Zionslieder auf fremdem Boden? Krieg 2014 / Übersicht. A. Prolog auf Reisen B. Mental-habituelle Expressivität C. Epilog im Bett

Transkript

1 Krieg 2014 / Übersicht A. Prolog auf Reisen B. Mental-habituelle Expressivität C. Epilog im Bett

2 Dowe & McNaughton 1969 / Rivers of Babylon By the rivers of Babylon There we sat down Ye-eah, we wept When we remembered Zion When the wicked carried us away in captivity Required from us a song Now, how shall we sing the Lord's song In a strange land? Let the words of our mouth And the meditation of our heart Be acceptable in thy sight Here tonight.

3 The Melodians 1970 / Rivers of Babylon

4 Diethelm & Krieg 2012 / Lebenswelten

5 Krieg 2014 / Grundfrage Kann man Zionslieder singen, wo kein Zion ist? Kann man afrikanische Rhythmik pflegen, wo kein Afrika ist? Kann man ein Gesangbuch preisen, wenn keiner mehr singt? Oder noch mal anders: Kann man jubilieren, wenn es einem die Sprache verschlagen hat?

6 Krieg 2014 / Mental-habituelle Expressivität 1. Öffnung des Religionsbegriffs 2. Wechsel der Perspektive 3. Diversifizierung der Expression 4. Flexibilität des Sitzes im Leben

7 Krieg 2014 / Öffnung des Religionsbegriffs Thesen 1 Religion ist Output und Input. Glaube ist fides quae und fides qua. Religion beginnt mit religiöser Sehnsucht. Religion endet mit dem Heiligen Kosmos. Nichtreligiöse Menschen gibt es nicht. Von Andersreligiösen gibt es mehr, als man denkt. Am Output erkennt man heute die Dekadenz. Das Potenzial erkennt man heute am Input.

8 Krieg 2014 / Wechsel der Perspektive Thesen 2 Kirche macht keine Angebote. Sie gestaltet Gelegenheiten. Konsumarbeit ist nicht ihr Auftrag. Sie organisiert und moderiert Beziehungsarbeit. Gemeinde ist eine Kommunikationsgemeinschaft. Ihre Qualität ist Beteiligung, nicht Kundendienst. Kirche wächst im Perspektivenwechsel. Gottes Kraft bringt alle Akteure in die Wende.

9 Krieg 2014 / Diversifizierung der Expression Thesen 3 Beteiligung diversifiziert. Institutionelle Monokulturen verhindern Wachstum. Wenige Genotypen generieren viele Phänotypen. Expressivität des Glaubens ist immer lebensweltlich. Hierarchien und Königsdisziplinen sind feudal. Die Bibel ist eine Anleitung zum Sprachspiel. Die Bibel liebt den Regenwald. Die Kirche bevorzugt tendenziell die Plantage.

10 Krieg 2014 / Flexibilität des Sitzes im Leben Thesen 4 Der erste Sitz im Leben ist existentiell und religiös. Hier sprechen Welt und Erfahrung. Der zweite Sitz im Leben ist institutionell und theologisch. Hier sprechen Institution und Lehre. Der dritte Sitz im Leben ist nachkultisch und postmodern. Hier sprechen Erinnerung und Sehnsucht. Dasselbe Lied kann alle drei Sitze aufweisen.

11 Krieg 2014 / Rezept Zehn Schritte hin zu lebensweltlicher Kirchenmusik 1. abmachen: Wie viele Gemeinden bilden unsere Region? 2. bestellen: Wie sieht die Lebensweltlage unserer Region aus? 3. auswählen: Welche drei unbekannten Lebenswelten sind im Fokus? 4. einladen: Wer aus den Lebenswelten ist beteiligt an den Projekten? 5. explorieren: Welche Musik ist Trägerin religiöser Expressivität? 6. zuhören: Wie klingt solche Musik, und welche Logistik braucht sie? 7. projektieren: Mit welchen drei Erfahrungen wollen wir weiterkommen? 8. verstärken: Was brauchen die, die erfolgreich unterwegs sind? 9. strukturieren: Welche Ressourcensicherheit macht Erfolg nachhaltig? 10. weitersagen: Was bringen wir fürs kommende Thank you for... mit?

12 Latour 2002 / Jubilieren Die Welt hat den Glauben verloren, heisst es? Nein, der Glaube hat die Welt verloren. Aber ich brauche dieses Neue, diesen Psalter, den keiner in Verse gebracht, diese Liedersammlung, die keiner zusammengestellt, dieses Heiligenbildchen, die keiner koloriert hat.

13 Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne, die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne. O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht, wie schön sind deine Strahlen! Paul Gerhardt 1653 / Ich steh an deiner Krippe hier