Smart Grids und Smart Market aus Sicht der BNetzA
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- Günter Kästner
- vor 8 Jahren
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1 Smart Grids und Smart Market aus Sicht der BNetzA Ines Reichel, Referatsleiterin Zugang zu Elektrizitätsverteilernetzen, Bundesnetzagentur
2 Smart Grid - Definitionen Definition von Smart Grid national und international kursieren viele verschiedene Definitionen derzeit keine Legaldefinition für Smart Grid im deutschen Energierecht! Es gibt viele unterschiedliche Ausprägungen, allerdings wird meistens die Energiezukunft allgemein unter dem Begriff Smart Grid subsumiert Problem: Definitionen bislang zu ungenau, zu wenig trennscharf zwischen Netz und Markt Sorge: Unbundling-Aspekte finden zu geringe Berücksichtigung BNetzA unterscheidet daher Smart Grid und Smart Market 2
3 Abgrenzung Grid - Markt Grid Smart Grid Smart Market bestehendes Elektrizitätsnetz (Kapazitäten) konventioneller Netzausbau zur Integration erneuerbarer Energie erhöht die Netzkapazität Aufrüstung von konventionellen Netzen mittels (weiterer) Kommunikations-, Mess-, Steuer-, Regel und Automatisierungstechnik sowie IT steigert die Qualität, Effizienz und ggf. die Kapazität Schaffung von technischen Voraussetzungen jenseits der Netze sowie Etablierung von Marktplätzen und Marktregeln intelligente Energiemärkte (Elektrizitätsmengenhandel und Dienstleistungen) 3
4 Beispiele für Smart Markets Beispiele für Smart Markets (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) Verlagerung des Verbrauchs aufgrund von variablen Energiepreisen (Demand Response) Einsparung von Energie durch Verbrauchstransparenz Lokale Marktplätze z.b. zur Vermarktung regional erzeugten Stroms Energieeffizienzdienstleistungen Pooling von Verbrauch oder Erzeugungskapazität zur besseren Vermarktung durch Aggregatoren (z.b. als Regelenergie) Virtuelle Kraftwerke Speicher / Speicherdienstleistungen, wenn sie nicht zur Netzstabilisierung sondern zur Verlagerung des Energieverbrauchs betrieben werden Smart Markets stehen nicht im Fokus der Bundesnetzagentur - auch nicht im Bereich der Finanzierung über Netzentgelte! 4
5 BNetzA und Smart Markets Was tut die BNetzA im Bereich Smart Markets? Definition von diskriminierungsfreien, interoperablen und nichtproprietären Schnittstellen zwischen Smart Market und Netz(betreibern) Definition von massengeschäftstauglichen Standardprozessen (GPKE, Geli Gas, WIM etc.) Durchsetzen von Unbundling-Vorschriften zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrung Anpassung der Bilanzierungsvorschriften jenseits der SLPs zur Ermöglichung profitabler Geschäftsmodelle Absenkung von Präqualifikationsbedingungen, z.b. im Bereich Regelenergie 5
6 Übertragungsnetze und Smart Grid Übertragungsnetze sind schon heute smart Merkmale: Leitwarte, aktive Steuerung einzelner Leitungsabschnitte, Monitoring der Leitungszustände und angeschlossener Kraftwerke, aktive Ausregelung von Einspeisung und Entnahmen ggf. gradueller Erweiterung der Smartness erforderlich (Leiterseilmonitoring, erhöhte Informationsdichte aus nachgelagerten Netzen ) Fokus liegt eher auf neuen Leitungen (OWP-Anbindung, SuperGrid, massive Nord-Süd-Kapazitätserweiterung) 6
7 dezentrale Energie und Übertragungsnetzausbau erspart die dezentrale Erzeugung den Ausbau von Übertragungsnetzen? dezentrale Erzeugung hat bedarfsentlastende Auswirkungen auf die Übertragungsnetze: da mehr Verbrauch vor Ort gedeckt werden kann und somit weniger über die (Übertragungs)netze transportiert werden muss dieser Effekt besteht aber nur temporär, da erneuerbare Energie nicht kontinuierlich zur Verfügung steht. Daher sind die dämpfenden Auswirkungen auf den Netzausbaubedarf gering. dezentrale Erzeugung hat bedarfserhöhende Auswirkungen auf die Übertragungsnetze: wegen verstärkter Rückspeisung in die Übertragungsnetze durch Überangebot Erneuerbarer Energie dieser Effekt besteht zwar auch nur temporär, schlägt aber voll auf den Netzausbaubedarf durch. weiterhin besteht also verstärkter Ausbaubedarf der Übertragungsnetze. Außerdem ist eine verbesserte Rückspeisefähigkeit der Verteilernetze erforderlich! 7
8 Verteilernetze und Smart Grid Verteilernetze müssen erst noch smart werden Netzzustände gegenwärtig kaum bekannt ( blind gefahren ) aktive Schalthandlungen kaum möglich Einspeisemengen und -profile dezentraler Erzeuger kaum bekannt Informationsbereitstellung für Übertragungsnetze dürftig Fokus liegt sowohl auf Nachrüstung der Netze mit zusätzlicher Mess-, Steuer-, Regeltechnik, IT- und Kommunikationstechnik als auch auf Ausbau jedoch ist die Situation von Netz zu Netz sehr unterschiedlich (Stadt / Land, Nord / Ost / Süd etc.) 8
