Vorwort. Prof. Dipl. Ing. Arno Lederer Dekan der Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart
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- Klemens Meissner
- vor 5 Jahren
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1 Vorwort...Vor allem eilte ich in die Caritá: ich hatte in des Palladios Werken gefunden, daß hier ein Klos tergebäude angegeben, in welchem er die Privatwohnung der reichen und gastfreien Alten darzu stellen gedachte. Der sowohl im Ganzen als in seinen Teilen trefflich gezeichnete Plan machte mir unendlich Freude und ich hoffte, ein Wunderwerk zu finden; aber ach! Es ist kaum der zehnte Teil ausgeführt... Mit Enttäuschen vermerkt Goethe in der Italienischen Reise den Unterschied zwischen der ihm vorher durch Literaturstudium bekannten Architektur und dem Original. Schließlich konstatiert er, sich selbst beruhigend, habe die Darstellung des Ideales schwarz auf weiß gedruckt durchaus sei ne Berechtigung. Aus dem Plan und vorgefundenem Torso setzt er sich im Geist das Gesamtwerk zusammen, da auch jener Teil, der zur Ausführung kam, seines himmlischen Genius würdig sei. Es gehört nun einmal zu den Eigenarten der Architektur, dass zwischen dem Gedachten und dem Gebauten manchmal ein himmelweiter Unterschied besteht. Selbst dort, wo mit dem Beispiel eines Versuchsbaus die Nahtstelle zwischen Bauen und Ausdenken gering bemessen ist. Dennoch dient der Versuch lediglich zur Beweisführung eines bestimmten Aspekts, wie zum Beispiel eines konstruktiven Gedankens und bildet nicht die Komplexität ab, die das Bauen in der Realität be stimmt. Dennoch ist das Denken von Architektur, wie in den Entwürfen, die wir in diesem Buch dargestellt finden, die Voraussetzung für ein Gelingen von Architektur in der Realität. Die Zeichnungen, Mo delle und Visualisierungen zeigen die Möglichkeit und nicht die Wirklichkeit. So sind im Übrigen auch die Projektarbeiten zu verstehen, die unter der Rubrik theoretische oder künstlerische Arbeiten neben den Entwürfen einen Bestandteil der Lehre darstellen. Schon Dinokrates, den sich Architekten als Schutzpatron zueigen machten, lehrt uns, wie erst durch das Zusammenwirken von Architekt und Bauherrschaft ein gutes Bauwerk gelingen kann. Dieser Um stand macht es dringend notwendig, dass diejenigen, die durch ihre Spezialisierung nicht nur einen Einfluss auf das Bauen haben, sondern darüber hinaus auch später bestimmen, wer, wie und wo bauen wird, verstehen, was unter einer guten, was unter einer schlechten Architektur zu verstehen ist. Dies ist umso wichtiger, als die Qualität nicht numerisch bewertet werden kann, sondern Qualität eine Frage des Wissens, der Bildung und des Erkennens von Möglichkeiten ist. Denn: Architektur ist eine Sache des Möglichkeitssinns, wie ihn Musil im Mann ohne Eigenschaften im Unter schied zum Wirklichkeitssinn beschreibt. In diesem Sinne zu bilden ist Aufgabe der Fakultät, um dem alltäglichen und immer und weiterhin bestehenden Misstand, den Goethe beim Besuch der Carità beklagt, nicht für immer abzuschaffen, was nie gelingen wird, ihn aber dort, wo unserer Stu dierenden später einmal tätig sind, einzudämmen: Du liebes Schicksal, schreibt er da, dass du so manche Dummheit begünstigt und verewigt hast, warum ließest du dieses Werk nicht zustan de kommen! Prof. Dipl. Ing. Arno Lederer Dekan der Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart In diesem Zusammenhang ist die Bemerkung von Max Bächer zu verstehen, der nicht müde wur de, zu betonen, man studiere Architektur und nicht Architekt. Auch wenn die Fragen der Umset zung im Studium mit großer Selbstverständlichkeit einen großen Raum einnehmen, bedeutet das keineswegs, dass Absolventen mit ihrem Wissen, Können und ihren Fertigkeiten, die sie in der Universität erworben haben, ohne Abstriche für die Büropraxis ausgebildet sind. Das Entwerfen, das an unserer Fakultät nach wie vor den Kern des Studiums ausmacht, ist lediglich das unverzichtbare Rüstzeug für die spätere Praxis, selbst wenn die Studierenden in ihrem Berufsleben in ganz anderen Feldern der Umsetzung tätig sind. Denn ihr Handeln sollte sich immer im Einklang mit dem ursprünglichen Entwurfsgedanken befinden, dem sie mit ihrer Arbeit als übergeordnete Idee dienen. 6 7
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