Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 2010 Die Kapelle auf St. Margrethenberg Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter

2 Die Kapelle auf St. Margrethenberg Othmar Kohler Terra Plana - Heft Nr Seite

3 - 3 - Othmar Kohler, Bad Ragaz Die Kapelle auf St. Margrethenberg Die heilige Margaretha, eine der 14 Nothelfer, hat dem Hochtal über Pfäfers den Namen gegeben In alten Zeiten hiess das Hochtal nicht Furggels und auch nicht St. Margrethenberg, sondern Mons Sanpans (Sempania, Sepaune, Sapaus, Sapans). Was dies genau bedeuten soll, weiss man nicht. Professor Dr. Hans Stricker, Grabs, neigt dazu, dass der Name sogar in die vor römische Zeit zurückreichen könnte. Der Name sei sicher nicht deutsch, aber auch nicht romanisch, sonst hätte man den Namen ausdeuten können. Die alte Kapelle war laut einer Urkunde um die Mitte des 13.Jahrhunderts St. Salvator (dem Erlöser) geweiht. Aber auch Margaretha wurde schon in dieser Kapelle verehrt. Leute aus Zizers, Igis, Suldis und Vaz gaben der Kapelle St. Salvator Ziegen, Wachs, Kühe, Schafe, Fett und Geld. Kurzbiografie der heiligen Margaretha Auf dem Altarbild in der Kapelle ist die h Margaretha als Drachentöterin dargestellt. Ihr männliches Pendant ist St. Georg, mit derselben Aufgabe, das Böse zu überwinden. In der Ostkirche heisst sie Marina. Ihre Namensbedeutung ist die Perle. Der Gedenktag ist am 20. Juli. Sie ist im Jahre 305 als Märtyrin gestorben und gilt als eine der 14 Nothelferinnen. Sie gilt als Patronin der Bauern, der Jungfrauen, der Ammen und Mädchen. Angerufen wurde sie bei schweren Geburten, Gesichtskrankheiten, Wunden, Unfruchtbarkeit und im Kampf gegen das Böse. Sie war die Tochter eines heidnischen Priesters. Die christliche Amme erzog sie zum Glauben. Ihr Vater verklagte sie beim Stadtpräfekten. Dieser wollte sie zur Frau nehmen. Sie wies ihn ab. Die Folter mit eisernen Kämmen, brennenden Fackeln sowie kochendem Öl sollte sie gefügig machen und vom Glauben abbringen. Da ihr die Folterungen nichts anhaben konnten, wurden viele zum Glauben bekehrt. Schliesslich wurde sie enthauptet. Vor der Enthauptung betete sie für ihre Verfolger.

4 - 4 - Geschichte der Kapelle Die Kapelle auf dem St. Margrethenberg hat eine wechselvolle Geschichte baute Abt Ruprecht vom Kloster Pfäfers auf dem Berg, angeblich auf dem Fürkli (Übergang nach Mastrils und Untervaz) die erste Kapelle. In einer alten Urkunde steht, dass die Kapelle zum Schutz gegen Lawinen und Seuchen gebaut wurde. Patronin der Kapelle und damit des gesamten Hochtales wurde die hl. Margaretha aus Antiochien. Die Menschen riefen sie bei Viehseuchen und anderen Naturplagen, wie Ungeziefer, Stürmen, Gewittern und Lawinen an. Zum anderen kam es mit dem sogenannten Margarethenlied, einem der ältesten rätoromanischen Lieder, welches zu einem Fruchtbarkeitskultus gehörte, zu einem Missverständnis. Dieses Lied ist im 7. Jahrhundert entstanden und erzählt eine heidnische Sage von einer Sennerin, welche auf der Grossalp lebte und sich als Mann verkleidete. Als ihr Geheimnis vom Küher entdeckt wurde, floh sie vom Kunkels herunter über Vättis, Vadura, den Ragoler-Berg hinauf, dann über den Tristelikopf hinunter über den Berg nach Pfäfers, am St. Georg

