Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1694 Kirchweihe in Pfäfers Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter

2 Kirchweihe in Pfäfers Terra Plana - Heft Nr Seite Dr. Werner Vogler

3 - 3 - Dr. Werner Vogler, St. Gallen Vor 300 Jahren Kirchweihe in Pfäfers Dieses Jahr, am 10. Oktober, werden 300 Jahre vergangen sein seit der kirchlichen Weihe einer der wichtigsten Barockkirchen der Ostschweiz, nämlich jener der Abtei Pfäfers. Die im 17. Jahrhundert wechselhafte Situationen erlebende Abtei Pfäfers hat die grossen barocken Bauvorhaben relativ früh auf sich genommen. Es war dies jedoch eine Notwendigkeit und nicht ein Produkt des Zufalls oder das Werk eines Prälaten, der von barocker Bauwut befallen war war in einer schwierigen Lage unter dem Flumser Abt Justus Zingg nämlich die Abtei niedergebrannt. Es war auch ein schöner Teil der Bibliothek mit den gedruckten Büchern vollständig zerstört worden. Die Abtei Pfäfers war damals in einer schwierigen finanziellen und wirtschaftlichen Situation, so dass erst allmählich mit dem Wiederaufbau des Klosters und der Kirche begonnen werden konnte. Zudem musste von der Benediktinerkongregation her aus anderen Schweizer Klöstern personeller Sukkurs geleistet werden. Zunächst weilte der St. Galler Mönch P. Antonin von Beroldingen als Administrator in der Abtei. Ihm folgte dann ein wenig später der Einsiedler Dekan P. Bonifaz Tschupp. Pfäfers wurde gar für dreissig Jahre Einsiedeln inkorporiert, und es sah zunächst aus, als ob es von Einsiedeln abhängig bleiben sollte. Diese Union konnte dann erfreulicherweise für Pfäfers wieder aufgelöst werden. Bonifaz Tschupp erwies sich als glückliche Lösung für Pfäfers, er wurde 1677 Abt und konnte bald einmal eine positive Bilanz vorweisen. Er ist eine der hervorragendsten und bedeutendsten Äbtegestalten des Barocks in Pfäfers. Nun musste man zuerst natürlich an den Neubau der Unterkünfte für die Mönche, also der Konventsgebäude, denken, die tatsächlich bald in Angriff genommen wurden. Es waren Sarganser und Misoxer Baumeister beteiligt wurde der Grundstein zum Neubau des Klosters gelegt, der bereits 1674 bezogen werden konnte.

4 - 4 - Der Klosterkirchenbau verzögerte sich in des, so dass erst 1689 der Rohbau der neuen Klosterkirche beendet war. Zuvor hatte man noch die einigermassen instand gestellte alte Klosterkirche für den Gottesdienst benutzt. Diese lag an einer anderen Stelle als die heutige Kirche, nämlich ein bisschen weiter unten und gegen Süden. Bedauerlicherweise sind aber bisher noch keine archäologischen Untersuchungen von Erfolg gekrönt gewesen, so dass der genaue Standort immer noch nicht festgehalten werden kann. Es soll hier nicht die lange Baugeschichte von Kloster und Kirche neu aufgerollt werden, da dies Erwin Rothenhäusler in aller Ausführlichkeit und aufgrund gesicherter Quellen, die recht spärlich fliessen, getan hat. Immer hin wissen wir, dass wir die Kirche den Baukünsten des Vorarlberger Architekten Hans Georg Kuen verdanken. Es war dies sein letztes Werk. Entgegen der allgemeinen Erwartung ist dieser Bau im Stiftsarchiv Pfäfers (in St. Gallen), das die Archivalien der ehemaligen Fürstabtei hütet, nicht optimal dokumentiert. Der Baufortschritt ist auch in keinem Tagebuch eines Abtes, Dekans oder klösterlichen Bauleiters festgehalten.

