime: Die Heime verbinden auch nach Auffassung der Nutznießer eine optimale Heimraumatmosphäre mit hoher Nutzungsvariabilität. Katalog Bausteinbasierende Erweiterungsplanung Bundesweit griffen in den folgenden Jahren Planer auf die Standardplanung zu und ließen entsprechende Gebäude mit jeweils örtlichen Anpassungen ausführen. In Baden-Württemberg baute man nach der Standardplanung unter anderem in der Alb- Kaserne in Stetten am kalten Markt und der damaligen Ludwig-Erhard-Kaserne in Neuhausen ob Eck. Das nach der Standardplanung errichtete Unteroffiziersheim Munster, Kreis Soltau-Fallingbostel, erhielt 1977 den zum ersten Mal ausgeschriebenen Holzbaupreis Niedersachsen von der Arbeitsgemeinschaft Holz e.v. und dem Holzbeirat Niedersachsen.

35 66 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 67 Gemeinschaftszollanlage Weil am Rhein / Basel Architekt Staatliches Hochbauamt II Freiburg Baukosten 105 Mio. DM Bauzeit Fläche 35 ha Das heutige Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz am Rheinknie hatte schon vor den Römern eine große Bedeutung für den Personen- und Warenverkehr zwischen Nord- und Südeuropa. Mit dem Bau des Gotthardpasses und der Rheinbrücke im 13. Jahrhundert wurde Basel zu einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der europäischen Handelsrouten. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes Mitte des 19. Jahrhunderts und die Erfindung des Automobils Anfang des 20. Jahrhunderts brachten weiteren wirtschaftlichen Aufschwung und damit ein wachsendes Verkehrsaufkommen. Anfang der sechziger Jahre wurde das Autobahnnetz auch auf Schweizer Seite ausgebaut. Schon bald war absehbar, dass zur Bewältigung des zunehmenden Reise- und Warenverkehrs eine leistungsfähige Zollanlage erforderlich würde. Im Juni 1961 wurde daher ein Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Bundesrepublik Deutschland über die Errichtung nebeneinanderliegender Grenzabfertigungsstellen und die Grenzabfertigung in Verkehrsmittel während der Fahrt geschlossen. Die deutsch-schweizerische Gemeinschaftszollanlage Weil am Rhein / Basel wurde aus Platzgründen auf deutschem Gebiet an der Autobahn vorgesehen. Sie wurde nach Abschluss eines Staatsvertrages ab 1963 binational geplant und ab 1976 bis 1982 in mehreren Abschnitten realisiert. Die damals größte europäische Zollanlage besteht je Fahrtrichtung aus drei Fahrstreifen für den Pkw-Verkehr mit je einem Reisendenabfertigungsgebäude und Warenabfertigungsbereichen auf deutscher und schweizer Seite. Ein Bereich für den Reisebusverkehr sowie eine Güterhalle ergänzen die Anlage. Die Reisendenabfertigungen sind mit einem Flächentragwerk überdacht. Außerdem gibt es Touristikzentren mit Restaurants, Wechselstuben und Tankstellen auf schweizer und deutscher Seite. Ursprünglich gab es zur veterinärpolizeilichen Kontrolle bei der Einfuhr von lebenden Tieren eine Untersuchungsrampe sowie eine Pflanzenbeschau und eine Lebensmitteluntersuchungsanlage. Diese Anlagen wurden später zurückgebaut. Das größte Bauwerk der Zollanlage ist die m lange, auf fünfzig Pfeilern ruhende Autobahnbrücke, die zu einem Drittel auf deutscher und zu zwei Dritteln auf schweizer Seite liegt. Sie bildet den markanten Mittelpunkt der Gemeinschaftszollanlage.

36 68 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 69 Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik, Mannheim Innenraum Cafeteria Offene Raumstrukturen Architekt Staatliches Hochbauamt Heidelberg Baukosten 39,6 Mio. DM Bauzeit Mit Gründung der Bundeswehr 1955 beschloss der Bundestag, die Kontrolle über Haushalt, Rüstung und Verwaltung in die Hand einer zivilen Institution zu legen. Hierzu wurde die Wehrverwaltung gegründet, die entsprechend qualifiziertes Personal benötigte. Nach der Einrichtung einer Bundeswehrverwaltungsschule in Mannheim erforderte das wachsende Aufgabenspektrum schon bald den Aufbau einer Bildungs- und Forschungseinrichtung für Fachund Führungskräfte auf wissenschaftlichem Niveau. Im Mai 1961 wurde daher in Mannheim die Akademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik als zentrales Bildungsinstitut der Bundeswehrverwaltung gegründet. Die Anzahl der Lehrgänge und Teilnehmer stieg kontinuierlich wurde der Grundstein für einen neuen Bildungscampus mit Unterkunftsgebäuden und Hörsälen gelegt. Im August 1977 konnte das damalige Staatliche Hochbauamt Heidelberg bereits den ersten Bauabschnitt übergeben. Es folgte im Dezember 1980 der Neubau des Verwaltungs- und Hörsaalgebäudes und im Juli 1981 das neue Wirtschaftsgebäude mit Großküche, Speisesaal und Cafeteria sowie zwei weitere Unterkunftsgebäude und der Umbau des ehemaligen Speisesaals zur Freihandbibliothek. Farbigkeit und offene Raumstrukturen mit Blickbezügen ins Grüne bestimmen die Gebäude. Obwohl der Lehr- und Lernerfolg in erster Linie durch die Qualität der Dozenten, der Lehrmethoden und der didaktischen Hilfsmittel bestimmt wird, stellen Architektur, Raumgestaltung und visuelles Umfeld wesentliche Wirkungsverstärker und Stimulationsfaktoren dar so die damalige Leitaussage einer allumfassenden Gestaltungs- und Kunstkonzeption für die Akademie. Bildungscampus Städtebauliches Modell

37 70 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 71 Bundeswehrkrankenhaus Ulm Architekt Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart Baukosten 245 Mio. DM Bauzeit Auszeichnung Europäischer Stahlbaupreis, 1979 BDA Auszeichnung, 1980 Einhergehend mit der Universitätsgründung in Ulm am Oberen Eselsberg beschloss der Deutsche Bundestag 1968 den Bau eines modernen Bundeswehrkrankenhauses in unmittelbarer Nachbarschaft zu den universitären Einrichtungen. So wurde der Grundstein für ein hervorragendes Wissenschafts- und Forschungsumfeld gelegt, das sich über die nächsten Jahrzehnte hinweg erfolgreich weiterentwickeln sollte. Als Aufgabe des Bundeswehrkrankenhauses wurde die ambulante und stationäre Versorgung von Soldaten und Zivilisten definiert. Gleichzeitig sollte es der Ausbildung ärztlichen Personals der Bundeswehr dienen. Es ist als akademisches Lehrkrankenhaus fester Bestandteil der Universität Ulm. Außer Frauenheilkunde und Geburtshilfe verfügt das Haus über alle medizinischen Fachrichtungen. Für das Bundeswehrkrankenhaus, das 620 Betten beherbergen sollte, wurde 1971 ein Wettbewerb ausgelobt, als dessen Gewinner das Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner hervor ging. Unter der Betreuung der eigens für dieses Projekt gegründeten Staatlichen Hochbauleitung Bundeswehrkrankenhaus Ulm wurde ein Gebäudeensemble geschaffen, das ein Bettenhochhaus in Doppel-L-Form, Flachbaubereiche mit Operationssälen sowie ein Wohnheim für Schwestern und Bedienstete, aber auch Versorgungsgebäude und militärische Unterkünfte umfasste. Im Sinne einer nachhaltigen Gebäudekonzeption wurde das Bettenhaus in Stahlskelettbauweise ausgeführt, um eine möglichst hohe Grundrissflexibilität für zukünftige Nutzungsanpassungen zu erreichen. Den damaligen Sicherheitsanforderungen entsprechend, wurde ein großer Teil des Hauses unterirdisch als autarke Einheit gespiegelt, um im Falle eines atomaren Schlages die Gesundheitsversorgung des Militärs weiterhin sicherzustellen. Nach fünfjähriger Bauzeit zogen im Januar 1980 die ersten Patienten in der Dermatologie ein. Noch im gleichen Jahr war das gesamte Krankenhaus in Betrieb. Das Projekt erhielt 1979 den Europäischen Stahlbaupreis und ein Jahr später eine Auszeichnung durch den Bund Deutscher Architekten. Seit 2002 wird das Bundeswehrkrankenhaus in laufendem Betrieb saniert (S. 130).

38 1980 Der erste Golfkrieg beginnt Die Grünen sind erstmals im Landtag von Baden-Württemberg vertreten Helmut Kohl wird deutscher Bundeskanzler 1982 Nicole gewinnt den Grand Prix d Eurovision de la Chanson mit Ein bisschen Frieden 80 er Protest vor US-Stützpunkt Mutlangen gegen Stationierung nuklear bestückter Pershing II Raketen 1983 AIDS gerät in das Bewusstsein der Öffentlichkeit 1984 Apple bringt den ersten Macintosh auf den Markt 1984 Neubau der Stuttgarter Staatsgalerie, Achitekt: James Stirling Unterzeichnung des Schengener Abkommens, tritt erst 1995 in Kraft Boris Becker gewinnt im Alter von 17 Jahren das Tennisturnier von Wimbledon Reaktorunglück von Tschernobyl 1986 Neufassung des BauGB mit neuen Akzenten bei Umweltschutz und Stadtentwicklung Unglück beim Flugtag in Ramstein Computerwurm Morris legt, beim Versuch Rechner zu zählen, 10 Prozent des Netzes lahm Fall der Berliner Mauer

39 ZEITGESCHICHTE Es war die Zeit von Aerobic und Bürgerinitiativen, Aids und Tschernobyl. Die Entscheidung für das abendliche Fernsehprogramm wurde durch eine Vielzahl neuer Privatsender nicht leichter. Die CD löste die Schallplatte ab. Die Umwelt- und Friedensbewegung machte durch Großdemonstrationen auf sich aufmerksam und führte zur Gründung einer neuen Partei. Boris Becker und Steffi Graf machten den Tennissport durch ihre Erfolge populär. Aber es war auch das letzte Jahrzehnt der Trennung von BRD und DDR. In Baden-Württemberg formierte sich der Widerstand gegen den NATO-Doppelbeschluss in Mutlangen. Für den Bundesbau war es eher ein ruhiges Jahrzehnt, was Neuplanungen betrifft. Die Sanierungen der Weißenhofsiedlung in Stuttgart und des Reichenauer Hofs in Ulm bereiteten die Bauverwaltung auf ein Thema vor, das in den nächsten Jahrzehnten eine immer wichtigere Rolle spielen sollte.

40 76 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 77 ZEITZEUGEN Ekkehard Schmidl Abteilungsleiter für Rechts- und Fachaufsicht bei der Bundesfinanzdirektion Südwest Die Aufgaben der Zollverwaltung haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stetig weiterentwickelt. Wo steht die Verwaltung heute? Schmidl: Wir haben eine Vielzahl an Aufgaben. Klassisch erheben wir Zölle und Steuern, die im grenzüberschreitenden Warenverkehr mit Drittländern zu entrichten sind. Die Zollverwaltung gibt es aber nicht nur an der Grenze. Die 43 Hauptzollämter übernehmen im Binnenbereich des Bundesgebiets noch weitere Aufgaben. Seit 1991 ist die Zollverwaltung an der Bekämpfung der Schwarzarbeit in Deutschland beteiligt. Mit rund Beschäftigten an den 113 Standorten der heutigen Finanzkontrolle Schwarzarbeit trägt der Zoll zur gerechten und korrekten Abführung der Abgaben, wie zum Beispiel den Sozialversicherungsbeiträgen, bei. Und wir sind der größte Gerichtsvollzieher in Deutschland. Neben der Vollstreckung eigener Forderungen bei Zöllen und Verbrauchsteuern, vollstreckt die Zollverwaltung auch öffentlich-rechtliche Geldforderungen für andere Auftraggeber. Wir werden zum Beispiel auch tätig, falls jemand zu Unrecht Arbeitslosenunterstützung bezogen hat, und der Rückzahlungsaufforderung der Bundesagentur für Arbeit nicht nachkommt. Wie haben sich die Bauten des Zolls verändert? Schmidl: Bis in die 1980er und 90er Jahre waren Zollämter nicht selten noch in den Innenstädten in der Nähe von Bahnhöfen angesiedelt. Mit der Verlagerung des Warentransports von der Schiene auf die Straße bekam die verkehrsgünstige Lage zu Autobahnen einen hohen Stellenwert. Aus diesem Grund wurden neue Zollämter nahe den Autobahnen gebaut. Moderne Grenzanlagen, wie zum Beispiel die Gemeinschaftszollanlage Rheinfelden-Autobahn, werden heute unter dem Gesichtspunkt der Rückbaumöglichkeit gebaut falls sie durch einen EU-Beitritt der Schweiz nicht mehr gebraucht werden. Aus unserer Sicht sind die baulichen Maßnahmen dank innovativer Lösungen der Bauverwaltung gut gelöst. Die Beschäftigten sind sehr zufrieden auch mit dem Raumklima in den Neubauten. Die Grenzzollämter an der Schweizer Grenze führen den Zoll ab Schmidl: Richtig. Die Einnahmen, die wir an Drittlandsgrenzen als klassische Zölle erheben, verbleiben nicht bei der Bundesrepublik Deutschland. Sie fließen der Europäischen Union zu. Durch die Entwicklung des Gemeinschafts- rechts ist die Gesetzgebungs- und Ertragskompetenz fast vollständig auf die Europäische Gemeinschaft übergegangen. Im Jahr 2010 hat die deutsche Zollverwaltung zum Beispiel 4,4 Milliarden Euro an klassischen Zöllen eingenommen, die der Europäischen Union zukamen. Welches sind die bedeutendsten Einnahmen des Zolls? Schmidl: Die Verbrauchsteuern. Der Zoll verwaltet Verbrauchsteuern auf Energie und Genussmittel, wie zum Beispiel Tabak, Kaffee, Bier und Branntwein. Mit einem Anteil von über 13 Prozent am Gesamtsteueraufkommen Deutschlands stellen sie einen wichtigen Beitrag zum Staatshaushalt dar. Wie ist das Selbstverständnis der Zollverwaltung heute? Schmidl: Wir sehen uns als Partner der Wirtschaft. Der Schutz und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft stehen im Vordergrund. Die Unternehmen begrüßen es, wenn der Zoll eingreift, um wirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Nehmen Sie das Beispiel Produktpiraterie: Produktfälscher beuten fremde Ideen aus, ohne selbst in deren Entwicklung zu investieren. Der Zoll beschlagnahmt und vernichtet in Zusammenarbeit mit den Markeninhabern gefälschte Produkte. Im Jahr 2010 hat der deutsche Zoll mehr als 2,4 Millionen Plagiate angehalten. Gefälscht wird in allen Bereichen: Software, Medikamente, Bekleidung, Autoteile, Uhren. Am Stuttgarter Flughafen hatten wir zum Beispiel so einen Fall. Da mussten wir, nachdem die Fälschung aufflog, die unechten Markenuhren vernichten. Wir haben eine Dampfwalze drüber fahren lassen. Für uns gehört die Bekämpfung der Produktpiraterie zum täglichen Geschäft. Der Gütertransport und die Staus auf den Straßen nehmen weiter zu. Um die Lkw zügiger abzufertigen, wird an der Schweizer Grenze das neue System Transito eingesetzt. Wie sind die Erfahrungen damit? Schmidl: Transito ist ein voller Erfolg. Seit der Einführung 2006 an der Zollanlage Rheinfelden-Autobahn hat es keinen einzigen Meter Lkw-Stau mehr in Süd-Nord-Richtung gegeben. Der Lkw-Fahrer braucht nun nicht mehr auszusteigen, um seine Formalitäten zu erledigen, sondern fährt direkt zu den hoch geständerten Kabinen, die mit jeweils einem Zöllner aus Deutschland und aus der Schweiz besetzt sind. Das spart viel Zeit. Derzeit wird die Zollanlage in Weil am Rhein aufwendig umgebaut, damit auch dort das Verfahren Transito eingeführt werden kann. Wir rechnen pro Kabine und Lkw mit zwei bis drei Minuten für die Abfertigung. Wenn alle drei Kabinen besetzt sind, wird das voraussichtlich den Stau auf der Autobahn 5 pro Stunde um 1,5 Kilometer verkürzen. Der Leiter des Autobahnzolls Rheinfelden/Schweiz sagte der Badischen Zeitung: Je schneller wir arbeiten, um so mehr Lkw ziehen wir an. Können Sie das bestätigen? Schmidl: Wie sich der Verkehr weiter entwickelt, haben wir natürlich nicht in der Hand. Wir können bestätigen, dass die Zahl der Lkw tendenziell zunimmt. Die Zahl der Lkw zur Ausreise hat sich zum Beispiel in Waldshut-Tiengen innerhalb der letzten sechs Jahre um rund 37 Prozent erhöht. Auch dieses Grenzzollamt wurde aufwendig umgebaut. Die modernisierte Gemeinschaftszollanlage ging im August 2011 in Betrieb. Haben Zollbeamte einen guten Riecher für Schmuggler? Schmidl: Die Kontrollen finden nach dem Zufallsprinzip statt. Allerdings haben einige Beamte tatsächlich ein gewisses Gespür dafür, wen man kontrollieren könnte. Und sie haben damit Erfolg. Fragen Sie mich bitte nicht, woher diese Ahnung kommt. Man hat es oder man hat es nicht. Es gibt aber keine Kopfprämie, wie manchmal vermutet wird. Ob einer 5 oder 100 Schmuggler aufgreift, spielt keine Rolle. Kontrollieren Sie auch den Herrn im feinen Anzug? Schmidl: Jeder kann drankommen. Auch das vertrauenswürdige ältere Ehepaar. Schmuggler legen ja großen Wert darauf, nicht aufzufallen. So wie zum Beispiel ein freundlicher Rentner, der im Kofferraum seines Fahrzeugs nur einen Spazierstock liegen hatte. Ein Beamter wurde stutzig und ließ den Stock überprüfen. Im Innern waren Euro versteckt.

41 78 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 79 Gemeinschaftszollanlage Bietingen / Thayngen Architekt Staatliches Hochbauamt Radolfzell Baukosten 16 Mio. DM Bauzeit Die Weiterführung der Autobahn A 81 von Würzburg an den Bodensee erhöhte die Belastung des alten Grenzübergangs um ein Vielfaches. Aus diesem Grund erstellten die Bundesrepublik Deutschland und die schweizerische Eidgenossenschaft auf der Verkehrsachse Stuttgart- Zürich eine neue Gemeinschaftszollanlage. Die Gebäude auf der deutschen Seite wurden vom damaligen Staatlichen Hochbauamt Radolfzell ausgeführt. Das Herzstück der Anlage Bietingen-Thayngen sind die beiden Abfertigungsgebäude und eine Fahrbahnüberdachung mit leuchtend gelb gestrichenem Raumtragwerk. Die Anlage bekommt dadurch einen hohen Wiedererkennungswert. Den Abfertigungsgebäuden zugeordnet ist je ein Lkw-Vorstauraum. Die Kontrolle der Waren erfolgt an einem Rampengebäude mit angeschlossenem Zollhof. Das zweigeschossige deutsche Zollgebäude gliedert sich in vier Bereiche: die Waren- und Reisendenabfertigung mit Hallen- und Schalterräumen, die Räume für den Bundesgrenzschutz und im Obergeschoss die Verwaltungs- und Unterrichtsräume. Die bestimmenden Elemente für die äußere Gestaltung des Gebäudes sind die klare Formensprache und das klassische Sichtmauerwerk. Materialien wie Buchenholz und Granit geben den Innenräumen eine hochwertige, dauerhafte und freundliche Atmosphäre.

42 80 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 81 Weißenhofsiedlung Stuttgart Sanierung Architekt Staatliches Hochbauamt III Stuttgart Baukosten 9,5 Mio. DM Sanierung Die Weißenhof-Siedlung in Stuttgart ist eines der herausragenden Zeugnisse des Neuen Bauens in Deutschland. Sie wurde 1927 im Rahmen einer internationalen Ausstellung auf Initiative des Deutschen Werkbundes errichtet. 17 namhafte Architekten aus Deutschland, Holland, Österreich und der Schweiz schufen auf dem Ausstellungsgelände am Stuttgarter Killesberg unter der künstlerischen Oberleitung von Mies van der Rohe ein mustergültiges Wohnprogramm für den modernen Großstadtmenschen. Es entstanden voll funktionsfähige Experimentalbauten, die als Teil des kommunalen Wohnungsbauprogramms später als Mietwohnungen dienten. In der Zeit des Nationalsozialismus war die Flachdachsiedlung offener Verachtung ausgesetzt verkaufte die Stadt Stuttgart die Grundstücke an das Deutsche Reich. Der Zweite Weltkrieg verhinderte zwar den beabsichtigten Abbruch der Siedlung und den Bau eines pompösen Generalkommandos an dieser exponierten Stelle, jedoch wurden acht Häuser bei einem Luftangriff zerstört. Nach 1945 übernahm die Bundesrepublik Deutschland die Siedlung. Der Abriss von zwei Häusern ohne Bombentreffer vernichtete weitere historische Bausubstanz. An Stelle der zerstörten oder abgerissenen Gebäude entstanden störende und unmaßstäbliche Ersatzbauten sowie An- und Umbauten wurden die noch bestehenden elf Originalgebäude von ursprünglich 21 unter Denkmalschutz gestellt forderte der gemeinnützige Verein Freunde der Weißenhofsiedlung e.v. mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit die Rettung und Wiederherstellung des Architekturdenkmals veranlasste der Bund die denkmalgerechten Gesamtsanierung. Die Restaurierung der elf Originalgebäude erfolgte durch das damalige Staatliche Hochbauamt III Stuttgart in drei Bauabschnitten und wurde 1987 abgeschlossen. Das Sanierungskonzept umfasste neben dem Schwerpunkt der baulichen Instandsetzung und Substanzerhaltung auch Maßnahmen zur Gebäudemodernisierung sowie denkmalgerechte Restaurierungsarbeiten. Das äußere Erscheinungsbild aller elf Originalgebäude entspricht heute wieder weitgehend dem historischen Vorbild. Im Innern konnten fünf Wohnungsgrundrisse in den originalen Zustand zurückgeführt werden. An den Gesamtkosten in Höhe von 9,5 Mio.DM beteiligte sich die Stadt Stuttgart mit 3 Mio. DM. Heute ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Eigentümerin für den denkmalgerechten Erhalt der Gebäude zuständig.

