Festvortrag 70 Jahre VdK OV Östlicher Schurwald
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- Lisa Beutel
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1 Festvortrag 70 Jahre VdK OV Östlicher Schurwald Sehr geehrter Herr Ludolph, liebe Kreisvorsitzende Martina Heer, sehr geehrte Damen und Herrn Bürgermeister, liebe Jubiläumsgäste, wenn mich Schulklassen in Berlin besuchen, bekomme ich häufig die Frage gestellt, warum ich in die Politik gegangen bin und warum ich in der SPD bin. Die Essenz meiner Antwort lässt sich in wenige Worte fassen: Was mich zur Politik gebracht hat, ist meine Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Und daraus ist der Impuls entstanden, mich mit meinen Überzeugungen für mehr soziale Gerechtigkeit und ein gutes Zusammenleben in unserer Gesellschaft einzusetzen. Damit geht es mir wohl so ähnlich wie Ihrem vor kurzem verstorbenen, langjährigen Ortsverbandsvorsitzenden Ernst Looser, der so stand es in der NWZ Ungerechtigkeiten nur schwer aushalten konnte. Wie schön wäre es gewesen, wenn wir dieses heutige Jubiläum noch mit ihm gemeinsam hätten feiern können. Gerechtigkeit und sozialer Ausgleich sind verankert in unserem Grundgesetz. Aber deswegen sind diese Werte noch längst keine Selbstverständlichkeit. Denn Gerechtigkeit, wie auch Mitmenschlichkeit und Demokratie, müssen jeden Tag neu durch konkretes Handeln, durch konkrete Taten gelebt, vorangebracht und vermittelt werden. In der Politik, aber vor allem auch in einer aktiven und engagierten Bürgergesellschaft. Der Sozialverband VdK verfolgt diese Aufgabe hier im Ortsverband im Östlichen Schurwald seit nunmehr 70 Jahren. Das ist wahrlich ein Grund zu feiern. Und vor allem auch ein Anlass, Danke! zu sagen. Danke für den vielfältigen Einsatz für andere Danke für dieses außerordentliche Durchhaltevermögen! 1
2 Die Geschichte des VdK begann also in einem vom Krieg zerstörten Land. Nicht nur Häuser und Städte lagen vielerorts in Trümmern, auch menschliche Beziehungen, Familien, Lebensentwürfe waren zerrüttet. Kriegsopferversorgung war damals die wichtigste Aufgabe des VdK. Dass der Schwerpunkt des VdK sich wegbewegt hat von Kriegsversehrten hin zu Menschen mit Behinderung, chronisch Kranken, Pflegebedürftigen, und Rentnern, verdanken wir einer einmaligen Entwicklung: So habe ich, die 1955 geboren ist, das Glück, das keine Generation vor uns hier in Deutschland hatte: bisher ein ganzes Leben in Friedenszeiten zu verbringen. Darum schaue ich mit tiefer Dankbarkeit auf all jene, die nach 1945 in Europa Verantwortung übernommen haben. Dass sie damals aus den Erfahrungen von Krieg und Gewalt die richtigen Schlüsse gezogen und eine freiheitlich-demokratische und sozialstaatliche Grundordnung geschaffen haben. Als Bundestagsabgeordnete arbeite ich daran mit, diese Grundordnung auszugestalten, sie lebbar zu machen und Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit immer wieder an ihr zu messen. Pflegereformen: - würdevolle Pflege bei Krankheit und im Alter - gute Rahmenbedingungen für Pflegende Bundesteilhabegesetz: - mehr Selbstbestimmung und Teilhabe - selbständig wohnen, keine Anrechnung von Partnereinkommen Gesetze können noch so gut gestaltet sein sie müssen ausgelegt werden. 2
3 Gerade ein Sozialverband, wie der BDK mit seiner sozialrechtlichen Kompetenz, muss darüber wachen, dass der politische Wille auch tatsächlich realisiert wird! Gesetze allein können das Gesellschaftsbild, das wir uns in unserem Grundgesetz zum Wegweiser gemacht haben, nicht wirklich mit Leben füllen. Was wir vor allem brauchen, sind Menschen, die sich anderen zuwenden, die sich einsetzen für diejenigen, die Unterstützung brauchen, die ihre Stimme für Schwächere erheben. Es sind all die Ehrenamtlichen und Engagierten, die, in ihrem Umfeld und nach ihren Möglichkeiten, weiterweben am gesellschaftlichen Zusammenhalt, dessen Strapazierfähigkeit dieser Tage besonders getestet wird. Bei all den fehlgeleiteten Debatten und verhärteten Fronten der letzten Jahre, ist die Geringschätzung dieses Engagements besonders schmerzhaft. Dass der Begriff Gutmensch in einigen Kreisen einen negativen