Ein Leben. in Extremen

Transkript

1 Ein Leben Franz Wintersberger Freundorf Klaffer am Hochficht, OÖ T.: in Extremen Die außergewöhnliche Geschichte, wie man es von der Unsportlichkeit samt Vollberuf, bis zum Sieger des härtesten Straßenrennens der Welt schaffen kann. Gestaltung: 4Kant Media & IT GmbH -

2 Das hätte ich auch in neun Tagen schaffen können, nach 10 Tagen und 22 Stunden im Sattel quer durch die USA ein Gedanke, der wahrscheinlich vielen absurd erscheint. FRANZ WINTERSBERGER ARBEITET ALS ANGESTELLTER HART AM BAU, MINDESTENS 40 STUNDEN DIE WOCHE - TAG FÜR TAG! TROTZDEM SCHAFFT ER ES ALS AMATEUR ZUM SIEG IM HÄRTESTEN RADRENNEN DER WELT, DEM RACE ACROSS AMERICA. RAAM Race Across America Mit der Teilnahme am härtesten Nonstop-Radrennen der Welt - dem Race-AcrossAmerica sowie dem Sieg in der Altersklasse 50+, krönt Franz Wintersberger seinen sportlichen Ehrgeiz. Das Race Across America (RAAM) ist der Olymp des Extremradsportes Kilometer, Höhenmeter, 4 Zeitzonen, 14 Bundesstaaten, Minus-Grade in den Rocky Mountains, bis 50 Grad plus in der Wüste, Zeitlimit 12 Tage und 5 Stunden. Die meisten Fahrer schlafen nur max. 2 Stunden am Tag, die daraus resultierenden Halluzinationen und der gefährliche Sekundenschlaf in den überlangen Etappen machen das RAAM zum härtesten Ausdauerwettbewerb der Welt. Ultimative Gefahren und Herausforderungen erwarten den Fahrer und sein Team: Überlastung der Gelenke und Nackenmuskulatur, Sehnenschmer- zen, wundes Gesäß, Dehydrierung durch extreme Hitze, Magen- Darm-Probleme, Konflikte innerhalb des übermüdeten Begleitteams wegen Enge und Schlafmangel, etc.. Das Race Across America stellt die maximale Herausforderung für harte Extremsportler dar. Unmögliches möglich machen, als Devise des Mühlviertler Amateursportlers Franz Wintersberger. Man schafft das, was man sich vornimmt und will ist der einfache Grundsatz des Ausdauersportlers. Um das Race Across America erfolgreich zu beenden, muss man während dem Rennen unendliche Schmerzen ertragen, an die Grenzen des körperlich und psychisch Ertragbaren gehen.

3 FRANZ WINTERSBERGER IST UNZUFRIEDEN ER WILL DER REALITÄT ENTFLIEHEN UND SUCHT NACH EINEM VENTIL. Eine außergewöhnliche Geschichte, die unsportlich beginnt: Geboren am 16. April 1963 in Klaffer am Hochficht, wächst Franz Wintersberger im ländlich verschlafenen oberen Mühlviertel auf. Ihm ergeht es wie vielen in der Gegend: Schule, Arbeit, Bundesheer, inhaltslose, oberflächliche Unterhaltung, ein Leben in den Tag. Als Bauernsohn ist er von Kindheit an harte Arbeit gewohnt, das Leben am Land geht beschaulich seine Wege. Eine typische Karriere, ohne klar definierte Ziele und wie ihm scheint, ohne größeren Sinn. Als Jüngster soll er die Landwirtschaft seiner Eltern übernehmen. Er absolviert die Landwirtschaftsschule in Aigen, um danach als Hilfsarbeiter bei einer Baufirma in Ulrichsberg zu arbeiten. Doch schon in seiner Jugend spürt Wintersberger, dass seine Aussichten als Hoferbe und Bauer nicht die Erfüllung seines Lebenstraumes darstellen. Sport in jeglicher Form scheint für Franz damals in weiter Ferne, so kommt es, dass er die Zeit beim Bundesheer übergewichtig und gelangweilt beschließt. Mit den Kameraden wird jede Menge Alkohol vernichtet, nur um die schier endlose Zeit irgendwie totzuschlagen. Franz lernt 1984 die Friseurin Roswitha kennen, mit der er sein Glück findet. Die gemeinsame Tochter Julia kommt 1988 zur Welt. Im Jahr 1993 heiraten die beiden, damals ist er gerade einmal 29 Jahre alt.