43 82 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 83 Reichenauer Hof, Ulm Sanierung Das im 14. Jahrhundert erbaute und im 16. Jahrhundert erweiterte ehemalige Patrizierhaus steht, nicht zuletzt auch wegen der im sogenannten Meistersingersaal erhaltenen gotischen Fresken unter Denkmalschutz. Die Bezeichnung Reichenauer Hof deutet auf die Funktion als Wirtschaftshof des ehemaligen Klosters Reichenau hin. Das Gebäude war über 250 Jahre lang Wohnsitz bedeutender Ulmer Patrizierfamilien und diente im 19. Jahrhundert, nach der Übernahme durch das Deutsche Reich, als Kommandanturgebäude der Bundesfestung Ulm. Heute wird es vom Staatlichen Hochbauamt Ulm und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben genutzt. Mitte der 80er Jahre ließ der bauliche Zustand eine solche Nutzung nicht zu. Schäden in der Konstruktion, desolate Installationen und mangelhafter Brandschutz erzwangen die Räumung des Hauses. Im Zuge der denkmal- gerechten Sanierung erfolgten die Wiederherstellung der Tragfähigkeit konstruktiver Teile und eine Aufstockung des Nord- und Westflügels zur Gewinnung zusätzlicher Arbeitsplätze. Während des Wiederaufbaus in den Jahren 1947/48 war im Südflügel eine Sichtbetontreppe eingebaut worden, die weder formal befriedigend war noch den brandschutztechnischen Vorschriften zur Zeit des Umbaus genügte. Sie wurde durch eine geschlossene Treppenanlage mit profilierter Glastrennwand ersetzt, um dem Charakter des alten Patrizierhauses nahezukommen. Den Anforderungen an eine zeitgemäße Nutzung als repräsentatives Verwaltungsgebäude wird der Reichenauer Hof auch heute noch gerecht. Er erfüllt damit in guter Weise die Kriterien der Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb. Architekten Staatliches Hochbauamt Ulm, Schäfer, Becker, Reisert, Ulm Baukosten 7,4 Mio. DM Sanierung

44 84 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 85 Hohenberg-Kaserne, Horb am Neckar Sanierung Architekt Staatliches Hochbauamt Baden-Baden Baukosten 80 Mio. DM Sanierung Antreteplatz Künstlerische Platzgestaltung Die in den Jahren 1935 bis 1937 für die Wehrmacht errichtete Kaserne ist eine von vielen typischen Anlagen, die rund um einen, mit Bäumen gesäumten Antrete- und Exerzierplatz angeordnet wurden. Die Kaserne trug ursprünglich den Namen Ypern-Kaserne, benannt nach der im Ersten Weltkrieg umkämpften westflämischen Stadt. Die Stationierung der Wehrmacht endete im April 1945 mit der Besetzung durch die Französische Armee, die zunächst eine Gendarmerieschule einrichtete. Von 1953 bis 1977 nutzte das französische Militär die Anlage als Kaserne und benannte sie in Quartier Moncey um. Bis zur Übernahme durch die Bundeswehr stand die Anlage leer. Nach Entwicklung eines umfassenden Sanierungskonzeptes wurde 1983 der Planungsauftrag für die Sanierung und Wiederbelegung erteilt. Für die Reaktivierung des Kasernenareals durch das Staatliche Hochbauamt Baden-Baden waren umfangreiche Abbruch-, Sanierungs-, Um- und Erweiterungsbaumaßnahmen nötig. So wurde unter anderem das bestehende Wirtschaftsgebäude mit Speisesälen und Mannschaftsheim grundlegend saniert. Truppenküche und Technikräume befinden sich in einem eingeschossigen, dreieckförmigen Erweiterungsbau mit Pultdach und Lichthof. Auch der technische Bereich der Kaserne und die Außenanlagen mussten grundlegend erneuert werden. Der zentrale Antreteplatz wurde vom Künstler Mathias Ohndorf mit großen geometrischen Formen neu gestaltet. Im Juli 1989 bezog die Bundeswehr die modernisierte Hohenberg-Kaserne. Mit der Stationierungsentscheidung von 2004 wurde die Schließung des Standortes nach nur 15-jähriger Nutzungsdauer beschlossen. ABC Übungsgebäude Hell durch Glasfassaden und große Lichtkuppel Wirtschaftsgebäude Anbau in Form eines Dreiecks

45 86 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 87 Arbeitsverwaltung Arbeitsamt Karlsruhe Arbeitsamt Karlsruhe Architekt Michael Weindel, Waldbronn Baukosten 50 Mio. DM Bauzeit Neubauprogramm Arbeitsämter Bauherr Bundesanstalt für Arbeit Zeitraum Die Erfolge des ungeahnten Wirtschaftsaufschwungs der Nachkriegszeit prägten das Deutsche Wirtschaftswunder. Mit dem Konjunktureinbruch und der Ölkrise von 1973 endete die Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosenzahlen stiegen ständig. Die Arbeitsämter alter Struktur und Infrastruktur konnten vor diesem Hintergrund das Aufgabenwachstum nicht mehr bewältigen. In der Folge entwickelte die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg ein Neubauprogramm, das weitgehend auf den Umbau und die Modernisierung der Bausubstanz früherer Jahrzehnte verzichtete und Neubauten an zentralen Standorten vorsah. Zur Planung und Durchführung bediente sich die damalige Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg mit ihrer Bauabteilung, auf Grundlage der Organleihe, der Bauverwaltungen der Länder. Sie setzte mit ihren Nutzungsanforderungen selbstbewusst deutlich höhere Standards und qualitative Maßstäbe. Es entstanden flächendeckend neue Arbeitsämter. Nach Abschluss des Neubauprogramms beendete die Bundesanstalt die Zusammenarbeit mit der Landesbauverwaltung wieder. In Baden-Württemberg wurden Arbeitsämter und Nebenstellen in viele Städten durch die Staatlichen Hochbauämter realisiert. Als Beispiel für die Vielzahl der Projekte für die Bundesanstalt für Arbeit steht der vom Staatlichen Hochbauamt Baden-Baden betreute Neubau des Arbeitsamtes Karlsruhe. Der Hauptbau des Arbeitsamtes besteht aus zweibündigen Gebäudeflügeln in Kammstruktur, die sechs Hofbereiche umschließen. Sondernutzungen wie das Berufsinformationszentrum, der Sitzungssaal und eine Kantine sind dem Hauptbaukörper halbkreisförmig und dreigeschossig in einem Solitärbau vorgelagert, der über einen Vorplatz die Besucher empfängt. Die einladende Atmosphäre des Eingangsbereichs unterstützt das Selbstverständnis des Arbeitsamtes als moderner Dienstleister. Dieser Gedanke stand sicherlich Pate bei vielen Gebäuden für die Bundesanstalt für Arbeit. Dass bei den realisierten Arbeitsämtern vielfach Kunst am Bau integriert wurde, ist auch unter diesem Aspekt zu sehen.

46 Deutsche Wiedervereinigung 1990 Deutsch-Französische Brigade tritt in Dienst in Böblingen 1990 Der Grüne Punkt wird als Kennzeichen für recyclebare Verpackungen eingeführt Der Zweite Golfkrieg mit militärischem Großeinsatz der Vereinigten Staaten im Nahen Osten 90 er Vertrag über die Europäische Union in Maastricht unterzeichnet World Wide Web wird zur Nutzung freigegeben 1994 Privatisierung der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Bundespost 1994 Bundesverfassungsgericht: Bundeswehrauslandseinsätze innerhalb von NATO / UN-Mandaten zulässig 1996 Oberfinanzdirektionen Freiburg und Karlsruhe werden zur OFD Karlsruhe vereinigt 1997 Oderhochwasser Im Kyotoprotokoll werden internationale Vereinbarungen zum Umweltschutz getroffen 1998 Neuorganisation der Staatlichen Hochbauverwaltung in Baden-Württemberg 1999 Werbe- und Sympathiekampagne Baden-Württembergs: Wir können alles. Außer Hochdeutsch Beteiligung der Bundeswehr am NATO-Einsatz im Kosovo Orkan Lothar richtet große Schäden in Baden-Württemberg an

47 ZEITGESCHICHTE Berlin als gesamtdeutsche Hauptstadt, der vom Künstlerehepaar Jean Claude und Christo ganz in weiß verpackte Reichstag und Ereignisse wie der erste Kriegseinsatz der Bundeswehr seit dem 2. Weltkrieg im Kosovo markierten dieses Jahrzehnt der Höhen und Tiefen. Euphorie herrschte zu Beginn des Jahrzehnts, als BRD und DDR sich endgültig wiedervereinten. Ein großer Zapfenstreich der Bundeswehr in Berlin beendet die Ära der Siegermächte auch symbolisch. Sportliche Höhepunkte wie der deutsche Sieg bei der Fußballweltmeisterschaft in Italien reihen sich an Jahrhundertkatastrophen wie die des Oderhochwassers. Globalisierung wird das Schlagwort der Dekade. Europa proklamiert das Ende der Nationalstaaten. Die Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarkts bildet zu Beginn der Jahre den Auftakt. Schengener Abkommen und Maastricht-Verträge beweisen: Die Einzelstaaten sind bereit, Teile ihrer Souveränität an die EU abzutreten. Neben all den politischen Ereignissen vollzieht sich mit der Verbreitung des Internets und der Gründung von Diensten wie ebay eine Kommunikationsrevolution.

48 92 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 93 ZEITZEUGEN Hanspeter Sänger Bürgermeister in Müllheim von 1971 bis 2003 Herr Sänger, Sie waren 32 Jahre Bürgermeister in Müllheim. Lange vor der Gründung der Deutsch-Französischen Brigade haben Sie sich für die deutschfranzösische Freundschaft eingesetzt. Sänger: Als ich 1971 Bürgermeister wurde, war es mein Wunsch, mich für die deutsch-französische Freundschaft zu engagieren, da unsere Stadt nahe an der deutschfranzösischen Grenze liegt und hier zwei französische Regimenter stationiert waren. Die Bürger hatten ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu den französischen Soldaten und ihren Familien entwickelt. An Weihnachten und Neujahr brachten sie den Wachsoldaten Geschenke an die Kaserne. Diese Gesten der Freundschaft haben die Französen sehr beglückt. Es wurden ein deutsch-französischer Stammtisch und ein deutsch-französischer Damenkreis gegründet. Und schon früh haben sich französische Bürger und ihre Kinder in Vereinen engagiert, was das soziale Miteinander stärkte. Wir hatten im Laufe der Jahre einen sehr freundschaftlichen Kontakt zu den örtlichen Colonels aufgebaut, als plötzlich die beiden Regimenter im Sommer 1990 abgezogen wurden. Diese jahrelang gewachsene Kooperation war sicher ausschlaggebend, dass Müllheim als Standort der Deutsch-Franzö- sischen Brigade gewählt wurde. Die französische Regierung wusste, dass die französischen Soldaten und ihre Familien im Rahmen der deutsch-französischen Brigade in Müllheim willkommen sind. Heute sind am Standort Müllheim neben dem Stab auch die Stabskompanie sowie das gemischte Versorgungsbataillon beheimatet französische und deutsche Soldaten und 60 Zivilbedienstete leisten gemeinsam ihren Dienst. Was hätte wohl der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer dazu gesagt? Sänger: Diese Entwicklung hätte ihn sicher sehr erfreut. Zumal das Verhältnis unserer beiden Völker durch die Jahrhunderte von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt war. Adenauer hat in seinen Memoiren selbst bekannt, er sei mit großer Sorge erfüllt gewesen, als er 1963 das erste Mal den französischen Präsidenten Charles de Gaulle traf. Am Ende der sehr persönlichen Gespräche unterzeichneten beide Staatsmänner den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, der als wichtige Grundlage für die Entwicklung der deutsch-französischen Freundschaft gilt. Die Zusammenarbeit im militärischen Bereich vereinbarten der französische Präsident François Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl im Jahr Als am 2. Oktober 1989 dann die Deutsch-Französische Brigade in Böblingen gegründet wurde, war der Grundgedanke, ein gemeinsames Bündnis für die Verteidigung der gemeinsamen freiheitlichen Werte und der Demokratie zu schaffen. Wie haben Sie erreicht, dass der Brigadestab 1992 in Müllheim stationiert wurde? Sie haben sich auch an den französischen Staatspräsidenten gewandt Sänger: Ich hatte von den beiden französischen Colonels erfahren, dass Präsident Mitterrand, wie nur wenige Franzosen, großen Wert auf eine ausdrucksstarke, von den großen französischen Dichtern und Denkern übernommene Sprache legt. Die beiden sprachlich hochbegabten Colonels haben den Entwurf meines Schreibens in diese Hohe Sprache übersetzt. Das dauerte bis spät in die Nacht. Mitterrand hat es offensichtlich persönlich gelesen, denn er hat einige ihm wichtige Textpassagen besonders markiert. Was haben Sie ihm denn versprochen? Sänger: Ich verdeutlichte ihm die gute geografische Lage der Stadt und wies mit einigen Beispielen darauf hin, dass die bisher gelebte Freundschaft das beste Fundament für die deutsch-französische Brigade ist. Wir sicherten auch unser Bemühen zu, dass die Stadt die französischen Kinder im vorschulischen und schulischen Bereich gleich behandeln wolle. In der Tat haben wir in der Kita, im Kindergarten und in der Grundschule Modellprojekte mit großem finanziellen Aufwand geschaffen. Und dann kam die Nachricht mit der Zusage Sänger: (lacht) Das war ein glücklicher Tag. Ich bin mit meiner Frau nach Böblingen gefahren, mit viel Informationsmaterial und 100 Flaschen Gutedel im Auto. Ich wollte den französischen und deutschen Soldaten unsere Stadt und das Markgräflerland als gute Weingegend vorstellen, indem ich gleich zur Tat schritt. Was hat sich mit der Brigade in der Stadt verändert? Sänger: Die alten Kasernen und weitere Gebäude wurden für etwa 100 Mio. DM modernisiert und viele neue Einrichtungen geschaffen. Davon profitierten viele Handwerker vor Ort. Heute ist die Brigade der größte Arbeitgeber in der Stadt. Wenn die Familien der Soldaten durch die Stadt gehen und am geselligen und kulturellen Leben teilnehmen, gehören sie selbstverständlich zu uns. Es heißt, Soldaten seien ein Wandervolk. Doch viele sagen, hier gefällt es uns. Und es gibt nicht wenige, die hier ihren Lebensabend verbringen wollen und bereits gebaut haben. Das ist auch ein Beweis für unsere Freundschaft.

49 94 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 95 Deutsch-Französische Brigade Feldwebelwohnheim, Immendingen Architekt Staatliches Hochbauamt II Freiburg Baukosten 5,6 Mio. DM Bauzeit Auszeichnung Beispielhaftes Bauen Landkreis Tuttlingen Architektenkammer Baden-Württemberg Die Entscheidung zur Gründung der Deutsch- Französischen Brigade wurde am 13. November 1987 zwischen Präsident François Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Kohl auf einem Gipfeltreffen in Karlsruhe getroffen. Im Oktober 1989 wurde die Deutsch-Französische Brigade mit ihrer Aufstellung in Böblingen offiziell gegründet. Seitdem leistet sie einen entscheidenden Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft und der Verständigung im Sinne eines vereinten Europas. Sitz des Brigadestabs ist seit 1992 Müllheim. Die Einheiten der Brigade sind auf die Standorte Müllheim, Donaueschingen und Immendingen aufgeteilt. Seit April 2010 ist eine Truppeneinheit auch im Elsass aufgestellt. Der binationale Truppenverband umfasst rund 6000 Soldaten. Er hat sich seit seiner Gründung als Modell für die immer wichtiger werdende multinationale militärische Zusammenarbeit entwickelt. Die Brigade ist als Infanteriebrigade mit integriertem Versorgungsbataillon Teil des Eurokorps. Dessen Einheiten können als schnelle Eingreifverbände mit der Befähigung für friedenssichernde Operationen eingesetzt werden. Neben militärischen Aufgaben, wie der Beteiligung an den Einsätzen auf dem Balkan oder in Afghanistan, nimmt die Deutsch-Französische Brigade auch zivile Aufgaben wahr, zum Beispiel Katastrophenhilfe nach dem Orkan Lothar, der Haverie des Öltankers Erika vor der bretonischen Küste oder dem Elbehochwasser. Ein wichtiges Projekt für die Deutsch-Französische Brigade war das 1998 errichtete Feldwebelwohnheim am Standort Immendingen. Es verfügt über 52 Einzelappartements zur Unterbringung von Feldwebeln und Offiziersanwärtern. Mit dieser Baumaßnahme konnte der vorhandene Unterbringungsstandard wesentlich verbessert werden. Der vom Staatlichen Hochbauamt II Freiburg entworfene Neubau wurde außerhalb der bestehenden Kasernenanlage auf einem leicht nach Nordwesten abfallenden Grundstück errichtet. Mit seiner prägnanten Architektur setzt er ein weithin sichtbares Zeichen. Das Gebäude besteht aus einem zweiund einem dreigeschossigen Baukörper, die parallel zur Hangkante platziert sind. Zwischen den Baukörpern weitet sich der Raum zur zentralen, verglasten Eingangshalle. Die betonierten Schottenwände der Appartements tragen die massiven Geschossdecken und die Dachkonstruktion aus Holz. Die Fassaden bestehen aus einer hinterlüfteten Holzkonstruktion, die größtenteils mit Zementfaserplatten verkleidet ist. Der Beitrag des Künstlers Peter Mell ist aus einem beschränkten Wettbewerb zur Kunst am Bau hervorgegangen. Farbtafeln, die in die Holzfassade integriert sind, schaffen einen fließenden Übergang vom Außenbereich in den Innenraum des Foyers. Die Tafeln sind in den Farben der deutschen und französischen Nationalflaggen lackiert und thematisieren durch die variable Anordnung des Farbkanons der Flaggen die Idee des Gemeinsamen und Verbindenden der Deutsch-Französischen Brigade.

50 96 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 97 Bundesamt für Post und Telekommunikation, Konstanz Architekt Staatliches Hochbauamt Radolfzell Baukosten 8,9 Mio. DM Bauzeit Durch das Poststrukturgesetz wurde im Jahr 1989 die Organisation der Deutschen Bundespost neu geordnet und strikt nach unternehmerischen und hoheitlichen Aufgaben getrennt. Die Außenstelle Konstanz der für die Rechtsaufsicht und Regulierungsaufgaben zuständigen Behörde bekam die hoheitlichen Aufgaben für die Regionalbereiche Freiburg, Offenburg, Rottweil und Ravensburg übertragen. Für das größere Aufgabenvolumen, das die Einstellung neuer Mitarbeiter zur Folge hatte, bot der Altbau aus dem Jahr 1936 nicht mehr genügend Platz. Das Bundesamt für Post und Telekommunikation liegt in reizvoller Bodenseelandschaft am Rande des Konstanzer Stadtteils Allmansdorf. In dieser herausragenden Lage mit Blick auf die Insel Mainau wurde durch das Staatliche Hoch- bauamt Radolfzell ein Ergänzungsbau in drei Abschnitten geplant. Um den bestehenden Antennenturm legt sich halbkreisförmig der Messraum mit den technischen Anlagen zur Funküberwachung. Parallel zum Altbau schließt der zweigeschossige Verwaltungstrakt mit Laboren und weiteren Messräumen an. In seiner Verlängerung sind die Garagen der Messfahrzeuge angeordnet. Der gesamte Gebäudekomplex fügt sich, nicht zuletzt aufgrund der sehr aufwendigen Gestaltung der Außenanlagen, ausgesprochen harmonisch in die landschaftlich exponierte Lage ein und erlaubt von innen wie von außen die begehrten Ausblicke auf den See. ALTBAU

51 98 60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 99 Bundesanwaltschaft, Karlsruhe Architekt Prof. O.M.Ungers, Köln Baukosten 39,1 Mio. DM Bauzeit Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof hatte seinen Dienstsitz bis 1998 auf dem Gelände des Bundesgerichtshofs. Anfang der 80er Jahre gab es erste Pläne zur Erweiterung des Bundesgerichtshofs und der Bundesanwaltschaft im nördlichen Teil des Areals. 1985/86 fand hierzu ein Ideenwettbewerb statt, bei dem das Preisgericht je einen ersten Preis an Prof. O. M. Ungers und an Prof. E. Rossmann und Partner vergab. Nach einer erheblichen Vergrößerung des Raumprogramms wurde schließlich im Jahre 1989 entschieden, das Dienstgebäude der Bundesanwaltschaft an anderer Stelle in Karlsruhe nach der überarbeiteten Projektidee von Prof. Ungers zu errichten. Der Entwurf orientierte sich am Typus eines Stadtpalais: Im begrünten und von Mauern umschlossenen Hof erhebt sich ein freistehender Baukörper. Das Gebäude der Bundesanwaltschaft setzt sich aus einem U-förmigen Winkelgebäude und einem halbkreisförmigen Baukörper zusammen. Beide Grundelemente umschließen einen fünfgeschossigen, überdachten Innenhof, der zugleich als Foyer und Eingangshalle dient. Der Palaisgarten, auf dem eine spätere Erweiterung möglich ist, spiegelt den Grundriss des Hauptbaus wider. Eingefasst ist das Gelände von einer etwa fünf Meter hohen Maueranlage, die die in der Umgebung übliche Blockrandbebauung zitiert und mit ihrer Höhe den speziellen Sicherheitsanforderungen der Bundesanwaltschaft Rechnung trägt.

52 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 101 Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel, Karlsruhe Die wissenschaftliche Forschungsarbeit der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel Karlsruhe, dem heutigen Max- Rubner-Institut, befasst sich neben der Forschung zur Verbesserung der Lebensmittelqualität, der Ernährungsforschung und den Bioverfahrenstechniken unter anderem auch mit der Erfolgskontrolle staatlich geförderter Maßnahmen im Ernährungsbereich. Für Wissenschaftler und Angestellte dieser Einrichtung wurden 1998 mit einem funktionalen und zweckmäßigen Neubau optimale Arbeitsbedingungen geschaffen. Unter der Betreuung des Staatlichen Hochbauamtes Baden-Baden wurde 1987 zu einem bundesweiten Realisierungswettbewerb geladen. Die Architektengruppe Planen+Bauen aus Hamburg realisierte im Anschluss eine Planung auf Grundlage des Entwurfes des 1. Preises. Wichtiger Bestandteil der damaligen Planung war die städtebauliche Integration der Forschungsanstalt. Die vom Schloss ausgehende Ost-West-Radiale ist neben der via triumphalis eine wichtige städtebauliche Linie der Stadt Karlsruhe, die bis zur Realisierung der Forschungseinrichtung auf einem ehemaligen Industrieareal endete. Mit dem Neubau der Bundesforschungsanstalt wurde an ihrem östlichen Abschluss ein neuer akzentuierter Endpunkt durch einen für die Öffentlichkeit zugänglichen runden Platz geschaffen. Der darauf bezogene Gebäudekomplex besteht aus einem L-förmigen Hauptbau mit Zylinder und Rotunde sowie Technikumshallen und einem Gewächshaus. Das äußere Erscheinungsbild der Baukörper prägen Sandsteinfassaden und vorgestellte Fluchtbalkone in Stahlkonstruktion, die auf einem massiv ausgebildeten Sockelgeschoss mit Arkaden aufliegen. Architekt Architektengruppe Planen+Bauen, Hamburg Baukosten 62 Mio. DM Bauzeit

53 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 103 Verwaltungsgebäude Holzmodulbauweise Deutsche Flugsicherung Karlsruhe Architekt Gassmann Architekten, Karlsruhe Bauzeit 1992 Auszeichnung Holzbaupreis Baden- Württemberg 1994 Die Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS), ehemals Bundesanstalt für Flugsicherung, übernahm 1983 die seit 1977 in Karlsruhe bestehende Kontrollzentrale, die den oberen Luftraum (oberhalb Fuß) rund um die Uhr überwacht. Aufgabe der DFS, die zu 100 Prozent dem Bund gehört, ist die Sicherstellung eines sicheren und pünktlichen Flugverlaufs. Die Fluglotsen sorgen dafür, dass die Flugzeuge auf den festgelegten Routen in der richtigen Höhe fliegen und die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände einhalten. Das Staatliche Hochbauamt II Karlsruhe sanierte Anfang der 90er Jahre das Hauptgebäude der Deutschen Flugsicherung mit den zugehörigen technischen Anlagen. Zusätzlicher Raumbedarf sowie die Forderung, einen unterbrechungsfreien, 24-stündigen Flugsicherungsbetrieb während der gesamten Baumaßnahme sicherzustellen, machten neue Anbauten am Hauptgebäude notwendig. Nach der Modernisierung des Altbaus konnte der inzwischen zu einer Funktionseinheit verbundene Baukomplex 1997 in den geregelten Betrieb gehen. Sanierung Hauptgebäude Deutsche Flugsicherung Architekt Staatliches Hochbauamt II Karlsruhe Baukosten 44 Mio. DM Bauzeit In unmittelbarer Nähe zum Hauptgebäude der DFS wurde im Jahr 1992 das Softwareteam von EUROCONTROL in einem neuen Verwaltungsgebäude untergebracht. EUROCONTROL, eine europäische Flugsicherungsorganisation, ist als Dienstleister für die Deutsche Flugsicherung am Standort Karlsruhe vertreten. Der zeitlich befristete Bedarf und die Dringlichkeit führten zum Einsatz eines Modulbaus in vorgefertigter Holzbauweise. Das Gebäude wurde nach einer Planungs- und Bauzeit von 9 Monaten übergeben und erhielt 1994 den Holzbaupreis Baden-Württemberg. Der zunächst als Provisorium geplante Bau steht noch heute, wird Blaues Haus genannt und gehört mittlerweile als fester Bestandteil zur Liegenschaft.