5 - 5 - vorbei, dessen Glocke so stark läutete, dass der Klöppel herausgefallen sei, ins Unterland hinaus. Das Lied der Sontga Margaritha wurde von den Bäuerinnen Rätiens noch bis vor hundert Jahren bei der Feldarbeit gesungen. Oft wurden die beiden Margarethen S. 28: miteinander verwechselt. Dabei wurde ja gerade die heilige Margaretha von den Christen als Ablösung von den heidnischen Bräuchen eingesetzt. Auf alle Fälle hat das Hochtal mit Bezug auf diese beiden Personen den Namen St. Margrethenberg erhalten. Bau einer neuen Kapelle 1241 wird erstmals der Name Sapans erwähnt steht in einer Urkunde «St. Margrethenguot ze Sampans by der Kappel 1703 lässt Abt Bonifaz 1. (Tschupp) die alte Kapelle wegen Baufälligkeit abbrechen und eine neue an anderer Lage von Baumeister Andreas Metzenkopf aufbauen. (Verdingvertrag am 14.Juli 1703). Am 31. August fing er mit dem Bau an, indem er das Fundament aushob. Am 1. September hielt man in der alten Kapelle letztmals Messe. Nachher brauchte man ihren Chor als Kalkofen. Am 29. September legte Abt Bonifaz den Grundstein und feierte am neuen Platz die erste Messe.

6 - 6 - Es sei zahlreiches Volk aus den benachbarten Gemeinden Ragaz, Pfäfers, Valens und Vättis anwesend gewesen. Den Abt, der nicht mehr gut zu Fuss war, habe man zu diesem Anlass von Pfäfers auf den St. Margrethenberg tragen müssen. Da im Winter 1704 die Bauarbeiten ruhten, wurden sie dann im Mai wieder aufgenommen. In diesem Jahr wurden in Zürich 4000 Dachplatten für die Kapelle bestellt. Diese wurden auf dem billigen Wasserweg bis nach Walenstadt gebracht. Von dort wurden sie über Ragaz und dann über die Porta Romana und Pfäfers auf den St. Margrethenberg gesäumt. Die Innenausstattung der Kapelle wurde teilweise erst um 1707 in Angriff genommen. Die Kapelle wird am 1. Oktober 1708 durch Bischof Ulrich VII. von Federspiel aus Chur, den Abt Bonifaz II. (zur Gilgen) und den Dekan Johann Melchior Weber aus Ragaz eingeweiht. Schon zu Beginn der Fünfzigerjahre dieses Jahrhunderts wäre eine Renovation sehr dringlich gewesen. Sie konnte leider erst im Sommer 1977 verwirklicht werden. Es wurden der Verputz, das Dach, die Fensterabdichtungen, der Schieferboden und die Bänke erneuert. Ebenfalls wurden die Mauern entfeuchtet. Der Altar wurde restauriert, Decke und Statuen fachmännisch aufgefrischt. Die letzten Arbeiten wurden 1978 abgeschlossen. Turm, Dach, Bemalung aussen und Entfeuchtungsmassnahmen müssen 2003 erneut ausgeführt werden. Ein feierlicher Gottesdienst und ein Volksfest schliessen am 6. Juni 2004 diese jüngste Renovation ab. Hoffen wir, dass dieser Kapelle zum Segen der Berger ihr Glanz für einige Jahre erhalten bleibt.