4 1993: DER PUNKT OHNE WIEDERKEHR IST ERREICHT. FRANZ NIMMT DEN ERBHOF NICHT AN, ORDNET SEIN LEBEN NEU UND WENDET SICH BERUFLICH WIE PRIVAT VÖLLIG NEUEN ZIELEN ZU. Der einzige Weg aus der Misere scheint die Flucht zu sein, alles hinter sich zu lassen und neu zu beginnen. So kommt es, dass Franz Wintersberger eines Tages seine ausgetretenen Freizeitschuhe anzieht um loszurennen. Planlos, ziellos und keuchend lässt er zwei Kilometer hinter sich. Seine Kondition erlaubt ihm nur mehr langsames Traben, er ist völlig entkräftet. Doch er spürt sie, die Lust den eigenen Körper durch Training zu beherrschen. Er beginnt mit regelmäßiger Bewegung seine Ausdauer langsam zu steigern, er nutzt den Sport um sein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Mit zunehmendem sportlichen Ehrgeiz, möchte Franz nun auch beruflich seine Weichen stellen. Seine Ablehnung gegen moderne Technik und dem Einsatz von Computern legt er ebenso beiseite, wie seine Unsportlichkeit. Nach 10 Jahren in der Landwirtschaft und Hilfsarbeiter auf verschiedenen Baustellen, kommt es 1993 auch beruflich zu radikalen Änderungen, Franz wechselt von der rauen Baustelle ins warme Büro, um einen neuen interessanten Bereich zu übernehmen. Ab sofort ist er zuständig für Einkauf und Kundenbetreuung. Eine völlig neune Herausforderung mit ungewohnten Stress- Situationen, welche nach einer ausgleichenden, körperlichen Betätigung rufen. Als wichtigen Schritt schließt Franz die Ausbildung zum Mountainbike-Lehrwart ohne Vereinsunterstützung ab, zusätzlich beginnt er mit der Teilnahme an zahlreichen Volksläufen, die er ohne nennenswerte Platzierungen absolviert. Franz arbeitet zu der Zeit in der Baufirma, widmet sich privat der Forstarbeit und verbringt seine Freizeit mit hartem Training. Der Sport ist zu einem fixen Bestandteil seines Lebens geworden. Der Wandel zum Leistungssportler - neben Arbeit und Beruf