54 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 105 Technisches Hilfswerk Heidenheim Das Technische Hilfswerk (THW) wurde im Jahr 1950 als Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes gegründet und ist in Baden- Württemberg seit 1952 mit seinem Landesverband aktiv. Die insgesamt 93 Ortsverbände werden durch die Staatlichen Hochbauämter baufachlich betreut. Seit 2005 befinden sich die Liegenschaften des THW im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die Unterbringung des Personals sowie der oft umfangreichen technischen Ausrüstung bilden den Schwerpunkt der vielseitigen Bauaufgaben für das THW. Betriebsgebäude, Fahrzeughallen, Werkstätten und Lager mit unterschiedlichen Anforderungen werden bedarfsgerecht neu geplant, instand gesetzt oder umgebaut. Als Beispiel für ein zweckmäßiges Gebäude mit hoher architektonischer Qualität steht der Neubau des Betriebsgebäudes für das THW in Heidenheim aus dem Jahr Das Staatliche Hoch- bauamt Ulm konzipierte ein kompaktes Gebäude einer 5-achsigen Kraftfahrzeughalle mit zweigeschossigem Personalbereich unter einem gemeinsamen Pultdach. Die beiden Funktionsbereiche sind in einer einheitlichen Tragkonstruktion aus Massivholz ausgeführt. Die lichtgraue Holzverschalung der Fassade, die gezielt durch Farbakzente der Fensterrahmen und Türblätter belebt wird, sorgt zusammen mit anderen hellen Oberflächen für eine freundliche Atmosphäre. Das Projekt wurde von der Architektenkammer Baden-Württemberg mit der Auszeichnung für Beispielhaftes Bauen gewürdigt. Architekt Staatliches Hochbauamt Ulm Baukosten 1,7 Mio. DM Bauzeit Auszeichnung Beispielhaftes Bauen im Landkreis Heidenheim , Architektenkammer Baden-Württemberg

55 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 107 Bundesfinanzverwaltung Zollamt, Winnenden Architekt D'Inka und Scheible, Fellbach Baukosten 1,85 Mio. DM Bauzeit Auszeichnung Beispielhaftes Bauen Rems-Murr-Kreis Architektenkammer Baden-Württemberg Mit Wegfall der Grenz- und Zollstationen innerhalb der EU durch das Schengener Abkommen kam ab 1995 der Zollabfertigung im Binnenland größere Bedeutung zu. Die Dienststellen der Zollverwaltung bedurften daher einer dringenden Modernisierung und Anpassung. Verkehrsgünstig gelegen entstand in Winnenden- Hertmannsweiler ein eingeschossiger Neubau des Zolldienstgebäudes. Die vom Staatlichen Hochbauamt Reutlingen beauftragten freiberuflichen Architekten planten einen 40 Meter langen Baukörper, der von den Lkw problemlos umfahren werden kann. Durch die Ausbildung eines funktionalen Betonsockels wurde deren zügige und einfache Abfertigung ermöglicht. Über eine Rampe erreicht man den überdachten Haupteingang, der die schmale, zweibündige Anlage in einen offenen Schalterbereich und eine Bürozone unterteilt. Die roten Holzfassadenelemente, die horizontalen Oberlichtbänder und die raumhohen Fensterelemente bilden mit dem Sichtbeton des Sockels und den Stirnwänden sowie dem Eingangsbereich eine spannungsvolle Einheit. Das Projekt wurde 2005 im Auszeichnungsverfahren Beispielhaftes Bauen Rems-Murr-Kreis von der Architektenkammer Baden-Württemberg ausgezeichnet. Das Zollamt ist ein Beweis dafür, dass auch kleine Bauvorhaben einen sehr guten Beitrag zur Baukultur leisten können.

56 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 109 Deutscher Wetterdienst Wetterradarstation, Feldberg Architekt Staatliches Hochbauamt Freiburg Baukosten 1,2 Mio. DM Bauzeit Der Friedrich-Luisen-Turm auf dem Feldberg wurde im 19. Jahrhundert als Aussichtsturm gebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg lange von den französischen Streitkräften militärisch genutzt. Heute dient der Turm dem Deutschen Wetterdienst (DWD) als Basis für ein Wetterradar. Im Zuge der Einführung eines flächendeckenden Systems zur Vorhersage von Niederschlagsmengen durch den DWD war eine Radaranlage auf dem exponiert gelegenen Feldberg notwendig geworden. Neben dem Wetterradar sollte auch eine Funkleitstelle der Polizei eingerichtet werden. Das Staatliche Hochbauamt Freiburg hat den Turm in den Jahren 1996 bis 2001 für diese Nutzungen in einem ersten Bauabschnitt umgerüstet. Zu diesem Zweck wurde auf die ehemalige Aus- sichtsplattform ein polygonaler Körper, genannt Radom, als Witterungsschutz für das Radargerät aufgesetzt. Die zugehörigen Technikräume wurden im obersten Turmgeschoss untergebracht; im Obergeschoss befindet sich die Funkleitstelle der Polizei. Im zweiten Bauabschnitt wurde der gesamte Turm ab 1998 denkmalgerecht saniert, wobei die Natursteinfassade abgedichtet und das Eingangsgebäude des Turms mit Holzschindeln verkleidet wurde. Der Turm ist das am höchsten gelegene Bundesgebäude in Baden-Württemberg.

57 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 111 Wirtschaftsgebäude Kommando Spezialkräfte Graf-Zeppelin-Kaserne Calw Verpflegung und Betreuung in zentraler Lage Nutzer Kommando Spezialkräfte Baukosten 48,5 Mio. Bauzeit (Ausbau) Das in Calw im Nordschwarzwald stationierte Kommando Spezialkräfte (KSK) ist eine Spezialeinheit der Deutschen Bundeswehr. Auslöser für deren Aufstellung war eine Situation während des Bürgerkriegs in Ruanda im Jahr Damals mussten belgische Fallschirmjäger deutsche Staatsbürger aus der Hauptstadt Kigali evakuieren, da keine geeigneten nationalen militärischen Kräfte zur Verfügung standen. Die Fähigkeit, im Notfall eigene Staatsbürger im Ausland aus Gefahr für Leib und Leben retten zu können, gehört zur grundlegenden Verantwortung eines jeden Staates stellte daraufhin der damalige Verteidigungsminister Volker Rühe fest fiel die Entscheidung zur Stationierung des Kommandos Spezialkräfte in der Graf-Zeppelin- Kaserne in Calw. Diese Einheiten erfordern aufgrund ihrer komplexen Aufgaben einen hohen Anteil an länger dienenden Zeit- und Berufssoldaten mit entsprechender Ausrüstung. Für die Ausbildung und das Training des KSK wurden Spezialeinrichtungen wie ein hochmodernes Schießausbildungszentrum errichtet. Das Staatliche Hochbauamt Baden-Baden baute Sporthallen für die Nahkampfausbildung, eine Spezial- hindernisbahn, eine große Indoor-Kletterhalle sowie eine zentrale Waffenkammer für die Unterbringung von Spezialwaffen. In einem neuen mehrstöckigen Übungshaus mit integriertem Fallschirmübungsturm können die Soldaten unter anderem das Abseilen an Fassaden oder vom Helikopter aus trainieren. Im Rahmen der Gesamtausbauplanung war auch der Neubau eines Wirtschafts- und Betreuungsgebäudes zu verwirklichen, da man die innerhalb und außerhalb des Kasernenareals verteilten Betreuungseinrichtungen in einem gemeinsamen Betreuungsgebäude an zentraler Stelle bündeln wollte. Derzeit wird in Ergänzung zu den bisherigen Baumaßnahmen eine multifunktionale Trainingshalle geplant, die mit umfangreichen Sportbereichen zur einsatzspezifischen Ausbildung der KSK-Soldaten beitragen wird. Spezialgebäude KSK zur einsatzspezifischen Ausbildung

58 Millenium das befürchtete Chaos blieb aus Terroranschläge in den USA 2001 Grundwehrdienst wird von 10 auf 9 Monate verkürzt 2002 Einführung des Euro als Währung in der Europäischen Union Heute 2004 Verwaltungsreform in Baden-Württemberg unter Ministerpräsident Erwin Teufel 2004 Gründung des Landesbetriebs Bundesbau Baden-Württemberg Bundesanstalt für Immobilienaufgaben per Gesetz errichtet 2005 Wir sind Papst Kardinal Joseph Ratzinger wird Papst Benedikt XVI Sommermärchen Fußballweltmeisterschaft in Deutschland Internationale Wirtschaftskrise: Finanzinstitut Lehmann Brothers meldet Insolvenz an 2009 Zur Belebung der deutschen Wirtschaft wird das Konjunkturpaket II verabschiedet 2009 Barack Obama wird Präsident der Vereinigten Staaten 2010 Explosionskatastrophe auf der Bohrinsel Deepwater Horizon Bundeswehrreform: Bekanntgabe der Stationierungentscheidung Jahre Baden-Württemberg

59 ZEITGESCHICHTE Y2K, das Jahr 2000-Problem, der Absturz aller Computer und der damit beschworene Zusammenbruch der vernetzten Welt zum Jahrtausendwechsel blieb aus und wurde zur Legende. Dennoch spüren wir heute, was es bedeutet, in einer vernetzten Welt zu leben. Die Globalisierung überwindet nationale Grenzen, nicht immer zum Wohle aller. Die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon in den USA ließen die Welt aufschrecken. In der Folge wird heute die Sicherheit der westlichen Welt am Hindukusch verteidigt. Mitte des Jahrzehnts platzt in den USA die Immobilienblase und bringt das Weltfinanzsystem nachhaltig ins Wanken. Um die Wirtschaft in Schwung zu halten, werden von der Bundesregierung umfangreiche Konjunkturpakete aufgelegt. Für den Bundesbau Baden-Württemberg bedeutet dies zusätzliche Bauaufgaben in Millionenhöhe.

60 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 117 ZEITZEUGEN Prof. Dr. Klaus Tolksdorf Präsident des Bundesgerichtshofs Herr Prof. Dr. Tolksdorf, der Bundesgerichtshof hat sich seit Bestehen ab dem Jahr 1950 kontinuierlich vergrößert. Wie haben Sie persönlich diese Entwicklung erlebt? Tolksdorf: Die bauliche Vergrößerung, auf die sich Ihre Frage wohl bezieht, hatte ihren Grund in erster Linie im personellen Ausbau des Gerichts in den ersten 40 Jahren nach seiner Gründung. Im Jahr 1953 hatten wir 80 Richter. Seit etwa 20 Jahren gehören dem Gericht knapp 130 Richter an. Hinzu kommen 50 wissenschaftliche Mitarbeiter. Der Bundesgerichtshof hat heute insgesamt 450 Beschäftigte. Folge war, dass das Gericht gleichsam aus den Nähten platzte. Deshalb wurde bereits Ende der 50er Jahre neben dem erbgroßherzoglichen Palais der Westbau errichtet. Die Raumnot konnte dadurch aber nicht beseitigt werden; es herrschte weiterhin eine erdrückende Enge. Diese bestimmte auch den ersten Eindruck, den ich vom Gericht gewonnen habe, als ich hier 1985 als wissenschaftlicher Mitarbeiter angefangen habe. Entspannt hat sich die Situation erst, als nach dem Wegzug der Bundesanwaltschaft vom Gelände ein Erweiterungsbau mit Büroräumen, zwei Sitzungssälen und einem Bibliothekstrakt gebaut werden konnte. Inwiefern konnte die Architektur dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern? Tolksdorf: Der Erweiterungsbau 2003 und ein Umbau des Westbaus haben eine wesentliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen bewirkt. Heute sind unsere Dienstzimmer hell, ausreichend groß und angemessen möbliert. Ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail: Sie können trotz schusssicherer Verglasung natürlich belüftet werden. Die Vorsitzendenzimmer bieten Platz für einen Beratungstisch, an dem sich die Richter nicht auf der Pelle hängen und der so groß ist, dass die Akten nicht auf dem Boden liegen müssen. Unsere neue Bibliothek ist ein Juwel, vor allem wenn man an das alte Gebäude mit seinen unterirdischen, überwiegend feuchten Magazinen wie ich sie noch in meinen ersten Richterjahren erlebt habe zurückdenkt. In dem neuen Lesesaal, mit herrlichem Blick auf das Palais und den Palaisgarten, hält man sich gerne auf.das Gebäude erfährt von allen Benutzern höchstes Lob. Wie möchte sich das oberste deutsche Gericht nach außen darstellen? Tolksdorf: Wir sollten und wollen Offenheit und Transparenz darstellen und das soll sich auch in unse- ren Gebäuden widerspiegeln. Wir brauchen keine protzigen Prunkbauten; allerdings darf ein solider Standard bereits aus Achtung vor unserer verfassungsmäßigen Funktion und dem Respekt vor den Rechtssuchenden nicht unterschritten werden. Welche Zeichen setzt die Justiz mit dem Neubau des Empfangsgebäudes und des öffentlichen Sitzungssaals? Tolksdorf: Nach den terroristischen Aktivitäten der RAF in den 70er Jahren mussten die Sicherheitsvorkehrungen für den Bundesgerichtshof und die Bundesanwaltschaft verschärft werden. Es wurde unter anderem ein Kontrollgebäude errichtet, das den Bundesgerichtshof wie eine Festung erscheinen ließ. Mit dem jetzt im Bau befindlichen neuen Empfangsgebäude wollen wir uns, bei Wahrung der nach wie vor gegebenen Sicherheitsanforderungen, öffnen. Das gilt auch für den neuen Sitzungssaal, der anders als der alte, düstere und aus Gründen der Abhörsicherheit fensterlose Saal in seiner Helligkeit und Öffnung geradezu für Transparenz steht. Die Urteile des Bundesgerichtshofs werden millionenfach im Internet angeklickt. Überrascht Sie das? Tolksdorf: Nein, immerhin werden durch unsere Entscheidungen viele Bereiche des Lebens beeinflusst. Bis jetzt haben wir Entscheidungen auf unserer Homepage veröffentlicht. Im Jahr 2009 registrierten wir Nutzer, die 1,7 Millionen Mal auf Entscheidungen zugriffen war es bereits eine Million Menschen, die 2,3 Millionen Mal zugriffen. Wir freuen uns, dass die Öffentlichkeit so großen Anteil nimmt und unsere Arbeit, durchaus auch kritisch, begleitet. Verraten Sie, wo Ihr persönlicher Lieblingsort am Bundesgerichtshof ist? Tolksdorf: Es gibt nicht nur einen Ort. Wohl fühle ich mich in meinem Dienstzimmer, das vor mehr als 30 Jahren, aber man kann wohl sagen zeitlos und gediegen, eingerichtet worden ist. Gerne bin ich aber auch im Sitzungssaal im Erweiterungsbau, der bereits durch seine Architektur, insbesondere die Ausrichtung und die Lichtgestaltung, den richtigen Rahmen für ein lebendiges und fruchtbares Rechtsgespräch mit unseren Anwälten beim Bundesgerichtshof bietet. Schließlich noch der Lesesaal unserer Bibliothek. Welche Bedeutung haben die obersten Gerichte für die Stadt Karlsruhe? Tolksdorf: Es gibt Städte, die bekannt sind durch ihren Fußballverein, ihre Festspiele oder ein bestimmtes Fest. Mit der Stadt Karlsruhe verbinden viele Menschen in Deutschland die Residenz des Rechts. Das Bundesverfassungsgericht und der Bundesgerichtshof mit ihren für die Betroffenen und für das gesellschaftliche Zusammenleben oft sehr grundlegenden Entscheidungen sind ein Markenzeichen für die Stadt. Sie haben prominente Prozesse entschieden und so manche Urteile von Richtern aufgehoben. In der Presse wurden Sie einmal als penibel und neutral bis zur Farblosigkeit beschrieben. Stört Sie das? Tolksdorf: Nein, überhaupt nicht. Oder sollte ein Richter glücklich sein, wenn er als parteiisch und schlampert bezeichnet wird? Neutralität und Sorgfalt sind im Übrigen unabdingbare Voraussetzungen für die Akzeptanz unserer Rechtsprechung. Aber lassen Sie mich doch noch Eines klarstellen: Die Prozesse, die sie meinen, habe nicht ich entschieden. Die Entscheidungen werden bei uns in den zuständigen Senaten von fünf Richtern getroffen. Dem Vorsitzenden obliegt zwar die Verkündung des Urteils. In den Beratungen hat seine Stimme aber nicht mehr Gewicht als die der Kollegen.

61 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 119 Bundesgerichtshof, Karlsruhe Nordgebäude mit Bibliothek Architekten Dohle+Lohse, Braunschweig Baukosten 23,5 Mio. Bauzeit Auszeichnung Nach der Entscheidung, die Bundesanwaltschaft aus dem Stammgelände des Bundesgerichtshofs auszulagern, konnte im Norden des Areals ein Erweiterungsbau für die bisher unzureichend untergebrachte Bibliothek sowie sechs Zivilsenate geplant werden. Bei dem vom Staatlichen Hochbauamt II Karlsruhe durchgeführten, offenen Realisierungswettbewerb gingen Dohle+Lohse Architekten mit ihrem Entwurf als Sieger hervor. Dieser sah vor, den Blockrand im Norden mit einem dreigeschossigen Winkel zu schließen, der in Maßstab und Fassadengliederung an die Bebauung der Umgebung anknüpft. An der Blumenstraße nimmt die Gebäudeflucht den typischen Richtungswechsel der Radialstraßen im Fächergrundriss der Stadt auf, den sogenannten Karlsruher Knick. Im südlichen Teil des Gebäudes befindet sich die Bibliothek, deren Fassade in einem Dialog mit dem gegenüber liegenden Palais steht. Die Magazinbereiche der Bibliothek orientieren sich zum Innenhof und sind durch hohe senkrechte Öffnungen belichtet. Geschlossene und geöffnete Fassadenelemente erinnern an Bücherrücken. Große Öffnungen markieren wichtige Bereiche des Gebäudes und stehen formal im Kontrast zum vertikal versetzten, gleichmäßigen Fensterraster. Im Innen- und Außenbereich des Erweiterungsbaus befindet sich eine Reihe interessanter Kunstobjekte namhafter Künstler. Beispielhaftes Bauen Stadt Karlsruhe , Architektenkammer Baden-Württemberg Auszeichnung Auszeichnung guter Bauten 2005, BDA Baden- Württemberg

62 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 121 Bundesverfassungsgericht, Karlsruhe Erweiterung Architekt Michael Schrölkamp, Berlin Baukosten 3,4 Mio. Bauzeit Das Bundesverfassungsgericht hatte aufgrund der stetig gestiegenen Zahl der Verfahren in den letzten Jahrzehnten einen Mitarbeiterzuwachs zu verzeichnen. Der dadurch ausgelöste räumliche Engpass machte einen Erweiterungsbau erforderlich. Im städtebaulich und denkmalpflegerisch höchst sensiblen Umfeld der Schlossanlagen, des Botanischen Gartens mit Orangerie und der denkmalgeschützten Anlage des Bundesverfassungsgerichts wurde 2002 vom Staatlichen Hochbauamt Baden-Baden ein offener Realisierungswettbewerb ausgelobt. Aus der Überarbeitung der vier Preisträgerentwürfe ging der Entwurf des Berliner Architekten Michael Schrölkamp als Favorit hervor. Er platzierte einen kompakten dreigeschossigen Baukörper an die Nahtstelle zum Botanischen Garten. Der Erweiterungsbau setzt sowohl den Botanischen Garten als auch Baumgartens Gebäudetypologie thematisch fort. Der klar strukturierte Neubau ist über eine Brücke mit dem Bestand verbunden und in seiner Dimension den Nachbargebäuden ebenbürtig. Farbe und Materialität der Fassaden des Anbaus unterscheiden sich aber bewusst vom Bestand. Den Aluminiumgussplatten der Pavillonbauten sind glatte, Licht reflektierende Materialien entgegengesetzt. Vor der Fassade zum Botanischen Garten sind in einer Pergola großformatige Pflanzen in Trögen aufgestellt. Sie sind quasi eine Fortsetzung des Botanischen Gartens in der Vertikalen und Korrespondenz zur Orangerie. Über einen Kunst-am-Bau-Wettbewerb wurde der Beitrag der Künstlerin Stefanie Lampert ausgewählt und realisiert. Sie hat mit geometrischen, klar begrenzten Farbflächen in Gelb, Grau und Grün das Treppenhaus der Erweiterung gestaltet. Die Wände sind Leinwand, das einseitige Licht wirkt raumbildend und verändert die Wahrnehmung der Wandgestaltung ebenso wie die Verschiebung der sichtbaren Ausschnitte durch die Bewegung des Betrachters durch das Treppenhaus.

63 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 123 NATO Headquarter Heidelberg Architekt Kessler De Jonge, Heidelberg Baukosten 17 Mio. Bauzeit Auszeichnung Auszeichnung guter Bauten 2008, BDA Baden-Würrtemberg Seit 1952 arbeiteten im US-Hauptquartier in den Heidelberger Campbell-Barracks auch Angehörige anderer Mitgliedsstaaten der North Atlantic Treaty Organization (NATO). Durch die räumliche Nähe ist eine optimale Zusammenarbeit zwischen der NATO und den US-Streitkräften gewährleistet. Ende der 90er Jahre entstand durch die Aufnahme weiterer Staaten und die folgende Umstrukturierung der NATO zusätzlicher Raumbedarf in Heidelberg. Als erster Schritt zur Neuordnung der NATO-Einrichtungen in den Campbell Barracks wurde ein Neubau für das Allied Land Component Headquarters, das Friedenshauptquartier der Landstreitkräfte errichtet. Ziel war es, die verschiedenen nationalen Hauptquartiere der Landstreitkräfte der NATO zu einem Hauptquartierzentrum zusammen zu fassen, um eine effektive Zusammenarbeit im Sinne der euro-atlantischen Sicherheit zu gewährleisten. Der viergeschossige, klar strukturierte Neubau wurde in der Nähe der anderen durch die NATO genutzten Gebäude platziert und beherbergt vorrangig Büros, Ausbildungszentren und Konferenzsäle. Mit einem modern interpretierten Satteldach und dem in der Fassade vorherrschenden Material Buntsandstein wurde der Bezug zu den repräsentativen Gebäuden der denkmalgeschützten Kasernenanlage hergestellt. Projektleitung und Bauleitung für den Neubau mit Gesamtbaukosten in Höhe von 17 Mio. lagen in der Verantwortung des Staatlichen Hochbauamtes Heidelberg. Entwurf und Planung übertrug das Bauamt dem Heidelberger Architekturbüro Kessler De Jonge Architekten. Das von der NATO selbst finanzierte Projekt wurde nach dem Bauregelwerk der NATO (NATO Security Investment Program) geplant und durchgeführt. Dieses Verfahren ist dazu angelegt, die Interessen aller Mitgliedsländern zu berücksichtigen und auszugleichen. Beispielsweise wird auf höchste Transparenz bei den Ausschreibungsverfahren und auf eine strenge Rechnungsprüfung geachtet. Vom Bund Deutscher Architekten erhielt der Bau im Jahr 2008 die Prämierung Auszeichnung guter Bauten.