Beigeschmack erhalten hat, finde ich traurig. Denn es ist gerade die große Hilfsbereitschaft in unserer Gesellschaft, die mir Hoffnung und Zuversicht gibt. Gerade in schweren Zeiten. Denken wir an die Flüchtlingshilfe: ohne die vielen Ehrenamtlichen, ohne die vielen, die sich auch in ihren Ämtern und Hilfsorganisationen über das Maß des üblichen vor allem Ende letzten und Anfang diesen Jahres engagiert haben, wäre alles gar nicht zu leisten gewesen. Dass sich immer wieder Menschen für Schwächere einsetzen und Zeit und Kraft für eine gerechte und solidarische Gesellschaft aufbringen, das macht mir Mut. Für solchen Einsatz steht auch der VdK! Und hier vor Ort nun schon seit 70 Jahren. Er schafft eine Solidargemeinschaft, die über konkrete Unterstützungsangebote auch ein lebendiges Vereinsleben zu bieten hat. Gemeinschaft entsteht nicht nur durch die Unterstützung, die Betroffene erfahren, sondern auch durch Feste und Stammtische, durch Veranstaltungen und Treffen. 3
4 Wenn es um konkrete Unterstützung derjenigen geht, die der VdK vertritt, steht ein wichtiges Prinzip im Mittelpunkt: Die Hilfe zur Selbsthilfe. Es geht darum, pflegebedürftigen Menschen so viel Normalität und Gestaltungsfreiheit wie möglich zu verschaffen. Dieses Prinzip gilt auch in meinem politischen Schwerpunktbereich der Pflegeund Gesundheitspolitik. Zum Beispiel in den Grundsätzen Reha vor Pflege oder ambulante vor stationärer Betreuung. Oder bei der Formulierung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes: Der Erhalt und die Förderung der vorhandenen Fähigkeiten stehen hier im Mittelpunkt. Dieses Jahr habe ich den Vorsitz des Kreisbehindertenrings Göppingen übernommen. Durch diese Aufgabe werde ich noch direkter konfrontiert mit den Schwierigkeiten, die sich gerade für Menschen mit Behinderung in der Bewältigung ihres Alltags ergeben. Es gibt noch viele Barrieren zu beseitigen in den Herzen und in den Köpfen aber auch ganz konkret im Alltag. [Beispiele aus der KBR Arbeit Albershausen Gemeinsam leben, gemeinsam lernen Teilhabe an Arbeit verbessern] Barrieren bestehen also nicht nur in Gebäuden, Städten und öffentlichen Räumen. Auch zwischen Menschen und ihren gerechtfertigten Ansprüchen können sich Barrieren aufbauen. Diese Barrieren können überwunden werden: Durch Information und Beratung, durch Hilfe zur Selbsthilfe, durch starke Interessensvertretung. Und das leistet der VdK hier im Östlichen Schurwald, und in seinen unzähligen Ortsverbänden, in seinen Selbsthilfegruppen und mit Unterstützungsangeboten seit Jahrzehnten. Seit dem Beginn der Geschichte der Bundesrepublik hat der VdK den sozialpolitischen Weg in unserem Land in den unterschiedlichsten Feldern begleitet, beeinflusst und mitgetragen: von den ersten Gesetzgebungsprojekten des Jahres 1950 bis zum Pflegegesetz. Der 4
5 VdK forderte beispielsweise in den 90er Jahren beharrlich die Einführung der umlagebasierten Pflegeversicherung und wirkte dadurch mit an der Entstehung dieser wichtigen fünften Säule der Sozialversicherung. Ja, der VdK mischt sich ein und gibt denjenigen eine Stimme, die sonst ungehört bleiben. Das ist für einen demokratischen Staat, für einen sozialen Staat unerlässlich. Für diese Arbeit, für Ihren unermüdlichen Einsatz möchte ich den Mitgliedern des VdK und allen seinen engagierten Helferinnen und Helfern heute herzlich danken auch im Namen meines Landtagskollegen Peter Hofelich, von dem ich Sie herzlich grüßen darf. Ich freue mich darauf, weiter Impulse aus Ihrer Arbeit direkt vor Ort zu bekommen und auf die Zusammenarbeit mit dem KBR. Es ist gut, dass Sie die Sozialpolitik in Baden-Württemberg und im Land auch weiterhin kritisch begleiten werden. Zum 70-jährigen Jubiläum des Ortsverbands Östlicher Schurwald gratuliere ich Ihnen von Herzen. Vielen Dank. 5
Sozialverband VdK Nordrhein-Westfalen e. V. Fürstenwall Düsseldorf Postfach Düsseldorf
Sozialverband VdK Nordrhein-Westfalen e. V. Fürstenwall 132 40217 Düsseldorf Postfach 105142 40042 Düsseldorf Telefon: 0211/3 84 12-0 Telefax: 0211/3 84 12 66 nordrhein-westfalen@vdk.de www.vdk.de/nrw
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