5 NACHDEM WINTERSBERGER INS HARTE REGELMÄSSIGE TRAINING EINSTEIGT, ÜBERWINDET ER BEREITS NACH DREI JAHREN DIE MARATHON-DISTANZ VON 42,195 KM. Von der Unsportlichkeit in den absoluten Trainingsrausch Als Wintersberger im Jahr 2006 beim Triathlonwettbewerb Ironman Austria teilnimmt, fühlt er sich sportlich unterfordert, er hat sein Trainingsmaximum erreicht. Die Konsequenz: Sein Körper ist übertrainiert, er rebelliert. Wintersberger sucht Rat bei einem Sportmediziner. Plötzlich die Schreckensdiagnose, Verdacht auf Hirntumor. Eine Welt gerät ins Wanken. Eine Computertomografie gibt schlussendlich Entwarnung, doch es muss sich erneut etwas im Leben von Franz ändern. Dr. Helmut Ocenasek erstellt eine fundierte Analyse zum Gesundheitszustand des Extremsportlers sowie einen konkreten Aufbauplan, der dem erhöhten Muskelfaser-Wert nun wieder senken soll. Denn das übertriebene Training, die harte Waldarbeit und die zunehmende Zersetzung der Muskelmasse schaden dem Körper. Durch diese Korrektur schafft er es, seine Ambitionen in eine gesunde Trainings-Dosierung zu verarbeiten, dadurch kann er sein Leistungspotenzial erneut steigern. Neues Trainingskonzept für bessere, konstantere Leistungen Unter der Obhut des anerkannten Trainers DDr. Hochgatterer beginnt Wintersberger 2006 sein Training für bevorstehende Triathlon-Bewerbe. Im Jahr darauf nimmt Franz am Mehrkampf in Lanzarote teil. Drei Marathons hintereinander mit insgesamt 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren sowie 42,2 km Laufen bewältigt er in 11,5 Stunden. Er stellt sich ein Jahr später erneut dieser sportlichen Herausforderung und kann seine Leistung steigern, 10 Stunden und 38 Minuten sind sein neues Spitzenergebnis. Mit einer Zweitplatzierung in seiner Altersklasse gelingt es Franz sich für die WM auf Hawaii zu qualifizieren Antritt beim Ironman in Kärnten, Franz stürzt beim Radrennen und muss wegen einer Verletzung das Handtuch werfen. Im gleichen Jahr startet er beim Ironman auf Hawaii, doch ein Jetlag vom langen Flug macht seiner Gesundheit zu schaffen, er ist bereits vor dem Start entkräftet und erzielt unter 170 Teilnehmern in seiner Altersklasse den 78. Rang. Franz Wintersberger bleibt auch als Hochleistungssportler seinem ursprünglichen Brotberuf treu und unterscheidet sich damit von anderen Athleten in der Leistungsklasse. Er hat seine außergewöhnlichen Erfolge nebenbei geschafft, nie als Profi agiert.

6 Trotz Vollzeitberuf: Beachtliche Platzierungen, samt seelisch-körperlichem Gleichgewicht Im Jahr 2009 beginnt Franz mit dem Bau seines neuen Eigenheims, trainiert hart, schuftet im Wald. Dies alles zusätzlich zu seiner neuen leitenden Funktion in der Baufirma bezieht die Familie ihr neues Haus inklusive eines neunen Trainingsraums. Es folgt erneut viel Schweiß, ein weiteres Jahr arbeitet Wintersberger an seinen sportlichen Fähigkeiten, um schließlich 2011 am Race around Austria teilzunehmen Kilometer legt der 48-Jährige mit dem Fahrrad rund um Österreich zurück, Höhenmeter werden bezwungen, um als Vierter unter den Gesamtteilnehmern im Ziel einzutreffen. Im Jahr 2012 beginnt Franz Wintersberger mit dem Aufbau eines eigenen Racingteams unter der medizinischen Begleitung von Dr. Michael Stöbich, mit dem Ziel, am Bewerb Race Across America teilzunehmen. Das härteste Nonstop-Radrennen der Welt beendet er 2013 mit dem Sieg in der Altersklasse. Lediglich drei von acht Teilnehmern über 50 Jahren erreichen die Ziellinie. August 2013, Streckenrekord beim Race Around Austria (RAA) im 4er-Team (Strasser, Misch, Bauer, Wintersberger). Nach dem Kampf, bedeutet für Franz Wintersberger, vor dem nächsten. An diesem Punkt angekommen weiss der Extremsportler es gibt neue Herausforderungen. Er wird sie finden und sich stellen. Die Gewissheit Unbändiges schaffen zu können, verleihen Flügel. Sie geben vor allem eines seelisches und körperliches Gleichgewicht. Wichtige Etappen zum Erfolg: 2006 Triathlonwettbewerb Ironman Austria 2007 Mehrkampf Lanzarote 2008 Ironman Lanzarote Ironman Austria Kärnten Ironman Hawaii (WM) 2009 Hartes Training, Hausbau 2010 Start der langjährigen Vorbereitung auf das RAAM (Race Across America). Ein intensives, professionelles Training beginnt. Trotzdem arbeitet Franz Wintersberger im normalen Beruf weiter, absolviert das professionelle Training neben seiner täglichen Arbeit 2011 Race around Austria 2013 Sieg in der Klasse 50+ Race Across America 2013 Streckenrekord beim Race Around Austria im 4er-Team (Strasser, Misch, Bauer, Wintersberger)