64 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 125 NATO Pipeline-Bau Die NATO hat bereits in den frühen 60er Jahren begonnen, ein krisensicheres Pipelinenetz aufzubauen, das vom Mittelmeer aus die militärische Treibstoffversorgung der westeuropäischen Luftstützpunkte sicher stellen sollte. Dazu wurde ein Pipelinesystem von Süden über das Rhonetal bis nach Kehl und von dort weit nach Osten zu den jeweiligen NATO-Einsatzstützpunkten mit etwa km Gesamtlänge errichtet. Die Pipelinestrecken Kehl Tübingen Aalen und Bellheim Heilbronn Boxberg Kitzingen verlaufen auf baden-württembergischem Gebiet. Sie werden ergänzt durch bauliche Anlagen wie Tanklager, Druckerhöhungsanlagen, Unterführungen und Schieberschächte. Eigentümer und Betreiber der Anlagen ist die Bundesrepublik Deutschland. Sie hat die FernleitungsBetriebsGesellschaft (FBG) in Bonn mit den Aufgaben des Betriebs betraut. Der Pipelinebau stellt wegen seiner technischen Besonderheiten hohe ingenieurtechnische Herausforderungen an die Spezialisten in der Bauverwaltung des Landes. Leitbauamt für POL-Anlagen (Petrol, Oil, Lubricants) ist in Baden-Württemberg das Staatliche Hochbauamt Baden-Baden. Bis 2004 erfolgte daher unter Leitung des Staatlichen Hochbauamtes Baden-Baden die Erneuerung der vorhandenen POL-Trasse Kehl Bodelshausen / Tübingen. Besonderheiten dieses Projektes waren die topographischen Herausforderungen einer West-Ost-Querung des Schwarzwaldes, sowie der Querung des Neckartals und der Schutz der dortigen Trinkwasserhorizonte. Zur Vervollständigung des Netzes wurde ebenfalls ab 2004 ein 80 km langes Verbindungsstück zwischen den Tanklagern Aalen in Baden- Württemberg und Leipheim-Unterpfaffenhofen in Bayern neu erstellt. Für die jeweils etwa 16 Meter breite Arbeitsfläche entlang der Trasse gingen auf voller Länge archäologische Voruntersuchungen voraus. Über dem eingebauten Rohr mit integrierter Lecküberwachung wird dauerhaft ein Streifen von sechs Metern von Bewuchs und Bebauung frei gehalten. Bauliche Besonderheiten dieses Teilabschnittes waren die Querung der Donau, der Neubau einer Station zur Kontrollbefahrung sowie die Unterfahrung und Querung zahlreicher Bundesstraßen, Eisenbahnenstrecken und Bachläufe. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands haben sich die politischen Spannungen im Ost-West Verhältnis abgebaut. Die Pipelines gehören dennoch zum NATO-Versorgungs-System Mitteleuropa (Central European Pipeline-System CEPS) und sind damit Maßnahmen der Landesverteidigung. Der kontrollierte, unterirdische Transport der Treibstoffe wird heute aber auch aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen aufrecht erhalten. Unten links Enge Verhältnisse im Schwarzwald Unten mittig Pipeline-Netz (Süddeutschland) Oben Verlegen der Pipeline Unten rechts Pipeline mit Lecküberwachungskanal

65 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 127 Deutsch-Französische Brigade Wirtschaftsgebäude, Donaueschingen Architekten rolf + hotz architekten, Freiburg Baukosten 15,6 Mio. Bauzeit Auszeichnung Nachhaltiges Bauen für Bundesbauten, BMVBS Auszeichnung Auszeichnung guter Bauten 2008, BDA Baden-Würrtemberg Der Neubau des Wirtschafts- und Betreuungsgebäudes für die Deutsch-Französische Brigade liegt zentral in der Kaserne Foch am Rande des Stadtkerns von Donaueschingen. Das Projekt wurde vom Staatlichen Hochbauamt Freiburg in einem integralen Planungsprozess entwickelt und von den Architekten Rolf und Hotz geplant und ausgeführt. Eine umfassende Energiekonzeption war von Anfang an Planungsbestandteil. Als erstes Bundesgebäude in Baden-Württemberg erhielt es bereits während der Bauphase eine Auszeichnung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung für besonders nachhaltige Bundesbauten. Das in die bestehende Kasernenanlage integrierte Gebäude ist zentrale Anlaufstelle für Soldaten und deren Familien. Neben den Speise- sälen enthält es vielfältige Räume für gesellschaftliche Aktivitäten und soziale Betreuung. Über einem Untergeschoss mit vorgelagertem Wirtschaftshof erhebt sich ein offen und transparent wirkender zweigeschossiger Baukörper. Der Haupteingang des Gebäudes ist im Erdgeschoss durch prägnante V-Stützen markiert, die das auskragende Obergeschoss abfangen. Ein hoher Glasanteil in der Fassade ermöglicht es, die Speisesäle und Heimbereiche natürlich zu belichten und zu belüften. Ein intelligentes Lüftungskonzept unterstützt die Reduktion des Energieverbrauchs. Speziell entwickelte Lüftungselemente in der Fassade erlauben die Kühlung der Räume in der Nacht und schützen somit vor Überhitzung im Sommer. Ergänzt wird die belüftungstechnisch komplexe Glasfassade durch die vertikale Licht- und Luftführung mittels zahlreicher Oberlichter, Lichtkanonen und einem Solarkamin. Dank dieser Energiekonzeption fällt die CO 2 -Bilanz des Gebäudes gegenüber einem konventionell errichteten Bau wesentlich günstiger aus und führt zu einer Halbierung der Betriebskosten. Die Investition in das Projekts wurde jeweils zur Hälfte von der französischen und der deutschen Seite getragen. Der Bund Deutscher Architekten vergab für die Leistung der Architekten und Bauherren die Auszeichnung guter Bauten 2008.

66 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 129 Bundespolizei Efringen-Kirchen Architekt Staatliches Hochbauamt Freiburg Baukosten 1,1 Mio. Bauzeit 2006 Ende 2003 entschied das Bundesministerium der Verteidigung, das Sanitätshauptdepot der Bundeswehr in Efringen-Kirchen bis 2008 aufzugeben. Die Konversion des Geländes ermöglichte die Zusammenlegung der verstreuten Dienststellen des Bundespolizeiamtes Weil am Rhein in dieser Liegenschaft. Noch während des Umzugs der Lage- und Einsatzzentrale nach Efringen-Kirchen im Sommer 2005 beschloss das Bundespolizeipräsidium Süd bis zur Fußball-WM 2006 dort einen weiteren Teil des Bundespolizeiamtes in einem Neubau unterzubringen. In sechs Monaten führte das Staatliche Hochbauamt Freiburg Planung und Vergabe durch. Dank des Einsatzes von vormontierten Holztafelelementen konnte das Gebäude nach nur drei Monaten Bauzeit fristgerecht an die Bundespolizei übergeben werden. Die Fassade des zweigeschossigen, langgestreckten Neubaus ist geprägt durch versetzt angeordnete, unterschiedlich rot lackierte Blenden in anthrazitfarbenen Fensterbändern. Sie zitieren die Rottöne der verklinkerten Fassaden der bestehenden Gebäude. Das zweibündige Bürogebäude wird durch ein asymmetrisch angeordnetes, zweigeschossiges Foyer gegliedert. Dort befindet sich auf einer Galerie im Obergeschoss ein Aufenthaltsbereich für die Mitarbeiter. Trotz des engen finanziellen Rahmens sind bei der Planung und Realisierung dieses Neubaus auch Aspekte des nachhaltigen Bauens berücksichtigt worden. Ein außenliegender Sonnenschutz und eine extensive Dachbegrünung erhöhen den sommerlichen Wärmeschutz, so dass auf eine Klimatisierung der Räume verzichtet werden kann.

67 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 131 Bundeswehrkrankenhaus Ulm Erweiterung und Sanierung Zentralküche Essensausgabe Apotheke Lichthof Apotheke Galenik Tiefziehmaschine Neubau Apotheke Architekten Staatliches Hochbauamt Ulm, Burkhard Meyer, Karlsruhe Baukosten 19,8 Mio. Bauzeit Das Bundeswehrkrankenhaus Ulm (Seite 70) ist seit 1980 in Betrieb. Sein Standort nahe den Universitätskliniken, auf dem Campus am Oberen Eselsberg in Ulm, ermöglicht einen engen Verbund der medizinischen Leistungen. Diese richten sich nach den militärischen Lehr- und Ausbildungsanforderungen des Sanitätsdienstes. Der Komplex des Bundeswehrkrankenhauses gliedert sich in verschiedene Gebäudeteile. Das Hochhaus beherbergt die medizinischen Fachabteilungen, die Verwaltung und die Pflegestationen. Zwei Flachbauten enthalten Operations- und Heimbereiche sowie ambulante Abteilungen. Die infrastrukturelle Versorgung übernimmt ein Gebäude mit Werkstätten, Lagern, der Leitwarte sowie der Zentralsterilisation und der Küche. In den nahe gelegenen militärischen Unterkünften ist ein Teil des Personals untergebracht. Nachdem der Bundestag 1990 die Erweiterung des Bundeswehrmandats zu friedenserhaltenden und friedenssichernden Maßnahmen außerhalb der Bundesrepublik beschlossen hatte, musste auch die Struktur des Bundeswehrkrankenhauses neu überdacht werden. Dies führte zu einer grundlegenden funktionalen Neuordnungsplanung, die nach über 25 Jahren Bestand im Rahmen einer Generalsanierung im laufenden Betrieb und in mehreren Bauabschnitten umgesetzt wird. Mit der Planung und Ausführung ist das Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner unter der Leitung des Staatlichen Hochbauamtes Ulm beauftragt. Sanierung Versorgungsgebäude Architekt Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart Baukosten 27,4 Mio. Bauzeit

68 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 133 Sanierung Bettentrakt mit Notfallaufnahme Architekt Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart Baukosten 68,5 Mio. Bauzeit Um Medikamente für die Bundeswehr im Einsatz bereitzustellen, benötigte die bisher im Hochhaus untergebrachte hauseigene Apotheke mehr Kapazität. In der Verlängerung der Versorgungsachse des Krankenhauses wurde daher in den Jahren 2000 bis 2004 ein Neubau errichtet. Das Gebäude beherbergt im Erd- und Untergeschoss Lagerräume für Sanitätsmaterial sowie die erforderliche Verwaltung der Apotheke. Im 1. Obergeschoss befinden sich die Medikamentenherstellung und die dazugehörigen Labore. Um weiterhin einen reibungslosen Transport der Medikamente innerhalb des Krankenhauskomplexes zu gewährleisten, musste das Gebäude an die bestehende automatische Warentransportanlage angeschlossen werden. Sie wurde ebenso wie die Zentralsterilisation und die Küche im Zuge der Sanierung des Versorgungsgebäudes auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Mit der Neuordnung der Notfallaufnahme konnte ein weiterer Mosaikstein der Sanierung realisiert werden. Diese Teileinheit ist von ihrem alten Standort im Flachbau Südwest in den Westflügel des Hochhauses verlagert worden. Die bisherige Anbindung an die Liegendkrankenvorfahrt konnte beibehalten werden. Neu sind zwei getrennte Zugänge, für gehfähige und für liegendkranke Patienten. Der Haupteingang führt über einen Lichthof zur Notaufnahme, die auch an die Zufahrt für Liegendkranke angebunden ist. Patientenzimmer mit neuem Sanitärbereich Notfallaufnahme Schockraum Notfallaufnahme Wartebereich und Besprechungsbox Der anschließende Untersuchungsbereich gliedert sich in drei zusammenhängende Zonen: den Schockraum, die Eingriffs- und Untersuchungsräume und einen Linksherzkathetermessplatz. Damit können Notfallpatienten schneller behandelt werden. Diensträume und Aufenthaltsbereiche der Notfallaufnahme sind im ruhigeren Bereich der Station untergebracht. Im rückwärtigen Kernbereich des Hochhauses befinden sich die notwendigen Nebenräume. Als wichtiger Bestandteil der Sanierung des Hochhauses wurde auch der Standard der Patientenzimmer und der zugehörigen Bäder verbessert. Die Pflegestationen wurden neu strukturiert und sind jetzt übersichtlich und freundlich gestaltet. Insgesamt stehen nach der Sanierung etwa 500 Betten zur Verfügung.

69 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 135 Deutsch-Französische Brigade Unterkunftsgebäude, Immendingen Architekt Staatliches Hochbauamt Freiburg Nutzer Deutsch-Französische Brigade Baukosten 3,4 Mio. Bauzeit In der Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne Immendingen, einem Standort der Deutsch-Franzö- sischen Brigade, waren bis Juli 2011 neben deutschen Truppenteilen auch französische Ein- heiten des 3. Husarenregiments stationiert, dem die ERIAC-Kompanie unterstellt ist. Für diese Panzeraufklärungskompanie wurde im Herbst 2008 ein neues Unterkunftsgebäude eingeweiht. Am Rande der Kaserne gelegen, ist das Gebäude in die natürliche Grundstückstopografie eingefügt und über einen vorgelagerten Antreteplatz erschlossen. Das Erdgeschoss beherbergt neben Büro- und Besprechungsräumen einen Kompa- nielehrsaal. In den beiden Obergeschossen be- finden sich 24 Unterkunftseinheiten, in denen jeweils drei französische Soldaten untergebracht sind. Im Untergeschoss, das von der Stirnseite des Gebäudes ebenerdig zugänglich ist, werden Material und Waffen gelagert. Bei Planung und Ausführung des Unterkunftsgebäudes durch das Staatliche Hochbauamt Freiburg wurde besonderer Wert auf die Nachhaltigkeit der gewählten Materialien, Konstruktionen und Details gelegt, um die Funktionalität trotz robuster Nutzung dauerhaft zu gewährleisten. Die äußere Erscheinung des Gebäudes ist geprägt von horizontalen Fensterbändern, die durch den Wechsel zwischen transparenten und opaken Elementen entstehen. Material und Formensprache des Gebäudebestands der Kaserne finden sich bei der verputzten Fassade und den Balkonen an den Stirnseiten des Gebäudes wieder. Im Gegensatz zu herkömmlichen Unterkunftsgebäuden der Bundeswehr wurde hier jeder Unterkunftseinheit für drei Soldaten eine eigene Nasszelle mit drei Waschbecken zugeordnet. Die Nasszelle ist von der Stube durch eine Sichtschutzwand getrennt, die zur Decke und zum Boden hin offen ist. Dies gewährleistet eine natürliche Be- und Entlüftung ohne zusätz- lichen Installationsaufwand.

70 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 137 Bildungszentrum Sigmaringen Erweiterung und Sanierung Unterkunftsgebäude Neubau Architekten rolf + hotz, Freiburg maier + broghammer, VS-Villingen Baukosten 3,4 Mio. Bauzeit Auf dem Gelände des Bildungs- und Wissenschaftszentrums der Bundesfinanzverwaltung in Sigmaringen (Seite 54), das vom Staatlichen Hochbauamt Ulm betreut wird, entstanden in den Jahren 2006 bis 2007 zwei neue Unterkunftsgebäude. Die beiden gleichartigen viergeschossigen Erweiterungsbauten sind hangseitig an die vorhandenen Unterkunftsgebäude aus den 70er Jahren angedockt und nutzen zum Teil deren Infrastruktur. Eine großzügige und einladende Eingangszone erschließt den mittig gelegenen Flur, an dem sich die Einzelzimmer mit Sanitärzelle aufreihen. Insgesamt wurden 96 zusätzliche Zimmer geschaffen, die als Schlaf- und Arbeitszimmer für Lehrgangsteilnehmer genutzt werden. Die eigens entworfenen Einbaumöbel der Zimmer gewährleisten trotz der geringen Raumabmessungen ein Höchstmaß an Funktionalität und Großzügigkeit. Raumhohe Verglasungen beziehen den Außenraum mit ein. Der Stahlbeton-Fertigteilbau ist mit einer vorgehängten, hochwärmegedämmten, transluzenten Fassade aus Profilbauglas ausgeführt, die abwechselnd schwarz oder sandfarben hinterlegt ist. Durchgehende geschosshohe Aluminium-Fensterstreifen rhytmisieren die Fassade und bieten Ausblicke auf den Campus und zum bewaldeten Hang auf der Gebäuderückseite. Durch die vertikale Gliederung der Fassade und deren Farbspiel fügen sich die Anbauten gut in die weitläufige, großzügige Anlage des Campus ein. Im Rahmen des Sonderprogramms der Bundesregierung zur CO 2 -Reduzierung der Bundesliegenschaften, dem sogenannten 120-Millionen- Programm, wurden in den letzten beiden Jahren auch mehrere Unterkunftsgebäude, ein Gästehaus, das Casino, die Raumschießanlage, das Hallenbad und zwei Verwaltungsgebäude aus den 70er Jahren energetisch saniert. Die Fassaden der sechs Unterkunftsgebäude aus großformatigen Stahlbetonfertigteilen mit Kerndämmung wurden zusätzlich gedämmt sowie mit einer neuen hinterlüfteten Fassadenverkleidung versehen. Der Farbkontrast der Fassaden ist aus dem Liegenschaftsgestaltungskonzept abgeleitet. Rot umrahmte, neu hergestellte Erker setzen Akzente und lockern die recht strengen Fassaden auf. Sie belichten zudem die dahinter liegenden Flure und ermöglichen zusätzliche Blickbeziehungen nach außen. Unterkunftsgebäude Sanierung Architekt Baur Consult, Haßfurt Baukosten 4,3 Mio. Bauzeit

71 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 139 Bundessprachenamt Sprachenzentrum Süd, Ellwangen Das Bundessprachenamt ist 1969 aus der Fusion des Übersetzerdienstes der Bundeswehr und der Sprachenschule der Bundeswehr hervorgegangen. Seitdem ist es der Dienstleister für den fremdsprachlichen Bedarf der Bundeswehr, arbeitet aber auch für andere Bundesressorts. In der heutigen sicherheitspolitischen Landschaft, in der die Bundeswehr ihren Beitrag zu internationalen Einsätzen leistet, nimmt die Sprachenvermittlung einen wichtigen Platz ein. An den verschiedenen Standorten des Bundessprachenamtes, das dem Bundesministerium der Verteidigung untersteht, können daher militärische und zivile Angehörige der Bundeswehr und anderer Streitkräfte in über 40 Sprachen ausgebildet werden. In Baden-Württemberg befindet sich seit 2008 das Sprachenzentrums Süd des Bundessprachenamtes in einem Gebäude der Reinhardt- Kaserne in Ellwangen als Unteroffiziersschule der württembergischen Armee errichtet, beherbergte das Gebäude schon vor der Nutzung als Sprachenschule verschiedene Funktionen, vom Polizeidienstposten bis zum Waisenhaus. Bei der Umgestaltung des Gebäudes spielte der Denkmalschutz eine wichtige Rolle. Zum Beispiel durfte die Lage der Türen und Fenster nicht verändert werden, was eine Herausforderung für die Einrichtung von Lehrräumen und Unterkünften für die Lehrgangsteilnehmer darstellte. Integraler Bestandteil des Sprachunterrichts ist heute die computerunterstützte Sprachausbildung (CUSA). Vorhandene Klassenräume wurden daher umgerüstet und mit PC-Arbeitsplätzen, Beamern, Projektionsflächen sowie Audio- und Videogeräten ausgestattet. Zusätzlich wurden Sprachlabore wurden eingerichtet. Im Unterkunftsbereich des Gebäudes erhielten entsprechend dem neuen Bundeswehrstandard jeweils zwei Zimmer eine gemeinsame Sanitäreinheit. Im Zuge der Umbaumaßnahme wurden alle Sammelsanitäranlagen ausgebaut, der Wärmeund Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht, die Elektroanlagen erneuert und sämtliche Räume in das IT-Liegenschaftsnetz eingebunden. Die Fassaden des vom Staatlichen Hochbauamt Schwäbisch Hall betreuten Gebäudes sind nach restauratorischem Befund im kräftigen Farbton der Bauzeit gehalten und ergeben mit den Fensterund Geschossrahmungen aus grauem Kunststein und dem rustikalen Natursteinsockel ein stimmiges Gesamtbild. Architekt Staatliches Hochbauamt Ulm und Schwäbisch Hall Baukosten 2,25 Mio. Bauzeit (Sprachenzentrum)

72 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 141 Heeresflugplatz Niederstetten Radar- und Wasserturm Infrastrukturmaßnahme Ausbau Heeresflugplatz Baukosten 150 Mio. Bauzeit Der Heeresflugplatz Niederstetten wurde Ende der 50er Jahre unter Leitung des damaligen Sonderbauamts Schwäbisch Hall erbaut und wird seit 1961 von Einheiten der Bundeswehr genutzt. Seit Mai 2007 wird hier eines der größten militärischen Infrastrukturprojekte in Baden-Württemberg realisiert. Der NATO-Hubschrauber 90 (NH 90) soll ab 2015 hier stationiert werden. Umfangreiche Baumaßnahmen für die Unterbringung der Hubschrauberflotte von etwa 30 Maschinen, für deren Wartung, Instandsetzung und Führung gehen dem voraus. Unter der Leitung des Staatlichen Hochbauamts Schwäbisch Hall wurden mehrere Wartungsund Instandsetzungshallen saniert, erweitert oder neu gebaut. Die Errichtung eines kombinierten Radar- und Wasserturms, die Erneuerung der Betankungsanlagen, die Sanierung des Abwassernetzes der kompletten Liegenschaft sowie die Grundinstandsetzung der Start- und Landebahn einschließlich der Befeuerungsanlage vervollständigen das Spektrum der Bautätigkeiten im Vorfeld der Umstellung auf den neuen Heereshelikopter. Der Ersatzneubau des Flugeinsatzgebäudes (Tower) befindet sich in der Planung und wird 2015 fertiggestellt. Ergänzend sollen weitere Baumaßnahmen, zum Beispiel für die Flugplatzfeuerwehr oder einen Flugsimulator die Sicherheit des Flugbetriebs gewährleisten. Für den Ausbau des Heeresflugplatzes Niederstetten investiert der Bund in 10 Jahren rund 150 Millionen Euro. Das Projekt steht beispielhaft für eine ehrgeizige und unter hohem Zeitdruck zu realisierende Infrastrukturmaßnahme im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr. Architekt Bäuerle und Partner, Ellwangen Baukosten 3,0 Mio. Bauzeit Wartungshalle 7 Architekt bbp : architekten, Kiel Baukosten 12,4 Mio. Bauzeit

73 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 143 Wasser- und Schifffahrtsamt Freiburg Energetische Sanierung Architekt Gies Architekten, Freiburg Baukosten 2,9 Mio. Bauzeit (Sanierung) Als Punkthochhaus an der so genannten Bahnhofsachse präsentiert sich das 1968 eingeweihte Gebäude des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Freiburg als städtebaulich markantes Bauwerk seiner Zeit. Vorgehängte Sichtbetonfertigteile und horizontal geschichtete Fensterbänder mit darüber liegenden schmalen Belichtungsbändern prägten die Fassade. Ein überdurchschnittlich hoher Wärme- und Stromverbrauch, verbunden mit einem ungenügenden Zustand der Fassade, erforderte eine umfassende Fassadensanierung. Sensibler Umgang mit der architektonischen Substanz und die Beibehaltung wesentlicher Gestaltungsmerkmale galten für die energetische und wirtschaftliche Optimierung des Gebäudes als maßgebend. Neben der Erneuerung der Fassade, wurde mit einer Photovoltaik-Anlage über dem Parkdeck ein weiterer Schritt zur Umsetzung einer ganzheitlichen energetischen Sanierung unternommen. Nach dem Konzept des Architekturbüros Gies aus Freiburg wurden die vorhandenen Fassadenelemente durch glasfaserbewehrte Betonfertigteile ersetzt, die stärkere Dämmschichten ermöglichten und eine Gewichtsreduzierung mit sich brachten. Durch die Wegnahme vorhandener Blendstürze und der daraus resultierenden Vergrößerung der Fensterflächen konnte die Tageslichtausbeute im Gebäudeinneren wesentlich erhöht werden. Das bestehende Prinzip der horizontalen Fassadengliederung durch tiefliegende Fensterbänder wurde aufgegriffen. Das ursprüngliche Motiv der umlaufenden schmalen horizontalen Fuge in jedem Geschoss wird nun von zurückgesetzten Blechkassetten oberhalb des Sturzbereiches übernommen. Die Anordnung öffenbarer Fensterelemente gewährleistet die natürliche Raumbelüftung. Somit konnte auf energetisch aufwendige Lüftungsanlagen verzichtet werden. Ein Teil der Baumaßnahme wurde über das 120-Millionen-Programm zur energetischen Sanierung von Bundesgebäuden finanziert. Die Bundesregierung leistet damit einen aktiven Beitrag zur Erfüllung ihrer nationalen und internationalen Klimaschutzverpflichtungen. Die Maßnahmen dienen außerdem der Senkung der Betriebskosten und der Wertsteigerung des Gebäudes. Mit der sensiblen Fassadensanierung konnte eine Reduktion des Energieverbrauchs um circa 50 Prozent erzielt werden.