7 - 7 - Innenaustattungen Das Steinportal mit Bonifaz I. Tschupp und dem Klosterwappen fertigten die Steinmetze Christian Schmied und Leonhard Hobi an. Die Bienenwabenfenster lieferte ein Josef Catan aus Feldkirch. Die von Franz Bislin aus Pfäfers geschnitzten Bänke wurden 1978 nach einem auf dem Dachboden erhaltenen Beispiel von einem Sachs Schnitzer nachgeschnitzt. Die Glocke Sie hat einen Durchmesser von 65 cm. Die Inschrift an der Haube ist in gotischen Minuskeln geschrieben. Sie lautet: o got erhalt uns armem und mog dich min erbarmen. Anno domini MCCCCLXIII (1463). Sie soll aus der St. Leonhardkapelle bei Ragaz stammen. Der Altar Der rot und grün marmorierte Altar wurde, wie der Pfäferser Hochaltar, von Franz Bislin aufgebaut. Links des Altars sind Paramentenkästen, und rechts ist ein Beichtstuhl in den Altar eingebaut. Bislin hat ursprünglich auch die Bänke geschnitzt. Ober dem Hochaltarbild der hl. Margaretha sehen wir das Wappen des Abtes Bonifaz I zur Gilgen, der die Kapelle zusammen mit dem Churer Bischof Ulrich VII. von Federspiel und dem Dekan Josef Weber aus Ragaz am 1. Oktober 1708 eingeweiht hat. Die vier Statuen auf dem Altar HI. Maria Magdalena Sünderin, die Jesus die Füsse salbte. Sie war die erste, die Jesus nach der Auferstehung sah. Sie soll ihr Leben als Einsiedlerin in Frankreich beendet haben. Fest am 22. Juli. Hl. Katharina Tochter des Königs von Zypern. Verweigerte dem Kaiser das Opfer und die Hei rat. Darum wurde sie gefoltert und enthauptet. Ihr Fest wird am 25. November gefeiert. S. 29: Hl. Barbara (4.Dez.) Sie war eine schöne Frau mit scharfem Verstand. Aus Eifersucht sperrte sie der Vater in einen Turm. Weil sie sich taufen liess, wurde sie dem Statthalter ausgeliefert, gedemütigt und gefoltert und von ihrem Vater enthauptet.

8 - 8 - Hl. Maria von Ägypten Sie war Dirne in Alexandrien. Auf einer Wallfahrt nach Jerusalem bekehrte sie sich und wurde Einsiedlerin in der Nähe von Jericho. Dort starb sie im Jahre 430. Fest am 1. April. Die Decke Tischmacher Rosenkranz und Georg Danhauser aus Ragaz erstellten die Decke. Es ist eine hölzerne Felderdecke mit hohen profilierten Leisten. Eingearbeitet sind fünf oblonge, achteckige Rahmen für die Bilder. Die vier Benediktinerinnen an der Decke Hl. Juliana Die hl. Juliana mit der Monstranz hat durch ihre Vision Papst Urban IV. dazu gebracht, das Fronleichnamsfest einzuführen. Hl. Kunigunde Die hl. Kunigunde mit der Krone hat nach dem Tod ihres Gemahls, Kaiser Heinrichs II., das Kloster Bamberg gegründet, in welches sie selber eintrat. Hl. Scholastika Die hl. Scholastika ist die Schwester des hl. Benedikt. Wo Benedikt verehrt wird, gehört auch seine Schwester Äbtissin dazu.

9 - 9 - Hl. Ida, Idda, (Ita) Die hl. Ida von Toggenburg war Einsiedlerin in der Nähe des Klosters Fischingen. Sie soll die Wundmale getragen haben. Der Altar und die Kapelle wurden Heiligen geweiht Es ist interessant, dass neben der Haupt heiligen Margaretha noch zwölf andere Heilige für die Kapelle bestimmt wurden. Gewollt oder Zufall? Zwölf gilt als heilige Zahl. An der hinteren Kapellwand sind zwei Betfenster eingebaut, durch die man von aussen in die Kapelle schauen konnte. Haben hier die Bergler Trost und Hilfe in ihren Anliegen bei all den Heiligen des Himmels gesucht? Diese Zusammenstellung über die Heiligen der St. Margrethenberg-Kapelle für die erhoffte Hilfe bei vielfältigen Anliegen führt uns in eine geistige, ja mystische Gedankenwelt, in eine Zeit, in der nicht alles machbar erschien und war, dafür aber ein sehr starker Glaube an die Hilfe der Muttergottes Maria und der Heiligen im Vordergrund stand. Quellen: - Kulturdenkmäler des Kantons St. Gallen Band 1 - Urkundenbuch der südlichen Teile des Kantons St. Gallen, Franz Perret - Pfarrblatt der Pfarrei Pfäfers, Januar Herr Professor Stricker, Grabs - Text und Bildmaterial: Othmar Kohler

10 - 10 S. 30: Internet-Bearbeitung: K. J. Version 11/