9 Gibt es den einen Masterplan für Smart Grids? Wie groß ist der Handlungsbedarf wirklich? Situation (und Handlungsdruck) in den Verteilernetzen ist sehr unterschiedlich: ca. 850 E-Netzbetreiber erfordern eine sehr differenzierte Herangehensweise: Erneuerbare Energie belastet die Netze lokal völlig unterschiedlich eher auf dem Land als in der Stadt, Solar stärker im Süden als im Norden und eher dezentral, Wind eher im Norden / Osten als im Süden und eher zentral Handlungsbedarf: teilweise heute schon dringend über später mal wichtig bis sicher niemals Netzbetreiber müssen jeweils ihre eigene Strategie für die Energiezukunft erarbeiten vor dem Hintergrund ihrer speziellen Versorgungsaufgabe sind alle Netzbetreiber dazu tatsächlich effizient in der Lage? Bundesnetzagentur 9
10 Smard Grids vs. konventioneller Netzausbau was zuerst tun -oder beides parallel? was ist zukunftssicherer? Wie entwickelt sich der Netzkapazitätsbedarf in der Energiezukunft? hängt von vielen Parametern ab (verfügbare Technik, konkrete und zukünftig erwartete Nutzungsanforderungen, Netzzustand und topologie etc.). diese Entscheidung ist eine unternehmerische Netzbetreiberaufgabe verbunden mit entsprechenden Chancen und Risiken! 10
11 Smart Grid / Smart Market Warum Differenzierung in Smart Grid und Smart Market? um deutlich zu machen, dass Netzbetreibern nicht die zentrale Rolle in der Energiezukunft zukommt (das Netz hat eine dienende Rolle und folgt dem Bedarf) um Unbundling-Verpflichtungen klar Ausdruck zu verleihen (Energiemengen werden nicht durch Netzbetreiber kontrahiert, sondern nur transportiert, hierzu werden Netzkapazitäten angeboten und optimiert) um neuen, nicht netzbetreiberzentrierten Lösungen Raum zu geben Beispiel: (regionale) Marktplätze für Strom und Dienstleistungen Beispiel: Vertriebs- und Dienstleistungsfokus Smart Meter das Netz ist i.d.r. kein Ansprechpartner für Endverbraucher, eine stärkere Beteiligung der Verbraucher durch innovative Produkt- und Dienstleistungen (Tarife, Hardware, Service etc.) ist aber unbedingt erforderlich, damit auch der private Sektor zu den Effizienzzielen beiträgt 11
12 Smart Grid / Smart Market Systemsicherheit muss auch einer Aufspaltung in Smart Grid und Smart Market gesichert sein verteilte und insbesondere unklare Verantwortung könnte die Systemstabilität gefährden. Daher: klare Verantwortungszuweisung und Reserveverantwortung vorsehen (z.b. Netzbetreiber als Rückfall-MSB ) Kommunikationsprozesse zwischen vielen neuen Marktrollen steigern die Komplexität und müssen daher standardisiert, automatisiert und auch eingehalten werden. Hier wird es Aufgabe der BNetzA sein, klare Vorgaben zu machen und ihre Umsetzung sicherzustellen. Das Netz soll verstärkt eine dienende Rolle einnehmen, aber: die Stabilität ist immer das höchste Gut, daher muss dem Netzbetreiber ein Vetorecht zustehen, mit dem er im Notfall in das Marktgeschehen eingreifen kann, um die Netzsicherheit wahren zu können. 12
13 die Rolle von Smart Metern im Smart Market Smart Meter sind weder Heilsbringer noch die zentrale Smart Grid- Komponente primäre Aufgabe: Bereitstellung digitaler Daten und Weiterleitung an Berechtigte Daten sind die Basis für vielerlei (Markt)-Produkte und Dienstleistungen der Energiezukunft hochaufgelöste Daten für den Netzbetrieb nur in Ausnahmefällen erforderlich (z.b. problematische Stellen im Netz wie z.b. gewisse lokale Einspeisepunkte, kritische Strangpunkte im Verteilernetz, wenn nicht sowieso über separate Messpunkte) intelligente Einspeisezähler werden für die Marktintegration erneuerbarer Energie wichtig werden Schaffung von Verbraucherakzeptanz und damit verbundener aktiver Nutzung wird nicht durch einfachen Rollout erreicht Der Hauptnutzen von Smart Metern liegt im Marktbereich (Smart Market-Komponente) Grundsatz für Effizienz: Es sollten nur diejenigen einen Smart Meter erhalten, die auch den Nutzen daraus ziehen wollen oder wo der Nutzen offensichtlich erscheint Verteilernetze werden nicht durch Smart Meter zum Smart Grid 13
14 Fazit BNetzA unterscheidet Smart Grid und Smart Market Smart Grid = netz interne Themen (intelligenter Netzausbau, Management von Netzkapazitäten, Netzzuständen, Netzsteuerung etc.) primär Netzkapazitätsfragen Smart Market = (verändertes) Nutzerverhalten durch Preise und Anreize im Bereich Energiemengenaustausch (z.b. Lastverlagerung von Kunden in Niederspannung, Energiedienstleistungen, Energieeinsparung u.v.m.) primär Fragen der Energiemengen Konventionelle Energiemärkte werden durch Smart Meter zu Smart Markets Verteilernetze werden nicht durch Smart Meter zu Smart Grids Es gibt weder den einen Masterplan noch das eine Bauteil für Smart Grids Die Systemsicherheit der Netze muss auch in neuen Strukturen unbedingt erhalten bleiben! 14
15 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Ines Reichel Referatsleiterin Energieregulierung Zugang zu den Stromverteilernetzen POSTAL ADDRESSS Tulpenfeld 4, Bonn TEL + 49 (0) FAX + 49 (0) Ines.Reichel@bnetza.de INTERNET 15
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