74 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 145 Bundesstraßenverwaltung Stützpunkt Böhmenkirch Architekten Staatliches Hochbauamt Ulm, Kayser Architekten, Aalen Bauzeit 2009 Baukosten Beide Gebäude sind in Holzskelettbauweise erstellt und mit einer hinterlüfteten, horizontalen Holzschalung verkleidet. Das Flachdach des Betriebsgebäudes wurde aus ökologischen Gründen extensiv begrünt. Für die Bereiche, die Tageslicht benötigen, sind transluzente Polycarbonat- Stegplatten zum Einsatz gekommen. Der Betriebshof wurde im Jahr 2011 als vorbildliches Bauwerk vom Bund Deutscher Architekten mit der Hugo-Häring-Auszeichnung prämiert. Auszeichnung Hugo-Häring- Auszeichnung 2011, BDA Baden- Würrtemberg Die baulichen Aufgaben der bundeseigenen Straßen- und Autobahnmeistereien werden vom Bundesbau Baden-Württemberg im Auftrag der Straßenbauverwaltung der Regierungspräsidien übernommen. Sowohl Neubauten und Erweiterungen als auch Sanierungen und baulicher Unterhalt für Tunnelbetriebsgebäude und Winterdienststützpunkte gehören zu diesen Aufgaben. In den Autobahn- und Straßenmeistereien ist das Personal, Material und Gerät untergebracht, das für den Straßenbetriebsdienst notwendig ist. Sie bestehen in der Regel aus Dienst- und Betriebsgebäuden, einer Tankstelle und Hallen zum Abstellen, Waschen und Warten der Großfahrzeuge, sowie zum Lagern von Geräten und Streugut. Für die Straßenbauverwaltung wurde 2010 vom Staatlichen Hochbauamt Ulm der Winterdienststützpunkt in Böhmenkirch im Landkreis Göppingen eingeweiht. Die unterschiedlichen Funktionen des Stützpunktes sind in zwei korrespondierenden Einzelgebäuden untergebracht, durch deren versetzte Anordnung der zentrale Betriebshof eingefasst wird. Das zur Straße gelegene Betriebsgebäude enthält den Sozialbereich, die Werkstatt, eine Doppelgarage sowie das Streugutlager. Das Streusalz lagert in einer seperaten Salzlagerhalle mit integriertem Soletank. Betriebsraum Integrierte Garage für Einsatzfahrzeuge mit Werkstatt

75 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 147 Graf-Stauffenberg-Kaserne Sigmaringen Sanierung Sporthalle Eine Typensporthalle aus den 60er-Jahren in der Graf-Stauffenberg-Kaserne in Sigmaringen wurde an die heutigen Anforderungen angepasst und um die fehlenden Umkleide-, Sanitär- und Nebenräume sowie einen Konditionsraum erweitert. Die Gestaltung ist darauf ausgerichtet, den Räumlichkeiten bei aller erforderlichen Pragmatik eine frische und großzügige Wirkung zu geben. Ein besonderes Augenmerk wurde deshalb auf die Themen Blickbeziehung, Lichtführung und Farbgebung gelegt. Aus- und Durchblicke in den Fassaden erzeugen eine wahrnehmbare Transparenz. Der Hallenraum auf der Westseite erhielt eine großzügige Verglasung, die den parkartigen Außenraum im Innern erlebbar werden lässt. Es entsteht eine Atmosphäre von Sport im Freien. Auch aus anderen Räumen sind interessante Blickbeziehungen durch das Gebäude und nach draußen möglich. Tageslicht von oben bricht sich an farbig gestalteten Flächen der Deckenkassetten, die wie Farbfilter wirken. Vor den Fenstern der Umkleidebereiche sind bunt gefärbte Sichtschutzlamellen angebracht, die ihre Farbigkeit auf die Fassade reflektieren und sie durch Schattenwurf beleben. Die vorgehängte Fassade besteht aus Faserzementplatten in ordnendem Raster. Im Innern hingegen sind die Oberflächen der Tragkonstruktion und Installationen weitgehend unverkleidet und verstärken das Farbkonzept durch die Sichtbarkeit des Materials. Die Sanierung der Sporthalle, die unter Leitung des Staatlichen Hochbauamtes Ulm von Vautz Mang Architekten aus Stuttgart geplant wurde, prämierte der Bund Deutscher Architekten Baden-Württemberg im September 2011 mit der Hugo-Häring-Auszeichnung. Architekt vautz mang architekten, Stuttgart Baukosten 1,15 Mio. Bauzeit Auszeichnung Hugo-Häring- Auszeichnung 2010, BDA Baden- Würrtemberg

76 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 149 Rommel-Kaserne Dornstadt Unterkunftsgebäude Architekt bbp : architekten, Kiel Baukosten 7,5 Mio. Bauzeit Bis 1993 war die Rommel-Kaserne einer der größten Panzerstandorte im süddeutschen Raum. Aufgrund der Neuorientierung innerhalb der Liegenschaft erhöhte sich der Bedarf an Unterkünften, Büroflächen und Lehrsälen. Das Staatliche Hochbauamt Ulm entwickelte daher gemeinsam mit den freiberuflichen Planern von BBP Architekten aus Kiel ein angemessenes Gesamtkonzept, bestehend aus mehreren Neubauten unter Berücksichtigung eines optimierten Energiekonzepts. Die Planung schließt auch die Erneuerung der angrenzenden Grünanlagen, Wegeführung, Außenbeleuchtung und das Leit- und Orientierungssystem ein. Die Unterbringung der geforderten Einheiten wurde zunächst mit zwei Neubauten realisiert, die ausschließlich als Unterkunftsgebäude dienen. Der zweibündige Gebäudetyp mit drei Vollgeschossen und einem Untergeschoss umfasst jeweils 42 Wohneinheiten. Hier wurde der neue Unterbringungsstandard der Bundeswehr realisiert. Jede Wohneinheit, bestehend aus zwei Zimmern mit Einzel- oder Doppelnutzung, hat einen gemeinsamen Sanitärraum. Hochwertige Bodenbeläge aus Parkett und raumhohe Verglasungen, die einen Ausblick in die begrünten Außenbereiche gewähren, vermitteln eine neue, nachhaltige Qualität des Wohnens in einer Kaserne. Die unterschiedlich abgestuften Farbflächen der Gebäudehülle gliedern die Fassade spielerisch und tragen zu einem freundlichen Gesamteindruck bei. Durch die einheitliche Ausrichtung der Unterkunftsgebäude entsteht in der sonst heterogenen Kaserne eine ablesbare Zone für Wohnen und Freizeit. Die kompakten Grundformen sorgen für ein effizientes und wirtschaftliches Verhältnis von Bauvolumen zu Außenfläche. Die Dächer der Gebäude sind aus ökologischen Gründen als extensiv begrünte Flachdächer ausgeführt. Die Unterkunftsgebäude bilden zusammen mit dem geplanten Dienst- und Funktionsgebäude und dem bestehenden Wirtschaftsgebäude eine campusartige, grüne Mitte mit hoher Aufenthaltsqualität für die gesamte Liegenschaft.

77 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 151 Gaststreitkräfte US Army Böblingen Schulzentrum High School und Elementary School Architekt team gaus & aldinger, Stuttgart Baukosten ca. 64 Mio. Bauzeit Die ehemalige Wehrmachts-Panzerkaserne in Böblingen ist gemäß NATO-Truppenstatut und Zusatzabkommen vom Bund den US-Streitkräften zur Nutzung überlassen. Sie ist heute Sitz der US-Standortverwaltung Stuttgart und zentraler Anlaufpunkt der Angehörigen der US Army im Großraum Stuttgart. Im Welcome- Center, vergleichbar einem Rathaus, werden dieser Personengruppe nahezu alle Dienstleistungen angeboten. Daneben wurden vom Bundesbau Baden-Württemberg für die US- Behörden großzügige Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten geschaffen sowie der Schulstandort immer weiter ausgebaut. Zwei von weltweit fünf wichtigen US-Oberkommandos befinden sich in Stuttgart, das US Africa Command und das US European Command. Vor allem durch das neugegründete Africa Command ist das US-Personal in Stuttgart gewachsen. In der Folge stießen die Kapazitäten der US-Schulen am Standort an ihre Grenzen. Untersuchungen zu Schüleraufkommen, Transportwegen und Flächenbedarf führten zur Planung einer neuen Elementary School und einer High School für insgesamt 1260 Schüler. Der Schulkomplex wird überwiegend mit Schulbussen angefahren. Von einer gemeinsamen Erschließungsachse im Zentrum erstrecken sich die Räume der High School kammartig nach Norden, die der Elementary School nach Süden, jeweils dem Geländeverlauf folgend. Gemeinsame Einrichtungen wie Aula, Küche, Speiseräume oder Sporthalle liegen dazwischen. Außensportanlagen der Schule und des Standortes ergänzen das Programm. Herausforderungen stellen sich unter anderem mit der Lage der Liegenschaft in einem ausgewiesenen Fauna- Flora-Habitat (FFH)-Gebiet, mit einer zu unterquerenden Kreisstrasse, vorhandenen Deponieflächen und einem archäologischen Grabhügel.

78 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 153 Fußgängerbrücke Über den Herdweg Ingenieur IBK Prof. Kirsch, Stuttgart Baukosten Bauzeit 2008 Für die gefahrlose Verbindung der Panzerkaserne mit der angrenzenden Family-Housing-Area wurde im Jahr 2008 eine Fußgängerbrücke über den Herdweg in Böblingen geschaffen. Betreut durch das Staatliche Hochbauamt Reutlingen entstand für die US Army Garrison Stuttgart, Directorate of Public Works (DPW) ein mehrfach horizontal und vertikal gekrümmtes Brückenbauwerk, das alle örtlichen Gegebenheiten aus dem natürlichen Gelände und den Verkehrszwängen aufnimmt. Die beauftragte Ingenieurgesellschaft IBK Prof. Kirsch, Stuttgart hat aus der Summe aller Randbedingungen und Zwänge eine bemerkenswerte Form entwickelt. Die bauliche Infrastruktur der in und um Stuttgart stationierten US-Gaststreitkräfte umfasst alle Lebensbereiche, die eine Community aus Soldaten, Zivilangestellten und deren Familien im Ausland benötigt. Zu den Freizeiteinrichtungen zählt der amerikanische Golfplatz in Kornwestheim. Im August 2002 wurde auf diesem Areal der Neubau einer Wartungseinrichtung zum Betrieb des Golfplatzes fertig gestellt als Ersatz für die bis dahin völlig unzureichenden Gebäude. Das Architekturbüro Bau / Werk / Stadt aus Stuttgart konzipierte aufgrund der funktionalen Vorgaben eine Art Werkhof, um den sich die einzelnen Gebäude gruppieren. In eine Stahlbetonrahmenkonstruktion mit glatter Sichtbetonoberfläche wurden Elemente aus Holz und Glas eingestellt. Wartungseinrichtung Eine neue Hotelanlage wurde 2011 im Sinne einer Lodge (Haus im Wald) für die temporäre Unterbringung von Soldaten und deren Angehörigen am Südrand der Kaserne, unmittelbar an den Böblinger Wald angrenzend, eingeweiht. Die Anlage öffnet sich mit weitem Ausblick nach Süden. Ihre Fassade lebt vom Kontrast großzügig verglaster, öffentlicher Bereiche zu der Lochfassade, hinter der sich die Gästezimmer befinden. Auf sechs Obergeschossen sind 65 Suiten, 69 Standard-Zimmer und 84 Extended-Stay-Zimmer sowie ein Fitnessraum untergebracht. Innengestaltung und Möbel sind nach dem Geschmack der US-Kunden ortsunabhängig gestaltet ( home away from home ). Barrierefrei gelangen die Gäste vom Parkplatz in die zentrale Eingangshalle mit großzügiger Lobby und Frühstücksraum mit Freisitz und Spielplatz. Golfplatz Kornwestheim Architekt Bau / Werk / Stadt, Stuttgart Baukosten 1,1 Mio. Bauzeit 2002 Hotelanlage Lodge Architekt Ondra+Partner, Stuttgart Baukosten 27 Mio. Bauzeit

79 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 155 Gemeinschaftszollanlage Waldshut / Koblenz Architekten Staatliches Hochbauamt Freiburg, Thoma. Lay. Buchler. Architekten, Todtnau Baukosten 7,5 Mio. Bauzeit Warenabfertigng Ausgelagert auf Industrieareal Im Dezember 1992 entschied sich die Schweiz in einer Volksabstimmung gegen den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum. Damit bleiben Warenkontrolle und Verzollung an der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz weiterhin bestehen. Der zunehmende Warenverkehr erforderte in den vergangenen Jahren verschiedene Baumaßnahmen an der EU-Außengrenze zu Deutschland. Mit der 2011 fertig gestellten Gemeinschaftszollanlage Waldshut (D) / Koblenz (CH) wurde die starke Verkehrsbelastung am bestehenden Grenzübergang behoben werden. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse war weder auf der deutschen noch auf der schweizerischen Seite eine Erweiterung der Zollanlage möglich. Die Verlagerung der Warenabfertigung auf ein ehemaliges Industrieareal östlich von Waldshut stellte sich als einzige Alternative dar. Die Fahrzeuge fahren nun für die Verzollung der Ware zur rund zwei Kilometer von der Grenze entfernten Warenabfertigung. Um sicher zu stellen, dass jeder Lkw auf direktem Weg zwischen Grenzübergang und dem neuen Zollhof verkehrt, wird die Fahrstrecke elektronisch überwacht. Das funktionale Herz der Anlage ist das Warenabfertigungsgebäude, das der Anlage ein markantes Erscheinungsbild verleiht. Zentrales Element ist die großzügige zweigeschossige Kundenhalle mit den angegliederten Schalterbereichen des deutschen und des schweizerischen Zolls. Warenabfertigung, Lkw-Beschau und ein Gebäude der ortsansässigen Spediteure bilden die Raumkanten des neuen Zollhofs. Das Staatliche Hochbauamt Freiburg leitete das Projekt und erstellte den Vorentwurf. Mit der weiteren Planung und Ausschreibung waren die Architekten Thoma. Lay. Buchler aus Todtnau beauftragt. Kundenhalle Bei der Planung und Umsetzung des Gebäudeund Energiekonzeptes wurde besonderer Wert auf nachhaltiges Bauen gelegt. Dadurch konnten nicht nur die Betriebskosten verringert und der CO 2 -Ausstoß reduziert werden, auch die Transmissionswärmeverluste wurden um 40 Prozent unter den Stand der Energieeinsparverordnung gesenkt. Thermisch aktivierte Bauteile und eine mit Ökostrom betriebene Grundwasserwärmepumpe kühlen die Gebäude im Sommer und ermöglichen wirtschaftliches Heizen im Winter. Der Beitrag zur Kunst am Bau von Norbert Radermacher besteht aus einem überdimensionalen Warenkorb aus Edelstahl auf dem Dach des Nebengebäudes der Warenabfertigung sowie einem weiteren Korb in realistischer Größe beim Zollübergang an der Rheinbrücke. Er thematisiert anschaulich die Bedeutung und Geschichte des Warentransports. mit Schalterbereichen

80 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 157 Bundesverfassungsgericht, Karlsruhe Temporärer Amtssitz Architekt Lederer+ Ragnarsdóttir+Oei, Stuttgart Baukosten 4,7 Mio. Bauzeit (Sanierung) Die Wahl weißer Putzflächen, hochwertigen Birkenfurniers und des belebend grünen Teppichbodens schafft in den öffentlichen Bereichen ein erfrischend natürliches Ambiente, das sich in seiner Erscheinung nahtlos in die Architektur des Bestands einfügt. Die Planung und Ausführung der Baumaßnahme erfolgte unter sorgfältiger Abwägung im Blick auf die Nutzung der Liegenschaft durch ein Verfassungsorgan der Bundesrepublik Deutschland einerseits und die avisierte Nutzungsdauer von nur drei Jahren andererseits. Die Finanzierung erfolgte aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung. Der Bund Deutscher Architekten verlieh dem Projekt im Jahr 2011 die Hugo-Häring-Auszeichnung. Auszeichnung Hugo-Häring- Auszeichnung 2011, BDA Baden- Würrtemberg Die Liegenschaft des Bundesverfassungsgerichts im Karlsruher Schlosspark wird in den Jahren 2011 bis 2014 grundlegend energetisch saniert. Ursprünglich war die Sanierung abschnittsweise im laufenden Betrieb angedacht, durch die Auslagerung des Gerichts kann sie jedoch in einem Zug wirtschaftlicher und störungsfreier durchgeführt werden. Deshalb erarbeitete das Staatliche Hochbauamt Baden-Baden bereits ab 2008 ein Konzept zur provisorischen Unterbringung des Bundesverfassungsgerichts in ehemaligen Stabsgebäuden einer Luftwaffendivision der Bundeswehr im Nordosten von Karlsruhe. Drei Gebäude wurden von 2010 bis 2011 für die temporäre Nutzung durch das Bundesverfassungsgericht angepasst und modernisiert. Im Rahmen eines Auswahlverfahrens zur Gestaltung der öffentlichen Bereiche fiel die Wahl auf den Entwurf der Architekten Lederer+ Ragnarsdóttir+Oei aus Stuttgart. Er bestach durch die Einfachheit des architektonischen Grundgedankens. Um dem Erscheinungsbild des Gerichts in der Öffentlichkeit gerecht zu werden, wurden die um 1959 errichteten Stabsgebäude mit repräsentativen Besucherbereichen ausgestattet. Vorgefertigte, an den Bestand angedockte Gebäudeteile erweitern und verbessern nun die bisherigen Raumfunktionen. Dazu gehört auch eine neue Pforte, die den Eingangsbereich angemessen aufwertet. Das ehemalige Lehrsaalgebäude wurde zum Sitzungssaal umgestaltet. Zwei seitliche, großzügig verglaste Anbauten schaffen Raumgewinn. Der externe Treppenkörper und die neue Empore für Presse und Publikum führen zu einer deutlich verbesserten Nutzbarkeit.

81 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Ziviler Bundesbau 159 Bundesgerichtshof, Karlsruhe Empfangsgebäude Das Areal des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe war bis in die 70er Jahre im Sinne von Transparenz und Bürgerfreundlichkeit frei zugänglich. Erst mit der aufkommenden Bedrohung wichtiger staatlicher Institutionen durch den Linksterrorismus insbesondere der Roten Armee Fraktion (RAF), wurde das Gelände für die Öffentlichkeit gesperrt und ab 1980 mit einem Kontrollgebäude samt Eingangsschleuse gesichert. Seitdem war auch der direkte Zugang zum großen Sitzungssaal nicht mehr möglich. Der in einem eigenständigen Baukörper untergebrachte, fensterlose Saal entsprach zudem in energetischer und funktionaler Hinsicht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Seit Anfang 2012 ersetzt ein neues Empfangsgebäude mit großem Sitzungssaal im Obergeschoss das Kontrollgebäude der 80er Jahre. Der Bundesgerichtshofs erhält durch den neuen baulichen Akzent am Eingang des Geländes neben der Funktion der Zugangskontrolle eine ihm angemessene Präsenz in der Öffentlichkeit. Das Staatliche Hochbauamt Baden-Baden beauftragte nach einem vorausgegangenem Auswahlverfahren die Architekten Harter + Kanzler aus Freiburg mit der Planung. Nach deren Entwurf stellt sich das neue Gebäude bewusst eigenständig dar, vermittelt jedoch gleichzeitig zwischen dem höheren Westgebäude und dem nördlich der Einfahrt gelegenen Bau von Friedrich Weinbrenner. Auf dem zurückgesetzten und verglasten Erdgeschoss, das die Geschosshöhe des angrenzenden Westgebäudes aufgreift, sitzt der klar umrissene Kubus des Sitzungssaals, der sich über große, bewusst gesetzte Öffnungen in der Natursteinfassade zur Stadt hin öffnet. Architekt Harter + Kanzler, Freiburg Baukosten 4,7 Mio. Bauzeit

82 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 161 Bundeswehr Bauen für den Einsatz Bis zum Fall der Mauer waren die deutschen Streitkräfte stationäre Größen beiderseits des Eisernen Vorhangs. Seit den 90er Jahren jedoch ist die Bundeswehr im Auftrag internationaler Organisationen wie der UNO und der NATO ständig im Einsatz außerhalb Deutschlands. Dies stellte neue Anforderungen an Menschen, Material und Strukturen. Bisher ist nicht geklärt, wer für Einsatzliegenschaften der Bundeswehr im Ausland baut. Der Bundesbau Baden-Württemberg wurde gebeten, in bestimmten Bereichen im Auftrag des Bundesamtes für Wehrverwaltung zu unterstützen. Beratungsleistungen betrafen unter anderem das Einsatzlazarett Masar-i Sharif, eine Behelfsbrücke über den Fluss Kochta und eine Prosektur in Kunduz. Die entstandenen Gebäude und Planungen konzentrieren sich bislang auf die beiden Auslandsstandorte der Bundeswehr: Prizren im Süden des Kosovo und Kunduz im Norden von Afghanistan. Ziel der Baumaßnahmen war es, abgenutzte Provisorien aus Feldlagermaterial, Zelten und Containern durch Neubauten zu ersetzen, die wirtschaftlich zu betreiben sind. Später sollen diese zivil nutzbar sein. Für das Hauptquartier des deutschen KFOR- Kontingentes in Prizren wurde in diesem Sinne 2006 bis 2007 ein Einsatzlazarett errichtet, da das mobile Feldlazarett aus Zelten und Containern nach sieben Jahren Standzeit nicht länger zu betreiben war. Hierfür überarbeitete der Bundesbau Baden-Württemberg mit seinem Kompetenzzentrum Sanitätsinfrastrukturmanagment der Bundeswehr (Sim Bw) eine Grundlage der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ (heute GIZ). Der Generalplaner Ernst² erstellte die funktionale Ausschreibung, ein Generalunternehmer errichtete daraufhin ein Einsatzlazarett, das dem Standard eines deutschen Kreiskrankenhauses entspricht. Im Neubau befinden sich die Notaufnahme, Behandlungs- und Operationsräume, eine Intensivstation und Fachlabore. Die Bettenzimmer sind in einem bereits vorhandenen, angeschlossenen Containerbau untergebracht. Ein weiteres Projekt für die Einsatzliegenschaft Prizren wurde 2008 bis 2010 durch das Staatliche Hochbauamt Freiburg und die Betriebsleitung Bundesbau betreut. Es war notwendig, ein Wirtschaftsgebäude mit Lebensmittelumschlagstelle zu errichten, da die vorhandenen Verpflegungsprovisorien nicht mehr zu sanieren waren. Das neue Wirtschaftsgebäude versorgt nun bis zu Verpflegungsteilnehmer, wobei die Größe des Speisesaals für 500 Personen ausgelegt ist. Das klar strukturierte, einfach gehaltene Bauwerk sticht aus den einsatzbedingten Gegebenheiten vor Ort heraus. Ein weiteres Wirtschaftsgebäude wurde in Afghanistan 2009 bis 2011 errichtet. Ein Großteil des deutschen ISAF-Kontingentes ist in dem Feldlager östlich von Kunduz stationiert. Auch bei dieser vom Staatlichen Hochbauamt Heidelberg betreuten Baumaßnahme war ein unzureichender Vorgängerbau zu ersetzen. Eine besondere Herausforderung stellte neben der extremen Erdbebengefahr, dem schlechten Baugrund und dem geforderten Schutz vor Waffenwirkung die Anlieferungslogistik und Qualitätskontrolle über die Entfernung dar. Auch die Einbindung des örtlichen Baugewerbes war angestrebt, da somit auch die örtliche Bevölkerung an der Sicherheit der Bundeswehr interessiert ist. Seit der Inbetriebnahme ist das Gebäude durch Zustationierungen weiterer Kräfte durchgehend in Betrieb. Oben Einsatzlazarett Prizren Unten links Wirtschaftsgebäude Kunduz Unten rechts Wirtschaftsgebäude Prizren