5 - 5 - Die Quellenlage ändert sich für die späteren Jahrzehnte, etwa kurz nach 1700, um einiges zum Bessern, indem wir über die damaligen Unternehmen im Rahmen des sogenannten Pfäferser Baubooms im 18. Jahrhundert doch einigermassen besser Bescheid wissen. Über die Einweihung der Kirche berichtet in des nur gerade eine kleine Pergamenturkunde, auf die ein Oblaten- bzw. Papiersiegel aufgedrückt ist. Sie liegt in der Urkundenabteilung des Stiftsarchivs Pfäfers in St. Gallen und wird hier abgebildet. Geschrieben wurde sie vom bischöflichen Kanzler P. Benedikt Kloser, der ein Pfäferser Mönch war und in jenen Jahren in Chur wirkte. Die Pfäferser Kirchweihe fand am 10. Oktober 1694 statt, die selbstverständlich auf Lateinisch abgefasste Urkunde ist aber im Hof Chur erst am 18. November 1712 ausgestellt worden, sie wurde also post festum, bzw. nach dem Anlass, ausgefertigt und ist eigentlich eine Bestätigungsurkunde für die Weihe der Kirche. Die Weihe hat Bischof Ulrich Federspiel, gebürtig aus Ems, der der Diözese Chur vorstand, vorgenommen. Überraschenderweise gibt es bereits in der Herkunft dieses Bischofs einen Bezug zu Pfäfers, sein Vater war nämlich nicht nur Landammann der Herrschaft Rhäzüns, sondern auch Ammann der Abtei Pfäfers in Domat/Ems. Dies ist wahrscheinlich mit ein Grund dafür, dass er einen Pfäferser Mönch zu seinem Kanzler machte, eine Funktion, die sonst nicht von einem Pfäferser Mönch, sondern von einem Weltgeistlichen ausgeübt wurde. Bei P. Benedikt handelt es sich um einen Vorarlberger aus Hard bei Bregenz. Gleich zu Beginn seiner Amtstätigkeit in Chur berief ihn 1692 der Bischof als Reformator des Klosters Müstair. Er war dann über Jahrzehnte Kanzler von Bischof Ulrich, von 1702 bis 1722, wie es in Henggelers Professbuch steht. Interessanterweise sollte er auf Drängen des Bischofs Titularabt der St. Gallen inkorporierten Abtei Neu St. Johann im Thurtal werden. Er schlug jedoch diese Würde aus, da er sehr wohl wusste, dass St. Gallen dies äusserst ungern gesehen hätte.

6 - 6 - Pergamenturkunde von 1712 über die Kirchweihe in Pfäfers von Offenbar war es eine Anerkennung für seine Leistungen, die ihm der Churer Bischof verschaffen wollte. Seine Persönlichkeit ist in der Pfäferser Klostergeschichte noch zu wenig gewürdigt worden. Wir wissen nämlich auch, dass er als Gesandter des Bischofs zweimal, 1697 und 1709, nach Wien und einmal nach Rom reiste. In Rom hatte er sich auf Wunsch von Kaiser Leopold als Gesandter in der Angelegenheit der Unbefleckten Empfängnis Mariens zu beschäftigen. Bei seinem zweiten Be such in Wien ging es um kirchliche Angelegenheiten Rätiens und die Wiedereinholung der Regalien von Kaiser Joseph I. Kloser war zudem ein bekannter Prediger, so hat er 1704 die Engelweihe-Predigt in Einsiedeln gehalten. Nun zum Inhalt der Urkunde. Sie ist nicht sehr aussagekräftig, in nüchternem Kirchenlatein abgefasst und benützt die üblichen rechtlichen Formen. Zunächst nennt sich Ulrich «von Gottes und des Apostolischen Stuhles Gnaden Bischof von Chur und Herr in Fürstenburg und Fürstenau». Rechtsgültig wird festgehalten, dass am 10. Oktober 1694 der Bischof die Kirche des fürstlichen, exempten, d.h. von der bischöflichen Herrschaft befreiten Kloster Pfäfers, in der Eidgenossenschaft und gleichzeitig im Bistum Chur gelegen, geweiht habe.

7 - 7 - Wichtig er scheint also der Hinweis auf die Exemption des Klosters, die das 17. Jahrhundert nach langen Bemühungen für die Abtei gebracht hatte. Damit war das Kloster von der bischöflichen Jurisdiktion, was die inneren Angelegenheiten des Konventes betraf, befreit. Darauf wird mitgeteilt, dass die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit und der in den Himmel aufgenommenen Jungfrau Maria geweiht sei. Das ist bis heute das Patrozinium von Pfäfers, Maria Assumpta, Mariae Himmel fahrt, was auch im Hochaltarbild zum Ausdruck kommt, wo dieses Ereignis dargestellt ist. Allerdings handelt es sich heute um eine Kopie eines anderen Bildes. Das ursprüngliche Gemälde ist nicht erhalten, und es ist bereits das dritte Altarblatt im Hochaltar. Genannt werden auch die Reliquien, es handelt sich um jene des heiligen Bonifaz, des Mainzer Bischofs und Märtyrers, des Viktor aus dem Kreise der Gefährten von Mauritius und Ursus und des Abtes Gallus, die bei der Weihe im Hauptaltar eingeschlossen worden waren. In der Weihurkunde wird auch ein Ablass angekündigt, den alle Gläubigen erwerben können, die am Tag der Weihe und am Jahrestag des Kirchweihfests die Kirche besuchen. Er gewährte für das erste Mal ein Jahr, für die Jahrestage 40 Tage Ablass. Als Kirchweihfest wurde der Sonntag vor dem Gallustag, dem 16. Oktober, festgesetzt. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 12/