83 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Militärischer Bundesbau 163 Bundeswehr Einsatzinfrastruktur 1000X Die Territoriale Wehrverwaltung hat einige der Baumaßnahmen in den Einsatzgebieten der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit dem Bundesbau Baden-Württemberg realisiert. Die gewonnenen Erfahrungen aus den Projekten fließen in die derzeitigen konzeptionellen Überlegungen des Bundesministeriums der Verteidigung ein. Mit dem Projekt Einsatzinfrastruktur 1000X wird die modulare, schnelle und wirtschaftliche Unterbringung von 1000 Soldaten an einem möglichen Einsatzort X vorgeplant. Das Konzept setzt auf innovative und flexible Strukturen, um auf geologische, klimatische und örtliche Besonderheiten sowie auf Variablen, wie unterschiedliche Stationierungsstärken, reagieren zu können. Vor allem im Bereich der baulichen Konstruktion sowie bei der Ver- und Entsorgung einer Liegenschaft wurden neue Ideen entwickelt. Bauweisen und Materialien, die sich bewährt haben, wurden in das Konzept integriert. Es wird eine Einsatzliegenschaft entwickelt, die in modularen Einheiten für etwa 200 Personen organisiert ist und die über einen längeren Zeitraum weitgehend autark und funktionstüchtig bleiben soll. Ein wichtiges Kernelement von 1000X ist die städtebauliche Zonierung. Sie berücksichtigt die militärischen, aber auch die funktionalen und wahrnehmungspsychologischen Notwendigkeiten. Von Anfang an wird zudem mitbedacht, dass die Liegenschaft je nach Stationierungsentscheidung geordnet erweitert oder reduziert werden kann, intern und extern. Die öffentlichen und halböffentlichen Räume sind einprägsam und sorgen damit für Orientierung. Skalierbare, aufeinander aufbauende Elemente und die Verwendung haptisch angenehmer Materialien gewährleisten baulichen Schutz, aber auch ein Mindestmaß an Aufenthaltsqualität und angemessener Privatsphäre. Auf Besonderheiten und Unwägbarkeiten der Auslandseinsätze wird mit optionalen, additiven Elementen in der Katalogplanung reagiert. Dazu zählt zum Beispiel der Schutz vor Bedrohungen durch Waffen, Erdbeben, klimatische Extreme und Krankheitserregern. Die Versorgungstechnik wird soweit wie möglich aus den Gebäuden heraus gelöst und in eigenen, standardisierten Modulen untergebracht. Die Verlagerung in Container bietet erhebliche Vorteile für die Herstellung und den Betrieb. Wartung, Schulung und Austausch sind damit einfach zu gewährleisten. Durch die geplante Dezentralität wird eine sehr hohe Versorgungssicherheit gewährleistet. Ausfälle, Leitungsschäden und Regelwartungszeiten können gut überbrückt werden. Blockheizkraftwerke (BHKW) erzeugen Strom und Wärme aus Dieselkraftstoff. Mit Hilfe der gewonnenen Wärme und dem Einsatz von Absorptionskältemaschinen kann bei Bedarf gekühlt werden. Energiesparende Gebäudehüllen und Gebäudetechnik minimieren den Dieselverbrauch. Auch der optionale Einsatz erneuerbarer Energien kann in vielfältiger Form dabei unterstützen. Sowohl die Abhängigkeit der Einsatzinfrastruktur von Nachschublieferungen als auch der Aufwand für den Transport von Treibstoff wird damit reduziert. Ziel des von der Betriebsleitung Bundesbau betreuten Projektes ist es, eine modulare, anpassungsfähige Planung zu entwickeln, die im Bedarfsfall schnell verfügbare, angepasste Ausschreibungsbausteine bereit stellt. Das Konzept 1000X kann den Bundeswehrsoldaten, nach Phasen der mobilen Unterbringung und der anschließenden, auf ein Jahr beschränkten Nutzung von Feldlagern, eine wirtschaftliche und flexible Lösung für eine durchhaltefähige Einsatzinfrastruktur zur Verfügung stellen. Sozial- und Betreuungsbereich Städtebauliche Zonierung

84 ZBau

85 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 167 ZEITZEUGEN Prof. Dr. Josef Puchta Administrativ-kaufmännischer Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) wird zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land gefördert. Wirkt sich denn ein Politikwechsel auf Bundes- oder Landesebene auf die Forschung aus? Puchta: Momentan überhaupt nicht. Es hat auch nie den Versuch der Politik gegeben, inhaltlich auf die Forschung Einfluss zu nehmen. Bund und Land waren immer ausgesprochen wohlwollend gegenüber dem DKFZ. Für uns sind Bund und Land gleichermaßen wichtig. Denn das Land ist zuständig, wenn es zum Beispiel um Grundstücke und Berufungsverfahren geht. Glauben Sie mir, jeder Quadratmeter, auf dem wir gebaut haben, ist hart erkämpft. Im weltweiten Wettbewerb um die besten Krebsforscher müssen Sie Ihren Mitarbeitern attraktive Arbeitsbedingungen bieten. Puchta: Ja, die besten Köpfe sind unser wichtigstes Kapital. Spitzenforscher suchen ihre Arbeitsstelle nicht allein mit Blick auf ein attraktives Gehalt aus. Forscher fragen auch: Mit wem kann ich meine Ideen umsetzen? Stimmt die Infrastruktur? Auch das Umfeld muss passen: Unser Vorteil ist, dass hier alles fußläufig erreichbar ist. Hervorragende Forscher ziehen weitere Spitzenleute an. Also lohnt es sich für uns, in bedarfsorientierte Räumlichkeiten und sehr gute Infrastruktur zu investieren. Das Hochhaus des DKFZ wurde saniert, während die Wissenschaftler weiter forschten. Wie haben Sie dies bewältigt? Puchta: Das war schon eine große Herausforderung. Jeweils die Hälfte des 130 Meter langen achtstöckigen Hochhauses wurde komplett entkernt und neu gestaltet, während der Laborbetrieb in der anderen Hälfte weiterlief. In der vierjährigen Bauphase mussten wir regelmäßig Ohrstöpsel verteilen. Wenn Sie bei einem Betonbau links oben bohren, hört man es bis rechts unten. Eigentlich habe ich erwartet, dass irgendwann ein Mitarbeiter mit hochrotem Kopf vor mir steht. Das war aber nie der Fall. Es hat gut funktioniert, weil wir die interne Kommunikation verstärkt haben. Wir haben immer rechtzeitig angekündigt, wann es wo laut wird. Und die Mitarbeiter haben zum Teil ihre Experimente in den Abend verlegt oder am Wochenende gearbeitet. Spitzenforschung erfordert vernetztes Arbeiten und gute Kommunikation. Welchen Beitrag konnte die Architektur bei der Umgestaltung des Hochhauses leisten? Puchta: Wir haben gemeinsam mit den Architekten ein komplett neues Konzept erstellt. Die schweren Betonbrüstungen an der Fassade wurden entfernt. Dadurch sind die Innenräume sehr hell geworden. Die Grundrisse wurden so verändert, dass größere Raumtiefen entstanden. Das ermöglicht Großraumlabore anstelle der bisherigen kleinen, abgekapselten Räume. Die Mitarbeiter nutzen Geräte jetzt gemeinsam. Das ist ein Vorteil. Einmal wegen der Kosten die Geräte sind sehr teuer zum anderen auch zur Kontrolle von Versuchsreihen. Falls ein Mitarbeiter den Raum kurz verlässt, können die Kollegen sofort eingreifen, wenn ein Gerät ausfällt. Ebenfalls neu ist die Kommunikationszone mit Besprechungsraum, Bibliothek und Teeküche in der Mitte eines jeden Geschosses. Brauchen Wissenschaftler öfter Kaffeepausen? Puchta: Was bei Firmen vielleicht verpönt ist, das ist bei uns wünschenswert: Unsere Mitarbeiter sollen unbedingt gemeinsam Kaffee trinken. Die neuen Kommunikationszonen dienen dem Austausch. In der Forschung ist es ja so, dass viele Entdeckungen eher zufällig gemacht werden. Man spricht miteinander und erhält dadurch entscheidende Impulse für die eigene Arbeit. Die Resonanz auf die Umbauten ist übrigens sehr positiv. Sie haben einen 7-Tesla Magnetresonanztomographen (MRT) installiert für die Krebsforschung weltweit erstmalig. Das zugehörige Gebäude erhielt die Auszeichnung Beispielhaftes Bauen Heidelberg Puchta: Wir stehen ja weltweit in Konkurrenz mit anderen Zentren. Da fragen wir uns natürlich immer, wie wir ein Gebäude auch nach außen möglichst attraktiv gestalten können. Es sollte ja keine Garage werden. Obwohl ich gegenüber dem Entwurf der Fassade zunächst skeptisch war, habe ich mich von dem exzellenten Planungsbüro überzeugen lassen. Das Bild von Eisenspänen, welche sich über einem Magneten nach dessen Feldlinien ausrichten, war das Motiv für die Fassade. Ich finde den gesamten Bau sehr gelungen. Auch innen ist er ein Beispiel für kreative Ingenieurskunst. Zum Beispiel musste das extrem starke Magnetfeld des Gerätes mit mehr als 240 Tonnen Stahl abgeschirmt werden. Ohne Abschirmung würde kein Handy auf dem Campus im Neuenheimer Feld funktionieren. Waren Sie dabei, als der erste Krebspatient in die Röhre geschoben wurde? Puchta: Nein, der erste Proband war kein Krebspatient, sondern ein Professor hat sich freiwillig reingelegt. Ich war von den Bildern fasziniert. Das Gerät erlaubt eine Auflösung bis in kleinste anatomische Strukturen. Internationale Spitzenforscher, die Sie nach Heidelberg werben, haben sicher Ansprüche an ihren Arbeitsraum. Wer sucht denn die Stühle aus, auf denen die Professoren und Doktoren sitzen? Puchta: Das Wichtigste ist das Probesitzen. Aus Standardisierungsund Kostengründen tendieren wir aber zu einem einheitlichen Ausstattungskonzept. Das Geld fließt nicht in exklusives Mobiliar, sondern vorrangig in die Ausstattung mit modernsten Forschungsgeräten. Entspricht Ihr Besprechungstisch also auch dem einheitlichen Standard? Puchta: (lacht): Nein, das ist eine Sonderanfertigung aus Eichenholz. Unsere Schreinerin hat ihn für etwa 700 Euro in Handarbeit angefertigt. Auf dem üblichen Weg hätte er sicher über 2000 Euro gekostet. Bei diesem Teil habe ich mich als Designer versucht. Die Forschung in Deutschland sieht sich zunehmend mit der Abwanderung von Spitzenkräften ins Ausland konfrontiert. Bekommt das DKFZ dies auch zu spüren? Puchta: Diese Klage kann ich nicht teilen. Wir haben jährlich Bewerbungen von Doktoranden auf 50 offene Stellen. Im Großen und Ganzen bekommen wir schon das Personal, das wir suchen. Im infrastrukturellen Bereich spüren wir aber durchaus, dass wir in Deutschland momentan eine Phase der Vollbeschäftigung haben.

86 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Zuwendungssbau Bundesförderung Zuwendungsbau Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg Architekt Heinle, Wischer und Partner Bauzeit Zuwendungsbaumaßnahme Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg, Neukonzeption Auszeichnung Hugo-Häring- Auszeichnung 2011, BDA Baden- Würrtemberg Der Bund nimmt neben seiner Rolle als öffentlicher Bauherr auch die des Zuwendungsgebers wahr. Er unterstützt Bauinvestitionen von förderungswürdigen Institutionen, die selbst zu einer Vollfinanzierung nicht in der Lage sind. Je nach Einzelfall trägt der Bund die Förderung allein oder zusammen mit den Ländern, Kommunen oder Dritten. Die rechtlichen Grundlagen über eine Gewährung der Zuwendungsmittel regelt das Haushaltsrecht des Bundes und der Länder. Im Rahmen dieser Zuwendungsbaumaßnahmen (ZBau-Maßnahmen) unterstützt die Bauverwaltung die Projektentwicklung und überprüft die Einhaltung von Standards, Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Ausführung. Bei geeigneten Zuwendungsbaumaßnahmen werden Kunstam-Bau-Wettbewerbe mit Unterstützung der Bauverwaltung durchgeführt. Für die vom Bund geförderten Bauvorhaben gelten die Prinzipien der Nachhaltigkeit und der mittelstandsfördernden Vergabe von Planungsund Bauleistungen. Ein Schwerpunkt im Zuwendungsbau ist die Förderung von Forschungseinrichtungen. Neben den Standorten der Fraunhofer-Institute in Baden- Württemberg betreut die Betriebsleitung Bundesbau unter anderem das international anerkannte Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Das DKFZ ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts mit dem Ziel, Grundlagenforschung in der Krebsentstehung zu betreiben als nationale Forschungseinrichtung von dem Heidelberger Chirurgen Karl Heinrich Bauer gegründet, wurde das DKFZ 1975 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen, aus der 1995 die Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren entstand. Das Land Baden-Württemberg ist Stifter des DKFZ und trägt einen Anteil von 10 Prozent an der Finanzierung. Hauptfinanzierer ist der Bund mit einem Anteil von 90 Prozent.

87 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Zuwendungssbau 171 Kommunikationszone Besprechnungsraum und Teeküchen in jedem Geschoss Eingangshalle Das 1972 errichtete Gebäudeensemble des Deutschen Krebsforschungszentrums entsprach nicht mehr den bautechnischen und baurechtlichen Vorschriften. Außerdem genügten weder die Ausstattung noch die Anzahl der ursprünglich konzipierten 800 Arbeitsplätze den Anforderungen. Mit der Neuordnung und Generalsanierung wurde aus dem Gebäude wieder eines der modernsten biomedizinischen Forschungsgebäude. Die Regelgeschosse des Hochhauses wurden vom Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner umstrukturiert und mit neuer Gebäudetechnik ausgestattet. In laufendem Betrieb wurden die Grundrisse von einem Drei- in einen Zweibund umgewandelt. In der Mitte jedes Geschosses befindet sich nun eine Kommunikationszone mit Besprechungsräumen, Bereichsbibliothek und einer Teeküche. Die Bürobereiche schließen jeweils an diese Kommunikationszone an. Im Rahmen der Forschungsförderung wurde außerdem der Neubau eines 7-Tesla-Hochfeldtomographen gefördert. Das High-Tech-Gerät erlaubt eine Bildauflösung bis hinab auf die zelluläre Ebene und wird den Forschern bei der Krebsforschung ganz neue Einblicke in den menschlichen Körper erlauben. 7 Tesla ist die Angabe der Stärke des verwendeten Magnetfeldes. Sie entspricht in etwa der fachen Stärke des Erdmagnetfeldes. Um Störungen der angrenzenden Universitäts-Institute zu minimieren, wurde der Magnetresonanztomograph (MRT) in einem eigenen Gebäude untergebracht, in dem über 250 Tonnen Stahl die starke Strahlung abschirmen. Das Bild von Eisenspänen, welche sich über einem Magneten nach dessen Feldlinien aufspreizen, war das Motiv für die Fassade. Metalllamellen, welche mit Abstand vor die ansonsten homogene, schwarze Hülle montiert wurden, spreizen sich auf, wodurch sich aus jedem Blickwinkel unterschiedliche Ansichten und Einblicke ergeben. Das Innere des Gebäudes folgt einem formal reduzierten Ansatz. Es ist auf Langlebigkeit und wandelnde Anforderungen an das Gebäude ausgerichtet beim Bauen für die Forschung unverzichtbare Qualitätskriterien. Die Baumaßnahme wurde vom Staatlichen Hochbauamt Heidelberg betreut und von den Architekten Heinle, Wischer und Partner ausgeführt. Das Forschungsgebäude erhielt von der Architektenkammer Baden-Württemberg die Auszeichnung Beispielhaftes Bauen Heidelberg Zuwendungsbaumaßnahme Forschungsgebäude für einen 7-Tesla Hochfeldtomographen Architekt Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart Fertigstellung 2008 Auszeichnung Beispielhaftes Bauen Heidelberg , Architektenkammer Baden-Württemberg mit Blick auf den Innenhof

88 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Zuwendungssbau 173 Bundesförderung Zuwendungsbau Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation Stuttgart Zuwendungsbaumaßnahme Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation Architekt UN Studio, Amsterdam und ASPLAN, Kaiserslautern Bauzeit Auszeichnung Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen in GOLD Auch die Fraunhofer-Institute in Baden-Württem- berg werden im Rahmen des Zuwendungsbaus vom Bundesbau Baden-Württemberg betreut. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart hat im November 2009 den Grundstein für das Zentrum für Virtuelles Engineering (ZVE) gelegt. In dem imposanten Neubau auf dem Campus der Universität Stuttgart-Vaihingen werden Ergebnisse aus den Forschungsfeldern Arbeitswelten der Zukunft sowie Virtual Engineering in die Praxis umgesetzt. Das wissenschaftliche Knowhow aus den Bereichen Virtual Engineering und Workspace Innovation flossen kontinuierlich in die Konzeption des Institutsneubaus ein. Mit zukunftsweisenden Labors und Büros bietet das ZVE eine Plattform für die Erforschung, Entwicklung und Erprobung von Virtual Reality Technologien. Neue Produkte können bereits in der Planungsphase hautnah erlebt werden, 3-D Technologie macht es möglich. Auf Quadratmetern unterschiedlicher Forschungslandschaft untersuchen Mitarbeiter des Fraun- hofer-iao wie Arbeitswelten der Zukunft aus- sehen könnten. Schon während der Planungsphase des ZVE, in interdisziplinären Projektteams, setzte das Insti- tut mit den Architekten von UN Studio, Amster- dam und ASPlan, Kaiserslautern sowie Fachingenieuren zukunftsweisende Maßstäbe. Das Bauprojekt erhielt wegen vorbildlicher Effizienz, Umweltfreundlichkeit und Ressourcenschonung das Vorzertifikat Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen in GOLD.

89 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Zuwendungssbau 175 Bundesförderung Zuwendungsbau Handwerkskammer Konstanz Bildungsakademie Singen Die Förderung überbetrieblicher Berufsbildungsstätten ist ein Schwerpunktthema beim Zuwendungsbau. Baufachlich durch den Bundesbau Baden-Württemberg betreut, entsteht zum Beispiel in Singen am Hohentwiel ein Neubau für die Bildungsakademie der Handwerkskammer Konstanz. Dort werden Fachkräfte, vom Lehrling bis zum Meister, im technischen und kaufmännischen Bereich ausgebildet. Der Planung für den Neubau ging im Jahr 2007 eine umfassende Analyse der bestehenden Akademiegebäude in Konstanz voraus. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung ergab, dass eine sinnvolle Erweiterung mit Umbau und Modernisierung der alten Gebäude wirtschaftlich nicht vertretbar war. Diese Gebäude konnten inzwischen verkauft und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Nach Zustimmung der Zuwendungsgeber beschloss die Handwerkskammer, den Neubau auf einem ehemaligen Firmenareal in Singen zu errichten. Aus einem EU-weit ausgelobten zweistufigen Architektenwettbewerb im Jahr 2008 ging der Entwurf der Architekten Broghammer-Jana-Wohlleber aus Zimmern ob Rottweil als Sieger hervor. Sie erhielten den Auftrag zur Planung und Durchführung des Projekts, das im Mai 2012 fertiggestellt sein wird. Der Baukörper fügt sich mit Rücksicht auf die örtlichen Belange sehr gut in den städtebaulichen Kontext ein. Die verschiedenen Ausbildungsbereiche mit einer Nutzfläche von m² sind auf zwei Geschossen untergebracht. Die klare Strukturierung des Gebäudes sorgt für gute Übersichtlichkeit in den Werkstatt- und Seminarbereichen. Die offene und freundliche Campus-Atmosphäre wird von den Auszubildenden und den Betreibern gleichermaßen geschätzt. Im benachbarten, zentralen Innenhof wird die Eisenplastik des Künstlers Markus F. Strieder realisiert, die über einer ruhigen Wasserfläche zu schweben scheint. Die Finanzierung der Bildungsakademie teilen sich die Handwerkskammer, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg. Zuwendungsbaumaßnahme Bildungsakademie der Handwerkskammer Architekt Broghammer-Jana-Wohlleber, Zimmern ob Rottweil Baukosten 20 Mio. Bauzeit

90 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Zuwendungssbau 177 Bundesförderung Denkmalpflege Ritterstiftskirche Bad Wimpfen im Tal Denkmal Ritterstiftskirche Architekt AeDIs Bauzeit (Sanierung) 2009 Denkmalschutz und Denkmalpflege sind in Deutschland Aufgaben der Länder. Dennoch ist die Erhaltung wichtiger nationaler Kulturdenkmäler seit jeher auch ein Schwerpunkt der Kulturpolitik des Bundes. Die Bundesregierung fördert deshalb seit Jahrzehnten mit dem Denkmalpflegeprogramm National wertvolle Kulturdenkmäler und einem Kulturinvestitionsprogramm in Höhe von 400 Mio. Euro die Sanierung von Baudenkmälern, historischen Parks und archäologischen Stätten. Aber auch die Pflege und Erhaltung zahlreicher kleinerer Denkmäler wird unterstützt. Der Beauftragte für Kultur und Medien kann für ein entsprechendes Denkmalschutz-Sonderprogramm, bei Mitfinanzierung durch die Länder, beträchtliche Mittel zur Verfügung stellen. Gefördert werden Maßnahmen, die im Sinne der Denkmalpflegepraxis des Landes anerkannt wurden und die der Substanzerhaltung und Restaurierung von Kulturdenkmälern dienen. Auch im Rahmen des Konjunkturprogramms II der Bundesregierung wurden Mittel für die Sanierung von Kulturdenkmälern bereitgestellt. Damit trägt die Bundesregierung wesentlich zum Erhalt des kulturellen Erbes in den Regionen Deutschlands bei. Die ehemaligen Ritterstiftskirche St. Peter in Bad Wimpfen im Tal ist ein Förderprojekt des Denkmalpflegeprogramms. Die Stiftskirche ist eines der bedeutendsten Bauwerke der frühen Gotik in Deutschland. Die Ursprünge der Kirche liegen im 7. Jahrhundert. Im 13. Jahrhundert verfallen, wurde die Kirche ab dem 14. Jahrhundert um das Stiftsgebäude erweitert, welches zusammen mit der Kirche einen Kreuzgang bildete. An den Gebäuden und an gotischen Vollplastiken und Skulpturen des Spätmittelalters, die ursprünglich in Pfeilernischen des Südportals und des Chorbereiches standen, wurden 2008 bis 2010 konservatorische Maßnahmen durchgeführt. Die Restauratoren lokalisierten im ersten Schritt die Befunde, dann stellten sie die Schichtenfolge fest und interpretierten die vorgefundenen Sachverhalte. Zur Erhaltung der hochwertigen Original-Skulpturen von Petrus (Skulptur mit Buch in linker Hand) und Jakobus (Skulptur mit Stab) festigten sie geschädigte Steinpartien, kitteten Hohlstellen oder hinterfüllten sie per Injektion. Ältere Ergänzungen wurden farblich angepasst, Farbreste gesichert. Vor der Sanierung befanden sich die Skulpturen nahezu ungesichert im Kreuzgang, teilweise auch im Außenraum. Im Zuge der Maßnahme wurden die qualitätvoll gearbeiteten Originalskulpturen in das Lapidarium des Klosterbezirkes umgesetzt. Die Maßnahme wurde vom Staatlichen Hochbauamt Schwäbisch Hall im Sinne der Zuwendungsgeber betreut und erhielt von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg die Auszeichnung Denkmal des Monats. Zustand vor der Maßnahme Dokumentation aller ausgeführten Arbeiten Zustand nach Steinkonservierung und Retusche

91 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG Zuwendungssbau 179 Stiftung des Bundes Reichspräsident-Friedrich-Ebert- Gedenkstätte, Heidelberg Stiftung des Bundes Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Baukosten (Sanierung) Bauzeit 2010 Friedrich Ebert wurde 1871 in Heidelberg geboren und war von Reichspräsident der Weimarer Republik und damit erstes demokratisches Staatsoberhaupt in der deutschen Geschichte. Ihm zu Ehren wurde die Bundesstiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte gegründet und in seinem Geburtshaus in der Altstadt von Heidelberg ein Museum eingerichtet. Zu dem denkmalgeschützten Ensemble, das die Bundesrepublik Deutschland erworben hat, gehört neben dem Ausstellungs- und Archiv- Bereich auch das traditionelle Café Burkardt, das 2010 unter der Leitung des Staatlichen Hochbauamts Heidelberg saniert wurde. Die Maßnahme konzentrierte sich auf betriebliche und sicherheitstechnische Verbesserungen. Die Arbeiten wurden in enger Abstimmung mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde ausgeführt. Im Resultat präsentiert sich das Museumscafé der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in einem sensibel restaurierten Zustand, in dem neben Café und Kuchen auch Atmosphäre und Geschichte erlebbar sind.

92 Ausblick

93 JAHRE BAUEN FÜR DEN BUND IN BADEN-WÜRTTEMBERG 183 ZEITZEUGEN LRD Hans Ruzanski Hauptstellenleiter der Sparte Facility Management Freiburg der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Herr Ruzanski, wie kam es zur Gründung der BImA? Ruzanski: Bereits Ende der 1990er Jahre wurde über die Vorteile eines schlanken Staates diskutiert. Die ehemalige Bundesvermögensverwaltung war da nicht ausgenommen. Man überlegte, ein wirtschaftliches Immobilienmanagement aufzubauen weg von Verwaltungsstrukturen, hin zu mehr Eigenverantwortlichkeit und unternehmerischem Handeln. Früher wurden Bundesimmobilien und Liegenschaften nicht mit Blick auf die Rendite verkauft, sondern eher spontan. Seit Gründung der BImA im Jahr 2005 liegt der Aufgabenschwerpunkt im Aufbau eines einheitlichen Immobilienmanagements für den Bund. Nicht betriebsnotwendiges Vermögen ist, wie es das Gesetz nennt, wirtschaftlich zu veräußern. Um diese Aufgabe zu erfüllen, legen wir die Reihenfolge der zu veräußernden Immobilien nach wirtschaftlichen Kriterien fest. Bedauern Sie nicht manchmal die Veräußerung eines historisch bedeutsamen Gebäudes? Selbst wenn ein Bunker zum Verkauf steht. Da hängt doch Geschichte dran. Ruzanski: Das sehe ich ganz ohne Emotionen. Was will ich denn mit einem alten Schleppdach oder Offizierkasino? Die Frage ist doch: Hat die Liegenschaft noch eine Aufgabe für die öffentliche Hand zu erfüllen? Wenn dies nicht der Fall ist, sollte sie verwertet werden. Welche Objekte stehen ganz oben auf der Liste? Ruzanski: Die Cash-Fresser, unwirtschaftliche Immobilien, welche die öffentliche Hand am meisten kosten, werden als erstes veräußert. Aber wir verkaufen nicht immer. Unsere Sparte Portfoliomanagement analysiert und bewertet jede Immobilie der BImA. Dabei stellt sich heraus, dass es teilweise wirtschaftlicher ist, zu vermieten. Kennen Sie solche Fälle? Ruzanski: Ja. Als Leiter der Sparte Facility Management habe ich viel damit zu tun. In Konstanz ging es zum Bespiel um die Zukunft von drei Gebäuden, die bislang vom Studentenwerk genutzt wurden. Die Frage war: Verkaufen oder vermieten? Wegen der innerstädtischen Lage und der dort üblichen hohen Mietpreise haben wir nach wirtschaftlichen Gesichtpunkten entschieden, zu modernisieren und zu vermieten. Die Frage der Rendite hat Vorrang. So auch bei der Vermietung des ehemaligen US-Areals mit 192 Wohnungen an das Studentenwerk Heidelberg. Man muss den Markt genau beobachten, um die wirtschaftlichste Variante Vermietung, Verkauf oder sogar Abriss zu wählen. Wie viele Wohn-, Gewerbe- und sonstige Immobilien hat die Bundesanstalt? Ruzanski: In Baden-Württemberg haben wir noch Wohnungen. Außerdem bieten wir Liegenschaften für gewerbliche Nutzung an: 670 Grundstücke mit Gebäuden zählt der Bestand in Baden- Württemberg. Sicher ist nicht jeder Standort gefragt. Gibt es auch Ladenhüter? Ruzanski: Wir haben durchaus problematische Lagen. Münsingen auf der Schwäbischen Alb zum Beispiel. Seitdem dort die Bundeswehr abgezogen ist, stehen 200 Kasernengebäude leer, davon 130 unter Denkmalschutz! Ein möglicher Weg der Verwertung, Abriss, Neuentwicklung der Fläche mit nachfolgendem Verkauf ist damit hier nicht gangbar. Um eine Liegenschaft optimal für die neue Nutzung zu entwickeln, spielt die gute Zusammenarbeit mit Kommunen eine große Rolle. Ein Bürgermeister hat aber doch andere Interessen als die BImA Ruzanski: Das ist eine diffizile Geschichte. Ich erinnere mich an die Zeit der Konversionen in Freiburg. Da gab es auch Stimmen, welche meinten, die Stadt solle ihren Haushalt mit Konversionsflächen sanieren. Fakt ist: Die Kommunen wollen Konversionsflächen möglichst billig erwerben. Nach dem Motto: Wir kaufen ja nur die grüne Wiese. Wie gut oder schlecht sich eine Liegenschaft tatsächlich entwickelt, weiß zum Zeitpunkt des Verkaufs niemand. Daher müssen sich Kommunen verpflichten, selbst noch Jahre nach dem Kauf einen Nachschlag zum Kaufpreis zu zahlen, falls der Wert der erworbenen Liegenschaft durch ihr Planungsrecht aus Wiese wird Bauland gestiegen ist. Mit Nachzahlungsklauseln minimieren wir die Ungewissheit für beide Parteien. Dadurch erzielen wir den durch die neue Nutzung begründeten Verkehrswert. Fällt Ihnen eine Besonderheit bei einer Ihrer Liegenschaften ein? Ruzanski: Wir verwalten das Grenzzollamt Weil am Rhein. Wir sind besonders stolz, dass dort durch den Einbau einer neuen Heizungsanlage die Heizkosten um 37 Prozent gesenkt werden konnten. Der Kohlendioxid-Ausstoß hat sich dadurch von 500 Tonnen auf 90 Tonnen jährlich reduziert. Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung? Ruzanski: Hier in Baden-Württemberg ist sie so, wie man sie sich wünscht. Wir werden in jeder Hinsicht von der Bauverwaltung unterstützt. Früher hatten wir keine unmittelbare Möglichkeit zu steuern. Denn die Bauämter übernahmen das Budget für den Bauunterhalt. Heute haben wir die Möglichkeit, über das ausschließlich von uns verwaltete Budget unsere Wünsche zu äußern und umzusetzen. Dies setzt eine kollegial praktizierte Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung voraus. Was kommt die nächsten Jahre auf die BImA zu? Ruzanski: Mit Jahresbeginn 2012 haben wir auch die Liegenschaften der Bundeswehr übernommen. Damit verantworten wir in Baden- Württemberg den Bauunterhalt für weitere 134 Liegenschaften mit Gebäuden. Das entspricht einer Grundstücksfläche von 88 Millionen Quadratmetern mit einem jährlichen Bauunterhalt von 35,6 Millionen Euro. Darunter fällt auch das Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Dort wird bei laufendem Betrieb ständig gebaut. Das geht aber nur, wenn der Kontakt zwischen Bauverwaltung und uns sehr eng ist. Da dies im zivilen Bereich bereits hervorragend funktioniert, sehe ich auch für die militärischen Bauten keine Probleme.

Bauen für den Bund in NRW

Bauen für den Bund in NRW Hier baut die Bundesrepublik Deutschland vertreten durch die Oberfinanzdirektion Münster vertreten durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW Bauen für den Bund in NRW Herausgeber: Oberfi nanzdirektion

Mehr

Rahmenbedingungen zur Konversion Rhein- Neckar in Heidelberg

Rahmenbedingungen zur Konversion Rhein- Neckar in Heidelberg Rahmenbedingungen zur Konversion Rhein- Neckar in Heidelberg Herr Michael Scharf Projektleiter Konversion Rhein-Neckar Bundesanstalt für Immobilienaufgaben 05.02.2013 - Wirtschaftsdialog zur Konversion

Mehr

Ihr neuer Auftraggeber: die Skyline Baden-Württembergs.

Ihr neuer Auftraggeber: die Skyline Baden-Württembergs. Ihr neuer Auftraggeber: die Skyline Baden-Württembergs. Jetzt Karriere machen als Architektin oder Architekt bei der Staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung. Wir bauen Baden-Württemberg. Bauen Sie

Mehr

Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt Abteilung 5 Staatliches Liegenschafts- und Baumanagement

Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt Abteilung 5 Staatliches Liegenschafts- und Baumanagement Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, 11014 Berlin Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr Ministerium

Mehr

ab abend Abend aber Aber acht AG Aktien alle Alle allein allen aller allerdings Allerdings alles als Als also alt alte alten am Am amerikanische

ab abend Abend aber Aber acht AG Aktien alle Alle allein allen aller allerdings Allerdings alles als Als also alt alte alten am Am amerikanische ab abend Abend aber Aber acht AG Aktien alle Alle allein allen aller allerdings Allerdings alles als Als also alt alte alten am Am amerikanische amerikanischen Amt an An andere anderen anderer anderes

Mehr

Wortformen des Deutschen nach fallender Häufigkeit:

Wortformen des Deutschen nach fallender Häufigkeit: der die und in den 5 von zu das mit sich 10 des auf für ist im 15 dem nicht ein Die eine 20 als auch es an werden 25 aus er hat daß sie 30 nach wird bei einer Der 35 um am sind noch wie 40 einem über einen

Mehr

Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Abteilung 2 Städte- und Wohnungsbau, Staatlicher Hochbau

Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Abteilung 2 Städte- und Wohnungsbau, Staatlicher Hochbau Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr Ministerium der Finanzen des Landes Brandenburg - Abteilung 4 - Ministerialdirektorin

Mehr

~ I. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern. Finanzministerium Baden-Württemberg

~ I. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern. Finanzministerium Baden-Württemberg ~ I W Bundesministerium Bundesministerium 11030 Berlin Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern Finanzministerium Baden-Württemberg Ministerium der Finanzen des Landes Brandenburg

Mehr

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Neubau Laborgebäude 3.3.2

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Neubau Laborgebäude 3.3.2 Relevanz und Zielsetzungen ist ein Element von Baukultur, das die Qualität und die Ausdruckskraft eines Bauwerks mitprägt. Sie ist daher ein integraler Bestandteil der Bauaufgabe und Bauherrenverantwortung.

Mehr

~ I. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Irmern. Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg

~ I. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Irmern. Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg ~ I W Bundesministerium Bundesministerium 11030 Berlin Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Irmern Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg Ministerium der Finanzen

Mehr

Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg

Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg des Innern, für Bau des Innern, für Bau, 11014 Berlin Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr Ministerium der Finanzen

Mehr

Vertrag über die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Drei Mächten. ["Deutschlandvertrag"]

Vertrag über die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Drei Mächten. [Deutschlandvertrag] Vertrag über die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Drei Mächten ["Deutschlandvertrag"] vom 26. Mai 1952 (in der Fassung vom 23. Oktober 1954) Die Bundesrepublik Deutschland, Die

Mehr

AfB. Oberfinanzdirektion Karlsruhe -Abteilung Bundesbau- Betriebsleitung. Landesbaudirektion an der Autobahndirektion Nordbayern

AfB. Oberfinanzdirektion Karlsruhe -Abteilung Bundesbau- Betriebsleitung. Landesbaudirektion an der Autobahndirektion Nordbayern I ~ Bundesministerium.. ~ für Verkehr, Bau AfB ; Finanzm Jsterium Sctiles" g-holstein Btmdesministerium für Verkehr, Bau 11030 Berlin Oberfinanzdirektion Karlsruhe -Abteilung Bundesbau- Betriebsleitung

Mehr

Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern. Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg

Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern. Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg Bundesministerium 11030 Berlin Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg Ministerium der Finanzen des Landes Brandenburg Die

Mehr

Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern

Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 11030 Berlin MDir Günther Hoffmann Leiter der Abteilung Bauwesen, Bauwirtschaft und Bundesbauten Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg

Mehr

Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des lnnem

Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des lnnem ~ für Umwelt, Naturschutz, Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des lnnem Ministerium der Finanzen des Landes Brandenburg - Abteilung

Mehr

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude. Soziokulturelle und funktionale Qualität Gestaltung Kunst am Bau

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude. Soziokulturelle und funktionale Qualität Gestaltung Kunst am Bau Relevanz und Zielsetzungen ist ein Element von Baukultur, das deren Qualität und Ausdruckskraft mitprägt. Sie ist daher ein integraler Bestandteil der Bauaufgabe und Bauherrenverantwortung. Mit diesem

Mehr

Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen Zentrale Fachbereich Bundesbau

Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen Zentrale Fachbereich Bundesbau Hermann Simons Referatsleiter WV III 6 Oberfinanzdirektionen HAUSANSCHRIFT POSTANSCHRIFT Chemnitz BB Frankfurt/Main Bundesbaureferat Hannover LBA Karlsruhe Bundesbau Baden-Württemberg ASt Freiburg Koblenz

Mehr

Ihr nächstes Arbeitszeugnis bauen Sie einfach selbst.

Ihr nächstes Arbeitszeugnis bauen Sie einfach selbst. Ihr nächstes Arbeitszeugnis bauen Sie einfach selbst. Jetzt Karriere machen im gehobenen bautechnischen Dienst in den Fachrichtungen Architektur-Hochbau, Baubetrieb oder Maschinenwesen und Elektrotechnik.

Mehr

Was ist nachhaltiges FM für die Bundesimmobilien. Annette von Hagel Facility Management

Was ist nachhaltiges FM für die Bundesimmobilien. Annette von Hagel Facility Management Was ist nachhaltiges FM für die Bundesimmobilien Annette von Hagel Facility Management Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Gegründet 1.1.2005 9 Direktionen 120 Hauptund Nebenstellen Zentrale in Bonn Vorstand

Mehr

AGENDA BUNDESWEHR IN FÜHRUNG AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS.

AGENDA BUNDESWEHR IN FÜHRUNG AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. AGENDA BUNDESWEHR IN FÜHRUNG AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. Themenfeld 8 Die Bundeswehr ist bereits ein fester und anerkannter Teil der deutschen Gesellschaft. Dieses Verhältnis gilt es durch stetigen Austausch

Mehr

menschlichen Miteinanders. Doch wie war das bei der Gründung des Bundeslandes eigentlich mit selbigem Bindestrich? Die Geschichte ist stets auch eine

menschlichen Miteinanders. Doch wie war das bei der Gründung des Bundeslandes eigentlich mit selbigem Bindestrich? Die Geschichte ist stets auch eine menschlichen Miteinanders. Doch wie war das bei der Gründung des Bundeslandes eigentlich mit selbigem Bindestrich? Die Geschichte ist stets auch eine Abfolge von wenn und aber, eine Aneinanderreihung von

Mehr

Interview der Botschafterin für A1 TV aus Anlass des 60. Jahrestages der Verabschiedung des Grundgesetzes

Interview der Botschafterin für A1 TV aus Anlass des 60. Jahrestages der Verabschiedung des Grundgesetzes Interview der Botschafterin für A1 TV aus Anlass des 60. Jahrestages der Verabschiedung des Grundgesetzes (ausgestrahlt am 23. Mai 2009) 1. Deutschland feiert heute 60 Jahre Grundgesetz. Was bedeutet das

Mehr

Faire Perspektiven für die europäische Jugend sichern den sozialen Frieden in Europa Herausforderung auch für das DFJW

Faire Perspektiven für die europäische Jugend sichern den sozialen Frieden in Europa Herausforderung auch für das DFJW Seite 0 Faire Perspektiven für die europäische Jugend sichern den sozialen Frieden in Europa Herausforderung auch für das DFJW Rede Bundesministerin Dr. Kristina Schröder anlässlich der Eröffnung des Festaktes

Mehr

Schreibtisch frei im Großraum-Büro Baden-Württemberg. Jetzt Karriere machen mit einer Ausbildung im Büromanagement.

Schreibtisch frei im Großraum-Büro Baden-Württemberg. Jetzt Karriere machen mit einer Ausbildung im Büromanagement. Schreibtisch frei im Großraum-Büro Baden-Württemberg. Jetzt Karriere machen mit einer Ausbildung im Büromanagement. Wir bauen Baden-Württemberg. Bauen Sie mit. VERMÖGEN UND BAU BUNDESBAU EINE SOLIDE BASIS

Mehr

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW in Worten und Zahlen zum 31.12.2015 Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen, kurz BLB NRW. Zugegeben, das ist

Mehr

Oberfinanzdirektion Hannover. Postfach Hannover. Landesbaudirektion an der Autobahndirektion Nordbayern Krelingstr.

Oberfinanzdirektion Hannover. Postfach Hannover. Landesbaudirektion an der Autobahndirektion Nordbayern Krelingstr. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Postfach 20 01 00, 53170 Bonn Oberfinanzdirektion Hannover - Landesbauabteilung - Postfach 240 30002 Hannover HAUSANSCHRIFT POSTANSCHRIFT BEARBEITET

Mehr

Kurzinformation Barrierefreies Bauen. Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden und Arbeitsstätten

Kurzinformation Barrierefreies Bauen. Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden und Arbeitsstätten Kurzinformation Barrierefreies Bauen Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden und Arbeitsstätten Leitfaden Barrierefreies Bauen Bauen für alle Der demografische Wandel und der Weg in eine inklusive Gesellschaft

Mehr

Für starke Städte, Gemeinden und Landkreise. Für eine lebenswerte Heimat.

Für starke Städte, Gemeinden und Landkreise. Für eine lebenswerte Heimat. Für starke Städte, Gemeinden und Landkreise. Für eine lebenswerte Heimat. Wahlaufruf des Bundesvorstands der CDU Deutschlands anlässlich der Kommunalwahlen in zehn Bundesländern am 25. Mai 2014. Für starke

Mehr

Ausführungsgesetz zum Prostituiertenschutzgesetz. Vorblatt

Ausführungsgesetz zum Prostituiertenschutzgesetz. Vorblatt Ausführungsgesetz zum Prostituiertenschutzgesetz Vorblatt A. Zielsetzung Durch das Gesetz zur Regulierung des Prostitutionsgewerbes sowie zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen vom 21. Oktober

Mehr

Was ist Kommunalpolitik?

Was ist Kommunalpolitik? Grundwissen der Kommunalpolitik Baden-Württemberg Nr.: 01 Was ist Kommunalpolitik? Vinzenz HUZEL, Politikwissenschaftler (Ulm) Was ist Kommunalpolitik? Kommunalpolitik als Grundstein der Demokratie in

Mehr

Bauen im ländlichen Raum

Bauen im ländlichen Raum Fachtagung Bauen im ländlichen Raum Grundlagen zur Dorfentwicklung in Hessen 29. November 2018 Herbstein-Stockhausen Charly Musseleck Spannungsfeld Bauen / Architektur Bauherren suchen Geborgenheit, Wohlfühlen

Mehr

FREIHEIT FÜR WEN UND FÜR WAS? Oder: Erste Thesen zum Freihandelsabkommen zwischen EU und USA... 26

FREIHEIT FÜR WEN UND FÜR WAS? Oder: Erste Thesen zum Freihandelsabkommen zwischen EU und USA... 26 INHALT DAS FREIHANDELSABKOMMEN IN SEINER VERWANDLUNG ZUR ENTEIGNUNG..... 7 FREIHEIT FÜR WEN UND FÜR WAS? Oder: Erste Thesen zum Freihandelsabkommen zwischen EU und USA.............................. 26

Mehr

Vorlage zur Kenntnisnahme

Vorlage zur Kenntnisnahme 18. Wahlperiode Drucksache 18/0495 30.08.2017 Vorlage zur Kenntnisnahme Abkommen über die gemeinsame Finanzierung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Abgeordnetenhaus von Berlin

Mehr

Gundlach Ihr Partner für Bau und Immobilie. Gundlach Gut gemacht.

Gundlach Ihr Partner für Bau und Immobilie. Gundlach Gut gemacht. Gundlach Ihr Partner für Bau und Immobilie Gundlach Gut gemacht. Die erste Adresse für Immobilien in und um Hannover Über uns Die Firmengruppe Gundlach ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit

Mehr

Es gilt das gesprochene Wort.

Es gilt das gesprochene Wort. Rede von Herrn Staatssekretär Zellmeier anlässlich des Richtfests für den Neubau eines Unterkunftsgebäudes in der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim am 19. Juli 2018 Es gilt das gesprochene Wort.

Mehr

Geschichtlicher Abriss 1815 bis 1871

Geschichtlicher Abriss 1815 bis 1871 Geschichtlicher Abriss 1815 bis 1871 1815 1815 1832 1833 1841 1844 1848 1862 1864 1866 1867 1870 1871 Der Wiener Kongress (1815) Nach Napoleon musste Europa neu geordnet und befriedet werden. Dazu kamen

Mehr

ZustAO Beih. Ausfertigungsdatum: Vollzitat:

ZustAO Beih. Ausfertigungsdatum: Vollzitat: Anordnung über die Übertragung von Zuständigkeiten auf dem Gebiet der sowie für den Erlass von Widerspruchsbescheiden und die Vertretung des Dienstherrn bei Klagen aus dem Beamtenverhältnis für Versorgungsempfänger

Mehr

Konversion in Heidelberg Den Wandel gestalten

Konversion in Heidelberg Den Wandel gestalten Konversion in Heidelberg Den Wandel gestalten Foto: Philipp Rothe Herr Hans-Jürgen Heiß Bürgermeister Konversion und Finanzen 20. November 2013 Heidelberg 2 3 4 1 5 1 Patrick-Henry-Village 98,5 ha 2 Airfield

Mehr

Europäisches historisches Gedächtnis

Europäisches historisches Gedächtnis Europäisches historisches Gedächtnis Herausforderungen für die Bildungsarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Der 1. Weltkrieg: Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts Erstmalig in der Geschichte

Mehr

Grußwort. von. Hartmut Koschyk MdB Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

Grußwort. von. Hartmut Koschyk MdB Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Grußwort von Hartmut Koschyk MdB Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten anlässlich der 18. Hauptversammlung der Domowina am 25. März 2017 in Hoyerswerda Ich danke

Mehr

Sie tragen gern Verantwortung? Dann krempeln Sie die Ärmel hoch.

Sie tragen gern Verantwortung? Dann krempeln Sie die Ärmel hoch. Sie tragen gern Verantwortung? Dann krempeln Sie die Ärmel hoch. Jetzt Karriere machen im höheren bautechnischen Dienst in den Fachrichtungen Architektur-Hochbau oder Maschinenwesen und Elektrotechnik.

Mehr

INDUTEC Reine Perfektion!

INDUTEC Reine Perfektion! INDUTEC Reine Perfektion! Unsere Vision und unsere Werte Indutec Umwelttechnik GmbH & Co. KG Zeißstraße 22-24 D-50171 Kerpen / Erft Telefon: +49 (0) 22 37 / 56 16 0 Telefax: +49 (0) 22 37 / 56 16 70 E-Mail:

Mehr

I. Begrüßung: Kontext der Initiative Anrede

I. Begrüßung: Kontext der Initiative Anrede 1 - Es gilt das gesprochene Wort! - - Sperrfrist: 21.11.2011, 10:00 Uhr - Rede des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, anlässlich der Veranstaltung zur Initiative

Mehr

Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin Abteilung Soziales und Gesundheit Sozialamt Juli 2011

Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin Abteilung Soziales und Gesundheit Sozialamt Juli 2011 Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin Abteilung Soziales und Gesundheit Sozialamt 1 Juli 2011 Leitlinien für die Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements des Bezirksamtes Treptow-Köpenick von Berlin

Mehr

Bundesverband für den Selbstschutz (BVS) 2. Aufgaben 3. Aufbau und Organisation 4. Gliederung 5. Aufklärung und Ausbildung

Bundesverband für den Selbstschutz (BVS) 2. Aufgaben 3. Aufbau und Organisation 4. Gliederung 5. Aufklärung und Ausbildung Bundesverband für den Selbstschutz (BVS) 1/7 1/7 - Der Bundesverband für den Selbstschutz (BVS) (Stand Dezember 1976) Enthält: 1. Entwicklung 2. Aufgaben 3. Aufbau und Organisation 4. Gliederung 5. Aufklärung

Mehr

Deutscher Bundestag. Sachstand. Zuständigkeiten des Bundes bei Manövern und anderen Übungen ausländischer Streitkräfte in Deutschland

Deutscher Bundestag. Sachstand. Zuständigkeiten des Bundes bei Manövern und anderen Übungen ausländischer Streitkräfte in Deutschland Deutscher Bundestag Zuständigkeiten des Bundes bei Manövern und anderen Übungen ausländischer Streitkräfte in Deutschland Seite 2 Zuständigkeiten des Bundes bei Manövern und anderen Übungen ausländischer

Mehr

SHAEF-Gesetze weiterhin in Kraft

SHAEF-Gesetze weiterhin in Kraft SHAEF-Gesetze weiterhin in Kraft Überleitungsvertrag Erster Teil ALLGEMEINE BESTIMMUNGEN Artikel 1 Artikel 2 (1) Die Organe der Bundesrepublik und der Länder sind gemäß ihrer im Grundgesetz festgelegten

Mehr

Adenauers Außenpolitik

Adenauers Außenpolitik Haidar Mahmoud Abdelhadi Adenauers Außenpolitik Diplomica Verlag Haidar Mahmoud Abdelhadi Adenauers Außenpolitik ISBN: 978-3-8428-1980-1 Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2012 Dieses Werk ist

Mehr

Unternehmenszweck und -aufgaben

Unternehmenszweck und -aufgaben Unternehmenszweck und -aufgaben Das oberste Ziel der Genossenschaft und ihre Aufgaben leiten sich direkt aus der Satzung ab: Zweck der Genossenschaft ist vorrangig eine gute, sichere und sozial verantwortbare

Mehr

Kulturherberge Gelnhausen

Kulturherberge Gelnhausen Kulturherberge Gelnhausen Vorlage für das LEADER-Entscheidungsgremium für einen Antrag auf Förderung Sonstige investive und nicht investive Projekte zur Umsetzung eines REK Antragsteller: Stadt Gelnhausen

Mehr

Nationale Stadtentwicklungspolitik. Foto: Bundesregierung/ Kühler

Nationale Stadtentwicklungspolitik. Foto: Bundesregierung/ Kühler Nationale Stadtentwicklungspolitik Foto: Bundesregierung/ Kühler Aktuelle Herausforderungen der Stadtentwicklung Globalisierung und Arbeitsmarkt Foto: Bundesregierung/ Reineke Klimawandel Foto: Bundesregierung/

Mehr

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Grundlagen der Demokratie - Schüler lernen Merkmale, Teilhabe und Probleme der Demokratie kennen Das komplette Material finden Sie

Mehr

Deutschland nach dem Krieg

Deutschland nach dem Krieg Deutschland nach dem Krieg 6. Juni 2011 1945 endete der schlimmste Krieg, den die Menscheit jemals erlebt hatte. Das Ende des 2. Weltkrieges war aber auch gleichzeitig ein Anfang - für ein Nachkriegsdeutschland,

Mehr

Auswirkungen der Wiedervereinigung

Auswirkungen der Wiedervereinigung Politik Stephanie Kern Auswirkungen der Wiedervereinigung 1 Freie Universität Berlin Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Berlin PS 15055: Transformation

Mehr

Manöver und andere Übungen der Bundeswehr und der Streitkräfte der Entsendestaaten in Bayern (Manöverbekanntmachung)

Manöver und andere Übungen der Bundeswehr und der Streitkräfte der Entsendestaaten in Bayern (Manöverbekanntmachung) Manöver und andere Übungen der Bundeswehr und der Streitkräfte der Entsendestaaten in Bayern Manöver und andere Übungen der Bundeswehr und der Streitkräfte der Entsendestaaten in Bayern (Manöverbekanntmachung)

Mehr

Begrüssung von Regierungschef Adrian Hasler anlässlich des. Europatages in Vaduz. 60 Jahre Römische Verträge. Vaduz, 12.

Begrüssung von Regierungschef Adrian Hasler anlässlich des. Europatages in Vaduz. 60 Jahre Römische Verträge. Vaduz, 12. REGIERUNG DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN MINISTERIUM FÜR PRÄSIDIALES UND FINANZEN Begrüssung von Regierungschef Adrian Hasler anlässlich des Europatages 2017 in Vaduz 60 Jahre Römische Verträge Vaduz, 12.

Mehr

10 Fragen und Antworten

10 Fragen und Antworten Was ist eine Stiftung? 10 Fragen und Antworten Der Tag der Stiftungen am 1. Oktober ist der zentrale Aktionstag für alle Stiftungen. Er macht europaweit auf das Wirken von Stiftungen aufmerksam und wurde

Mehr

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor. L e i t b i l d. Landesbetrieb Hessisches Landeslabor. Verbraucherschutz unser Auftrag

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor. L e i t b i l d. Landesbetrieb Hessisches Landeslabor. Verbraucherschutz unser Auftrag Landesbetrieb Hessisches Landeslabor L e i t b i l d Landesbetrieb Hessisches Landeslabor Verbraucherschutz unser Auftrag 1. V o r w o r t Der Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) wurde 2005 aus

Mehr

Rede. des Herrn Staatsministers. anlässlich der. Überreichung des. Ehrenzeichens des Bayerischen Ministerpräsidenten. an Herrn Karl Sommer

Rede. des Herrn Staatsministers. anlässlich der. Überreichung des. Ehrenzeichens des Bayerischen Ministerpräsidenten. an Herrn Karl Sommer Der Bayerische Staatsminister der Justiz Prof. Dr. Winfried Bausback Rede des Herrn Staatsministers anlässlich der Überreichung des Ehrenzeichens des Bayerischen Ministerpräsidenten an Herrn Karl Sommer

Mehr

Ausstellung Que reste t il de la Grande Guerre? Was bleibt vom Ersten Weltkrieg?

Ausstellung Que reste t il de la Grande Guerre? Was bleibt vom Ersten Weltkrieg? Ausstellung Que reste t il de la Grande Guerre? Was bleibt vom Ersten Weltkrieg? Der Erste Weltkrieg: Ein Konflikt gekennzeichnet durch massenhafte Gewalt 1. Raum: Die Bilanz: eine zerstörte Generation

Mehr

Vor 50 Jahren: Streit über den "Frexit"

Vor 50 Jahren: Streit über den Frexit / Institut für Zeitgeschichte, Abteilung Auswärtiges Amt In diesen Tagen, in denen die europäische Öffentlichkeit über auf das britische Votum zum Austritt aus der EU streitet, jährt sich zum 50. Mal die

Mehr

Stift gesucht der auch zeichnen kann. Jetzt Karriere machen mit einer Ausbildung als Bauzeichnerin oder Bauzeichner.

Stift gesucht der auch zeichnen kann. Jetzt Karriere machen mit einer Ausbildung als Bauzeichnerin oder Bauzeichner. Stift gesucht der auch zeichnen kann. Jetzt Karriere machen mit einer Ausbildung als Bauzeichnerin oder Bauzeichner. Wir bauen Baden-Württemberg. Bauen Sie mit. VERMÖGEN UND BAU BUNDESBAU GESTALTEN SIE

Mehr

Johannes Graf Der Erste Weltkrieg ebnete der Sommerzeit den Weg Claire Hölig Wer die Macht hat, bestimmt die Zeit... 59

Johannes Graf Der Erste Weltkrieg ebnete der Sommerzeit den Weg Claire Hölig Wer die Macht hat, bestimmt die Zeit... 59 Inhalt Vorwort...................... 7 Johannes Graf Eine Idee viele Väter................. 9 Johannes Graf Der Erste Weltkrieg ebnete der Sommerzeit den Weg..... 27 Claire Hölig Wer die Macht hat, bestimmt

Mehr

Berlin wird Hauptstadt

Berlin wird Hauptstadt Renate Künast Volker Ratzmann Kommission von Bundestag und Bundesrat zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung Kommissionsdrucksache 0016 (bereits als Arbeitsunterlage 0019 verteilt) Berlin wird

Mehr

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW in Worten und Zahlen zum 31.12.2016 Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, im vergangenen Geschäftsjahr haben wir, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB

Mehr

Doppelte Solidarität im Nahost-Konflikt

Doppelte Solidarität im Nahost-Konflikt Doppelte Solidarität im Nahost-Konflikt Im Wortlaut von Gregor Gysi, 14. Juni 2008 Perspektiven - unter diesem Titel veröffentlicht die Sächsische Zeitung kontroverse Kommentare, Essays und Analysen zu

Mehr

dtv Rechtsstellung Deutschlands Völkerrechtliche Verträge und andere rechtsgestaltende Akte

dtv Rechtsstellung Deutschlands Völkerrechtliche Verträge und andere rechtsgestaltende Akte 410 Rechtsstellung Deutschlands Völkerrechtliche Verträge und andere rechtsgestaltende Akte Atlantik-Charta Potsdamer Abkommen Deutschlandvertrag Viermächte-Abkommen über Berlin Transitabkommen Moskauer

Mehr

Sperrfrist: Uhr. Rede des Präsidenten des Nationalrates im Reichsratssitzungssaal am 14. Jänner 2005 Es gilt das gesprochene Wort

Sperrfrist: Uhr. Rede des Präsidenten des Nationalrates im Reichsratssitzungssaal am 14. Jänner 2005 Es gilt das gesprochene Wort Sperrfrist: 16.00 Uhr Rede des Präsidenten des Nationalrates im Reichsratssitzungssaal am 14. Jänner 2005 Es gilt das gesprochene Wort Meine Damen und Herren! Wir haben Sie zu einer Veranstaltung ins Hohe

Mehr

ALLE_LOGOPAPIER. Familien- und altersgerechtes Wohnen in Ramersdorf Mitte

ALLE_LOGOPAPIER. Familien- und altersgerechtes Wohnen in Ramersdorf Mitte Pressemitteilung Familien- und altersgerechtes Wohnen in Ramersdorf Mitte GEWOFAG feiert Richtfest an der Rupertigaustraße / 109 neue Wohnungen, Tiefgaragen und Stützpunkt von Wohnen im Viertel werden

Mehr

Wir gehen neue Wege und setzen neue Maßstäbe. Leitbild. Sana Krankenhaus Radevormwald

Wir gehen neue Wege und setzen neue Maßstäbe. Leitbild. Sana Krankenhaus Radevormwald Wir gehen neue Wege und setzen neue Maßstäbe Leitbild Sana Krankenhaus Radevormwald Unsere Mission Qualität Nähe Das Sana Krankenhaus Radevormwald ist ein Haus der Grund- und Regelversorgung, wo jeder

Mehr

Sparsam und solide: Guter alter Klassiker in Holzfertigbauweise

Sparsam und solide: Guter alter Klassiker in Holzfertigbauweise Sparsam und solide: Guter alter Klassiker in Holzfertigbauweise Das gute alte Einfamilienhaus, seine Architektur ist praktisch, der Stil schlicht. Aber es wird immer wieder gern gebaut, weil das Modell

Mehr

Stadt Iphofen Sanierung Stadtteile. Birklingen, Dornheim, Hellmitzheim, Mönchsondheim, Possenheim

Stadt Iphofen Sanierung Stadtteile. Birklingen, Dornheim, Hellmitzheim, Mönchsondheim, Possenheim Bayerisches Städtebauförderungsprogramm Stadt Iphofen Birklingen, Dornheim, Hellmitzheim, Mönchsondheim, Possenheim Durchführung privater Sanierungs- und Baumaßnahmen 03.03.1998 08.02.2000 abgestimmt mit

Mehr

10 Fragen und Antworten

10 Fragen und Antworten Was ist eine Stiftung? 10 Fragen und Antworten Der Tag der Stiftungen am 1. Oktober ist der zentrale Aktionstag für alle Stiftungen. Er macht europaweit auf das Wirken von Stiftungen aufmerksam und wurde

Mehr

Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Berlin-Süd eg. Leitbild. Leitbild. Eine Oase in der Großstadt traditionell modern

Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Berlin-Süd eg. Leitbild. Leitbild. Eine Oase in der Großstadt traditionell modern Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Berlin-Süd eg Leitbild Leitbild Eine Oase in der Großstadt traditionell modern Wer Zukunft will, Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Berlin-Süd eg muss heute gestalten

Mehr

Karsten Hartdegen. Entstehung der Bundesrepublik Deutschland

Karsten Hartdegen. Entstehung der Bundesrepublik Deutschland Mit der bedingungslosen Kapitulation am 08. Mai 1945 war der bis dahin furchtbarste Krieg, der 2. Weltkrieg (1939 1945), zu Ende. Deutschland war an der Stunde Null angelangt. Bereits seit 1941 befand

Mehr

Wir sind zum einen aufgerufen, uns aktiv einzubringen bei der Entwicklung unserer Gesellschaft. Heute wird es dem Einzelnen ja sehr leicht

Wir sind zum einen aufgerufen, uns aktiv einzubringen bei der Entwicklung unserer Gesellschaft. Heute wird es dem Einzelnen ja sehr leicht Sperrfrist: 11. Januar 2014, 11.30 Uhr Es gilt das gesprochene Wort. Grußwort des Staatssekretärs im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, beim Neujahrsempfang

Mehr

Nutzung der Business Class bei Auslandsdienstreisen Vergleich der Regelungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Obersten Bundesbehörden

Nutzung der Business Class bei Auslandsdienstreisen Vergleich der Regelungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Obersten Bundesbehörden Nutzung der Business Class bei Auslandsdienstreisen Vergleich der Regelungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Obersten Bundesbehörden 2016 Deutscher Bundestag Seite 2 Nutzung der Business Class

Mehr

Rede des Leiters Studentenbereich. anlässlich des Beförderungsappells am 29. Juni ( es gilt das gesprochene Wort )

Rede des Leiters Studentenbereich. anlässlich des Beförderungsappells am 29. Juni ( es gilt das gesprochene Wort ) Helmut-Schmidt-Universität, Postfach 700822, 22008 Hamburg Studentenbereich Leiter Oberstleutnant Dipl.-Kfm. Lothar Dobschall T +49(0)40/6541-2812 Sekretariat Frau Feil T +49(0)40/6541-2390 F +49(0)40/6541-3762

Mehr

Grußwort des Oberbürgermeisters zur Feier 60 Jahre Baden-Württemberg. am 25. Juni in Schramberg

Grußwort des Oberbürgermeisters zur Feier 60 Jahre Baden-Württemberg. am 25. Juni in Schramberg Grußwort des Oberbürgermeisters zur Feier 60 Jahre Baden-Württemberg des CDU-Kreisverbandes Rottweil und des Kreisverbandes der Frauen-Union am 25. Juni in Schramberg Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist

Mehr

Abschrift. Regelungen zur Beflaggung für den Bereich des Bundes

Abschrift. Regelungen zur Beflaggung für den Bereich des Bundes Abschrift Regelungen zur Beflaggung für den Bereich des Bundes Quelle: Erlass der Bundesregierung über die Beflaggung der Dienstgebäude des Bundes Datum: 22. März 2005 Veröffentlichung: Bundesanzeiger

Mehr

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Die 16 Bundesländer. Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Die 16 Bundesländer. Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout. Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de DOWNLOAD Jens Eggert Downloadauszug aus dem Originaltitel: Name: Datum: 21

Mehr

Lieber Herr Brandt, liebes Kollegium, hallo Schülerinnen und Schüler, liebe Gäste in der Grund- und Hauptschule Flachstöckheim,

Lieber Herr Brandt, liebes Kollegium, hallo Schülerinnen und Schüler, liebe Gäste in der Grund- und Hauptschule Flachstöckheim, 1 Lieber Herr Brandt, liebes Kollegium, hallo Schülerinnen und Schüler, liebe Gäste in der Grund- und Hauptschule Flachstöckheim, Herzlich willkommen! Ich freue mich außerordentlich, einen weiteren Schulerweiterungsbau

Mehr

Entschließung des Bundesrates zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)

Entschließung des Bundesrates zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Bundesrat Drucksache 742/13 (Beschluss) 29.11.13 Beschluss des Bundesrates Entschließung des Bundesrates zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Der Bundesrat hat in seiner 917. Sitzung am 29.

Mehr

Bauen für die Gemeinschaft Erfahrungen aus Berliner Genossenschaftssicht

Bauen für die Gemeinschaft Erfahrungen aus Berliner Genossenschaftssicht Bauen für die Gemeinschaft Erfahrungen aus Berliner Genossenschaftssicht Renate Amann Gemeinschaftliches Wohnen Ideen zur Bau- und Wohnkultur, Frankfurt, 6. Mai 2011 Ein Blick zurück in die Zukunft Ursprünge

Mehr

Die Streitkräfte der DDR - Die NVA als Parteiarmee unter Kontrolle ziviler Kräfte

Die Streitkräfte der DDR - Die NVA als Parteiarmee unter Kontrolle ziviler Kräfte Politik Sven Lippmann Die Streitkräfte der DDR - Die NVA als Parteiarmee unter Kontrolle ziviler Kräfte Studienarbeit Ruprecht- Karls- Universität Heidelberg Institut für Politische Wissenschaft Oberseminar:

Mehr

Manuel Franke: Zeitenklammer, 1997

Manuel Franke: Zeitenklammer, 1997 Manuel Franke: Zeitenklammer, 1997 Der Umzug des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Ende 1996 in die ehemalige Südkaserne in Nürnberg wurde nicht von allen Mitarbeitern befürwortet. Nicht

Mehr

Adresse dieses Artikels:

Adresse dieses Artikels: Page 1 of 5 Adresse dieses Artikels: http://www.abendblatt.de/region/stormarn/article211043803/jetzt-soll-ahrensburg-auch-in-die-hoehe-wachsen.html Stormarn Nachrichten Sport NACHVERDICHTUNG 27.06.17 Jetzt

Mehr

Die Arbeiterwohlfahrt

Die Arbeiterwohlfahrt Die Arbeiterwohlfahrt Über die Arbeiterwohlfahrt Wer wir sind Unser Leitbild Geschichte der AWO Wer wir sind Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege

Mehr

31 Entscheidung für die erste Öffentlich Private Partnerschaft im Hochbau des Bundes nicht sachgerecht vorbereitet (Kapitel 1412 Titel )

31 Entscheidung für die erste Öffentlich Private Partnerschaft im Hochbau des Bundes nicht sachgerecht vorbereitet (Kapitel 1412 Titel ) 31 Entscheidung für die erste Öffentlich Private Partnerschaft im Hochbau des Bundes nicht sachgerecht vorbereitet (Kapitel 1412 Titel 517 09) 31.0 Bei der Entscheidung für die erste Öffentlich Private

Mehr

Schulentwicklung Veränderung als Herausforderung und Chance

Schulentwicklung Veränderung als Herausforderung und Chance Schulentwicklung Veränderung als Herausforderung und Chance Schulische Angebote unterliegen generell der großen Herausforderung ständiger Veränderungen: Neue Inhalte, Methoden, Aufgabengebiete, Strukturen

Mehr

Freyenstein ist größter OT der Stadt Wittstock/Dosse, mit knapp 800 EW Wittstock insgesamt hat 18 OT; Kernstadt und OT zusammen haben knapp 15.

Freyenstein ist größter OT der Stadt Wittstock/Dosse, mit knapp 800 EW Wittstock insgesamt hat 18 OT; Kernstadt und OT zusammen haben knapp 15. Übersichtskarte Freyenstein ist größter OT der Stadt Wittstock/Dosse, mit knapp 800 EW Wittstock insgesamt hat 18 OT; Kernstadt und OT zusammen haben knapp 15.000 EW, Tendenz fallend Während die Einwohnerzahl

Mehr

Gute Architektur durch ÖPP Beispiele Neubau BMBF Neubau Futurium. Karl-Heinz Heller Direktor Frankfurt am Main

Gute Architektur durch ÖPP Beispiele Neubau BMBF Neubau Futurium. Karl-Heinz Heller Direktor Frankfurt am Main Gute Architektur durch ÖPP Beispiele Neubau BMBF Neubau Futurium Karl-Heinz Heller Direktor Frankfurt am Main 04.05.2017 Standort 2 ÖPP-Projekt Neubau BMBF Planung, Errichtung, Betrieb und Finanzierung

Mehr

Jetzt das Morgen gestalten

Jetzt das Morgen gestalten Jetzt das Morgen gestalten Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg 3. März 2007 Warum braucht Baden-Württemberg eine Nachhaltigkeitsstrategie? Baden-Württemberg steht vor großen Herausforderungen, die

Mehr

Eröffnungsfeier Bundesverwaltungsgericht

Eröffnungsfeier Bundesverwaltungsgericht Kanton St.Gallen Sicherheits- und Justizdepartement Eröffnungsfeier Bundesverwaltungsgericht Grusswort von Regierungspräsidentin Karin Keller-Sutter St.Gallen, 27. April 2012 ES GILT DAS GESPROCHENE WORT

Mehr

Wirtschaftliche Frauenschule in Württemberg Groß-Sachsenheim

Wirtschaftliche Frauenschule in Württemberg Groß-Sachsenheim REIFENSTEINER VERBAND Verein ehemaliger Reifensteiner e.v. Gegründet 1897 Wirtschaftliche Frauenschule in Württemberg Groß-Sachsenheim Die Maidennadel der Schule: 1912 1913 erbaut 1913-1936 1936-1954 Die

Mehr

DGNB KRITERIUM SOC3.2 KUNST AM BAU NUTZUNGSPROFIL THEMENFELD KRITERIENGRUPPE SPEZIFISCHER BEDEUTUNGSFAKTOR

DGNB KRITERIUM SOC3.2 KUNST AM BAU NUTZUNGSPROFIL THEMENFELD KRITERIENGRUPPE SPEZIFISCHER BEDEUTUNGSFAKTOR DGNB KRITERIUM SOC3.2 KUNST AM BAU NUTZUNGSPROFIL Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude Version 2012 (Upgrade 31.07.2013) THEMENFELD Soziokulturelle und funktionale Qualität KRITERIENGRUPPE Gestalterische

Mehr